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Sonic Saga

Sonic mal anders: Weg von platten Charakteren ohne echte Probleme, hin zu...? Lest selbst!
von

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Espio

Sonic schlenderte durch die Fußgängerzone und ließ seien Augen umherschweifen, immer auf der Suche nach jemandem, der unaufmerksam war. Er fiel im Gewühl nicht weiter auf: es war später Nachmittag in den Sommerferien, überall standen, saßen oder spazierten kleine Grüppchen von Leuten. Ein paar Igel in seinem Alter saßen im Eiscafé, ein paar Kinder, sowohl Menschen als auch verschiedene Tiere, hatten sich gerade ebendort ein Eis gekauft und spazierten nun weiter. Sonic ging weiter, und niemand beachtete ihn, als er an einer älteren Frau vorbeiging und wie beiläufig in ihre Tasche griff. Mit geübter Hand, schnell, aber dennoch vorsichtig, zog er die Geldbörse heraus, öffnete sie und entnahm ihr einige Geldsscheine, die er in der anderen Faust festhielt, als er die Börse ebenso vorsichtig zurücksteckte und weiterging. Sie hatte nichts gemerkt.

Sonic ging etwa zwei Minuten weiter, bevor er sich an eine Wand in einer Seitenstraße lehnte und die Beute begutachtete. Es waren achtzig Dollar. Erleichtert atmete er auf. Das Geld würde für fast einen Monat reichen, um ihn und Tails mit dem nötigsten zu versorgen.

Plötzlich hörte er Stimmen, nicht weit entfernt. Eine davon glaubte er zu kennen, obwohl er sie seit zwei Jahren nicht gehört hatte. Vorsichtig, bemüht, jedes Geräusch zu vermeiden, ging er die Straße entlang und linste um die Ecke. Er hatte sich nicht getäuscht. Keine drei Meter von der Ecke entfernt sah er eine Menschenmenge, die irgendjemanden an die Wand gedrängt hatte. Er wagte noch ein Stückchen mehr und sah das Opfer.

Es war Sam. Sein Freund Sam.

In Sonic kamen Erinnerungen hoch. Erinnerungen an einen Sommertag, fast zwei Jahre alt. Er spielte Fußball mit Tails, Sam und - an dieser Stelle schwangen die Erinnerungen um. Er sah eine kleine Hand unter einem Trümmerhaufen, spürte erneut die Druckwelle, die Tails an ihn geschleudert hatte. Verzweifelt schloss er die Augen und versuchte, diese Erinnerungen zu verdrängen. Er brauchte zwei Minuten, bis er die Augen wieder öffnen konnte. Er bemerkte, dass er schwitzte, und sein Atem ging schneller. Noch immer quälte ihn dieser Tag. Fast jede Nacht durchlebte er erneut den Abend jenes Tags. Fast jede Nacht wachte er auf, von Alpträumen geplagt.

Sonic schüttelte den Kopf. Sam brauchte Hilfe.

Aber Tails brauchte das Geld.

Mitten in der Bewegung, die ihn um die Ecke hatte bringen sollen, erstarrte er, und schüttelte erneut den Kopf, versuchte ihn klar zu bekommen. Wenn er Sam half, würde er einem Freund helfen, aber sich in Gefahr bringen. Wenn er es nicht tat - dann würde er unbeschadet davonkommen. Aber was würde Sam passieren?

Das ging ihn nichts an.

Aber er konnte einen Freund nicht im Stich lassen.

Einen Freund, der sich zwei Jahre nicht um ihn gekümmert hatte.

Wie denn auch? Er war damals abgetaucht und immer darauf bedacht gewesen, keine Hinweise zu hinterlassen, dass er noch lebte.

Er konnte nicht das Risiko eingehen, verletzt zu werden. Tails brauchte ihn.

Sam auch.

Tails war der einzige, den er noch hatte.

Aber früher hätte er niemals einen Freund im Stich gelassen.

Früher, als seine Familie -

Er konnte keine Unterschiede zwischen zwei Freunden machen. Sam brauchte Hilfe. Worauf wartete er?

Mit diesem Gedanken hatte er sich entschieden. Er ging um die Ecke und sah die Gruppe an.
 

Es waren weniger, als er gedacht hatte. Sechs Jugendliche, er schätzte sie auf zwischen 13 und 15 Jahre alt, hatten Sam an die Wand gedrängt. Einer von ihnen, anscheinend der Anführer, hielt ein Messer in der Hand und bedrohte Sam. "Los", zischte er, "meine Geduld ist am Ende. Gib uns dein Geld, sonst setzt es was!"

"Lasst ihn in Ruhe", rief Sonic.

Sam bewegte die Augen, um den Rufer zu sehen - und als er Sonic erkannte, war er sehr überrascht. "Sonic!", rief er. Aber dieser brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen und wandte sich wieder der Gruppe zu. "Verschwindet", sagte er. Der Anführer lachte auf. "Wir sind sechs gegen einen. Glaubst du, du hast auch nur den Hauch einer Chance?" Mit diesen Worten gab er drei anderen Jungs einen Wink, und sie gingen auf Sonic zu.

Sonics Blick wurde hart. "Ich warne euch nur einmal", sagte er kalt, "ihr solltet euch nicht mit mir anlegen. Das könnte übel für euch enden." Diese Drohung hatte keinen Effekt. Im Gegenteil, einer der Jungs war nah genug an Sonic dran, schlug zu - und traf nicht. Sonic war mit der ihm eigenen Geschwindigkeit knapp fünf Meter nach hinten ausgewichen. "Ihr wolltet es so", sagte er, immer noch eiskalt und ballte die Hände zu Fäusten. Dann raste er auf den ersten zu und schlug ihm aus vollem Lauf mit aller Kraft in den Magen. Er ging sofort zu Boden. Ehe der zweite auch nur begriffen hatte, was geschehen war, war Sonic bei ihm, und ohne anzuhalten versetzte er ihm eine Gerade direkt von vorne auf den Mund, bevor er ihm den Ellbogen in den Magen schlug. Dem dritten verpasste er im Vorbeirennen einen Kinnhaken. Dem vierten trat er in die Kniekehle, und als er in die Knie ging, sprang Sonic ihm von hinten auf den Rücken, sodass sein Gegner bäuchlings aufschlug und das Bewusstsein verlor. Den fünften sprang er aus vollem Lauf an, und seine Stacheln bohrten sich stellenweise zentimetertief in die Brust und die Bauchgegend. Dann drehte er sich zum Anführer um, der wie versteinert seine bewusstlosen oder schwerverletzten Kumpane betrachtete. Sonic betrachtete ihn voller Verachtung. "Zu sechst haltet ihr euch für stark", knurrte er, "aber alleine seid ihr nichts. Du kannst gehen und einen Krankenwagen holen. Aber wenn du zur Polizei gehst und denen meinen Namen oder gar eine Beschreibung von mir gibst, bring ich dich um. Haben wir uns verstanden?"

Zitternd vor Angst, nickte der Junge. Er zitterte so stark, dass ihm das Messer aus den Händen fiel.

Sonic wandte sich Sam zu. "Du solltest jetzt besser auch verschwinden", sagte er zu ihm. Aber Sam schüttelte den Kopf. "Nicht, bevor ich nicht mit dir gesprochen habe", antwortete er entschlossen. Für einen Moment überlegte Sonic, ob er das seinem alten Freund verweigern könnte. "Gut", murmelte er schließlich. "Aber nicht hier. Wo, bestimme ich."
 

Sonic führte Sam aus der Seitenstraße zurück in die Fußgängerzone. Sie kämpften sich zusammen durch die Menschen- und Tiermengen auf die andere Seite der Fußgängerzone und gingen dort über eine Brücke in den Stadtpark. An der erstbesten freien Bank, an der sie vorbeikamen, blieb Sonic stehen. "Worüber willst du reden?", fragte er Sam.

Sam setzte sich auf die Bank und senkte den Blick. "Ich...", murmelte er leise, "ich will wissen, warum ich zwei Jahre nichts von dir gehört habe."

"Rate mal", antwortete Sonic knapp.

"Wie sollte ich?", fragte Sam. "Vor zwei Jahren ist doch dein Haus bei einer Gasexplosion zerstört worden. Ich dachte, du wärst tot!"

"War ich so erfolgreich?", fragte Sonic und lächelte. "Gut, das zu hören. Vielleicht glauben das auch noch andere."

"Welche anderen?", fragte Sam verwundert. "Und was meinst du mit ,erfolgreich?"

"Zum Beispiel die, die meinen Tod wollen", antwortete Sonic düster. "Ich habe in den letzten zwei Jahren versucht, Informationen zu sammeln. Ich glaube nicht an die ,Gasexplosion'."

Sam musste grinsen. "Was sollte es sonst sein? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass diese Explosion geplant war?"

"Das ist nicht lustig", sagte Sonic scharf. "Und ich glaube es. Ich bin mir sogar fast sicher, weil in derselben Nacht noch ein Haus durch eine Explosion zerstört wurde." Dabei zogen vor seinem inneren Auge wieder die Erinnerungen vorbei, doch er schaffte es, sich nichts anmerken zu lassen, und konzentrierte sich auf das Gespräch mit Sam.

"Warum kann es denn nicht sein, dass zwei Gasleitungen defekt waren?", fragte Sam.

"Weil das Haus der Prowers keine Gasleitung hatte."

Sam fuhr herum. Diese Stimme kam aus dem Gebüsch hinter ihm. Sonic schien den Fremden jedoch erwartet zu haben. "Du kommst spät", sagte er.

Aus dem Gebüsch trat - ein Chamäleon. Es hatte eine violette Haut und dort, wo bei Sonic die Nase saß, hatte es ein großes, gelbes Horn. Nach dem Klang seiner Stimme vermutete Sam, dass der Unbekannte etwas älter war als Sonic, obschon dieser fast ebenso groß war.

"Nicht ich bin spät dran", meinte der Neuankömmling. "Ich habe euch beobachtet und wollte nicht unnötig stören."

"Tust du aber", sagte Sam scharf. "Ich habe noch eine Menge Fragen!"

"Die werden warten müssen", antwortete Sonic. "Ich habe mit Espio hier" - er wies mit dem Kopf auf das Chamäleon - "etwas Wichtiges zu besprechen. Und zwar unter vier Augen."

"Du solltest ihm aber schon seine Fragen beantworten", riet Espio. Aber Sonic schüttelte nur den Kopf. "Er weiß alles, was ich ihm sagen kann, ohne ihn - und mich - in Gefahr zu bringen."

Sam sah Sonic verwundert an. "Du hast dich verändert", sagte er endlich, "und ich erkenne dich gar nicht wieder. Früher warst du ganz anders. Jetzt hast du Verfolgungswahn, sprichst kaum noch, schreckst vor Gewalt nicht zurück und schließt einen Freund aus. Was auch immer es ist, das dich so verändert hat - ich will es nicht wissen. Ich will mit dir überhaupt nichts mehr zu tun haben." Was wie eine harte Beleidigung wirken sollte, entlockte Sonic nur ein müdes Lächeln. "Dann geh doch", antwortete er. "Ich habe sowieso keine Zeit, um mich mit alten Freunden rumzuschlagen."

Diese Worte trafen Sam tief, so tief, wie er Sonic hatte treffen wollen. "Das kannst du nicht ernst meinen", flüsterte er. "Willst du sagen, dass unsere Freundschaft von damals... nichts mehr wert ist?"

"Die Zeiten haben sich geändert", sagte Sonic knapp. Dann ging er ein paar Schritte auf Sam zu und sah ihm in die Augen. "Wenn du wüsstest, was aus mir geworden ist, würdest du nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Glaub mir, es ist besser so."

Sam schossen die Tränen in die Augen. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und lief den Parkweg entlang, weg von Sonic.

Espio hatte schweigend dabeigestanden. "Hat er das verdient?", fragte er nun leise. "Hat er verdient, dass du ihn so behandelst?"

"Du vergisst unsere Abmachung", knurrte Sonic. "Keine Fragen, verstanden?"

"Dann eben nicht", antwortete Espio gleichgültig.

Sonic blickte Sam noch ein paar Minuten nach und versuchte krampfhaft, das Aufkommen von Erinnerungen zu verhindern. Er wollte den Tag nicht noch einmal sehen. Er wandte sich wieder Espio zu. "Was hast du herausgefunden?"

"Setzen wir uns", murmelte Espio.
 

"Du hattest Recht", begann Espio. "Es waren keine Unfälle, oder zumindest keine Gasexplosionen. Die Prowers hatten, wie ich eben schon angedeutet habe, keine Gasleitung im Haus. Ihr hattet zwar eine Gasheizung, aber es war Sommer, und die Leitung war außer Betrieb. Es könnte natürlich sein, dass trotzdem noch Gas in der Leitung war, aber das glaube ich nicht. In den Trümmern beider Häuser wurden Schwarzpulverrückstände gefunden. Ich behaupte, es waren Anschläge."

Sonic nickte. "Das habe ich mir gedacht. Aber warum hieß es damals in allen Zeitungen, es wären Gasexplosionen gewesen? Die Firma, die die Rohre herstellte, ist inzwischen pleite, weil in den Medien eine beispiellose Hetzkampagne gestartet wurde!"

Espio nickte. "Ich weiß. Ich hatte einen Journalisten so weit, dass er auspacken wollte, was damals wirklich passiert ist. Doch am Abend, bevor er mir alles sagen wollte, rief er an und sagte, er hätte es sich anders überlegt. Er klang, als wenn er sich verfolgt fühlte. Zwei Tage später wurde er tot im Fluss gefunden, und vom Täter fehlt jede Spur."

"Und was heißt das jetzt genau?", wollte Sonic wissen.

"Das heißt, dass da etwas vertuscht wurde", antwortete Espio. "Dass Schwarzpulverreste gefunden wurden, taucht zwar noch in den Polizeiberichten auf, aber offiziell wurde die Gasexplosion genannt und die Bombentheorie unterschlagen, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Prowers gar keinen Gasanschluss hatten. Der Rohrfirma wurde die Schuld zugeschoben, die Medien haben gegen sie gehetzt, die Auftraggeber verloren das Vertrauen, der Börsenkurs brach ein - ich denke, du kennst den Rest. Aber was mir der Journalist gesagt hat, bevor er ermordet wurde, war, dass eine reiche und mächtige Person ein großes Interesse daran hatte, die Sache zu vertuschen. Es wurden immense Schmiergelder verteilt, Drohbriefe geschrieben, in einem Fall wurden sogar Familienmitglieder entführt, damit die Zeitungen das brachten, was diese Person wollte. Wer es ist - das habe ich nicht herausbekommen."

"Das heißt also: jemand hat unsere Häuser in die Luft gejagt und anschließend die Polizei und die Zeitungen bestochen und bedroht, um verräterische Details unter den Tisch zu kehren", fasste Sonic zusammen und stand auf. "Ich möchte nur mal wissen, woher du das alles weißt."

"Ich bin Detektiv", antwortete Espio lächelnd. "Aber in diesem Fall musste ich wirklich alle Tricks und Kontakte nutzen, die ich kenne."

Sonic zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln, obwohl er diese Neuigkeiten erst mal verarbeiten musste. "Da hat Rotor mir ja ganz offensichtlich den richtigen empfohlen", sagte er, und in seiner Stimme schwang etwas Bewunderung mit. "Glaubst du, du kriegst den Namen noch raus?"

Espio schüttelte den Kopf. "Unwahrscheinlich. Seit der Journalist tot ist, will niemand mehr etwas sagen, und meine Theorie, dass es jemand von den oberen Zehntausend sein müsste, hilft uns auch nicht weiter."

"Bleib trotzdem dran", bat Sonic. "Du weißt nicht, wie viel mir das bedeutet."

"Warum tust du's nicht selbst?", fragte Espio spöttisch.

"Weil ich weder deinen Spürsinn noch deine Kontakte und schon gar nicht deine Fähigkeit zu Tarnung habe", antwortete Sonic. "Aber jetzt muss ich weg. Tails wird schon auf mich warten."

"Wenn ich was Neues rauskriege, erfährst du's", sagte Espio, bevor er sich umdrehte und im Schatten verschwand.

Sonic ballte die Hand zur Faust. Er hatte sich also nicht geirrt. Das musste Tails erfahren.

Er rannte los, durch den Park und die Fußgängerzone, bis er kurz hinter der Zone zu einer Autowerkstatt kam und durch das offene Tor eintrat.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2005-08-14T22:59:38+00:00 15.08.2005 00:59
meine augen... ich bin müde...
sau geil... sonic ist kuhl, den rest werde ich auch noch lesen... morgen aber... gute nacht
Von:  ShadowMirai
2005-05-11T16:02:17+00:00 11.05.2005 18:02
Super Kap^^
Sonic is ganz nett XD
Von: abgemeldet
2005-05-10T20:26:03+00:00 10.05.2005 22:26
=_=
=_o
o_o Cool! Ich habe noch nie eine FF über Sonic gelesen.^^Und die gefällt mir. Man kann ziemlich gut die Handlungen der Charaktere verstehen. Und du hast deinen eigenen Stil, das gefällt mir auc sehr.
Jetzt noch ein Kritik (musst du nicht lesen):
-du verwendest ziemlich oft das Wort Sonic,versuch doch zum Beispiel, 'der blaue Igel'(der ist doch blau?) oder so zuverwenden oder 'der 12-jährige' oder einfach 'er'. Oder machst du das schon? Bin zu müde=_=
-Vielleicht auch etwas mehr Adjektive?
Ach hör gar nicht auf mich, ich labere immer Mist, wenn ich müde bin...aber die FF ist wirklich gut, mach weiter so und vielleicht sitzt mal ein Buch von dir in einem Regal XD
Von: abgemeldet
2005-04-27T14:26:52+00:00 27.04.2005 16:26
Ist mal ne Konstruktive Geschichte. Nicht so wie die anderen die Ich gelesen hab. Dafür erhält der Writter dieser Geschichte einen Eintrag von mir.

Mfg: The Wolve


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