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Exchange of feelings?

Wer bekommt Kai und was ist mit ...? - FORTSETZUNG zu K 1: Verlieben,...
von

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K 3: Vergessen,... - Unfähig zu sehen

Titel: Exchange of feelings

Autor: KaiLoverinKokoroKisu

Serie: Beyblade

Pairing: Kai X Ray - Kai X Kristin??
 

Unfähig zu sehen
 

Nun konnte Ray sein Verlangen nicht mehr zurückhalten und wusste, dass er es auch gar nicht mehr musste. Er hob seine Arme und schlang sie um den Körper seines Freundes. Während er ihn fester an sich presste, erwiderte er mit einem wohligen Seufzer den Kuss seines Freundes. Dieser schien mit dieser Entgegnung mehr als zufrieden und hatte nichts gegen eine Fortsetzung. Außer Sichtweite sämtlicher Schulkollegen, fernab jeglichen Kontaktes zur Umwelt, konnte sich Kai endlich seinen Gefühlen hingeben. Begierig griff er nach seinem Freund und es bereitete ihm schon fast ein ekstatisches Gefühl zu spüren, wie sehr der Kleinere nach ihm verlangte, wie er nicht genug von ihm zu bekommen schien, wie er ihn mit all seiner Liebe überschwemmte… Es tat so gut zu spüren, dass jemand ihn liebte, ihn liebkoste, verwöhnte und bestätigte, wie gut er dem anderen wiederum tat. Es war der purste Kontrast zu all der Kälte, Härte damals in seiner Kindheit.

Der Russe öffnete die Augen, um die grauen Bilder in seinem Kopf mit der bunten, farbenfrohen und wärmenden Realität zu tauschen. Alles was er wollte, alles was er brauchte stand direkt vor ihm. Er musste nur hinsehen…

Doch ruckartig erstarrte er. Als Kai den Chinesen vor sich erblickte, durchschoss ihn mit einer ungeahnten Heftigkeit ein Schmerz, der ihn zurücktaumeln ließ. Damit hatte er nicht gerechnet. Ray, selber erschrocken über die plötzliche Ablehnung seines Freundes, sah mit fragendem Blick zu ihm hinüber.

„Kai? Alles in Ordnung?“, wollte er behutsam auf ihn zugehen, doch dies ließ Kai nur noch weitere Schritte zurückweichen. Ein plötzlich aufkommender Wind spielte mit Rays Haar, das ihm offen über die Schultern fiel. Irgendwie musste Ray sich seines Haarbandes entledigt haben, während Kai sich mit geschlossenen Augen dessen Kuss hingegeben hatte. Ray hob eine Hand, um eine Strähne seiner dichten schwarzen Mähne aus seinem Auge zu streichen, und konnte sich immer noch nicht über den plötzlichen Gefühlsbruch Kais einig werden. Was war auf einmal in ihn gefahren? Doch er brauchte keine Sekunde zu warten um die Antwort darauf zu erhalten.

„K…Kristin!“, stieß Kai mit weit aufgerissenen Augen heraus.

„Was?“, noch verwirrter blickte sich der Schwarzhaarige nun um. Wie kam er denn nun darauf? „Hier ist niemand, ich seh zumindest keinen“, stellte er kurz darauf fest, doch Kais Blick harrte immer noch auf ihm. Ohne sich zu regen fixierte er ihn, bis Ray sich bewusst wurde, was der Größere meinte. „Oh, come on, Kristin ist nicht hier. Ich bin’s, Ray, dein Freund? Schon vergessen…?“, damit trat er einen Schritt auf Kai zu und wedelte mit seinen Händen vor dessen Gesicht, als könne er so die Geister in seinem Kopf vertreiben. Doch das einzige was er damit bewirkte war, dass Kai aus seinem tranceähnlichen Zustand erwachte und nach einigem Blinzeln wieder Herr über seinen Körper wurde.

„Kristin…“, flüsterte er mehr als dass er sprach, „…ich kann nicht!“ Und bevor Ray überhaupt zu einer Antwort ansetzen konnte, stolperte er rückwärts immer weiter von ihm weg.

„Kai! Was soll das denn jetzt?! Komm zurück! Das… Kristin?! Aber…das ist doch jetzt nicht dein Ernst! Komm zurück, KAIII!“, doch dieser hatte sich schon nach einigen Metern umgedreht und lief mit weit ausholenden Schritten den Gang zwischen den abgeschlossenen Ständen entlang, bis er in einem Seitenweg verschwand. *Ich glaub, ich spinne. Das kann doch alles nicht wahr sein?! Jetzt hatte ich ihn schon so weit, sooo weit! Er hat doch nicht mal mehr von ihr gesprochen! Wie kommt er ausgerechnet jetzt auf sie…?!*, fluchte der Chinese innerlich. Sichtlich verstimmt, sah er die Aussicht auf einen unvergesslichen Abend mit seinem Freund wie eine Seifenblase zerplatzen ohne dass er auch nur etwas dagegen hätte unternehmen können. Sein ganzer Plan, in einer einzigen Staubwolke verpufft.

Während Ray damit beschäftigt war, sich die Illusion von einem im Bett auf ihn wartenden Kai aus seinen Gedanken zu verbannen, hatte Kai mit einem ganz anderen Bild in seinem Kopf zu kämpfen. Und dies war kein geringeres als das strahlende Gesicht Kristins, das sich mit einer solchen Intensität in seine Gedanken gefressen hatte, als hätte es nicht die geringste Absicht, von dort so schnell wieder zu verschwinden. Ray hatte völlig Recht gehabt, wie kam er ausgerechnet in so einem Moment auf seine ehemalige Freundin aus England? Wie konnte er auf einmal an sie denken, wo er doch monatelang nicht mehr an sie gedacht hatte? Er wusste es selber nicht. Er hatte doch nur all das Glück mit eigenen Augen sehen wollen, dass Einzug in sein Leben gefunden hatte…was also… Er stockte und musste tief schlucken. Heftig atmend stützte er sich mit einer Hand an dem Schulgebäude vor ihm ab und kniff die Augen zusammen. *Shit! Shit, shit, shit…was hab ich nur getan?! SHIT!* Wütend schlug er mit der Faust gegen die Steinwand, als er sich dessen bewusst wurde.
 

Ray hatte den Russen nach dem Vorfall nicht mehr gesehen. Selber wütend und verletzt hatte er zunächst auch nicht die geringste Lust verspürt ihm hinterherzulaufen und dann die nächste Abfuhr einzustecken. Sollte Kai doch wieder einen klaren Kopf bekommen und sich beruhigen und dann würde er von ganz alleine wieder bei ihm auftauchen. Hatte der Schwarzhaarige zumindest gedacht…spätestens dann wäre er doch zurückgekommen, oder? Doch als er Kai nicht einmal beim morgigen Frühstück zu Gesicht bekommen hatte, war seine Wut verflogen und machte seinen Sorgen Platz. Leider besuchten beide an diesem Tag verschiedene Kurse, sodass er nicht damit rechnen konnte, Kai im Laufe des Tages zwangsläufig über den Weg zu laufen, weshalb er überglücklich war, als er in der Mittagspause Wyatt aufspürte, während dieser mit anderen Freunden ein Mitglied der Schlange der Essensausgabe bildete. Wie nicht anders zu erwarten, konnte Wyatt ihm ohne Probleme Kais Stundenplan vorführen (Ray stöhnte innerlich über den Verfolgungswahn, dem sein Freund durch diesen Schüler ausgeliefert war, doch an diesem Morgen kam ihm das ganz recht) und als Ray sich schon abwenden wollte, um zu überlegen, wo er Kai in den nächsten Stunden am besten auf ein kurzes Wort abfangen konnte, fügte Wyatt mit bedauernder Miene an seine Freunde gewandt hinzu, dass sein großes Idol heute nur nicht mit ihm speisen würde, weil es ihm nicht gut gehe. Er befände sich in eben jenem Moment im Geographiesaal, um abseits des lauten Schulgetümmels etwas Erholung zu finden, und er, Wyatt, hatte ihm hingebungsvoll angeboten, ihm das Mittagsmenü… Doch weiter kam der Jüngere in seinen Ausführungen nicht, denn bei den Worten wo Kai sich in eben jenem Moment befände, hatte Ray aufgehorcht und unterbrach den Schüler mit der Frage, in welchem der Räume sie Unterricht gehabt hatten.

„R245, zweiter Stock, hinter der dritten Glastür gleich links und…“, gab Wyatt sogleich mit stolzgeschwelgter Brust von sich, doch Ray hatte gar nicht erst das Ende seiner Antwort abgewartet, sondern war schon mit schnellen Schritten aus der Mensa gestürmt.
 

Gedankenverloren saß er mit dem Rücken an den Rahmen eines geöffneten Fensters gelehnt alleine in einem Raum weitab der tosenden Schülerschaft. Er brauchte unbedingt etwas Zeit für sich und so war ihm die Mittagspause ganz gelegen gekommen. Hunger hatte er im Moment sowieso nicht verspürt. Er musste sich endlich über eines klar werden. Den ganzen Morgen waren seine Gedanken um dieses eine Thema gekreist, sodass er dem übrigen Unterricht genauso wenig würde folgen können, wie schon in den vorangegangen Stunden, wenn er die Sache nicht bald für sich entschieden hätte. Aus diesem Grund hatte er gestern Abend noch sein halbes Zimmer auf den Kopf gestellt, um den Brief zu finden. Er wusste, dass er irgendwo zwischen all seinen Sachen stecken musste…und so hatte er ihn schließlich zusammengefaltet aus einer Seitentasche in seinem Koffer von ihrer Championships-Tour bergen können. Er hoffte, er würde ihm beim Nachdenken helfen.

Nachdem all seine Schulkameraden den Klassenraum nach dem Unterricht in Richtung Mensa verlassen hatten, hatte Kai noch einige Minuten gewartet, falls sich doch noch jemand dorthin verirren würde, und als schließlich draußen auf dem Flur alles still war den Brief aus seinem Rucksack gekramt und sich ihn nun schon zweitem Mal durchgelesen, während eine warme Oktoberbrise sanft durch sein Haar strich und die Blätter in seiner Hand zum Zittern brachten. Sein Atem fing an zu beben, während er weiterhin auf die Worte vor sich starrte, und breitete sich rasch auf seine Hände aus, die trotz der warmen Brise eiskalt waren.

„Kai?“ Die Stimme versetzte dem Russen einen dermaßenen Schock, dass ihm für einige Sekunden die Luft wegblieb und er mit einem solchen Ruck zusammenzuckte, dass er auf dem schmalen Fensterbrett ins Wanken geriet. Er hatte nicht damit gerechnet, dass so spät noch jemand zu dem Raum zurückkehren würde. Er hatte nicht einmal mitbekommen, wie dieser Jemand sich auf dem Flur genähert und schließlich den Raum betreten hatte. Er hatte sich seinen Emotionen hingegeben und dieser Jemand hatte ihn dabei ertappt, hatte den zerbrechlichen Kai gesehen…wer weiß, wie lange er schon im Raum gestanden hatte, bevor er seine Stimme erhoben hatte?

Als sich der Russe jedoch dem unerwünschten Besucher zuwenden wollte, verlor er unter seinem wankenden Körper den Halt auf dem glatten Marmor und fiel mit vor Erstaunen aufgerissenen Augen rücklings aus dem offenen Fenster.

Ein entsetzter Schrei des Jungen verfolgte ihn auf seinem Fall. Doch er war zu geschockt um zum Fenster zu laufen und dem Blauhaarigen hinterher zu sehen. Mit geöffnetem Mund starrte er weiterhin auf die Stelle, an der eben noch Kai gesessen hatte. Plötzlich wurde er sich jedoch der Hand bewusst, die sich am Fensterrahmen festkrallte. Dieser Umstand ließ ihn vorschnellen und gerade als er nach Kais Hand greifen wollte, erschien mit einem Mal auch dessen andere Hand im Rahmen und mit einem Ruck folgte Kais restlicher Körper seiner Bewegung. Erleichtert atmete er kurz auf. Auf seine Arme gestützt hing Kai jedoch immer noch außerhalb des Raumes und bevor es zu einem erneuten Absturz kommen konnte, wollte er ihm zur Hilfe eilen und herein helfen. Doch zu seinem großen Entsetzen schien dieser nach einem kurzen Blick nach unten auf einmal Schwung zu holen, stieß sich mit einem kräftigen Druck von der Fensterkante ab und fiel erneut in die Tiefe.

Ein heiserer Schrei entwich seinen Lippen. Warum hatte Kai das gemacht? Fassungslos stand er einen Schritt vom offenen Fenster entfernt. Er war ihm doch so nah gewesen, wieso hatte er nicht einfach zugegriffen?
 

Der junge Russe fiel, flog durch den Schwung geradezu und schoss mit atemberaubender Geschwindigkeit auf den harten Steinboden des Hofes unterhalb des Fensters zu. Ja, er hatte ihn fast erreicht. Vorbei am ersten Fenster, vorbei am Fenster des Erdgeschosses, ein einziger Meter noch trennte ihn davon. Ein Hauch von Erleichterung schlich sich auf sein Gesicht. Er hatte ihn erreicht.

Behände drehte er sich auf den letzten Zentimetern seines Fluges, winkelte die Beine unter sich leicht an und…spürte endlich Boden unter seinen Füßen. Die Wucht des Sturzes mit seinen Beinen abfedern, landete er schließlich sicher auf den Füßen. Dennoch war der Sprung aus dem zweiten Stock nicht ganz ohne gewesen… Schon schoss ein unerträglicher und lähmender Schmerz sein rechtes Bein hinauf. Doch darum konnte er sich jetzt nicht kümmern, noch nicht...viel wichtiger war, dass er ihn vorher noch erreicht hatte. Erleichtert sah er auf seine Hand hinab.

Endlich sah der Junge über ihm aus dem Fenster und entdeckte ihn auf dem Boden hockend. Er rief nach ihm und Kai richtete seinen Blick nach oben. Langsam stand er auf und grinste seinen Schulkamerad achselzuckend an. Dies schien den Chinesen nicht gerade zu beruhigen und mit fassungsloser Miene sah er Kai dabei zu wie er kurz darauf hastig, aber dennoch mit einer gewissen Sanftheit etwas in seine Hosentasche steckte. Als er sah, wie er sich daraufhin in Richtung Tür des Hofes aufmachte, rannte Ray aus dem Klassenzimmer, und seine Schritte hallten von den Wänden wider, während er den sich nun langsam füllenden Flur entlanglief. Am Treppenhaus angekommen drängelte er sich ungeduldig an einem weiteren Schüler durch die Tür, sprang hastig die Treppenstufen hinunter und riss atemlos die Tür zum Erdgeschoss auf. Sogleich sah er sich Kai gegenüber. Mit völlig ernstem Blick stand dieser ihm gegenüber, als wäre nichts geschehen.

„Geht’s dir noch gut? Was hast du dir denn eben dabei gedacht!“, fauchte Ray ihm entgegen, um sein innerliches Beben und seine Sorge zu unterdrücken. Doch Kai antwortete ihm gar nicht erst, sondern ging mit einem eisigen Schweigen an ihm vorbei und schritt über die Treppen nach oben. Bei jedem zweiten Schritt durchschoss es den jungen Russen wieder und der Schmerz in seinem Fußgelenk war alles andere als tragbar. Kai musste sein Zähne zusammenbeißen, was ihm jedoch lieber war, als seinen Schmerz vor den anderen Schülern preiszugeben.

Es klingelte – die Mittagspause war vorbei, und er war sich immer noch nicht ganz einig, was weiter geschehen sollte. Seine Miene verfinsterte sich über die verpasste Gelegenheit. Er spürte wie Ray ihm die Treppen hinauf folgte, doch das kümmerte ihn jetzt auch nicht weiter.

Im Geographiesaal angekommen griff Kai nach seinem Rucksack und warf ihn sich über die Schulter, während andere Klassen sich an der offenen Tür vorbeidrängten und dabei waren in die Nachbarsäle zu strömen. Wie es schien, war dieser Raum für die nächste Stunde nicht besetzt. Der Russe ärgerte sich erneut über das plötzliche Auftauchen Rays. Gerade dieser würde ihm bei seiner Entscheidung am wenigsten behilflich sein. Und als er sich schließlich resigniert wieder der Tür zuwenden wollte, stand er erneut vor eben jenem. Ausdruckslos sah er in sein Gesicht.

„Was?“, blaffte er ihn entnervt an. Ray wusste eigentlich selber nicht weshalb er Kai noch bis hierher gefolgt und vor ihm stehen geblieben war. Er hatte sein verbissenes Gesicht im Treppenhaus gesehen und ihm angesehen, dass Kais Miene nicht seinem tatsächlichen Zustand entsprach, aber das war seine Sache. Wenn er keine Hilfe wollte, konnte man ihn auch nicht dazu zwingen…das wusste er doch mittlerweile als langjähriger Freund nur zu gut. Was wollte er also? Kai schien mit seiner Geduld am Ende und dazu sauer zu sein und bevor er etwas antworten konnte, hatte er ihn mit einer groben Bewegung zur Seite geschoben. Der Chinese kam ins Straucheln, konnte sich in letzter Sekunde noch am Pult neben ihm abfangen. Traurig seufzte er, während er sich bewusst wurde, dass Kai den Raum bereits verlassen hatte…

Eine Weile lauschte er den lehrenden Worten des Professors im Nebenzimmer. Er verspürte nicht die geringste Lust nun in seinen Unterricht zurückzukehren…zumal er sowieso schon spät dran war. Eine Freistunde mehr oder weniger, was machte das schon… Noch in Gedanken, was er mit seiner gewonnen Zeit anstellen sollte, vernahm er ein plötzliches Poltern von außerhalb. Verwundert lief er auf den Flur hinaus, doch dort war niemand zu sehen. Sogleich beschlich ihn ein dumpfes Gefühl. Er lief weiter zum Treppenhaus, doch auch hinter der Glastür sah er noch immer niemanden. Immer unruhiger werdend nahm er einige Stufen und dann…sah er ihn.

Kai lag vor Schmerz zusammengekrümmt am Ende der Treppe und drückte seine Hände auf seinen Magen. Ray riss seinen Mund zu einem stummen Schrei auf. Innerhalb weniger Sekunden hatte er das letzte Stück zwischen ihnen überwunden und kniete sich zu seinem Freund hinab. Sein Anblick verursachte ihm einen unsäglichen Schmerz in der Brust. Sacht berührte er ihn an der Schulter.

„Kai? Kai, geht es dir gut? Hörst du mich?“ Er wusste wie dämlich diese Fragen waren, doch im Moment war ihm das egal, solange er damit eine Antwort, irgendetwas von dem Größeren vernehmen konnte. Doch anstatt einer Antwort spürte der Chinese wie Kais verkrampfter Körper vor ihm schlaff wurde und er sich nicht weiter regte.

„Neeeiiin!“
 

Ein stetiges Piepen überwachte Kais ohnmächtigen Schlaf, den er in einem sterilen Zimmer des Long Beacher Krankenhauses gezwungenermaßen verbringen durfte. Seine Augenlider flackerten als sich die letzten Minuten vor seinem Unfall erneut vor ihm abspielten…
 

Sein Sprung schien doch waghalsiger gewesen zu sein, als er angenommen hatte. Zumindest machte ihm der Schmerz im Fuß deutlich zu schaffen; das konnte nicht nur eine Verstauchung zu sein. Er hatte sich bezüglich der Gravitationskraft tatsächlich etwas verschätzt. Innerlich musste Kai über seine eigene Dummheit lachen, so etwas wäre ihm in Abwesenheit von Gefühlen niemals passiert. Das hatte man nun davon. Er sollte wirklich als nächstes erst einmal seinen Fuß versorgen lassen…Coolness hin oder her.

Oben am Treppenabsatz angekommen, stockte der Russe und sah mit gequälter Miene auf die nicht enden wollenden Stufen vor ihm. Hätte er Ray eben nicht so blöd abserviert, hätte er nun jemanden gehabt, auf den er sich stützen und seinen Fuß entlasten konnte. Er holte tief Luft und biss die Zähne zusammen. Half ja nun alles nichts. Langsam nahm er die Stufen in Angriff und hatte nach einigen Minuten die erste Treppe bis zur Wende mehr oder weniger gut hinter sich gebracht. Erleichtert atmete er tief durch, und sich dadurch wieder sicherer fühlend setzte er seinen Gang fort. Doch seine neu gewonnene Sicherheit sollte ihm sogleich zum Verhängnis werden: kaum dass er seinen zweiten Schritt getan hatte, spürte er schon, wie es ihm den Boden unter den Füßen wegriss. Leichtsinnigerweise hatte er nicht mehr auf die Treppe gesehen, und sein instabiler Fuß, der die nächste Stufe nur an ihrer Kante erwischte, konnte das plötzliche Ungleichgewicht nicht halten. Betäubt vor Schmerz verlor er jegliche Kontrolle über ihn und knickte darüber ab. Es war als öffnete sich ein Kanal, in dem die Zeit langsamer ablief, und mit aufgerissenen Augen konnte Kai sich nur selber dabei beobachten wie er über die Treppe flog und die untersten Stufen immer näher kamen. Unfähig sich in eine Lage zu bringen, die den Sturz abfedern würde, schlug er seitlich mit Oberkörper auf die Stufen und spürte neben seinem Fuß einen unglaublichen Schmerz in seiner Magengegend ausbrechen, in die sich die spitze Kante hineingebohrt hatte, bevor er schließlich das letzte Stück bis zur ebenen Fläche hinab fiel. Keuchend blieb er auf dem kalten Stein liegen, unfähig sich irgend zu rühren.

Plötzlich drängt sich neben den höllischen Schmerzen eine Stimme in seinen Kopf. Jemand rief nach ihm. Es erschien ihm fast wie ein Traum, als sich eine Hand vorsichtig auf ihn legt und die sanfte Stimme Rays ein weiteres Mal ertönt. Jetzt würde alles wieder gut. Jetzt würde alles wieder gut werden. *Ray…Ray, du bist da, du bist bei mir…* Mit Tränenverschleierten Augen erkannte er unter halb geschlossenen Lidern dessen Silhouette über sich beugen. Er würde sich um ihn kümmern. Bei ihm wäre er in sicheren Händen… Und dann versagte ihm sein zusammengekrampfter Körper und die Dunkelheit fiel über ihn herein. Doch es war nicht weiter schlimm, er brauchte nicht weiter stark zu sein. Ray war bei ihm, Ray würde… Weiter kam er nicht...
 

Während Kai seinen genesenden Schlaf tätigte, hatte sich Ray unterdessen bei seinem zuständigen Arzt über die Ausmaße seines Unfalls erkundigt.

„Neben einigen Prellungen und einer Fraktur im rechten Fußgelenk hatte Mr. Hiwatari eine nicht ungefährliche innere Blutung in der Bauchhöhle erlitten. Und wären Sie nicht rechtzeitig mit ihm hierher gekommen, hätte es für ihn weitaus schlimmer kommen können. So hatte er noch mal Glück im Unglück gehabt. Aus dem zweiten Stock gesprungen, haben Sie gesagt? Was hat er sich dabei bloß gedacht?! Manche Leute scheinen zu glauben, sie könnten alles machen – der Arzt regelt das schon wieder. Ehrlich, solche Fälle sollte man aus Prinzip nicht mehr aufnehmen, wenn Sie mich fragen…wenn die sich umbringen wollen, dann sollen sie das eben tun“, schüttelte der Arzt verärgert den Kopf. „Als gäbe es nicht schon genug Leid auf der Welt…“

Ray versicherte ihm schnell, dass Kais Sturz keineswegs der Versuch eines Suizids gewesen war und hob beschwichtigend die Arme, sie würden die Arbeit des Arztes sehr zu schätzen wissen. Nachdem er sich noch einmal bedankt hatte, machte er sich zurück zu Kais Zimmer auf. Ruhig atmend lag dieser unverändert in seinem Bett. Einen Moment hielt Ray neben ihm inne und betrachtete das gleichmäßige Heben und Senken seines Brustkorbs. Kai, was hast du dir dabei nur gedacht…? Langsam ließ er sich auf einem Stuhl an seiner Seite nieder. In rückläufiger Folge spielten sich die Ereignisse vor seinem geistigen Auge ab…wie er zusammengekrümmt vor ihm gelegen hatte…dessen kalter Gesichtsausdruck als er ihn an der Tür abgefangen hatte…das Grinsen, das er ihm nach seinem Sprung entgegengebracht hatte… So viele verschiedene Gefühlsregungen. So anders als früher…was mochte wohl in seinem Kopf vor sich gehen…?

Plötzlich sah er von Kais auf dem Bett liegender Hand auf und starrte geradeaus. Weshalb war Kai aus dem Fenster gesprungen? Warte, er hatte doch gesehen wie er…ja, er hatte etwas in der Hand gehabt. Sein Blick wanderte erneut auf Kais Hand. Was war so wichtig gewesen, dass er in Kauf nahm sich sämtliche Knochen zu brechen oder noch Schlimmeres?

Der Schwarzhaarige drehte sich auf dem Stuhl um und sah dessen Kleidung ordentlich über die Lehne gehängt. Ein letztes Mal vergewisserte er sich davon, dass Kai sich immer noch nicht gerührt hatte, dann stand er auf und fasste vorsichtig in die Hosentasche Kais. Er spürte ein Stück gefaltetes Papier in seinen Händen und zog es leise heraus. Als er die Seiten auseinanderfaltete, erstarrte er.

Es war ein Brief und ein beigelegtes Foto von Kristin.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -BloodyAngel-
2007-06-12T14:34:08+00:00 12.06.2007 16:34
hmm..ich frag mich, wie Ray diese Wendung des Schicksal's wohl akzeptieren wird..wird er sich auch wieder einmischen und alles manipulieren, was andren lieb und teuer ist?
es ist eben doch leicht, sich liebe zu erschleichen..wenn man die schwächen eines anderen ausnutzt..man muss nur wissen wie..
doch wahre liebe kann im Grunde genommen nichts trennen..
Kai sollte sich lieber bewusst werden, was er nun wirklich will..zwischen den Stühlen lebt es sich nich besonders gut..
und auch das Spiel mit dem Feuer, kann nicht nur einer vortrefflich ausführen..
aber liebe darf nicht so schnell verblassen...
...doch falls man sie nicht hegt und pflegt, verwelkt sie wie eine Rose..was einst blühte, vertrocknet alsbald zu Staub, ohne das lebensnotwendige Wasser...
...und zurück bleiben nur Dornen...
...als Erinnerung an den Schmerz...

Ich hoffe du schreibst irgendwann mal weiter!
Mir gefällt deine ff nämlich sehr gut.
Bis denne

liebe Grüße
-BA-




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