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Alien 3 - Gestrandet auf Fiorina

von

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2. Kapitel

Clemens betritt wieder das Krankenrevier. Er trägt nur noch ein T-Shirt, nicht mehr die dicke Jacke, wie im Versammlungsraum. Hier und im Wohnbereich des Personals ist es etwas wärmer als in den anderen Bereichen der Gefangenenstation.

Sein erster Blick gilt Damkina Dayne. Sie schläft noch immer. Er deckt sie wieder sorgfältig zu, damit sie nicht friert, streicht ihr über die Wange und ertappt sich dabei, sie einfach nur so anzusehen....

Dann rafft er sich auf und wendet er sich der zweiten Frau zu. Die schmutzige Wäsche hatte er auch ihr schon vor dem abendlichen Appell mit den Gefangenen ausgezogen und sie ebenfalls vom schmutzigen Ölwasser gesäubert.

Vorsichtig nimmt er ein Insekt aus den kurzen, dunklen, lockigen Haaren und schnippst es weg. Sie ist schlank und muskulös, eben trainiert wie eine Armeeangehörige. Ihr Gesicht ist etwas kantig und sie hat schmale Lippen. Bei der Untersuchung konnte er keine schweren Verletzungen finden. Er setzt sich an ihr Bett und zieht mehrere Ampullen auf. Mit geübten Griffen beginnt er die Injektion in die Armvene.

Die Frau fällt ihm in den Arm: „Was ist das?“

„Nur ein kleiner selbstgemixter Cocktail. Ein kleiner „Muntermacher“.»

Die Frau stöhnt. Ihr linkes Auge ist blutunterlaufen, erste Hämatome zeichnen ihre linke Gesichtshälfte.

„Sind sie etwa Arzt?“

“Ich bin Clemens. Ich bin zuständiger Mediziner.“

„Hier?“

„Auf Fury 161. Ein ziemlich rückständiges Arbeitslager von Weyland-Yutani. Leider muss ich es so nennen....Darf ich jetzt?“

Ellen Ripley sieht ihn an, richtet sich auf und fällt wieder stöhnend in das Kissen zurück. Sie ist wieder bei vollem Bewusstsein.

„Ist zur Stabilisation gedacht.“ Er injiziert weiter. „Eigentlich müsste ich ihnen den Kopf kahl scheren. Wir haben hier ein grosses Problem mit Läusen“, seine Stimme klingt sanft. „Wenn es ihnen wieder besser geht, gebe ich ihnen eine Schere und sie können diesen privaten Teil selbst erledigen.“

„Wie bin ich hierher gekommen?“

Clemens entfernt die Nadel aus ihrem Arm.

„Sie hatten eine Bruchlandung mit einem FSM. Sie wurden offensichtlich von ihrem Mutterschiff abgesprengt, bevor sie unsere Atmosphäre erreichten. Wissen sie, wie lange sie im Hyperschlaf waren?“

Von einer Armeeangehörigen im Offiziersrang erwartete Clemens mehr aussagekräftige Informationen.

Ellen Ripley versucht sich aufzurichten.

„Sie sind nicht auf die sanfteste Art wach geworden.“

Sie seufzt: „Wahrscheinlich geht es mir zwei Wochen lang schlecht.“

„Das glaube ich auch.“

Stöhnend fällt sie zurück, „Wo sind die anderen?“

„Die sind bis auf eine Frau draufgegangen.“ Clemens deutet auf das Bett, welches links neben Ripleys steht und steht wieder auf.

„Was?“ Sie ringt um Fassung.

„Nur eine Frau hat ausser ihnen überlebt: Damkina Dayne.“

„Wie geht es ihr?“

„Sie schläft mit einem Schmerzmittel. Das rechte Bein ist gebrochen. Ich konnte schon mit ihr sprechen.“

„Lady Dayne, sie ist Diplomatin. Wir haben sie von unserem letzten Einsatz mitgenommen.“ Deutlich hört man an Ripleys Stimme, dass sie wenig an Lady Dayne interessiert ist.

Clemens blickt verwundert auf Damkina Dayne, dass sie Diplomatin und adelig ist, hatte er nicht erwartet. Als Diplomatin erscheint sie ihm noch viel zu jung und auch viel zu weiblich. Seltsam, wie emotionslos Ellen Ripley über den Zustand von Lady Dayne hinwegging.

„Sie gehört nicht zu ihrem Team?“

„Nein, Ihr Schiff hatte eine Havarie auf dem Planeten....ich muss...sehen, was mit den anderen passiert ist....“

Ripley versucht aufzustehen: „Ich muss zurück zum Schiff....es muss sein…“ Langsam erhebt sie sich stöhnend vom Bett und bemerkt, dass sie nackt ist.

Clemens versucht sie zu bremsen: „Das werden sie nicht tun. Sie sind gar nicht in der Verfassung.“

Doch Ripley schert sich nicht um seine Einwände.

„Besorgen sie mir was zum Anziehen, oder soll ich so gehen?“ Sie blickt an sich herunter kreuzt die Arme vor ihren Brüsten. Dabei blickt sie Clemens provozierend an. Er gefällt ihr.

Clemens blickt an ihr hoch und runter. „Angezogen scheint mir ratsamer zu sein, angesichts der Bedürfnisse unserer Insassen hier.“ Er dreht sich um, steht auf und geht zum Schrank. „Keiner von ihnen hat in den letzten Jahren eine Frau gesehen.“

Mit Bitterkeit in der Stimme öffnet er einen Spind, um Kleidung herauszunehmen.

„Was mich betrifft, ich auch nicht.“ Ein bitterer Zug umspielt seine Lippen. Und jetzt war er hier für zwei Frauen verantwortlich, davon eine, die es ihm sehr schwer machte, sich zu beherrschen, obwohl sie noch immer tief schlief.

Er schlägt die Spindtür wieder zu und gibt Ripley die Sachen, einfache olivfarbene Kleidung, wie sie hier alle trugen.

Ellen Ripley zieht sich an.
 

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In den viel zu grossen Kleidungsstücken und Boots stapft Ripley neben Clemens auf dem Weg zum Rettungsschiff her.

„Das war früher mal eine Einrichtung für 5000 Strafgefangene, jetzt haben sie sie auf einen Betreuerstab von 25 reduziert.“

„Weshalb?“

„Damit die Zündflamme nicht ausgeht.“

„Welche Zündflamme?“

„Die Öfen dürfen nicht verstopfen. Wir haben es hier mit Methan zu tun. Wir haben hier eine Giesserei, Leftenant Ripley.“

Inzwischen haben sie die Halle erreicht. Das Schiff wird gerade an Kettenzügen im Raum bewegt. „Die Insassen giessen Bleiplatten für Giftmüll-Behälter.“

„Sie kennen meinen Namen? Woher?“

„Der stand in ihrem Slip als Schablonendruck.“

Ripley sieht ihn fassungslos an und geht weiter in Richtung des Schiffes, umkreist es ein Viertel bis zum Eingang. Clemens folgt ihr.

„Wo haben sie die Leichen gelassen?“

„Wir haben ein Leichenschauhaus und dort bleiben sie, bis die Ermittlungsmannschaft eintrifft, voraussichtlich in einer Woche.“

Ripley klettert ins Schiff und sieht sich um. „Wir hatten einen Androiden.“

„Der funktioniert nicht mehr, ist nicht mehr zu gebrauchen, ist völlig zerstört. Was noch von ihm übrig war, haben wir auf den Müll gebracht.“

Ripley nickt.

„Der Corporal wurde von einem Sicherheitspfeiler aufgerissen. Er wusste gar nicht, was ihn traf.“

Sie atmet tief durch und schliesst die Augen. „Und das Kind?“

„Sie ist in ihrer Hyperschlafkabine ertrunken. Ich glaube nicht, dass sie etwas gespürt hat, als es passiert ist.“

Tränen rollen über Ripley Gesicht. Der Schmerz übermannt sie.

„Es tut mir leid....“

Ripley sinkt weinend über einer Schlafkapsel zusammen. Dann fasst sie sich wieder. Ihr Blick fällt auf die Seitenwand der Kapsel, die bräunliche Verätzungen zeigt. Stöhnend richtet sie sich auf.

„Was ist denn?“ Clemens hat ihren Schreck bemerkt und auch, dass diese Verätzung ihn ausgelöste. Er ist ein aufmerksamer Beobachter.

„Wo ist sie?“

„Im Leichenschauhaus.“

Mit einem Mal ist Ripley fest entschlossen: „Ich muss sie sehen. Ich muss sehen, was von ihr noch übrig ist...“
 

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Superintendent Andrews ist sauer. Täglich meldet er die Vorkommnisse auf der Gefangenenstation an die Zentrale der Firma. Niemals kam auch nur eine Rückmeldung bis auf die Eingangsbestätigung. Und auf einmal, mit dem Auftauchen dieser beiden Frauen, scheint sich die Firma brennend für sie zu interessieren. Als ob er nicht schon genug um die Ohren hätte, mit all dem Aufsehen, das die beiden hervorgerufen hatten.

Am Liebsten würde er sie vor den Gefangenen verstecken und einschliessen, bis endlich das angeforderte Rettungsteam, besser gestern als morgen, sie hier abholen würde. Wie sollte er diesen Haufen an Vergewaltigern und Mördern im Angesicht der beiden Frauen ruhig halten?

Und nun bekam er von der Firmenzentrale auch noch die strikte Order, beide Frauen mit besonderer Achtung zu behandeln und dieser Lady Dayne ein besonderes Quartier zuzuweisen. Polternd betritt er gemeinsam mit Aaron, der ihm wie immer wie ein Schatten folgt, das Krankenrevier. Nur eine der beiden Frauen befindet sich da. Bisher hat Andrews beide nicht zu Gesicht bekommen und war eigentlich auch ganz froh darüber. Schliesslich störten sie seinen beschaulichen Tagesablauf gewaltig.

Die Frau hat einen Gips um ihren rechten Unterschenkel und scheint zu schlafen, wird aber durch den Lärm wach.

Andrews baut sich vor ihrem Bett auf, als sie ihre Augen öffnet.

«Wie geht es ihnen, Botschafterin?» brummt Andrews. Er kann sich noch erinnern, dass Clemens etwas von einem Beinbruch bei Damkina Dayne berichtet hatte. Aaron wagt nichts zu sagen, als ihn der Blick aus den blauen Augen der Frau trifft.

Sie schaut von einem zum anderen, als sie sich aufrichtet und die Decke fester um sich zieht.

«Danke, ich denke, besser….Mr.?»

«Superintendent Andrews, ich bin der Leiter dieser Einrichtung. Das ist Mr. Aaron, mein Assistent.»

«Sehr erfreut, sie kennenzulernen, Superintendent – Mr. Aaron.» Sie nickt den beiden Männern zu und reicht ihnen die Hand.

Andrews verschränkt seine Arme demonstrativ hinter dem Rücken, da traut sich auch Aaron nicht.

«Ich sehe, ich habe es hier mit vollendeten Gentlemen zu tun.» Sie lässt sich wieder in das Kissen zurückfallen.

Zähneknirschend nimmt Andrews diese Anspielung zur Kenntnis.

«Wo ist Leftenent Ripley?», poltert er.

«Bedauerlicherweise kann ich ihnen dazu keine Auskunft geben. Dr. Clemens war so frei, mir reichlich Schmerzmittel zu geben, als er mein gebrochenes Bein gerichtet hat. Sie haben mich gerade etwas unsanft geweckt.»

Damkina fühlt Unbehagen in sich aufsteigen. Sie mag diesen Mann nicht.

«Ich würde es als eine Erleichterung empfinden, wenn sie und Leftenent Ripley in Anbetracht unserer Häftlinge hier nicht über die Station spazieren. Mr. Clemens wird sie nachher in ein für sie vorbereitetes Appartement bringen, in dem sie sich aufhalten sollten, bis die Rettungsmannschaft sie abholt. Es ist zu ihrer eigenen Sicherheit, die ich ansonsten nicht garantieren kann.»

«Vielen Dank, dass sie so besorgt um mich sind. Ich werde mich bemühen, ihren Wünschen nachzukommen. Das sollte im Moment nicht sehr schwer fallen.» Sie hebt ihr gebrochenes Bein. «Ich denke, ich bin im Moment in meinem Aktionsradius ziemlich eingeschränkt. Allerdings kann ich nicht für Leftenent Ripley sprechen. Wir sind uns gegenseitig nicht weisungsberechtigt.»

Missmutig nimmt Andrews zur Kenntnis, dass es ihm nicht gelingt, diese Frau einzuschüchtern. Sie trotzt seinem Blick und das beunruhigt ihn. Auch die Spur Sarkasmus ist ihm nicht entgangen. Hier hat er wohl einen ähnlichen Charakter wie Clemens vor sich. Soll der sich um sie kümmern.

«Mr. Clemens wird sie während ihres Aufenthaltes hier betreuen. Er ist für alles zuständig.»

«Sie verwöhnen mich, Superintendent, dass sie mir einen Leibarzt zuteilen.» Sie grinst und neigt den Kopf, was Andrews noch missmutiger macht, als er sich abwendet.

«Ich danke ihnen für ihren Besuch.»

Andrews rauscht, gefolgt von Aaron, davon. Dieser Frau ist er nicht gewachsen.
 

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Clemens geht den Weg zur Leichenhalle voran. Eine steile Wendeltreppe führt tiefer in die unwirtlichen Gemäuer. Clemens’ Assistent geht voran und hat sich inzwischen den beiden angeschlossen.

„Gibt es irgendeinen besonderen Grund, dass sie darauf bestehen?“ Eigentlich möchte er ihr den Anblick der Körper ersparen. Schliesslich war es ihm schon schwer genug gefallen, gerade, weil ein Kind dabei war.

„Ja, ich muss wissen, woran sie gestorben ist.“

„Hören sie, ich wiederhole mich bei einem so sensiblen Thema nur äusserst ungern. Es besteht kein Zweifel daran, dass sie ertrunken ist.“

Am unteren Ende der Treppe angekommen wendet Clemens sich zu Ripley um und blickt ihr fest in die Augen. „War sie ihre Tochter?“

Der Schmerz ist ihr ins Gesicht geschrieben. Sie schüttelt den Kopf: „Nein, das war sie nicht.“, und blickt nach unten.

Der Assistent öffnet die Tür des Kühlfaches und Clemens rollt die Trage heraus.

Ripley bleibt wie angewurzelt stehen. Es kostet sie sichtlich Überwindung, sich der Trage zu nähern.

Clemens denkt das Laken ab. Darunter liegt ein Mädchen mit weit geöffneten Augen und bleicher Haut. Ripley wendet sich schluchzend etwas ab. Der Assistent blickt zu Boden. Clemens mustert Ripley mit ernster Miene.

Sie druckst rum. „Ähm…Kann ich bitte mit ihr einen Augenblick allein sein?“

„Ja, natürlich.“ Der Assistent und Clemens wendet sich ab und ziehen sich ein paar Meter zurück.

Zögernd nähert sie sich der Liege. Schluchzend schliesst sie dem Mädchen die Augen und beginnt sie tastend zu untersuchen, blickt ihr in Mund, Nase und Ohren.

«Verzeih mir», flüstert Ripley und untersucht weiter.

Kritisch äugt der Assistent zu ihr. „Was macht sie?“, fragt er Clemens, der nach einem kurzen prüfenden Blick zur ihr und der Trage geht.

„Alles in Ordnung?“ Zweifel steht ihm ins Gesicht geschrieben. Irgendetwas sucht sie, aber was?

Ripley versucht eine entschlossene Miene aufzusetzen: „Nein.“ Sie blickt Clemens fest in die Augen. „Wir müssen eine Autopsie durchführen. Wie ich schon sagte, wir müssen umgehend die Todesursache feststellen.“

„Ich habe ihnen doch schon gesagt, dass sie ertrunken ist.“ Er denkt das Laken wieder über das Mädchen.

„Da bin ich nicht so sicher. Der Leichnam sollte geöffnet werden.“

„Ich glaube, sie sind nicht richtig informiert. Der halbe Organismus…..“ Clemens geht um die Trage, um sie in das Kühlfach zurückzuschieben.

„Ich habe sehr berechtigte Gründe dafür“, unterbricht sie ihn.

„Nennen sie mir die Gründe, Leftenant Ripley“

Zögernd sucht sie nach einer Antwort: „Vielleicht…etwas Ansteckendes….“

„Was könnte es denn ihrer Ansicht nach sein?“

Sie schnieft: „Cholera.“

Genervt wird Clemens langsam ungeduldig: „Cholera? - Es hat seit mehr als 200 Jahren keinen Fall von Cholera mehr gegeben.“ Welchen Bären will sie ihm jetzt aufbinden?

Ripley sieht ihn flehend an: „Bitte....“
 

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Das Obduktionsbesteck ist gerichtet, Clemens trägt einen Gummikittel und Handschuhe. Er ergreift das Skalpell und blickt prüfend auf Ripley, die sichtlich leidet. Was verschweigt sie? Nach kurzem Zögern setzt er den ersten Schnitt, öffnet die Bauchdecke.

Der Assistent hockt gähnend in der Ecke.

Ripley zwingt sich, zuzusehen.

„Es ist alles, wie es sein soll.“ erklärt Clemens. Er schluckt. „Kein Anzeichen einer Infektion, auch keine Anzeichen einer Krankheit.“

Ripley kämpft mit sich. „Schneiden sie …. den Brustkorb auf.“

Fragend blickt er sie an, zögert, wirft das Skalpell in eine Schale und greift zur Knochensäge.

„Seien sie vorsichtig.“

Er merkt deutlich, dass sie ihm etwas Wichtiges verschweigt, dann öffnet er den Brustkorb. Eine Obduktion ist nie etwas Angenehmes, besonders, wenn es sich um ein Kind handelt.

Ripley fängt an zu schluchzen. Sie kann es kaum ertragen. Er wirft die Knochensäge beiseite, bricht die Rippen auseinander und gibt den Blick auf die Lungen frei.

„Die Lunge...sie ist voller Flüssigkeit. Also starb sie ganz natürlich.“ Seine Miene versteinert sich, ein bitterer Zug umspielt seine Lippen. „Hören sie, ich bin kein völliger Idiot. Also sagen sie mir bitte, wonach wir suchen!“

In diesem Moment öffnet sich weit hinter Ripley lautstark eine Tür und Andrews stürzt in Begleitung von Aaron wutschnaubend herein.

Clemens legt die Instrumente beiseite.

„Mr. Clemens“, schreit Andrews.

„Superintendent.“

Die beiden Männer kommen mit raschen Schritten auf ihn zu.

„Ich glaube, sie kennen Leftenant Ripley noch nicht?“ Clemens richtet sich auf und macht freundliche Miene zu bösem Spiel.

Andrews ist stocksauer: „Was ist hier los, Mr. Clemens“

Auch der Aaron muss hinzufügen: „Ja, genau, was ist hier los, Mr. Clemens?“

Clemens räumt unbeirrt das Instrumentarium zusammen.

„Zunächst mal wäre zu sagen, dass sich der Leftenant schon viel wohler fühlt. Lady Dayne schläft wohl noch nach einer Schmerzmittelgabe wegen ihres gebrochenen Beines.“

Ripley drückt sich an die Türen der Kühlboxen.

„Und zum Zweiten führe ich im Interesse der öffentlichen Gesundheit eine Autopsie durch.“

„Ohne meine Zustimmung?“

„Dazu hatten wir leider keine Zeit.“ Er blickt Andrews fest an und weicht keinen Millimeter. „Aber es ist alles gut gegangen. Es gibt keine Anzeichen einer ansteckenden Krankheit.“

„Gut. Allerdings wäre ich äusserst erfreut, wenn Ripley nicht vor den Gefangenen herumstolzieren würde, wie sie es wohl in der vergangenen Stunde getan hat. Des Weiteren wäre es sehr hilfreich, wenn ich in Zukunft über ihre physische Verfassung auf dem Laufenden gehalten würde. Oder ist das etwa zu viel verlangt?“

Ripley hat ihre Fassung wiedergefunden: „Die Leichen sollten verbrannt werden.“

Andrews wehrt ab: „Unsinn. Wir legen sie wie üblich auf Eis, bis das Rettungsteam hier eintrifft.“

„Wir kühlen sie.“, bekräftigt Aaron.

Ripley findet ihre Fassung wieder: „Das Ganze ist doch eine Frage der öffentlichen Gesundheit.“ Hilfesuchend blickt sie zu Clemens.

„Der Leftenant ist der Ansicht, dass eine mögliche Krankheit immer noch zum Ausbruch kommen kann.“

„Sagten sie nicht eben es gäbe dafür kein Anzeichen?“

„So wie es aussieht, ist das Mädchen wohl ertrunken, aber ohne dass Ergebnisse entsprechender Labortests vorliegen zu haben, kann man das nicht mit Sicherheit sagen.“ Clemens lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ich würde es nicht für klug halten, darauf zu verzichten und einen möglichen Virus vielleicht doch einzuschleppen. Sollte es zu einem Choleraausbruch kommen, so würde sich das in einem Bericht sicher nicht gut machen, Sir?“

Schnaufend vor Ärger sehen sich die beiden Männer an. Andrews wendet sich Ripley zu: „Wir haben 25 Häftlinge in dieser Einrichtung hier. Alle mit doppelten Y-Chromosomen, alles Diebe, Vergewaltiger, Mörder, Kinderschänder...der letzte Abschaum.“ Andrews sieht Ripley drohend an. „Nur, weil sie sich zum Glauben bekannt haben, sind sie deshalb nicht weniger gefährlich.“

Clemens nickt zustimmend.

„Ich möchte sie in ihrer Überzeugung nicht beleidigen, denn ich will die herrschende Ordnung nicht zerstören. Ich möchte nicht, dass die Wellen noch höher schlagen und ich will hier auch keine Frau herumlaufen sehen, die sie auf dumme Gedanken bringt.“

Ripley nickt. „Ja, ich verstehe. Sie meinen, zu meiner eigenen Sicherheit.“

Andrews nickt. „Sie sagen es.“

Er wendet sich wieder Clemens zu. „Mr. Clemens, ich überlasse es ihnen, wie sie die Leichen einäschern. Sie dürfen den Ofen benutzen, aber bis 22:00 Uhr sind alle wieder in ihren Zellen.“

Er wendet sich zum Gehen, dreht sich aber noch einmal um.

«Jawohl, Sir», entgegnet Clemens.

„Ach, noch etwas: Lady Dayne ist aufgewacht. Sie bringen sie in das Besucherappartement und haften mir persönlich für ihre Sicherheit! Nur sie kümmern sich um die Botschafterin!“

Clemens zieht sichtlich sauer die blutverschmierten Handschuhe aus.....



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