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Law x Rinwell
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Teil 2/2

Law kratzte sich den Hinterkopf und setzte sich dann sehr zögerlich in Bewegung. Auf dem Weg zu Rinwells Bett drehte er sich allerdings noch ein paar Mal unbeholfen nach links und rechts um. Doch als sie ihm dann mit einem entschlossenen Fingerzeig bedeutete, endlich am Fußende Platz zu nehmen, blinzelte er und setzte sich schließlich hektisch hin. Er war nun zweifellos noch aufgeregter als zuvor, als er sich lediglich vorgenommen hatte, sie etwas zu fragen. Und jetzt sowas! Im Leben hätte er nicht mit einem solchen… Angebot gerechnet!

In einer unnatürlich steifen Haltung saß er da, den starren Blick geradeausgerichtet, und wusste zunächst gar nicht, wohin mit seinen Händen. Also ballte er einfach die Fäuste in seinem Schoß. Rinwell hatte indes ihr Buch zur Seite gelegt und robbte nun auf den Knien von hinten an ihn heran. Hootle schlummerte selig in ihrer Kapuze. Zu Laws Glück, konnte man wohl sagen.
 

„Nimm den dämlichen Wolfskopf ab“, verlangte sie harsch. „Ist ja kein Wunder, dass du Verspannungen hast bei dieser ständigen einseitigen Belastung.“

„He, wie oft denn noch?“, protestierte Law mit seitlichem Schulterblick. „Das Ding ist viel leichter als es aussieht!“

„Und hat außerdem nur zehn Gald gekostet, jaa jaa…“ Rinwell rollte mit den Augen, während sie aufrecht hinter ihm kniete und die Arme vor der Brust verschränkt hielt.

Law löste schließlich seufzend die Schnallen und nahm den metallischen Wolfskopf dann von seiner rechten Schulter ab. Bedächtig legte er ihn sich in den Schoß.

„Ich weiß gar nicht, was ihr alle immer an dem auszusetzen habt… Ich find den cool“, murmelte er beinahe etwas eingeschnappt, während er das Wolfsgesicht musterte.

Rinwell beachtete sein Gemurmel gar nicht weiter, da sie sich nun seelisch und moralisch darauf vorbereitete, seine Schulter zu massieren. Mit hochkonzentriertem Blick hatte sie beide Hände schon darauf zubewegt. Doch obwohl sie zunächst so große Töne gespuckt hatte, wurde ihr nun doch etwas mulmig bei der Vorstellung, Law anzufassen. Sie zog die gestreckten Finger wieder ein und musste kurz innehalten. Ihre Miene spiegelte die verworrenen Gedanken wider, die sich in ihrem Kopf aufzutun drohten, doch rasch festigte sie ihren Blick und legte dann einfach beide Hände auf Laws nackte Schulter.

„Yaiks!“, kreischte der erschrocken. „Wie kalt sind die denn bitte!?“

Was Rinwell aber dazu veranlasste, nur noch ernster dreinzublicken.

„Jetzt hab dich nicht so!“, maulte sie, wobei sie ihre Finger auf seinen Schultern beließ.

Sie hatte Law schon des Öfteren berührt. Wenn sie dicht beieinandergestanden hatten, er ihr etwas hinübergereicht oder sie ihm mahnend mit dem Zeigefinger auf die Brust gepiekt hatte. Und jedes Mal war sie aufs Neue von seiner festen Haptik überrascht. Für sein Alter war er einfach unglaublich muskulös. Sie fragte sich manchmal, wie er wohl in zehn oder zwanzig Jahren aussehen würde… Oder wie er wohl als kleiner Junge ausgesehen hatte. Ob er da womöglich auch schon derart viel trainiert hatte?

Während sie so darüber nachdachte, griff sie unbewusst ein wenig fester zu, als sie es beabsichtigt hatte.

Law zog die Schulter ein und kniff ein Auge zu. „Autsch, Rinwell, das tut weh!“

„Das MUSS wehtun, du Dummkopf“, gab sie sofort besserwisserisch zurück, hatte aber, wenn sie ehrlich war, keine Ahnung, ob das wirklich stimmte. „Du bist nämlich echt verspannt. Dein Nacken ist total hart!“

„Das ist der Trapezmuskel, Mann. Der MUSS hart sein.“

„Na dann hör auf zu jammern!“

„Ja ja…“
 

Rinwell fuhr damit fort, seine Schultern und seinen Nacken zu massieren, wobei sich ihr Blick in seinem kurzen, braunen Haar verlor. Sachte wippte Law in ihren Handgriffen mit und er kam nicht umhin, Gefallen an ihren Berührungen zu finden. Doch auch Rinwell konnte nicht gerade von sich behaupten, diese Gefälligkeit als lästig zu empfinden. Im Gegenteil. Aus nächster Nähe stellte sie fest, dass Law ziemlich gut roch. Irgendwie wild, irgendwie nach Leben und nach Freiheit… und überdies mittlerweile sehr vertraut.

Es herrschte eine geradezu betretene Stille zwischen den beiden, die reichlich Raum für Gedanken schaffte. Normalerweise redeten, stritten oder lachten sie miteinander, aber einen Moment der stillen Zweisamkeit hatten sie bisher noch nie geteilt.
 

„Ich finde es toll, dass wir nach all dem immer noch zusammen sind“, durchbrach Rinwell plötzlich diese Stille.

Law, dem es beinahe gelungen war, in den Entspannungsmodus zu schalten, war augenblicklich wieder hellwach! Seine Lider weiteten sich und seine Wangen begannen sich zu färben, als er über Rinwells Worte nachdachte. Doch ehe er zu einer verdutzten Antwort ansetzen konnte, fügte sie rasch hinzu:

„Also wir… wir alle meine ich!!“

Dabei hatte sie eine Hand von seiner Schulter genommen und die Faust geballt.

Law hielt kurz inne. Dann entspannte er sich wieder und begann, ein wenig vor sich hin zu grinsen.

„Ja“, stimmte er ihr schließlich mit einem Nicken zu. „Ich auch! Auch wenn wir es geschafft haben, Dahna, Rena und auch Shionne zu retten, gibt es immer noch so viel zu tun. Die ganzen Zeugel-Aufträge, die wir in letzter Zeit gemeinsam erledigt haben… Fühlt sich fast so an, als hätte sich nichts geändert. Als wäre alles wie früher.“

„Früher“ wiederholte Rinwell leise, wobei sich ihr Blick wieder in Laws Haar verlor. „Auch wenn unsere Reise schön und aufregend war, bin ich froh, dass sie vorbei ist. Und dass Shionne endlich ein normales Leben führen kann.“ Und nach einer kurzen Pause fügte sie noch hinzu: „Ich kann mir einfach immer noch nicht vorstellen, wie es für sie gewesen sein musste… niemanden berühren zu können.“
 

Dabei starrte sie auf ihre eigenen Hände. Sie fühlte ganz deutlich Laws weiche, warme Haut unter ihren Handflächen. Sie fühlte, wie sich seine Schultern sachte hoben, während er atmete. Sie fühlte sich gänzlich in diese Berührung hinein und wurde dabei von einem Gefühl erfasst, das so freudvoll, so wunderschön war, dass sie es kaum in Worte fassen konnte. So sie das denn gewollt hätte. Aber diesen Gedanken hätte sie niemals mit Law geteilt. Dass ihr eine so simple Berührung beinahe Tränen der Rührung in die Augen trieb… Das wäre ja oberpeinlich gewesen! Gewiss würde er sie dafür bloß auslachen.
 

Doch was sie nicht wusste, war, dass auch Law sich in jenem Moment ganz bewusst in diese Berührung hineinfühlte. Dass auch er es als unglaublich angenehm empfand, wie nahe sie einander waren, wie sich ihre Hände auf seiner Haut anfühlten.
 

Und die Vorstellung, dass Shionne das so lange nicht erleben durfte, war einfach nur traurig. Und unfair.
 

Ohne Vorwarnung packte Law plötzlich Rinwells Hand, die auf seiner Schulter auflag!

„AH--!" Zutiefst davon erschrocken zuckte sie zurück und schlug sich die freie Hand reflexartig vor den Mund, um den erstickten Laut, der aus ihrer Kehle drang, zu dämpfen. Aufsteigende Schamesröte zierte ihre Wangen und sie wusste diese Aktion im ersten Moment überhaupt nicht einzuordnen.

Doch als Law dann sprach, entspannte sich ihre Mimik wieder ein wenig.

„Das ist doch Schnee von gestern“, sagte er und drehte den Kopf zur Seite, sodass sie einen Blick auf das freche Grinsen erhaschen konnte, das er so oft an den Tag legte. „Shionne ist jetzt genau wie wir! Und sie kann dich anfassen, genauso wie ich dich jetzt anfasse!“

Rinwells Blick wanderte wieder zu ihrer Hand, auf der Laws obenauf lag. Sie spürte das feste Leder seines Handschuhs, aber auch die Wärme seiner Fingerspitzen. Und wie sein Daumen sich an die Innenseite ihrer Finger schmiegte.

Law war in jenem Moment gar nicht bewusst, wie sehr er Rinwell mit dieser Berührung durcheinanderbrachte. Von einer wachsenden, inneren Unruhe begleitet, starrte sie abwechselnd von seiner Hand zu seinem Gesicht. Sie war mit einem Mal schrecklich aufgeregt, ihre Wangen brannten vor Schamesröte und das Herz schlug ihr bis zum Hals.

Bu-Bumm. Bu-Bumm.
 

Stille Sekunden vergingen und als Law sich allmählich über die fehlende Reaktion zu wundern begann, da linste er aus dem Augenwinkel über seine Schulter und drehte gleichzeitig den Oberkörper mit - nur so weit, bis er Rinwells Gesicht sehen konnte. Und als er erkannte, wie stark ihre Wangen gerötet waren und mit welch eigenartigem Ausdruck sie seinem Blick auswich, da bläute ihm, dass er sie mit seinem unaufgeforderten Handgriff wohl in Verlegenheit gebracht hatte. Dass ihr das wohl schrecklich unangenehm war.

„Ups, sorry! Ich, ich hab nicht nachgedacht…!“, entschuldigte er sich fiebrig und zog seine Hand dann augenblicklich wieder zurück.

Oder zumindest hatte er dies vorgehabt.

Doch wurde seine Hand plötzlich von Rinwells anderer Hand festgehalten!

Sie übte sogar leichten Druck darauf aus, um Law zu bedeuten, ja keinen weiteren Rückzugsversuch zu unternehmen. Um ihm zu bedeuten, dass es okay war.

Mit geweiteten Augen starrte nun Law abwechselnd von ihrer Hand zu ihrem Gesicht - welches, nebenbei bemerkt, inzwischen die Farbe einer überreifen Tomate angenommen hatte. Doch auch auf Laws Wangen zeichnete sich erneut ein rosa Schimmer ab.
 

Wagte Rinwell zunächst zwar kaum, ihn anzusehen, so richtete sie ihren scheuen Blick nach einem betont langsamen Augenaufschlag dann doch auf sein Gesicht. Oder kam das Law nur so langsam vor? Alles, was von jetzt an geschah? Wie gebannt starrte er in Rinwells Augen. In ihre wunderschönen, braunen Augen. Und Rinwell selbst hätte glatt in Laws Augen versinken können, die so hellblau waren wie der Ozean. Nicht eine Person hatte sie in ihrem bisherigen Leben getroffen, die derart strahlend blaue Augen hatte wie er.

Noch nie hatten die beiden einander so tief in die Augen gesehen. Nie waren sie einander so nahe gewesen wie in diesem Moment.

Und mehr als alles andere wollte Law diesem Mädchen noch näherkommen. Seine Finger begannen sich zu krümmen, begannen ihre untere Hand auf seiner Schulter fester zu umgreifen.

Und dann zog er. Ohne groß darüber nachzudenken, zog Law Rinwell bei der Hand zu sich heran.

Und Rinwell ließ es anstandslos zu, beugte sich in einer langsamen Bewegung seitlich zu ihm herunter. Das braune Haar wankte in ihrer Kopfbewegung mit. Es kam ihr beinahe vor wie ein Traum, in dem sie nicht infrage stellte, ob das hier gerade wirklich passierte. Ihr Atem beschleunigte sich. Ihr Herz begann zu rasen.

Bu-Bumm! Bu-Bumm! Bu-Bumm!
 

Die Gesichter beider wurden röter, die Augen glasiger und die Lider schwerer, während sich ihre Köpfe langsam aber sicher näherten, sich neigend aufeinander zubewegten. Einen unfassbar aufregenden Moment lang tauschten Law und Rinwell so intensive Blicke aus wie noch niemals zuvor. Und beide konnten sie es kaum noch abwarten, was als Nächstes passieren würde. Wie in Trance sah Law ihr süßes, hübsches Gesicht auf sich zukommen. Und Rinwell glaubte, seinen heißen Atem bereits auf ihren Lippen spüren zu können. Und dann--
 

„SCHU-HUUU!“
 

Hootle schoss aus Rinwells Kapuze empor und stürzte sich geradewegs mit ausgestreckten Krallen auf Laws Kopf! Die beiden waren davon so erschrocken, dass sie ruckartig voneinander abließen. Law sprangt vom Bett auf und hob schützend beide Arme vor sein Gesicht.

„WA--Hootle, was soll denn das?! Ich hab doch nichts getan…!!“

„SCHUUUH!!“

Rinwell war in ihrer knieenden Position verharrt und sah nun vollkommen perplex dabei zu, wie Law sich mit hysterischem Herumgefuchtel vor dem Eulenbaby in Sicherheit zu bringen versuchte. Er rannte nach links, rannte nach rechts, doch war ihm das hartnäckige Federvieh dicht auf den Fersen. Seiner Schulter schien es auf jeden Fall wieder besser zu gehen. Na immerhin… Rinwell musste zunächst noch ein paar Mal vor sich hin blinzeln, ehe sie die Situation vollständig erfassen konnte. Und endlich stand sie dann vom Bett auf und streckte beide Hände in die Luft, um Hootle einzufangen. Sie bekam ihn schließlich in die Finger und drückte seinen kleinen, flauschigen Körper dann an ihre Brust. Hootle flatterte noch ein paar Mal empört mit den Flügeln, doch ließ er sich rasch von Rinwell besänftigen.
 

Die stand nun in großzügigem Abstand vor Law. Den Blick gesenkt, die Wangen gerötet, starrte sie verlegen zu Boden.

„Es… es tut mir leid, Law“, murmelte sie leise.

Der kratzte sich verlegen die Brust und richtete den Blick ebenfalls zu Boden. Ein paar weiße Flaumfedern hingen in seinem zerzausten Haar.

„Ähm, nein äh… Mir tut es leid. I-Ich hätte nicht einfach…“

Offensichtlich waren sich beide nicht so ganz im Klaren darüber, wer mit dieser Annäherung eigentlich angefangen hatte. Und ob sie denn überhaupt in Ordnung gewesen war.

„Ich also… ich sollte jetzt wohl besser gehen“, sagte Law, wobei er es nicht mehr wagte, ihr ins Gesicht zu sehen.

Als er sich umdrehte, hob Rinwell ihren Kopf und blickte ihm nach. Sie kam sich blöd vor und hatte irgendwie das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Aber Law erging es da nicht anders. Er fühlte sich schuldig, weil er ihr so gern näherkommen wollte. Näher als irgendjemandem sonst. Aber ob das in Ordnung war… das wusste er einfach nicht.

„Gute Nacht,“ sagte er und öffnete ihre Zimmertür.

Und als er dann drauf und dran war, hinauszugehen, trat Rinwell einen beherzten Schritt auf ihn zu, den kleinen Hootle noch immer an ihre Brust geknautscht.

„Law!“

Er hielt inne.

„Willst du… willst du meine Begleitung für morgen sein?“

Und augenblicklich hellte Laws Gesicht auf. Er war in der Türzarge stehengeblieben und drehte nun den Kopf, um über seine Schulter hinweg zu ihr zurückzublicken. Sein breites Lächeln verriet, wie unglaublich erleichtert und glücklich er über ihre Frage war.

„Nichts würde ich lieber tun!“, lautete seine Antwort.

Und dann lächelte auch Rinwell.



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