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World of Faerûn - 4. Staffel

Begin Of A New Legend
von

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Folge 67: Ryan, der Elfenfreund

Nach den Erlebnissen mit dem Rätselmeister Bouncer waren die jungen Abenteurer froh wieder etwas friedliche Natur genießen zu können. Wenn auch nur noch zu viert, lief man frohen Mutes durch die idyllischen Wälder von Glarondar, der letzten Stadt vor den Grenzen Thays.

"Noch eine Tagesreise, dann sind wir in Glarondar. Dahinter liegt schon die Grenze nach Thay.", erörterte Jáin die Lage, während er eine Landkarte ausgebreitet vor sich hielt. "Hoffen wir das wir uns nicht verlaufen, so kurz vor dem Ziel.", merkte Sejya zweifelnd an. "Ach was, bisher kommen wir gut voran.", widersprach ihr dunkelhäutiger Gefährte und steckte nebenbei die Karte wieder ein.

"Hm, fragt sich nur warum John sich wieder von uns getrennt hat. Ich dachte er hat gesagt das wir den gleichen Weg hätten. Wahrscheinlich hat er nach der Sache mit dem Rätselmeister Bammel gekriegt.", merkte Sejya grübelnd an. Sie erschrak etwas als Shane einen Moment später plötzlich an ihr vorbei ging und ihr sogleich eine Antwort lieferte. "Ich nehme an er hat, im Gegensatz zu euch, die Steckbriefe im letzten Dorf bemerkt.", erwiderte er kühl. "Welche Steckbriefe?", fragte sie verwundert.

"Der Weiße Falke wurde südlich von hier gesichtet.", antwortete er nüchtern, fast so als ob es ihm egal war ob John noch mit ihnen reiste oder nicht.

Es war schon merkwürdig was für ein Verhalten ihr kurzweiliger Weggefährte doch an den Tag legte, wenn es um den Meisterdieb ging. Nach wie vor war es ein Rätsel was die beiden überhaupt verband. Kyren hingegen hatte andere Sorgen und ließ ihren Blick nachdenklich über Shane schweifen. Seit der Sache mit dem Rätselmeister hatte er sich verändert. Zwar erholte er sich sehr schnell, doch seither wirkte er so verschlossen und kühl wie nie zuvor. Sie fragte sich was wohl mit ihm passiert war, denn jede ihrer Anfragen hatte er bisher abgewiesen.

Dennoch genoss sie es durch diesen Wald zu reisen, denn er war so friedlich und harmonisch, wie geschaffen für eine Elfe wie sie. "Das hier erinnert mich so sehr an die Wälder meiner Heimat in Tethyr.", schwärmte sie ausgelassen und atmete so tief durch wie sie nur konnte. Jáin als Drow verstand die Gefühle der Waldelfin nicht, war er doch aus dem stets dunklen Unterreich. Es amüsiere ihn zu sehen wie sich seine kleine Gefährtin rekelte und streckte, während sie die Waldluft genoss.

"Erstaunlich - wenn du den Bauch so einziehst wirkst du gleich noch mal so knochig wie normal.", stichelte er mit frechen Blick. "HE! Was soll das heißen?! Ich bin kein bisschen knochig!", gab sie aufgeregt zurück. "Doch das bist du - dürr und knochig!", erwiderte er stur, worauf sich die beiden schnell in die Haare gerieten und ihre Köpfe aneinander pressten.

Selbst im weitergehen zankten sich die beiden, bis sie schließlich an eine hügelige Lichtung kamen, die inmitten des Waldes lag. Zunächst war nicht klar warum Shane anhielt, aber als hinter dem Hügel ein kleines Elfenmädchen hervorgerannt kam, war klar was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Es schien zu herum zu tollen und schon bald stieß eine weitere Gestalt hinzu, die deutlich älter war als das Kind. Der Fremde erwies sich als Mensch Anfang zwanzig.

Der Drow und die Waldelfe verblüfften, denn der erste Schein trügte. Offenbar spielten die beiden miteinander obwohl der Mensch unmöglich der Vater oder Bruder der Elfin sein konnte. Schließlich bemerkten sie die vier Abenteurer und beendeten ihr Fangspiel im Gras der Wiese leicht verlegen.

"Oh, hallo ... hier kommen nur selten Fremde entlang ... Moment ... was ist das?!", grüßte der junge Mann, bevor sich sein Blick auf Kyren fixierte. Bevor sie sich versah stand er schon mit schwärmenden Blick vor ihr. Es dauerte keine zwei Sekunden und sie fand sich in einer festen Umarmung des Fremden wieder, sehr zum Schock ihrer Gefährten.

"Wow, bist du süß! Wie niedlich!", sagte er mit glänzenden Augen, während er sie in seinen Armen fast zerdrückte. Erst Shane konnte die Lage entschärfen und entriss sie der engen Umarmung. "Hey! Was tust du denn da?", fragte er verwundert mit leicht mürrischen Unterton. "Oh, das tut mir Leid. Ich war wohl etwas übereifrig. Entschuldigt ... ich sollte mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Ryan.", gab er leicht schwitzend zurück. "Und warum vergreifst du dich so an Kyren?", hakte der junge Halbelf mit ernsten Blick nach. "Kyren? Ist das ihr Name? Wirklich bezaubernd ...", erwiderte er schwärmend, bevor ihn plötzlich eine Kopfnuss des fremden Elfenmädchens hinter ihm zu Boden streckte.

"Ihr müsst ihn entschuldigen. So ist er immer wenn er eine Hochelfe sieht. Er ist ein bisschen verrückt, tut aber keiner Fliege was zu leide. Ach ... und meine Name ist übrigens Wanna.", erklärte sie mit verneigender Geste. "Und was hast du mit dem zu schaffen? Ich meine, du bist doch höchstens 8 Jahre.", tönte es von Sejya, die ungläubig auf Ryan deutete. "Stimmt, er ist so was wie mein Aufpasser. Meine große Schwester ist zur Zeit nicht da und so kümmert er sich um mich. Es ist schon in Ordnung. Jeder hier kennt ihn. Er kommt fast täglich in unser Elfendorf nur um in der Nähe von uns Elfen zu sein. Obwohl er ein Mensch ist, gehört er praktisch schon zur Familie. Er ist wie ein großer Bruder für mich.", erklärte sie. "Ich verstehe nicht - warum will er denn immer in der Nähe von Elfen sein?", fragte die einstige Kopfgeldjägerin irritiert. Die Antwort bekam sie jedoch von Ryan persönlich, der heroisch vor ihr aufsprang. "Weil Elfen einfach die wunderbarsten und schönsten Wesen auf dieser Welt sind ...", schmachtete er vor sich hin und nahm sogleich Kyrens Hände in die seinen. "Diese wundervolle, zarte Haut, dieses niedliche Gesicht, die süßen spitzen Ohren, ihr beruhigender Duft und ihre zierliche Figur - einfach hinreißend.", fuhr er träumend, unterstützt mit einigen Gesten, fort, während Kyren immer mehr errötete.

Sejya und Shane beäugten sich ungläubig, während Jáin nur einen hochnäsigen Seitenblick für das Geschehen übrig hatte. "Zierlich? Ja, spindeldürr und flach wie ein Bre....", ergänzte er mit hämischen Blick und wurde sogleich von ihr mit einer Kopfnuss außer Gefecht gesetzt.

Shane war sichtlich irritiert von der Schwärmerei des Menschen und beäugte Kyren noch etwas genauer. "Ehrlich? Du findest sie süß und so? Glaubst du nicht dass das irgendwie ... seltsam ist?", fragte er erstaunt. "Aber nein. Wieso denn? Schließlich bin ich doch der Beschützer aller Elfen!", erwiderte er mit heroischer Pose, worauf ihn Wanna zur Seite stieß. "Er ist nur ein Elfenfetischist. Ein bisschen durchgeknallt, aber harmlos, keine Sorge.", ergänzte sie breit grinsend.

Shane und die anderen waren zwar schon auf viele fragwürdige Gestalten getroffen, aber einen Jungen wie ihn, hatten sie noch nie erlebt. Bevor man sich versah kniete er vor bereits vor Kyren nieder, fast so als wolle er ihr einen Heiratsantrag machen. "Ich stehe zu Diensten, liebliche Elfe, und ich würde mich geehrt fühlen wenn du und deine Freunde heute Abend im Elfendorf zu Abend essen würden.", sagte er in wahrhaft demütiger Pose, was Kyren immer verlegener machte. Mit solch einer Horde von Komplimenten war sie noch nie konfrontiert gewesen. Obwohl es Ryan wohl nicht bewusst tat, so stärkten seine Worte ihr Selbstbewusstsein auf unermessliche Maße, erst recht nachdem Jáin sich so fies ihr gegenüber verhalten hatte.

"Na gut ... einverstanden.", meinte sie schließlich leicht schwitzend, mit erzwungenen, aber freundlichen Lächeln. Allein dies reichte schon um Ryan ein weiteres mal in den siebten Himmel zu bringen.
 

Es war nicht weit bis zum Dorf und die ansässigen Elfen hießen die Abenteurer herzlich willkommen. Ihre Siedlung lag gut versteckt im Dickicht des Waldes. Manche Häuser waren auf oder an den Bäumen befestigt, andere Bauten befanden sich am Boden. Kyren fühlte sich schon lange nicht mehr so heimisch wie an diesen Ort. Es war fast so als ob Tethyr mit samt seinen Elfen umgezogen wäre.

Ryan zeigte ihr und ihren Freunden alle Örtlichkeiten die das kleine Dorf zu bieten hatte. Er hatte viel zu erzählen, kannte er doch nahezu jeden Elfen der dort lebte. Schon nach einer halben Stunde kannten auch die Abenteurer jede noch so unscheinbare Ecke der kleinen Siedlung. Ryans Enthusiasmus war ungebrochen, beschrieb er doch jede weibliche Elfe haargenau. Es herrschte reges Treiben im Dorf, denn während der junge Mensch erzählte, bauten die männlichen Elfen Stände und Bühnen auf, wogegen Frauen und Mädchen nur vereinzelt zu sehen waren.

"Sag mal Ryan - ist heute irgend ein Fest?", fragte Kyren neugierig und riss ihn somit aus seinen Erzählungen, die mehr einer fortwährenden Schwärmerei gleich kamen. "Oh ja! Heute Abend ist Ball! Es wird getanzt, gegessen und gute Laune verbreitet. Am Ende wird dann die Elfe und der Elf des Abends gewählt. Deshalb machen sich die meisten Mädchen schon mal schön ... obwohl sie das gar nicht nötig hätten.", erklärte er mit anschließenden Kompliment. "Wie kitschig.", merkte Sejya desinteressiert an. "Ihr könnt natürlich bleiben, auch wenn die meisten von euch wohl keine Siegchancen haben.", meinte Ryan grinsend, womit er Sejya schnell in Rage brachte. "Soll das eine Anspielung auf mein Aussehen sein?!", fauchte sie säuerlich und packte ihm am Kragen. "Aber nein ... aber es hat noch nie ein Nicht-Elf gewonnen.", gab er schwitzend und händefuchtelnd zurück, so dass sie wieder von ihm abließ. Für Jáin klang das ganze sehr reizvoll, war er sich doch sicher mit seinen Charme eine Chance zu haben. "Moment, ich denke dann bin ich noch im Rennen um den ersten Platz.", merkte er mit erhobenen Zeigefinger an.

Als er kurz darauf seine Maskierung abnahm, stockte nicht nur Ryan der Atem, denn die Anwesenheit eines Dunkelelfen ließ die Gemüter schnell ins wanken geraten.

"Wah! Der Feind! Ein Dunkelelf! Euer Gefährte ist ein Verräter!", schrie der junge Mensch aufgeregt und erregte somit die Aufmerksamkeit des ganzen Dorfes. Ohne zu zögern griff er mit Fausthieben an, schlug jedoch nur in die Luft, da Jáin ihm am Kopf und somit auf Abstand hielt. "Nun krieg' dich ein, Junge. Glaubst du meine Gefährten wissen nicht was ich bin? Würdest du den großen Drizzit etwa mit dem gleichen Respekt behandeln?", entgegnete er und beruhigte die Lage wieder. "Wie? Soll das heißen ihr seid so wie Drizzit? Ein guter Dunkelelf?", fragte er erstaunt zurück. Die Antwort gab ihm jedoch Sejya, der sein Verhalten nicht ganz passte. "Ich schätze mal das Drizzit nicht mit jedem weiblichen Wesen auf das er getroffen ist ins Bett gehüpft ist, aber ansonsten magst du wohl richtig liegen.", erwiderte sie mit stichelnden Blick, worauf Ryan seine Angriffshaltung zurückfuhr. "Äh ... na ja gut, aber wehe du wagst es hier einer Elfe auch nur ein Haar zu krümmen - dann kriegst du es mit mir zu tun!", meinte er mit bösen Blick, was dem Drow jedoch nicht mehr als ein aufgesetztes Gähnen entlockte. "Ja, ja, ich zittere.", gab er unbeeindruckt zurück und ging ein paar Schritt weiter um sich den anderen Elfen vorzustellen. "Glaub' ja nicht das du beim Fest auch nur den Hauch einer Chance hast!", rief ihm der junge Mensch mit mahnender Geste nach.
 

Ryan sollte recht behalten, denn als es Abend wurde und das Fest begann, lag wirklich eine gute Stimmung in der Luft. Es wurde gelacht und gefeiert, getanzt und gegessen. Sejya und Jáin duellierten sich mit einigen anderen Elfen in einen Wettstreit bei dem es darum ging wer das meiste Met vertragen würde. Andere Elfen tanzten und unterhielten sich. Ryan hingegen hatte sich mit Wanna an einen kleinen Esstisch gesetzt. Es waren noch zwei Plätze frei und so fragten Shane und Kyren, die bis dahin etwas abseits gesessen hatten, ob sie sich zu ihnen setzten durften.

Freilich lud er sie gerne ein sich zu ihnen zu setzen, aber während das ganze Dorf am Feiern war, wirkten er und Wanna etwas betrübt. Wannas Laune änderte sich schlagartig als plötzlich eine Mädchenstimme hinter ihnen ertönte. "Schwester, da bist du ja!", rief sie ganz aufgeregt und wank einer herbeieilenden Elfe zu, worauf sich auch Ryan zu ihr umdrehte. "S-Saiune ... hallo ...", entgegnete er der Elfin ebenso fröhlich, wenn gleich er deutlich schüchterner wirkte als sonst. Schnell waren die Geschwister in einer herzlichen Umarmung vereint. Wannas Schwester schien ihrer Tracht nach Waldläuferin zu sein und es war abzusehen das hinter ihren eher zierlichen Körper eine gute Bogenschützin steckte.

"Schön das du es noch geschafft hast!", meinte Wanna glücklich und führte sie zu ihren Tisch, wo Saiune einen nach dem anderen zur Begrüßung die Hand schüttelte. Es schien sie gar nicht zu wundern das Fremde im Dorf waren, aber vielleicht war es war ihr einfach nur egal. "Tut mir Leid das ich so spät komme, aber jetzt bin ich ja da. Warte hier, ich will mich nur noch schnell umziehen.", erwiderte sie und entschwand sogleich in den Mengen der Feiernden.

Shanes Stirn runzelte sich, denn Ryans Verhalten verwunderte ihn etwas. Vorsichtig beugte er sich zu Wanna herüber, so als sollte es sonst niemand merken. "Sag mal, was ist auf einmal mit Ryan?", fragte er leise, jedoch nicht leise genug das Kyren nicht mithören konnte. "Was soll mit ihm sein?", erwiderte das Mädchen irritiert. "Bisher hat er für um jede Elfe dieses Dorfes ein riesen Aufsehen gemacht. Bei ihr hingegen hat er ganz normal reagiert.", erläuterte er seine Frage im Gegenzug.

"Ah, du bist ein guter Beobachter. Das liegt daran das er Saiune wirklich gerne hat.", erwiderte sie in sich hineinkichernd mit Blick auf den Menschenjungen neben ihr. "So?", staunte Shane etwas überrascht und zog seinen Kopf wieder zurück. Tatsächlich, so stellte er fest, war Ryans Blick ihr so lange gefolgt bis sie nicht mehr zu sehen war. Kyren konnte es sich daraufhin nicht länger verkneifen ihn persönlich danach zu fragen, denn sein verträumter Blick war einfach zu verlockend. "Stimmt das Ryan? Du magst Saiune?", hakte sie forsch nach, sehr zum Schock ihres Gefährten, der nicht fassen konnte das sie ihn belauscht hatte. Der junge Mensch reagierte ziemlich perplex und kippte vor Schreck fast vom Stuhl. "Was?! Woher .... wer hat dir ... wer sagt denn so was?!", erwiderte er stotternd und sichtlich errötend. "Na Wanna!", verriet sie breit grinsend, worauf er diese leicht verstimmt ansah. "Aber es stimmt doch, Ryan! Du hast mir doch schon selbst zu mir gesagt wie wahnsinnig gern du meine Schwester hast.", meinte Wanna mit verzeihender Händehaltung. "So ein Unsinn! Ich hab sie nicht lieber als jede andere Elfe hier im Dorf.", grummelte er Armverschränkend. "Gut, das sag' ich ihr dann wenn sie wiederkommt.", gab sie grinsend zurück, was ihn panisch aufschrecken ließ. "Nein! Bitte nicht!", rief er aufgeregt, bevor er merkte das er ihr auf dem Leim gegangen war. "Ich ... eh ... ich entschuldigt mich einen Moment.", sagte er mit ungewöhnlich trübseliger Miene und verschwand in Richtung Wald.

"Was hat er denn?", wunderte sich Kyren, die ihm nachdenklich hinterher sah. "Das war wohl mein Fehler ... tut mir Leid.", entschuldigte sich Wanna.
 

Kyren gab sich die Schuld an Ryans Reaktion und entschloss sich ihm zu folgen um ihr schlechtes Gewissen zu bereinigen. Eher zufällig entdeckte sie ihm an einen Teich nahe des Dorfes. Ryan saß dort im Gras und starrte, mit angewinkelten Beinen, in nachdenklicher Haltung ziellos aufs Wasser hinaus. Alles um ihn herum, wie auch er selbst, wirkte so still und bedächtig. Nur zögerlich näherte sie sich und nahm neben ihn platz.

"Ryan? Alles in Ordnung? Was war denn los? Warum bist du denn weggelaufen?", fragte sie vorsichtig und versuchte einen Blick in seine Augen zu erhaschen. Sie waren so voller Trauer, so voller Gefühle das sie nur schwer einen Schluss daraus ziehen konnte. Er antwortete ihr nicht, schien sie nicht einmal richtig wahr zu nehmen und doch wollte sie ihn etwas aufmuntern.

"Hat es etwas mit Saiune zu tun? Darf sie etwa nicht wissen das du sie gern hast?", fragte sie mit neugierigen Blick. "Was geht dich das denn an?", wehrte ihr ihre Frage in seufzenden Ton ab. "Ich ... ich wollte dich nicht verletzen.", versuchte sie zu schwichtigen. "Schon gut. Es gibt Dinge im Leben, bei denen es besser ist, wenn sie unausgesprochen bleiben.", antwortete er mit trüber Stimme, ohne sich ihr zuzuwenden.

"Das verstehe ich nicht. Du hast so viele Liebe Dinge zu mir gesagt. Wieso sagst du es dann nicht zu ihr?", wunderte sich Kyren. "Weil es nichts ändern würde. Sieh mich doch an ... ich bin weder besonders schön, noch gut gebaut ... ich bin ja nicht mal ein Elf ...", erwiderte er traurig. "Glaubst du denn, das sie dich nicht mag?", fragte sie unsicher. "Wir sind Freunde. Ich will ihr Vertrauen in diese Bindung nicht zerstören. Mein Herz ist nicht besonders stark ... weißt du. Auch wenn es nicht so scheint, ich bin ganz allein und ich will sie nicht auch noch verlieren.", gab er seufzend zurück. "Aber ...", wollte sie widersprechen, bevor er ihr das Wort nahm. "Mach dir keine Sorgen. Es ist in Ordnung. Ich bin gut mit ihr befreundet und das war alles was ich je wollte.", sagte er etwas besser gelaunt, wohl auch um der Fragerei ein Ende zu bereiten.

Eine Weile kehrte Schweigen zwischen den beiden ein und nur das rauschen des Windes unterbrach die Stille. Kyren merkte das sie sich in gewisser Hinsicht recht ähnlich waren, aber viel mehr noch, was für ein Mensch er wirklich war. Er gehörte zu jener Sorte Menschen die ihren wahren Kummer hinter einer Maskerade aus guter Laune und unermesslicher Freundlichkeit verbarg. Er tat ihr Leid, aber Mitleid war etwas was die wenigsten Menschen in solchen Situationen wollten. Alles was er gesagt hatte erinnerte sie auch an ihre Situation. Ihr fehlten die Worte, aber sie wusste was ihn vielleicht etwas trösten konnte.

"Hey, wollen wir nicht so langsam zurück aufs Fest? Ich verspreche niemand wird auch nur ein Wort über die Sache verlieren.", schlug sie mit freundlicher Stimme und einen einladenden Lächeln vor. Ryan musste schmunzeln, denn er hatte schon immer eine Schwäche für Elfenmädchen. Es war schön von ihren Lächeln aufgemuntert zu werden, so dass er ihren Vorschlag folge leistete.
 

Der Abend war noch jung und das Fest noch im vollen Gange. Es verging einige Zeit die man mit feiern und einigen Geschichten füllte. Ryan lehnte etwas abseits an einen Baum und genoss die schönen Melodien der Feier. Er erschrak ein wenig als ihn plötzlich jemand von hinten auf die Schulter tippte, erst recht als er merkte das es Saiune war. Sie trug eine feierliche Elfentracht, die ihr so gut stand, das er kaum Worte fand. "Saiune ... du siehst ... wunder... ... ich meine ...", stotterte er verlegen vor sich hin, aber sie schien schon zu verstehen was er ihr eigentlich sagen wollte. "Wollen wir tanzen?", fragte sie und nahm seine Hand, was ihn sogleich etwas erröten ließ. "I-ich bin aber gar kein guter Tänzer.", erwiderte er nervös und dennoch schenkte sie ihm ein verständnisvolles Lächeln. "Du müsstest doch eigentlich wissen das jeder zur Musik der Elfen tanzen kann.", meinte sie zwinkernd und zog ihn einfach hinter sich her zum Tanzbereich.

Wanna und Kyren lächelten zufrieden von ihren Tisch aus, denn ihr zuvor gefasster Plan Ryan den Abend zu versüßen hatte hervorragend geklappt.
 

Für Ryan war es Folter und Himmel zugleich, denn einerseits konnte er ihr ganz nah sein und andererseits riss es ihm fast das Herz aus der Brust das er sich in sie verliebt hatte. In ihrer Nähe vergaß er Zeit und Raum, ja sogar jeglichen Kummer und war einfach nur glücklich. Der Tanz der beiden sollte jedoch nicht lange dauern als auf einmal die Musik abbrach. Ein ungebetener Gast in schwarzer Rüstung und gezogenen Schwert ließ bereits erahnen das diese Feier ein vorzeitiges Ende haben sollte.

Kyren traute ihren Augen kaum, denn sie kannte die Gestalt, die plötzlich wie aus dem Nichts erschienen war aus ihren Träumen. "Das ... das ist Mogul!", rief sie mit geweiteten Augen. Volltrunken wie Jáin war hob er sogleich seien Becher zur Begrüßung des Dämonritters. "A-hai, Mojul, aldes Haus. Prost! Gomm her un' tring mit mirj.", lallte er ihm im Vollrausch entgegen, während Shane von seinen Platz sprang um die anderen Elfen zu warnen. "Los, bringt euch in Sicherheit! Macht das ihr weg kommt! Der Typ ist gefährlich!", wies er die Einwohner an, die sofort alles stehen und liegen ließen um zu flüchten. Eine Panik brach aus, die lediglich Jáin und Sejya nicht erreichte, da diese viel zu betrunken waren um zu realisieren was geschehen war.

Innerhalb von Sekunden war die Feier geräumt, sehr zum Amüsement des Neuankömmlings. "Ah, es ist ein gutes Gefühl zu sehen das man gefürchtet wird.", tönte er selbstherrlich hervor. "Verdammt! Wie hast du uns hier gefunden?", fragte Shane zähneknirschend.

"Es war nicht ganz einfach euch zu finden, aber am Ende doch nur eine Frage der Zeit. Nun werde ich persönlich dafür sorgen das diese Göre ein für alle mal von dieser Welt verschwindet!", meinte Mogul und deutete strafend an Shane vorbei auf Kyren.

Es war Ryan der durch sein Einschreiten diesen Konflikt plötzlich eine neue Wendung gab. "Hey! Ich hab keine Ahnung wer du bist, aber du hast den Elfen gerade ihr Fest verdorben! Das ist eine Unverfrorenheit! Deine Drohung ist ja wohl der Gipfel! Wenn du auch nur einer einzigen Elfe hier ein Haar krümmen solltest, dann kriegst du es mit mir zu tun!", fauchte er ihn wütend an und lenkte somit die Aufmerksamkeit auf sich.

"Was?! Wer wagt es?! Wer bist du überhaupt, du Wurm?!", entgegnete Mogul mit donnernder Stimme. "Mein Name ist Ryan Bannaster - der Beschützer aller Elfen!", antwortete er voller Stolz. "Okay, du hast mich überzeugt. Statt der Göre, schlitze ich erst dich und das Mädchen hinter dir auf! Du hättest dich nicht einmischen sollen, Mensch!", erwiderte er mit drohender Geste. "Das Mädchen hinter mir ...?", wunderte er sich in leisen Ton und drehte sich um.

Schnell war klar das er Saiune meinte, die bei ihm geblieben war, statt zu fliehen. Der Griff des jungen Menschen an seine Hüfte endete in einen Desaster, denn er stellte fest das er gar keine Waffe trug. Er musste eingestehen sich übernommen zu haben, hatte er sich doch mit Mächten angelegt von denen er keine Ahnung hatte. Nervös schritt er zurück, immer darauf bedacht Saiune beschützend hinter sich zu halten.

"Bitte nicht! Sie hat doch mit der ganzen Sache nichts zu tun.", flehte er als sich ihm Mogul näherte. Shane wollte schon eingreifen, da torkelte Jáin mit gezogenen Schwert, wild herumfuchtelnd, an Ryan vorbei. "Gomm nur her, du Schtimmjungsbremse. Isch mach disch fertisch.", lallte er, betrunken wie er war, bevor er nach einer kurzen Drehung zu Boden fiel und augenblicklich seinen Rausch ausschlief.

Für den selbsternannten Elfenbeschützer war es jedoch die Chance, denn das Schwert, was der Drow eben noch bei sich hatte, steckte nun Griffbereit vor ihm im Boden. Rasch nahm er es an sich und stellte sich dem fremden Angreifer entgegen. Mogul jedoch entlockte das ganze nicht mehr als ein Lachen. "Das kann doch nicht dein ernst sein, Junge. Deine Aura ist so schwach das ich dich mit dem kleinen Finger besiegen könnte. Ich werde nicht mal ein Schwert brauchen um dich zu beseitigen.", tönte er selbstsicher und steckte seine Waffe weg.

Shane war klar das Ryan nicht die geringste Chance hatte, aber er selbst wusste auch nicht was ihm im Kampf gegen ihn erwartete. "Ryan! Der ist viel zu stark für dich! Der nimmt dich auseinander! Mach das du weg kommst, so lange du noch kannst!", warnte er ihn eindringlich, doch er wollte nicht hören.

"Ist mir egal wer das ist! Wer meinen geliebten Elfen die Feier versaut und sie bedroht, hat Strafe verdient!", gab er wütend zurück, bereit Mogul im Kampf gegenüber zu treten. "Ryan!", rief Saiune besorgt. "Nein! Er hat dich bedroht! Das lasse ich nicht durchgehen.", meinte er entschlossen.

"Er hat keine Chance! Moguls Kräfte sind sicher viel höher als seine!", merkte Kyren an, was auch Wanna neben ihr sichtlich beunruhigte. Ryan schien sich seiner Lage bewusst, so nervös wie er wirkte, und dennoch griff er laut schreiend an.

Für Mogul war es eine Kleinigkeit seinem Schwerthieb auszuweichen und ihm im Gegenzug einen Fausthieb zu verpassen der ihn bis zum Ausgangspunkt zurückschleuderte.

"Ryan! Oh nein!", rief Saiune, die ihn zu Hilfe eilte, doch für ihn war der Kampf noch nicht vorbei. Mühsam rekelte er sich auf, sich schwer atmend am Bauch haltend. Nicht einmal dieser Rückschlag konnte seinen Willen brechen und so setzte er ein weiteres mal zum Angriff an. "So leicht geb' ich nicht auf!", sagte er mit ernster Miene.

Seine Attacke lief jedoch erneut ins Leeren und Mogul gab sich nun nicht mehr damit zufrieden ihn mit einen Schlag auf Abstand zu bringen. Gnadenlos schlug er auf den jungen Mann ein, der nicht einmal die Kraft fand schmerzerfüllt aufzuschreien. Schließlich warf er ihn zurück als er merkte das seine Gegenwehr gleich Null war.

Schwer verletzt landete Ryan am Boden und es grenzte schon an ein Wunder das er noch bei Bewusstsein blieb. Er spürte das wohl einige Knochen gebrochen waren und wie sein Kreislauf langsam kollabierte.

"Oh Gott, Ryan! Bleib' liegen!", schrie Saiune aufgeregt als sie sah, das er sich trotz all der Verletzungen ein weiteres mal aufrichtete. Selbst Mogul zeigte sich etwas verblüfft, fasste aber im selben Moment schon den Entschluss dem ein Ende zu bereiten. "Sei kein Narr, Junge. Den nächsten Angriff überlebst du garantiert nicht, also gib dich geschlagen.", sagte er und verschränkte hochmütig die Arme.

Saiune wollte ihn zurückhalten, in der Hoffnung so sein Leben retten zu können. "Hör auf, Ryan! Das ist es nicht wert! Du wirst sterben, wenn du angreifst!", meinte sie flehenden Blick, aber er raffte sich trotz allen auf. Es gelang ihm nicht einmal richtig zu stehen, doch sein Mut war ungebrochen.

"Wenn ... wenn ich es nicht schaffe die zu beschützen die ich liebe, dann hat mein Leben ohnehin keinen Sinn mehr. Ich will nicht leben mit dem Gewissen das ich euch nicht retten konnte. Ihr wunderschönen Elfen seid alles was ich habe ... Ich werde nicht zulassen das er dir etwas antut so lange ich lebe.", ächzte er unter Schmerzen hervor.

Schließlich ging er zum finalen Angriff über, obwohl er inzwischen nur noch auf seinen Gegner zuhumpelte. "Ryan! Tu das nicht!", mahnte ihn Shane mit verzweifelter Stimme, aber auch er konnte ihn nicht mehr abhalten.

"Dann mach dich bereit zu sterben, Wurm!", gab Mogul lachend von sich und setzte zum Gegenangriff an. Sein Fausthieb verfehlte jedoch sein Ziel und Ryan gelang es wie durch ein Wunder, durch eine einfache Körpertäuschung seine Verteidigung zu durchbrechen. Der Dämonenritter konnte kaum fassen was er sah und spürte als sich die Klinge von Jáins Schwert durch seine Rüstung in seine Herzgegend bohrte. Das schier unmögliche war geschehen, denn nie er hätte er damit gerechnet das ihn ein gewöhnlicher Mensch einmal besiegen könnte. Die Augen der Anwesenden weiteten sich vor erstaunen, wenn gleich Shane ahnte das Ryan im Grunde nichts erreicht hatte.

Mogul löste sich wie ein Schatten auf, der vom Sonnenlicht getroffen wurde. Ryan fiel erschöpft, aber glücklich zu Boden. "Dieser Sieg sei euch vergönnt, aber ihr habt mich nicht zum letzten mal gesehen!", hörte man die Stimme des Besiegten noch ertönen, bevor seine Konturen vollends verschwunden waren.

Sofort waren Saiune, Kyren und Wanna bei ihren tapferen Beschützer, der langsam spürte wie die Lebensgeister aus seinen geschwächten Körper wichen. "Warte! Ich heile dich!", rief Shanes Gefährtin aufgeregt und setzte einen starken Heilzauber an. Shane selbst war sich im klaren das Mogul, wie auch Gray, ganz leicht von selbst wieder auferstehen konnte, wenn er nicht vom Schwert des Phönix getötet werden würde.

Kyren hingegen war den Tränen nah, denn der mutige Mensch hatte sein Leben riskiert um das Dorf und seine Liebe zu schützen. Wenigstens, so tröstete sie sich, war sein Wunsch nach Aufmerksamkeit nun sicher, denn ein ganzes Dorf würde ihm ewig dankbar für seine Tat sein.
 

Ryans Zustand war kritisch, wenn gleich ihm Kyren zunächst mit ihrer Magie das Leben retten konnte. Immer wieder eilten elfische Schamanen in die Baumhütte, in der er untergebracht wurde. Wanna, Saiune und einige andere wichen nicht mehr von seinen Bett und obwohl er es tragischerweise nicht mitbekommen konnte, so war er zum ersten mal in seinen Leben der Mittelpunkt eines ganzen Dorfes.

Es war spät als sich Shane und sie zu Bett gingen, während Jáin und Sejya in ihren Quartieren bereits ihren Rausch ausschliefen. Die Abenteurer teilten sich ein schlichtes Zimmer in den Bäumen, das jedoch für jeden von ihnen ein bequemes Bett bereit hielt.

Der junge Halbelf schlief nicht sonderlich gut. Immer wieder wälzte er sich, von Alpträumen geplagt, von einer Seite des Bettes auf die andere. Visionen flossen durch sein inneres Auge, Visionen aus dem tiefsten Unterbewusstsein.

Im Traum erblickte er zwei gläserne Behälter. Sie waren mit Blut gefüllt und als er sich ihnen näherte entdeckte er Leath, nackt, in einen von diesen gläsernen Kokons. Der Drow schlief und war an seltsame Apparaturen angeschlossen. Shanes Blick fiel auf den zweiten Behälter in dem sich eine schattenhafte Gestalt befand. Er versuchte durch das Glas zu sehen, doch es spiegelte so sehr, das er nur sein eigenes Gesicht darin erkannte. Er versuchte etwas Schatten mit seiner Hand auf das Glas fallen zu lassen, doch selbst dann verschwand die Gestalt dort drinnen in unklaren Konturen. Als er wieder vom Behältnis abließ entdeckte er im Spiegelbild, das Sen hinter ihm stand. Erschrocken drehte er sich zu ihm um und sah das er eine Hellbarde gegen ihn richtete. "Dieses Geheimnis wird dein Untergang sein!", tönte Sen mit finsteren Blick hervor und schlug zu. Shane sollte nicht sein Ziel sein, denn die Waffe verfehlte ihn um Haaresbreite und bohrte sich in den Glasbehälter.

Das Glas zerbrach und legte die Gestalt darin frei. Shanes Augen weiteten sich, denn das Mädchen das Sen aufgespießt hatte war Kyren. "Nein!", schrie er panisch auf und beendete damit seinen Traum.
 

Shane erwachte schreckhaft aus seinem Schlaf, gerade noch rechtzeitig um ein verdächtiges Funkeln über sich im Dunkel der Nacht zu erkennen. Seine Augen weiteten sich als er merkte das jemand auf ihm saß. Reflexartig wich er mit seinen Kopf nach links aus als sich das Funkeln näherte. Der linke Krallenhandschuh eines Fremden durchbohrte sein Kopfkissen, doch ihm war klar, dass er das eigentliche Ziel war. Bevor die fremde Gestalt noch einmal zuschlagen konnte, trat er sie vom Bett und erlöste sich somit zugleich aus der bedrohlichen Lage.

Vom Krach geweckt schrak nun auch Kyren auf, die sah wie das Mondlicht auf ein junges Mädchen nahe der Tür ihrer Hütte fiel. Sie war maskiert und hatte blaues Haar, womit auch Shane schnell realisierte mit wem er es zu tun hatte. "Faye!", rief er geschockt, doch diese gönnte ihm nur eine kurze Atempause. Nochmals versuchte sie ihn mit ihren Krallenhandschuhen zu attackieren, doch ihr vermeintliches Opfer erwies sich als flink genug um ihr immer wieder auszuweichen.

Um Kyren und die anderen nicht in Gefahr zu bringen, beschloss er den Kampf nach draußen zu verlagern und verließ die Hütte mit einem mächtigen Sprung auf einen der breiten Äste außerhalb der Unterkunft. Faye zögerte nicht eine Sekunde ihm zu folgen und setzte nach, auch wenn dieser und die folgenden Angriffe ihr Ziel verfehlen sollten. Shane war zu geschickt und wendig als das sie ihn treffen konnte, doch ihre erbarmungslose Kampfgeschwindigkeit ließ erahnen dass sie sich davon nicht von ihren Vorhaben abbringen ließ.

Shane versuchte sie durch hin und herspringen in den Baumwipfeln abzuschütteln, aber selbst Äste die ihr im Weg standen, zerfetzte sie in ihrer Aggressivität wie Streichhölzer.

Schließlich verlagerte er das Kampfgeschehen auf den Boden, wo er erneut ihren Krallenhandschuhattacken ausweichen musste. Shane wollte nicht kämpfen, wehrte sich kaum, sah er doch die Chance sie wie einst Sejya beruhigen zu können. "Warum tust du das?! Was habe ich dir getan?!", fragte er, aber dieses Mädchen ließ sich nicht so leicht beeinflussen wie seine jetzige Gefährtin. Unbändig setzte sie ihre Angriffe fort, bis er sich gezwungen sah, sie zu überwältigen. Von einer Sekunde auf die andere änderte sich das Kampfgeschehen. Es bedurfte lediglich einer Schlag-Trittkombination um den Angriff des Mädchens zu stoppen und sie gegen einen Baum zu schleudern, wo sie zum erliegen kam. "Verdammt! Ich will nicht gegen dich kämpfen ... schon gar nicht wenn ich den Grund dafür nicht kenne!", entgegnete er ihr erbost, wohlwissend das sie sich so leicht nicht unterkriegen lassen würde. Tatsächlich erwies sie sich als zäh, denn kurz darauf erhob sie sich als ob nichts gewesen wäre.

Er sah ihr in die Augen in der Hoffnung etwas menschliches darin entdecken zu können, aber ihr Blick war so kalt und leer, das man glauben konnte das sie nicht einmal einen eigenen Willen hatte. Dennoch, obwohl sie offensichtlich Gegner waren, so fühlte er etwas vertrautes in ihrer Nähe. "Wer ... bist du?", fragte er mit unsicheren Blick und näherte sich der regungslos verharrenden Kämpferin. Je näher er ihr kam desto vertrauter wurde das Gefühl. Er wollte es aussprechen, aber sein Wortschatz war wie ausgelöscht. Das Mädchen stand ganz still da und starrte ihn an. Je näher er ihr kam, umso mehr füllten sich ihre Augen mit Willenskraft. Einen Moment lang wollte sie ihre Klauenhandschuhe erneut gegen ihn erheben und dennoch plagten auch sie immer mehr Zweifel. Schließlich stand Shane vor ihr und versuchte seine Hand beruhigend auf ihre Schulter zu legen. Sie begann immer aufgeregter zu atmen, während seine Hand sich ihr näherte. Ein letztes mal kehrte ihr Kampfeswille in ihre Augen zurück, bereit ihre Mission zu beenden.

Plötzlich griff sie seinen Arm und zog Shane an sich heran. Ungehemmt rammte sie ihren Kopf gegen den seinen und stieß ihn mit einen zusätzlichen Fußtritt zurück. Der junge Halbelf war einen Moment orientierungslos, lange genug, damit das maskierte Mädchen einen Beutel an ihren Gürtel greifen und öffnen konnte. Blitzschnell warf sie ihm den darin befindlichen gelben Puder ins Gesicht und trat ihn ein weiteres mal, so dass er ein paar Meter zurück fiel. Dieses mal setzte sie nicht nach, sondern wartete ab bis sich Shane wieder aufraffte.

Er wusste nicht wie ihm geschehen war und wirkte völlig desorientiert. Verzweifelt versuchte er das Puder aus seinen Gesicht zu wischen. Er begann zu Niesen, aber dies war noch die harmlosere Wirkung die es bei ihm anrichtete. Kurz darauf durchzog seinen Körper ein starker Schmerz, verbunden mit nicht enden wollenden Schwindelgefühlen. Mit gequälter Miene hielt er sich am Kopf, bevor, nach kurzem Aufschrei, seine Flügel aus seinem Rücken fuhren.

Dies war der Moment auf den Faye gewartet hatte. Zielstrebig näherte sie sich ihren hilflosen Opfer und griff in seinen linken Flügel. Shane stöhnte ein weiteres mal auf und ging völlig entkräftet zu Boden, doch damit gab sie sich nicht zufrieden. Sie schien ganz genau zu wissen was sie tat, denn kaum jemand das Shane Flügel hatte und erst recht nicht das sie seine Schwachstelle waren. Entschlossen stemmte sie ihren Fuß auf seinen Rücken und begann ihre Hände um seine Flügel zu legen damit sie sie ihm herausreißen konnte.

"Oh nein! Sie will ihm die Flügel abbrechen!", schrie Kyren ängstlich, die gerade beim Geschehen angekommen war. Es dauerte nur einen Wimpernschlag da traf Faye bereits das erste von drei magischen Geschossen die die kleine Elfin daraufhin abgefeuert hatte. Erst das dritte Geschoss vermochte es sie von Shane loszureißen und sie gegen einen Baum zu schleudern. Dieses mal schienen ihre Verletzungen schwerer, denn sie hatte Mühe wieder aufzustehen. "Lass deine Finger von ihn!", rief sie ihr ihm drohenden Unterton nach und rannte zu Shane. Faye sackte kurz in sich zusammen, sichtlich bemüht wieder auf die Beine zu kommen. Der Treffer und der Aufprall wogen schwer, aber sie war zäh. Dennoch veränderte sich ihr Blick zu Shane auf einmal, denn als sie sich erneut am Baum abstützend aufrichtete war ihre Augen nicht länger von Groll gefüllt. Es wirkte fast so als bereute sie ihre Tat, so wie sie nach unten sah und ihre Faust ballte. Sie zögerte noch einige Sekunden bis sie sich schließlich zurückzog und im Dunkel der Nacht verschwand.

"Shane! Shane! Alles in Ordnung? Ist dir was passiert?", rief Kyren aufgeregt und eilte zu ihren Gefährten, der noch immer am Boden lag. Besorgt tastete sie seinen linken Flügel ab aus Angst sie wäre zu spät gekommen. Es war erleichternd festzustellen das er unverletzt war. Sie konnte nicht umher sich das weiße Gefieder an ihre Wange zu. Es war noch immer so sanft und roch noch immer so gut wie sie es in Erinnerung hatte, doch Shane unterbrach ihre Träumerei abrupt. "Ich bin okay ... aber wenn ich aufstehen soll musst du meinen Flügel loslassen.", tönte er, leicht ächzend, hervor. "Oh, entschuldige.", erwiderte sie erschrocken und ließ wieder ab, worauf seine Flügel wieder einfuhren.

Nun war es ihm ein leichtes wieder aufzustehen und doch machte er kein allzu zufriedenes Gesicht. Sein nachdenklicher Blick fiel ins Dunkel in das Faye verschwunden war. Diese Nacht hatte ihm gezeigt das Fayes Fähigkeiten bei weiten nicht zu unterschätzen waren und dennoch beschäftigte ihn etwas anderes. Erst als seinen Blick auf Kyren lenkte, merkte er wie knapp er davor gewesen war den Kampf zu verlieren. "Danke Kyren. Ohne dich wäre ...", bedankte er sich bei ihr, doch schon nach ein paar Worten schüttelte sie ihren Kopf verneinend hin und her. Es lag ein Lächeln auf ihren Lippen und ihm war klar das sein Dank nicht der Rede Wert sein sollte. "Schon gut, das hättest du sicher auch für mich getan.", meinte sie bescheiden, wenn gleich sie sich über seine Worte freute. "Trotzdem Danke.", erwiderte er leicht erheitert, bevor er sich wieder der Ferne zuwendete. Seine Miene verfinsterte sich zusehends, so dass sich Kyren fragte was ihn wohl bedrückte. "Was hast du? Stimmt etwas nicht?", fragte sie verwundert nach. "Nein ... es ... es ist nichts. Komm lass uns wieder nach oben gehen.", antwortete er nach einen Augenblick des Schweigens. Sie wirkte besorgt als sie ihren Gefährten ansah, denn sie war nicht so gutgläubig als dass sie nicht merkte das etwas nicht stimmte.

Shane fand in dieser Nacht keinen Schlaf mehr. Unentwegt starrte er an die Decke, seine Arme verschränkt hinter den Kopf, und ließ seine Gedanken um Faye streifen. Dieses Mädchen war ein Mysterium und er wusste das er die Lösung auf seine Fragen nur von ihr bekommen würde.
 

Am nächsten Morgen des nächsten Tages verließ man das Elfendorf schließlich wieder. Niemand außer Shane und Kyren hatten bemerkt was mitten in der Nacht geschehen war, nachdem Ryan so tapfer gekämpft hatte. Er selbst blieb ans Bett gefesselt wo er seine Wunden heilen lassen musste. Als er an diesen Morgen erwachte, lagen Saiune und Wanna noch immer schlafend an seinen Bett. Ein angenehmes Gefühl durchfloss sein Herz und er begann zu lächeln. Für einen Moment wollte er Saiune übers Haar streicheln, doch dann zog er zurück, aus Angst sie zu wecken und sich somit in eine peinliche Lage zu bringen. Vielleicht, so hoffte er, gaben ihn die Sympathien der Elfen eines Tages die Kraft die er brauchte um ihr seine Gefühle zu gestehen.
 

Als Jáin mit den anderen am Abend, nach langer Wanderung durch die Wälder von Glarondar, das Lagerfeuer entzündete, waren es nur noch ein paar Fuß weit bis zur Grenze nach Thay. Er wusste nicht was ihn dort erwartete, aber noch mehr machte ihn Sorgen das er nicht wusste was mit Shane war.

"Sag mal Kyren ... was ist mit ihm? Er hat heute den ganzen Tag kein Wort gesagt.", meinte er mit Blick auf seinen Mitstreiter. Nachdenklich sah sie zu Shane herüber, der etwas Abseits auf einen großen Stein saß und seine Gedanken im Vollmond verlor. "Ich ... ich weiß es nicht.", gab sie seufzend zurück und senkte ihren Kopf ab. Sie kannte ihn schon so lange, aber so hatte sie ihn noch nie erlebt. Alles was sie wusste war, dass es wohl etwas mit dem maskierten Mädchen zu tun hatte.

Ein leichter Wind zog Shane durchs Haar, während er sich mit einer Frage nach der anderen über Faye quälte. Egal wie sehr er auch zum Vollmond aufsah und nach Lösungen suchte - ihm wurde klar, dass die einzige Antwort auf seine Fragen die war, die er am wenigsten akzeptieren konnte. "Alexandra ...", gab er leise, mit trauriger Stimme, von sich, in Gedanken an seine verstorbene Schwester.

Vielleicht war es Zufall das Faye in der Ferne von einen Felsvorsprung ebenfalls in den Vollmond sah und vielleicht war es Zufall das ihre Gedanken im selben Moment um Shane kreisten. Wehmütig senkte sie ihren Kopf und griff an ihre Maske. Es bedurfte nicht viel sie zu lösen und ihr Gesicht preis zu geben. Das Mondlicht, das auf sie herab schien, bestätigte Shanes Gedanken ...



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