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Danke: ein Liebesgeständnis

Autor:  iamIra
Eine Situation die wohl fast jeder kennt: Man läuft durch eine Einkaufspassage, die Straßen sind überfüllt, es ist kalt und man beeilt sich ins nächste Geschäft zu kommen und ganz einsam am Straßenrand sitzt eine Person mit einem Hut vor sich auf dem Boden liegen.
Ich denke so gut wie jeder von uns hat schon ein mal einen Bettler gesehen. Sie bekommen in unserer Gesellschaft nicht viel Anerkennung. Oftmals laufen wir an ihnen vorbei ohne sie eines Blickes zu würdigen. Wir interessieren uns nicht für ihre Geschichte oder ihr Unglück. Mancheiner sieht betroffen weg, mancheiner fühlt sich von Mitleid geplagt und gibt.

So ergab es sich letztes Wochenende, dass ich mit meiner Freundin shoppen ging. Es war zwar noch Oktober, aber morgens war bereits der erste Schnee gefallen.
Wir liefen also vergnügt durch die Stadt und plauderten.
Wir hatten schon einige Läden durchforstet, als wir an einem Bettler vorbei liefen.
Es war ein junger Mann mit hellen, freundlichen Augen und blondem Haar. Er trug eine dicke Daunenjacke.
Ein Mensch wie jeder andere -könnte man meinen.
Aber es war nicht so.
Der junge Mann hatte schreckliche Brandnarben im Gesicht.

Wir gingen zu schnell an ihm vorbei, als dass ich realisieren konnte, dass vor ihm auf dem Boden ein Karton stand.

So liefen wir also weiter von einem Geschäft in das nächste.

Als wir zu der großen Kreuzung der Fußgängerzone kamen, bemerkte ich, dass der Mann seinen Standort gewechselt hatte und nun an der Ecke stand.
Ich hielt inne und sagte meiner Freundin sie möge kurz warten. Ich trat einen Schritt näher und legte ein Geldstück in den Karton auf dem Boden.

-Was dann geschah hatte ich niemals erwartet.-


Der Mann sah mich an und sagte "danke".


Ich muss geguckt haben wie eine Kuh wenn's blitzt.

Ein Danke hatte ich von einem Bettler noch nie gehört.

Wie aus einem Reflext sagte ich "bitte" und ging weiter.


Mit einem Danke hatte ich nie gerechnet, da man es heutzutage so selten hört wirkte es schon fast wie ein Liebesgeständnis.

In den heutigen Zeiten möchte man immer eine Gegenleistung für das was man tut. Doch genügt für solch geringfügige Handlungen nicht auch einfach mal ein Danke?

Eins steht für mich fest: Ich werde auch in Zukunft geben. Ein Danke werde ich weiterhin nicht erwarten, aber wenn es sich wieder ereignen sollte, werde ich mich sehr darüber Freuen.

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Datum: 03.11.2012 16:03
Ich habe auch noch nie ein ´Danke´erhalten, wenn ich was gegeben habe...aber wenn man das dann so ließt, weiß man, dass es sich irgendwo doch irgendwann lohnt :3


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