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Traum

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ein kleiner Oneshot zu Bananafish. Wir haben den Anime letztens gesehen und fanden ihn großartig. Die Inspi kommt von einem instareel, den ich nicht wieder finde. Viel Spaß.
Das Lied ist von Surf Curse und heißt Freaks. Die Deutsche Zeilen davon sind sinngemäße und freie übersetzungen. Komplett anzeigen

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Dream of you

I dream of you almost every night

Hopefully I won't wake up this time
 

Eiji war alt geworden. Die Haare grau, die Gestalt gebeugt, aber trotz der Falten hatte er keinen einzigen Funken seiner Sanftheit oder freundlichkeit verloren. Eiji war trotz seines hohen Alters noch immer sehr lebenslustig, spielte gerne mit seinen Enkelkindern und dachte an die Zeit zurück wo er seine Frau kennengelernt hatte. Er liebte seine Familie, sie allesamt. Aber es gab jemanden, von dem er immer und immerwieder eingeholt wurde. Es waren schlimme, aber zugleich schöne Erinnerungen. Manchmal wachte er auf, weil er weinte. Dann nahm ihn seine Frau in den Arm und ohne das sie etwas zu fragen brauchte war klar, warum er weinte.
 

Er träumte von ihm, fast jede Nacht und wünschte, nein hoffte, inständig das er diesmal nicht mehr von diesem Traum aufwachte.
 

"Opa?"

"Ja?"

Eiji drehte sich in seinem Sessel und sah in das Gesicht seiner Enkeltochter. Sie hatte die schwarzen Haare und die dunklen Augen von ihrer Familie, aber manchmal, besonders wenn sie trotzig wurde, sah Eiji anstelle des kleinen Mädchens einen blonden Schopf und diese verblüffend grünen Augen, dieses schelmische und doch ehrliche Lächeln. Diese unverwechselbaren Attribute. Sie erinnerte ihn unheimlich an Ash.

"Opa, warum fliegst du jedes Jahr so weit weg. Ist dieser Ort so wichtig für dich?"

Eiji nickte. Das kleine Mädchen kam auf ihn zugetapst und kletterte auf seinen Schoß.

"Dort hast du doch Abenteuer erlebt, oder?"

Eiji musste schmunzeln.

"Ja, so kann man das sagen", bestätigte er.

" Hast du da auch Freunde gefunden?" ,bohrte die Kleine weiter. Eiji nickte. Es schnürte ihm fast die Kehle zu.

"Ja", sagte er mit heiserer Stimme.

"Meinen besten Freund, Ash habe ich da getroffen"

Die Kleine machte große Augen.

"Wo ist dieser Ort?"

"Amerika heißt der Kontinent und er ist quasi auf der anderen Seite der Welt." ,beantwortete Eiji bereitwillig.

"Was machst du denn da?"

Eiji hatte gewusst das diese Frage kommen würde. Er seufzte tief.

"Weißt du, ich besuche ihn noch ab und zu" ,sagte er langsam. Es war die Wahrheit. Einmal im Jahr flog er nach Amerika und stellte sich vor den Grabstein von Ash. Dort legte er Blumen nieder und erzählte ihm wie das Jahr war. Der Grabstein stand nicht in Manhattan sondern auf dem Land. New York wäre für Eiji in dem Alter auch zu anstrengend gewesen und er brachte es nicht übers Herz dort hinzugehen, ,während er wusste, dass Ash nicht auf ihn wartete.

"Ist Ash denn ein freundlicher Mensch?", kam die Neugierige Frage von unten. Eiji musste lachen.

"Das kommt darauf an wie man freundlich definiert, aber er ist einer der tollsten Menschen die ich kennenlernen durfte" ,sagte er.

Sein Enkelkind legte den Kopf schief.

"Versteh ich nicht" ,sagte sie. Eiji lachte und wuschelte ihr durchs Haar.

"Brauchst du auch nicht" ,sagte er.
 

Er träumte von ihm, fast jede Nacht und wünschte, nein hoffte, inständig das er diesmal nicht mehr von diesem Traum aufwachte.
 

Eiji stand an Ashs Grab. Sie Sonne ging gerade unter. Der Wind wisperte leise in den Ästen und Blättern hoch oben in der alten Weide. Ashs Grab war schlicht und grau. Ein Stein mit Schmucklosen Großbuchstaben verkündete: R.I.P ASLAN JADE CALLENREESE.

Ansonsten gab es nicht viel zu sehen. Der Kies knirschte unter Eijis Sohlen.

"Ich weiß noch als du mir von der Geschichte mit dem Leoparden auf dem Kilimandscharo erzählt hast und ich darauf erwiedert habe, dass du wohl kaum ein Leopard bist. Nunja letztendlich hatte ich recht. Gestorben bist du trotzdem. Es tut mir leid dafür. Karin meint, sie hätte die gerne mal kennengelernt. Sie wollte wissen wer du bist. Ich zitiere: ' ich hätte gerne mal den Mann getroffen der meinem Gatten den Schlaf raubt'."ein trauriges Lächeln legte sich über seine Lippen.

Kurz hielt Eiji inne, strich über den rauen Grabstein.

"Weißt du, ich träume fast jede Nacht von dir." ,sagte er. Dann legte er seine Blumen ab und stand auf. Bevor er sich zum gehen wandte schlüpfte ihm noch der Satz über die Lippen, den er jedes Mal ,seid über 60 Jahren sagte, so lange er schon herkam.

"Es tut mir leid das du so jung sterben musstest, ich wünschte wir hätten mehr Zeit gehabt.
 

Er träumte von ihm, fast jede Nacht und wünschte, nein hoffte, inständig das er diesmal nicht mehr von diesem Traum aufwachte.
 

Als Eiji aufwachte, wehte ihm eine kühle Brise um die Nase und strich sanft durch sein Haar. Er roch die Spätsommerluft, zog sie tief in seine Lungen. Die Augen öffnete er nicht. Er wollte noch einen Moment hier liegen bleiben und den Sommertag genießen, die Empfindung des absoluten Glücks und Friedens festhalten. Er wusste das er träumte, aber es fühlte sich trotzdem anders an als sonst. Er hatte so einen gewissen Verdacht was passiert war.

Wie lange hatte er darauf gewartet? Der Japaner lächelte. Er wusste nicht wo er war aber er lächelte, weil ihm dieses Gefühl so wundervoll bekannt vorkam. Weil er dieses unbestimmte Sehnen in seiner Brust endlich nachgegeben hatte.

Die Luft war warm und roch nach reifen Feldern und blühenden Bäumen. Um ihn herum brummten, summten die Insekten; zirpten Grillen .

In Eijis Nacken kitzelte kühles Gras. Der Wind spielte mit Haaren und Kleidung und endlich öffnete Eiji die Augen. Strahlendblauer Himmel, vereinzelnd mit Wolken bedeckt. Er blickte hoch in die Kronen einer Eiche, die wohl hier, seid anbeginn der Zeit stand. Die Vögel zwischerten.
 

Seufzend streckte sich der Japaner, wobei sein Blick auf die eigenen Hände fiel. Sie waren glatt und jung, wie die eines Teenagers. Wieder fuhr ihm ein Lächeln durchs Gesicht. Endlich war er hier. Er setzte sich auf und sah sich um. Der Schatten des knorrigen Baumes reichte weit, bis an einen kleinen Bach der sich, wie ein Silberband durch die Landschaft zog. Eiji saß in einem kleinen Tal, von dem sich Rechts und links vollreife Felder erstreckten. Er war allein.
 

Wie in goldenen Wogen wogten die Ähren im Wind, ein Anblick von dem er sich erstmal nicht losreißen konnte. Bis auf die Natur war nichts zu hören. Entspannt stand Eiji auf und lief los. Ihm war ein Gang aufgefallen, nicht mehr als ein Trampelpfad der durch eines der Felder führte und sich in dem Meer an wiegenden Halmen verlor. Eiji ging den selben Weg, schlenderte durch die See an Getreide. Ab und zu blieb er stehen um sich nach einer im Korn verirrenden Blume zu bücken und zu riechen oder wieder zu Atem zu kommen. Eine ganze Weile genoss er die Wärme der Sonne, die sanften Briesen und die wundervolle Umgebung.
 

Er lief weiter, weil er eine unbestimmte Ahnung hatte, wer ihn am Ende des Pfades erwarten würde. Nach einer ganzen Weile erreichte er den Hügelkamm und blickte auf eine Endlose Weite an Getreidefeldern und Graswiesen. Die Landschaft schien sich bis zum Horizont und weit dahinter hinzuziehen. Und er sah das Ende des kleinen Weges dem er schon eine ganze Weile folgte. Der Wind fuhr abermals über ihn hinweg und brachte das Getreidemeer zum Rauschen und wie das sanfte Wiegen des Meeres, wogten die Felder. Die Sonne kam hinter den Wolken hervor.

Er hatte es gewusst. Dort, dort unten auf dem Pfad stand Ash, windumpeitsch, und stolz wie eh und je, und doch mit so einem seeligen Lächeln auf dem Gesicht. Er stand halb mit dem Rücken zu ihm, aber er wusste intuitiv, dass er es war. Er sah fast genauso aus, wie früher.
 

Eiji blick verschwamm. Ihm kamen die Tränen. Er hatte solange auf ihn gewarten. Schon halbblind stob er los, geradewegs auf Ash zu.

"Ash!", wollte er schreien, "Ash ich bin endlich da!"

Aber stattdessen bahnte sich nur ein jämmerliches Schluchzen, das der Amerikaner wohl kaum, durch den Wind und das Rauschen der Pflanzen, hören würde, seinen Weg aus der Kehle.

Ash wirbelte herum, brachte seinerseits einen Überraschungslaut über die Lippen. Auch er rannte los. In mitten von Kornblumen, Klatschmohn und Getreide, schlossen sich die beide in die Arme. Erst vergrub Eiji sein Gesicht in Ashs Brust und dieser seines an Eijis Schulter. Die Umarmung des Amerikaners brach ihm fast die Rippen. Dann hielt dieser ihn auf Armlänge Abstand und strich ihm, immernoch komplett fassungslos durchs Gesicht.

" ich habe auf dich gewartet", sagte Ash sanft.
 

Irgendwo in einem kleinen Haus in Izumo stand eine Familie zusammen. Eine vom alter gebeugte, grauhaarige Dame, zwei Damen mittleren Alters und zwei Kinder.
 

"Ist Opa jetzt bei dem, von dem er immer erzählt hat?" , fragte der kleine Junge und blickte fragend zu seiner Mutter auf. Diese nickte unfähig Worte zu formulieren.

"Ja, Eiji ist jetzt bei Ash" sagte ihre Schwester. Einen Moment starrten sie noch auf den alten, hinfortgeglittenen Mann, dann wandten sie sich ab.

"Viel Glück, Schatz, Grüß Ash von mir, auch wenn ich ihn nie habe kennenlernen dürfen. ", sagte die alte Frau und schloss ihrem verstorbenen Ehemann die Augen.

Im Tod lächelte er.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke fürs lesen. Wir würden uns sehr über Reviews freuen. Schönes Wochenende. Komplett anzeigen

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