Schwerter und Kinder
Als er die Schiffsküche betrat fand er Nami, Lysop und Ruffy am Tisch sitzend, Sanji und Chopper ein Brettspiel auf dem Fußboden spielend und Robin am Herd vor. Er setzte sich auch an den Tisch und nur einen Augenblick später stellte Robin ihm einen Kaffee vor die Nase.
"Navigator-san hat gesagt, dass der Sturm den Rest des Tages und sehr wahrscheinlich noch die ganze Nacht anhalten wird. Bei diesem Sturm ein zu schlafen, wäre gefährlich", antwortete sie ihm auf seinen fragenden Blick.
Zorro erwiderte nichts darauf, er nahm die Tasse und leerte sie in einem Zug, stellte die nun leere Tasse wieder hin.
"Hört mal her Leute", sprach Nami laut, um die Aufmerksamkeit sämtlicher Mannschaftsmitglieder zu kriegen und sogar Chopper und Sanji sahen von ihrem Brettspiel auf und sahen in ihre Richtung, "wenn der Sturm aufgehört hat und vorausgesetzt er hat uns nicht zu weit vom Kurs abgetrieben, werden wir schätzungsweise innerhalb weniger Stunden die nächste Insel erreichen."
"Das ist ja super! Dann können wir endlich neues Fleisch kaufen!", jubelte Ruffy.
Robin nickte zustimmend. "Wir brauchen auch neue Vorräte insbesondere Wasservorräte bzw. Getränke. Da trifft es sich in der Tat gut, dass wir bald eine Insel erreichen werden."
Die Stunden vergingen, der Sturm tobte immer noch und schaukelte das Schiff. Wellen prallten gegen die Flanken des Schiffs und stießen es zwischen sich hin und her, als sei es ein Spielzeug, dass extra für sie auf dem Meer trieb. Der Wind heulte und ließ den Regen mal schräg, mal waagerecht auf das Deck und die Kombüse herabprasseln.
Sanji schaute von seiner Malerei auf und blickte sich in der Schiffsküche um. Zu seinem Missvergnügen musste er feststellen, dass alle mittlerweile eingeschlafen waren und das obwohl Tante Robin gesagt hatte, dass es gefährlich wäre, bei diesem Sturm einzuschlafen. Wenn dieser Sturm wirklich so gefährlich war, wieso also waren ALLE eingeschlafen?
Erwachsene waren schon komisch, da sagten sie etwas und taten etwas ganz anderes und was am unfairsten war, dass sie sich noch nicht einmal an ihre eigenen Regeln hielten. IHM hatte seine Mutter gesagt, dass der Sturm gefährlich wäre. Weiterhin hatte sie ihm gesagt nicht einzuschlafen und gesagt, sie schliefe auch nicht ein. Und was war nun? Tz... wirklich, das war T - Y - P - I - S - C - H Erwachsene.
"Hm... und was ist, wenn wirklich etwas während des Sturms passiert? Jemand muss doch aufpassen und den anderen sagen, wenn etwas nicht stimmt", überlegte Sanji im Stillen, "gut! Wenn alle anderen schlafen, dann muss ich eben aufpassen, dass nichts passiert!"
Entschlossen stand der Sechsjährige auf und trat ans Bullauge neben der Tür und schaute hinaus, wachsam, wie der Verlauf des Sturms war. Der Sturm tobte in gleicher stärke weiter, schien aber nicht schlimmer zu werden.
Für Sanji schien dieser Sturm gar nicht so schlimm, schließlich hatte er schon einige Stürme erlebt und dieser schien sich nicht von den anderen zu unterscheiden. Aber auf der anderen Seite hatte seine Mutter gesagt, dass dieser Sturm gefährlicher sei und er glaubte seiner Mutter hunderdprozentig. Es gab schließlich keine bessere Navi... Navo... keine bessere Kartenleserin und Schiffslenkerin als sie. Hm... er würde seine Mutter später noch mal nach dem richtigen Namen fragen.
Zugegeben, hatte er aber auch noch keine andere Schiffslenkerin getroffen. Hm... obwohl alle Schiffslenkerinnen Frauen waren? Oder gab es auch Männer die Schiffslenkerin waren? Sanji beschloss auch dies seine Mutter zu fragen, wenn sie wieder wach war.
Andererseits, auch wenn er keine andere Schiffslenkerin kannte, alle aus der Mannschaft sagten, dass sie die beste sei und zweitens... wieso hätte Onkel Ruffy sie sonst in seine Bande aufgenommen? Soweit er wusste, nahm Onkel Ruffy doch nur die besten. Zumindest hatte Onkel Ruffy ihm selbst gesagt, dass er seine Mutter aufgenommen hatte, weil sie die beste sei und wenn Onkel Ruffy es sagte, musste es doch stimmen. Onkel Ruffy war schließlich sehr gut darin den Charakter und die Fähigkeiten anderer Menschen einzuschätzen.
"Hmm... langweilig... die ganze Zeit den Sturm zu beobachten", murmelte Sanji halblaut vor sich her. Er schaute sich erneut in der Kombüse um, um eine Beschäftigung zu finden. Auf Malen hatte er jetzt überhaupt keine Lust. Hm... was gab es denn noch so, dass man machen könnte?
Sein Blick fiel auf die Schwerter, die neben seinem Papa an die Wand gelehnt waren. Er grinste freudig, sein Papa hatte ihn zwar verboten mit den Schwertern zu spielen, aber sein Papa schlief ja jetzt.
"Wenn ich die Schwerter rechtzeitig wieder zurück stelle, weiß Papa ja nicht, dass ich sie genommen habe", dachte er sich, während er so leise wie möglich zu seinem schlafenden Vater schlich.
Sanji wusste, dass Zorro ein leichter Schläfer war, deswegen bemühte er sich doppelt so vorsichtig zu sein, diesen nicht zu wecken.
Bei den Schwertern angekommen, schaute Sanji kurz zu Zorro rüber. "Gut. Papa schläft nach wie vor", dachte er sich in freudiger Erwartung und streckte langsam seinen Arm aus um eines der Schwerter zu greifen, "gleich hab ich's. Ja! Ich hab's!" Sanjis Hand hatte sich um die Schwertscheide geschlossen.
"Hat ich dir nicht verboten meine Schwerter anzurühren?"
Sanji zuckte erschrocken zusammen und sein Kopf wirbelte herum, um ins Gesicht seines Vaters zu schauen, welcher nun ein Auge geöffnet hatte. "Pa... Papa...", sein Vater sah ihn mit einem auffordernden Blick an, darauf wartend, die Frage beantwortet zu kriegen.
Sanji senkte zuerst beschämt den Kopf, doch dann sah er mit einem unschuldigen Grinsen in Zorros Gesicht, darauf hoffend, dass er so seiner Standpauke entgehen könnte.
Zorro seufzte innerlich, er kannte diesen Blick, diesen unschuldigen Blick. Das breite Grinsen, die strahlenden Augen in denen der Schalk blitzte. Sanji hatte oft diesen Blick aufgesetzt, um einer Strafe oder Standpauke zu entgehen. Er hatte ihn immer aufgesetzt, wenn er bei etwas ertappt worden war, von dem er genau wusste, dass er es nicht machen durfte.
Das erste Mal als Zorro diesen Blick auf Sanjis Gesicht gesehen hatte, war er irritiert gewesen - äußerst irritiert. Diesen unschuldigen Blick auf dem Gesicht eines Erwachsenen zu sehen war einfach nur... eigenartig. Ja, Zorro hatte bis dahin noch nicht einmal gewusst, dass ein Erwachsener in der LAGE war, so einen Blick auf seinem Gesicht zu manifestieren.
Wenn Sanji diesen Blick in Gegenwart von Lysop, Chopper oder Ruffy aufsetzte, kam er eigentlich immer mit seiner Tat davon. Sogar bei Nami funktionierte es meistens. Zorro musste innerlich schmunzeln, bei diesem Blick konnte man Sanji eigentlich auch nicht wirklich böse sein, egal was er angestellt hatte.
Doch wusste Zorro, genau wie Robin, dass es erzieherisch nichts bringen würde, gäbe er permanent nach. Dann würde Sanji nie lernen, dass es Regeln gab und dass man sich an einige Regeln auch zu halten hatte, weil sie Sinn machten.
Da Sanji von seinem Vater immer noch ernst angeschaut wurde, ließ er das Grinsen von seinem Gesicht gleiten. Er hatte geahnt, dass es nichts bringen würde. Bei fast allen kam er damit durch, nur nicht bei seinem Vater. Aber nun ja... ein Versuch war es wert gewesen.
Der Blonde ließ den Kopf sinken und schaute teils gespielt, teils echt beschämt zu Boden. "Ja, du hast mir verboten mit deinen Schwertern zu spielen", kam es gemurmelt, dann schaute er auf, "aber ich hätte sie schon nicht kaputt gemacht Papa!"
Zorro seufzte, wie oft hatte er Sanji nun schon gesagt, dass es gar nicht so sehr darum ging, ob er sie kaputt machen würde (wobei dies zugegeben auch ein Punkt war), sondern vielmehr darum, dass er sich verletzten könnte? "Sanji, wie oft denn noch? Diese Schwerter sind gefährlich, du könnest dich verletzten."
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Hoffe dennoch, dass es gefallen hat. In nächster Zeit wird der Rest des Kapitels angehängt werden.
