Zum Inhalt der Seite

Indian Tale

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Inghiliz

In dieser Nacht wollte Aznat sich wieder an seinen Platz am Türeingang setzen, aber Joshua hielt ihn zurück. Sie hatten die Stunden seit dem Morgen zusammen im Bett verbracht, aber Joshua schien noch nicht gesättigt. Er wollte noch nicht von dem Inder ablassen und bereitwillig ließ Aznat sich wieder zurück ziehen.

Joshua beugte sich über ihn, als er auf dem Rücken lag und küsste die weichen Lippen, die er den ganzen Tag über schon gekostet hatte. Der Hunger in ihm, nach Aznats Fleisch, nach seinen Küssen, war nur größer geworden, je öfter er ihn befriedigen wollte aber dem Inder musste es wohl ähnlich gehen. Er gab ebenso bereitwillig den Kosungen des Briten nach.

"Warum sitzt du jeden Abend an der Tür", fragte Joshua zwischen zwei Küssen. Aznat sah zu ihm auf und strich Joshua einige rote Haarsträhnen aus den Augen. "Ich beobachte", war die leise Antwort.

"Was, willst du mir nicht verraten?"

Aznat richtete sich auf und drückte nun seinerseits Joshua auf den Rücken. Seidiges, schwarzes Haar hüllte beide wie ein dunkler Vorhang ein. Josh hob eine Hand und fuhr über Aznats Lippen, die seine Fingerkuppen küssten. "Nein", sagte der Inder leise und sah seinen Liebhaber aus sanften dunklen Augen an.

Fragend runzelte Joshua die Stirn, aber im Augenblick war ihm nicht nach Fragen. Er wollte etwas anderes und zog daher Aznats Gesicht wieder zu sich herunter...
 

Am morgen wurde Joshuas durch Aznats Hand geweckt, die ihn leicht an der Schulter berührte.

"Was ist?"

Der Inder kam auf seine Füße. "Steh auf. Ich möchte dir etwas zeigen."

Joshua rappelte sich auf und kam auf die Füße. Etwas verlegen bückte er sich nach der Hose, die neben dem Bett lag.

Aznat stand bereits an der Türöffnung und nickte Joshua noch einmal auffordernd zu, bevor er begann, an einem schmalen Pfad die Klippe hinter zu steigen. Der Brite beeilte sich, ihm zu folgen, auch wenn er wesentlich langsamer voran kam.

Aznat bewegte sich sicher, schien seinen Körper vollkommen unter Kontrolle zu haben. Joshua hatte so eine Art sich zu bewegen bei einigen Profisportlern gesehen, meist Fechter. Jede ihrer Bewegungen war sicher, gezielt und geplant. Aznat vor sich gehen zu sehen, war dem sehr ähnlich.

Einige Steine lösten sich unter Joshuas Fuß und er kam ins Straucheln, fing sich aber wieder, bevor er fallen konnte. Sein Liebhaber war schon an seiner Seite und hatte die Arme ausgestreckt, für den Fall, dass Joshua tatsächlich gestolpert wäre und kurz war etwas in seinen Augen aufgetaucht, dass Joshua an eine Täuschung glauben ließ. Es wirkte seltsam bekannt, aber die Gänsehaut auf Joshuas Rücken, ließ ihn ahnen, dass die Erinnerung nicht angenehm war. Nur, woran erinnerte es ihn?

Aznats Arm legte sich um Joshuas Schulter und führte ihn. Nach einer Weile hatten sie den Fuß der Klippe erreicht und dichter Dschungel türmte sich vor Joshua auf. Er runzelte die Stirn, aber Aznat ließ ihn los und trat mitten hinein. Nach kurzem Zögern folgte ihm der Engländer und sah erst jetzt, als er dem Inder folgte, dass sich der Pfad von der Klippe weiter schlängelte, direkt durch das dichte Grün hindurch.

Joshua ging hindurch und schluckte. Hatte ihn die Aussicht von der Klippe schon beeindruckt, verschlug ihm das hier förmlich die Sprache. Aznat hatte ihn an ein natürliches Felsengebiet geführt, in dass Jahrhunderte lang geduldiger Regen ein Becken gewaschen hatte.

Wasser floss auch weiterhin hinein, von einem hohen Wasserfall herab, füllte das Becken immer wieder aufs neue.

Joshua musste sich ein Schmunzeln verkneifen. So umsäumt von den blühenden Dschungelpflanzen, erschien der Wasserfall fast zu schön um nicht kitschig zu sein. Das schlug jede Bacardi Werbung aus dem Feld, sagte er sich selbst, konnte aber nicht verhindern, gefangen auf das Wasser zu blicken.

Aznat hatte bereits sein Wams ausgezogen und streifte gerade seine Stiefel ab. Joshuas Lächeln wurde breiter. Das rundete das Bild ab - der halbnackte Mann in dieser betörenden Umgebung. Was konnte er sich noch mehr wünschen?

Der Brite trat ans Ufer, neben Aznat und musterte seinen gegenüber. Aznat erwiderte den Blick. "Gefällt es dir?"

Joshua nickte. "Du lebst schon recht lange hier, wenn du dich so auskennst?" Diesmal war es an Aznat, zu lächeln. Er hatte seine Hose mittlerweile geöffnete und ließ den Bund achtlos fallen, bis der Stoff um seine Knöcheln lag. "Es ist mein Wald", sagte er schlicht und glitt ins Wasser.

Joshua runzelte leicht die Stirn, musste aber immer noch grinsen. Aznat mochte etwas exzentrisch sein, aber wer war das nicht, wenn man alleine im Dschungel lebte? Neugier regte sich in dem jungen Mann. Warum lebte Aznat eigentlich so alleine hier? Er könnte leicht den Wald verlassen und als Model arbeiten, wenn gar nichts mehr lief.

Joshua rieb sich nachdenklich mit den Fingern über die Lippen. Es gab vieles, was an Aznat ungewöhnlich war, aber bisher hatte Joshua nicht gefragt. Es war seltsam, aber der sonst so neugierige Mann war diesmal einfach nicht dazu gekommen, weiter zu bohren.

Er war viel zu sehr gefangen von dem Anblick seines Liebhabers, dessen Duft, seine Berührungen...

Joshua schluckte. Das klang schon fast, als wäre er von Aznat abhängig, wie von einer Droge! Er schüttelte den Kopf. So etwas war ihm noch nie bei einem Mann passiert. Nicht einmal nach seinem ersten mal, als sein damaliger Liebhaber ihn grinsend als Süchtling bezeichnet hatte.

Joshua war sich durchaus bewusst, dass er sein Sexualleben bisher eher kärglich behandelt hatte. Vor Vincent hatte er nur einen freund und einige One Night Stands gehabt. Die Angst, dabei entdeckt oder verraten zu werden hatte dem jedes mal einen bitteren Beigeschmack verliehen. Als ihn dann auch noch Vincent verlassen hatte, hatte Joshua sich vollkommen zurückgezogen. Er wollte niemanden kennen lernen, aus Angst, ihm und sich wieder wehzutun, weil er einfach nicht zu dem stehen konnte, was er war.

Hier im Dschungel fühlte er sich zum ersten mal frei. Vielleicht lag sein verlangen, Aznat ständig berühren zu wollen, darin. Joshua konnte tun, was immer er wollte, ohne sich verstellen zu müssen. Sein Blick fiel auf Aznats Körper, der jetzt Taillentief im Wasser stand. Und ihm viel auch einiges ein, was er jetzt tun wollte...

Rasch streifte er seine Sachen ab und stieg ins Wasser. Es war kalt und hörbar schlugen seine Zähne aufeinander. Aznat hörte das und drehte sich um. Er kam zurück ans Ufer und legte seine Hände auf Joshs Hüften. "Kalt?"

"Etwas."

Aznat lächelte nur und eine Prise Spott lag darin. Er selbst ließ seinen Körper vollkommen ins Wasser gleiten, schwamm geschmeidig einige Züge. Mit deutlichen kräftigen Bewegungen, teilte er das wasser.

Joshua biss sich auf die Lippen. Er wollte vor Aznat nicht als Weichei da stehen und folgte ihm, ohne auf die Kälte des Wassers zu achten, dass nun wie tausend nadeln stach. ,Memme', schimpfte Joshua leise mit sich selbst und stieß sich mit den Füßen ab. Wasser schlug über seinem Kopf zusammen und er schwamm gleich wieder an die Oberfläche.

Aznat schwamm etwas entfernt. Er teilte das Wasser mit kräftigen Schwimmbewegungen und drehte kurz den Kopf um hinter sich auf Joshua zu sehen. "Ihr habt nicht viel Wasser auf eurer Insel, nicht wahr Inghiliz ?"

Joshua schwamm ihm hinterher. Er runzelte dabei leicht die Stirn, während sein Körper sich langsam an das kalte Wasser gewöhnte. Da war etwas, etwas, dass Aznat gerade gesagt hatte.... Joshua folgte dem Inder bis zu einem Felsen, der aus dem Wasser ragte und hielt sich daran fest. Aznat tat es ihm nach, stieß sich dann aber wieder ab und schwamm zurück. Joshua sah ihm zu. Musterte nachdenklich das so typische schwarze Haare des Inders. Inder...Indien...Asien....

Plötzlich hellte sich Joshuas Miene auf, als ihm einfiel, was ihn an Aznats Aussage so beschäftigte. Er hatte an seiner zeit an der Universität auch einige Semester Orientalistik besucht. Sein Professor hatte damals die Entwicklung der orientalischen Sprachen aufzeigen, wie sie sich von den gemeinsamen Ursprüngen des Indogermanischen gelöst hatten. Als Beispiel hatte er das Wort Inghiliz benutzt - das altpersische Wort für Engländer. Natürlich würde heutzutage niemanden mehr so nennen, hatte der Professor damals hinzugefügt und Joshua starrte Aznat wieder hinterher. Warum benutzte der Inder es?

Aznat schien den Blick zu spüren, mit dem Joshua ihn musterte und drehte leicht den Kopf. "Du siehst verwirrt aus."

"Warum nennst du mich so?"

Der Inder antwortetet nicht, tauchte stattdessen unter die Wasseroberfläche



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück