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Zum Sterben schön

von

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Romeo liebt Julia- Zum Sterben schön
 

Er kam zu spät. Er kam immer zu spät. Auch an diesem Tag war er nicht pünktlich.

Und jedes Mal hatte er eine so verrückte Ausrede, dass er mich damit zum Lachen brachte und ich gar nicht böse sein konnte. Dann lächelte er dieses zuckersüße Lächeln, dass mir die Knie weich werden ließ.

Ich weiß nicht, wie lange ich gewartet hatte, doch er kam letztendlich und das war alles, was zählte. Wenn er gesagt hatte er kommt, dann ist er auch immer gekommen. Ich konnte mich auf ihn verlassen. Wenn mich seine starken Arme umschlungen, fühlte ich mich sicher und geborgen. Er kannte alle meine Geheimnisse. Ich hatte ihm alles anvertraut.

Wir waren glücklich.

Als er endlich ankam, lächelte er nicht und sagte auch nichts. Es war das erste Mal, dass er mich nicht freudestrahlend empfang.

Ich hatte auch nichts anderes erwartet, schließlich gab es auch nichts zu lachen für uns.

Wir befanden uns auf der Brücke über dem Fluss. Ich gab ihm einen Kuss und lehnte mich dann an das Geländer und starrte ins Wasser. Er stellte sich neben mich.

"Ich liebe dich", sagte ich zu ihm, ohne ihn anzugucken.

"Ich liebe dich auch", erwiderte er und ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper.

"Willst du es wirklich tun?", fragte ich und er schwieg darauf.

"Ich will mit dir zusammen sein, für immer", redete ich weiter.

Ich hörte ihn atmen. Er sog die Luft in seine Lunge und presste sie fest wieder heraus.

Ich nahm seine Hand. Er sah mich an. Ich fühlte seine Blicke meinen Körper hinabgleiten.

"Weißt du noch, wo wir uns kennen gelernt haben, Julia?", fragte er und ich nickte.

Er lächelte mich an. Ich lächelte zurück. Ich fühlte mich wieder wohl.

Wir hatten uns damals auf einer Party das erste Mal gesehen. Ich stand in einer Ecke herum und langweilte mich. Er kam auf mich zu und fragte mich nach der Uhrzeit.

"21 Uhr 15", hatte ich damals gesagt und er hatte die Augen verdreht.

"So früh noch? Dann kann ich diese schreckliche Party ja frühestens in zwei Stunden verlassen, wenn ich nicht unhöflich sein will"

Und dann kamen wir ins Gespräch. Zuerst haben wir nur über die Fete und die Leute gelästert und später haben wir uns über alles Mögliche unterhalten. Ich hatte schon damals gespürt, dass wir genau auf der gleichen Wellenlinie waren.

Und ein Date folgte dem nächsten. Wir sahen uns fast schon täglich. Es war fast zu einer Sucht geworden.

Seine Küsse schmeckten süß und seine Lippen war zart und weich.

Seine Hände waren immer so sanft. Er war meine erste große Liebe.

Wir waren wie jedes verliebte Paar. Wir gingen aus, knutschten und tuschelten.

Fast ein Jahr waren wir die glücklichsten Menschen der Welt, bis der Tag kam, an dem sich alles verändert hatte.

Meine Eltern wollten über das Wochenende verreisen und ich lud ihn zu mir ein.

Es war ein wunderschöner Samstagabend. Die Musik spielte leise, die Kerzen warfen ein schwaches Licht auf uns und wir saßen im Wohnzimmer auf dem Sofa.

Er küsste mich. Ich küsste ihn. Seine Hände berührten mich sanft.

Er machte mir Komplimente und sagte so viele liebe Sachen.

Ich war Wachs in seinen Händen. Er war wirklich meine erste große Liebe und ich seine.

Ich war im Himmel an diesem Tag, bis die Tür aufging.

Meine Eltern waren zurückgekehrt. Auf dem Weg ins Hotel hatten sie sich gestritten. Anscheinend so heftig, dass sie sofort umgedreht sind, um nach Hause zu fahren.

Mein Vater machte das Licht an und sah uns beide auf dem Sofa.

Er fing an zu schreien und zu wüten.

Er beschimpfte meinen Freund und rastete total aus.

Es zerbrach mir das Herz. Er war so ein lieber Mensch und mein Vater ließ ihm nicht einmal eine Chance. Aber ich wusste sofort woran es lag. Er war schwarz. Seine Eltern kamen aus Afrika und haben hier zu arbeiten angefangen und verdienten auch nicht schlecht.

Er war wurde hier geboren und trotzdem konnte mein Vater nicht über die Äußerlichkeiten hinwegsehen. Er war so oberflächlich.

Er zerstörte mein Leben.

Mein Freund wurde aus unserem Haus geworfen und mein Vater verbot mir jeglichen Kontakt mit ihm.

Doch wir trafen uns weiter, aber heimlich.

Wir erzählten allen, dass wir uns getrennt hätten. Niemand durfte die Wahrheit wissen. Wir wollten kein Risiko eingehen, es auffliegen zu lassen.

Es tat weh, meine Freunde so anzulügen, aber er war es mir wert. Und wenn er gesagt hätte: "Lass und den nächsten Zug nehmen und irgendwo hinfahren, wo uns keiner kennt!", ich wäre mitgekommen.

Doch mein Vater fand es heraus. Er las in meinem Tagebuch. Er schlug mich und erzählte mir, dass wir aus verschiedenen Kulturen kämen und das wir nie zusammenpassen würden. Er meinte, dass Schwarze ihre Frauen so schlecht behandeln würden und er doch nur um mich besogt wäre.

Ich konnte mir nie erklären, in welcher Welt dieser Mann lebte.

Warum erzählte er all diese Lügen?

Warum verurteilte er jemanden, den er nicht kennt?

Liebe hat sich doch noch nie um Äußerlichkeiten, Herkunft und Kultur geschert.

Liebe ist blind. Dafür riecht, hört und schmeckt sie besser als jedes andere Gefühl.

Meine Welt lag in Scherben. Er sperrte mich ein, ließ mich nicht einmal in die Schule gehen.

Gab es denn wirklich keine Zukunft für uns?

Ich brach aus, rannte von Zuhause weg, zu ihm, zu Benjamin.

Wir spürten beide, dass alles anders geworden war.

Unsere Liebe brannte immer noch so stark wie zuvor, aber die Umstände zerrissen uns.

Wir fassten einen Entschluss...

So standen wir auf der Brücke und schwelgten in Erinnerungen.

"Ich liebe dich wirklich, Benjamin. Und wenn ich nur in der Hölle mit dir zusammen sein kann, dann werde ich dorthin gehen", sagte ich und schaute ihm tief in die Augen.

Er nickte nur und küsste mich dann.

Es war ein salziger Kuss, da meine Tränen über meine Wange auf unsere Lippen flossen.

Er stieg über das Geländer und gab mir seine Hand. Ich folgte ihm.

Arm in Arm standen wir auf der Brücke und sahen ins Wasser. Es war eine starke Strömung.

Dieser Sprung würde uns töten, ganz sicher.

"Es ist ein schöner Tag", sagte ich.

"Zum Sterben schön", war das Letzte was er sagte...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2004-05-19T19:34:56+00:00 19.05.2004 21:34
Hoi Wenke
Ich spring mit dir wenn du willst ;)

Naja nun zur story...
Ich muss echt sagen ich fand sie überhaupt nicht gut.
Dein Schreibstyl ist nach wie vor super.. (den Anfang fand ich Klasse gemacht ),aber ich fand die Story so kacke....
Eigentlich nur eine eigene Variante die von einer Mischung Romeo und Julia und Bonny und Clyde abkopiert wurde....davon gibts schon mehr als genug.
Ich mein das sie von der Brücke springen hat was das mir gefällt ,aber sie hätten auch vor nem Truck rennen können ...das ist für mich sone art geschichte wo mir das im Prinzip scheißegal gewesen wäre XD...naja.....kannst bestimmt nichts mit meiner kritit anfangen wa XD
Von: abgemeldet
2004-05-17T19:08:54+00:00 17.05.2004 21:08
menno... war das schön traurig... aber so ein epilog wie beim schluß von Romeo und Julia wär net schlecht gewesen... sowie ja am morgen wurden zwei personen aus dem fluß gefischt... die wegen einer unglücklichen Liebe ins wasser gegangen sind... weiß hört sich jetzt grad blöd an, aber weißt du ungefähr was ich mein???
ok, cu
Farnelia


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