Das Groupie-Problem
Das Groupie-Problem
Marik stand in seinem Zimmer am Fenster und blickte auf den Innenhof hinaus. Dort drängten sich massenhaft Mädchen um Odion, der sie mit finsterer Miene daran hinderte, das Haus zu betreten.
Seufzend drehte Marik sich um und setzte sich an seinen Schreibtisch. Das hatte er nun davon, dass er nicht mehr aus den Schatten heraus agierte. Wirklich zu dumm! Jetzt musste er sich mit diesen ganzen Girlies herumärgern! Aber wer konnte schon ahnen, dass sie ihn wie verrückt verfolgen würden, auf diese Idee wäre ER nie im Leben gekommen...
Wie sollte er sich jetzt noch in Ruhe seinem großen Ziel, der Inbesitznahme der Macht des Pharaos widmen können, wenn er, sobald er irgendwo auftauchte, umringt von Girlies war???
Odion meinte, es wäre doch eine gute Möglichkeit, weitere ergebene Diener zu erhalten, doch da war er, Marik, anderer Ansicht: Erstens waren die meisten nur mittelmäßige Duellanten, falls sie überhaupt spielen konnten und zweitens waren sie so vernarrt in ihn, dass sie begonnen hatten, sich violett zu kleiden, sich die Haare zu bleichen und mit Nachbildungen SEINES SCHMUCKES (!) herumzulaufen!!!
Nein, als ergebene Diener konnte man sie wirklich nicht einsetzen, dafür waren sie viel zu auffallend.
Wäre er nicht Marik, der Träger des Milleniumsstabes, hätte er sie vielleicht als lebende Schutzschilde gebrauchen können, doch wer könnte IHM schon schaden?
NICHTS und NIEMAND auf der Welt!
Außerdem hätten sie sich beim Werben um seine Gunst sowieso gegenseitig zerfleischt und dann wäre er inmitten eines keifenden, weiblichen Pulkes gewesen!
Er HASSTE solche Dinge: Geschrei, Gekreische, Hysterie...
Nein, das musste ein Ende haben und zwar so bald wie möglich.
Entschlossen stand er auf, um seine Idee sofort in die Tat umzusetzen...
Der Plan
Er betrat seinen Schrein und entzündete die sieben heiligen Kerzen und die vier Räucherstäbchen der weltlichen Macht. Außerdem stellte er auch noch die fünf Kristallpyramiden des Mensch-Seins auf. Prüfend betrachtete er das Arrangement: Er war zufrieden. Er wandte sich um und holte aus der Lade des Tempels des Ra seine rituelle Robe hervor: Einen von dunklem blau über grün bis hin zu violett changierenden Umhang mit weiten Ärmeln und bestickt mit goldenen Hieroglyphen.
Außerdem legte er sich noch die gold-silberne Stola mit den Insignien der Grabwächter um. Zuletzt setzte er sich die Doppelkrone auf - das Zeichen der Herrscher über das Dies- & Jenseits. Sie war seine eigene Kreation und war die Doppelkrone früher das Symbol der Herrschaft des Pharaos über Unter- und Oberägypten gewesen, so war sie heute, 7000 Jahre später, SEIN Symbol als Herrscher beider Welten. Sie bestand aus einem umgedrehten Trapez, auf das sich eine rechtwinklige Pyramide setzte, wodurch ein 5-Eck entstand. Auf dieses setzte sich erneut ein Trapez, woraus sich insgesamt ein 7-Eck ergab. Auf diese Weise hatte er die 3 Ebenen in seiner Krone vereint. Über seiner Stirn prangte die goldene Uräus-Schlange, deren diamantene Augen im gesamten Spektrum des Lichtes funkelten.
Auf seiner Stirn glitzerte eine Pyramide aus Bergkristall.
Von beiden Seiten der Krone fielen kostbar bestickte Scherpen aus Indigoblau über seine Schultern. Die Rückseite der Krone bedeckte eine Sonnenscheibe aus purem Rotgold - der Farbe des Sonnenaufgangs.
Nachdem er überprüft hatte, dass alles am rechten Ort war, nahm er im Lotussitz genau im Zentrum des Raumes, auf einer hellblauen, mit Silberfäden durchwirkten Decke, platz.
Er ordnete seine Kleider, verkreuzte die Arme mit dem Milleniumsstab vor der Brust, und schloß die Augen.
Nun konzentrierte er sich auf die Energielinien der Kristalle und seine eigenen Meridiane.
Als er die gesamte Umgebung klar und deutlich in seinem Geiste sah, stand er auf und wandte sich, mit geschlossenen Augen, dem Horusfalken zu. Er breitete die Arme aus, zentrierte seine mentale Energie und erschuf in seinem Geiste Joeys Gesicht. Nun konzentrierte er sich auf die Groupies und projizierte Joeys Bild in deren Gedanken. Als letztes fixierte er Joeys Bild in ihrem Geist.
Er legte den Milleniumsstab auf sein Herz, verbeugte sich ehrerbietig vor Horus und dankte ihm.
Danach öffnete er die Augen und begann die Kerzen zu löschen und die Decke zusammenzufalten. Die Räucherstäbchen, sowie die kristallenen Pyramiden, ließ er stehen. Der Weihrauch würde den Erfolg seines Planes sichern. Zuletzt legte er seine rituellen Gewänder ab und verwahrte sie wieder in der Lade des Ra.
Er verließ den Raum und versiegelte die Tür, damit die Kristallpyramiden seinen Plan vollenden konnten.
Aufs Äußerste zufrieden mit sich selbst, beschloß er, nun sein Mahl einzunehmen und begab sich in seinen Salon. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und wartete.
10 Minuten später klopfte es an der Tür und Odion erschien mit einem Tablett voll kulinarischer Köstlichkeiten. Er deutete mit dem Kopf eine Verbeugung an, ehe er begann, den Tisch zu decken.
Marik streckte sich, trat zu Odion, dem er kurz die Hand auf den Arm legte, und forderte ihn auf, mit ihm zu speisen.
Nach dem Essen fragte Marik: " Ich nehme an, unser Hof erstrahlt in altem Glanz? "
Odion blickte auf und begegnete Mariks herausfordernd funkelndem Blick. " Ja, Meister Marik, ihr irrt euch nicht. "
" Natürlich nicht! " Marik machte eine wegwerfende Handbewegung. Odion blickte ihn erwartungsvoll an.
" Ich hatte einen genialen Einfall, Odion. Eine Möglichkeit nicht nur das Girlie-Problem zu beheben, sondern auch unsere Feinde zu schwächen: Ich habe einfach ihre Hysterie auf Joey Wheeler übertragen. Dieser Trottel! Er wird so mit den Mädchen beschäftigt sein, dass er weder Zeit haben wird sich zu duellieren, noch dazu Klein-Yugi beizustehen! "
" Ein wahrhaft genialer Plan, Meister Marik! "
" Nun können wir uns endlich wieder unserem wahren Ziel widmen. Odion, laß uns sofort beginnen! "
" Ja, mein Meister."
