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Das Beta-Guard Projekt

Die Vorgeschichte der Alphas
von

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Jonathans Schweigen

Ich gehe mit William zu unserem Wohnheimzimmer, das wir uns zusammen mit Fynn teilen, seit wir das Semester begonnen haben. Meine beiden besten Freunde haben seit dem Serum das Problem, dass ihre Freundinnen auf Abstand gegangen sind. Zu meinem Glück ist Nicky mit mir ausgewählt worden und mir bleibt dieses Problem erspart. Fynn und William hingegen tun mir leid und ich versuche so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen um sie abzulenken oder es ihnen irgendwie einfacher zu machen. Nicky ist toll, als ich ihr vom Problem der beiden erzählte, hat sie sofort verstanden, dass wir ihnen unsere Ehe nicht mehr so offen vor die Nase halten sollten. Sie verbringt mehr Zeit mit Nathalie und Bianca, soweit ich weiß trainieren sie zusammen ihre Fähigkeiten. Nathalie macht die meisten Fortschritte und Bianca gibt sich bereits mit kleinen Erfolgen zufrieden.

Meine eigene Fähigkeit allerdings…. Sie ist komplizierter geworden. Je öfter ich sie einsetze um sie zu trainieren, umso mehr habe ich das Gefühl als würde mich etwas von innen aushöhlen. Ich kann es nicht beschreiben, aber diese Fähigkeit, sie macht mir beinahe Angst. Das kann ich meinen Freunden und meiner Frau jedoch nicht sagen.

Sie würden mir nicht helfen können und wir alle haben gesehen wozu Dr. Wellington fähig wäre. Auch wenn William zurzeit eher schlechten Kontakt zu seinem Vater hat, sie könnten sich auch wieder miteinander versöhnen und wenn ich Pech habe, werden sie über mein Problem reden. Fynn könnte im Notfall meine Fähigkeit unterdrücken, so wie er es eine zeitlang bei Bianca und Cole gemacht hat, bis sie gelernt haben es an und aus zu schalten, aber er hat momentan mit der Trennung von Sam zu tun. Bevor ich ihn in mein Problem oder besser meine Befürchtungen einbeziehe, werde ich also noch warten bis er darüber hinweg ist. Nathalie würde es sofort Nicole erzählen und Nicky würde wiederum zu Fynn und William, oder noch schlimmer direkt zu einem der Doktoren gehen um mir irgendwie zu helfen. Möglicherweise bekäme sie allerdings auch Angst vor mir und dieser Fähigkeit und würde mich verlassen. Das könnte ich nicht ertragen, sie ist mein Anker und ich kann sie einfach nicht verlieren. Also entscheide ich mich für die Option, mein Können nicht einzusetzen, wenn es nicht absolut nötig werden sollte oder es von mir durch einen der Doktoren des Institutes verlangt wird. Ich fühle mich einsam damit, niemanden davon zu berichten, aber ich denke, dass es ihnen mit ihren Fähigkeiten genauso ergehen könnte. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen und dieses ist das meine.

Ich werde alleine damit klar kommen müssen und versuchen den anderen ihre Situationen leichter zu machen.

„Jonathan… ich glaube ich hab da was im Vorlesungsraum vergessen“, unterbricht William meine Gedankengänge. Ich sehe zu ihm und bemerke, dass er mich gar nicht ansieht, sondern zu einem bestimmten Punkt in der Menschentraube zu unserer rechten Seite starrt. Als er losgehen will, entdecke ich wen er da entdeckt hat. Es ist Evelyn, sie sitzt auf einem Holzschemel und bemalt eine Leinwand auf der Wiese, als würde ihr Leben davon abhängen. „Hey warte!“, ich erwische William an seinem Arm. Er sieht mich empört an, aber das ist mir egal. Ich schüttele nur den Kopf während ich noch einen Blick zu Evelyn werfe. „Sie ist umringt von einem Haufen Menschen Will..“, weise ich ihn darauf hin, denn offensichtlich ist ihm da etwas entscheidendes entfallen. „… willst du etwa riskieren, dass alle sehen das du anders geworden bist? Das wir anders sind?“, William denkt darüber nach. Er selbst weiß genau, dass er seine Fähigkeit der Teleportation noch längst nicht im Griff hat. Schon gar nicht, wenn es dabei um Evelyn geht. Erst vorletzte Nacht mussten Fynn und ich ihn aus Evelyns Wohnheim abholen, als er sich im Schlaf in ihr Bett teleportiert hat. Zum Glück war sie an dem Abend nicht da und so kam es nicht zu einem hysterischen Aufstand. Allerdings denkt Will seitdem krampfhaft darüber nach, wo sie die ganze Nacht über gesteckt haben könnte. Fynn und ich saßen die restliche Nacht mit William auf der Rückbank in Fynns Auto und warteten ab, wann Evelyn auftauchte. Sie kam bis zum nächsten Morgen nicht zu ihrem Wohnheim und als sie dann endlich auftauchte, versteckten wir uns in dem Auto vor ihr, um nicht entdeckt zu werden. Es war eine der peinlichsten Aktionen, die ich je für meine Freunde mitgemacht habe.

Ich sehe erneut zu Evelyn, diesmal sieht sie direkt zu William und mir rüber. Sie sieht auf Williams Arm, den ich noch immer festhalte, denn er hat bisher keine Anstalten gemacht sein Vorhaben, zu ihr herüber zu gehen, abzubrechen. Als William ihren Blick auch bemerkt, scheint er sich aber doch wieder zu besinnen. Er wendet seinen Blick von ihr ab und wendet sich wieder unserem Weg zu. Keine Ahnung, ob es diese Sache besser machen wird, aber ich schätze nachdem sie ihn seit etwas mehr als drei Monaten meidet, wäre sie nicht begeistert gewesen, wenn er jetzt wieder zu ihr gegangen wäre.

Als William und ich endlich das Wohnheim erreichen und es gerade betreten wollen, stoßen wir mit Sam zusammen. Überrascht bleiben wir stehen und sehen sie an. „Oh..“, sie scheint nicht weniger überrascht zu sein. „Hey… ich war nur eben…“, sie stammelt kurz. „… ich musste nur was zurückbringen“, erklärt sie schließlich und zeigt auf die Tür, hinter der unser Dreierzimmer verborgen ist. William nickt kurz geistesabwesend. Was ich davon halte, weiß ich jetzt noch nicht. Ich werde erst meinen Freund sehen müssen um ein Urteil darüber zu fällen. Sam eilt ohne ein weiteres Wort an uns vorbei und ich sehe ihr kurz nach. Sie ist recht schnell um eine Ecke verschwunden, von der ich mir ziemlich sicher bin das sie sie zu keinem ihrer üblichen Ziele bringen wird. Vermutlich wollte sie nur schnell aus unserem Blickfeld verschwinden. Diese Situation war auf mehreren Ebenen unangenehm. „Was hat sie ihm gebracht, was denkst du?“, frage ich mich. William hebt den Kopf und antwortet: „Den Verlobungsring vermutlich“.

Fynn sitzt mit einem Buch über Genetik auf seinem Bett, die Beine übereinander geschlagen. Er sieht nicht mal auf, als William und ich vorsichtig ins Zimmer eintreten. Ich räuspere mich kurz, um so seine Aufmerksamkeit für mich zu gewinnen. William wirft seine Tasche neben sein eigenes Bett und sieht mich ratlos an, nachdem Fynn noch immer nicht auf unser Eintreten reagiert hat. „Hey man…“, sage ich in möglichst lockerem Tonfall. „Wir… sind eben Sam begegnet…“, ich hoffe, dass Fynn nun von selbst zu sprechen beginnt, doch er blättert nur eine Seite weiter und schweigt ohne uns anzusehen. Ich bin es nicht gewohnt, dass Fynn oder irgendjemand sonst mich auf diese Weise ignoriert. Kurz muss ich an Darcy denken, die so oft von vielen ignoriert wird. Ich schiebe jeglichen Gedanken an sie jedoch beiseite. Ein monströser Gedanke kommt mir, für den Bruchteil einer Sekunde, in den Sinn. Ich könnte Fynn mit meiner Fähigkeit zwingen uns zu antworten, zu reagieren irgendwas. In Gedanken strecke ich bereits meine Hand nach seinem Arm, der mir am nächsten ist, aus. Ich spüre, wie sich die Muskeln in meinem Bein anspannen als ich einen Schritt auf Fynn zugehen will. Jetzt muss ich wirklich nur noch meine Hand um seinen Arm legen. Sobald ich seine Haut berühre kann ich ihn beeinflussen. Doch bevor ich diesem Gedanken, diesem verfluchten, gefährlichen Gedanken, nachgeben kann, schlägt Fynn das Buch zu und schwingt die Beine über die Bettkante. „Ich weiß“, antwortet er plötzlich und sieht uns an. Vor Erleichterung atme ich aus und bemerke dabei erst, dass ich die Luft angehalten habe. „Sie hat mir das Buch zurückgebracht“, beendet er seine Antwort. Dabei hält er das Buch, in dem er eben noch geblättert hat, hoch. Ich setzte mich neben William, auf dessen Bett. Wollte ich eben ernsthaft meine Fähigkeit gegen Fynn, einen meiner beiden besten Freunde, einsetzen um ihn zu manipulieren? Würde ich so weit gehen? Oder war das nichts weiter, als ein harmloser Gedanke, wie ihn auch Allen hatte, als er unbedingt das letzte Eis vom Eiswagen haben wollte, bevor ihm ein Kind zuvorgekommen war? Für mich steht fest: Ich kann mir selbst momentan nicht trauen. Ich brauche Hilfe, aber nicht von einem meiner Freunde. Sie stehen mir zu Nahe. Ich werde einen anderen aus der Versuchsreihe finden müssen, jemanden, der mit mir nicht emotional verbunden ist und der so einen neutralen Blick auf meine Situation hat. Ana wäre sicherlich eine gute Wahl, wenn sie bereits fertig studiert hätte und nicht erst am Anfang ihrer Karriere stünde. Die anderen Doktoren kommen ebenso wenig in Frage wie Dr. Wellington selbst. Ich habe nicht vor mich erschießen zu lassen. Ich seufze und grüble weiter darüber nach, wer mir in dieser Sache noch als Ansprechpartner nützlich sein könnte.

Sicherlich könnte ich versuchen mit etwas Hilfe meine Fähigkeit zu kontrollieren, aber dieses schwarze Loch, das innerlich nach mir greift, zu stopfen wird schwierig werden. Möglicherweise kann mir doch jemand wie Darcy helfen. Sie kennt sich sehr gut mit Psychologie aus und arbeitet mit ein paar der Doktoren im Institut zusammen, aber trotzdem ist sie eine von uns und wenn ich sie nett frage und sie darum bitte mein Geheimnis für sich zu behalten, könnte ich bestimmt dafür sorgen, dass sie im Gegenzug nicht mehr so oft ignoriert wird. Ich bastel mir in meinem Kopf einen Plan zusammen, dafür zu sorgen das Darcy mich einhört, natürlich ohne meine Fähigkeit dabei einzusetzen. In diesem Moment sitze ich neben meinen besten Freunden in unserem Zimmer und spüre doch, wie ich mich von ihnen entferne…



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