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World of Faerûn - 2. Staffel

The Second Encounter
von

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Folge 28: Göttlicher Beistand

Gemächlich kaute Gerrard auf einen langen Grashalm herum und starrte ziellos in den leicht bewölkten Himmel über ihn. Zusammen mit seiner nymphischen Gefährtin hatte er es sich auf einer Weide gemütlich gemacht und lag scheinbar frei von allen Sorgen einfach nur da - die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und die Beine überschlagen. Er stellte sich vor welche Macht er durch das Zepter erlangen könnte, welches der Schatz beherbergte, während Kazumi neben ihm eingehend die Karte studierte. "Sag mal Gerrard, was willst du eigentlich mit diesem Zepter? Du bist gar nicht der Typ für solche Machtspielchen. Ich dachte immer Reichtum und Frauen interessieren dich mehr.", fragte sie und stand auf. Eine Weile schwieg der junge Vampir und ließ die Sonne über seine blasse Haut strahlen, doch schließlich antwortete er ihr. "Es stimmt, Geld ist mir wichtiger als Macht. Das Zepter ist mir ehrlich gesagt fast egal. Dort sollen Tonnen von Gold liegen - ein viel größerer Reizpunkt für mich.", sagte er gelangweilt und nahm sich den Grashalm aus dem Mund, den daraufhin lässig beiseite schnippte. Seine Antwort wirkte jedoch so unbetont dass man glauben konnte das er sie irgendwo abgelesen hatte.

Nach und nach verzog sich die Mine der Nymphe als sie die Karte genauer studierte. "Sag mal, was heißt das hier? Die Randbemerkungen dieser Karte sind in einer Sprache die ich nicht kenne. Ein Wort fällt erstaunlich oft. Asa - was ist das? Was soll das heißen?", grübelte sie als ihr Gerrard urplötzlich das Papier aus der Hand riss und es unter seiner Kleidung verstaute. Sein Blick schien zunächst sehr ernst und streng zu wirken, doch schnell verzogen sich diese Phrasen aus seinem Gesicht. "Keine Ahnung. Spielt auch keine Rolle. In den Schmöker wo ich von den Schatz gelesen habe stand nichts davon drin, also ist es auch nicht wichtig.", meinte er beiläufig abwinkend.

Kazumi kannte ihren Gefährten erst seit ein paar Monaten - eine Tatsache die sie etwas misstrauisch machte. Sie spürte förmlich das er ihr etwas verschwieg. Es machte nicht einmal den Anschein als ob er den Schatz wirklich finden wollte. Seine wahren Motive waren ihr ein Rätsel und doch neigte sie dazu ihm zu vertrauen. Er war der einzige der sich um sie kümmerte und der einzige der ihr wohl noch helfen konnte ihre immer schlimmer werdende Krankheit zu heilen. Sollte er in den Besitz des Schatzes kommen, so hatte er ihr versprochen, würde er sie heilen können.
 

Frustriert stampfte Kyren durch saftiges Grasland und schier endlose Weiten fruchtbarer Erde. Inzwischen hatte man das große Gebirge hinter sich gelassen welches Amn und die Nordländer trennte. Keiner nahm ihr ihre Laune übel, denn der vorherige Tag war ziemlich schlecht für sie gelaufen. Nicht nur das sie ihre Schatzkarte verloren hatte, nein, nun musste sie auch noch ohne richtige Oberbekleidung herumlaufen weil Gerrard ihr Top zerrissen hatte. Ein Tuch deckte wenigstens noch den für sie wichtigsten Teil ihres Oberkörpers ab, auf den man nun nahezu freie Sicht hatte. Sie fragte sich, wie sie nun zu den magischen Zepter finden sollte, wo sie den Weg nicht genau kannte. Selbst Mitchs Aufmunterungsversuch sollte unglücklich enden als er ihr tröstend auf die Schulter klopfte. "Hey, keine Sorge. Wir werden den Schatz schon finden, auch ohne Karte. Ich verspreche dir auch das wir dir ein neues Top besorgen, damit du deine kleine Oberweite besser abdecken kannst.", meinte er, worauf Kyren auf einmal entnervt stehen blieb.

Ein Knall durchschallte nur Sekunden später die Gegend, so dass vor Schreck sogar einige Vögel aus den vereinzelt umliegenden Bäumen herausflogen. Es war das Geräusch das ertönte wenn die Hand einer jungen Dame Bekanntschaft mit der Wange eines jungen Mannes machte. Etwas verdutzt schauten sich die beiden Gefährten an, denn irgendwie fehlten beide die Worte. Selbst Sekunden später klebte die Hand der Elfin noch an der Backe ihres Kameraden, der ziemlich unschlüssig dreinschaute. Nicht einmal das gelang Kyren in diesen Tagen die wütend in sich zusammenfuhr. "Du könntest wenigstens so tun als ob's dir wehgetan hat.", schrie sie verlegen, als sie merkte das ihre Ohrfeige keinerlei Wirkung zeigte. Wortlos drehte sich Mitch ab und auch wenn der Abdruck ihrer Hand noch zu sehen war, so schien ihn das wenig zu scheren. "Ja, tut mir ja auch Leid. Ich kann ja auch nichts dafür das du wie ein Mädchen schlägst. Ich bin nun mal ein harter Kerl und kein Weichei.", erwiderte er trocken und ging einfach weiter. "Ich bin doch auch ein Mädchen!", grummelte sie zähneknirschend vor sich hin, doch er ignorierte dies vollends und lief mit stolz geschwellter Brust voraus, um kurz darauf angeberisch vor sich hin zu posieren. "Ja, hart und schön. Wer kann mir schon widerstehen? Ein gestählter Prachtkörper, gutes Aussehen - ja die Frauen werden mir schon bald zu Füßen liegen.", sabberte er förmlich vor sich hin. "Was für ein eingebildeter Schnösel.", kommentierte der Rest der Gruppe kopfschüttelnd.

Durch die Posen des jungen Kämpfers war die kleine Elfe für einen Moment abgelenkt, so dass sie gar nicht merkte wie ein alter einsamer Wanderer von hinten auf sie zuschritt. Ein langer weißer Bart und alte staubige Kluft wiesen auf sein hohes Alter hin. "Entschuldigt. Hättet ihr wohl etwas zu Trinken für mich?", fragte er höflich und erregte somit die Aufmerksamkeit der Gruppe.

Kyren schrak zwar zunächst auf, reagierte dann aber blitzschnell und eilte dem Greis mit einer Wasserflasche entgegen. "Klar! Meine Mutter hat mir beigebracht immer nett und höflich zu alten Leuten zu sein. Also hier, nehmt sie.", erwiderte sie freundlich und reichte sie ihm hin. Der Inhalt war ohnehin nur noch von der Gebirgstour übrig gewesen, weshalb man durchaus darauf verzichten konnte. Schmunzelnd nahm er sie entgegen und trank einen Schluck daraus, auch wenn er die Bemerkung über sein Alter überhört haben wollte.

Als er fertig getrunken hatte fiel der Blick des Fremden auf den relativ freien Oberkörper des Kindes. "Ein ... interessanter Anhänger. Aber sag mal, ist das nicht etwas zu gewagt für dein Alter, Kind?", meinte er stirnrunzelnd, worauf sie leicht verstimmt ihren Kopf senkte. "So ein blöder Kerl hat mir mein Top zerrissen, deshalb muss ich nun eine Weile so rumlaufen bis ich mir neue Sachen kaufen kann.", gab sie mürrisch zurück und verfluchte Gerrard gedanklich, wie schon so oft zuvor seit beginn des Tages. Ein Moment lang strich sich der Mann durch seinen langen, weißen Bart und überlegte. "Hm, weißt du, ich glaube ich kann dir helfen, Kind.", sagte er schließlich und legte seinen Wanderbeutel ab. Er öffnete ihn und holte ein kleines Päckchen hervor das er ihr in die Hände drückte. "Hier, nimm das. Es soll der Dank dafür sein das du mir dein Trinken überlassen hast.", fuhr er freundlich nickend fort. Wie verzaubert starrte sie auf das Geschenk, voller Neugier über den Inhalt, aber auch vor Freude über das Geschenk. Auch ihre Freunde konnten nicht davon ablassen zu erfahren was wohl darin sei. Der alte Mann verschwand indessen genauso schnell wie er gekommen war ohne das es jemand merkte, oder sich bei ihm bedanken konnte.

Schließlich öffnete Kyren das Geschenk um zu sehen was sich darin befand. Sie staunte nicht schlecht als sie ein neues Oberteil aus dem Päckchen holte. Es war ganz in weiß gehalten, ärmellos und ermöglichte eine ziemlich freie Sicht auf den Rücken, der nur durch einige tragende Bänder gemindert wurde. Es war so konzipiert das auch Bauch und Bauchnabelbereich Stofffrei gehalten waren. Fast schon verliebt in das Kleidungsstück rieb es den seidigen Stoff des Gewands an ihrer Wange, schmuste förmlich damit. In diesen Moment sah sie richtig glücklich aus, so als ob all ihre Sorgen von ihr gefallen wären. Als zweites Kleidungsstück barg das Päckchen eine lange, weite Hose ganz in weiß, die die Taile des Trägers gut zum Vorschein bringen würde. "Wow, das muss ich unbedingt anprobieren.", dachte sie vor sich hin und legte schon ihre Hände an ihr Röckchen an. Plötzlich hielt sie inne und zuckte zusammen, denn ihr fiel auf das ihre Gefährten noch immer zu ihr sahen. "Dreht euch gefälligst um!", fauchte sie ihnen rotwerdend entgegen, bevor sie mitsamt den Sachen hinter einen dicken Baum verschwand, wo sie sich ungestört umziehen konnte.

Nach wenigen Minuten kam sie wieder hervor und präsentierte sich in neuer Tracht. Tatsächlich stand ihr die Kleidung, auch wenn sie mit der Hose ein wenig wie ein Flaschengeist wirkte. Ihre Stiefel hatte sie so verkürzt das sie keinen störenden Einfluss auf ihr Auftreten hatten. Freudig drehte sie sich mehrmals im Kreis und schaute an sich herab. "So ist es viel besser.", rief sie freudig und strahlte über das gesamte Gesicht. Einen Moment lang wunderte sie sich wohin wohl der alte Wanderer verschwunden war, wo sie ihm doch noch ihren Dank sagen wollte, aber schnell war dieser Gedanke wieder verflogen. Fortan konnte es ohne weitere abfällige Bemerkungen weitergehen. Noch wusste das kleine Elfenmädchen die Richtung, aber schon bald würde sie ihr Gedächtnis wohl im Stich lassen, denn so genau hatte sie die Karte nie studiert.
 

Es sollte noch einen ganzen Tag in Anspruch nehmen bis die Gruppe im nächsten Dorf ankommen würde. Das Wetter meinte es nicht gut mit ihnen, denn dunkle Wolken zogen unterwegs auf. Aber etwas war anders als sonst. Auch wenn der Himmel grollte und die Luft nach Regen roch, so erreichte kein einziger Tropfen die Erde. Ein mulmiges Gefühl schlich sich durch die Gruppe, als sich eine immer düstere Stimmung um sie aufbaute. Niemand ahnte das ihnen der Himmel eine Botschaft senden wollte, die von drohender Gefahr sprach. Nichtsahnend wanderten sie weiter durch die aufkommende Steppe und sahen immer wieder in den bedrohlich wirkenden Himmel. Ein schrecklicher Knall erschütterte auf einmal die Gegend als ein gewaltiger Blitz nicht weit entfernt von ihnen einschlug. Er war so gewaltig das Kyren ängstlich zusammenzuckte, denn wie jedes andere kleine Mädchen in ihrem Alter hatte auch sie noch Angst vor solchen Naturphänomenen, die von Minute zu Minute zahlenmäßig anstiegen. Als sie immer näher und häufiger in ihrer Gegend einschlugen hielt sie schließlich verängstigt an und schlug sich ihre Hände über den Kopf zusammen. "Stopp! Ich kann nicht mehr! Das soll aufhören!", schluchzte sie in gebückter Haltung und rieb sich einige kleine Angsttränen aus den Augen. Zelda teilte ihre Meinung, denn ihr kam dieses Wetter äußerst ungewöhnlich vor. "Sie hat recht. Wir sollten halten. Etwas stimmt hier ganz und gar nicht. So etwas hat nichts mehr mit der Natur zu tun.", stimmte sie mit ernster Stimme zu.

Ein weiterer Blitz schlug in diesen Moment nur wenige hundert Meter von ihnen ein und erleuchtete die Gegend, doch das Licht des Blitzes gab noch auf etwas anderes Sicht. Was sie erblickten war ein einsamer Mann, der allein mitten in der Steppe stand. Er war komplett in schwarz gekleidet, leicht berüstet und hatte sehr kurzes, aggressiv wirkendes Haar. Seine Mimik war eiskalt als er das Elfenmädchen erblickte und es schien so als hätte er nur auf sie gewartet. In seiner rechten Hand hielt er einen Zweihänder fest, den er in den Boden gerammt hatte. Als er die Abenteurer sah zog er ihn rückartig heraus und marschierte ihnen langsam entgegen. "Habe ich dich also endlich gefunden - Dämon.", tönte der Fremde mit rauer Stimme.

Zunächst war es niemanden klar, aber diese Worte galten Kyren. Erst als ein weiterer Blitz einschlug und das Symbol der Magierkiller auf dessen Stirn aufleuchtete, begriff man das ein weiterer dieser Sorte das Leben der Elfe sinnlos zu beenden versuchte. "Arg, ich glaub ich spinne! Noch so einer! Ich frage mich wer diese Typen auf die Idee gebracht hat das Kyren von einen Dämonen besessen ist?!", fluchte Jason erzürnt. "Keine Sorge, mit dem werde ich schon fertig.", meinte Mitch selbstsicher, zog sein Katana und marschierte dem Mann entgegen. Zelda war dieser Kämpfer unheimlicher als die bisherigen Gegner. Er wirkte viel kräftiger, trug eine bessere Rüstung, hatte ein Umhang und wirkte ganz anders als die anderen Magierkiller. "Warte, Mitch! Vielleicht sollten wir ...", warf sie besorgt ein, doch er wank lässig ab. "Schon gut, ich erledige das kurz. Kein Problem.", rief er zurück. Er ahnte nicht das er den Mörder Bells vor sich hatte und welche Gefahr er mit sich brachte.

Selbst als Mitch sich ihm näherte fiel auf das sein Blick noch immer auf die kleine Elfe gerichtet war, die sichtlich verunsichert wirkte. "Letzte Chance, verschwinde du Spinner!", rief der junge Kämpfer noch einmal, doch der Fremde reagierte gar nicht auf seine Worte und ging einfach weiter auf sein Ziel zu. Durch seine abweisende Haltung provozierte er Jasons Freund nur noch mehr, so dass dieser kampfbereit auf ihn zustürmte. "Jetzt reicht's mir!", schrie er und setzte zu einer Attacke an. Mit einen einzigen Schlag seines Katanas wollte er ihn außer Gefecht setzen, doch es kam alles anders als er es dachte. Ein plötzlicher, drückender Schmerz in seiner Magengegend machte ihn darauf aufmerksam das ihn der Fuß des Magierkillers ernsthaft getroffen hatte. Röchelnd blickte er an sich herab und ließ seine Waffe geschwächt fallen, die kurz davor gewesen war dessen Schulter zu durchbohren. Hämisch grinsend zog der fremde Mann seinen Fuß wieder zurück und ließ den geschlagenen Kämpfer langsam zu Boden sacken. Krampfhaft hielt er sich mit weit aufgerissenen Augen am Bauch, außer Stande weiter zu kämpfen.

"Mitch!", schrie Jason besorgt, der genau wie seine Freunde sichtlich geschockt schien. "Wer ... wer bist du ...?", röchelte und hustete Mitch noch ein letztes mal, worauf sein Gegner abfällig auf ihn herabblickte. "Mein Name ist Vanom Bladeholder, Anführer der Magierkiller, wenn es dir weiterhilft, junger Spund. Du bist ziemlich gut für einen gewöhnlichen Menschen, aber zu mir fehlt dir noch ein ganzes Stückchen.", antwortete er ihm mit rauer Stimme und streckte ihn mit einen weiteren Tritt auf den Rücken endgültig zu Boden.

Wütend ballte Jason seine Hand und stellte sich den Mann entgegen, der sich soeben als Anführer der Magierkiller zu erkennen gab. "Du Mistkerl! Damit kommst du bei mir nicht durch!", schrie er ihn an, doch der lachte nur leicht vor sich hin. "Gib dir keine Mühe. Du hast ja doch keine Chance.", brüstete er sich. Noch während er mit dem jungen Mönch in das kleine Gespräch verwickelt war, nutzte Zelda den Augenblick aus um ihren Bogen zu nehmen, ihn mit einen Pfeil zu spannen und auf den Fremden zu zielen. Innerhalb weniger Sekunden war sie schussbereit und feuerte, doch der Pfeil, der diesen Mann außer Gefecht setzten sollte, fand sein Ziel nicht. Obwohl er mit einer ungeheuren Geschwindigkeit unterwegs war, hatte er ihn einfach mit bloßer Hand abgefangen. Er staunte ein wenig, denn dieser Pfeil hätte ihm genau in die Halsschlagader getroffen.

"Du bist ziemlich flink und zielgenau, Weib, aber das wird dir nicht helfen.", sagte er trocken und drehte den Pfeil so um, das er nun in Jasons Richtung zeigte. Ein weiteres mal rammte den Zweihänder neben sich in den Boden um beide Hände frei zu haben. In aller Ruhe streckte er seinen rechten Arm aus und legte den Pfeil auf seinen ausgestreckten Zeigefinger. Fast so als handele es sich um eine Waffe, zielte er auf den verwirrt drein schauenden Mönch, der nicht einmal ahnte was der Mann vor hatte. "Was hat der vor?", dachte er laut und schluckte nervös.

Zu allen entsetzten nahm der Magierkiller den Zeigefinger seiner anderen Hand und ließ ihn gegen das Ende des Pfeils schnipsen, was ihn in Jasons Richtung schießen ließ. Er konnte nicht einmal mehr ausweichen, so schnell flog das Geschoss auf ihn zu. Es traf ihn mit so einer Wucht in die rechte Brust, das es ihn dabei sogar umriss und er schmerzerfüllt schreiend mit den Rücken auf der harten Erde landete.

"Oh Gott!", rief Kyren geschockt als sie sah was passiert war, während Zelda verzweifelt aufschrie. Die Augen und Münder der beiden Mädchen waren vor Schock weit und ängstlich aufgerissen, während sich Vanom innerlich selbst zu den guten Treffer gratulierte. Voller Verzweiflung zog die schöne Waldläuferin ihren Dolch hervor und stürmte unkontrolliert auf den Mann zu, doch sie war noch weniger Gegner als ihre beiden Kameraden zuvor. Er schlug sie einfach wie ein lästiges Insekt beiseite, so dass die kleine Elfin ihm nun allein gegenüberstand.

Ihr war bewusst das sie mit Magie nicht viel gegen diese Gestalt ausrichten konnte. Ein Kampfstab würde sofort unter der Wucht eines Zweihänders zerbrechen, also blieb ihr nur noch die Flucht, doch ihre Beine waren stocksteif vor Furcht, ja gerade zu wie am Boden festgenagelt, während Vanom mit seinem heiligen Schwert auf sie zutrottete. Die Angst in ihren Augen motivierte ihn scheinbar nur noch mehr ihr das Leben zu nehmen. Dem Triumph nah, schwang er seinen Zweihänder in der Luft, bereit das Mädchen zu töten. Er war sich sicher das sie die nächste Minute nicht mehr erleben würde und sprach ein paar letzte Worte zu ihr. "Nach Belluzcius vernichte ich auch dich Dämon, der die Welt zerstören will.", rief er und schlug zu. Schreiend versuchte sich Kyren noch mit ihren Armen zu schützen, aber das sollte das Schwert nicht bremsen.

Trotzdem erreichte die Klinge ihren Kopf nicht, als sich plötzlich eine weiße, grell leuchtende Tentakel um das Schwert wickelte und es dem Magierkiller in letzter Sekunde aus dem Händen riss. Unkontrolliert wurde es durch die Gegend geschleudert und schlug in sicherer Entfernung im Boden ein. "Das reicht! Du tust unrecht, Vanom. Die Götter werden das nicht zulassen. Ich, der Erzengel Larissa, bürge für das Leben des Kindes.", rief eine Mädchenstimme hinter ihm.

Fassungslos drehte er sich um und erblickte eine junge Schönheit in einem gleißend hellen Licht stehend. Mitch, der noch immer keuchend am Boden kniete, richtete sich zu ihr auf, um zu sehen wer da gekommen war. Als er sie sah glaubte er seinen Sinnen nicht trauen zu können. So eine warme angenehme Aura hatte er noch nie gespürt, so etwas schönes noch nie gesehen. Ihr wunderschönes weiß-rotes, priesterliches Gewand, ihr ausdrucksvoller Blick, ihr zartes äußeres - einfach alles schien perfekt, aber leider verließen den jungen Kämpfer in diesen Moment die letzten Kräfte. Verzweifelt versuchte er noch nach ihr zu greifen, doch Schwärze trübte seinen Blick, worauf er endgültig bewusstlos zu Boden ging.

Selbst Jason konnte kaum glauben was aus dem tollpatschigen Mädchen von einst geworden war, die so tapfer gegen Bell gekämpft hatte. Nur Vanom zeigte sich ganz und gar nicht von ihr verzückt.

"Die Götter? Erzengel? Ich glaube diesen Quatsch nicht! Wenn du diesen Dämon beschützen willst musst du schon gegen mich kämpfen, egal für wen oder was du dich hältst.", fauchte er erzürnt und stürmte auf sie zu, doch die langen Schwingen, die Larissas Rücken zierten wickelten sich so um den starken Torso des Kämpfers, dass er in Sekundenschnelle bewegungsunfähig war.

Kyren sah es im zerknirschten Gesicht des rothaarigen Mädchens, das sie große Mühe hatte den starken Mann zu bändigen. Als der dann einen Arm aus dieser Umklammerung befreite und nach seinen Schwert griff, sah sie schließlich keine andere Möglichkeit mehr außer ihn mitsamt seiner Waffe weg zu teleportieren. Vor den Augen ihrer einstigen Kameraden verschwand der mächtige Magierkiller plötzlich, womit das grausame Szenario ein glimpfliches Endes fand. Mit all ihrer Macht hatte sie es geschafft der kleinen Elfe noch einmal das Leben zu retten. Erschöpft ging sie schließlich in die Knie, denn diese Aktion schien ihr viel Kraft gekostet zu haben. Ihre weiße Aura, die sie umgab, war schon nicht mehr so strahlend hell wie zu beginn ihres Erscheinens. Sie war durch ihren harten Einsatz geschwächt, aber als sie aufsah sprang ihr auch schon ein aufgedrehtes kleines Elfenmädchen freudig in die Arme. "Larissa! Bist du es wirklich? Ich glaub' es nicht! Ich dachte schon wir sehen dich nie wieder.", schluchzte sie erleichtert und drückte sie freudig an sich. "Ja, die Götter haben mich gesandt um dich zu beschützen Kyren, denn sie meinten das du für die Zukunft dieser Welt noch wichtig sein könntest. Ich weiß zwar nicht wie sie das meinten, aber Hauptsache ich kann euch wiedersehen.", meinte sie lieblich und ließ wieder von ihr ab. Seit sie kein normal Sterblicher mehr war hatte sich das junge Menschenmädchen stark verändert. Sie wirkte reifer, erwachsener und erfahrener als früher. Ihr rotes Haar glänzte so schön wie noch nie zuvor und ihr Gesicht war auch nicht mehr ganz so kindlich wie in den alten Zeiten.

"Warte! Lass mich Jason und die anderen versorgen. Ihre Lebensadern sind angeschlagen.", sagte sie als sie die mutigen Kämpfer verletzt am Boden liegen sah. Kyren zögerte nicht ebenfalls ihre heilenden Kräfte zur Verfügung zu stellen und kümmerte sich um Jason, der durch den Pfeil in der rechten Brust immer mehr Blut verlor. Währenddessen ging Larissa auf dessen bewusstlosen Freund zu, der nur noch sehr schwach atmete. Behutsam kniete sie sich neben ihn, drehte ihn vorsichtig um und legte seinen Kopf auf ihren Schoß.

Erst als ihre rechte Hand durch den Heilzauber etwas aufleuchtete, kam er wieder zu sich, auch wenn er zunächst noch etwas benommen war. Was er sah verzückte ihn zutiefst, so dass er fast glaubte wieder auf den Weg ins Jenseits zu sein. "Ein wunderschönes Mädchen ... ein Engel ... holt Ihr mich etwa ins Jenseits zurück?", fragte er fantasierend, bevor er erneut das Bewusstsein verlor. Schmunzelnd streichelte sie ihren Patienten über die Stirn, während sie mit der anderen Hand seine Verletzung behandelte. "Ruhig. Es wird alles wieder gut. Dein Kreislauf hat den Treffer nicht verkraftet, du hast innere Blutungen, aber gleich wird es dir besser gehen.", redete sie ihm gut zu und sah kurz in den Himmel auf. Die dunklen Wolken am Himmel verschwanden langsam aber sicher wieder, ebenso wie das Gewitter - ein Zeichen dafür das die Gefahr vorerst vorbei war. Selbst der Wind wehte fortan wieder milder über das Land hinweg, so dass alles wieder so friedlich aussah wie zuvor.
 

Vanom, dagegen fand sich auf der Spitze eines Kirchturms wieder. Hunderte von Schaulustigen des zugehörigen Dorfes hatten sich inzwischen um das Gebäude versammelt und bestaunten die Balancekünste des Mannes, der ziemlich grimmig drein schaute und nicht so wirkte als ob es ihm Schwierigkeiten machte sein Gleichgewicht zu halten. "Wartet nur ab ... ich komme wieder und dann wird euch nichts und niemand mehr retten können - Das schwöre ich!", fluchte er leise vor sich hin und lenkte seinen Blick auf den Horizont. Die Bürger der kleinen Siedlung ahnten nicht wer da unfreiwillig in ihren Dorf aufgetaucht war und gafften weiter ...



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