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Ich lass dich nicht allein

Hab's geschafft! Die Fanfic ist hiermit abgeschlossen und ich hoffe euch gefällt das Ende --> LESEN ^___^
von

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Wer weiß, was man dir antut

Hallo mal wieder ^_^

Hat was länger gedauert, tschuldigung, ist dafür aber auch ganz lang das Kapitel!

Ich hab mich übrigens ganz doll über die Kommentare gefreut (ganz besonders, das euch (einem von euch zumindest *drop*) mein Stil gefällt und dass ich so ausführlich beschreibe *freu*)

Dazu wollt ich sowieso schon die ganze Zeit was sagen: Also, ich weiß nicht, ob ihr das auch so macht, aber ich denke in Bildern, d.h. ich stell mir Bilder zu der Geschichte vor und denke nicht sofort in Worten (nur die Dialoge natürlich). Das heißt wiederum, dass ich diese Bilder dann mit Worten beschreiben muss, was sich bei mir irgendwie immer etwas hinzieht, weil Bilder nun mal komplex sind ^.^' Die Gefühle, die ich dann auch noch beschreiben muss, kommen noch dazu. In Gedanken (also Bildern) sind die immer schon so irgendwie mit dabei... (hört sich jetzt total konfus an, aber ihr braucht mich ja auch nicht alle zu verstehen, Hauptsache ich versteh mich selbst - was auch immer seltener vorkommt... *drop*)

Na jedenfalls besteht die Geschichte deshalb zu größten Teil aus einer Beschreibung... wobei mir auffällt, dass alle Geschichten im Endeffekt Beschreibungen sind... na toll, das Obere war also vollkommener Schwachsinn... vergesst es einfach und lest die Fanfic

Viel Spaß
 


 

Kapitel 3: Wer weiß, was man dir antut
 

Die Empfangsdame reichte ihnen wortlos ein Anmeldeformular. Rei nahm es entgegen, doch als die Beiden sich immer noch nicht von der Stelle rührten, begann die Frau genervt zu erklären, was sie tun sollten.

"Tragen sie da ihren Namen, sowie Krankenkasse und Versicherungsnummer ein. Dann die Art, auf die sie sich verletzt haben und ihre Eigendiagnose. Danach geben sie das Formular hier wieder ab und erhalten eine Nummer. Sie bleiben dann dort im Wartezimmer und werden der Reihe nach aufgerufen."

Rei hätte gedacht, er würde mit einem Roboter sprechen, hätte er nicht die Frau, ihr Kaugummi um den Finger drehend, vor sich sitzen sehen. So etwas Dreistes, Dummes und Hässliches würde doch niemand erfinden und auch noch bauen.

Diese Dame musste wohl tatsächlich 'echt' sein. Eine von ihrem Job vollkommen enttäuschte Frau, die in einem Krankenhaus, wo Menschen mit Anteilnahme geholfen werden sollte, nun wirklich gar nichts zu suchen hatte. Sie schien nicht mal mehr in der Lage die unterschiedlichen Patienten wahrzunehmen. Für sie mussten alle gleich aussehen: krank, uninteressant, verabscheuungswürdig.

Als Rei mit seinen Gedanken an diesem Punkt angelangt war, packte ihn eine Wut, die er bisher nur selten gespürt hatte. Es machte ihn unbeschreiblich zornig, dass ein Mensch, der einen Beruf gewählt hatte, in dem er Anderen helfen sollte, ein solches Desinteresse an den Tag legte. Hauptsächlich deshalb, aber auch wegen dem, was die Dame gesagt hatte, schrie er sie im nächsten Moment ohne Vorwarnung an.

"Sind Sie noch ganz dicht?! Mein Freund ist verletzt. Er hat Schmerzen. Sie werden ihm jetzt helfen! Sofort!"

Immer noch überaus ruhig, aber doch ein ganz klein wenig interessierter, blickte die Angestellte sie nun an. So ruhig wahrscheinlich auch nur wegen der durchsichtigen Hartglasscheibe, die sie von Aufenthaltsraum trennte und dem riesigen, grimmig aussehenden Mann vom Sicherheitsdienst, der keine 3 Meter weit entfernt stand und Rei schon warnend ansah, was dieser aber in seiner Rage gar nicht wahrnahm - Kai allerdings schon.

Er versuchte die Hand, die über Reis Schulter in der seinen lag, etwas zusammen zu drücken, um auf sich aufmerksam zu machen und Rei zu warnen, nicht noch weiter zu gehen, doch schien Rei auch ihn nicht mehr wahrzunehmen. Er schleifte ihn zwar mit sich, als er einen weiteren Schritt auf die Glasscheibe zumachte, doch ließ er Kais Hand dann los, sodass dieser sein Gewicht nun wieder zum größten Teil selbst tragen musste.

Mit der nun freigewordenen Hand knallte er das Anmeldeformular auf den Tresen und schlug dann gegen die Scheibe.

"Wozu sind Sie denn da, wenn nicht um uns zu helfen?! Das darf ja wohl nicht wahr sein! Ihnen geht's doch nicht mehr ganz gut. Wie lang gedenken Sie ihn denn warten zu lassen? 1 Stunde? Oder gleich 3? Und überhaupt, was soll der Scheiß mit der Eigendiagnose? Was meinen Sie denn, warum wir hier sind? Weil wir uns nicht mehr anders zu helfen wussten! Sie sollen meinem Freund jetzt helfen! Und zwar sofort!"

Rei hätte noch einige Zeit weiter schreien können, doch war der Wachmann schon auf dem Weg. Er hatte ihn noch nicht einmal bemerkt, als Kai ihn zu Seite stieß und er unsanft auf dem kalten Boden landete. Der Schrank von Mann, der drohend auf sie zugelaufen war, blieb stehen und selbst die Empfangsdame schaute nun doch leicht neugierig über den Tresen zu dem am Boden liegenden Unverletzten.

Kai stützte sich mit einer Hand auf den Tresen und winkte dem Wächter mit der anderen zu, um ihm zu bedeuten, er solle nicht näher kommen, da sich die Sache erledigt hätte. Da der Kerl nicht gleich kehrt machte, blickte ihn Kai noch kurz aber durchdringend an, bis er sich umdrehte und auf seinen Posten zurückging. Er griff mit der Hand nach dem Zettel, nahm sich einen Stift und begann seinen Namen einzutragen, nachdem er Rei noch einmal warnend, aber doch auch entschuldigend angesehen hatte.

Dieser hatte die Szene still von unten beobachtet und rappelte sich nun langsam auf. Er verstand nicht ganz, warum Kai so heftig auf seinen Ausbruch reagiert hatte, doch wollte er ihn nun auch nicht mit seiner Fragerei nerven, besonders, wo es ihm wieder schlechter zu gehen schien. Er lehnte schwer auf dem Tisch und Rei konnte schon von weitem sehen, dass er zitterte.

Er ging zu ihm hin und wollte seinen Arm wieder stützend um ihn legen, woraufhin Kai ihn erneut wegstieß, allerdings nicht so heftig wie vorhin. Er taumelte nur ein paar Schritte zurück, während Kai versuchte weiter zu schreiben. Der Kugelschreiber zitterte in seiner Hand, sodass man die Schriftzeichen seines Namens eher schlecht als recht entziffern konnte, was nicht nur an der Kälte lag, wie Kai sich widerwillig eingestehen musste.

Rei war eben richtig ausgetickt. Darauf war er überhaupt nicht vorbereitet gewesen und hätte es auch nie erwartet, besonders nicht wegen so einer Kleinigkeit und erst recht nicht von Rei. Er war doch sonst immer so ausgeglichen.

Wiederum konnte er sich unbewusst die Gründe, die Rei so auf die Palme gebracht hatten zusammenreimen. Und diese Gründe schmeichelten ihm, was er sich aber nicht eingestehen wollte. Rei wollte ihm anscheinend um jeden Preis und so schnell wie möglich helfen. Er wollte nicht, dass er weiter Schmerzen hatte und Kai fühlte sich von einer solchen Anteilnahme geehrt, doch konnte er Rei dafür trotzdem nicht danken, denn zugleich war es ihm zuwider, wie Rei diese Anteilnahme zum Ausdruck gebracht hatte.

Es war ja in Ordnung, dass Rei seine Gefühle so offen zeigen konnte - Kai beneidete ihn manchmal fast darum - doch sollten solche Gefühle wie Wut, auch wenn sie gerechtfertige, verständliche Motive haben mochten, nicht so gezeigt werden. Kai hatte es satt, andauernd nur Schreie zu hören, selbst wenn sie nicht einmal ihm galten. Er hatte für sein Leben genug Zorn erlebt. Seinen eigenen und den Anderer ihm gegenüber.

Außerdem hatte Rei so laut herumgeschrieen, dass mal wieder alle Augen im ganzen Wartezimmer auf sie gerichtet waren - und Rei hatte doch vorhin so eingebildet gemeint, er wüsste, was Kai mochte und was nicht. Kai hatte tatsächlich daran geglaubt, es würde jemanden geben, der ihn verstand. Das war ja dann wohl - mal wieder - nichts gewesen. Auch Rei war eben jemand, der sich doch im Grunde nur um sich selbst kümmerte.

Genau deshalb hatte Kai bis jetzt krampfhaft versucht, niemanden in seine Nähe zu lassen, damit ihn eben auch niemand so enttäuschen konnte, wie Rei es eben getan hatte. Er hatte die Situation für Kai noch um einiges unangenehmer gestaltet, als sie ohnehin schon war und doch hatte Kai tatsächlich etwas wie Sorge gespürt, als der riesige Security auf sie zugekommen war, ganz offensichtlich um Rei - wenn nötig - auf irgendeine Weise aufzuhalten.

Kai hatte auf jeden Fall verhindern wollen, dass dieser Schrank Rei zwischen seine Drecksgriffel bekam. Er hatte sogar kurz daran gedacht selbst auf den Wachmann loszugehen, um die Aufmerksamkeit von ihm abzulenken und auf sich zu ziehen, hatte sich dann aber an seine Verletzungen erinnert und es für besser befunden, Rei selbst zum Schweigen zu bringen, was ja schließlich auch geklappt hatte, obwohl Kai die Art, auf die er es getan hatte, schon wieder Leid tat, während er versuchte zu schreiben. All diese Gefühle: die Wut, die Sorge und das Bedauern verwirrten ihn so sehr, dass sogar sein Körper darauf reagierte, indem er zitterte.
 

Rei hatte also die Gründe, die Kai zum Zittern brachten, falsch eingeschätzt, doch verhielt er sich auch schon auf Grund des vermuteten, geringeren Auslösers sehr zuvorkommend.

Er wollte keinesfalls, dass Kai sich aufregte, schon gar nicht in seinem Zustand. Er war verletzt und wurde vermutlich wegen der Kälte auch noch krank. Also nahm sich Rei vor im weiteren Verlauf ihres Aufenthalts im Krankenhaus keine Aufmerksamkeit mehr auf sie zu ziehen, auch weil ihm jetzt schmerzlich bewusst wurde, dass diese unfreiwillige Beachtung wohl zumindest einer der Gründe für Kais heftige Reaktion von vorhin gewesen war. Mal ganz davon abgesehen, dass er auf gar keinen Fall riskieren wollte, Kai erneut in eine solche Gefahr zu bringen, indem er einen riesigen, bösartigen Wachmann auf sie aufmerksam machte.

Rei hatte die Szene vom Boden aus vermutlich noch um einiges eindrucksvoller erfahren und er wagte sich gar nicht auszumalen, was er getan hätte, wäre der Wachmann nicht auf Kais Zeichen hin stehen geblieben, sondern hätte sich ihn gepackt. Rei wäre dann wohl vollends ausgerastet und Kai wäre wohl nicht der einzige Verletzte geblieben.

Beschwichtigend ging Rei nun langsam auf Kai zu und legte seine Hand behutsam auf die des Anderen, sodass dieser nicht mehr schreiben konnte. Er nahm ihm vorsichtig den Stift aus den Fingern und legte seinen Arm wieder um seine Schulter, während er ein leises, aber ehrlich gemeintes 'Entschuldige' murmelte. Daraufhin ließ Kai sein Gewicht wieder auf Rei liegen, auch weil ihn die Aktion von eben ziemlich erschöpft hatte, ohne dass er es währenddessen gemerkt hätte; aber auch weil er Rei zu seiner eigenen Überraschung schon nicht mehr richtig böse war.

Er hatte ihm in dem Moment verziehen, in dem Rei seine Hand so sanft auf die seine gelegt hatte. Er hatte ruhig hinter ihm gestanden und nur seine Hand berührt. Kai hatte sacht seinen warmen Atem an seinem Hals spüren können, hatte unwillkürlich die Augen geschlossen und Reis Entschuldigung stillschweigend angenommen.

Er stützte sich noch immer auf den Tresen, während Rei den Kugelschreiber nahm und die Adresse sowie die Art und Weise, wie er sich verletzt hatte eintrug. Ebenso schrieb er die Eigendiagnose, die Kai noch im Onsen aufgestellt hatte: Bänderriss.

"Kennst du deine Versicherungsnummer und die Krankenkasse, Kai?", fragte Rei ruhig, worauf Kai mit einem Nicken antwortete. Er nannte den Namen der Krankenkasse, überlegte kurz, während Rei schrieb und gab dann auch, zur Verblüffung Reis, auswendig die Versichertennummer an.

"Die weißt du auswendig?", fragte er ungläubig.

Kai jedoch antwortete wieder nur mit einem Nicken. Er war halt öfter mal verletzt, da musste man die Nummer auch aus dem Kopf können, und nach einiger Zeit konnte man das dann auch. Aber er hatte nicht mehr die Kraft Rei diese Zusammenhänge zu erklären, auch weil dieser ganz bestimmt nach dem 'wann' und 'warum' fragen würde, worauf Kai nicht bereit war eine Antwort zu geben.

Also schnappte er sich das ausgefüllte Formular und reichte es der Frau unter der Scheibe hindurch. Diese legte es sorgfältig in einen Ständer, in dem schon Hunderte anderer solcher Bögen standen, gab ihnen einen Zettel, den sie aus einem kleinen Gerät neben dem Locher zog und auf dem die Nummer 354 in großen schwarzen Lettern stand, und widmete sich daraufhin wieder mit voller Hingabe ihren Fingernägeln.

Kai spürte, wie sich Reis Muskeln erneut anspannten und sich seine Gesichtszüge verfinsterten. Er hoffte inständig Rei würde sich diesmal beherrschen, festigte deshalb seinen Griff um Reis Schulter leicht, sodass er ihn näher an sich heranzog und sah ihn unentwegt an. Rei schaute erstaunt in die bittenden Augen und ließ die Anspannung langsam aus seinem Körper weichen, was Kai sichtlich erleichterte. Auch er ließ seinen Arm wieder relativ locker über Reis Schulter liegen, während dieser nach seiner Hand griff und sich schon halb zum Gehen umdrehte, doch bevor die Informationstussi außer Sicht war, wendete Rei noch einmal den Kopf in ihre Richtung und sagte mit zu freundlicher und damit heuchlerisch wirkender Stimme:

"Könnten Sie sich vielleicht ein wenig mit dem Formular beeilen. Mein Freund hat wirklich Schmerzen und ich würde gern so schnell wie möglich einen Arzt dazu befragen. Ich danke Ihnen."

Kai musste bei dieser Heuchelei, auf die die 'Roboterfrau' auch noch ungemein freudig überrascht reagierte und sich das Blatt sofort aus dem Ständer nahm, unweigerlich lächeln. Rei bemerkte es zwar, sagte jedoch nichts weiter dazu, sondern lächelte nur seinerseits, weil er sich über diese Gefühlsregung Kais freute.

Zusammen bahnten sie sich einen Weg durch die vielen Wartenden zu 2 tatsächlich noch unbesetzten Stühlen, in der Reihe neben dem Mittelgang. Erst nachdem Rei Kai vorsichtig auf den unbequemen Stuhl hatte gleiten lassen und sich dann neben ihn gesetzt hatte, bemerkten beide die große Wasserlache, die sie vor der Information hinterlassen hatten. Vereinzelt beschrieben einige kleinere Tropfen den Weg, den sie bis hierher genommen hatten; die Stelle, an der Rei zu Boden gegangen war, konnte man jedoch deutlich erkennen. Als Kai klar wurde, dass er dafür verantwortlich war, drehte er sich schuldbewusst in Richtung Rei, sah ihm kurz in die Augen und senkte sofort wieder seinen Blick.

"Hast du dir wehgetan?"

Rei fuhr zu ihm herum und blickte ihn fast verständnislos an. Da er Kais Augen nicht sehen konnte, konnte er auch nicht einschätzen, was genau Kai nun damit gemeint hatte, oder auch nur, ob es ehrlich gemeint war. Doch wurde ihm durch den gesenkten Blick wiederum klar, dass Kai sich mit dem gerade Ausgesprochenen zumindest nicht wohl fühlte. Vielleicht war es ihm peinlich und er schämte sich für die Frage, doch wollte Rei nicht so recht in den Kopf, warum sich Kai dafür schämen sollte. Zudem wusste er ja nicht einmal recht, worum es Kai hier wieder ging. Er könnte sich wirklich mal etwas konkreter ausdrücken.

Nachdem Rei ihm lange schweigend gegenübergesessen hatte, wollte er schon zu einer Gegenfrage ansetzen, als Kai den Kopf hob und tatsächlich ohne Reis Aufforderung seine Frage neu formulierte.

"Ich meine vorhin... als ich dich...", sagte er kleinlaut und ohne Rei direkt anzusehen.

"Achso, als du mich umgestoßen hast", sagte Rei, dem plötzlich ein Licht aufging.

Kein Wunder, dass Kai diese Frage peinlich war. Ihm tat die Aktion Leid und er wollte sich dafür entschuldigen, doch war das doch überhaupt nicht nötig, fand Rei. Er wusste doch - zumindest halbwegs - warum Kai das getan hatte.

"Nein, ich hab mir nicht wehgetan", meinte er aufmunternd und grinste "Ich bin ja nicht so zimperlich. Es war gut, dass du mich weggestoßen hast, sonst wär noch was geschehen. Tut mir Leid, dass ich so ausgetickt bin. Ich wollte nur, dass sie dir helfen. Entschuldige."

"Du hast dich schon entschuldigt. Ich kann solch ein Geschrei einfach nicht haben, okay?"

"Ja, natürlich. Ich hab nicht nachgedacht. Ich bin nur froh, dass der Security verstanden hat."

Rei war sichtlich niedergeschlagen gewesen, während er sich erneut entschuldigte, doch Kais Worte hatten ihn sofort wieder aufgemuntert. Das, was Rei seinerseits gesagt hatte, hatte Kai aufgeheitert, da er in den Augen des Anderen hatte ablesen können, dass er sich Sorgen um Kai gemacht hatte, so wie sich Kai Sorgen um ihn gemacht hatte, was erst der Grund gewesen war, warum er sich dem Wachmann in den Weg gestellt hatte.

In seiner momentanen Hochstimmung konnte Rei nicht einmal die immer stärker werdende Kälte spüren, die Kai jedoch immer mehr zu schaffen machte, ganz davon abgesehen, dass sein Fuß verdammt weh tat.

"Hey Kai", begann Rei und tippte ihm leicht auf das rechte Bein. "Möchtest du dein Bein über meines legen? Dann musst du den Fuß nicht die ganze Zeit hochhalten. Du musstest dein Bein ja schon den ganzen Weg hierher anspannen. So kannst du dich etwas ausruhen."

Er legte den Kopf leicht schief und sah Kai fragend und sogar leicht bittend an. Kai konnte förmlich hören, wie er sagte "Ach, komm schon" und zu seiner eigenen Verwunderung, regte sich in Kai ein Teil, der der Bitte nachgeben wollte, allein schon, weil es stimmte, was Rei gesagt hatte. Sein Bein war erschöpft. Er selbst war erschöpft.

Ohne dass er es selbst so genau mitbekam, hob Kai sein Bein an und legte es vorsichtig auf Reis wieder ab. Er sank ihm Sitz zurück und ließ einen leichten Seufzer hören. All seine Muskeln entspannten sich auf angenehme Weise, doch spürte er jetzt auch seine Müdigkeit, Erschöpfung und die Kälte deutlicher.
 

Eine ganze Weile saßen die beiden, wie alle anderen Wartenden auch, einfach nur stumm da, während hin und wieder eine Nummer aufgerufen wurde. Die erste, die Kai wieder bewusst wahrnahm, war die 297, meilenweit von seiner eigenen Nummer entfernt.

Er schloss seine Augen wieder und versuchte die Kälte zu verdrängen und sich selbst vom Zittern abzuhalten, denn jede Bewegung, die er tat, konnte nun auch Rei spüren. Es reichte schon, dass dieser ihn nach dem Ausrufen der 297 so sorgenvoll angesehen hatte. Kai konnte nicht so recht verstehen, warum. Rei wusste doch, dass er einiges ertragen konnte, da würde er das bisschen Warten auf eine eh unzureichende Behandlung ja wohl locker überstehen.

Zusammen mit der Anspannung war sogar ein Teil des Schmerzes aus Bein und Fuß gewichen. Wegen der Schmerzen würde es also keine Probleme geben. Was Kai und auch Rei allerdings zu schaffen machte, waren die nassen Sachen, die sie immer noch am Leib trugen, und die bei jedem Öffnen der Außentür erneut von einem Windzug ein wenig kälter zu werden schienen. Außerdem, bemerkte Rei, war Kais Fuß, trotz des Kühlens, noch um einiges weiter angeschwollen.

Nachdem die Nummer 326 ihren Platz verlassen hatte, drehte sich Rei langsam in Kais Richtung und berührte leicht den nassen Stoff des Yukatas an seinem Ärmel. Kai hob blitzschnell den Kopf, den er leicht an die Lehne des Stuhles gestützt hatte und blickte Rei zunächst verstört an. Er hatte nicht geschlafen - das war bei dieser Kälte unmöglich - doch ein wenig weggedöst war er wohl doch.

Er hob eine Hand und rieb sich die Augen, während er den Mund öffnete um zu fragen, was Rei wollte und ob sie schon dran seien, doch kam kein Ton aus seiner Kehle. Er hustete und wollte erneut ansetzen, doch Rei kam ihm zuvor.

"Entschuldige, ich wusste nicht, dass du schläfst. Ich wollte nur fragen, ob ich kurz aufstehen kann, um uns etwas Warmes zu trinken zu besorgen. Deine Lippen sind schon ganz blau."

Wortlos nahm Kai sein Bein von dem Reis und legte es behutsam über sein eigenes. Rei stand auf und lief zu dem Kaffeeautomaten am anderen Ende des Raumes. Während er Geld für 2 heiße Schokoladen einwarf und die entsprechenden Knöpfe drückte, kamen zwei neue Patienten von der Information zurück in den Warteraum.

Die Mutter mit ihrem kleinen Kind erblickte den freien Platz neben Kai und ging langsam auf ihn zu. Kai hatte sie schon im Auge, seit sie den Raum betreten hatten, weil das kleine Mädchen so fürchterlich hustete. Auch die Mutter sah nicht besser aus. Sie war blass wie die Wand und hatte dunkle Ringe unter den Augen, die verrieten, dass sie sich die ganze Nacht um die Kleine gekümmert hatte. Kai sah sich um, erblickte jedoch keinen anderen freien Platz. Als die Frau neben ihm stand und sich schon zum hinsetzen umgedreht hatte, hielt er sie mit heiserer Stimme davon ab.

"Einen Moment. Der Stuhl ist ganz nass. Entschuldigen Sie."

Er versuchte mit den eingeweichten Händen das Wasser davon zu entfernen, doch wurde ihm schnell klar, dass diese Aktion vollkommen sinnlos war. Enttäuscht und schon fast verzweifelt, sah er erneut zu der Frau auf. Das Mädchen schüttelte ein neuer Hustenanfall und doch blickte die Frau ihn dankend an, obwohl sein ganzes Tun nichts gebracht hatte.

Jetzt fühlte er sich noch schlechter. Er konnte ihrem Blick nicht mehr standhalten und schaute zu Boden, wo er die zerlaufenen Schuhe der Frau bemerkte. Sie hatte es wahrscheinlich so schwer und doch bedankte sie sich für unnütze Hilfe. Kai kam sich so hilflos vor - nicht das erste Mal in seinem Leben, aber doch auf eine erschreckend heftige Weise. Er blickte wieder zu ihr auf und entschuldigte sich, wobei seine Augen deutlich zeigten, was er innerlich fühlte.

Genau diese Augen, die seine Hilflosigkeit, die Enttäuschung darüber und die Traurigkeit so klar darstellten, waren das Erste, was Rei auf seinem Rückweg sah. Fast wären ihm beide Kakaobecher aus den Händen gefallen - und das nicht, weil sie heiß waren. Einen Moment lang konnte er sich gar nicht von diesen Augen abwenden, die so blutrot waren, als würden sie tatsächlich wie durchsichtig einen Blick auf Kais blutende Seele gewähren.

Dann erblickte er die Frau und das kranke Kind, die sich auf seinen nassen Stuhl setzen wollten. Die Frau sagte gerade, dass es schon okay sei und es ihr nichts ausmache, sodass Rei daraus schließen konnte, dass Kai versucht hatte den Stuhl zu trocknen, es ihm aber nicht gelungen war.

Schnell schritt er auf die drei zu und hielt die Frau erneut davon ab sich zu setzen. Er stellte die Becher vor Kai auf den Boden und nahm die mitgebrachten Servietten um den Sitz trocken zu wischen. Die Mutter bedankte sich sowohl bei Kai als auch bei Rei und setzte sich nun endlich, während sie das nun nicht mehr hustende Kind sanft auf ihren Schoß legte. Rei kniete nieder um die Becher zu heben, blieb jedoch gleich sitzen, weil er ja nun keinen Stuhl mehr hatte. Er reichte Kai, der sich schon wieder etwas beruhigt zu haben schien, einen der Becher.

"Vorsicht, allein die Becher sind schon total heiß. Vielleicht kannst du ihn ja auf der Lehne abstellen."

Kai tat wie ihm geheißen, schwieg jedoch weiterhin, auch weil er befürchtete seine Stimme wieder nicht gebrauchen zu können. Zudem machte ihn Rei, wie er da vor ihm kniete, nervös und verlegen, weil er jetzt durch seine Schuld keinen Platz zum Sitzen mehr hatte. Lange konnte er seinen eigenen Schuldgefühlen jedoch nicht aus dem Weg gehen. Er blickte solange zu Rei hinab, bis dieser zu ihm aufschaute.

"Tut mir Leid. Wegen mir kannst du nun nicht mehr sitzen. Ich kann mich auf den Boden setzen, wenn du magst..."

"Das glaubst du doch wohl selbst nicht", unterbrach ihn Rei und sah ihn entgeistert an. "Denkst du echt, ich würde dich auf den Boden verfrachten, während ich auf einem Stuhl sitze? Das darf ja wohl nicht wahr sein. Es ist kalt hier unten. Und dir ist so oder so schon kalt. Das muss also jetzt nicht sein, klar? Trink deinen Kakao, bevor der auch noch kalt ist."

Er lächelte Kai zwar an, doch war ein fast befehlender Ton in seiner Stimme. Dieser wusste zunächst nichts darauf zu entgegnen, bis er seinen Kakao in der Hand hatte und langsam an seine Lippen führte, während er Rei über den Rand beobachtete und dieser seinerseits auf ihn achtete, als wolle er kontrollieren, ob er auch wirklich seinen Kakao trank.

Kurz bevor die heiße Flüssigkeit seine Lippen berührte, zog Kai den Becher vom Mund fort und blickte Rei aufrecht in die Augen.

"Deine auch."

Rei gab ein leises "hm?" von sich und sah ihn verwirrt an.

"Deine Lippen sind auch blau. Dir ist auch kalt."

Rei konnte sehen, dass es Kai einiges gekostet hatte, eine Antwort auf sein 'hm' zu geben. Anscheinend hatte er das Erste ausgesprochen ohne nachzudenken, wollte Rei jedoch nicht wieder im Unklaren lassen, sodass er sich gezwungen hatte, auszusprechen, was er schon hatte entgegnen wollen, als Rei ihn vorhin so voller Sorge angesehen hatte, bevor er den Kakao holen ging.

Rei fühlte sich geschmeichelt, weil Kai sich ganz offensichtlich Gedanken um ihn machte und wahrscheinlich sagte er deswegen auch nichts weiter. Er senkte den Kopf, weil er spürte, wie das Blut zurück in seine Wangen floss, während Kai sich wieder seinem Getränk widmete. Auch er konnte Rei jetzt nicht weiter ansehen. Er hatte nicht erwartet, dass seine Äußerung eine solche Wirkung auf ihn selber hätte und wieder einmal verstand er sich selbst nicht so recht. Und Rei sowieso nicht.

Zu allem Überfluss musste sich Kai natürlich auch noch an dem Kakao die Zunge verbrennen. Er hatte zwar gewusst, dass der Becher heiß war und demnach auch sein Inhalt, doch hatte er irgendwie unterschätzt, wie schnell die Flüssigkeit in seinen Mund gelangte. Er schluckte sie so schnell es ging herunter, verbrannte sich dabei wohl auch noch den Hals und fluchte anschließend lautstark.

Rei erschrak dermaßen, dass er fast seinen Becher hätte fallen lassen, was ihm auf der kalten Haut wohl auch noch eine Verbrennung beschert hätte, und auch die anderen Patienten drehten sich zu Kai herum. Dem war die Situation mal wieder unangenehm und noch unangenehmer war ihm Reis Reaktion auf seinen Fluch, nachdem er seinen Becher wieder sicher festhielt.

"Was? Was ist los? Hast du Schmerzen? Ich hol wen!"

Schon wollte er aufspringen, doch Kai schaffte es gerade noch seinen Ärmel zu erwischen und zog ihn ungestüm zurück zu Boden. Erst als Rei einige Sekunden wieder saß und ihn entsetzt angesehen hatte, sagte Kai leise, aber auch leicht drohend, er solle die Klappe halten.

"Was fällt dir ein, hier so rumzukreischen? Geht's noch? Es ist ja nichts passiert. Außerdem hätte ich dann kaum geflucht", meinte Kai.

Und er hatte gedacht, Rei würde ihn zumindest soweit kennen. Wieder eine Fehleinschätzung, nur war diese doch etwas enttäuschender, als die mit dem Kakao. Er hätte Rei jetzt gern an den Kopf geworfen, dass er gedacht hatte, er würde ihn kennen, doch traute er sich bei dem Gedanken daran dann doch nicht. Besonders nicht als Rei ihn dann auch noch ansah, als hätte er ihm sonst was gesagt.

Vielleicht hatte er sich etwas im Ton vergriffen - und das tat ihm ja auch schon wieder Leid - aber Rei hatte nun doch wirklich nicht so rumschreien müssen. Der vorwurfsvolle Ausdruck in seinen Augen ließ ihn jedoch auch daran zweifeln und schon wendeten sich seine Gedanken zu Reis Gunsten. Er hatte ihm ja nur helfen wollen. Er hatte sich große Sorgen gemacht und war bereit gewesen einen Arzt aufzutreiben, egal wer sich ihm in den Weg stellte - wahrscheinlich hätte er sogar dem Schrank von Aufpasser getrotzt.

Und nun machte sich tatsächlich ein schlechtes Gewissen in Kai breit, was wahrlich nicht oft geschah; das wusste er selbst nur allzu genau. Und je länger Rei ihn so tadelnd ansah, desto schlimmer wurde es, bis er sich dann tatsächlich entschuldigte.

Kaum hatte er den Blick gesenkt und ein leises 'tut mir Leid' von sich gegeben, hellte sich Reis Gesichtsausdruck schlagartig auf. Er legte ihm die Hand aufs Knie, sodass Kai wieder zu ihm aufsah und lächelte ihn an.

"Es geht dir wirklich gut?", fragte er zwar noch etwas ängstlich, aber lange nicht mehr so hysterisch wie noch vor einer Minute.

Und trotzdem reagierte Kai ziemlich gereizt. Er kam mit seinem schlechten Gewissen nun mal nicht so schnell wieder einfach so ins Reine. Außerdem wusste er im Moment überhaupt nicht mehr, warum er sich überhaupt entschuldigt hatte. Es war ja wohl kaum sein Fehler gewesen, dass Rei so komisch reagierte und damit alle Aufmerksamkeit mal wieder auf sie zog. Selbst wenn er ihn daraufhin angeblufft hatte, war das sein gutes Recht. Schließlich war er ja mal wieder der Leidtragende des Ganzen gewesen. Und jetzt war er auch noch der Schuldige? Das konnte er einfach nicht so auf sich sitzen lassen.

"Nein, tut es nicht! Was hast du denn gedacht? Ich hab nen fetten Bänderriss, mir ist scheißkalt und dieser Dreckskakao schmeckt widerlich! Außerdem sitz ich hier blöd rum und warte auf einen Arzt, der sowieso nichts machen wird. Ist doch alles echt für'n Arsch!"

Schon stand er und schaute arrogant auf den verdatterten, immer noch halb am Boden liegenden Rei hinab. Dieser jedoch war schneller wieder auf den Beinen, als Kai je erwartet hätte, und baute sich vor ihm auf.

"Du wirst jetzt hier nicht abhauen. Schon gar nicht allein und erst recht nicht, ohne dass sich ein Arzt deinen Fuß angesehen hat! Also setz dich sofort wieder hin, sonst verletzt du dich vielleicht noch mehr..."

"Du drohst mir?", zischte Kai ihm entgegen.

Rei war keine 2 Zentimeter mehr von Kais Gesicht entfernt, sodass Kai jede Regung in seinen Zügen deutlich erkennen konnte. Doch einmal mehr geschah nicht das, was er erwartet hatte. Er hatte gedacht, Rei würde entweder Angst zeigen und ein Stück vor ihm zurückweichen, oder sich stark zeigen und mit einem neuen frechen Kommentar dagegen halten - Kai persönlich hatte eher Letzteres erwartet; vielleicht sogar gewünscht.

Rei allerdings zeigte weder Angst noch Trotz. Kai fegte die Enttäuschung, die er in seinen Augen wahrnahm, regelrecht von den Füßen. Nur ein Augenblick genügte, damit er sich auf seinem Sitz wieder fand, weil sein Standbein unter ihm nachgegeben hatte. Rei stand noch eine Weile vor ihm und blickte auf ihn hinunter. Jedoch nicht auf diese herablassende Art, auf die Kai immer jemanden von oben herab ansah, sondern auf diese verletzte Art, die Kai schier durch Mark und Bein ging.

Er konnte dem Blick keinen Moment länger standhalten, aber auch Rei setzte sich langsam wieder. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie stark der Ausdruck seiner Augen Kai beeinflussen würde. Ihm war auch jetzt noch nicht bewusst, wie genau er geguckt hatte und er dachte auch, Kai hätte sich freiwillig wieder gesetzt, aber das alles hielt ihn nicht davon ab, sich doch etwas schuldig zu fühlen, weil er Kai allein durch seinen Blick so aus der Fassung gebracht hatte, dass er nach einem solchen Kommentar von wegen 'drohen' rein gar nichts mehr gesagt hatte und auch nicht mehr in der Lage gewesen war, ihn anzusehen.

Langsam ließ er sich wieder auf dem Boden vor Kais Stuhl nieder, vermied es aber ebenso ihn anzusehen. halten, woraufhin er sich ohne Kommentar herum drehte, sodass er Kai den Rücken zuwendete und dieser schon dachte, er würde es nicht einmal mehr ertragen, ihm gegenüber zu sitzen und schon wieder einem Schwall an Schuldgefühlen erlag.

Rei jedoch stützte seine Hand vorsichtig in seine Kniekehle und hob das Bein auf seine Schulter, sodass der Fuß frei über seinen ausgestreckten Beinen schwebte und Kai sich wieder entspannen konnte. Dieser ließ alles geschehen ohne auch nur einen Gedanken an eventuelle Gegenwehr zu verschwenden. Dazu war er noch viel zu irritiert von seinen Gefühlen und von der erneut unerwarteten Tat Reis.

Überhaupt zeigte Kai eigentlich einige Zeit keinerlei Reaktion: Weder bewegte er sich, noch entspannten sich die Muskeln in seinem Bein und sagen tat er schon gar nichts, sodass Rei nach einer Weile den Kopf herumdrehte, um ihn aufzufordern jetzt endlich seine heiße Schokolade zu trinken.

Erst als er sprach, bemerkte Kai, dass er Rei direkt ins Gesicht sah und zuckte leicht zusammen. Allerdings nicht weil immer noch die Enttäuschung zu sehen wäre, sondern weil sie eben nicht mehr da war. Vollkommen verschwunden. Er konnte diesen Kerl da vor sich einfach nicht begreifen. Kein Stück.

Endlich nahm er also nun seinen Kakao und versuchte sich diesmal nicht wieder zu verbrennen und eine solch verquere Situation heraufzubeschwören, was ihm glücklicherweise auch gelang. Er begann sogar sich wieder etwas zu entspannen, obwohl ihm nicht ganz wohl bei seiner momentanen Lage war.

Es kam ihm irgendwie komisch vor, wie Rei da mit seinem Bein über der Schulter vor ihm auf dem Boden saß. Es war ihm irgendwie wohl peinlich so bemuttert zu werden, und dass es ihm irgendwie auch noch gefiel, machte es noch unheimlicher.

Der warme Kakao allerdings, der seinen Körper tatsächlich sofort wieder etwas aufwärmte, nahm einen Großteil dieser Gedanken und Gefühle mit sich. Kai trank ihn ganz leer, lehnte sich zurück und döste wieder ein wenig ein, während Rei an seinem Kakao nippte und ab und zu die Augen nach ihm wandte, bevor auch er seinen Kopf an Kais kaltes Bein lehnte und die Augen schloss. Allerdings war er die ganze Zeit bei vollem Bewusstsein und achtete auf die aufgerufenen Nummern.
 

Als nach einer Ewigkeit endlich die 353, ein älterer Herr, der ihn schon die ganze Zeit mit seinem ständigen Gehuste aufgeregt hatte, von einer Schwester abgeholt wurde, öffnete er die Augen, hob den Kopf und wollte sich herumdrehen um Kai zu wecken. Der allerdings hatte sich schon, von Rei unbemerkt, aufgerichtet und schaute unentwegt zur Informationsdame, die nun bald auch ihre Nummer ausrufen würde.

Als er bemerkte, dass Rei ihn beobachtete, sah er auch ihn an. Rei lächelte, was Kai zumindest einen Teil seiner Sorgen nahm und ihn in die Lage versetzte als Erster zu sprechen.

"Ich bin gleich dran. Dann kannst du wieder auf einem Stuhl sitzen."

"Wieso?", fragte Rei, der ehrlich nicht verstand, was das nun wieder sollte.

Sie beide würden zusammen zu dem Arzt gehen, aber woher wusste Kai, dass es dort einen Stuhl für sie beide gab? Oder wollte er dann etwa so lange stehen, falls es nur einen gab? Sollte er ihm das jetzt etwa zum dritten Mal ausreden? Der Kerl schien echt schwer von Begriff zu sein, dachte er und musste im nächsten Moment Lächeln, weil man Kai ja nun wirklich vieles nachsagen konnte, aber bestimmt nicht, dass er nur schwer verstand, jedenfalls nicht was Dinge angingen, die ihn nicht direkt betrafen.

Vielleicht war er wirklich etwas begriffsstutzig, wenn es um ihn ging, aber vielleicht war er auch einfach nicht gewohnt, dass man sich so mit ihm beschäftigte. Vielleicht waren so gut wie alle Menschen bisher einfach nur an ihm vorübergegangen, ohne ihn wirklich wahrzunehmen, sodass er einfach nicht wusste, wie es war, wenn sich jemand um ihn kümmerte, sich Sorgen um ihn machte und ihn verstehen wollte.

Das wiederum wischte das Lächeln aus Reis Gesicht und stimmte ihn einerseits traurig, aber andererseits auch ehrgeizig. Denn er hatte nicht vor einfach so an Kai vorüberzugehen. Er würde ihn kennen lernen, er mochte noch so bockig sein und es mochte noch so lange dauern.

Kai war durch die ehrliche Unwissenheit Reis wiederum sichtlich irritiert und brauchte einige Zeit bis er antwortete.

"Na, du kannst dich dann auf diesen Stuhl hier setzten. Dir macht es ja nichts, dass er nass ist."

Rei zog eine Augenbraue hoch und sah Kai etwas verwundert an. Glaubte er wirklich er würde hier auf ihn warten? Er verstand wirklich nicht viel von Menschen, die sich um ihn kümmern wollten.

"Ähm... ich werd' doch nicht hier warten."

Nun war es wieder Kai, der verwirrt war und Rei dementsprechend ansah. Allerdings mischte sich auch ein wenig Enttäuschung in seinen Blick. Unbewusst hatte er einfach erwartet, dass Rei hier bleiben und auf ihn warten würde, und dass es nun nicht so schien, machte ihn irgendwie traurig. Er hätte sich gefreut nach dem Arzt Rei zu sehen, anstatt nur wildfremde Leute, die sich eh nicht für ihn interessierten.

"Oh... ich dachte nur... Tschuldigung, natürlich kannst du gehen. Dir ist sicher kalt. Fahr ins Hotel. Ich komm dann später irgendwie nach oder so..."

Das nun hatte Rei absolut nicht erwartet. Er sah zunächst verdutzt, dann fast belustigt zu Kai auf und fing nach einer Weile sogar leise an zu kichern.

"Aber nicht doch", brachte er lachend hervor. "Ich geh doch nicht zurück ins Hotel. Ich geh natürlich mit dir. Hast du echt gedacht, ich lass dich allein zu diesen Kurpfuschern? Wer weiß, was man dir noch antut?"

Kai stieg die Röte schneller ins Gesicht, als er sich wegdrehen konnte. Wie hätte er denn bitte ahnen sollen, dass Rei das gemeint hatte? Es war ihm peinlich, dass er sich so verschätzt und Rei damit wieder einmal bewiesen hatte, dass er ihn keineswegs auch nur im Ansatz verstand und er war sauer, dass Rei sich darüber lustig machte, aber dennoch mischte sich eine Prise Erleichterung in seine Gefühle.

Er mochte Ärzte nicht, auch - oder gerade weil - er schon bei so vielen gewesen war und er war froh nicht allein hin zu müssen, auch wenn es ihm selbst widersprüchlich vorkam, da er sonst immer allein war und meist auch sein wollte.

Noch während Kai seinen Gedanken verfallen und Rei damit beschäftigt war, Kai anzulächeln, rief die monotone Stimme der Informationsdame durch Lautsprecher in 2 Ecken des Warteraumes die Nummer 354 auf. Hastig sprangen beide auf die Füße, ohne dass Rei Kai diesmal wehgetan hätte, denn er hatte schon, während Kai noch seinen Gedanken nachgehangen hatte, begonnen, das Bein vorsichtig von seiner Schulter zu heben und sich umzudrehen, sodass Kai mühelos hatte aufstehen können. Rei umfasste wieder die Hüfte des Anderen und dieser legte sogar aus eigenem Antrieb den Arm um seine Schultern. Sie liefen zu der Schwester, die schon am Eingang auf sie wartete.

"Das geht so aber nicht, junger Mann! Immer nur ein Patient pro Nummer. Also würden sie sich bitte trennen?", sagte die füllige Krankenschwester zwar freundlich, aber bestimmend und stemmte die Hände in die Hüften, um ihrem Befehl noch mehr Ausdruck zu verleihen, denn zuerst schauten die Beiden sie nur verdutzt an.

"Nein."

Das war das Einzige, was Kai nach einer Weile dazu sagte. Er blickte der Frau fest in die Augen und zunächst schien sie auch nichts darauf entgegnen zu können. Zu ungewohnt war ein solcher Widerspruch.

Dann allerdings färbte sich ihr ganzer Kopf befremdend rot und Rei sah, wie sie ihre Muskeln (unter dem Fett) spannte und einen kurzen Seitenblick zum Wachmann warf. Würde er nicht schnell etwas unternehmen, würde entweder die Frau explodieren oder die Security würde Kai und ihn hochkant rausschmeißen - oder noch schlimmer: Rei rausschaffen und Kai allein zu einem Arzt zerren. Er musste also schnellstens irgendetwas tun, um die Schwester zu beruhigen.

"Schwester, entschuldigen Sie. Er kann nicht allein laufen. Wir vermuten er hat einen Bänderriss. Wäre es nicht eventuell möglich, dass ich mitkomme. Ich bin ja auch gar nicht verletzt. Nur er braucht einen Arzt. Bitte?"

Die Freundlichkeit in Reis Stimme sorgte zumindest dafür, dass die Dame nicht mehr zu dem Aufpasser schielte und auch langsam die Farbe wieder aus ihrem Gesicht wich. Sie blickte Rei noch einen Moment unschlüssig an, nickte dann aber.

"Na, wenn das so ist. Sagt das doch gleich und nicht einfach bloß so unfreundlich 'nein'! Also dann folgt mir mal."

Sie sah Kai noch einmal tadelnd an und lief dann vor. Rei warf Kai noch ein flüchtiges Lächeln zu und dann folgten die Beiden ihr so schnell sie konnten.

Die Frau, die trotz ihrer Fülle, recht flink auf den Füßen war, bog um 2 Ecken und lief dann einen kurzen Gang entlang, der in einen großen Raum mündete, in dem ein halbes Dutzend Betten standen, von denen nur eines unbesetzt war. Die Schwester blieb kurz vor diesem stehen und bedeutete ihnen hier zu warten. Sie gingen langsam auf das Bett zu, während sie von über einem Dutzend Augenpaaren akribisch verfolgt wurden.

Rei konzentrierte sich nur darauf Kai heil zum Bett zu schaffen, während Kai sich angewidert umsah. Abermals wurde ihm schlagartig bewusst, wo er hier war. In einem Krankenhaus voller kranker, verletzter, leidender Menschen. Er konnte diese Last kaum ertragen.
 

Das war's dann mal wieder ^_^ reicht jetzt aber auch, hat lange gedauert *trotzdem tierisch freu*

Noch einige kleine Anmerkungen:

- Zum Kakao: Mir passiert es grundsätzlich, dass ich mir an einem warmen Kakao die Zunge verbrenn: Egal, wie heiß er noch ist, egal, wie vorsichtig ich bin... Jedes verdammte Mal ~.~°

- Die Notaufnahme dieses Krankenhauses sieht so aus, wie die Notaufnahme aus Emergency Room, falls das jemand kennt (und falls es jemand bemerkt hat: "Danke" und "Boah, bin ich gut" *grins*) Das ist so, weil ich in meinem Leben noch nicht im Krankenhaus war (außer zu Besuch und bei meiner Geburt) und weil ich auch sonst noch keine andere Notaufnahme, als die in dieser (überaus tollen) Serie gesehen habe.

Also schätze ich mal Notaufnahmen in Deutschland sind anders, aber vielleicht sind sie in Amerika ja wirklich so ^.^ Oder vielleicht sogar in Japan (eigentlich ist es auch vollkommen wurscht, denn das Land, in dem sich die Bladebreakers gerade aufhalten, ist eh nicht wichtig... also eigentlich schon wieder viel umsonst geschrieben *seufz*... na egal *freu*)

- Mit dieser Notaufnahme und ihren Personen möchte ich natürlich niemandem auf den Schlips treten. Ich weiß (oder hoffe zu wissen), dass die Empfangsdamen, Schwestern und Ärzte (kommt im nächsten Kapi auch noch vor) eigentlich nicht so rücksichtslos handeln, aber da dies hier eine Geschichte ist, was bedeutet, dass sie fiktional / erfunden / ausgedacht / meiner kranken Phantasie entsprungen ist, handeln die darin vorkommenden Personen, wie ich es will. D.h. sie benehmen sich Rei und Kai gegenüber nicht besonders nett, da ich glaube, dass dies die beiden enger zusammenbringen wird.

Demnach soll hier also kein Verweis auf die wirkliche Welt gesehen werden, sondern ein völlig fiktionales Gebäude mit fiktionalen Personen und Handlungen.

Ich entschuldige mich bei allen, die sich hier angegriffen gefühlt haben, versichere aber noch mal, dass ich es nicht besser weiß und dass es eine Fiktion ist, die nichts mit realen Ärzten und Krankenhäusern zu tun hat! Ihr solltet keine Geschichten lesen, wenn ihr nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden könnt.

- {[Edit]: Ich habe vor ein paar Tagen genau das gemacht, was ich euch hier verbiete... Ich habe eine Fanfic gelesen, in die, 'weil es grad so schön passte' (Zitat), eine Vergewaltigung eingestreut war. D.h. dass einfach mal gesagt wurde, das Mädchen sei schon 2 Mal von ihren Managern vergewaltigt worden (sie war Sängerin). Jetzt benahm sich das Mädchen aber nicht wirklich so, als hätte sie davon einen Schaden davongetragen. Ich glaube jedoch, dass man allein über 1 (eine) Vergewaltigung kaum hinwegkommt.

Leider war das aber noch nicht alles... Während der Story wurde das Mädchen nun ein drittes Mal vergewaltigt (es wurde zumindest von mir so interpretiert, als sie sich in zerrissener Kleidung zurück ins Hotel schleppte und dort zusammenbrach). Ihre große Liebe findet sie dort und verarztet liebevoll die kleinen Schnittwunden... Tja, und dann am nächsten Morgen war scheinbar alles wieder in Ordnung, außer, dass das Mädchen hoffte, ihr Liebster habe nicht herausgefunden, dass sie ein Mädchen sei, da sie sich schon die ganze Geschichte als Junge ausgab... Weiter hatte sie scheinbar keine Probleme mit der 3. (in Worten: dritten) Vergewaltigung...

Diese Herangehensweise an dieses meiner Meinung nach doch ernstzunehmende Thema hat mich dermaßen aufgeregt, dass ich nen ellenlangen Kommentar dazu abgegeben hab. Nun, und das ist genau das, was ich einen Punkt vor diesem so bemängel -_-' Damit will ich jetzt im Endeffekt sagen: Vergesst zwar nicht einfach, was ich da oben geschrieben hab, aber nehmt zu Kenntnis, dass es bei manchen Themen doch angebracht ist, eine nicht korrekte Herangehensweise, selbst wenn es nur in einer fiktionalen Geschichte geschieht, zu kritisieren. Hiermit entschuldige ich mich bei allen, die sich auf Grund des Krankenhauspersonals in dieser Geschichte aufgeregt haben und werden in folgenden Geschichten versuchen, mir die Wirklichkeit nicht so zurechtzubiegen, wie ich sie gern hätte.

Danke, dass ihr mir zugehört / das hier gelesen habt}

- Beim Schreiben des letzten Teils hatte ich eine ganz tolle Musik laufen! Das Video ist so schön und doch so traurig und dann am Ende trotzdem aufmunternd, genau wie ein Lied eben sein soll (find ich) Schaut es euch mal an: es heißt shii's song und ist ein flash: hier also mal draufklicken --> http://www.albinoblacksheep.com/flash/shii.php

- Nur eins noch: Da könnt ihr sagen, was ihr wollt: Das mit der blutenden Seele... tja, das war dann wohl doch etwas viel. Aber ich wollt's so ungern rausnehmen -_-' Ich weiß auch nicht warum... irgendwie mag ich's, auch wenn's absolut übertrieben ist... sagt mal eure Meinung, bitte *blush*

So, nun gut, dann werd ich mal mit Kapitel 4 anfangen ^_^ Schreibt mir nen paar Kommis und macht die Story mal publik (also weiterempfehlen und so *grins*) hab sie selbst in meiner Empfehlungsliste ^.^' bißchen Eigenwerbung muss ja auch mal sein *hehe*

So denne, ciaoi

tenshi



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Zompie
2007-04-21T19:36:46+00:00 21.04.2007 21:36
coole story gefällt mir
ich find das gut das du so detailliert schreibst ich stell mir nämlich auch immer alles in bildern vor ^^ so kann man sich das
viel besser vorstellen als wenn nur dialoge in der story enthalten sind
und das mit der "blutenden seele" ich finds nicht übertrieben
so kann man sich gut vorstellen was du meinst
so das wars will jetz mal schnell den rest lesen ^^
Von: abgemeldet
2005-02-02T14:52:51+00:00 02.02.2005 15:52
hu, das war ja wirklich lang ^^
aber gut ^__^
nur wundert es mich ein bisschen, dass es kai so peinlich/unangenehm ist, wenn zuviel menschen gucken o.O
aber ich reim mir das auch einfach mal auf die situation zusammen, weil dann jeder sieht, dass er verletzt ist... ja, doch, dann ist es ihm bestimmt unagenehm... also, wundert es mich jetzt doch nicht mehr, vergiss, dass ich es gesagt habe -_-"

jedenfalls kann man meist ziemlich nachvollziehen, warum wer was tut ^^ der arme kai ist über rays verhalten ja doch ganz schön verwirrt, aber so ist das leben, ne? ^^


bin schon gespannt wie es weiter geht, also beeil dich bitte ^^

bis denne
astin
=:)


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