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Natalie

von

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My Life
 

Dies ist eine etwas ältere Geschichte meinerseits und sie ist voll von Fehlern. Aber ich lade sie trotzdem hoch, denn vielleicht gefällt sie irgend jemanden. Ach und lasst euch nicht abschrecken von der "Ich-Erzählweise", die ist nur im Prolog.

Die Fortsetzungen der übrigen Geschichten kommen nach dem zwölften Juni, nachdem ich mein Abi in der Tasche habe ( Auch "Anna" kommt dann Viedl16, versprochen, und das nur extra wegen dir).

Ach und noch etwas, der alte Duke heißt genau wie sein Sohn: John.
 

Prolog
 

Es ist sehr schwer sich das Leben einer jungen Frau vorzustellen. Ich zum Beispiel hätte nie gedacht, dass mein Leben so verlaufen würde. Alles fing damals an, als ich acht Jahre alt war. Oh Gott war ich damals verliebt. Aber bevor ich davon erzähle, wäre es vielleicht angebracht, mich erst mal vorzustellen. Ich bin Natalie Elizabeth Blois, aber alle nennen mich Natalie. Im Moment bin ich schon fünfundzwanzig Jahre alt, aber es geht nicht um die Gegenwart, sondern um meine Vergangenheit. Ich erwarte nicht, dass sich die Leute, die diese Geschichte lesen, mit mir identifizieren, oder für mich Partei ergreifen. Für mich ist es wichtig, dass die Leute erfahren, wie so ungefähr mein Leben verlaufen ist. Aber bitte habt auch kein Mitleid mit mir, denn meistens war es meine eigene Dummheit, die mich so weit trieb, dass ich unglücklich war.
 

Das gesamte Geschehen beginnt mit dem Kennlernen meiner Eltern. Ihr müsst wissen, dass mein Vater ein richtiger Duke ist, und somit immer großes Ansehen genoss. Aber meine Mutter, ja die war anders. Sie war die arme Tochter eines Stoffhändlers. Warum sie arm war? Also, sie war das fünfte Kind und die Jüngste der Familie. Ihre eigentliche Aufgabe war, sich um ihre eigene Mutter zu kümmern und nicht ihren Fantasien nachzuhängen. Ihr müsst wissen, sie hat genau wie ich für ihr Leben gerne gelesen. Aber meistens waren es irgendwelche Romane von Prinzen und Prinzessinnen und natürlich endeten diese immer mit einem Happy End. So wollte sich meine Mutter keinesfalls in ihr Schicksal fügen nur ihren Eltern dienlich zu sein. Sie wollte hinaus in die Welt und ihren eigenen Märchenprinzen kennen lernen. So geschah es dass sie eines schönen regnerischen Tages in London sich auf dem Weg zum Bäcker machte, da es ihrer lieben Mama nicht gut ging. Ihr Vater hatte sich nämlich dazu entschlossen seiner schon etwas kränklichen Frau, immerhin hatte sie ihm schon fünf Kinder zur Welt gebracht, etwas schönes zum Naschen zu kaufen. Denn sie mochte diese schönen Küchlein von der netten Bäckerin um die Ecke sehr gerne, aber da bestand ja immer das Problem mit dem Geld. Nun an diesem Tag war der Vater meiner Mutter Elizabeth sehr großzügig und schickte seine kleine Tochter zum Bäcker um ein paar Küchlein zu holen. Jedoch geschah es genau an diesem Tag, dass auch mein liebenswerter Papa sich dazu entschloss für eine bestimmte Dame, aber dass ist nicht wichtig, jedenfalls ging auch er an diesem Tag in diese Bäckerei. Sie trafen sich ganz zufällig und sofort entflammte mein Vater für dieses so zarte und liebliche Geschöpf. Denn meine Mutter war eine wahre Schönheit. Goldblondes Haar, dass sich in kleinen Kringellöckchen um ihr schön geformtes ovales Gesicht formte und hellblaue Augen. Außer ihren blauen Augen habe ich leider nichts von ihr geerbt, denn mein Haar ist braun. Jedenfalls erzählte mir mein Vater, er habe gedacht, er hätte einen leibhaftigen Engel gesehen. Auch meine Mutter war sofort in diesen überaus charmanten und freundlich drein blickenden Mann verliebt. Und so war es kein Wunder, dass beide kurz darauf heirateten, trotz der Einwände meiner Großeltern.

Die Ehe verlief glücklich, so jedenfalls glaubte es mein Vater, doch schon bald wurde er vom Gegenteil überzeugt. Es war nicht so, das meine Mutter ihn nicht liebte, aber sie sehnte sich einfach nach mehr. Fünf Jahre lang hatte sie das langweilige und eintönige Leben einer Duchess führen müssen. Sie hatte sich einfach nach Abenteuer und Abwechslung gesehnt. Es ist schon merkwürdig, wie sie es bloß so lange ausgehalten hatte. Aber ich vermute, dass ich dieser Grund war.

In einer regnerischen Nacht war sie mit einem Lord durchgebrannt. Mein Vater hatte aber den Abschiedsbrief sehr schnell gefunden, und er war ihr nachgeeilt. Doch das Einzige was er vorfand, war meine tote Mutter. Während die Kutsche des Lord Hutchinson über die Towerbridge fuhr, verlor sie die Kontrolle und fiel in die Themse. Ich war damals gerade drei Jahre alt.

Fünf Jahre später starb auch mein Vater. Er konnte es sich nie verzeihen, dass seine geliebte Beth gestorben war. Für alles was geschehen war, gab er sich die Schuld und zerfloss nur förmlich in Selbstmitleid. Immer wieder ging er in dieser Zeit in verschiedene Kneipen und Spielhallen. So verlor er Haus und Hof und eines Tages sogar mich, aber das wusste ich damals noch nicht. Erst nach seinem Tod erfuhr ich, Elizabeth Natalie Blois, die Tochter eines Duke, dass ich die Spielschulden meines Vaters als eine Dienstmagd abarbeiten müsste. Und hier beginnt meine Geschichte, die Geschichte eines achtjährigen Kindes das ganz langsam zu einer Frau heranwuchs.
 

Ganz so einfach ist es nicht: Der Beginn
 

"Elizabeth Natalie, was fällt dir bloß ein. Du wirst gewaltigen Ärger kriegen, wenn du dich nicht unverzüglich hierhin bewegst." Rief die alte Nelly über den gesamten Hof.

"Ich weiß ganz genau, dass du dich hinter dem alten Wagen versteckst. Komm sofort her, oder es gibt Prügel."

Der Kopf von Nelly nahm eine rötliche Färbung und ihre gewaltige Brust hob und senkte sich schwer. Immer wieder fragte sich die alte Nelly, was sich bloß der Duke Montray dabei gedacht hatte, als er ihr solch einen schrecklichen Wildfang ins Haus gebracht hatte. Sie erinnerte sich auch noch heute ganz genau an seine Worte:

"Nelly, hören sie mir gut zu. Dieses hier ist Natalie Elizabeth Blois, die neue Küchenmagd. Ich weiß sie ist noch etwas jung, aber sie werden das schon hinkriegen."

Mit diesen Worten hatte John Montray ihr das achtjährige Mädchen vor drei Monaten übergeben. Beth blickte sie damals aus ihren hellblauen und unschuldigen Augen an, als ob sie etwas gefährliches wäre. So hatte Nelly damals gedacht sie würde ein leichtes Spiel mit ihr haben, aber nun war sie schon sichtlich am verzweifeln. Schon bald hatte sie gemerkt, dass Beth zu verzogen war. Ganz eindeutig hielt diese sich für eine große Dame. Doch das war noch nicht das größte Problem. Beth war leider noch ein Kind, das zu gerne spielte.

"Bitte nicht Nelly, ich bin ja brav. Ich wollte doch nur rüber zum Stall und mit Blackstar spielen. Johnny und James sind doch auch da." Das kleine Mädchen kam zögernd hinter der großen Kutsche hervor. Sie blickte fast traurig Nelly an.

"Los komm her, erst musst du die Kartoffeln schälen. Und nenne nicht die beiden Herren bei ihren Vornamen, habe ich dir dass nicht oft genug gesagt. " Rief ihr Nelly wieder zu, und so trottete das kleine Mädchen in die Küche rüber.

Nelly meinte es eigentlich nie so und sie hätte Beth bestimmt nie geschlagen, denn sie hatte sie schon beim ersten Mal in ihr Herz geschlossen. Aber es war sehr wichtig, dass diese lernte sich, wie eine richtige Magd zu benehmen. Und es gehörte sich auch nicht für eine Dienstmagd mit den beiden Herren zu spielen. James und John Montray waren Zwillinge und die Söhne des Duke Montray. Sie warne fünf Jahre älter als Beth, aber schon zwei kleine Schwerenöter, genau wie ihr Vater.

Ganz langsam drehte sich Nelly um und ging durch die kleine Eisentür in die Küche. Beth saß schon an einem kleinen Schemel und schälte Kartoffeln, jedoch war ihr Gesichtsausdruck sehr traurig.

"Na Kindchen sei doch nicht so traurig. Ich weiß, dass du lieber spielen würdest, aber es ist unser Schicksal." Versuchte Nelly nun Beth zu trösten.

"Aber..." begann Beth.

"Bitte fange nicht schon wieder mit dieser Geschichte an, dein Vater wäre ein Duke gewesen. So etwas darfst du einfach nicht erzählen, auch wenn es nicht wahr ist. Sollte dich jemand von den Herrschaften hören, so gäbe dieses gewaltigen Ärger."

"Ich weiß Tante Nelly, aber ich kann nicht anders. Es fällt mir sehr schwer mich einzufügen." Beth fing wieder mal urplötzlich an zu weinen und Nelly ging zu ihr und nahm sie liebevoll in ihre Arme. Beth dagegen schmiegte sich noch fester an die weiche Brust, die ihr ein Gefühl von lange vermissten mütterlichen Trost gab.

"Bitte meine kleine Beth, weine doch nicht. Alles wird gut, glaube mir. Du weißt doch das ich dir glaube, aber das hilft uns auch nicht weiter. Dein Vater hat leider sehr viele Fehler gemacht und einer war eben dieser, dass er sein Einziges ein und alles leider in seinem Kummer vergessen hatte. Aber ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich mich immer um dich kümmern werde, also weine bitte nicht." Doch die Tränen von Beth wollten nicht versiegen. Noch eine lange Zeit saß sie so da, eingekuschelt an die Brust von der lieben alten Nelly.
 

Ganz langsam und vorsichtig schlich sich das kleine Mädchen an den Bäumen entlang in Richtung des Stalls, wo die Pferde untergebracht waren. Nachdem Beth die Kartoffeln zu Ende geschält hatte, war sie durch die Hintertür abgehauen. Nelly hatte zum Glück nicht darauf geachtet, was das Mädchen tat, und nun war sie mit einem fröhlichen Grinsen auf dem Weg zu Blackstar, einem wunderschönen Rappen. Als sie an dem großen roten Ziegelsteingebäude ankam, wäre sie fast vor Freude in die Luft gesprungen. Sie wusste nun, dass Nelly nie bis hierher kommen würde um nach ihr zu suchen. Nun konnte sie ohne Sorge in gemächlichem Tempo an den einzelnen Boxen vorbeigehen und zu ihrem Ziel gelangen.

Duke Montray besaß sehr viel schöne Pferde, aber Beth mochte nur eines von ihnen. Und dieser eine war Blackstar. Ein Pferd, dass so schwarz war wie die Nacht, und mit einem Temperament, dass jeden Stallmeister zur Verzweiflung trieb. Doch bei Elizabeth war Blackstar ganz anders, denn normalerweise mochte das Pferd niemanden außer den Duke.

Noch bevor Beth an der großen Box ankam, schaute Blackstar sie freudig an. Aus ihrer Küchenschürze nahm das achtjährige Mädchen zwei Würfel Zucker und übergab sie dem Pferd.

"So, so, wir haben also eine kleine Diebin unter den Bediensteten." Hörte man die Stimme eines Knaben.

Beth zuckte zusammen und drehte sich dann vorsichtig herum. Nun hatte sie Angst, denn sie hatte tatsächlich die zwei Würfelzucker aus der Küche genommen ohne Nelly vorher zu fragen. Aber egal in welche Richtung sie auch sah, da war niemand. Es war fast so, als ob die fremde Stimme aus dem Nichts gekommen wäre.

"Halo, ich bin hier oben." Schon wieder hörte man die Stimme und Beth blickte nun nach oben. Unweit von der Box von Blackstar befand sich eine Öffnung zum oberen Stockwerk. Dort nämlich war das Heu untergebracht. Beth sah als erstes nur einen blonden Wuschelkopf, doch bei näheren hinsehen erkannte sie wer es war. John Montray blickte mit einem kleinen fiesen Grinsen auf Beth herunter.

"Oh John, jage mir doch nicht solch einen Schrecken ein." Beth seufzte tief.

"Woher weißt du es, ich meine ich verstehe das nicht?" Fragte er sie nun, während sein siegreiches Grinsen einen erstaunten Ausdruck bekam.

"Was meinst du denn?" Beth kletterte nun die schmale Holzleiter zu John hoch und setzte sich ihm gegenüber, wobei sie genau wie er ihre kleinen Beinchen aus der Öffnung baumeln ließ.

"Ich meine, du bist die Einzige, außer meiner Mutter die mich und meinen Zwillingsbrüder unterscheiden kann. Sogar meinen Vater können wir sehr oft reinlegen, aber bei dir..." Er blickte sie nun etwas skeptisch an, bevor er hinzufügte:

"Oder war das eben gerade nur dummer Zufall?"

"Oh keineswegs war es Zufall. Ich verstehe nicht wie man euch nicht auseinander halten kann. Ihr beide seht doch total unterschiedlich aus." Beth war die ganze Zeit über sehr Ernst geblieben.

"Ich würde gerne wissen wodurch wir beide uns unterscheiden.?"

"Okay, also du John hast nicht so einen Intellektuellenblick wie dein Bruder, außerdem sind deine Haare etwas heller als seine, und den größten Unterschied bilden immer noch die Augen. Deine sind grün aber schimmern so dunkel wie Smaragde und die von James sind..." weiter kam sie nicht, da sie von James unterbrochen wurde. Er saß unweit von den Beiden auf dem Heu und las ein Buch.

"Auch grün." Stellte nun James fest.

Beth drehte sich zu ihm um und lächelte ihn wichtigtuerisch an.

"Oh ja sie sind grün, aber sie leuchten so blau wie die reinsten Saphire." Nun war James sprachlos und John fing an zu lachen.

"Na Brüderchen hat sie es dir doch gegeben. Ich sage es dir ja immer wieder, es bringt nichts, seine Nase ständig in Büchern drin zu haben." Sagte John und sprang gekonnt wieder nach unten in den Stall. Wenig später war er weg und James und Beth blieben alleine.

"Was liest du denn da." Beth mochte eigentlich John vielmehr als James, aber James hatte nun ihre Neugierde geweckt. Schon mit vier Jahren hatte sie lesen und schreiben gelernt. Und mit sechs hatte sie sich an die großen Werke herangewagt, die ihr Vater in seiner Bibliothek gehabt hatte. Das meiste davon hatte sie damals nicht verstanden, aber Lesen war so etwas wie ihre liebste Zeitbeschäftigung.

"Warum interessiert es dich denn, was ich lese? Du kannst doch eh nicht lesen. Ich habe noch nie eine Küchenmagd gesehen die lesen kann." James war etwas wütend, da er von ihr gestört wurde.

"Ich kann lesen." Sagte sie mit fester Stimme und fügte dann noch sehr leise hinzu, so dass es James nicht verstand: "Ich bin die Tochter eines Dukes."

"Na gut beweise es mir. Ich habe hier "The Taming of the Shrew" von William Shakespeare." Nun war der Junge doch neugierig geworden und irgendwie wollte er ihr eine Lektion erteilen.

"Der Widerspenstigen Zähmung, ich habe das Buch noch nicht gelesen. Von Shakespeare kenne ich nur "Hamlet" und "Romeo & Julia". Aber die habe ich damals nicht verstanden. Darf ich?" Beth hatte sich neben James hingesetzt und von ihm das Buch genommen.

"Ich bin fast fertig, wenn du Lust hast kann ich es dir ausleihen und du kannst es lesen. Ich kann dir auch noch andere Werke bringen." James lächelte Beth freundlich zu, was diese sehr gerne zurückgab. Irgendwie fand sie ihn jetzt doch sympathisch und konnte sich nicht mehr erklären woher die Abneigung ihm gegenüber gekommen war. An diesem Tag saßen die beiden Kinder noch sehr lange auf dem Dachboden des Stalls und unterhielten sich über all die großen Schriftsteller. Und beide bekamen große Probleme, als sie am späten Abend zurück nach Hause gingen. James bekam Prügel und kein Abendessen von seinem Vater, weil sich seine Mutter sehr große Sorgen gemacht hatte. Und Beth bekam wiederum von Nelly nur kein Abendbrot, da sie es sich nicht verdient hatte.
 

Wie die Zeit vergeht: Vier Jahre später
 

"Und Edward haben sie etwas herausgefunden?" Duke John Montray saß in einem gemütlichen Sessel in der Bibliothek. Doch er las keine Bücher, sondern trank mit dem berühmten Detektiv Edward Fergus einen Cognac.

"Ja, das habe ich Sir. Der Besitz von Lady Hamilton geht an das Mädchen über, wenn sie sich bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr bei den Anwälten einfindet und es anfordert. Ansonsten verfällt es und geht über auf die Königin." Sagte Edward. Seine Hände hielt er in seinem Schoß, und man sah ihm deutlich an das er etwas Angst vor dem Duke hatte. Nicht weil der Duke ein gefährlicher Mann war, sondern weil er sehr fürchteinflössend auf andere wirkte. Er besaß eine große und gut gebaute gestallt, hatte braune Haare und braune Augen, und war in den besten Jahren.

"Also gut, es ist wohl an der Zeit. Ich danke ihnen Edward, sie haben mir einen großen Dienst erwiesen." Edward erhob sich aus seinem Sessel, verbeugte sich kurz vor dem Duke und verließ dann die Bibliothek.

John blieb aber noch eine Weile sitzen, denn er musste nun nachdenken. Die folgenden Schritte die er sich ausgedacht hatte, würden nur schwer durchführbar werden. Henry Blois war mal sein bester Freund gewesen, bevor er ihn John sehr reingelegt hatte. Doch John hatte sich damals schon geschworen, dass er sich alles zurückholen würde, das der andere ihm schuldete. So hatte Henry in einer Wette sogar seinen eigene Tochter Elizabeth verspielt. Nun aber gehörte und arbeitete diese für John. Aber vor wenigen Sekunden hatte ihm Edward etwas sehr wichtiges verraten, dass nämlich die kleine Elizabeth eine sehr reiche Erbin war. Lady Hamilton, eine sehr reiche Dame und zufällig die Schwester von Henry Blois, hatte ihren gesamten Besitz Elizabeth Natalie Blois vererbt. Langsam und stetig bildete sich endlich ein Plan in dem Kopf von John Monteray, wie er an das Vermögen der kleinen rankommen konnte. Doch vorher musste er erst mal die Spuren von vier Jahre langer Küchenarbeit an ihr beseitigen.
 

Die Box von Blackstar war stand seit zwei Jahren leer. Der Duke hatte das schöne Pferd verkauft und Beth hatte an diesem Tag sehr lange geweint. Doch heute hatte sie den ganzen Vorfall von damals schon fast vergessen. Aber nun wartete sie vor der großen Box auf John und James. Besser gesagt sie wartete auf James um ihn eines der geliehenen Bücher zurück zu geben, und sie wartete auf John um ihn zu sehen, denn schon lange schwärmte das nun zwölfjährige Mädchen für den jungen Herren. Denn während James immer noch sehr abweisend mit ihr sprach und ihr das Gefühl eines dummen Dieners vermittelte, war John immer offen und herzlich. Er lachte und scherzte viel und sprach mit Beth wie mit einem richtigen Mädchen.

"Hallo Beth, ich hoffe du hast nicht zu lange gewartete?" Und schon erklang die Stimme von John und riss Beth aus ihren Träumereinen für den Jungen, was man an ihren roten Wangen sah.

"Nein, habe ich nicht. Ich bin auch erst vor ein paar Minuten gekommen. Wo ist den James?" Sagte Beth mit einem Lächeln auf den Lippen, dass von John erwidert wurde.

"Er musste zu Vater gehen. Ich glaube es ging um eine wichtige Sache, wegen unserer bevorstehenden Reise." James und John sollten in nur einer Woche zu einer renommierten Universität gehen, wo sie alles weitere für ihr Leben als Gentleman erlernen sollten.

"Ich finde es schön, dass du deine Haare offen trägst." Beth erhob ihren Blick in die schönen grünen Augen die sie so faszinierten. Er hatte ihr einmal geraten sie solle sie doch offen tragen. So hatte sie sich an diesem Morgen einen regelrechten Kampf mit ihrem Kamm geliefert um ihren schönen langen braunen Haaren den nötigen Glanz zu geben. Doch die wilden Locken hatte sie dadurch nicht zähmen können.

"Danke." Murmelte sie nun leise, während der blonde Junge auf sie zukam. Kurz davor als sie sich küssen wollten, hörte man eine zweite Stimme hinter den beiden.

"Ich hoffe ich störe nicht die Zweisamkeit." Es war James.

"Spielverderber!" War das einzige was John erwiderte und sich dann von den beiden mit einem Wink verabschiedete.

Beth stand etwas traurig da und all die angestaute Wut in ihr richtete sich nun gegen den zweiten Zwilling, der die beiden so schrecklich gestört hatte.

"Was ist nun, was wolltest du von mir?" Drang langsam die ungeduldige Stimme von James an ihr Ohr. Sie hörte heraus das ihm irgendetwas nicht passte.

"Hier bitte. Und nochmals danke, ich werde jetzt wohl sehr lange warten müssen, bis ich neue lesen kann." Beth übergab ihm die Bücher und entfernte sich schnellen Schrittes von James. In ihrem Inneren brodelte es förmlich. Während des ganzen Rückwegs dachte sie nur an den Kuss, der hätte sein können.

"Also, wirklich Brüderchen, ein Eisblock ist ja nichts gegen dich." John war zurückgekommen.

"Sehr lustig, mache mich bloß jetzt nicht wütend!" Zischte James zwischen den Zähnen hindurch.

"Eigentlich sollte ich derjenige sein, der jetzt wütend sein sollte. Fast hätte ich das kleine Gör gehabt und dann kamst du und hast mich gestört."

"Ich verstehe nicht, was du an den dummen Bediensteten immer so toll findest." Erwiderte James auf den Kommentar seines Bruders.

"Was ist dir den für eine Laus über die Leber gelaufen?" John hatte noch nie seinen Bruder so wütend erlebt und nun betrachtete er sein Ebenbild sehr kritisch.

"Ich fand es ja nicht so schlimm, dass wir nicht auf die selbe Schule gehen sollen, aber jetzt hat Vater alle Grenzen überschritten. Ich bin erst siebzehn und schon verlobt." Sagte nun James frei heraus.

John schaute erst seinen Bruder vorsichtig an und fing dann an zu lachen.

"Na endlich hat Papa nun die passende Braut auch für dich gefunden. Ich war doch schon mit acht mit Lisa verlobt. Mache dir nichts daraus, du kannst immer noch anderen Mädchen hinterher jagen, keiner hindert dich daran, solange du es ihnen nicht auf die Nase bindest."
 

In der großen Küche des Monteray Hauses saß Nelly an einem Tisch und schälte Äpfel. Sie war wütend und das sahen alle anderen Angestellten überdeutlich, so dass es nun keiner wagte sich der Köchin zu nähern.

"Ich bin wieder da!" Ertönte es mit einer hellen Stimme von der Tür.

"Wo warst du denn so lange?" Nelly war aufgestanden und ging auf Beth zu.

"Oh Tante Nelly du kannst doch jetzt nicht böse sein, ich habe dir ganz genau gesagt, dass ich nur einen kleinen Spaziergang machen wollte.

"Ja, aber nicht eine ganze Stunde, los geh dich waschen und beweg dann deinen kleinen faulen Hintern in Richtung des Arbeitszimmers des Dukes. Er wartet schon seit über zehn Minuten auf dich." Sagte Nelly und schob das kleine Mädchen in Richtung der Waschschüssel, die in einer Ecke stand.

"Was will er denn von mir." Beth wurde nun etwas ängstlich.

"Keine Ahnung Kind, aber das musst du selber herausfinden." Und schon hatte Beth keine Zeit mehr um sich zu wehren, denn Nelly sollte man besser nicht widersprechen, dass war etwas, was sie in den vier Jahren gelernt hatte. Obwohl sie warmherzig war, konnte sich ihre Stimmung auch sehr schnell umändern.
 

Elizabeth fühlte sich etwas unwohl, als sie auf dem Weg zum Arbeitszimmer des Dukes den langen Flur im Haupttrakt des großen Hauses entgegenschlenderte. Sie war das letzte Mal in diesem Teil des Hauses vor vier Jahren und sogar damals hatte sie kein gutes Gefühl gehabt. Sie die Tochter eines Dukes wurde von John Monteray zur Küchenmagd degradiert. Ganz zaghaft klopfte sie an die große Holztür und nachdem sie von ihnen ein "Herein" hörte, trat sie ein.

"Sie wollten mich sprechen, Sir?" Sagte sie, wobei sie dem Duke stolz in die Augen sah, was den Bediensteten strengstens verboten war.

"Wie ich sehe hast du deinen Stolz immer noch, dass ist gar nicht so übel." Erwiderte John und seine Frau die in einem Sessel in der Ecke saß fügte noch hinzu:

"Und hübsch ist sie, dass muss man ihr lassen. Nur ihre Manieren lassen etwas übrig, aber das kriegen wir auch noch hin, genau wie ihre Sprache. Ich habe nicht dagegen, sie darf ihn heiraten." Nun erhob sich die Duchess Montray und stolzierte stolz nach draußen. Beth hatte die feine Dame zum ersten Mal gesehen und war sofort von ihrer Schönheit überwältigt. Trotz ihres Alters strahlte sie eine ungeheure Frische aus und endlich wusste Beth von wem John und James ihre Haarfarbe geerbt hatten, denn die Dame hatte blonde Haare.

"Komm her Elizabeth und setzt dich hin." John bot ihr das Sofa an und das Mädchen setzte sich hin, wie man ihr befohlen hatte. Sie sagte aber nichts mehr, obwohl sie schon sehr neugierig war, vor allem wegen der Worte von der Duchess.

"Meine Frau hatte recht, du bist zu einem richtig hübschen Mädchen herangewachsen, sag wie alt bist du jetzt, zehn?"

"Nein ich bin zwölf Jahre alt."

"Sehr gut, dann bist du genau in dem Richtigen Alter um in die Schule für perfektes Benehmen zu gehen. Ich habe schon dorthin geschrieben, und du wirst dort auch aufgenommen." Der Duke saß Beth gegenüber und lächelte ihr freundlich an.

"Warum? Ich meine ich glaube nicht, dass ich schon die ganzen Schulden abgearbeitete habe, die mein Vater bei ihnen gemacht hatte und außerdem kostet dieses auch Geld." Beth verstand die Welt nicht mehr und hätte der Duke sie nicht mit einem Wink unterbrochen, hätte sie hemmungslos einfach weiter geplappert.

"Ganz einfach, du bist Elizabeth Natalie Blois, die Tochter eines Dukes, daran lässt sich nicht rütteln. Und ich habe mich endlich entschieden, was ich mit dir mache."

"Ich versteh das Ganze aber nicht?"

"Ich weiß es hat sehr lange gedauert, aber ich habe sehr lange darüber nachgedacht, was ich mit dir mache. Als du damals zu mir kamst, war ich so sehr auf deinen Vater wütend, dass ich dich mit Absicht in die Küche schickte." Er hielt kurz inne um sich zu vergewissern, dass ihm das Mädchen tatsächlich zuhörte.

"Dabei habe ich gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen ist, es tut mir leid Du bist eine Lady und sollst dies auch bleiben und nicht irgendein Küchenmädchen. Oh Gott, jetzt komme ich mir so mies vor. Kannst du mir verzeihen." John schaute Elizabeth traurig an.

Beth dachte nach, irgendwie verwirrten sie die Worte des Dukes, aber sie konnte ihn auch verstehen. Hier bot sich ihr aber eine großartige Chance, also lächelte sie ihm aufmunternd zu, bevor sie hinzufügte:

"Schon okay, ich kann und werde euch verzeihen. Mein Leben war keineswegs so schwer. Ja ich habe hart arbeiten müssen, aber ich habe auch vieles dadurch dazu gelernt."

"Das ist gut, mein Kind. Ich danke dir. Meine Frau hat alles vorbeireiten lassen. Du wirst in einem der oberen Zimmer nun schlafen und morgen geht sie mit dir und meiner Tochter Lily und kauft dir ein paar schöne Kleider an. Dann kannst du am Freitag schon in der Schule sein."

"Warum kann ich denn nicht hier bleiben."

"Na ja, meine Frau lässt dich nur dann meinen Sohn heiraten, wenn du dich entsprechend einer Dame benehmen kannst." John hatte sehr schnell und freudig erregt gesprochen.

"Ich soll ihren Sohn heiraten?" Der Blick von Beth war etwas ungläubig, sie konnte es sich nicht vorstellen, dass sie Ihren geliebten Johny heiraten dürfte.

"Ja, natürlich, aber nur wenn du willst, aber erst wenn du ein entsprechendes Alter hast, er ist ja auch erst siebzehn."

"Ich will." Beth hatte sich sehr schnell entschieden, bei so einem Angebot konnte sie nicht wiederstehen.

"Na schön ich finde das wunderbar, ich bringe dich jetzt zu meiner Frau, denn ich habe was anderes zu tun. Ich muss James und John wegbringen." Sagte John und stand auf, Beth folgte ihm überglücklich, dass sich endlich alles zu guten gewendet hatte. Dabei wusste sie noch gar nicht, dass nicht John der war den sie heiraten sollte, sondern James. Aber diese Nachricht sollte auch nicht mehr lange warten. An diesem Abend schlief sie in ihrem neuen Zimmer und freute sich schon riesig auf ihr zukünftiges Leben, denn es stand wieder unter einem guten Stern.
 

Die schwarze Kutsche wartete bereits vor der Tür des Montray Hauses. Der Kutscher saß ungeduldig, während Nelly neben der Kutsche stand und immer wieder auf die große Eingangstür blickte. Bald darauf kam auch Elizabeth in einem entzückenden cremefarbenen Kleid heraus, dichtgefolgt von dem Duke und der Duchess. Das Haar von Beth lag in wallenden Locken über ihren Schultern und ihre hellblauen Augen strahlten vor Glück.

"Oh Nelly ich bin ja so froh dich doch noch zu sehen." Sagte Beth und sprang in die Arme ihrer lieben Tante Nelly.

"Ich kann dich doch nicht einfach so weggehen lassen, dazu habe ich dich viel zu sehr lieb gewonnen." Das ganze Schauspiel zwischen den Beiden beobachteten die Duchess und der Duke argwöhnisch. Sie verstanden schon das kleine Mädchen, aber so etwas war in der Öffentlichkeit einfach ein Tabuthema. Keiner hatte so eine vertrauliche Beziehung mit einer Person niedrigeren Ranges.

"Es ist an der Zeit meine Liebe Natalie." Die Duchess Katharina hatte entschieden, dass der zweite Name von Elizabeth viel besser klang, als der erste und nannte sie nun nur so.

Doch kurz, bevor Beth in die Kutsche steigen konnte, zog sie Lady Katharina zur Seite.

"Bitte bemühe dich anständig um deine Manieren zu verbessern. Ich verstehe ja, warum du die Köchin umarmt hast, aber so etwas gehört sich einfach nicht. Du willst doch später angesehen sein, und James keine Schande machen?" Sagte die Lady leise zu Beth.

Im ersten Moment war Beth kreidebleich geworden.

"Oh, bitte mein Kind schäme dich doch nicht so, ich weiß dass du es besser machen wirst, wenn du in fünf Jahren wieder zurückkommst." Zum Glück hatte Lady Katharina gedacht, die Blässe von Elizabeth käme daher, weil sie sich schämte.

Beth stieg nach einer kurzen Verbeugung vor dem Duke in die Kutsche und machte sich auf dem Weg. Ganz langsam kam sie aus ihrer Trance zurück, doch Tränen verschleierten ihren Blick. Die Anstandsdame die sie begleitete versuchte sie zu trösten, da sie dachte Beth habe schon jetzt Heimweh und große Angst. Doch das was Beth beschäftigte war die Tatsache, dass sie nicht mit John, sondern mit James verlobt war. Und sie wusste auch, dass sie sich nie trauen würde etwas dagegen zu unternehmen, da sie doch auch ein wenig angst davor hatte, der Duke könnte seine Meinung ändern. So entschied sie sich an diesem Tage ihr Schicksal so zu nehmen wie es komme. Denn die Tage, die sie im Luxus verbracht hatte, hatten ihr sehr gefallen und sie wollte dies nicht mehr ändern. An diesem Tag wurde aus der kleinen Beth Lady Natalie Blois.
 

Das Mädcheninternat: Zwei Jahre später
 

Auf dem großen Universitätsgelände spazierten viel junge Gentlemen und unterhielten sich über ihre Interessen. Auch die große Bibliothek war überfüllt von ihnen. Die meisten saßen in einer Ecke und tranken etwas, wobei einer von ihnen, von keiner Menschenseele gesehen, etwas abseits in einer einsamen Ecke saß. Er war ganz vertieft in ein Buch, so dass man nur seine modern zurechtgeschnittenen blonden Haare sah.

"Na da bist du ja James, ich habe schon die ganze Bibliothek nach dir durchsucht. Was ist, kommst du nun mit?" John trat an seinen Bruder heran und schaute ihn an. Beide jungen Männer glichen sich aufs Haar, und sogar ihr Modegeschmack war der gleiche. Wobei James eher schwarz und John eher dunkelblau bevorzugte.

"Wohin?" Fragte James.

"Erzähl mir jetzt nicht du hättest es vergessen. Du bist neunzehn, wir sind schon seit zwei Jahren an dieser Universität, und du hast immer noch nichts anderes im Sinne als Bücher. Wenn mich jemand fragt, wo mein Bruder ist, dann werde ich ihm erzählen du seiest in die Bücherei übergesiedelt." John regte sich nun sehr auf.

"Du meinst das Pferderennen wahrscheinlich. Tut mir leid ich habe es tatsächlich vergessen. Ich komme natürlich mit."

John schaute ungläubig seinen Bruder an, wie er das Buch an den rechten Platz legte und mit einer ausdruckslosen Miene zu ihm kam. Er verstand seinen kleinen Bruder nicht mehr. In einem Moment war er so kalt wie Eis, und im nächsten Moment war er liebenswürdig und wickelte jede Frau um den kleinsten Finger. Obwohl John älter war, musste er diesmal zugeben, dass er nie so werden würde wie James. James war einfach klüger als er, aber John war dagegen sportlicher, obwohl James auch nicht übel in Schießen und Reiten war.

"Gehen wir?" James riss John aus seinen Gedanken.

"Natürlich, tut mir leid kleiner Bruder, ich habe gerade an Zuhause gedacht" Log John.

"Ich habe es ja ganz vergessen, ich soll dich von Lisa grüßen. Sie ist wirklich zu einer sehr hübschen jungen Dame geworden."

"Sag mal James, könnte es sein, dass du Lisa gern hast?" John und James waren schon raus aus dem Gebäude und James blieb urplötzlich stehen, nach diesen Worten seines Bruders.

"Ich hasse unseren Vater, dass er uns dazu zwingt irgendjemanden zu heiraten, den wir nicht mal kennen und für den wir nicht einmal Liebe empfinden." War die Antwort, die James nun seinem Bruder gab.

"Irgendwann hätten wir sowieso heiraten müssen, unser Vater hat nur dafür gesorgt, dass wir die richtigen Frauen bekamen. Und keiner kann uns verbieten uns zu amüsieren. Wenn ich nur an die süße Kleine aus der Kneipe, unten an der Straße denke."

"John, ich verstehe nicht was du an den Bediensteten so toll findest? Erst mal wolltest du die kleine Beth verführen, und jetzt bist du hinter irgendeiner billigen Schlampe aus einer verseuchten Kneipe her." James blickte seinem Bruder in die Augen.

"Würde ich mich mit irgendwelchen Damen begnügen, so würde es ganz England innerhalb kürzester Zeit wissen. Und außerdem wollte ich Beth damals nicht verführen, aber sag mal wie geht es der kleinen Nervensäge?"

"Sie war nicht da. Und ich konnte nicht erfahren, wo sie abgeblieben ist, nur dass sie kurz, nachdem wir zwei weggefahren sind, sie ebenfalls verschwunden ist." James hatte sich sofort, nachdem er zuhause angekommen war, nach Beth erkundigt. Er hatte schon damals das kleine Mädchen und ihren Wissensdurst gemocht, und es tat ihm jetzt sehr leid, wenn sie ein schwereres Los zu tragen hätte.
 

Der kleine Garten im Hof des Klosters St. Josepha war erfüllt von fröhlichen Lachen. Viele junge Damen saßen aufgeregt auf einer Decke und unterhielten sich, während andere wiederum einen Spaziergang unternahmen. Keines der Mädchen trug aber auffallende Kleidung, aber man konnte auch nicht sagen, das sie schlecht angezogen waren. Es war mehr die typische schlichte Robe, die man trug, während man sich im Kloster aufhielt und darauf achtete, vor allem keine Grasflecken auf teure Gewänder zu bekommen.

Doch in einer Ecke neben wunderschönen weißen Pfingstrosen saß ein Mädchen in einem zarten rosa Kleid und las ein Buch. Ihre leuchtenden blonden Haare waren zu einer Hochfrisur zusammengesteckt, aber an manchen Stellen hatten sich ein paar widerspenstige Strähnen gelöst und fielen ihr in ihr schönes bleiches Gesicht. Sie besaß einen kleinen Mund, eine wohlgerundete Nase und hellbraune Augen. Und wie eine Prinzessin saß sie da, ohne die anderen Mädchen auch nur eines Blickens zu würdigen, während diese ihr missbilligende Blicke zuwarfen.

Plötzlich hob das Mädchen ihr hübsches Köpfchen und schaute sich um. Als sie ein anderes Mädchen mit langen braunen Haaren erblickte hob sie ihre eine Hand und winkte ihr zu. Das andere Mädchen sah das und kam zu ihr.

"Natalie, möchtest du mir Gesellschaft leisten?" Fragte sie das braunhaarige Mädchen.

"Sehr gerne Lisa." Natalie setzte sich vorsichtig neben Lisa. Und obwohl beide Mädchen sehr schön waren, erbleichte die kleine Natalie neben Lisa in ihrem dunkelbraunen Kleid.

"Ich habe James zuhause angetroffen. Wenn John nur halbwegs so gut aussieht, wie sein Bruder, dann bin ich zufrieden. Obwohl er etwas mehr aufregend sein sollte, denn James hat mich förmlich zu Tode gelangweilt."

"John war schon immer ein Wirbelwind gewesen. Ich glaube nicht, dass er sich verändert hat." Erwiderte Natalie.

"Ich freue mich schon sehr auf unser Debüt. Der Ball wird großartig. Onkel John hat gesagt, dass er mir ein neues Kleid schenkten wird, und dann gehen wir in London einkaufen und sind endlich diese dummen Schwestern hier los." Jeder in der Schule wusste, dass Lisa McPherson die Schule hasste und jede Gelegenheit nutzte um nicht am Unterricht teilzunehmen.

"Der Ball ist aber erst in drei Jahren. Bis dahin wirst du noch lange warten müssen." Sagte Natalie.

"Ja, aber ein Mädchen hat nur das eine Ziel und bis dahin muss ich perfekt werden, wenn ich John nicht enttäuschen will. Und du solltest dir auch etwas mehr Mühe geben und nicht den lieben langen Tag in der Bücherei sitzen. Das gehört sich einfach für eine junge Dame nicht." Lisa zog ihr kleines Näschen in die Luft, wie sie es immer tat, wenn ihr etwas nicht passte.

"Du kennst doch meine Meinung über das Heiraten."

"Ja Natalie ich kenne sie, aber James ist ein sehr lieber Kerl und du solltest ihm keine Schande machen, nur weil du irgendeinen anderen liebst. Nach dem du ihm einen Sohn geschenkt hast, kannst du tun und lassen, was du willst, aber vorher würde ich dir raten dich zu zügeln. Überhaupt, verrate mir doch endlich wer dieser unbekannte Fremde ist!" Lisa war äußerst neugierig und Natalie fiel es von Mal zu mal sehr schwer ihr nicht zu verraten, dass der unbekannte Fremde ihr Verlobter John war.

"Das ist doch unwichtig, eigentlich hast du recht. Ich verspreche dir ich werde mich bemühen um deinen lieben Cousin James keine Schande als Ehefrau zu machen."

Mit diesen Worten erhob sich Lisa von ihrem Platz und verabschiedete sich von ihrer Freundin. Denn sie und Lisa waren die Außenseiter in der ganzen Schule. Lisa deswegen, weil sie sich für etwas besseres hielt, und Natalie, weil sie sich weigerte sich mit den anderen zu unterhalten. Nur durch Zufall hatten sie sich kennen gelernt und erfahren, dass sie die zukünftigen Frauen der Montray Söhne sind. Natalie war immer sehr nett gegenüber Lisa und verzieh ihr ihre Starallüren, aber es verletzte sie immer aufs Tiefste, wenn diese von John sprach. Obwohl sie John seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, schwärmte sie immer noch für ihn. Und sie hasste ihr Schicksal von Jahr zu Jahr immer mehr. Aber etwas hatte sie während der Zeit im Internat gelernt. Ihr Los war noch einigermaßen erträglich. Im Vergleich zu manchen anderen hier, dürfte sie einen jungen und hübschen Mann heiraten, der auch noch genau so aussah, wie der Mann für den sie eigentlich Liebe empfand.
 

Der Debütantinnenball: Drei Jahre später
 

Das große Ziegelsteingebäude erstrahlte in hellem Licht. Viele Kutschen warteten um ihre Passagiere zu entlassen, denn heute fand bei der Montray Familie der Debütantinnenball von Lisa und Natalie. Der große Saal war deswegen extra mit cremefarbenen Rosen und weisen Lilien geschmückt. Es gab keine Empfangslinie mehr, was verriet, dass der Ball schon längst angefangen hatte. Doch der heutige Abend wurde nicht nur wegen des Debüts der beiden inzwischen schon siebzehnjährigen Mädchens veranstaltet, sondern, und das wusste schon die gesamte Londoner Gesellschaft, auch wegen der Bekanntgabe der Verlobung der beiden Montray-Zwillinge. Überall auf der Tanzfläche wirbelten Paare im Rhythmus der Musik und in einer Ecke saßen die beiden Damen in ihren hübschen Kleidern.

Das Kleid von Lisa war ein Traum aus Gold und Silberfäden um einen traumhaften weisen Stoff. Natalie dagegen trug dagegen ein hellblaues Kleid, nach der neuesten Mode, was jedoch nicht so übermäßig geschmückt war, wie das von Lisa. Doch beide Mädchen lächelten vergnügt und unterhielten sich mit der Duchess Katharina und ein Paar anderer hochangesehener Damen. Ihren ersten Tanz konnten sie noch nicht anfangen, da bei beiden auf ihrer Karte der Name ihrer Verlobten stand, und diese im Moment durch Abwesenheit glänzten.

"Oh na endlich, da kommt John." Rief Lady Katharina ihren zwei Zöglingen.

Alle Blicke fielen nun auf den Jungen Mann. Er trug einen dunkelblauen Abendfrack mit einer perfekt dazu passenden cremefarbenen Hose. Sein blondes Haar glänzte, und seine grünen Augen flackerten vergnügt. Er bot einfach einen atemberaubenden Anblick, so jedenfalls empfand es Natalie, aber auch das enttäuschte Seufzen der anderen Damen, belegte diese Behauptung. Nachdem John sich vor seiner Mutter und dann vor Natalie und Lisa verbeugt hatte, wurde aus der fröhlich lächelnden Miene ein ernster Ausdruck.

"Ich habe eine schlechte Nachricht für sie Miss Blois." John richtete seine Rede an Natalie.

"Mein Bruder hatte etwas sehr dringendes zu erledigen, und es ist leider so dringend, dass davon ein Leben abhängt, aber ich möchte ihnen lieber die Einzelheiten ersparen. Aber ich werde dagegen mit Freuden seinen Part übernehmen und ihren ersten Tanz heute eröffnen."

"Gern." Sagte Natalie.

In ihren Zügen erkannte man keine Wut und auch keine Trauer. Denn ihr hübsches Antlitz zierte nur ein Lächeln, aber in ihrem Inneren brodelte es heftig. Während Lisa und John ihren ersten Tanz begannen, dachte Natalie nach. Es verletzte sie zutiefst, dass James nicht hier war. Alle Blicke waren im Moment auf sie gerichtet, und es bedürfte sie großer Kraft um sich ihre Wut nicht anmerken zu lassen. Aber langsam glätteten sich die Wogen in ihrem Inneren, als sie an den Tanz dachte. John hatte sich dazu bereit erklärt mit ihr zu Tanzen, und wenig später stand er auch vor ihr. Er nahm ihre zarte kleine Hand in seine und führte sie auf die Tanzfläche. Sie tanzten zu einem Walzer.

"Ihr habt sehr hübsche Augen Miss Blois." Sagte John.

"Vielen Dank." Es fiel Natalie immer schwerer sich zu konzentrieren.

"Dieses helle Blau kommt mir sehr bekannt vor, könnte es sein, dass wir uns schon mal begegnet sind."

"Nicht das ich wüsste."

Den restlichen Tanz verbrachten sie ohne ein weiteres Wort. Und an diesem Abend blieb es nicht nur bei dem einen Tanz, es folgte noch ein zweiter, denn mehr konnten sie nicht miteinander Tanzen, da es die Etikette verbot. Aber Natalie fühlte sich bei beiden Tänzen wohl, denn sie hatte das Gefühl, als ob sie auf einer rosa Wolke schweben würde.

Kurz danach verkündete der Duke Montray auch die Verlobung von Lisa und John und Natalie und James. Und erst spät in der Nacht kündigte sich das Ende dieses wunderbaren Abends. Nach unzähligen Tänzen begaben sich Natalie und Lisa in ihre Zimmer.
 

Spät in dieser Nacht erwachte Natalie und konnte nicht mehr einschlafen, denn dazu bräuchte sie ein Buch. Es war ihr einfach zur Gewohnheit geworden immer mit Hilfe eines Buches einzuschlafen. Also erhob sie sich aus dem großen Himmelbett, schlüpfet in die weichen Pantoffeln und begab sich hinunter in die Bibliothek. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr, sah sie dass es halb vier war. Und zum Glück waren die Gänge des Hauses leer, und aus den unteren Stockwerken drang auch kein Geräusch. So gelangte Natalie unbemerkt zu ihren geliebten Büchern. Nachdem sie sich eines genommen hatte, setzte sie sich in einen gemütlichen Ledersessel und begann zu lesen.

Doch nicht einmal zehn Minuten später wurde die Tür zur Bibliothek geöffnet, und jemand trat herein. Natalie blieb ganz still in ihrem Sessel sitzen und zog noch vorsichtshalber ihre Füße an, um nicht gesehen zu werden. Dieses hätte sie sich aber sparen können, weil im nächsten Moment das Licht angemacht wurde und ihr ein ziemlich verdreckter Abendfrack entgegenflog und auf ihr landete.

"Oh das tut mir leid ich habe nicht gewusst, das jemand hier drinnen ist." Sagte eine männliche Stimme und nahm schnell den Frack von Natalie herunter.

"Ein Mädchen?"

Natalie blickte nun hoch. Vor ihr stand James Montray, bis oben hin schlammverdreckt und sogar sein Gesicht zierten ein paar Streifen schwarzer Erde.

"Ich hoffe ich habe ihnen nicht weh getan, Miss..." sagte er.

"Nein keineswegs haben sie mir wehgetan, eher beschmutzt durch ihren Frack." Sie blickte ihn trotzig an.

"Was machen sie hier, es ist doch ziemlich spät in der Nacht, und vor allem in diesen Aufzug." Natalie glaubte ein amüsiertes Lächeln bei ihm bemerkt zu haben.

"Ich lese oder hat der Herr etwas dagegen einzuwenden?"

"Nein überhaupt nicht. Ich freue mich so eine charmante Gesellschaft hier vorzufinden." Diesmal lächelte James.

"Sagen sie, würden sie mir vielleicht erklären, warum sie so verdreckt aussehen." Fragte sie nun neugierig.

James sah ihr in die Augen, und für einen Moment konnten sich beide nicht aus dieser Atmosphäre befreien. Während sie in dem Sessel in ihrem schneeweißen Schlafanzug saß, stand er genau vor ihr. Er blickte zur Seite und begab sich zu einem Tischchen auf dem eine Karaffe mit Whiskey stand. Nachdem er sich einen Schluck eingegossen hatte, drehte er sich wieder zu ihr um und sah sie an.

"Ich habe einen Dieb verfolgt." Erwiderte James auf ihre Frage.

"Einen Dieb?" Nun leuchteten ihre Augen voller Neugierde und James bemerkte zum ersten Mal, dass sie hübsch war.

"Es war ein Pferdedieb, der vorher den Stall meines Freundes ausgeraubt, denn zuständigen Stallmeister im Schlaf erwürgt hatte und dann abgehauen ist."

"Und, haben sie ihn erwischt." James blickte sie überrascht an. Sie war keineswegs eine dieser Damen, die jetzt vor Angst zitterte, es war eher Entschlossenheit, was er jetzt in ihrem Gesicht sah.

"Ja natürlich, aber es war gar nicht einfach."

Das Lächeln das er Natalie jetzt zuwarf, verursachte ein heftiges Kribbeln in ihrem Bauch, und sie war sich sicher, hätte sie nicht gesessen, wäre sie sehr schnell hingefallen.

Doch plötzlich wurde die Tür wieder zur Bibliothek geöffnet, und der Duke John trat herein.

"Habe ich mir doch gedacht, dass du es bist James. Wo warst du den ganzen Abend, du hast deine Verlobte aber ziemlich bloßgestellt!" Ärger und Wut hörten sich aus seiner Stimme heraus. Er hatte aber Natalie nicht gesehen, da James genau vor ihr stand.

"Ist mir egal, ich habe dich nicht gebeten mich zu verloben, mit einer daher angelaufenen reichen Dame. Das habe ich dir schon vor fünf Jahren gesagt."

"Du hast kein Schamgefühl mein Junge." Zischte John hervor.

"Oh davon habe ich mehr als genug für jeden anderen, außer für diese Person." Sogar James hatte vergessen, dass sie nicht alleine im Zimmer waren.

Genau in dem Moment erhob sich Natalie aus dem Sessel und schritt an den beiden vorbei.

"Natalie Kind, was machst du denn hier?" Der Duke war sehr überrascht.

"Ich habe ein Buch gelesen." Sagte sie.

"Du solltest ins Bett gehen."

"Ja, das werde ich, aber vorher möchte ich dich um etwas bitten. Sei bitte meinem Verlobten nicht böse, ich bin es auch nicht." Und mit diesen Worten war sie draußen.

"Vater?" James war etwas blas geworden.

"Ja?"

"Wer war sie?"

"Oh es war etwas spät für die Vorstellung und wärst du heute hier gewesen, würdest du es wissen. Ihr Name ist Elizabeth Natalie Blois und sie ist deine zukünftige Frau."
 

Wer gehört zu wem?
 

Der nächste Tag versprach ausgesprochen schön zu werden. Natalie erwachte um zehn Uhr auf und trotz der späten Stunde, war sie eine der Ersten. Rasch nahm sie ihren Reitanzug und zog ihn an, an diesem Morgen wollte sie ausreiten um einen klaren Gedanken zu kriegen. Doch auf ihrem Weg nach draußen nahm sie nicht den üblichen Weg, sondern ging durch die Küche. Die übrigen Angestellten schauten sie verwundert an, doch Natalie ließ sich davon nicht beirren. Dort angekommen erblickte sie Nelly am Herd und James der an einem der Tische saß und sich mit Nelly unterhielt. Im ersten Moment wollte sie den Rückzug antreten, aber da wurde sie schon von James erblickt.

"Oh Miss Blois, was führt sie denn hierher, hat ihnen ihr Essen nicht geschmeckt?" Fragte James sie sarkastisch.

In den Augen von Nelly bildeten sich Tränen und schnellen Schrittes war sie bei Natalie angelangt.

"Mein kleines Mädchen, du bist ja so groß geworden." Sagte sie.

"Wir haben uns auch eine Ewigkeit nicht mehr gesehen Tante Nelly. Es tut mir leid, dass ich dich nicht schon früher besucht habe, aber irgendwie hat man das zu verhindern versucht." Natalie umarmte ganz fest die alte Frau.

"Setz dich doch Beth, ich habe im Moment wenig Zeit um mich zu unterhalten, da die feinen Herrschaften nicht auf ihr Frühstück warten können, aber ich werde irgendwie eine Minute entbehren können."

"Nicht nötig Tante Nelly, ich werde jetzt einen Ausritt machen und in einer Stunde bin ich wieder da und dann können wir uns auch unterhalten." Und nach einer weiteren Umarmung, war Natalie weg. Nur James und Nelly blieben alleine.

"Du willst mir doch nicht sagen, dass das Beth war, obwohl..." unterbrach James die in Gedanken versunkene Nelly.

"Ja das war meine kleine Beth." Immer noch liefen Tränen entlang ihrem Gesicht.
 

Im Stall angekommen musste sich Natalie verfluchen, dass sie sich so leicht verraten hatte. Es hatte ihr sehr wehgetan, als sie an dem Abend die Worte von James gehört hatte und sein Erscheinen beflügelte nicht gerade ihr Wohlbefinden.

"Miss Blois, wollten sie auch ausreiten?" Natalie wurde aus ihren Gedanken gerissen durch diese Frage. Als sie sich umwandte, erblickte sie John. Ihr Gesicht erstrahlte in dem Moment.

"Ja."

"Darf ich ihnen Gesellschaft leisten?"

"Gerne."

Natalie freute sich riesig auf diesen Ausritt, denn endlich war sie mit dem Mann zusammen, denn sie liebte. Doch urplötzlich kamen ihr bei dem letzten Gedanken Zweifel, die sie so schnell wie möglich verdrängte.
 

Zwei Stunden später nach dem erholsamen Ausritt und dem schönen Gespräch mit Nelly, saß Natalie wieder in der Bibliothek. Doch diesmal war sie sehr glücklich, da John ihr gesagt hatte, dass sie wunderschön sei.. Doch Natalie wurde aus ihren Träumen gerissen, durch einen an der Tür erscheinenden James.

"Störe ich?" Fragte er.

"Nein."

Und so kam er herein, nahm sich ein Buch und setzte sich ihr gegenüber in einen anderen Sessel. Ein paar Minuten schwiegen beide, bevor sie die Stille durchbrach.

"Na los, bringen wir es hinter uns."

"Was denn?"

"Ich habe nicht die Lust sie zu heiraten, genauso wie sie mich nicht heiraten möchten. Ich wäre dafür, dass wir die Verlobung lösen."

"Und wenn ich nein sage." Natalie glaubte sich verhört zu haben. Eindeutig spielte er mit ihr.

"Ich habe nicht gesagt, dass ich dich nicht heiraten möchte Beth, ich habe gesagt, dass es mir nicht passt, das mein Vater diese Heirat organisiert hat." Er lächelte.

"Ich hasse dich!" Sagte Natalie.

"Das glaube ich nicht." James trat näher an sie heran. Er stand nun genau über ihr und ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander getrennt.

Irgendwie fühlte sich Natalie in der Falle. Und schon wieder spürte sie ein heftiges Kribbeln in ihrem Bauch.

Ganz langsam und vorsichtig beugte sich James noch tiefer zu ihr herab, bevor er ihr sanft zuflüsterte.

"Ich würde dich gerne küssen."

Natalie schluckte schwer, sie hatte einen ziemlichen Kloß in ihrem Hals und erwiderte nichts, sondern schloss nur ihre Augen. Doch nachdem einige Zeit vergangen war, machte sie diese auf und kam sich sofort sehr dumm vor. James hatte sich wieder in seinen Sessel gesetzt und grinste sie mit einem Ichhabeesdirjagesagt Ausdruck an.

"Na ihr zwei Turteltäubchen." Sagte John und kam mit Lisa im Schlepptau in die Bibliothek herein.

"Ich hoffe, wir stören euch nicht." Sagte Lisa mit einem Grinsen im Gesicht.

"Ihr stört nicht, kommt ruhig rein." Erwiderte James. Die beiden setzten sich auf das Sofa. Lisa trug wieder mal eines ihrer hochmodischen Kleider und Natalie kam sich wie ein Nichts neben ihr vor. James merkte, dass sie sich unwohl fühlte und zum ersten Mal in seinem Leben interessierte ihn was in dem Köpfchen eines anderen Mädchens vorging, anders gesagt also nicht in dem von Lisa. Und er fühlte sich in ihrer Gegenwart sehr wohl. Wenn er sich früher mit Lisa unterhalten hatte, dann war er immer sehr angespannt, aber bei Beth war es anders.

"Was hältst du davon Brüderchen?" Fragte John James in dem Moment.

"Von was?" Er hatte leider nicht zugehört.

"Lisa und ich möchten ins Theater gehen, die spielen dort nämlich ein Stück von Shakespeare, der widerspenstigen Zähmung."

"Eine gute Idee." Meinte James.

"Und kommt ihr nun mit?" Fragte nun Lisa.

James blickte zu Natalie rüber und auch sie sah ihn an. Mit einem Lächeln auf den Lippen sagte er:

"Ich habe nichts dagegen."
 

An diesem Abend kehrten alle sehr spät von der Theatervorstellung zurück. Alle empfanden ihn als einen sehr angenehmen Abend, außer James. Denn dieser hatte etwas gesehen, was ihm gar nicht gefiel. Beth schwärmte immer noch für seinen geliebten Bruder, und das war etwas, was er keinesfalls akzeptieren konnte. James verstand nicht, was Beth an John so toll fand und er beschloss es herauszufinden. In seinem Inneren schob er seine ganzen Gedanken der Ursache, dass Beth ja eigentlich seine Verlobte war, aber irgendwie befriedigte ihn dieser Grund nicht. Er musste sich am Ende doch eingestehen, dass er sich wahrscheinlich in sie verliebt hatte. Von seinem Vater hatte er ihre ganze Geschichte erfahren, das Positive wie auch das negative. Er war sich nicht sicher wie sie reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass sehr reich ist. Es wäre möglich, dass sie sich dann weigert ihn zu heiraten. Und James verspürte bei diesem letzten Gedanken einen Stich in seinem Herzen, von nun an wollte er kämpfen.

So war es, dass er in den nächsten Tagen ständig die Nähe von Beth suchte.
 

Die letzte Schlacht: Das Ende
 

"Wie bitte, Tante Margret hat mir ihren gesamten Besitz vererbt?" Natalie saß in einem der hohen Stühle im Arbeitszimmer des Dukes Montray.

"Es war auch für mich etwas merkwürdig, als ich das gehört habe. Aber du bist nun die Besitzerin von Hamilton Castle. Also, neben Lady Chatworth und der Königin, die dritt reichste Frau in ganz England. Ich habe den Anwalt der Lady Hamilton schon verständigt. Er wird in drei Stunden hier antreffen." Sagte John Montray.

"Dann muss ich ja James gar nicht heiraten." In Natalies Augen glitzerten Tränen.

"Ich verstehe nicht ganz?" John verstand genau, was Natalie meinte, doch er stellte sich nun absichtlich dumm.

"Euer Gnaden," begann Natalie, "ich mag euren Sohn James nicht. Es ist leider eine Tatsache, dass wir uns nicht verstehen und nur streiten. Ich empfinde außerdem gar keine Zuneigung zu James."

"Gibt es da vielleicht jemanden anderen?" Fragte der Duke nun zaghaft, obwohl er sich ganz sicher war, die Antwort zu kennen.

"Ja es gibt ihn, aber er weiß nicht was ich empfinde. Es ist John."

"Wie bitte! Mein anderer Sohn. Die beiden sehen doch gleich aus." Er konnte es nicht glauben.

"Ich sehe aber Unterschiede. James ist streitsüchtig, gemein und hat überhaupt kein Schamgefühl, und John dagegen ist liebevoll, benimmt sich wie ein wahrer Gentlemen und ist nicht direkt."

"Ich habe das untrügliche Gefühl, als ob du meine beiden Söhne verwechseln würdest." Murmelte der Duke nun.

Für einige Sekunden war der ganze Raum von Stille erfüllt, doch allmählich kam der Duke wieder zu sich. Er betrachtete nun das kleine Mädchen, das noch nicht mal achtzehn war, jetzt etwas genauer. In dem großen Sessel sah sie aus wie eine kleine Prinzessin, mit ihrem weißen Kleidchen und ihren zu einem geflochtenen Zopf, zusammengebundenen Haaren.

"Ich werde über das nachdenken, was du mir gerade gesagt hast. Wir sehen uns in drei Stunden und dann werde ich dir mein Urteil verkünden. Bis dahin bitte ich dich Stillschweigen darüber zu wahren. Eine Auflösung einer Verlobung ist keine einfache Sache." Sagte der Duke und entließ Natalie nach draußen. Er hingegen schickte sofort einen Diener um James zu holen.
 

Natalie saß überglücklich auf ihrem Bett und betrachtete das kleine Medaillon, in dem ein Bild ihrer Mutter steckte. Immer noch konnte sie es nicht fassen, das sie nun reich war. Immer hatte sie gedacht, dass sie von der Gnade des Dukes leben musste, doch nun konnte sie genauso schöne Kleider haben, wie Lisa. Vielleicht findet mich John dann auch so begehrenswert und schaut mich mit den gleichen Augen an wie sie, dachte Natalie.

Urplötzlich fühlte Natalie wie ihr die Tränen kamen. Und nun wusste sie es, dass sie sich die ganze Zeit belogen hatte. John hatte sie noch nie so angesehen, wie er Lisa ansah. Und schöne Kleider würden das auch nicht hervorrufen können, dessen wurde sie sich auch bewusst. Warum sie fast jede Nacht von James träumte, und warum sie ständig an ihn dachte, konnte sie sich noch nicht so genau erklären. Aber was sie ganz genau wusste, war das sie mit John nicht glücklich werden würde können. Sie entschloss sich so schnell das Haus zu verlassen und nach Hamilton Castle zu gehen, eine andere Möglichkeit sah sie nicht.

Eine halbe Stunde später und nach unzähligen Seufzern von Natalie klopfte es heftig an der Tür zu ihrem Zimmer. Sie erhob sich wiederwillig und lief zur Tür.

"Was soll das, was fällt dir ein?" Rief Natalie, als sie von James unwirsch in das Zimmer hereingeschoben wurde.

"Das sollte eher ich dich fragen?" Er schaute sie böse an.

"Ich verstehe nicht? Hat dir denn niemand beigebracht, dass es sich nicht gehört in das Zimmer junger Damen einzudringen ohne ihr Einverständnis."

"Komm mir nicht damit Beth. Ich möchte wissen warum du die Verlobung lösen willst?" Er lief aufgeregt durch das ganze Zimmer, während sie sich ruhig auf ihr Bett fallen ließ.

"Ist das nicht eindeutig?" Fragte sie ihn nun sarkastisch.

James blieb abrupt stehen, er schaute nun hinaus aus dem Fenster.

"Dann habe ich also gegen mein Ebenbild verloren. Welch heile Welt!" Rief er.

"Keineswegs seht ihr gleich aus. Der größte Unterschied liegt in euren Augen, die Farbe ist anders." Natalie gab sich nach außen hin gelassen, aber in ihrem Inneren brodelte es sehr. Sie konnte nicht glauben, dass seine Erscheinung ihr so zusetzte. Und immer noch spürte sie die Wärme seiner Hand auf ihrem Oberarm, wo er sie festgehalten hatte. Deswegen hatte sie sich auch so schnell wie möglich hingesetzt, da ihre Knie unwillkürlich weich wie Pudding geworden waren.

"War das dein letztes Wort? Willst du tatsächlich meinen Bruder heiraten." Sein Blick war traurig, als er sie ansah, und sie spürte wie ihr Herz für einen Moment zu Schlagen aufhörte.

"Ich will John nicht heiraten, sogar wenn ich ihn noch so sehr lieben würde. Er gehört Lisa schon lange, und außerdem liebt er sie."

"Mein Bruder soll jemanden lieben, dass ich nicht lache."

"Du weißt offensichtlich nicht, was Liebe ist. Denn sonst würdest du nicht so einen Unsinn reden. Das nächste Mal solltest du aber genau hinsehen, wenn du neben den beiden stehst." Sagte Natalie und hob wieder mal ihre Nase trotzig in die Luft.

"Du behauptest, ich wüsste nicht was Liebe ist! Verdammt, ich weiß was Liebe ist!" Schrie er ihr förmlich entgegen.

"Ja aber sie gehört nun auch deinem Bruder. Lisa hat doch nie etwas für dich empfunden!" Auch Natalie hatte ihre Stimme erhoben.

"Wer spricht den hier von Lisa, ich spreche von dir."

"Wie bitte! Soll das heißen, du liebst mich?" Sie schaute ihm direkt in die Augen.

"Ja." Er sprach die nächsten Worte sehr klar aus. "Genauso wie du mich liebst."

"Das stimmt aber nicht." Sagte sie, obwohl sie in ihrem Inneren endlich die Antwort bekam, auf die sie so lange gewartet hatte. "Ich hasse dich."

James sagte aber nichts weiter, sondern ging zu ihr rüber und setzte sich neben sie. Sie rückte automatisch etwas von ihm ab, aber er kam ihr immer näher. Dann nahm er ihren Kopf zwischen seine beiden Hände und näherte sich langsam ihrem Gesicht. Da sie keine Anstallten unternahm sich zu wehren, küsste er sie ganz sanft auf ihre Lippen. Automatisch schwang Natalie ihre Arme um ihn und öffnete ihren Mund, um noch mehr von dem süßen Gefühl zu spüren. Jedoch löste sich James schnell von ihr und sah ihr in die Augen. Ihre Hände ruhten immer noch auf seinen Schultern, genauso wie seine Hände nun ihre Taille umfassten.

"Sag das noch mal." Sagte er etwas heiser.

"Was denn?"

"Das weisst du doch ganz genau, du kleine Hexe." Ein fieses Grinsen bildete sich in seinem Gesicht, bevor er sie wieder zu sich zog und sie küsste.
 

"Okay, also noch mal. Jetzt sagst du mir, du hättest dich geirrt und alles wäre nur dummer Irrtum gewesen und das du doch James heiraten möchtest, weil ja er der ist den du liebst?" Der Duke schaute Natalie fragend an. Sie saß wieder, wie vor einer Stunde in seinem Arbeitszimmer ihm gegenüber.

"Ja." War das einzige, was sie dazu noch zu sagen hatte.

John konnte das ganze irgendwie nicht glauben. Zuerst erzählt man ihm das Eine, und er zerbricht sich den Kopf über eine geeignete Lösung und nun kommt doch alles wieder ins reine. Aber er musste sich nun ermahnen doch nicht in die Luft zu gehen. Er hatte ja erreicht, was er wollte. Seine beiden Söhne hatten gute Frauen bekommen. John würde als sein Nachfolger genug Geld und Ansehen haben und James kam ja auch nicht schlecht davon. Schnell schob er nun die ganzen Ereignisse des heutigen Tages der Ungeduld der jungen Leute zu und widmete sich Natalie wieder.

"Na schön ich habe ja sowieso mit niemanden darüber gesprochen, außer mit James. Es soll so sein, wie ihr es euch wünscht."
 

Und nun?
 

Ja und nun. Das ist ganz einfach zu beantworten, denn wie ihr es euch sicher vorstellen könnt, haben James und ich kurz darauf geheiratet. Heute frage ich mich wirklich, was ich an seinem Bruder so toll gefunden habe. James ist einfach der hübschere und tollere der beiden. Und ich liebe ihn. Zwei Jahre später nach der Hochzeit habe ich zwei hübsche kleine Mädchen zur Welt gebracht. Ja sie haben richtig gehört, es sind Zwillinge. Und irgendwann habe ich auch die ganze Wahrheit erfahren. Mein Leben hätte also auch anders verlaufen können, aber ich bin froh, dass es so ist, wie es ist. In der gesamten Geschichte habe ich euch auch ziemlich viel vorenthalten, aber ich wusste ja auch einige Sachen nicht so genau. Warum ich aus der Kindheit so wenig erzählt habe? Ganz einfach, denn dann hätte jeder gewusst, wie gut James und ich zusammenpassen. Schon damals hatten wir uns nämlich prächtig verstanden, und ich habe viel mehr getrauert an dem Tag, dass James weggeht, als John. Ach und mit Lisa und John verstehen wir uns auch sehr gut. Es ist aber etwas schwierig sie zu treffen, da sie in London leben, und Hamilton Castle in dem wunderschönen Schotland liegt. Ich werde immer noch von allen Natalie gerufen, nur James nennt mich liebevoll Beth. Und das war nun meine Geschichte, war doch gar nicht so schlimm oder. Das es aber ziemlich lange gedauert die Schwielen an meinen Fingern auszukurieren, dass muss ich euch nun auch nicht erzählen...
 

Elizabeth Natalie Montray
 


 

So das war nun die Geschichte. Ein bisschen verwirrend oder? Fand ich auch, als ich sie wieder gelesen habe. Ach ja, ich bitte um Verzeihung, wegen den vielen Fehlern, aber heute darf ich sie ja machen. ( Sag ich aber nicht warum! Wenn es aber jemand herausfindet, dann schreibe ich extra für ihn eine Geschichte.) Also, bis nach dem 12. Juni, Ana Vi.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  stefanie22
2011-04-06T23:43:02+00:00 07.04.2011 01:43
das war auch mal wieder eine sehr schone geschichte von dir

lg stefanie22
Von:  capricious
2004-12-07T16:36:04+00:00 07.12.2004 17:36
höhöh als sie ihm gesagt hat sie würde ihn hassen*kicher*
einfach nu himmlisch geschrieben
wirklich absolut genial*träum*
Von:  uteki-chan
2003-08-25T13:50:17+00:00 25.08.2003 15:50
super süße story! echt einfach klasse!!!!

kiss deine aqua
Von: abgemeldet
2003-05-29T12:45:22+00:00 29.05.2003 14:45
Also, ich kann auch nur sagen, dass die Geschichte einfach super ist und dass du den Mut hast, dein Privatleben öffentlich so zu zeigen, finde ich sehr gut. Und auch dass du keine Botschaft in dem Sinne verbreiten möchtest, sondern einfach darüber schreiben möchtest. Finde ich sehr toll die Story. És ist auch gut geschrieben...
Von:  Ana-Vi
2003-05-20T19:42:00+00:00 20.05.2003 21:42
Wahhh, nein ich hab ganz vergessen den ganze Kram zu ändern vom letzten Mal, eigentlich habe ich nur den Titel verändert(dabei ist Anna eigentlich das Neueste, da die Geschichte fertig geschrieben ist), die Story ist älter. Sorry.
@Fight Pan: Ja ich hatte damals Geburtstag als ich es hochgeladen habe *freu* (und das ist fast ein Jahr her)

Danke,Vielen dank für die lieben Kommentare.
Von: abgemeldet
2003-05-19T09:00:23+00:00 19.05.2003 11:00
super story!
viele grüße! cathy02
Von: abgemeldet
2003-04-27T14:38:56+00:00 27.04.2003 16:38
Aaaaalso, ich find die Story einfach klasse! Und das ist noch Untertreibung! ^___^
*sonst keine Worte dafür find*

Du darfst die Fehler heut machen? .. ~.~ ... Hast du Geburtstag?


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