Zum Inhalt der Seite

Das Geheimnis um Vater

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Prolog
 

"Harry, was genau hat Sirius dir noch mal gesagt?", fragte Ron nun mindestens zum hundersten mal. Ich verdrehte genervt die Augen.

"Nichts.", erwiderte ich trocken. "Er hat mir einen Brief schreiben wollen. Leider hat er ihn nicht mehr zuende geschrieben-." Ich schluckte und verdrängte den Gedanken an Sirius` Tod. "-na jedenfalls wollte er mir etwas erzählen. Etwas über ihn und Dad." Seitdem ich in Sirius` altem Haus diesen angefangen Brief an mich gefunden habe, kann ich kaum noch schlafen. Er beschäftigt mich Tag und Nacht.

"Harry. Was genau suchen wir eigentlich?", fragte Ron und zog eine Buch über zehnköpfige Echsen aus dem Schrank. Hermine verzog angewiderte die Nase.

"Ihh! Ron, leg das weg." Ron grinste und hielt ihr das Buch unter die Nase. "Lass das."

"Guck mal, sind sie nicht süß." Ich zog die Brauen hoch und widmete mich wieder dem Buchregal. Dieser Brief, was genau hatte Sirius noch mal geschrieben:
 

>>Lieber Harry,

ich glaube nicht, dass ich dir das, was ich gleich schreibe, ins Gesicht sagen könnte. Es ist eine grausame Geschichte und ich mag gar nicht dran denken, aber ich finde, es ist an der Zeit, dass du die Wahrheit über mich und deinen Vater erfährst. Und über Snape. Mich schaudert es, wenn ich daran denke. Bitte Harry, du musst versuchen es zu verstehen. Wir waren jung und ich bereue es heute mehr als alles andere. Wenn du das liest, wirst du Snape mit ganz anderen Augen sehen. Hör gut...<<
 

Da war der Brief abrupt abgebrochen worden. Was wollte Sirius mir nur über ihn, Dad und Snape erzählen? Was konnte so schlimm sein, dass er es mir nicht ins Gesicht sagen konnte?

Das Foto

Das Foto
 

Nachts schlief ich kaum noch. Dauernd las ich den Brief und versuchte irgendeine geheime Botschaft zischen den Zeilen zu entdecken. Ron und Hermine hielten mich schon für verrückt. Aber ich war sicher, Sirius hatte mir etwas wichtiges Sagen wollen.

Wenn ich nicht im Unterricht war, durchstöberte ich die Bibliothek nach Büchern, die mir vielleicht weiterhelfen konnten. Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass das, wovon Sirius da geschrieben hatte, in einem der vielen Bücher geschrieben stand. Ich brauchte irgendeinen Anhaltspunkt. Tagelang grübelte ich nach. Ron und Hermine vermochten mich kaum anzusprechen. Und dann, mitten in Zaubertränke fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

"Ich hab`s!", stieß ich aus und sprang auf. Alle starrten mich an.

"Harry, setz dich.", zischte Hermine. Warum errötete sie, wenn ich stand?

"Harry mein lieber, was haben sie?" Verdattert blickte ich zu Slughorn.

"Äh, Professor.", begann ich aufgeregt. "Mir ist gerade etwas wichtiges für Verteidigung gegen die dunklen Künste eingefallen. Kann ich kurz zu Professor Lupin und ihn danach fragen, bevor es mir wieder entfällt?"

"Warum schreiben sie es sich nicht auf, mein Lieber.", fragte Slughorn freundlich. Hermine musterte mich empört, während sich Ron das Grinsen kaum verkneifen konnte. Von Malfoy spürte ich einen verächtlichen Blick im Nacken.

"Oh bitte, Professor. Es ist mir sehr wichtig. Ich verspreche auch, sofort wieder zurück zu sein, wenn das geklärt ist.", sagte ich und sah den korpulenteren Mann bittend an.

"Nun gut, gehen sie. Die Stunde ist eh gleich vorbei. Aber das sie mir nächste Stunde pünktlich auf ihrem Platz sitzen."

"Versprochen!", rief ich und rannte, meine Tasche umschmeißend aus dem Kerker.

"Harry... .", hörte ich Hermine mit entsetzter Stimme murmeln. Ich achtete nicht drauf.

Lupin! Warum war ich nicht gleich drauf gekommen. Er war doch wieder and er Schule. Er musste es wissen. Das Geheimnis.

Schlitternd kam ich vor seinem Büro zum stehen. Ich hoffte, flehte fast, dass er drin war. Mit pochendem Herzen klopfte ich. Nichts rührte sich. Dann... .

"Herein." Die freundlichen Stimme von Lupin drang gedämpft durch das Holz der Tür. Ich öffnete sie und trat ein. Lupin hockte in einem Sessel vor dem Kamin und las. Sein Büro sah aus wie im dritten Schuljahr auch. Auf einem Tisch in der Ecke stand ein Aquarium mit einem Grindeloh, im Schrank neben dem Kamin rüttelte es. Das musste der Irrwicht sein. Der Raum war gemütlich eingerichtet und im Kamin brannte sogar ein Feuer. Es wurde auch langsam kühl, denn es steuerte auf den November zu.

"Oh, Harry.", hauchte Lupin erschrocken. Er wirkte kränklich. Ging es schon wieder auf den Vollmond zu?

"Professor.", sagte ich atemlos und ließ mich auf`s Sofa fallen. Lupin lächelte. "Professor. Was... ." Ich zwang mich, ruhig zu atmen. Ich war so schnell hergerannt, dass es mir schwer fiel.

"Nun komm erst mal zu Atem.", sagte Lupin freundlich. "Möchtest du was trinken?" Einen Augenblick lang wollte ich nicken; aber nein, es gab wichtigeres.

"Professor.", wiederholte ich zum dritten mal. "Sirius hat angefangen, einen Brief an mich zu schreiben, bevor er...sie wissen schon." Ich brach ab und blinzelte kurz die aufsteigenden Tränen weg. "Jedenfalls habe ich den angefangenen Brief gefunden, als ich im Haus der Blacks war. Können sie mir vielleicht sagen, was das bedeutet?" Ich zog den Brief aus meiner Hosentasche (ich schlief praktisch schon mit dem Ding) und überreichten ihn ihm. Interessiert nahm er ihn entgegen und las. Bei jedem Wort weiteten sich seine Augen mehr. Hieß das jetzt, er wusste, worum es ging? Oder war er einfach nur erstaunt?

"Und?", drängte ich begierig.

"Nun.", sagte Lupin und faltete den angefangen Brief zusammen. "Ich habe keine Ahnung, wovon Sirius da gesprochen hatte. Was soll die drei auch schon verbinden bis auf die Tatsache, dass sie sich abgrundtief gehasst haben?" Enttäuscht sank ich tiefer in die Kissen des Sofas.

"Sie haben wirklich keine Ahnung? Nicht mal ne Vermutung?", wagte ich zu fragen. Lupin schüttelte den Kopf.

"Nein, aber ich verstehe, warum es dich interessiert. Was war so schrecklich, dass Sirius es nicht aussprechen konnte?" Lupin legte Daumen und Zeigefinger ans Kinn und starrte an die Decke. Ich fuhr mir durchs Haar. So kam ich nicht weiter.

"Haben sie vielleicht irgendwelche Sachen von Sirius oder meinem Vater?", fragte ich, glaubte jedoch kaum daran, es würde mir weiterhelfen. Lupin markierte die Seite, an der er gerade gelesen hatte, legte das Buch beiseite und stand auf. Aus einer Schublade an seinem Schreibtisch zog er ein kleines Kästchen hervor.

"Ich habe nur ein paar Kleinigkeiten aufgehoben. Wenn du sie sehen willst... ."

"Natürlich will ich!", rief ich und nahm das Kästchen entgegen. Ich entleerte es neben mir und wühlte in den Sachen. Es waren hauptsächlich alte Fotos, allesamt auf Muggelart gemacht.

"Warum sind das Muggelfotos?", wollte ich wissen und begutachtete eins, das James, Sirius, Lupin und Peter zeigte. Alle grinsten und winkten in die Kamera.

"Ich fand das schon immer schöner, wenn man einen Moment festhielt. Das dauernde Gewinke mochte ich noch nie.", antwortete Lupin. Ich gab ein Geräusch von mir, dass ich ihm zugehört hatte und griff nach dem nächsten Bild. Es zeigte James und Sirius. Sirius hatte den Arm um James gelegt und grinste breit. James war in Sirius` Halsbeuge gefangen, schaffte es trotzdem noch zu einer schrägen Grimasse.

"Das Foto wurde in Hogsmeade aufgenommen. Wir waren gerade auf ein Butterbier bei Rosmerta.", erklärte Lupin und deutete auf die Theke im Hintergrund. Ich betrachtete sie, doch mein Blick fiel plötzlich auf was anderes.

"Warum tragen mein Dad und Sirius Armbänder?" Lupin nahm mir das Foto aus der Hand. Er runzelte die Stirn.

"Um ehrlich zu sein: ich weiß es nicht. Das ist mir nie aufgefallen.", gab er zu und sah genauer hin. Ich nahm ihm das Bild wieder weg und strenge mich an, diese winzigen Dinger an ihren Handgelenken zu erkennen.

"Es sieht aus, als wären das Muggelfreundschaftsbänder.", murmelte ich vor mich hin.

"Was für Dinger?", wollte Lupin wissen. Ich sah auf.

"Muggel schenken sich oft gegenseitig das selbe Armband und lassen etwas reinsticken, den Namen des anderen zum Beispiel.", erklärte ich. Der Professor nickte.

"Und, haben Sirius und James was auf ihren stehen?", fragte er und ich hörte ihn noch murmeln, dass er es für unmöglich hielt, dass diese Armbänder ihm nie aufgefallen waren.

"Haben sie einen Lupe?"

"Sicher." Wieder stand er auf und ging zur Schublade. Mit der Lupe konnte ich erkenne, dass auf den Armbändern wirklich etwas draufstand - allerdings nicht in unserer Sprache. Ich reichte Lupin Foto und Lupe und wühlte unterdessen weiter in den Sachen aus der Kiste. Da waren noch Zeugnisse drin, Eintrittskarten für die Quidditchweltmeisterschaft 1978 und etliche Stifte.

"Was ist das für eine Sprache?" Lupin zog das Bild näher ran. "Ich kenne sie nicht." Ich seufzte. Hier war nichts, was etwas mit Sirius` letztem Brief zu tun hatte.

"Ist doch egal.", sagte ich träge.

"Also mich interessiert es. Ich werde es herausfinden. Ich sage dir, was raufsteht, sobald ich es weiß." Ich nickte und erhob mich.

"Danke Professor."

"Gern geschehen.", erwiderte Lupin. "Und sobald du mehr weißt, sag es mir. Sirius hat mir so was nie erzählt oder erwähnt." Er schüttelte ungläubig den Kopf.
 

Ich Gemeinschaftsraum ließ ich mich in einen der Sessel vor dem Kamin fallen. Der Raum war leer. Unterrichtsschluss war erst in zwei Minuten. Ron und Hermine würden also gleich da sein und mich fragen, wo ich denn so dringend hingemusst hatte. Ich würde es ihnen erzählen und genau wissen, dass sie sich wieder aufregen würden.

Wie wahr... .

"Harry, wo warst du?" Hermine hockte sich in den Sessel neben mich, ließ ihre Tasche zu Boden gleiten und blickte mich fragend an. Ron hatte sich sofort in einen der Sessel geschmissen und nur drauf gewartete, dass Hermine fragte.

"Ich war bei Lupin und habe ihn gefragt, ob er etwas über ein Geheimnis von Sirius und Dad weiß.", antwortete ich wahrheitsgemäß. Hermine bedachte mich mit einem ihrem vielen vorwurfsvollen Blicke. Ron schüttelte den Kopf.

"Mensch Harry, gib`s auf, du wirst nie erfahren, was Sirius dir hatte sagen wollen.", sagte Ron.

"Was soll denn das? Sonst wart ihr doch auch immer scharf drauf, irgendwelche Geheimnisse aufzudecken. Ihm ersten Jahr ging es um den Stein der Weisen. Im zweiten war es die Kammer des Schreckens...-und jetzt zieht ihr den Schwanz ein. Wieso?" Mir war klar, dass ich auf Rons einfach Aussage viel zu heftig reagierte, aber ich fand das Verhalten meiner Freunde halt merkwürdig. Hermine holte Luft.

"Harry-.", begann sie. "-wir finden-." Sie tauschte einen vielsagenden Blick mit Ron. "-wir finden, dass ähm...dass Sirius vielleicht nur deine Aufmerksamkeit erregen wollte."

"Was?!", brach es aus mir heraus. Wie absurd war denn das? Hermine zögerte, dann... .

"Na ja, sieh mal, er konnte nicht raus und treffen konntet ihr euch auch nicht. Ihr hattet überhaupt keinen Kontakt. Er hatte vielleicht gehofft, dass du dich wieder mehr für ihn interessierst, wenn er dir etwas von einem Geheimnis über deinen Vater und ihn erzählt... ."

Ich starrte sie an. Ron nickte. Die beiden hatten sie doch nicht mehr alle.

"Wieso bitte schön sollte Sirius mir solch eine Lüge erzählen? Und jetzt sagt nicht, er wollte meine Aufmerksamkeit. Denn die hatte er!" Hermine zuckte leicht zusammen.

"Ach Harry... .", sagte sie und klang dabei, als wäre ich sieben. "...meinst du nicht auch...? Ich meine, was soll dein Vater denn so schlimmes gemacht haben? Meinst du nicht, du siehst Gespenster?"

"Nein, meine ich nicht!", brauste ich auf. "Und Ron, hör endlich auf zu nicken!" Ich sprang auf, warf den beiden noch einen wütenden Blick zu und verschwand im Schlafsaal. Wie konnten sie Sirius nur vorwerfen, er hätte mich anlügen wollen. Er war tot und sie beleidigten ihn! Tränen brannten in meinen Augen, als ich mich ins Bett legte. Die Vorhänge zog ich fest zu.
 

"Harry!", hörte ich jemanden rufen. Ich drehte mich um. Ich stand mitten in der Eingangshalle und wollte gerade zum Frühstück. Da meine Wut auf Ron und Hermine noch nicht verraucht war, hatte ich nicht auf die beiden gewartet. "Harry!" Lupin kam atemlos vor mir zum Stehen.

"Professor.", sagte ich verwundert. "Guten Morgen."

"Guten Morgen Harry, guten Morgen." Er rang nach Luft. "Ich...ich habe die Schriftzeichen auf den Armbändern analysiert. Die ganze Nacht. Nach deiner Geschichte brannte ich darauf mehr zu erfahren - und stell dir vor, ich habe mehr erfahren." Ich riss die Augen auf.

"Echt! Was denn?"

"Harry, die Schrift auf den Armbändern ist Meerisch und da steht: >Unser Geheimnis liegt hinter der Braut.<"

"Hinter der Braut.", wiederholte ich. "Was soll das bedeuten?"

Das Tagebuch

Das Tagebuch
 

Lupin sah mich an und ich las in seinen Augen, dass wir das selbe dachten.

"Gehen wir?", fragte er. Ich nickte. Gemeinsam wandten wir uns ab von der großen Halle und eilten die Treppen empor.

"Was meinen Sie, werden wir etwas finden?" Ich atmete schwer.

"Madame Pince kann uns sicher etwas sagen. Sie kennt ihre Bücher ja praktisch auswendig.", entgegnete Lupin und nahm immer zwei Stufen auf einmal. Lupin betrat als erster die Bibliothek. Ich folgte ihm auf den Fuß.

"Guten Morgen Madame Pince.", grüßte er die Bibliothekarin freundlich. Ich nickte stumm um seine Worte zu bestätigen.

"Oh, guten Morgen Professor.", grüßte die sonst muffelige Frau sehr freundlich und strahlte Lupin entgegen. Sie schien ihn zu mögen. "Schön, dass sie mal wieder vorbeischauen." Lupin lächelte sie an, kam dann auch sofort zur Sache.

"Madame Pince, was können sie mir über >die Braut< sagen?" Ich sah zu ihm hoch. Dann blickte ich zu der grimmig wirkenden Frau uns gegenüber. Sie überlegte kurz.

"Hmmm...>die Braut<. Das ist ein Bisschen zu allgemein. Können sie mir etwas mehr Informationen geben. Es gibt vieles, was auf diesen Titel zutreffen würde.", antwortete sie langsam. Ich hoffte, es gab nicht all ZU viel.

"Können sie mir alles geben, was sie darüber haben?", bat Lupin. Sie nickte und rauschte zwischen die Buchregale. Einige Minuten verstrichen, in denen Lupin gedankenverloren an die Decke starrte. Ich wartete gespannt auf die Bibliothekarin. Es war erstaunlich, wie nett sie sein konnte. Ich kannte sie nur als grimmige, alte Frau. Sie kam wieder, einen Stapel Bücher auf den Armen. Lupin nahm ihr sofort die Hälfte ab. Ich nahm die andere Hälfte.

"Danke.", sagte sie und seufzte. "So, das sind einige. Es gibt noch mehr. Wenn sie möchten, suche ich sie bis morgen früh alle heraus.", bot sie an. Lupin strahlte.

"Das würden sie machen?! Das wäre wirklich nett von ihnen." Ein Hauch rosa erschien auf ihren Wangen.

"Ich mache es doch gerne, wo sie mich doch so lieb drum bitten.", säuselte sie. Ich verdrehte die Augen. Von wegen >...so lieb drum bitten...<, sie hatte sich ihm ja praktisch vor die Füße geworfen. Nur schwer konnte ich ein Grinsen verkneifen. Kaum zu glauben, dass ausgerechnet Madame Pince sich in Lupin verknallt hatte. Das musste ich sofort Ron und Hermine erzählen. Ach ja, ich sprach ja nicht mehr mit ihnen. Seufzend folgte ich Lupin, der sich freundlich von der strahlenden Madame Pince verabschiedet hatte, aus der Bibliothek in sein Büro. Beinah rennend stieß Lupin seine Bürotür auf. Ich hastete hinterher, warf die Bücher auf das Sofa und hockte mich daneben. Eigentlich hätte ich bei Zauberkunst sein müssen, aber das war wichtiger. Nur leider schien Lupin meine Gedanken gelesen zu haben.

"Harry, du gehst jetzt besser zum Unterricht. Ich werde mir die Bücher ansehen. Und wenn du frei hast, kommst du einfach her."

"Aber... .", setzte ich zum Protest an.

"Kein Aber, du hast gestern schon Zaubertränke geschwänzt. Was meinst du, wie unangenehm das für mich war, als Professor Slughorn mich fragte, ob ich dir bei deiner Frage habe helfen können." Ernst blickte er mich an. Widerwillig erhob ich mich, ließ das Buch, was ich eben noch in die Hand genommen hatte, fallen und ging zur Tür.

"Aber wenn sie was in Erfahrung bringen, dann sagen sie mir sofort bescheid." Ich ergriff den Türknauf.

"Versprochen."
 

Zauberkunst war wie immer fürchterlich langweilig. Wir mussten eine Wasserfontäne aus unserem Zauberstab hervorbringen. Hermine machte sich einen Spaß daraus, Ron mit ihrer zu bespritzen. Es war faszinierend mit anzusehen, wie sie sich mal im Unterricht gehen ließ. Ron fand das allerdings nicht ganz so prickelnd. Denn er bekam keine Wasserfontäne zustande und musste sich gnadenlos von Hermine nass spritzen lassen. Ich achtete nicht besonders auf die beiden. Eigentlich hätte es mich gejuckt, ihnen von meiner (eher Lupins) Entdeckung zu berichten, aber sie würden mich wieder für verrückt erklären, also ließ ich es bleiben.

"Harry, bist du immer noch sauer?", fragte Hermine, während sie zusah, wie Ron verzweifelt versuchte, sich trocken zu zaubern. Dabei setzte er seinen Umhang in Brand. Lachend löschte Hermine ihn mit einer Wasserfontäne.

"Ja.", antwortete ich grimmig und wedelte mit dem Zauberstab. Eindeutig etwas zu heftig, denn ein Schwall Wasser schoss draus hervor und riss Dean fast aus den Schuhen.

"Entschuldige.", murmelte ich halbherzig und widmete mich wieder dem Brief auf meinen Tisch. War es >die Braut<, von der Sirius hatte erzählen wollen. Oder ging es um etwas ganz anderes. Ich fuhr mir durchs Haar.

"Das ist zum verrückt werden.", zischte ich und schmiss meinem Zauberstab auf die Tischplatte. Er prallte davon ab und landete klappernd auf dem Boden. Ron hob ihn auf.

"Hier.", sagte er und reichte ihn mir. Dabei sah er mich mitleidig an.

"Was?!", fauchte ich. "Bin ich etwa zu bemitleiden, oder warum siehst du mich so an?" Ron zuckte leicht zusammen, weil ich so schrie. Glücklicherweise hatte Lavander in genau diesem Moment einen Vase umgestoßen und das Zerscheppern eben dieser übertönte meinen Wutausbruch.

"Aber Harry, schrei ihn doch bitte nicht so an. Wir meinen es nur gut mit dir.", sagte Hermine und versuchte, ruhig zu bleiben.

"Ach, und als ich letztes Jahr gesagt habe, Malfoy plant etwas und Snape ist sein Komplize, habt ihr es da auch nur gutgemeint?", fauchte ich. Hermine zuckte zusammen. "Ja, da siehste mal, was passiert, wenn ihr es gut meint. Ich weiß, wie es ist, wenn einem keiner glaubt. Bin praktisch dran gewöhnt. Also lasst eure >gutgemeinten< Ratschläge und turtelt weiter miteinander rum!" Beide liefen rosa an. Vielleicht war ich zu weit gegangen, aber das mir die beiden dauernd aufs Neue hin nicht glaubten, machte mit wahnsinnig.

In den nächsten paar Stunden redeten wir kein Wort miteinander. Ron schien immer noch durcheinander, weil ich behauptet hatte, er würde mit Hermine turteln. Und Hermine wirkte gekränkt. Eigentlich kränke sie doch mich und nicht umgekehrt. Egal, es gab wichtigeres. >Die Braut<.

Als ich in meiner Freistunde vor dem Mittagessen zu Lupin ins Büro kam, war er nicht da. Wahrscheinlich unterrichtete er gerade. Na ja, gut. Würde ich halt alleine suchen. Die Bücher lagen immer noch auf dem Sofa. Nur ein kleiner Stapel lag ordentlich auf dem Tisch. Das war wohl der, den Lupin schon durchgeschaut hatte. Ich schmiss mich aufs Sofa, griff mir eins der Bücher und schlug es auf. Es war ein Buch über Hexen im Mittelalter. >Die Braut< war schnell im Inhaltsverzeichnis gefunden. Es handelte sich um eine Hexe, die um 1685 gelebt hatte und die Braut von genau zweiunddreißig Prinzen und Königen gleichzeitig gewesen war. Sie beherrschte Metamorphose; also war sie ein Formwandler. So gelang es ihr, mit allen gleichzeitig verheiratet zu sein. Ohne groß nachzudenken war mir klar, dass diese >Braut< kaum gemeint sein konnte. Ich packte das Buch auf den Stapel für schon gelesene Bücher und langte nach dem nächsten. Dieses Buch handelte über giftige Pflanzen. Es gab eine Blume, die hieß >die Braut<. Sie war hochgiftig und sehr selten. Man hatte sie früher verwendet um Riesen zu töten, da ihr Gift schnell und effizient wirkte. Ich schlug das Buch zu. Dies war auch nicht das richtige.

Nach dem zehnten Buch fiel ich seufzend nach hinten in die weichen Kissen des Sofas. Ich hatte mir so viel erhofft. Ich hatte wirklich gedacht, durch diesen Heinweiß endlich mal ein Stückchen weiterzukommen. Aber Pustekuchen; ich war immer noch dort, wo ich angefangen hatte.

Das Mittagessen ließ ich aus. Lupin kam und zauberte ein paar Sandwichs. Hungrig futterte ich drauf los und las das (aus meiner Sicht) millionste Buch.

"Hier ist auch nichts!", stieß ich wütend aus und warf das Buch in die Ecke.

"Harry, beruhige dich.", sagte Lupin und sah mich an. "Wenn du dich aufregst, bringt uns das auch nicht weiter." Ich schloss die Augen.

"Ich weiß... .", murmelte ich." ...aber ich suche schon solange und endlich dachte ich, etwas gefunden zu haben... ." Lupin lächelte leicht.

"So schnell geht das nicht. Obwohl ich deine Gefühle durchaus verstehen kann." Er klopfte mir väterlich auf die Schulter. "Na komm, lass uns noch ein Bisschen schauen. Dann kannst du in den Unterricht."
 

Mein Streit mit Ron und Hermine nahm gewaltige Ausmaße an. Denn nach dem Unterricht, als ich in den Gemeinschaftraum kam, wollten die beiden mich mit einem Fluch belegen, damit ich >mir nicht wieder die Nacht um die Ohren schlug<, wie Hermine besserwisserisch behauptet hatte. Gott sei Dank reagiert ich sofort und blockte den Zauber ab, so dass Hermine, nun mit einem Lähmungszauber auf dem Boden lag und entsetzt an die Decke stierte.

"Tja, das war wohl nichts.", bemerkte ich trocken und trat über sie rüber. Ron war sofort hingehechtet und hatte den Gegenzauber gesprochen. Mir war klar, das er ihn vorher geübt hatte. Denn diesen Zauber hatte er sonst nie hingekriegt.

"Ihr solltet es lassen.", sagte ich, halb auf der Treppe zum Jungenschlafsaal stehend. "Ich werde das Geheimnis lüften - mit oder ohne euch." Ich spürte Rons Blick, der mir die Treppe hoch folgte. Nun übertrieben die Beiden aber maßlos. Sie wollten es nicht? Okay - dann sollten sie sich gefälligst raushalten. Aber mich zu verfluchen - ich konnte es nicht fassen. Und solche Leute bezeichnete ich als meine besten Freunde.

Geknickt ging ich nach dem Abendessen zu Lupin. Klar war ich sauer auf meine Freunde - aber trotzdem hätte es mich irgendwie gefreut, wenn sie mir geholfen hätten statt mir Steine in den Weg zu legen. Gemeinsam haben wir bisher jedes Rätsel gelöst. Ich verstand nicht, warum sie sich auf einmal so dagegen sträubten.

"Hallo Harry.", grüßet Lupin freundlich als ich sein Büro betrat. Ich sah auf. Der Professor war nicht alleine. Neben ihm, eine dampfende Tasse Tee in der Hand, saß Tonks. Ach ja, seit ein paar Monaten waren die beiden ja ein Paar. Mein Gehirn hatte dies irgendwie noch nicht gespeichert.

"Hallo Tonks.", sagte ich und trat an den Tisch. Sie stellte ihre Tasse ab.

"Harry, wie geht es dir?" >Wunderbar<, wollte ich antworten, aber das wäre gelogen.

"Nun ja, eigentlich nicht so gut.", begann ich und erzählte ihr von meinem Streit mit Ron und Hermine. Sie nickte verständnisvoll.

"Ich verstehe dich...", sagte sie. "Aber ich verstehe auch deine Freunde. Sie machen sich Sorgen..."

"Aber sonst war es ihnen egal. Sonst haben sie immer mitgemacht. Und jetzt, wo es mir so wichtig ist, lassen sie mich einfach im Stich!", brach es aus mir raus. Lupin zog mich neben sich aufs Sofa.

"Sieh mal Harry.", sagte er ruhig. "Immer, wenn du in irgendeinem Geheimnis gewühlt hast, bist du im Krankenflügel gelandet. Sie wollen einfach nicht, dass dir etwas passiert."

"Aber wenn sie mir helfen würden, ginge es viel schneller und außerdem wären wir dann zu dritt, falls was passieren würde.", murmelte ich und nahm mir einen Keks aus der Schale vom Tisch.

"Sicher. Aber trotzdem solltest du dich mit ihnen vertragen. Wenn sie dir nicht helfen wollen, ist das ihre Entscheidung." Tonks lächelte mich über den Tisch hinweg an. Ich fuhr mir durchs Haar und nickte.

"So, und nun erzählt mir mal von eurem Geheimnis!", sagte Tonks nüchtern und griff sich ebenfalls einen Keks. Ich erzähle ihr in kurzen Sätzen, um was es sich handelte. Als ich endete, verschluckte sie sich an ihrem Keks. Lupin klopfte ich sachte auf den Rücken.

"Was hast du?", fragte er besorgt.

"Dieses Geheimnis hat Sirius in seinem Tagebuch erwähnt. Es ist bei mir zu Hause. Ich habe es nicht gelesen, da ich es für gemein empfunden habe, das Tagebuch eines Toten zu lesen. Aber als es mir versehentlich heruntergefallen ist, las ich etwas über ein Geheimnis von ihm und James. Ich habe es schnell wieder zugeklappt und in die Schublade getan. Vor ein paar Tagen habe ich es dann neben seinem Grab verbuddelt. Damit er immer noch drin lesen kann." Sie lächelte gequält.

"Warum hast du es mir nie gezeigt?", fragte Lupin empört. Ich beachtete ihn nicht. Viel wichtiger war: >Was stand drin?<.

"Tonks, kann ich es ausgraben?" Sie starrte mich an, als wäre ich von allen guten Geistern verlassen worden.

Der Geheimgang

Der Geheimgang
 

"Komm schon Tonks.", bat ich. "Ich bringe es auch zurück. Aber sieh mal, es ist wichtig für mich." Immer noch entsetzt sah sie mich an. Dann schüttelte sie den Kopf.

"Nein, du wirst Sirius` Grab nicht schänden!" Ich erhob mich.

"Ich möchte es auch gar nicht schänden. Ich werde das Tagebuch holen, es lesen und gleich wieder zurückbringen." Entschlossen blickte ich sie an. "Bitte Tonks." Lupin strich ihr über den Arm.

"Lass den Jungen doch das Geheimnis um seinen Vater lüften. Du würdest das doch auch wollen." Sie schluckte.

"O...okay.", sagte sie schließlich. "Aber nur, wenn ich es hole."
 

Trotz der Tatsache, dass Ron und Hermine herzlich wenig Interesse an meiner Tätigkeit zeigten, erzählte ich ihnen von dem Tagebuch. Ich hatte beschlossen, Tonks` Rat wahrzunehmen und mich wieder mit ihnen zu vertragen. Wiederwillig hatten sie meinen Ausführungen mitangehört und zugestimmt, sich wieder mit mir zu vertragen, wenn ich sie als Gegenleistung nie um Hilfe in dieser Sache bitten würde.

Es war ein trüber Novembertag. Tonks war immer noch nicht mit dem Tagebuch aufgekreuzt. Ab und zu fragte ich mich, ob sie es sich doch nicht anders überlegt hatte. Lupin meinte zwar immer, sie würde bald kommen. Meiner Meinung nach wirkte er dabei allerdings alles andere als überzeugend.

Slughorn lächelte mich an, als ich mich an meinen Tisch mit Ron, Hermine und Ernie McMillan setzte. Malfoy funkelte wie immer böse in meine Richtung. Kein Wunder, jetzt musste er sich ja anstrengen um gute Note in Zaubertränke zu bekommen. Bei Snape wurde ihm ja alles in den Schoß geworfen. Snape...und wieder waren meine Gedanken bei dem ungelüfteten Geheimnis. Was um alles in der Welt verband Snape, meinen Vater und Sirius miteinander? WAS?!

"Was was?", fragte Ron. Röte schoss in meine Wangen.

"Habe ich etwa laut gesprochen?" Hermine nickte und packte ihr Buch aus. Ron grinste. Slughorn begann etwas über einen Unsichtbarkeitstrank zu erzählen, der jeden, der ihn trank für einige Stunden unsichtbar machte. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Insgeheim hoffte ich ja, heute Abend Tonks bei Lupin anzufinden.

"Harry mein Junge, kannst du uns sagen, wie man die Holunderwurzeln schneiden muss, um die Wirkung des Unsichtbarwerdens zu erzielen?" Ich zuckte zusammen. Was wollte er von mir? Welche Wurzeln?

"Äh...Man ähm... .", begann ich verzweifelt zu sprechen. Hinter mir hörte ich Malfoy feixen. "Nun man muss...man schneidet sie am besten in kleine Scheiben,...denke ich." Slughorn strahlte.

"Genau. In kleine Scheiben.", echote er begeistert. "Wer kann mir sagen, wieso?" Erleichtert atmete ich auf. Das war knapp.

Etwas traf mich am Hinterkopf. Ich wandte mich um und sah, wie Malfoy grinsend auf den Boden deutete. Ich sah hin und entdeckte ein Stück zusammengerolltes Pergament. Argwöhnisch hob ich es auf und entfaltete es.
 

>> Mehr Glück, als Verstand << ....
 

...stand da. Ein Männchen, dass sich erhängte, war direkt darunter gezeichnet. Ich zerknüllte das Stück Papier und setzte es mit einem Stups meines Zauberstabs in Brand. Als ob mich so was ärgern würde.

Als es läutete war ich der erste, der rauslief. Hastig spurtete ich durch einige Gänge und dann in einen Geheimgang, der meiner Meinung nach direkt vor Lupins Büro endete. Der Vorhang, der diesen Gang versteckte, schwang zurück und ich befand mich in ewiger Finsternis.

"Lumos." Ein kleines, helles Licht erschien an meinem Zauberstab. Ich konnte das Ende des Ganges nicht sehen. Komisch, eigentlich war der Gang recht kurz und man konnte grundsätzlich Lichtumrisse des anderen Vorhangs sehen. Ich wandte mich um. Erschrocken sog ich die Luft ein. Der Vorhang - mein Eingang - war verschwunden. Perplex tastete ich nach dem Stoff, der da hätte sein müssen. Er war weg. Weg; einfach so.

Plötzlich hörte ich Schritte. Welche, die es ziemlich eilig zu haben schienen. Ich hatte keine Zeit mehr, weiter darüber zu grübeln, warum mein Geheimgang nicht mehr so war, wie ich ihn kannte. Mein Körper wurde an die Wand (da war eine?) gedrängt, mein Zauberstab fiel zu Boden. Das Licht an dessen Spitze erlosch.

"Still.", zischte eine Stimme. Sie atmete schwer. Ich rührte mich nicht (war eh nicht möglich, klebte nämlich an der Wand). Einige Minuten geschah nichts. Alles war Dunkel. Ich wusste weder wo ich war, noch wer mich hier an die Wand quetschte. Mein Herz pochte laut. Auf einmal wurde ich geblendet. Helles Licht strömte über mich und... .

"Malfoy?", hauchte ich erschrocken. Doch der blonde Junge achtete gar nicht auf mich. Er blickte hoch in die Augen von dem Lichtspender. Mein Herz sank mir in die Hose. Snape.

"Hallo Potter.", sagte er gehässig grinsend. Ich schluckte und beschloss insgeheim, nie wieder unnötigerweise einen Geheimgang zu verwenden von dem ich nicht hundertprozentig wusste, ob er noch intakt war.

"Hallo Professor.", grüßte Malfoy höflich. "Es tut mir leid, dass sie uns in solch einer Lage erwischen mussten und ich verspreche, dass es nie wieder vorkommen wird." Was redete er denn da? Welche Lage?

"Hey... .", wollte ich sagen, doch kein Ton entwich meinen geöffneten Lippen. Jemand musste mir einen Silencio aufgeschwatzt haben.

"Schon gut, Draco.", erwiderte Snape und bedachte mich mit einem Blick, der abgrundtiefen Hass bedeutete. "Aber ich bitte sie eindringlichst, dies möglichst irgendwo zu machen, wo sie keiner erwischen kann." Malfoy nickte. Er log Snape gerade eiskalt ins Gesicht und wurde noch nicht mal rot. Und ich...ich klebte an der Wand und bekam keinen Ton heraus, mit dem ich diese absolut eklige Situation hätte aufklären können.

Snape nickte Malfoy vielsagend zu und verschwand in der Dunkelheit. Der Lichtkegel, der an der Spitze seines Zauberstabs leuchtete, wurde rasch kleiner.

Malfoy sah ihm kurz nach. Dann wandte er sich zu mir. Ohne ein Wort zu sagen packte er mich am Handgelenkt, nuschelte etwas vor sich hin und zog mich zurück in den Gang, in dem ich gerade eben noch gewesen war. Und endlich, endlich konnte ich wieder sprechen.

"Was soll das?!", fauchte ich. Mein Handgelenkt tat ein Bisschen weh, weil er so fest zugepackt hatte. Aber das war ja wohl das kleiner Übel. "Was bitte schön für eine Lage meintest du eben?" Malfoy musterte mich geringschätzig.

"Wäre es dir lieber gewesen, Snape hätte dich dort alleine erwischt und dir Nachsitzen aufgebrummt?" Mein Gehirn arbeitete. Es machte >klick<.

"Du...du hast mich gerettet?", entwich es mir fassungslos. Der Slytherin wandte sich ab.

"So etwas in der Richtung.", murmelte er. Ich zog die Braue hoch.

"Wieso?", fragte ich skeptisch. "Was springt für dich bei raus. Mit wem hast du um was gewettet?" Er antwortete nicht. Der blonde Junge starrte finster an die Wand. Was hatte er überhaupt in diesem Gang zu suchen? Und woher wusste er so genau, dass Snape auch da war?

"Was hast du da eigentlich gemacht?"

"Ich habe mit niemandem gewettet, Okay?!", schrie er aufgebracht. "Und jetzt lass mich in Ruhe? Es geht dich nichts an, was ich da gemacht habe. Deswegen habe ich dir auch geholfen. Halt dich einfach von diesem Gang fern!" Mit großen Schritten durchquerte er den Gang und ließ mich völlig verwirrt zurück.

Auf dem Weg zu Lupin ging mir dieses Ereignis nicht aus dem Kopf. Was machte Malfoy interessantes in diesem Geheimgang? Warum hatte er ihn >umgebaut<. Und wieso zum Kuckuck war Snape auch da gewesen? Noch so `ne Sache, die mein Interesse geweckt hatte. Ich fuhr mir durchs Haar. Wie sollte ich an beidem dran bleiben ohne völlig durchzudrehen? Klar wollte ich Dads Geheimnis lüfte - aber Malfoy war so `ne Sache. Er führte grundsätzlich etwas im Schilde. Nichts gutes natürlich. Und wenn es mit Voldemort zu tun hatte, musste ich herausfinden, was es war.

Ich klopfte an Lupins Tür. Hastig verdrängte ich den Gedanken an Malfoy.

"Herein.", sagte eine Stimme. Ich trat ein. Tonks saß neben Lupin auf dem Sofa und wirkte unnatürlich blass.

"Was ist denn los?", fragte ich sofort und ging zu den beiden. Tonks sah zu mir hoch. Sie zitterte.

"Das Tagebuch...es ist weg."

Die Braut

Die Braut
 

Ich konnte es nicht fassen. Tonks hatte versichert, dass keiner außer ihr von dem Buch wusste, geschweige denn, dass sie es bei Sirius` Grab vergraben hatte. Aber anscheinend hatte doch jemand bescheid gewusst.

"Mist!", zischte ich und raufte mir die Haare. Ich hörte einen lauten Schnarcher und fuhr zusammen. Ron. Erleichtert atmete ich auf.

Seit Stunden schon lag ich wach und grübelte. Mein einziger Anhaltspunkt war weg. Jetzt blieb mir nur noch >die Braut<, mit der ich immer noch nichts anfangen konnte. Hätten Dad und Sirius nicht etwas konkreteres auf ihre Armbänder schreiben können?

Und dann war da noch die Sache mit Malfoy, Snape und dem Geheimgang. Die führten bestimmt wieder irgendwas im Schilde. Für Voldemort? Oder für sich selbst? Ich ballte die Hände zu Fäusten und schlug auf mein Kissen. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Und gelernt hatte ich auch noch nicht. Verwirrte und wütend schloss ich die Augen und grummelte mich in den Schlaf.
 

Die Wochen vergingen und es ergab sich nichts neues. Ich hatte wieder angefangen in Büchern nach >der Braut< zu suchen. Diesen Begriff gab es oft, aber in den allermeisten fällen war er so schwachsinnig, dass nicht mal Neville ihn ernst genommen hätte.

Draußen wurde es immer kälter. Der Schnee immer dichtern. Weihnachten kroch auf mich zu. Für so was hatte ich ja im Moment gar keinen Nerv. Ich musste zwei sehr wichtige Geheimnisse lüften. Hermine zeigte wie immer absolut kein Verständnis für meine >Albernheiten<. Selbst die Sache mit Malfoy juckte sie kein Stück. Und das, obwohl er vor zwei Jahren mitgeholfen hatte, Dumbledore zu ermorden.

"Harry.", sagte Hermine und sah mich eindringlich an. "Malfoy wurde von Voldemort verstoßen. Das wissen alle. Er wird nichts für ihn tun. Vielleicht versucht er Snape zu überreden, ihm die Prüfungsaufgaben zu geben oder so was." Ich schnaubte.

"Ganz bestimmt." Ich schwang mir meine Tasche über die Schultern, bedachte sie und Ron, der ihre Worte benickt hatte, mit einem finsteren Blick und ging zum Portraitloch.

"Falls ihr es schon vergessen habt: vor zwei Jahren hat Malfoy Dumbledore praktisch selbst umgebracht."

Geistesabwesend schlurfte ich durch die Gänge. Zu Lupin wollte ich nicht, da Tonks bei ihm war. In die Bibliothek wollte auch nicht. Die staubigen Bücher hingen mir schon zum Hals heraus. Was Hermine nur an diesen Wälzern so toll fand. Es war reiner Zufall, dass ich an dem Wandbehang vorbeiging, hinter dem Malfoys Geheimgang war. Doch als ich es bemerkte, blieb ich augenblicklich stehen. Der Vorhang bewegte sich leicht obwohl es im Gang völlig windstill war. Verstohlen sah ich nach links und rechts. Dann hob ich die Hand und schob das Stück Stoff langsam zur Seite. Erschrocken ließ Malfoy seinen Zauberstab fallen. Ich war mir sicher, dass sich etwas hinter ihm bewegt hatte. Doch jetzt, wo ich genauer hinsah, war da nichts. Malfoys Blick verfinsterte sich.

"Was machst du hier, Potter?!", knirschte Malfoy, trat aus dem Geheimgang und riss mir den Vorhang aus der Hand. "Ich hatte dir doch gesagt, du sollst einen großen Bogen um diesen Gang machen."

"Und seit wann tue ich, was du sagst?", erwiderte ich trocken. Wütend ballte Malfoy die Fäuste.

"Wenn dir dein Leben lieb ist, bleib von hier weg." Er ließ den Vorhang zufallen und ging einige Schritte. "Ich meine es nur gut." Weg war er. Abermals stand ich komplett verwirrt in diesem Gang. Das Stück Stoff neben mir bewegte sich nicht mehr. Mein Herz schlug hart gegen meine Brust. Natürlich tat Malfoy hier etwas gefährliches. Warum sonst sollte mir mein Leben lieb sein? Davon mal ganz abgesehen? Warum war IHM mein Leben lieb? Was machte er da drin? Mit forschenden Augen betrachtete ich den Wandbehang, der jetzt ganz still vor sich hin baumelte.
 

Nach dem Abendessen ging ich dann doch bei Lupin vorbei. Ich klopfte und hörte ein Herein. Der Lehrer saß neben Tonks auf dem Sofa und trank Tee.

"Oh, hallo Harry.", begrüßte er mich. Ich nickte zur Begrüßung. Tonks schüttelte nur den Kopf, als ich sie ansah. Keine Spur von dem Tagebuch also.

"Ich wollte nur mal kurz reinschauen, ob sie was neues herausgefunden haben."

"Nichts.", erwiderte Lupin. "Willst du vielleicht einen Tee?"

"Nein danke. Ich geh dann mal. Muss noch lernen." Gerade wollte ich mich umdrehen als mein Blick auf ein Stück Pergament auf Lupins kleiner Kommode fiel. Ich ging einige Schritte drauf zu.

"Was ist das?", fragte ich. Lupin sah kurz hin, was ich meinte und antwortete: "Das ist eine Liste für Filch. Sachen, die er restaurieren soll. Professor McGonagall hat mich gebeten, sie ihm zu geben." Mit zittrigen Händen griff ich nach der Liste. Da war sie. In großen, geschwungenen Lettern stand da: >Das Gemälde die Braut. Vierter Stock; dritter Gang.<.

"Pro...Professor.", würgte ich hervor. "Ich hab sie. Ich habe die Braut gefunden!" Lupin sprang auf. Tonks folgte ihm, als er mit wenigen Schritten das Zimmer durchquerte und neben mir zum Stehen kam. Sein Atem ging schnell, als er mir die Liste aus der Hand nahm.

"Oh mein Gott. Wirklich.", hauchte er. "Welche Braut hätten Sirius und James sonst gemeint haben können? Dass mir das nicht gleich aufgefallen ist, als ich die Liste bekommen habe... ."

"Gehen wir.", sagte Tonks nur und wir drei eilten ein Stockwerk höher (Lupins Büro war im dritten).

"Dritter Gang, dritter Gang.", murmelte Lupin vor sich hin und blickte abwechselnd auf das Pergament und durch die Gänge. "Da!" Er deutete auf ein Gemälde mitten im Gang. Wir gingen näher ran. Ein paar Sechsklässler gingen mit neugierigen Blicken an uns vorbei. Wir achteten nicht drauf.

"Die Braut.", sagte ich mit heiser Stimme. Das Bild vor uns war definitiv >die Braut<. Es zeigte eine Frau in einem weißen Brautkleid mit Spitze. Sie hielt einen Blumenstrauß in beiden Händen und strahlte uns an. Im Hintergrund konnte man eine Kirche sehen.

"Hallo.", sagte Lupin atemlos. "Bist du >die Braut<?" Ich zog die Braue hoch. Was für eine Frage, das war doch offensichtlich. Sie nickte. Tonks starrte wie gebannt auf das Kleid.

"Weißt du...ich meine... ." Lupin stotterte. Ihm fielen eindeutig nicht die passenden Worte ein. Mir schon.

"Kennst du das Geheimnis von James Potter und Sirius Black?", fragte ich ernst. Sie sah mir in die Augen und lächelte.

"Oh ja, die kenne ich." Ich horchte auf.

"Bitte sag es uns!", bat ich. Sie schüttelte den Kopf.

"Ich kenne es nicht. Ich verberge es nur." Ich ging einen Schritt auf sie zu und strich über ihr Kleid.

"Bitte. Wie können wir es sehen?"

"Rein darf nur ihr Nachfahre." Mein Herz begann zu pochen. Endlich! Endlich!!

"Ich bin James` Sohn."

"Beweis es.", forderte sie. Lupin und Tonks folgten mit offenen Mündern meinem Gespräch mit der Braut.

"Wie?", wollte ich wissen.

"Dein Blut."

"Blut!", wiederholte ich erschrocken.

"Ja, gib mir etwas davon." Ich schluckte. Da hatten Dad und Sirius sich ja was ausgedacht. Schwer atmend zog ich das Taschenmesser, was Sirius mir mal zu Weihnachten geschenkt hatte, aus meiner Hosentasche. Tonks zuckte hinter mir.

"Nein.", zischte Lupin. "Wir sind so nah dran. Ich werde die Wunde nachher heilen." Noch einmal tief einatmen...mit einem Ruck Schnitt ich mir tief in den Finger und drückte diesen gegen das Gemälde. Die Braut schloss die Augen und seufzte.

"Ja, definitive James Sohn.", sagte sie und öffnete die Augen. Dann schrie sie. Ich hörte einen dumpfen Schlag. Dann noch einen. Lupin sowie Tonks fielen zu Boden. Ich wandte mich um, dass Messer noch in der Hand, und bevor ich sehen konnte, wer oder was da war, traf mich etwas hart am Hinterkopf und mir wurde schwarz vor Augen.
 

Stöhnend erwachte ich. Etwas klirrte über mir. Die Luft war schwer - voller Staub. Langsam öffnete ich meine Augen. Dunkelheit umschlang mich. Meine Beine fühlten sich taub und unnatürlich schwer an. Ich wollte fühlen, was mit ihnen war, doch meine Hände hingen über mir. Ich zog dran. Sie waren angekettet. Die Kette klirrte laut bei jeder meiner Bewegungen. Meine Knie hingen ein paar Zentimeter über der Erde. Denn mit meinen Füßen konnte ich den Boden berühren, mit den Knien nicht. Meine Beine fühlten sich an wie mit Blei gefüllt.

Allmählich gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. Ich erkannte Umrisse von einer kahlen Höhlenwand mir gegenüber.

Was war hier los? Wo war ich? Meine Handgelenkte schmerzten fürchterlich durch die Kette.

"Hallo!", schrie ich laut. Wie nicht anders zu erwarten meldete sich niemand. Ich zerrte an der Kette über mir. Meine ganzer Körper fühlte sich an, als hätte ich zweihundert Kilo zugenommen.

"Was ist denn hier los?", murmelte ich und kämpfte gegen den Drang, laut loszuschreien. Das letzte, woran ich mich noch erinnern konnte, war das Bild der Braut. Ab da war stillstand in meinem Gehirn. Ein Licht drang von rechts auf mich zu. Sofort wandte ich mich dahin. Ein Schatten trat durch die Lichtflut auf mich zu.

"Na, endlich wach Potter?", sagte eine mir wohl bekannte, eiskalte Stimme.

"Malfoy.", zischte ich und blickte dem Slytherin, meinem ewigen Feind, hasserfüllt in die Augen.

Wasser

Wasser
 

"Würdest du töten um deine Familie zu retten?!"

Ein kurzes Zögern... . "Ja."

"Dann geh und töte."

"Wen?"

"Harry Potter."
 

"Wo kann er nur sein?" Laut keuchend hielt Ron neben Hermine. Er hielt sich die Seiten.

"Ich weiß es nicht. Seit gestern Abend ist er weg. McGonagall meint, wir werden ihn schon finden...aber ich glaube irgendwie nicht wirklich dran.", sagte Hermine und blickte besorgt den Gang entlang.

"Lupin und Tonks sind immer noch im Krankenflügel, oder?"

"Ja, ich war bei ihnen. Sie wissen nur noch, dass jemand sie von hinten niedergeschlagen hat."

"Und das Bild?", fragte Ron. "Das, wo die drei waren."

"Es wurde verzaubert, damit die dargestellte Braut nicht flüchten konnte und dann hat wurde es zerschlitzt." Hermine erschauderte. "Da hat jemand gründliche Arbeit geleistet." Ron legte ihr die Hand auf die Schulter.

"Komm Hermine, lass uns noch ein Bisschen suchen?" Sie nickte zögerlich.

"Meinst du wirklich, er ist in Hogwarts... ?"

"Lass es uns herausfinden."
 

Ich spürte, wie die Kette an meinen Handgelenken scheuerte, als ich mich zu Malfoy wandte.

"Was soll das?" Der blonde grinste und ging ein paar Schritte auf mich zu. Gerade so viele, dass ich ihn unmöglich erreichen konnte.

"Der große Potter - angekettet und vollkommen wehrlos." Er lachte gehässig. "Tja, wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ich dich in solch eine Lage bringe." Na ich nicht, dachte ich bitter.

"Also ich finde, du machst eine richtig gute Figur als Wandbehang."

"Lass mich frei.", forderte ich, wobei ich eigentlich wusste, dass dies völlig zwecklos war. Er lachte kurz auf.

"Aber sicher...sonst noch Wünsche. `Nen Tee vielleicht?" Wütend spuckte ich ihm vor die Füße.

"Na na.", sagte er. "Verscherz es nicht mit mir, immerhin wirst du die nächsten Wochen mit mir verbringen."

"Was?" geschockt sog ich die staubige Luft ein. Er warf seine Haare in den Nacken.

"Du hast richtig gehört Potter.", sagte er. "Dass du es auch nicht lassen kannst und dich in alles einmischen musst... ." Was hatte Malfoy mit Dads Geheimnis zu tun?

"Ich habe mich in gar nichts eingemischt. Du warst es doch, der mich daran gehindert hat, das Geheimnis hinter der Braut zu lüften!", rief ich aufgebracht und begann zu zappeln. Keine zwei Sekunden später bereute ich es schon. Durch die Haltung, in der ich mich befand, war jede Bewegung eine Tortur. Meine Beine wurden mit jedem Zucken schwerer.

"Du meinst die Fotos?", fragte Malfoy gehässig. "Die, die hinter dem Bild waren." Ich riss die Augen auf. Fotos?!

"Zeig sie mir!"

"Ts ts ts.", machte Malfoy und bewegte den Zeigefinger vor meiner Nase. "Also wirklich Potter, eigentlich solltest du wissen, wie man jemanden um etwas bittet. Aber davon mal abgesehen - ich habe sie verbrannt."

"Verbrannt?!", wiederholte ich schreiend. "Hast du sie noch alle?!"

"Nicht in diesem Ton!", rief er gebieterisch. Dann wandte er sich ab. "Sieh`s ein Potter, das Geheimnis, welchem zu hinterher jagst, wirst du nie erfahren!" Lachend verschwand er und mit ihm die einzige Lichtquelle. Nun war ich wieder in Dunkelheit getaucht. Mein Herz schlug hart gegen meine Brust. Malfoy hatte mich hergebracht. Warum? Natürlich im Auftrag Voldemorts. Von wegen, er wurde verstoßen. Wahrscheinlich wollte er mich hier verrotten lassen. Und wenn ich mich hier so umsah, hatte er direkt eine Chance, das hinzukriegen.

Da waren Fotos hinter >der Braut<! Und ich hatte sie nicht gesehen. Schon wieder war meine einzige Spur flöten gegangen.

Meine Gedanken schweiften ab und verloren sich wieder in abstrakte Verstrickungen um das Geheimnis meines Vaters.

Ich fragte mich, ob mich jemand suchte und ob es Lupin und Tonks gut ging. Wahrscheinlich besser als mir. Grimmig sah ich hoch zu meinen Fesseln. Die schwere Eisenkette war fest um meine Handgelenkte gezurrt und ich fühlte etwas nasses.

"Blut.", hauchte ich und es erschreckte mich nicht wirklich.

Meine Beine taten so fürchterlich weh. Ich verspürte den Drang, mich auf den Boden zu setzen, aber es ging nicht. Würde Malfoy je wieder herkommen? Wenn er mich hier verrotten lassen sollte, dann wohl eher nicht. Wo war ich hier überhaupt. Wenn Malfoy hier einfach so reinkonnte, dann musste ich irgendwo in oder um Hogwarts sein. Nur wo? Würde jemand meine Schreie hören. Nein, beantwortete ich meine Frage selbst. Um so was würde Malfoy sich wohl als erstes gekümmert haben.

Keuchend lehnte ich mich gegen die harte, kalte Seinwand hinter mir und schloss die Augen. An Schlaf war nicht zu denken; nur ein Wenig ausruhen. Einen Augenblick lang vergessen, in was für einem Alptraum ich mich gerade befand.
 

Wie lange war ich schon hier? Meine Kehle war staubtrocken. Eine halbe Ewigkeit, so schien es mir, hatte ich schon nichts getrunken, geschweige denn gegessen. Das Knurren meines Magens ignorierte ich mittlerweile gekonnt. Mein Mund war wie ausgedörrt. Kein Tropfen Flüssigkeit schien sich in ihm zu befinden. Man wollte mich hier wirklich vergammeln lassen. Es tat weh, sich einzugestehen, dass man hier wahrscheinlich nie wieder rauskommen würde. Dass man seine besten Freunde nie wieder sehen würde.

Ich dachte an Ron und an Hermine. Was sie jetzt wohl taten? Ob sie an mich dachten? Was hatte ich als letztes zu ihnen gesagt? >>Ich geh noch zu Lupin!<< habe ich gesagt? Ein bitterer Schmerz breitete sich in meiner Brust aus. Ich wollte zurück zu ihnen. Wieder Hausaufgaben machen und mich über Snape beschweren. Snape...mir stockte kurz der Atem. Er hatte Malfoy bestimmt geholfen. Mir war nie klar gewesen, warum McGonagall und die anderen ihm abnahmen, dass er unter dem Imperius gestanden hatte, als das mit Dumbledore passierte. Natürlich! Er und Malfoy wurden damit beauftragt, mich umzubringen. Oder mich so zu schwächen, dass Voldemort leichtes Spiel mit dir hatte. Das musste es sein. Aber warum hatte Malfoy die Fotos hinter der Braut verbrannt. Was hatte Dads Geheimnis mit Voldemort zu tun? Es passte nicht zusammen.

"Hallo Potter.", hörte ich wieder die kalte Stimme sagen. Ich erschrak so dermaßen, dass ich sehr schnell einatmete und durch den vielen Staub zu husten begann.

"Willste etwa jetzt schon abkratzen? Wie langweilig wäre das denn?", höhnte er. "Der große Potter; gestorben nach gerade mal fünf Tagen ohne Wasser und Brot."

"Fünf Tage?", echote ich und mich schauderte es. So lange war ich schon hier? Ron und Hermine mussten fast umkommen vor Sorge.

"Fünf Tage.", bestätigte der Slytherin. "Du siehst etwas...mitgenommen aus." Schlurfend ging er an mir vorbei und begutachtete mich von oben bis unten. "Durst?" Ich konnte nicht anders, als wie verrückt zu nicken. Der Durst brachte mich fast um. Mein Hals fühlte sich so rau und trocken an.

"Bettle drum?", befahl Malfoy. Er schien sich in seiner Rolle als über mir stehender sehr wohl zu fühlen.

"Nein.", krächzte ich entschlossen. Ein Grinsen huschte über das Gesicht meines Gegenüber.

"Wie du willst... ." Er hob den Becher, den er in der Hand gehalten hatte (war mir gar nicht aufgefallen) und kippte ihn auf den Kopf. Ein stummer Schrei entwich meinen Lippen, als ich die klare Flüssigkeit im Staub versickern sah.

"Nein, bitte nicht... .", flüsterte ich kaum hörbar. Malfoy hielt inne.

"Was? Ich kann dich nicht hören." Es machte ihm sichtbar Freude, meine Lage auszunutzen. Ich lehnte mich gegen die Wand und schloss kurz die Augen.

"Bitte.", hauchte ich, öffnete sie wieder und sah direkt in seine.

"Geht doch. Aquamenti." Der Becher füllt sich von neuem mit Wasser. Ich drängte mich dem herannahendem Gefäß entgegen. Kurz vor meinen Lippen blieb er stehen.

"Ich will dich noch einmal betteln sehen.", zischte er und wartete drauf, dass ich was sagte. Nein, nicht schon wieder...aber...das Wasser, es war direkt vor meiner Nase...und meine Kehle war so trocken. Ich wollte nicht zu Malfoys Füßen kriechen, aber wenn ich noch etwas länger leben wollte, hatte ich keine Wahl.

"Bitte, lass mich trinken." Wie erbärmlich, dachte ich verbittert. Aber kaum berührte das kalte, klare Wasser meine Lippen, vergaß ich für einen Augenblick, wie ich es bekommen hatte. Die Hälfte rann mir über`s Kinn und tropfte auf den Boden. Aber das war egal. Es fühlte sich herrlich an. Ich hatte noch nie etwas besseres gekostet. Ich spürte neues Leben in mir.

"So, das reicht erst mal.", sagte Malfoy und senkte den Becher. "Weißt du, ich hätte gern ein Dankeschön." Ich sah zu ihm hoch. Was sollte der Unterton? Ein leichtes Zittern durchfuhr mich. "Du musst wissen, dass der dunkle Lord mir erlaubt hat, mit dir zu tun, was immer ich möchte, solange du noch lebst." Ich lehnte mich so weit wie möglich an die Wand. Was hatte er vor? Wollte er mich etwa foltern oder was? War das, was ich mitmachte nicht Folter genug?

"Was will Voldemort verbergen?", fragte ich. Strategie >rede mit ihm, damit er nichts mit dir machen kann< begann. Ich war mir sicher, ein kurzes Flackern in Malfoys Augen zu erkennen.

"Nichts, was du wissen musst." Er zog seinen Zauberstab.

"Du weißt es doch selber nicht.", behauptete ich und sah auf das Stück Holz in seiner rechten Hand. Lenk ihn ab, lenk ihn ab, sagte ich mir.

"Natürlich weiß ich es... ." Er lächelte böse. "...aber du solltest diesen lächerlich Versuch mich abzulenken lieber lassen. Er ist nicht besonders gut."

"Dich ablenken... .", wiederholte ich. "Das wollte ich doch... ."

"Aber sicher.", unterbrach er mich. "Glaubst du, ich bin blöd? Ich sehe doch, wie du verzweifelt versuchst, dich an jeden Strohalm zu klammern, weil du Angst hast." Dieser Erkenntnis bereitete ihm offenbar viel Vergnügen. Schwer atmend drängte ich mich nach hinten. Ich wusste nicht, was er vorhatte, aber ich konnte mir vorstellen, dass es nichts nettes war.

"Wusstest du eigentlich-.", begann er und drehte den Zauberstab zwischen seinen Fingern. "-dass ich eine kleine Schwäche für dich habe."

"Was?", rutschte es mir heraus. Eine Schwäche? Wollte der mich verarschen? Seine einzige Schwäche mir gegenüber war die Tatsache, dass es ihm ungemein viel Freude bereitete mich zu quälen.

"Na ja, sagen wir mal, jeder hat mal eine Phase, wo er gerne... ." Er dachte kurz nach. "...rumprobiert." Ich sollte sein Versuchkaninchen sein? Niemals.

"Lass deine Finger von mir!", rief ich.

"Da mach die mal keine Sorgen.", er lächelte zuckersüß und richtete den Zauberstab auf meine Brust. "Du wirst dir Finger nicht von mir lassen."

Egoist

Egoist
 

Ich schnaubte. "Träum weiter, Malfoy!" Malfoy lächelte immer noch so eklig zuckersüß und spielte mit der Spitze seiner Zauberstabs am Kragen meines Hemdes.

"Ja ja ja, wer hätte das gedacht... ." Er hob den Zauberstab und blickte mir kurz in die Augen. "Imperius." Ich spürte, wie ich schwerelos wurde. Alles schien egal. Meine Gedanken wurden weit fortgetragen. Diese unendliche, weiße Leere schloss mich ein. Es war angenehm.

"Küss mich.", forderte eine Stimme von weit her. Ich bewegte meinen Kopf...- nein! Ich riss ihn zur Seite, kniff die Augen zusammen und schüttelte mich kurz.

"Nein!", sagte ich mit fester Stimme. Ekel durchfuhr mich. Malfoy küssen?! Der hatte aber seltsame Neigungen.

"Nicht schlecht, nicht schlecht.", murmelte der blonde vor mir und fuhr fort, den Zauberstab zischen seinen Fingern zu drehen. "Woher kannst du das?" Die Frage kam wie ein Pfeil geschossen. Ich zuckte zusammen. Ich wusste, was er meinte.

"Moody hat im vierten Jahr mit uns Abwehr gegen dem Imperius-Fluch geübt. Tja, Pech gehabt, ich habe es als einziger geschafft." Nun war es an mir, zu Grinsen. Das verflog mir allerdings ziemlich schnell. Ich sollte es mir lieber nicht verscherzen. Immerhin saß ich am kürzeren Hebel. Ich war angekettet, Malfoy nicht. Ich hatte seit Tagen nicht gegessen, Malfoy schon. Meine Beine waren Blei, seine wahrscheinlich nicht. Und er hatte einen Zauberstab; ich wusste noch nicht mal, wo meiner war.

"Pass mal auf, Potter.", sagte Malfoy mit strenger Stimme und hielt mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. "Ich bekomme immer, was ich will!" Na das ist ja toll, dachte ich bitter und schluckte. Der Slytherin sah mich aus seltsam vernebelten Augen an. Nach Alkohol roch er nicht. Hatte er vielleicht Drogen genommen. Oder irgendeinen selbstgebrauten Trank, der was weiß ich welche Nebenwirkungen hatte?

"Wenn der dunkel Lord mir das schon erlaubt...warum dann nicht ein Bisschen Spaß haben?" Mit einem Schwung seines Zauberstabs wurde ich um hundertachtzig Grad gedreht und hatte nun die Höhlenwand vor der Nase. Warum wollte Malfoy meinen Rücken bewundern? Spätestens als er an mich rantrat und mit der Hand unter mein Hemd fuhr, wusste ich warum. Und es widerte mich an. Ich hatte richtige Angst davor, dass er tun würde, was er wollte. Nur wehren konnte ich mich ja auch nicht.

"Siehst du... .", flüsterte er an meinem Ohr. Ich verzog das Gesicht. "...wenn ich dich will, dann nehme ich dich einfach. Das hat doch einen gewissen Reiz, findest du nicht? Sogar besser, als wenn du es wollen würdest." Er lachte gehässig und öffnete mit einer Hand den Gürtel meiner Jeans. Ich begann zu zappeln und mich zu winden, so gut ich konnte. Alles, nur das nicht!

"Nicht zappeln, so entgeht dir doch alles."

"Lass das! Nimm deine Hände da weg, du perverses Schwein!", schrie ich verzweifelt. Es war so...widerlich! Es schauderte mich und verursacht mir Gänsehaut, als er meine Jeans, mitsamt Boxershorts herunterzog.

"Hmm, nicht schlecht, nicht schlecht. Ich denke, es wird sich lohnen." In meiner Verzweiflung begann ich schließlich zu reden.

"Hey Malfoy, warum hast du mich damals vor Snape gerettet? In dem Geheimgang?" Mir schien, er würde mich gar nicht richtig hören. Er gab einen unverständlichen Laut von sich. Ich ballte die Hände zu Fäusten als ich hörte, wie er seine eigene Hose öffnete.

"Nein, nein, nein!", begann ich einen Monotonen Singsang. Aber egal was ich auch tat oder sagte, er reagierte nicht auf mich. Ich konnte nicht verhindern, dass mir Tränen der Wut und der Verzweiflung in die Augen stiegen. Diese Situation war einfach zu demütigend.

Ich schrie. Er hatte meine Hüfte mit beiden Hände umfasst und war mit einem Stoß brutal in mich eingedrungen. Es tat weh. Aber ihm schien es zu gefallen. Er war verrückt geworden. Eben hatte ich doch noch normal (so halbwegs) mit ihm gesprochen. Warum jetzt das? Warum?

Immer wieder wurde mein Körper gegen die Seinwand gedrückt. Ich spürte, wie spitze Steine sich in meine Haut bohrten und tiefe Wunden hinterließen. Aber die größte würde er hinterlassen. Der Teufel hinter mir.

Er stöhnte in meinen Nacken. Sein Atem streifte meine Wange. Der Brechreiz in mir wurde immer stärker. Ich würge und drehte mein Gesicht, damit die Steine wenigstens nur eine Seite entstellten.

Er wurde schneller und ich fühlte, wie er mit seinen Hände über mein Glied strich.

"Aufhören!", schrie ich. Ich fühlte mich so hilflos. So schwach.

Einige Minuten später hing ich schlaff an der Wand. Die Kette zerrte an meinen Armen, aber das war egal. Er hatte endlich von mir abgelassen.

"Hat es dir gefallen?", fragte er mit dem Grinsen eines Verrückten auf den Lippen. Er hatte mich wieder umgedreht. Auf die zahlreichen Fleischwunden an meinem Körper achtete er gar nicht. Genauso wenig schien er Lust zu haben, mir wenigstens meine Hose wieder anzuziehen. Angeekelt drehte ich mich weg. Ich zitterte immer noch. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er die Schultern zuckte.

"Mir hat`s gefallen." Er wandte sich weg. Endlich, endlich ging er, dachte ich erleichtert. Ich seufzte.

"Ach ja... ." Er drehte sich wieder zu mir. "...als kleines Dankeschön." Es klirrte über mir. Die Kette wurde länger. Meine Knie stießen auf harte Erde. Mein Körper kippte leicht zur Seite.

"Monster... .", keuchte ich, als sich das Licht hinter ihm schloss. Mein Kopf hing schief auf meiner Schulter; ich atmete schwer. Mit nacktem Po auf steiniger Erde zu sitzen war nicht angenehm, aber endlich spürte ich wieder Leben in meinen Beinen.

Tränen kullerten aus meinen Augen, als ich kurz dahin blickte, wo er verschwunden war. Ich spürte, wie ich immer schwächer wurde. Schwärze breitete sich vor meinen Augen aus. Dann wurde es hell. Mit einem Mal. Ein Licht ging vor meinen Augen auf und durchflutete die ganze Höhle. Unwillkürlich musste ich lächeln. Würde ich jetzt sterben? Hatte dieser Alptraum endlich ein Ende?

Im Zimmer

Im Zimmer
 

"Potter! Ey Potter, kratz mir jetzt ja nich ab." Eine Stimme. Sie sprach sehr aufgebracht an meinem Ohr. Ich konnte sie so schwer verstehen. Es war so anstrengend, zuzuhören. Zu atmen. Meine Augen waren schon lange geschlossen. Ich freute mich über das Licht vor meinem geistigen Auge. Jenes, was mich zu sich rief. "Wenn du jetzt krepierst... .", drohte Malfoys schnarrende Stimme an meinem Ohr. "...ich habe mir hier den Arsch für dich aufgerissen!" Ich wohl eher für dich, dachte ich bitter und das Licht wurde schwächer. Nein. Geh noch nicht.

"So, ich bring dich hier jetzt erst mal weg. Es ist vorbei. Er denkt es jedenfalls." Ich spürte, wie die Kette um meine Handgelenkte verschwand. Meine Arme fielen leblos zu Boden. Mein Körper stürzte zur Seite. Wie ein Sandsack kippte ich auf den Boden. Ein spitzer Stein bohrte sich in meine rechte Wange. Es war staubig. Ich atmete die schwere Luft ungewollt ein und begann zu husten. Selbst das tat weh. Die Hälfte meines Körpers spürte ich allerdings nicht mehr.

"Komm." Ich wurde hochgehoben. Jemand warmes hielt mich in den Händen. Ich hörte den Herzschlag an meinem Ohr. Und ohne es zu wollen (ohne es verhindern zu können!) fiel mein Kopf gegen die Brust meines Feindes und ich stöhnte auf. Es war so angenehm. Und es tat nicht weh. Ein leichtes Lächeln verirrte sich in meine Mundwinkel, bevor es vor meinen Augen schwarz wurde.
 

"Ja, er ist tot, wie oft soll ich dir das denn noch sagen!"

"Und wo ist die Leiche?"

"Verbrannt - genauso, wie der dunkle Lord es befohlen hat!"

"Wie, er will nicht...?"

"Nein, er meint, man muss diesen Potter ein für allemal aus der Welt schaffen. Und nun lass mich endlich in Ruhe, Crabbe. Ich habe zu tun!" Eine Tür wurde geknallt. Ich hörte, wie eine genervte Stimme vor sich hin murmelnd auf mich zukam. Meine Augen waren bis eben geschlossen gewesen, aber was ich gerade mitangehört hatte, hatte sie mir aufgerissen. Mir wurde ein Stück Stoff vom Körper gerissen. Ein Tarnumhang.

"Na, endlich wach, Potter?", fragte Draco Malfoy und sah auf mich hinab. Ich lag in seinem Bett, wie ich entsetzt feststellen musste. Mir taten immer noch alle Glieder weh, trotzdem zwang ich mich, aus dem Bett zu hüpfen. Mit einem Knacks meines Fußgelenks lag ich wieder auf dem Boden. Alles an mir war kaputt. Wenn ich an mir herunter sah, sah ich nur Schrammen, Schürfwunden und Blutergüsse. Wütend blickte ich hoch zu Malfoy.

"Was soll das alles? Erklär es mir!", forderte ich und versuchte aufzustehen. Mit einem Mal stand er neben mir und packte mich am Arm.

"Lass das. Bring dich jetzt bloß nicht um. Du bist doch schon halb tot. Also schone dich etwas." Mit der letzten Kraft, die ich aufbringen konnte, entriss ich mich seinem Griff und knallte schwankend gegen die Wand. Ein Bild klapperte über mir.

"Ach ja?! Als ich in der Höhle vor mich hin gerottet habe, hat dich das auch herzlich wenig gestört.", krächzte ich aufgebracht. Ich fixierte die Tür aus dem Augenwinkel. Der Slytherin schien das bemerkt zu haben.

"Oh nein, Freundchen. Du haust mir jetzt nicht ab." Mit zwei Schritten war er bei mir, hatte mich um die Hüfte gepackt und wieder aufs Bett geschmissen. "Du ruhst dich jetzt aus und dann reden mir wie normale Menschen mitein... ."

"Normale Menschen?!", donnerte ich. "Als du mich vergewaltigt hast, hast du mich da deiner Meinung nach etwa wie einen normalen Menschen behandelt?!" Malfoy zuckte kurz.

"Oh das... ."

"Ja, genau das?!", schrie ich außer mir. Unwillkürlich musste ich würgen und husten. Meine Kehle fühlte sich rau an. Kaputt. Unter dem Hustenanfall quälte ich mich runter vom Bett. Wieder war Malfoy vor mir. Er packte mich an den Schultern und schubste mich zurück ins Bett.

"Wenn dir dein Leben lieb ist, dann bleib hier!", verlangte er mit gepresster Stimme. Ich blickte an die weiße Wand neben mir.

"Mittlerweile ist es das nicht mehr."

Kurz hatten sich seine Augen geweitet. Dann... .

"Red keinen Quatsch, Potter!", forderte er und ging einige Schritte im Raum herum. Ich rappelte mich erneut vom Bett.

"Woher willst du wissen, ob ich Quatsch rede?", fragte ich und wieder kochte Wut in mir hoch. Allein ihn anzusehen reichte um mich wütend zu machen.

"Ich weiß das, weil du in der Höhle um Wasser gebettelt hast. Hättest du das getan, wenn du sterben wolltest? Nein." Ich knurrte.

"Zu dem Zeitpunkt bist du auch noch nicht über mich hergefallen!", schrie ich und stürzte auf ihn los. Er war so erstaunt, dass er erst viel zu spät reagierte. Er schubste mich weg.

"Du hast sie doch nicht mehr alle.", knirschte Malfoy. "Du wirst hier bleiben, bis ich was anderes sage." Meine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, während ich keuchend an der Wand ihm gegenüber lehnte.

"Ich werde gar nichts.", sagte ich und mühte mich nach Kräften, nicht zusammen zu klappen. Langsam richtete ich seinen Zauberstab auf ihn. Er atmete geschockt ein und tastete hastig an den Bund seiner Hose. Mein Grinsen wurde breiter. Und auch wenn ich kaum noch stehen konnte, zu einem abfälligen Lachen reichte es immer noch.

"Du wirst mich jetzt hier rauslassen", forderte ich und ging, den Zauberstab immer noch auf ihn gerichtet in Richtung Tür.

"Nicht schlecht, Potter.", höhnte Malfoy. "Aber du willst doch nicht gehen, ehe du das hier gesehen hast." Ich blieb abrupt stehen. Die Tür war nur einen Meter von mir entfernt. Ich brauchte nur den Arm auszustrecken und er Alptraum war vorbei, aber... .

"Was?", fauchte ich und wirbelte herum. Malfoy lachte laut auf und hielt ein Bündel hoch. Es waren ein Buch und ein paar Fotos, die mit einer Schnur zusammengebunden waren. Mein Mund wurde ganz trocken und meine Beine drohten nachzugeben.

"Du...du sagtest doch, du hast sie verbrannt... .", entwich es mir mit kraftloser Stimme und ich streckte unwillkürlich die freie Hand nach dem Bündel aus. Malfoy nutze meine kurze Verwirrtheit, durchquerte mit ein paar Schritten den Raum und drückte meine Zauberstabhand gegen die Wand. Klappernd fiel das Stück Holz zu Boden. Um auf Nummer sicher zu gehen, presste er auch meinen anderen Arm gegen die Wand.

"Wie erbärmlich, Potter.", spottete er. "Du wirst hier nicht rauskommen. Und ja, ich habe die Bilder nicht verbrannt. Das Tagebuch genauso wenig."

"Tagebuch.", flüsterte ich. Meine Stimme drohte zu versagen. Ich lehnte mich kurz gegen die Wand und hoffte, er würde es nicht merken. Würde nicht merken, wie schwach ich war und wie unglaublich kaputt ich mich fühlte.

"Ja, ich habe es auf Befehl des dunklen Lords ausgegraben. Es war neben dem Grab des verräterischen Muggelfreunds vergraben."

"Gib es mir.", sagte ich und sah an ihm vorbei auf das Bündel neben seinem Bett. Malfoy lachte laut und schallen auf.

"Du bist wohl gerade nicht in der Lage, irgendwelche Forderungen zu stellen, Potter.", höhnte er. "Ich meine, sieh dich an, du kannst dich kaum noch auf den Beine halten." Mist, er hatte es bemerkt. Seine Griffe um meine Handgelenkte verstärkten sich.

"Weißt du Potter, ich habe meine Gründe, dich am Leben zu lassen. Sei froh, dass ich die Aufgabe bekomme habe, dich zu töten. Jeder andere hätte es ohne mit der Wimper zuzucken getan. Aber ich nicht. Ich habe dich am Leben gelassen - und ich habe meine Gründe."

"Zeig mir das Buch und die Fotos.", wiederholte ich krächzend und sah ihm dabei so hasserfüllt in die Augen, wie ich nur konnte.

"Okay.", erwiderte Malfoy und sogar sein Griff lockerte sich ein kleines Bisschen. Ich horchte auf. "Aber nur, wenn du endlich aufhörst aufzumucken und dich endlich ausruhst. Du solltest tun, was ich sage, sonst bist du sofort tot." Er kam meinem Gesicht sehr nahe. "Du solltest wissen, dass dein Leben in meiner Hand liegt und dass ich es jederzeit fallen lassen könnte." Er ließ meine Handgelenke los und augenblicklich rutschte ich an der Wand hinunter. Ich keuchte und versuchte, die Augen offen zu halten. Mein ganzer Körper schmerzte und war übersäht mit Wunden. Malfoy bückte sich und hob seinen Zauberstab auf.

"Renervate.", murmelte er und deutete auf mich. Erstaunt sah ich zu, wie fast alle meine Wunden verheilten. Nur die Narben von der Kette um die Handgelenke blieben.

"Die gehen nicht weg. Die Kette kam vom dunklen Lord.", nuschelte Malfoy, packte seinen Zauberstab in seine Hosentasche und hob mich hoch. Ich wollte mich wehren, wollte sagen >Hey, was soll das?!<, aber mir kam kein Wort über die Lippen. Er hatte meine Wunden geheilt. Warum? So viel konnte ihm nach der Höhlengeschichte nicht an mir liegen.

Ach, es war alles so verwirrend. Aber mein Gehirn hatte einfach nicht dir Kraft, jetzt darüber nachzudenken.

"Schlaf dich aus, dann kannst du dir die Bilder angucken." Ich wurde aufs Bett gelegt.

"Wa...warum?", brachte ich heiser hervor.

"Weil ich dich noch brauche.", war seine schlichte Antwort, die mir überhaupt nichts sagte.
 

Ich war wirklich eingeschlafen, und das, obwohl ich am Anfang so dagegen angekämpft habe. Als ich erwachte, war es düster im Zimmer. Langsam richtete ich mich auf. Ich fühlte mich besser. Zwar immer noch fertig, aber besser. Bei einem Blick durchs Zimmer entdeckte ich Malfoy, der zusammengerollt auf dem zweimann Sofa lag. Das war meine Chance. Einfach aufstehen und gehen. Aber nein, die Fotos und das Tagebuch. Jetzt wusste ich endlich, warum es nicht mehr da war, als Tonks es hatte holen wollen. So leise wie nur möglich stand ich auf und schlich auf Zehnspitzen durchs Zimmer, während ich Ausschau nach dem besagten Bündel machte. Hinter mir atmete mein Feind leise vor sich hin. Ich zuckte zusammen, als ein Schnarcher von ihm durchs Zimmer drang. Mit gespitzten Ohren und so wachsam wie nur möglich drehte ich mich um und sah, dass er, Gott sei Dank, noch schlief. Ich wollte mich wieder abwenden, aber da war das Bündel. Direkt neben dem Sofa lag es. Malfoys Arm, der über das Sofa hinaus fast auf dem Boden hing, lag drauf. Ich schlich hin, sah noch mal nach, ob er wirklich schlief und begann, seinen Arm so behutsam und vorsichtig wie nur möglich zur Seite zu schieben. Gleich...gleich... .

"Na, fertig?", hörte ich eine schnarrende Stimme und das Herz blieb mir stehen. Ich blickte hoch und sah direkt in Malfoys Gesicht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (19)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  leewes
2008-08-10T21:31:40+00:00 10.08.2008 23:31
hallo!!!!
ich fade diese ff einfach nursuper auch wenn ich zugeben muss das ich mich erst an die ich form gewöhnen musste..*g*
ich muss erlich sagen das ich wirklich gerne wissen würde wie es weiter geht und ich HOFFE das du diese ff ncoh nciht auf gegeben hast... und will dich darum bitte das du diese ff weiter fürst... und sei es nur für mich und vieleicht maara...*g* das sind dann immer hin zwei personen die du glücklich gemacht hättest....*g* über legs dir noch mal...*g*
bis dann (hoffendlich)
lee
Von:  Mara_Black
2007-05-07T14:38:51+00:00 07.05.2007 16:38
Die Story nimmt ja in diesem kapitel wieder eine sehr spannende und wesentlich angenehmere Form an. Muss ehrlich zugeben, dass ich "Egoist" doof fand. Aber dieses Kapitel ist wieder mindestens so spannend und gut geschrieben wie die ersten.
Wie gemein genau in diesem Moment abzubrechen... jetzt möchte man doch unbedingt wissen was als nächstes passiert.
Schreibst du eigentlich noch weiter an dieser FF? Wenn ja, kannst du mir dann beim Erscheinen von einem neuen Kapitel eine ENS schicken? Mich würde es nämlich echt interessieren wie es weitergeht!
Liebe grüße

Mara
Von:  Mara_Black
2007-05-07T14:29:07+00:00 07.05.2007 16:29
Mh... die Wendung hätte ich eigentlich nicht erwartet...
Vielleicht ein wenig zu brutal?
Von:  Mara_Black
2007-05-07T14:20:17+00:00 07.05.2007 16:20
*grins*
Das klingt vielversprechend....
Und Voldemort steht hinter dem ganzen?
*erstaunt ist*
Ich hätte höchstens einen ziemlich wütenden Snape vermutet.
*weiterlesen geht*
Von:  Mara_Black
2007-05-07T14:12:09+00:00 07.05.2007 16:12
Snape und Malfoy machen wohl gemeinsame Sache, mh?
Sehr interessant!
Oder ob das ganze nur ein Zufall ist?
*mal echt gespannt ist*
Ach, irgendwie schreib ich doch immer nur das gleiche...
*seufz*
Liebe Grüße

Mara
Von:  Mara_Black
2007-05-07T14:05:10+00:00 07.05.2007 16:05
Erst mal: Wieso Grabschändung? Es liegt doch keine Leiche drin? Sirius ist doch durch den Torbogengefallen? *verständnislos guck*
Ansosnsten... mal wieder hammermäßig spannend!
Wo ist nur das Tagebuch abgeblieben
*quängel*
Das mit Draco im Geheimgang fand ich mega-süß *seufz*
Vor allem die Ausrede gefiehl mir ^.~
Von:  Mara_Black
2007-05-07T13:55:01+00:00 07.05.2007 15:55
Uuuui
*freu*
Ein Tagebuch, ein Wink mit dem Zaunpfahl in die richtige Richtung! Das ist doch mal was. Bin schon gesapnnt was drinsteht!
Irgendwie kommt Ron ziemlich schlecht bei dir weg, scheint ein noch größerer Tollpatsch als Nevill zu sein. XD
Und Hermine. Mit dem Fluch... ich weiß nicht. Aber die Idee ist auf jeden Fall mal was neues!
*weiterlesen geht*
Von:  Mara_Black
2007-05-07T13:43:15+00:00 07.05.2007 15:43
Wow!
Deine FF ist super toll geschrieben. Richtig spannend. Bin schon ganz erpicht daruaf ruaszubekommen, was hinter der Braut ist.
"Und Ron, hör endlich auf zu nicken!"
*gröhl*
Warum hab ich eigentlich so das vage Gefühl, dass die Story eventuell auf man pregnancy hinausläuft?
^^
Liebe Grüße

Mara
Von:  Mara_Black
2007-05-07T13:25:58+00:00 07.05.2007 15:25
Awwww
o.O
*glubsch*
Das fängt ja schon mal spannend an. Da muss ich doch gleich mal weiterlesen gehen!
*zum nächsten Kapitel rennt*
Von: abgemeldet
2006-05-04T16:51:11+00:00 04.05.2006 18:51
uhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh
das klingt ja spannend^^
schreib ganz schnell weiter


Zurück