Shuichi fühlte sich müde und erschöpft. Der Tag war zweifelsohne lang und seine Auseinandersetzung mit Bourbon machte es nicht gerade besser. Doch er musste funktionieren, denn ansonsten würde er keine Leben retten können.
Als Jodie die Nachricht ihres Kollegen bekam, war sie in Alarmbereitschaft. Sie wusste zwar, dass Shuichi häufig in der Nacht tätig war, aber er hatte sie nie als Hilfe angefordert und schon gar nicht zu sich nach Hause gebeten.
Ungläubig blickte Shuichi auf den Säugling in James Armen. Anschließend schaute er auf den Korb am Boden. Normalerweise sah man so etwas nur in vielen, eher unrealistischsten Filmen.
Shuichi ging zu seinem Wagen, stieg ein, schnallte sich an und fuhr los. Er beobachtete den Verkehr und hörte nebenbei die Nachrichten im Radio. Seit einer Woche unterstützten sie die japanische Polizei und verfolgten einen Serienmörder.
Was ihren Geburtstag anging, war Jodie schon immer Zwiegespalten gewesen. Bis zu einem Alter von sechs Jahren liebte sie ihre Geburtstage, danach fühlte sie sich nicht mehr in der Lage ihren Geburtstag zu feiern und glücklich zu sein.
Was hatte sich der FBI Agent nur dabei gedacht? Er handelte doch sonst nicht so spontan. Doch auch für Shuichi war die Situation alles andere als normal gewesen. Er hatte seine kleine Schwester Masumi seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehen.
Um Kirs Position innerhalb der Organisation zu stärken und um eine Kontaktperson zu haben, die einen regelmäßig mit Informationen versorgte, hatte Shuichi seinen Tod vorgetäuscht. Es war eine heikle Angelegenheit und die Wahrheit kannten nur wenige Personen.
Jodie hörte ein Piepen. Es begann ganz leise und wurde dann immer lauter. Das Geräusch wurde unerträglich und sie hatte keine Ahnung, wie sie es ausschalten konnte. Außerdem kreischte es in ihrem Kopf. Jodie fühlte sich benebelt und hatte keine Ahnung, was passiert war.
Immer wenn Jodie eine neue Idee ausbrütete, bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie es nicht ohne Hilfe schaffte. Und dann rief sie immer Shuichi an. Nur war es dieses Mal schlimmer. Sie wollte backen. Kekse zum Weihnachtsfest.
Es war kalt. So kalt. Eiskalt. Und trotzdem kam man nicht drumherum seine Wohnung zu verlassen. Auch Jodie gehörte zu den Menschen, die die wärmere Jahreszeit bevorzugte.
„Oma! Oma!“ Die Kinderstimmen wurden immer lauter. „Oma! Oma!“ Noch lauter.
Jodie – mittlerweile eine alte Frau – setzte sich in ihrem Bett auf. Vor Wochen war sie noch eine agile ältere Dame gewesen, die vor nichts zurückschreckte. Doch sie hatte abgebaut.
Je später es wurde, desto mehr Menschen tummelten sich auf den Straßen in Beika. Die meisten von ihnen trugen eine Verkleidung, aber es gab auch jene, die sich dem neuen Brauch noch immer verwehrten.
Halloween.
Tuuut. Tuuut. Tuuut.
Die ganze Zeit.
Ziemlich genervt hielt der, in Schwarz gekleidete Mann, den Hörer an sein Ohr. Langsam drückte er mit der linken Hand diesen zusammen. In diesem Augenblick war der sehnlichste Wunsch die Zerstörung des Telefons.
Aber nein.
Er packte sie mit beiden Händen um die Kehle und schüttelte sie wie ein tollwütiger Hund. „Hast du wirklich gedacht, du könntest mir entkommen?“, seine kalte Stimme hallte durch den Raum.
Auch wenn er als Conan, eigentlich sogar als Shinichi, bei ihr war, wusste er, dass dieser Abschied möglicherweise für immer gewesen war. Shinichi würde so bald nicht wieder in Rans Leben auftauchen.
James starrte auf den Kalender an der Wand in seiner Küche. Während er auf den nächsten Monat umblätterte, seufzte er. Vor vielen Jahren hatte er Ideale gehabt, glaubte sogar, dass sie die gefährliche Gruppierung in nur wenigen Monaten in Gewahrsam nehmen würden.
Gin hatte gute Laune, obwohl bereits am Abend der Schnee einsetzte und die Straßen von Tokyo in ein Chaos stürzen würde. Während andere ihren Wagen von den weißen Massen befreien mussten, wähnte sich sein Porsche in Sicherheit. Eine Garage konnte Wunder wirken.