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Pokémon Adal

Jusatsu
von

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Die Legende von Pokédeath

Die Stimme einer Frau mittleren Alters erklingt, als sie die düster wirkenden Seiten eines Bilderbuches offenbart:

„Es war einmal vor langer, langer Zeit in einem frohlockenden Dorf: da lebten die Menschen mit den Pokémon in Frieden und in Harmonie. Manchmal gab es Probleme, aber sie bewältigten diese gemeinsam. Das, was sie jedoch nie begreifen und akzeptieren konnten, war der Verlust ihrer Geliebten. Im Gegensatz zu den Pokémon, beteten die Menschen zu einem Gott. Er soll sie vor dem Unausweichlichen bewahren: dem Tod. Familie, Freunde, Pokémon: sie alle werden früher oder später diesem anheimfallen. Ihnen allen war es bewusst, doch sie konnten sich nicht damit abfinden. Der Gott namens Arceus erhörte zwar ihre Gebete und ihr Flehen, doch er konnte den Kreislauf des Lebens nicht aufhalten. Stattdessen … erschufen die Betenden unbeabsichtigt etwas, was alles für immer verändern sollte. Die Seelen der Verstorbenen sammelten sich in einer einzigen Anomalie. Diese bildete die Merkmale uns bekannter Pokémon: die gewaltige Schere eines Kinglers; der knochige Kopf und das stachelige Rückrat eines Nidoking; die scharfe Sichel eines Kabutops … Komplett in einem finsteren, fransigen Umhang gehüllt, schwebte das vom Glauben und von den Seelen der Toten erschaffene Wesen zu den Lebenden hinab. Dann starrte es die Lebenden mit seinen rot leuchtenden Augen an … Jede noch so kleine Glückseligkeit – die dem Dorf, den Pokémon und seinen Bewohnern verblieb – verflog augenblicklich. Alle spürten sie sie zum ersten Mal: Angst. Niemand wusste, was es für eine Kreatur war und wie sie mit ihrem Erscheinen umgehen sollten, also griffen die mutigsten Einwohner diese mit ihren Pokémon an.“ „Und dann?“, fragt die Stimme eines Kindes nebenher mitgerissen. „Pass auf, ich erzähle es dir: Die Angriffe trafen ins Nichts. Der Körper des gruseligen Wesens glich dem eines Geistes. Als es aber selbst die Pokémon attackierte, starben diese sofort.“ „Sie … starben? Sofort?“ „Sofort! Kein Einziger Anwohner konnte sein geliebtes Pokémon zurückrufen. Aber die Geschichte ist noch nicht vorbei, denn sie kamen wieder … als die uns bekannten Geist-Pokémon. Sie wurden wiedergeboren. Von da an dienten sie in seinem Namen und das ist auch der Grund, warum es in Adal Geister gibt. Dennoch waren die damaligen Bewohner des Ortes sehr erzürnt darüber. ‚Gib uns unsere Pokémon zurück!‘, riefen sie. Allerdings haben sie nicht verstanden, dass sie bereits am Leben waren … mehr oder weniger. Die Pokémon wollten zu ihren Besitzern zurückkehren, aber das ging nicht.“ „Warum? Warum ging das nicht?“ „Weil die Menschen zu viel Angst hatten. Sie fürchteten sich sogar vor ihren eigenen Pokémon. Sie wurden zu etwas, was die Bewohner zu diesem Zeitpunkt nicht kannten. Also vertrieben sie ihre eigenen Pokémon aus dem Dorf.“ „Aber es sind doch ihre Freunde?!“ „Ich weiß, mein Kind. Das Wesen und die neu erschaffenen Geist-Pokémon zogen sich also in den Wald zurück. Die Menschen wiederum waren ab diesem Zeitpunkt auf sich allein gestellt. Doch sie wollten nicht aufgeben und sich für das, was diese Kreatur ihnen und vor allem ihren Pokémon angetan hatte, rächen. Also fingen sie an, Formeln aufzusagen. Sie zogen sich Kutten über ihre Körper und führten merkwürdige Rituale aus. Alles, was sie taten, wurde aufgeschrieben. Immer wieder gingen sie in den dunklen Wald, der das Licht der Sonne verschlang. Eine Gruppe nach der anderen trat hinein. Oftmals verschwanden Personen währenddessen. Manchmal war es aber auch der Fall gewesen, dass ganze Gruppen nie wieder von ihren Ausflügen zurückkehrten … Die Einwohnerzahl des Dorfes schrumpfte und schrumpfte, aber dafür erhielten die Bewohner des verfluchten Ortes etwas sehr, sehr Wertvolles. Na, was ist es wohl, was sie bekamen?“ „Essen?“ „Haha, ja, das auch. Es war Wissen. Wissen, was sie für den Kampf gegen die boshafte Kreatur im Wald an die Nächsten weitergeben würden.“ „Die Nächsten?“ „Die Rede ist von den legendären, zukünftigen ‚Geisterjägern‘. Schriftrollen, als auch Pergamente türmten sich mit all dem Wissen, was gegen das Wesen helfen sollte, was man im Volksmund als ‚Pokédeath‘ bezeichnete. Es ist eine unbegreifliche, angsteinflößende Schöpfung, die es unbedingt aufzuhalten galt. Sie hatte die Macht mit einer bloßen Berührung Pokémon zu töten und sie zu verändern … Die Geisterjäger waren bereit. Sie drangen in den Wald ein und vertrieben die Geist-Pokémon, bis sie dem Tod persönlich gegenüberstanden. Mit ihren Ritualen versuchten sie sofort Pokédeath zu schwächen, aber es wehrte sich und griff schließlich die Menschen an.“ Gespannt starrt der schwarz haarige Junge im Schlafanzug mit seinen braunen Augen in das Buch. „Der Saft des Lebens floss in Strömen … Die Toten erhoben sich.“ Man könnte meinen, dass der Junge Angst hätte, doch stattdessen lächelt dieser seine rothaarige Mutter an, bevor er seine Augen wieder auf die Seiten des Bilderbuches richtete. „Aber erst, als diese ebenfalls zu Geist-Pokémon wurden. Dieser Kampf schien aussichtslos zu sein … Doch dann schien auf einmal ein grelles Licht auf die wenigen Überlebenden herab. Arceus selbst griff in dem Moment ein, als alle Hoffnungen verloren waren, Pokédeath zu besiegen. Beide kämpften schließlich gegeneinander. Puff, paff! Es war ein langer, epischer Kampf zwischen Leben und Tod. Selbst Raum und Zeit verschoben sich während dieser Auseinandersetzung. Nacht und Tag verdrängten sich gegenseitig … Irgendwann gelang es jedoch Pokédeath Arceus schwer zu verletzen. Die menschlichen Geisterjäger nutzten die Gelegenheit – ihre letzte Chance, die sie hatten – um den Fehler zu korrigieren, den die Bewohner des Dorfes machten. So schwächten sie Pokédeath mit den Formeln der Geistaustreibung, führten es zu einer Höhle – nah des Waldes – und versiegelten den Urgeist darin … für immer. Der Preis jedoch dafür war hoch: Arceus – der Gott an dem sie immer glaubten – fiel in einen tiefen Schlaf, um seine restlichen Kräfte zu schonen, um damit wiederum gegen sein Ableben ankämpfen zu können. Seitdem ruht es sich in dem uns bekannten ‚Dämmerwald‘ aus, dessen Dämmerung – seit dieser sagenumwobenen Auseinandersetzung – auf ewig anhält.“ „Kann man es aufwecken?“ „Nein, mein Schatz. Es schläft tief und fest.“ „Was ist mit den Geistern?“ „Sie haben sich überall niedergelassen. In der ‚Fluch-Höhle‘, sowie hier bei uns: in ‚Vanitas Hollow‘. Manche von ihnen sind sogar in den ‚Dämmerwald‘ zurückgekehrt. Aber keine Sorge: sie können Arceus nichts antun. Und uns auch nicht.“ „Weil Arceus uns beschützt?“, fragt der kleine Junge neugierig nach. „Ja, weil es uns beschützt.“, spricht die Frau ihrem Kind zu, woraufhin sie diesem einen Kuss auf die Stirn verabreicht. Kurz darauf legt sich der Junge in sein gemütliches Bett. Wohl behütet, wird dieser von seiner fürsorglichen, in Schwarz gekleideten Mutter zugedeckt. „Und weil wir von den Geist-Pokémon beschützt werden.“, fügt sie hinzu. „Sind sie denn nicht böse auf uns?“ „Aber nicht doch. Hast du denn nicht aufgepasst? Viele von ihnen waren einst andere Pokémon oder sogar Menschen.“ „Warum dürfen wir sie dann nicht anfassen?“, fragt der kleine Kerl wieder wissbegierig nach, was seine Mutter zum Schmunzeln bringt. „Geister interessieren dich sehr, nicht wahr? Wie die Mama, so das Kind …“ Eine männliche Stimme von außerhalb ertönt. „Aura?! Du wirst gebraucht!“ Noch einmal wendet sich die Frau mit den roten, schulterlangen Haaren ihrem Sohn zu. „Schlaf jetzt, Pit! Du musst morgen früh raus.“ „Aber ich bin nicht müde … Und …“ „Und?“ Etwas verängstigt zieht er sich die Decke über den Kopf. „Was ist, wenn Pokédeath wiederkommt?“ „Ach, es ist nur ein Märchen. Du brauchst keine Angst zu haben. Gramokles beschützt dich doch. Und unsere Heidi hält ebenfalls ihre Augen offen.“, ermutigt sie ihren Sohn, bevor sie sein Zimmer verlässt, was innerhalb von einem schwertartigen Pokémon – dem genannten Gramokles – bewacht wird. „Schlaf schön.“, flüstert Aura ihrem Kind ein letztes Mal zu, bevor sie die Tür sanft schließt. In der Finsternis fixiert sich das Kind auf sein wachsames Pokémon. „Gute Nacht, Gramokles.“ Nachdem es ihm eine gute Nacht gewünscht hat, wendet es sich auf die andere Seite, schaut aus dem Fenster und begutachtet das an eine Eule erinnernde Noctuh, was beobachtend auf einem trockenen Ast eines alten Baumes sitzt und neugierig seinen Kopf um 90 Grad dreht. „Gute Nacht, Heidi.“



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