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Schwere Beute

von

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Ertappt

Line eilte die Straße entlang. Ein Freund hatte eine Party gegeben und da ihre Eltern nicht da waren, konnte sie länger als sonst bleiben, ohne dass sie, wenn sie nach Hause kam, wieder riesigen Ärger bekam. Und diese Gelegenheit wurde natürlich richtig ausgeschöpft.

Trotzdem war sie noch eine der ersten, die die Party verließen. Der Rest würde wohl die ganze Nacht durchmachen.

Dennoch war es spät genug. Sie wusste, dass man in ihrem Alter zu dieser Uhrzeit gar nicht mehr auf der Straße sein sollte und sie wusste ja auch, warum. Daher beeilte sie sich, möglichst schnell nach Hause zu kommen.

Line wohnte in dem wohlhabenderen Teil der Stadt. In diesem Viertel lebten nur Leute mit sehr viel Geld. Lines Eltern gehörten zu diesen Leuten.

Das Mädchen war froh, als sie endlich vor der Haustür stand. Nachts in Domino City rum zu laufen war nicht besonders angenehm, aber sie hatte nicht mehr genügend Geld für ein Taxi dabei und somit keine andere Wahl gehabt.

Jetzt wollte sie nur noch ins Bett. Und dann würde sie den nächsten Tag wahrscheinlich erstmal durchschlafen. Solche Feiern hinterließen immer einen gewissen Nachdruck. Während man feiert, merkt man gar nicht, wie sehr man sich verausgabt, danach dann aber umso deutlicher. Line war völlig fertig und wenn sie sich nicht sofort hinlegen könnte, würde sie hier auf der Stelle einfach umkippen.

Sie kramte den Schlüssel aus der Tasche und schloss auf. Aber sie hatte die Tür erst Millimeter weit geöffnet, da hielt sie plötzlich inne. Sie hatte etwas gehört. Gedämpftes Rumpeln drang aus der ersten Etage nach unten!

Line war plötzlich wieder hellwach. Ihre Eltern waren verreist. Eigentlich durfte da niemand sein.

Aber da war jemand. Ein Einbrecher? Hier waren Einbrecher nicht unüblich. In dieser Gegend lohnte es sich halt.

Aber umso besser waren eigentlich die Sicherheitseinrichtungen. Ihr Vater hatte Unmengen für eine solche Einrichtung hin geblättert und dann sollte sie eigentlich auch perfekt funktionieren. Nun, der Typ hier drin schien sie überwunden zu haben.

Ein Profi? Selbst wenn, die Alarmanlage hätte eigentlich jeden Einbrecher abhalten sollen. Blödes Teil.

Line stand unentschlossen da. Sie wusste nicht recht, was sie machen sollte. Einbrecher gehörten nun nicht gerade zu ihrem Alltag.

Was macht man denn in einer solchen Situation? Sie musste die Polizei rufen, nur blöd dass der Akku ihres Handys alle war. Also womit?

Hektisch sah sie sich um. Hier war niemand. Es waren Sommerferien und alle rundum waren verreist. Es hätte keinen Sinn, bei einem der Nachbarn zu klingeln. Sie musste ins Haus. Von dort konnte sie die Polizei rufen.

Der Gedanke, da rein zu müssen, gefiel ihr überhaupt nicht. Sie wollte nicht zu dem Einbrecher ins Haus. Aber was blieb ihr anderes übrig? Die nächste Telefonzelle lag Meilen entfernt. Wenn sie den Verbrecher nicht entkommen lassen wollte, dann musste sie an ein Telefon kommen. Und zwar demnächst.

Sie holte tief Luft und trat ein. Leise schloss sie die Tür wieder hinter sich. Um sie herum war es dunkel. Durch die Fenster fiel nur spärliches Licht. Vorsichtig tastete sie sich vorwärts.

Der Einbrecher räumte weiter die obere Etage aus, das hörte Line. Zitternd nahm sie den Hörer und wählte die Nummer der Polizei. Jedes mal wenn sie einen Knopf drückte, ertönte ein Piepen, das ihr sonst nie aufgefallen war. Nun kam es ihr unglaublich laut vor.
 

Genau dieses Geräusch war es, das Bakura in der oberen Etage aufhorchen ließ.
 

Line versuchte ruhig zu atmen, während sie wartete, doch es gelang ihr nicht. Durch den Hörer drangen kurz aufeinander folgende Pieptöne.

Besetzt.

Sie legte den Hörer zurück auf die Gabel und wählte erneut. Sie wartete.

Und dann erstarrte sie. Sie spürte deutlich das kalte Metall einer scharfen Messerklinge direkt an ihrer Kehle. Der Einbrecher hatte sie bemerkt. Er stand genau hinter ihr. Sie konnte den Atem im Nacken spüren.

„Ablegen.“ Sagte er kalt. Ihre Hand mit dem Hörer sank langsam. Der Hörer rutschte ihr schließlich aus der Hand und landete neben der Gabel. Und nun erklang auch endlich eine Stimme aus dem Hörer.

Zu spät.

Der Mann nahm den Hörer und legte ihn zurück auf die Gabel. Er stand immer noch hinter ihr und sie konnte den bohrenden Blick im Nacken fast spüren.

„Was machst du hier? Ich habe nicht damit gerechnet, hier jemanden anzutreffen.“

Line hätte am liebsten laut aufgelacht. Was sie hier machte?

„Wenn hier jemand berechtigt ist, diese Frage zu stellen, dann doch wohl eher ich, oder?“ Gab sie spöttisch zu bedenken.

Die Klinge drückte sich sogleich stärker an ihre Kehle. Line schnappte nach Luft. „Du bist überhaupt nicht berechtigt, irgendwas zu fragen.“ Schnauzte der Einbrecher sie an. „Man hat mir erzählt, hier sei niemand. Die Besitzer seien weggefahren. Was machst du also hier?“ Fragte er noch einmal und schon deutlich bedrohlicher.

Line schien das nicht zu bemerken. Sie holte tief Luft und setzte zu einer Antwort an: „Tja, dann hat man wohl nicht beachtet, dass die Besitzer auch eine Tochter haben könnten. Und was soll ich denn meine Eltern bei ihrem schönen Urlaub stören? Nee. Ich bin hier auch ganz zufrieden. Ich würde mich total langweilen, wenn ich mitgekommen wäre. Meine Freunde sind ja hier. Und ich komm auch allein klar. Ich bin ja kein Kleinkind mehr.“

„Ist schon gut.“ Knurrte Bakura genervt. Das Mädchen redete eindeutig zu viel. „Deine Lebensgeschichte interessiert mich nicht. Beantworte einfach meine Fragen, und mehr nicht, okay?!“

Die Klinge, die sich immer tiefer in ihren Hals bohrte, ließ Line nun doch schweigen. „Okay.“ Murmelte sie nur. Und nun sagte auch er erstmal nichts. Er schien nachzudenken.

Line grinste in sich hinein. War ja sehr gut geplant dieser Einbruch. Ganz anscheinend hatte er wirklich nicht an eine Möglichkeit wie diese gedacht. Also doch kein Profi.
 

...
 

Inzwischen war einige Zeit vergangen. Bakura hatte sich wieder an die Arbeit gemacht. Das Mädchen hatte er gefesselt und allein in dem dunklen Zimmer zurückgelassen. Sie saß steif da und mühte sich ab, die Fesseln irgendwie ab zu bekommen. Es missfiel ihr heftig, einfach tatenlos rum zu sitzen, während ein Dieb sich hier herumtrieb und das ganze Haus leer räumte. Sie wollte ihre Sachen eigentlich ganz gern behalten.

Aber die Fesseln bekam sie nicht ab. Zumindest das schien er wirklich zu können. Sie saßen so fest, sie konnte rütteln so viel sie wollte, es tat sich rein gar nichts. So ging es also nicht.

Sie sah sich um. Sie brauchte unbedingt Hilfe, aber außer dem Telefon fiel ihr nichts ein, wo sie die herbekommen konnte. Also musste sie da hin. Stück für Stück rutschte sie vorwärts.

Irgendwann kam sie endlich bei dem Tischchen an, auf dem sich das Telefon befand. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Die Anstrengung machte ihr zu schaffen. Aber noch war es nicht geschafft. Wie sollte sie ans Telefon rankommen?

Trotzdem gönnte sie sich erstmal eine Verschnaufpause. Oben konnte sie den Dieb seine Arbeit verrichten hören. Wie lange brauchte der eigentlich? So viel gab es hier doch nun auch wieder nicht zu holen.

Dennoch… Sie musste sich beeilen. Er konnte schließlich jeden Moment zurückkommen. Krampfhaft versuchte sie sich hoch zu hieven. Aber sie kam einfach nicht auf die Beine.

Sicher eine Viertelstunde brauchte sie, dann stand sie endlich recht wackelig vor dem Tischchen. Das Telefon lag vor ihr. Nun folgte das nächste Problem: Die Hände waren ihr auf dem Rücken zusammengebunden. Wie hätte sie also den Hörer abnehmen und eine Nummer wählen sollen?

Line hüpfte soweit wie möglich an den Tisch heran, beugte sich dann vor und schnappte sich mit dem Mund den Hörer. Dann angelte sie sich einen Stift, ebenfalls mit dem Mund, und wählte damit. Die ersten paar Male misslang es. Aber schließlich hatte sie die eigentlich doch recht simple Nummer der Polizei richtig eingegeben. Als letztes stellte sie noch auf Freisprechanlage und sofort erklang ein lautes lang gezogenes Piepen. Das Telefon wählte.

Während sie wartete, lauschte Line ängstlich, ob der Dieb das Piepen vielleicht hörte, aber das Rumpeln und Poltern in der ersten Etage ging munter weiter. Er schien nichts von ihrer Aktion hier unten mitzubekommen. Der Typ war viel zu sehr mit seiner Arbeit beschäftigt, als dass er sich mal um seine Gefangene hier unten kümmern würde. Tja. Das war dann wohl ein Fehler. Und er würde definitiv noch Probleme deshalb bekommen.

Plötzlich meldete sich jemand auf der anderen Seite. Line atmete erleichtert auf.

Sie war gerettet.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2005-03-08T17:58:11+00:00 08.03.2005 18:58
!!!!!!!!!!!!!!!!!!Wow!!!!!!!!!!!!!!!!!! Super Story, klasse geschrieben, einfach super! Könnte länger sein, aber da muss ich grad reden...Naja, schreib auf jeden fall bald weiter^-^*sichschonaufsnächstechapifreu*
tsuki_chan
Von:  Hotepneith
2005-03-05T18:25:40+00:00 05.03.2005 19:25
Ich bleib bei meiner Meinung: Gutes Deutsch und spannend geschrieben. Schade, dass noch keiner einen Kommentar sonst hinterlassen hat.Aber was nciht ist, kann ja noch werden.


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