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I'm with you

von

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"Darf ich reinkommen, Vincent?"

Entgeistert starrst du mich an und ich fürchte, gleich die Tür vor der Nase zugeschlagen zu bekommen. Ja, das bist du, schon allein der Nachname an der Tür sagt es mir, aber deine Reaktion auf mich ist der Beweis.

Leicht beginnst du den Kopf zu schütteln.

"Nein...nein...das ist unmöglich...das darf nicht sein...nein...", immer wieder flüsterst du kaum hörbar diese Worte, lässt mich dabei nicht aus den Augen. Eine verirrte Träne rollt deine Wange hinab. Weinst du vor Freude oder vor Trauer?

Ohne lange nachzudenken wische ich den kleinen, salzigen Tropfen von deiner blassen Haut und trete so noch näher an dich heran. Dein Blick spiegelt etwas Undefinierbares wieder. Vielleicht Angst?

"Lässt du mich nun in deine Wohnung?", hake ich nach. Du scheinst ein wenig weggetreten zu sein, dennoch schaffst du es, mich hineinzulassen und die Tür hinter uns zu schließen.

Schweigend sehe ich mich um. Deine Wohnung erinnert mich an die meine, sie ist ebenfalls nur halb eingerichtet und ihr scheint etwas zu fehlen, das nötig ist, um sich wirklich wohl zu fühlen.

Du hast dich derweil noch nicht vom Fleck gerührt, noch immer stehst du an der Tür und schaust mich an. So hast du mich auch damals angesehen, als ich das erste Mal zu dir kam. Leicht lächle ich, du hast dich seit damals kaum verändert, ich hingegen...

"Warum bist du jetzt hier?!", du scheinst endlich deine Sprache wieder gefunden zu haben und kommst langsam auf mich zu.

"Du hast die ganze Zeit gelebt, nicht? Du warst doch am Leben?!"

Deine Stimme zittert vor Wut, deine Augen glitzern von Tränen, während du weitersprichst:

"Warum hast du nie etwas gesagt?! Warum bist du nie zu uns gekommen? Warum hast du uns im Glauben gelassen du wärst tot?! Warum...hast du mich....allein gelassen?!"

Die letzten Worte hast du geflüstert und bist gleich darauf schluchzend auf den Boden gesunken.

Verwirrt sehe ich auf dich hinab. So hätte ich nie erwartet, von dir begrüßt zu werden. Ob das von der Einsamkeit kommt? Vielleicht wirkt sich so etwas auf jeden anders aus, denn mir scheint es, zumindest auf emotionaler Ebene, besser zu gehen als dir.

"Vincent..."

Vorsichtig lasse ich mich neben dir nieder und lege dir meine Hand auf die Schulter. Bisher musste ich noch nie versuchen, jemanden zu trösten oder auch nur ansatzweise zu beruhigen, trotzdem versuche ich mein Bestes.

"Wäre ich zu euch gekommen, dann...dann würde ich sicher nicht mehr leben. Cloud hätte das nicht zugelassen, nach allem, was ich euch angetan habe. Und ich kann ihn verstehen", erkläre ich und lege meine Hand unter dein Kinn, damit du mir in die Augen siehst.

"Außerdem hätte ich nicht erwartet, dass auch nur einer von Avalanche jetzt noch lebt."

"Aber", beginnst du und wischt dir die letzten Tränen aus dem Gesicht, "Du warst doch die ganze Zeit allein, warum hast du es nicht wenigstens versucht zu uns zu kommen. Du hättest sicher ein Mitglied von Avalanche werden können!"

Leicht schüttele ich den Kopf.

"Auch wenn du jetzt der Meinung bist, ich wäre willkommen gewesen, damals hättest du mich genauso versucht zu töten wie alle anderen auch."

Momente des Schweigens treten ein. Du weißt, dass ich Recht habe. Man könnte deine Vorwürfe als puren Egoismus bezeichnen, nur weil du nicht allein sein willst. Aber, bin ich nicht aus dem selben Grund nun bei dir?

Langsam stehst du wieder auf.

"Möchtest du Etwas trinken oder essen?"

Du klingst vollkommen anders als vor wenigen Sekunden, da ist keine Angst, keine Wut mehr, nur noch Gleichgültigkeit. So spricht nur jemand, der jede Hoffnung in seinem Leben aufgegeben hat.

Was ist los mit dir? Eben schienst du wieder einen Sinn in deinem Leben zu sehen und jetzt nicht mehr. Glaubst du, ich verschwinde sofort wieder?

"Nein danke...", meine ich und setze mich ungefragt auf die Couch in deinem Wohnzimmer, oder was es auch sein mag. Meinen Mantel habe ich zuvor am Kleiderständer aufgehängt.

Du verschwindest derweil in einem anderen Raum, wahrscheinlich der Küche, und hantierst dort mit Geschirr und Wasser herum.
 

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Mit zitternden Händen hole ich eine Tasse aus dem Schrank und fülle dann den Wasserkocher. Während dieser anfängt leise, zischende Geräusche von sich zu geben, durchwühle ich den hintersten Wandschrank nach Teebeuteln. Natürlich könnte ich auch die nehmen, die direkt bei den Tassen stehen, aber dann hätte ich nichts, um mich abzulenken.

Doch es hilft ohnehin nichts, die ganze Zeit denke ich daran, dass du in meiner Wohnung bist, dass ich mich im Supermarkt nicht getäuscht habe. Und vorallem drehen sich meine Gedanken darum, dass ich eben vor dir mehr von mir gezeigt habe, als ich es jemals tun wollte.

Was ist nur mit mir los?!

Ich könnte mich selbst für mein Handeln ohrfeigen. Sonst habe ich doch auch keine Probleme damit, anderen die kalte Schulter zu zeigen.

Liegt es daran, dass ich jemanden an meiner Seite, so sehr vermisse?

Kurz wandern meine Blicke zur Tür um mich zu versichern, dass du noch da bist, aber von hier aus kann ich dich sowieso nicht sehen.

Du hast dich mir gegenüber wirklich anders verhalten, als ich erwartet hätte. Der Sephiroth, gegen den wir vor Jahren antreten mussten, hätte mir nie Tränen aus dem Gesicht gewischt, er hätte mich wegen dieser Schwäche nieder gemacht...

Polternd fallen ein paar Dosen aus dem Schrank, denen ich leise fluchend ausweiche.

"Alles in Ordnung?", fragst du, plötzlich in der Tür stehend. Leicht nicke ich und suche nach dem Loch im Boden, in dem ich mich jetzt verkriechen sollte. Es muss schon ein Anblick sein, wie ich zwischen Konservendosen vor dem Schrank sitze.

Langsam erhebe ich mich wieder, du rührst dich nicht vom Fleck.

"Möchtest du dich nicht irgendwo hinsetzen?", frage ich hoffnungsvoll und sehe dir ins Gesicht, deine Augen meide ich allerdings.

"Nein. Aber wenn du mich loswerden willst...?"

Schweigend sehe ich zu Boden. Mit deiner Frage hast du nicht diesen Raum gemeint, nein, du hast mich gefragt, ob du aus meinem Leben verschwinden sollst.

"Nein...", meine ich und mache mich daran, wieder etwas Ordnung zu machen.

Stille macht sich um uns herum breit. Nur der zischende Wasserkocher lässt diese nicht unerträglich werden, als wir uns in der nun halbwegs aufgeräumten Küche gegenüber stehen. Das Licht, wegen des frühen Sonnenuntergangs schon angeschaltet, wirft dunkle Schatten in die Ecken des Zimmers. Es lässt dein Gesicht ausgemergelt erscheinen, das meine wird sicherlich nicht anders aussehen.

"Wir sollten nicht so viel reden, man versteht ja seinen eigenen Gedanken nicht mehr!", sagst du und lächelst mich an. Bei diesem Anblick bekomme ich kein Wort mehr heraus. Noch nie habe ich dich so lächeln gesehen, es erinnert mich an etwas. Aber was ist es? Warum kommt mir dieser Blick so bekannt vor?

Bevor ich meine Gedanken beenden kann, knackt es seltsam in der Küche und auf einmal geht das Licht aus, ebenso der Wasserkocher. Selbst vor dem Haus sind die Laternen ausgegangen.

"Stromausfall...", seufze ich und taste mich an den Schränken entlang. Es ist dunkel wie in der Nacht, obwohl es erst später Nachmittag ist. Aber mit ein paar Kerzen kann man das ändern...

"Vincent?", fragst du ins Leere, da du dich in meiner Wohnung noch nicht blind auskennst.

"Hier."

Blind taste ich in die Richtung, in der ich deine Hand vermute, ergreife sie schließlich und ziehe dich mit mir.
 

Ein paar Augenblicke später sitzen wir beide in meinem Wohnzimmer bei Kerzenschein und sehen uns an. Das heißt, du siehst mich ganz offen an, ich hingegen schaue immer nur kurz zu dir, versuche mich aber mehr auf die Kerzen zu konzentrieren.

"Wie lange wohnst du hier schon?", möchtest du wissen und siehst dich um.

"Eine Weile..."

"Die ganze Zeit allein?", du suchst meinen Blick, aber ich weiche dir aus. Kaum zu glauben, ich benehme mich wie ein 14-jähriger bei seinem ersten Date!

Dabei ist das nichtmal ein Date...oder?

"Ja."

Leise lachst du und ich schaue dich verwundert an.

"Was?"

"Du versuchst wirklich alles, damit wir kein richtiges Gespräch anfangen. Hast du etwas gegen mich?"

Kopfschüttelnd stehe ich wieder auf und gehe im Zimmer umher.

"Es ist einfach nur seltsam...jemanden bei sich zu haben, wenn man das so lange nicht hatte...", murmele ich leise vor mich hin, nicht darauf achtend ob du mich verstehst oder nicht. Plötzlich spüre ich deine Arme um meinen Körper und deine Wange an meiner. Erschrocken bleibe ich stehen, habe ich doch nichtmal bemerkt, dass du ebenfalls aufgestanden bist.

"Kann ich heute Nacht bei dir bleiben?"; fragst du ohne mich loszulassen. Ich stehe regungslos da, weiß nicht, wie ich auf deine Taten reagieren soll. Diese Nähe...

"Bei der Dunkelheit komm ich ohnehin nicht nach Hause."

"Es ist noch nichtmal Abend, der Strom wird sicherlich bald wieder da sein...", protestiere ich leicht, aber es klingt nicht sehr überzeugend. Irgendwie ist es ausgesprochen angenehm so rückwärtig von dir umarmt zu werden...

"Du willst mich also doch loswerden!", stellst du beleidigt fest.

In diesem Moment erinnerst mich dabei an ein Kind. Ja, ein Kind...
 

Dieses Kind, dass bei mir war, damals, im Keller der ShinRa-Villa, es hatte deine Augen und dein Lächeln. Du warst das, nicht wahr?

Du warst schon mein Leben lang immer bei mir, wenn es mir nicht gut ging, immer wieder bist du aufgetaucht. So auch jetzt, aber diesmal darfst du nicht einfach wieder verschwinden, diesmal nicht.

Es ist mir egal, dass du mir auch immer wieder Schmerzen beschert hast, solange du es nur nicht wieder tust. Und ich bin mir sicher, diesmal wirst du es nicht tun, ganz sicher nicht.
 

"Bleib hier", flüstere ich und lehne mich unbewusst an dich, "Bleib einfach nur hier..."
 

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Eine ganze Weile stehen wir schon so da, ich habe meine Arme um dich gelegt und du die Augen geschlossen. Daran könnte ich mich gewöhnen...

Schließlich schiebe ich dich langsam wieder zur Couch, da meine Beine lahm werden.

"Ist alles in Ordnung?", frage ich dich, während wir uns setzen. Du scheinst wieder mit deinen Gedanken an einem anderen Ort zu sein...

"Vincent?"

"...Was?", verwirrt schaust du mir in die Augen, es glitzern schon wieder Tränen darin.

"Geht es dir nicht gut?"

"Sephiroth...", sagst du, meine Frage überhörend, "Als du noch ein Kind warst, warst du da oft in der ShinRa-Villa?"

Schweigend wende ich mich von die ab un blicke in die Flammen der schon halb herunter gebrannten Kerzen.

Kann ich dir deine Frage beantworten? Was würdest du denken, wenn ich dir von damals erzähle?

Du hast mich bekämpft, hast versucht mich zu töten, obwohl wir früher Freunde, vielleicht sogar mehr, waren. Nun, ich war auch nicht besser...

"Seph?", deine Augen schimmern im Kerzenlicht, so wie sie es getan haben, als ich dich besucht habe. Seufzend nicke ich und erzähle dir alles, an das ich mich erinnere...
 

Die Zeit ist so schnell vergangen, wir haben geredet und geredet. Der Strom ist irgendwann wieder da gewesen, aber trotzdem bin ich noch bei dir. Wir liegen auf deinem Bett, sehen uns in die Augen und reden weiter. Worüber kann ich nicht sagen, einfach über alles und doch nichts. Das ist das erste Mal, dass ich jemandem so nahe bin, ohne eine Liebesbeziehung zu ihm zu haben. Oder ist das hier schon eine?

"...diese Nacht."

"Wie bitte?", will ich wissen, da ich vollkommen in Gedanken war als du gesprochen hast. Lächelnd wiederholst du deine Worte.

"Dass du hier schläfst, ist eine einmalige Sache, nur diese Nacht, verstanden?"

"Okay", antworte ich und rutsche an dich heran. Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, ich bin gerade dabei, mich zu verlieben...

"Und was war nun mit Zack?", nimmst du unser letztes Thema wieder auf.

"Naja, er war zwar nicht der Hellste, aber ein lieber war er schon...und ein guter Freund. Bei..."
 

Der Mond steht mittlerweile hoch am Himmel und wirft sein silbriges Licht auf dein ebenmäßiges Gesicht. Du schläfst schon eine Weile, dabei wirkst du so entspannt und viel jünger als sonst.

"Vincent...", flüstere ich kaum hörbar und streiche dir eine Strähne aus dem Gesicht. Langsam nähere ich mich dir, nur noch ein Stück...

Sanft wie ein Hauch berühre ich deine Lippen mit den meinen, nur kurz, dennoch spüre ich, wie mir warm wird. Vorsichtig, um dich nicht zu wecken, lege ich meine Arme um dich und schließe dann auch die Augen.

Nach und nach entspanne ich mich immer mehr, bis ich letztendlich auch einschlafe. Es ist der angenehmste und erholsamste Schlaf seit langem...
 

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to be continued...



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