2. Dezember
Schon seit einer geschlagenen halben Stunde saß Enrico jetzt auf einem dieser unbequemen Plastikstühle, die überall im AllStarz-Hauptquartier verteilt waren.
Sie hörte hinter sich Kleidung rascheln, und von der Seite schob sich ein hübsch gebundener Strauß mit roten Blumen in ihr Sichtfeld. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.
Mit einem fiesen Grinsen beobachtete er, wie der elfte Eiswürfel in der braunschwarzen Flüssigkeit versank. Das müsste reichen. Jetzt fehlte nur noch das Zielobjekt...
Inzwischen waren fast elf Jahre vergangen, seit die BEGA zerschlagen worden war, und es hatte sich vieles geändert. Sie, die Blader, die damals noch halbe Kinder gewesen waren, hatten sich geändert; sie waren erwachsen geworden.
Gut, sie hatte ihm gedroht, ihm eine Affäre mit Naruto anzuhängen, wenn er nicht kommen würde (und sie hatte ein paar ziemlich echt aussehende gefälschte Fotos, auf denen er und Naruto in eindeutigen Posen zu sehen waren), aber trotzdem...
Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte Robert auf das... Ding, das auf seinem Schoß saß und ihn mit großen Augen anblickte.
"Johnny... bitte, sag mir, dass das nicht dein Ernst ist."
„Ich fordere dich heraus“, seine Stimme ließ das Blut in den Adern seiner Gegner gefrieren, „und du wirst vernichtet.“
Er war Macht. Er war Grausamkeit. Er war Tod.
Er seufzte, steckte den Brief wieder in den Umschlag und legte ihn zurück auf seinen Schreibtisch. Später hatte er noch genug Zeit, sich darum zu kümmern. Jetzt wollte er erst einmal ein Bad nehmen.
Diese Typen wussten genau, mit welchen Strategien er sie hinters Licht führen wollte, und waren darauf eingestellt, was darauf schließen ließ, dass sich ihr Boss darüber informiert hatte, wen er entführen wollte. Also gab es doch ein System. Nur welches?
Plötzlich spürte er einen reißenden Schmerz im Rücken.
"Ihr sollt arbeiten, ihr Bastarde, und nicht träumen! Vorwärts!"
Ein weiteres mal traf ihn die Peitsche des Aufsehers auf den Rücken und ließ ihn taumeln.
Für einen Moment sah sie ihn einfach nur sprachlos an; so viele Gefühle standen ihm ins Gesicht geschrieben, dass es ihr schwer fiel, sie zu lesen. Schließlich seufzte sie ergeben und schüttelte den Kopf.
„Du hast eine miserable Tarnung."
Die vielen Herzchen auf dem braunen Papier ließen ihn schlimmstes befürchten.
Vorsichtig öffnete er eine Seite des Päckchens, lugte hinein und seufzte dann laut auf.
Schon der dritte Heiratsantrag diesen Monat. Wie er Fangirlies doch hasste...
Er würde ihn schlagen.
Das hatte sich Carlos vorgenommen, und er würde dieses Ziel erreichen. Er würde Kai Hiwatari besiegen und ihm die Niederlage so lange unter die Nase reiben, bis er vor ihm auf dem Boden knien und um Gnade winseln würde.
Gleißender Schmerz durchzog seinen Körper, und jede Faser in ihm schrie nach Erlösung. Über all dem thronte die Stimme seines Großvaters, die sein gesamtes Sein dominierte.
Oliver kicherte leise und nippte wieder an seinem Tee, und von Johnny war aus einem anderen Teil des Raumes ein leises Wimmern zu hören.
Robert seufzte. Oh ja, wie er sein Team doch gern hatte.
Tala verharrte einige Augenblicke auf der Stelle, bevor er weiter über das Eis schritt, einsam und stolz, ein Fürst in der grausamen Welt dieser Jahreszeit, die den Tod in Schönheit verwandelte.
Fröstelnd blickte sich Ian um. Es war früher Morgen, die Sonne war noch nicht aufgegangen, und die Luft war beißend kalt.
Das alte Gebäude ragte dunkel und tot vor ihm in den Himmel, und die vielen dunklen Fenster starrten ihn an wie leere Augenhöhlen.
Der Himmel war strahlend blau, und es war viel zu heiß, um in einem schwarzen Anzug in der prallen Sonne zu stehen. Unruhig und schwitzend stand Robert auf der Wiese des Friedhofs und beobachtete, wie der verzierte Sarg in die Kluft herabgelassen wurde.
Mit diesen Worten und einem warmen Lachen machte er neben sich an der Höhlenwand am Feuer etwas Platz, und mit einem schüchternen Lächeln setzte sich Lee zu ihm.
"Tala hat nur eine stinknormale Gotchapistole, damit kann man niemanden umbringen. Verstanden?" Mariah nickte stumm. "Gut, dann geh jetzt ins Klo und wasch dir dein Gesicht. Du siehst aus als hätte dir jemand in den Kopf geschossen..."
Die Nacht war sein Leben. Der Mond war seine Liebe. Die Träume seine Heimat und die Schatten seine Familie. So war es und so sollte es sein. Und niemals, niemals sollte sich etwas daran ändern.
Wir können ihnen nichts Besseres geben, hatte man ihr gesagt, das wäre nur vergeudetes Material. Nach ein paar Tagen sieht bei denen doch alles so aus.
Doch dass es so schlimm werden würde… Das hatte sie nicht erwartet.
„Mach Sitz.“ Schadenfreude klang in der herrischen Stimme in seinem Rücken mit, während das weiche Leder der Reitgerte fast schon zärtlich über seine Kehle strich.