Der Tag ist noch jung - auf zur Götterlounge!
Marik stand mit dem Rücken zur U-Bahn Tür und beobachtete das schnelle Spiel von Licht und Schatten, als ein anderer Zug an ihnen vorbeifuhr. Er hatte seine Sonnenbrille abgesetzt, da die getönten Gläser seine Sicht behinderten.
Bakura stand neben ihm und beobachtete einige Mädchen, die vor der gegenüberliegenden Tür standen und wiederholt in Mariks Richtung blickten, ehe sie weiter miteinander tuschelten.
Marik spürte, wie Bakura ihm plötzlich den Arm um die Schultern legte, ihn leicht an sich zog und sich zu ihm beugte.
"Das wird ein Spaß", flüsterte er ihm ins Ohr, "mach einfach mit!"
Noch ehe Marik reagieren konnte, hatte sich Bakura bereits vor ihn gestellt und mit beiden Händen Mariks Gesicht ergriffen. Marik blickte fragend in Bakuras schelmisch leuchtende Augen, auf seinen Lippen lag das für ihn so typische Grinsen. Bakura lehnte seine Stirn an Mariks. "Na los, worauf wartest du noch?",
zischte er ihm zu. Nach kurzem Überlegen beschloß Marik, auf Bakuras Spiel einzugehen. Er legte eine Hand auf seine Taille, mit der anderen fuhr er ihm durchs Haar.
Eine Ansage kündigte die nächste Station an, kurz darauf hielt die U-Bahn. Bakura ergriff Mariks Hand, mit der anderen öffnete er die Tür. Er sprang hinaus und zog dabei Marik mit sich.
Noch immer händehaltend strebten sie dem Ausgang des Bahnhofes zu, die fassungslosen Blicke der Mädchen folgten ihnen, bis sie außer Sicht waren.
Lachend ließ Bakura Mariks Hand los und sah diesen schmunzelnd an.
"Ich kann mir nur zu gut ihr dummes Gesicht vorstellen!"
Sie standen auf der Rolltreppe zur Oberfläche. Marik fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. "Naja, ich weiß nicht. Auf was für Ideen du immer kommst, Baku!"
Sie erreichten die Straße. "Wir sind gleich da!" Bakura bog um die nächste Ecke und ging auf ein Casino, die ,Götterlounge', zu. Marik blieb verwundert stehen. "Dahin willst du? In unserem Alter?"
Bakura begann zu lachen. "In unserem Alter...Marik, ich bin älter als alle Sterblichen da drinnen zusammen und außerdem habe ich mich noch nie durch solche Belanglosigkeiten von etwas abbringen lassen, das ich haben wollte. Das solltest gerade du doch wohl am besten wissen! Los, komm schon."
Er drehte sich um und betrat das Casino, das sich in einem Nobelhotel befand. Der Concierge nickte ihm freundlich zu.
"Wie's aussieht bist du ein guter Bekannter hier", zischte ihm Marik zu. Als Antwort grinste Bakura lediglich und ging zur Kasse, um sein Geld in Spielchips umzutauschen. "Baku, mal ehrlich, weshalb gehst du hierher?"
"Um mich zu amüsieren und meinen Lebensstil zu finanzieren. Du wirst noch sehen, was ich meine." Zielstrebig betrat Bakura das Innere des Casinos, gefolt von Marik, der zweifelnd die Brauen hochzog. Bakura blieb vor einem Tisch stehen, an dem vier Männer gerade ein Pokerspiel beginnen wollten.
"Hätten die Herren etwas gegen einen weiteren Mitspieler?", sprach Bakura sie an.
Die Männer betrachteten Bakura, ehe sie eindeutige Blicke wechselten.
"Du kannst dich gerne zu uns gesellen, vorausgesetzt, du hast auch Spielchips dabei.", antwortete einer der Männer schließlich.
"Natürlich!", entgegnete Bakura und klimperte dabei mit einigen Chips in seiner Hand. Bakura setzte sich an den Tisch während Marik etwas entfernt hinter Bakuras Stuhl stehen blieb.
Das Spiel begann, die Einsätze stiegen in die Höhe.
Schließlich gewann Bakura und schob den in der Mitte des Tisches liegenden Chipshaufen vor sich.
"Das kann doch nicht wahr sein!", rief einer der Männer aus. "Reines Anfängerglück", meinte ein anderer. Bakura lächelte. "Ich bitte euch gerne eine Revanche an.", sagte er. Die Spieler überlegten. "Also gut, hab noch nie gehört, dass das Anfängerglück doppelt hält! Ich bin dabei." Die anderen nickten zustimmend. Dieses Mal waren die Einsätze noch wesentlich höher. Die Männer wollten Bakura dazu bringen möglichst viele seiner Spielchips zu setzen und dann zu verlieren. Sie zweifelten nicht an Bakuras Niederlage. Bakura, der ihre Strategie längst durchschaut hatte, spielte amüsiert mit. Er trieb die Einsätze weiter und weiter in die Höhe. ,Diese elendigen Narren!', dachte er. ,Sie glauben doch tatsächlich, mich besiegen zu können!'
Kurze Zeit später war das Spiel beendet. Bakura hatte gewonnen.
"Meine Herren, ich danke für dieses Spiel!" Er strich die auf dem Spieltisch liegenden Chips ein und erhob sich. "Einen Moment noch!", einer der Spieler war ebenfalls aufgestanden. Bakura blickte ihm direkt in die Augen.
"Ich sagte EINE Revanche, von einer zweiten war nie die Rede gewesen."
Bakura wandte sich ab und sah Marik an, der die Szene mit verschränkten Armen beobachtet hatte. Der Mann wollte gerade Bakura folgen, als ihn einer seiner Gefährten zurückhielt. "Laß es lieber. Für heute haben wir genug verloren! Deine Idee ist fehlgeschlagen." Mißmutig blickten sie den beiden nach.
Bakura schlenderte zu einem Roulette-Tisch und gewann erneut. Als er sich nun den Billard- und Darträumen zuwandte, hielt ihn Marik zurück.
"Baku, ich langweile mich und außerdem habe ich Hunger! Es ist Zeit, etwas zu essen." Bakura betrachtete Marik, dem der Unmut deutlich ins Gesicht geschrieben stand. "Wie du willst. Im Parterre gibt es ein hervorragendes Restaurant." Nachdem Bakura die Spielchips an der Kasse in Bargeld gewechselt hatte, es waren einige tausend Yen, betraten sie das Restaurant.
Bakura verlangte ein Separée mit Zierteich. Er beabsichtigte nicht, inmitten von Fremden zu speisen. Das verdarb ihm nur den Appetit. Nachdem sie sich diverse Köstlichkeiten bestellt hatten, und nun das Dessert, ein vorzügliches Fruchtsorbet, genossen, bemerkte Marik: "Sag mal, wieso bist du so gut im Gewinnen? Es war schließlich kein DuelMonsters?" Bakura grinste und schob sich einen Löffel Fruchtsorbet in den Mund. Nachdem er geschluckt hatte, antwortete er: "DuelMonsters war nicht in jeder Zeitepoche verfügbar und da ich auf einen gewissen Luxus nicht verzichten möchte, habe ich mir noch in einigen anderen Spielen herausragende Fähigkeiten angeeignet. Mit Erfolg, wie du siehst!"
Marik blickte ihn forschend an. Baku schien tatsächlich ohne den Einsatz seines Milleniumsringes gewonnen zu haben. Trotzdem, außer DuelMonsters fand Marik jedes Spiel todlangweilig. Bakura, dem Mariks Blick nicht entgangen war, sagte: "Unterschätze mich nicht, Marik. Es lohnt sich stets, mehr als ein Ass im Ärmel zu haben."
Eine Bedienung erschien und brachte aromatischen Tee, ehe sie mit dem leeren Essgeschirr wieder verschwand.
Marik nippte an seinem Tee und lehnte sich entspannt zurück.
"Das Finale beginnt bald. Bis dahin solltest du im Besitz einer DuelDisk sowie von sechs Lokalisierungskarten sein. Bekommst du das hin?" Bakura machte eine wegwerfende Handbewegung. "Kein Problem, nichts leichter als das!"
"Gut! Noch etwas, ich werde am Finale als Namu teilnehmen, um mich unerkannt unter Klein-Yugis Freunde zu mischen. Joey und Tea kennen mich bereits. Odion, mein loyaler Diener, wird an meiner statt als Marik antreten. Ihr gesamtes Misstrauen und ihr Haß wird sich folglich gegen ihn richten."
Bakura grinste. "Ein vortrefflicher Plan, ganz nach meinem Geschmack."
Nachdem Bakura bezahlt hatte, verließen sie das Restaurant und gingen zur U-Bahn. Es war bereits später Abend, die Straßenbeleuchtung brannte, ebenso die bunten Lichter der Reklame verschiedener Geschäfte.
Bakura und Marik verabschiedeten sich voneinander.
"Das nächste Mal sehen wir uns im Finale, sieh zu, dass du alles zusammenbekommst!" Bakura nickte.
"Danke für diesen Tag. Ich habe ihn wirklich genossen!"
"Ich weiß eben, wie man sich amüsiert. Bis dann!"
Bakura hob die Hand zum Gruß und war bald darauf in einer Nebenstraße verschwunden. Marik stieg die Stufen zur U-Bahn hinunter, um sich auf den Heimweg zu begeben.
