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Von seltenen Blumen ...

von

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Die Yalmedil blüht nur alle 100 Jahre. Ihre Blütenblätter wurden früher als Zutat für verschiedene Liebestränke verwendet. Aufgrund der langen Kultivierungszeit tauschte man sie aber bald gegen leichter verfügbare Pflanzen mit ähnlicher Wirkung aus», las Draco aus dem kleinen, taubenblauen Prospekt vor, während sein Begleiter sich neugierig über einen unscheinbaren Strauch voller rotbrauner Blüten beugte.

«An denen hier solltest du mal schnüffeln», verkündete er, «Die riechen wie frische Schokolade.»

Draco seufzte. Er wusste, Blaise gab sich Mühe, so etwas wie Begeisterung für ihren Ausflug aufzubringen, doch in dem verwinkelten Garten eines kauzigen Kräuterkundlers war er so fehl am Platze wie Draco an einem Tisch voller Gryffindor.

«Das ist eine Schokoladen-Kosmee», erklärte er, die Stimme bemüht neutral, «Sehr selten, aber nicht sehr magisch.»

Blaise richtete sich betont langsam wieder auf. «Dafür riecht sie vielversprechend», entgegnete er. «Nach was riecht eigentlich deine Wunderblume? Steht das da auch drin?»

Einen Augenblick lang scannte Draco den Prospekt, dann stopfte er ihn ein wenig unwirsch in seine Umhangtasche zurück. «Ich schlage vor, wir gehen einfach in das Gewächshaus und finden es heraus.»

Blaise warf ihm einen schiefen Blick zu. «Ist das deine Art mir zu sagen, dass ich es besser nicht wissen will?», fragte er weiter. «Theodore hat mir erzählt, dass es Pflanzen gibt, die riechen als würde etwas in ihnen verwesen.»

«Amorphophallus titanum», stimmte Draco zu. «Die Pflanze ist auch ziemlich selten. Es heißt, sie hätte die größte Blüte der Welt. Gut geeignet für Vergrößerungstränke ... Und für Stinkbomben.»

«Will ich wissen, woher du das wieder weißt?» Blaise schenkte ihm ein Grinsen und Draco grinste unschuldig zurück.

«Ich denke, du kennst die Antwort schon», entgegnete er, während er sich dem kleinen, windschiefen Gewächshaus zuwandte, welches sich an die Freifläche anschloss. Efeu rankte sich an seiner Seite empor und bildete eine Art natürlichen Sichtschutz nach innen. Wäre der Besitzer nicht so schrullig gewesen, Draco hätte angenommen, er hätte die Pflanze ob des dramatischen Effekts dorthin gepflanzt. Doch in Wahrheit wuchs sie sicher nur aus dem einfachen Grund an dieser Stelle, dass sie sich hier ungestört nach oben ranken konnte.

«Fass das Zeug nicht an», warnte er Blaise, «Efeu ist giftig. Du könntest Ausschlag davon bekommen.»

Sein Begleiter schauderte. «Kein Bedarf», murmelte er und steckte die Hände in die Taschen seines graphitfarbenen Umhangs. «Ich kann es mir nicht leisten, mich selbst zu entstellen.»

Draco schnaubte abwertend. «Also eigentlich», begann er -

 

«Ist die Chance gut, dass du mit einer leichten Hautreizung davon kommst. Außer du bist allergisch auf Efeu oder versuchst Teile von ihm zu essen.»

Draco rollte mit den Augen. Diesen besserwisserischen Tonfall hätte er aus allen anderen herausgehört. «Granger», murrte er, ohne sich die Mühe zu machen, sich zu der Hexe umzudrehen. «Was suchst du hier?»

Hinter ihm holte die Angesprochene tief Luft. «Ich schätze, das Gleiche wie du», klärte sie ihn auf, «Ich will mir die Blüte der Yalmedil ansehen. Wusstet ihr das Efeu über 400 Jahre alt werden kann?»

«Nein?», entgegnete Blaise probeweise, «Normalerweise konferiere ich nicht mit Wanddekor.»

«Das ist wahr», stimmte Draco zu, «Außer es ist ein Spiegel.»

«He!», protestierte Blaise, während Draco es jetzt doch auf sich nahm, sich zu Granger umzudrehen.

Und da stand sie. Mit funkelnden, braunen Augen und verschränkten Armen in der goldenen Abendsonne. Ein paar Haare hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und fielen ihr ins Gesicht. Fast so wie früher, als sie noch in der Schule gewesen waren und sich wegen jedes Unsinns in die Haare bekommen hatten. Draco schluckte eine weitere, spitze Bemerkung herunter.

Sie waren nicht mehr in der Schule. Es war nur eine Pflanze und sie konnten das regeln wie Erwachsene.

«Hast du deine Anhängsel nicht mitgebracht?», fragte er betont neutral und spähte über Grangers Schulter hinweg. Doch der Garten hinter ihr war leer. Irgendwo am anderen Ende flüsterte ein Pärchen miteinander, aber er entdeckte weder Weasleys rotes Haar, noch Potters unordentliche schwarze Zotteln.

Granger stieß ein unzufriedenes Seufzen aus. «Leider muss Harry heute arbeiten», informierte sie ihn, «Und was Ron betrifft, der hat seinem Bruder schon vor Wochen versprochen, heute mit ihm zu einem Quidditchspiel zu gehen.»

«Wirklich?», entgegnete Blaise an seiner Stelle, «Ich hätte schwören können, dass die Wanderers erst morgen gegen die Cannons spielen.»

Draco schüttelte den Kopf. «Ist doch egal. Wir wissen ohnehin alle wie’s ausgeht, oder nicht?»

«Wenn es nach den Cannon-Fans geht, dann eher nicht», verbesserte Blaise.

«Nur weil man es sich wünscht, wird es noch lange nicht zur Realität», entgegnete Draco schnippisch und zu seiner Überraschung lenkte Blaise ein.

«Ich gebe zu, ich hätte auch eher auf die Wanderers getippt», stimmte er zu, «Aber ich bin auch kein Cannon-Fan. Zu viel Orange, zu wenig Erfolg.»
 

Ihm gegenüber zuckte Granger mit den Schultern. «Ich halte mich da raus», erklärte sie diplomatisch. «Es gibt Gründe, warum ich eine seltene Blume einem Quidditch-Spiel vorziehe.»

Draco hob die Augenbrauen. «Das ich das noch erlebe», stichelte er. «Hörst du das, Blaise. Hermione Granger hat uns gerade durch die Blume erklärt, dass sie von Quidditch keine Ahnung hat.»

Wie erwartet, atmete die Hexe tief durch. «Ich habe sehr wohl eine Ahnung von Quidditch», widersprach sie ihm. «Ich habe ‹Quidditch im Wandel der Zeiten› gelesen, die ‹Treiberfiebel› und ‹Mit leerem Tor durchs Jahr›. Vermutlich weiß ich mehr über die Entwicklung dieses Sports –»

Draco schnaubte und unterbrach damit Grangers Exkurs in die Welt der Quidditchliteratur. «Ohne praktische Erfahrung wirst du die Thematik trotzdem nie vollständig erfassen», erklärte er ihr.

«Wie bitte?», entfuhr es ihr, «Nur weil mich noch kein Klatscher am Kopf getroffen hat, kann ich die Komplexität von Quidditch nicht erfassen?»

«Ja», entgegnete Draco, doch sie schüttelte stur den Kopf.

«Du hast keine Ahnung, wie –»

 

Es knallte und brachte Granger dazu, für den Augenblick zu vergessen, wovon genau er ihrer Meinung nach keine Ahnung hatte. Neben ihm zog Blaise die Hände aus den Umhangtaschen.

«Was war das?», wollte er wissen.

Granger zuckte mit den Schultern. «Vielleicht die Bewässerungsanlage?», schlug sie vor.

«Bewässerungs-was?»

Einen Moment lang guckte die Gryffindor sie ungläubig an, dann wandte sie sich der Gewächshaustür zu. «Egal», erklärte sie, «Aber vielleicht schauen wir doch besser nach dem Rechten.»

Blaise warf ihr einen skeptischen Blick zu, doch Granger ließ sich davon nicht aufhalten. Energisch griff sie nach der Klinke der Gewächshaustür, wich an die rechte Außenseite zurück und drückte die Tür nach innen auf.

 

Warme Luft strömte ihnen entgegen und einen Augenblick lang sah Draco nichts außer sattgrünen Pflanzen. Dann bemerkte er erste pfirsichfarbene Blüten, lange, kunstvoll geschwungene Stängel und einen todesserförmigen Pflanzenhalter in der Mitte.

Er stockte.

 

Da war ein was?

 

«He!», rief Granger und der Pflanzenhalter zuckte heftig zusammen, «Lass sofort die Yalmedil fallen!» Für den Bruchteil einer Sekunde sah es so aus als würde der Todesser es ernsthaft in Erwägung ziehen, dann umklammerte er die Pflanze fester und rannte.

Ein Stupor zischte knapp über Dracos Kopf hinweg. Der Todesser sah ihn kommen und machte einen Hechtsprung zwischen die Blumen.

«Musste das sein?», fauchte Draco unwirsch nach hinten.

«Tschuldigung», kam es von Blaise zurück, «Ich wollte nur die Forderung unterstreichen.»

«Wundervoll», zischte Draco, «Jetzt sehen wir seinen Gegenangriff nicht mehr kommen.»

«Dafür haben wir die Tür», schnappte Blaise und wandte sich prompt dem Eingang zu.

Draco hörte ein leises Murmeln und nutzte die Chance um Granger einen skeptischen Blick zuzuwerfen. Die hatte inzwischen den Zauberstab gezückt und spähte aufmerksam in Richtung Pflanzen.

«Fertig», erklang es von hinten. «Ich hab die Tür verhext. Ohne Passwort kommt hier keiner mehr raus. Wir können es uns also gemütlich machen und abwarten, bis er hungrig wird.»

«Oder bis er das Passwort aus dir herausgefoltert hat», schnarrte Draco unzufrieden. «Ehrlich Blaise, der Plan ist scheiße.»

«Wenigstens hab ich einen im Angebot. Das ist mehr als ich bisher von dir gesehen habe.»

Draco presste die Lippen zusammen. «Was soll ich denn bitte machen? Mit ihm verhandeln?»

«Ja?», entgegnete Blaise.

«Nein!», entgegnete Hermione, «Wir soll–»

 

Was auch immer sie sollten, sollte Draco nicht mehr erfahren, denn plötzlich zischte ein Zauber auf ihn zu. Instinktiv ging er in die Hocke, während der Zauber geräuschvoll an einem spontan hochgezogenen Schutzschild abprallte.

«Er ist da drüben!», hörte er Blaise, bevor eine weitere Salve aus Flüchen über ihn hinweg jagte. «Vielleicht auch auf der anderen Seite», setzte er hinterher. Draco griff nach seinem Zauberstab. Das Ganze wurde ja immer besser. Vermutlich war es nicht nur ein Todesser. Es waren mindestens zwei.

Erneut prallte ein Zauber gegen Grangers Schutzschild und ließ das Gewächshaus für einen Augenblick in Gryffindorrot erstrahlen.

«Irgendwas ist merkwürdig mit denen», murmelte sie.

«Ich hoffe, das sagst du nicht nur, weil sie nicht durch deinen Schutzschild kommen», schnarrte Draco.

Die Hexe schüttelte den Kopf. «Nicht nur», murmelte sie. «Die Auswahl ihrer Zauber ist auch irgendwie eigenartig.»

«Drei Mal Stupor, ein Schlafzauber und irgendwas lila-farbenes, das den Tisch dort getroffen hat», zählte Blaise pflichtbewusst auf.

Draco runzelte die Stirn. Die zwei hatten recht, das war wirklich merkwürdig. «Ein guter Krieger weiß, wann er den Feind ablenken und wann er ihn töten muss», hallte die Stimme seiner Tante Bellatrix durch seinen Kopf. Er biss energisch die Zähne zusammen, um ihr schrilles Gekicher aus seiner Erinnerung zu vertreiben, Sie hätte ein Duell sicher nicht auf diese Art geführt.

«Wir sollten sie möglichst schnell ausschalten», entschied er schließlich.

Granger nickte. «Ich gehe nach links», schlug sie vor, «Ihr geht nach rechts.»

«Wir treffen uns in der Mitte. Und Granger, pass auf, dass du die richtige Schlange erwischst.»

 

 

«Sie hat Mumm», bemerkte Blaise, kaum das die Hexe zwischen den Pflanzen verschwunden war und Draco kam nicht umhin, zustimmend zu nicken. Er kannte eine ganze Menge Hexen, die in dieser Situation darauf bestanden hätten, an seiner Seite zu bleiben. Allein schon, damit er im Zweifel das Schutzschild für sie spielte.

«Vielleicht solltest du mal mit ihr Essen gehen.»

Draco runzelte die Stirn. «Warum sollte ich das tun?», fragte er eher halbherzig zurück, während er begann, langsam die Pflanzen abzugehen.

Hinter sich hörte er Blaise lachen. «Ich dachte, du magst selbstbewusste Frauen», erinnerte er ihn.

Draco schüttelte den Kopf. «Meinst du nicht, wir haben gerade größere Probleme als meinen Frauengeschmack?»

«Du vielleicht», folgte die Antwort auf dem Fuße. «Ich finde das Thema durchaus passend. Du könntest sie zu einer privaten Siegesfeier einladen.»

Draco seufzte. «Dafür müssten wir erst mal siegen. Was ich noch nicht passieren sehe, wenn du weiter unseren Standort  verrätst». Und tatsächlich schien Blaise endlich zu verstehen und verstummte.

 

Erleichtert konzentrierte sich Draco wieder auf die Pflanzen, die links und rechts von ihm standen und ihm ihre pfirsichfarbenen Blüten präsentierten. Sie rochen süß und irgendwie schwer, fast wie die Rosenbüsche im Garten von Malfoy Manor. Da war nur eine feine Note, die irgendwie anders war und auf die er den Finger nicht so richtig legen konnte. Vielleicht kam sie von der feuchten Erde, oder es war die Luft im Gewächshaus, die einen neuen Auffrischungszauber gebrauchen konnte. Oder es war -

«Du hast aber keine Angst vor dem Wiesel, oder?»

Draco fuhr auf dem Absatz herum. «Wie kommst du jetzt auf diesen Mist?»

Blaise zuckte mit den Schultern. «Granger geht mit dem Wiesel aus», erklärte er schlicht.

«Granger ist mit dem Wiesel verlobt», verbesserte Draco ihn, «Aber nein, ich habe natürlich keine Angst vor ihm. Warum sollte ich auch? Er ist nichts anderes als ein Pausenclown.»

Der Pflanzenkübel zu seiner Linken zerbarst mit einem lauten Knall und Draco machte einen schnellen Satz zurück, um den umherfliegenden Keramikteilen zu entkommen.

«Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dieser Todesser hat was gegen dich», witzelte Blaise, während Draco über die Pflanzen hinweg spähte. Jetzt wusste er wenigstens in welche Richtung der Feind sich bewegt hatte und von wo aus er weitere Flüche erwarten musste.

«Vielleicht hat er auch was gegen deine schlechten Ideen», murmelte er, während er sich an den Scherben vorbei schob.

«Oder gegen deine neue Beziehung», ergänzte Blaise.

«Ich habe keine Beziehung», erinnerte Draco ihn trocken.

«Nur weil du immer noch nicht verstanden hast, dass Hermione Granger die Lösung für all deine Probleme sein kann», widersprach ihm Blaise.

Draco seufzte noch einmal. «Hörst du auf damit, wenn ich dir erlaube, mir zu erklären, wie Hermione Granger all meine Probleme lösen soll?», fragte er versuchshalber.

Blaise schenkte ihm ein dünnes Lächeln. «Ich dachte schon, du fragst nie.» Mit einer geschmeidigen Bewegung schob er sich an einer etwas weiter in den Weg wachsenden Pflanze vorbei. «Hermione Granger», dozierte er dabei, «ist derzeit eine der gefragtesten Personen der magischen Gesellschaft. Sie ist intelligent, bekannt und auch wenn sie es vielleicht selbst noch nicht ganz weiß, ist sie durchaus einflussreich. Sie kann allerhand bewirken, wenn sie es nur will. Darüber hinaus ist sie eine Muggelgeborene und steht damit im scharfen Kontrast zu den Anhängern der «alten Werte». Anhängern wie deiner Familie.»

Draco rollte mit den Augen. «Komm auf den Punkt, Blaise», forderte er.

«Deiner Familie hängt der Vorwurf nach, ihr würdet Muggel und Muggelgeborene verabscheuen und Todesserideale leben. Es heißt, ihr währt nur nicht in Askaban gelandet, weil ihr eure Freiheit mit viel Geld erkaufen konntet. Solche Gerüchte sind schwer wieder loszuwerden. Sie werden dich verfolgen. Mit Pech ein Leben lang und sie werden dir Türen verschließen, die du sonst problemlos hättest aufstoßen können. Aber wenn du jetzt schlau handelst und dich mit den richtigen Leuten verbündest, kannst du deine Feinde am ausgestreckten Arm verhungern lassen.»

«Du willst mir sagen, ich soll Granger nutzen, um mein angeschlagenes Image aufzupolieren?»

Blaise schüttelte den Kopf. «Ich will sagen, dass ihr gemeinsam sehr viel erreichen könntet, wenn ihr es schafft, eine geeignete Basis aufzubauen. Und die Sache hat nur einen einzigen kleinen Haken ...»

 

«Den Pausenclown.»

 

Dieses Mal sah Draco den Fluch kommen. Zwei Blumenreihen vor ihnen tauchte zunächst die mattweiße Maske und dann eine blasse Hand mit Zauberstab auf. Einen Moment lang sauste das Holz durch die Luft. Dann flog ein kanariengelber Fluch auf ihn zu ...

Und verpuffte wirkungslos an Dracos Schild.

Blaise warf ihm einen knappen Blick zu, dann ließ er sich kommentarlos zu Boden fallen, fast so als hätte der Fluch ihn wirklich erwischt.

Draco seinerseits konzentrierte sich auf seinen Zauber. Die kreisförmige Bewegung, das abrupte Ende. «Ebublio», befahl er leise und beobachtete, wie der blaue Strahl auf seinen Gegner zuschoss.

Dieser riss wie erwartet einen Schutzschild hoch und für einen Augenblick leuchtete das ganze Gewächshaus in einem unheimlichen Blau.

Ein lilafarbener Blitz zischte knapp über den Boden, es knallte dumpf und Draco erlaubte sich ein abschätziges Lächeln.

«Gut gezielt, Blaise»

«Danke», kam es von unten, «War nicht schwer. Ich hab seine Turnschuhe gesehen.»

«Der Todesser trägt Turnschuhe?»

«Und Jeans», ergänzte Blaise, während er sich wieder aufrappelte. «Ich würde sagen, sein Umhang ist zwei Nummern zu kurz.»

Misstrauisch runzelte Draco die Stirn. Erst die komischen Zauber, dann die komische Kleidung, irgendetwas war seltsam an diesem Überfall.

«Hast du schon mal einen Todesser mit zu kurzem Umhang gesehen?», fragte er, während er langsam auf die Reihe zu schlich, hinter der ihr Feind gefallen war.

Blaise überlegte einen Augenblick. «Ehrlich gesagt, habe ich in meinem ganzen Leben nur zwei Personen getroffen, die zu kurze Umhänge trugen. Das eine war Amycus Carrow und das andere war ...»

 

 

Draco starrte auf die bewegungslose Gestalt hinab. «Ich fass es nicht», entfuhr es ihm, «diese Maske ist aus Pappmaché!»

«Und er hat tatsächlich Turnschuhe an», ergänzte Blaise, «Und weißt du was? Je länger ich diesen Umhang ansehe, desto mehr glaube ich, das ist eines von diesen schwarzen Standardteilen, das Madam Malkins auf der Stange neben der Eingangstür zu hängen hat. Du weißt schon, die die nie jemand kauft, weil sie nie richtig sitzen.»

«Ich glaub das Ding ist selbstbemalt.»

Blaise warf ihm einen skeptischen Seitenblick zu. «Ähm, hast du mir gerade zugehört?», fragte er.

Draco zwang sich dazu, langsam durchzuatmen. Er würde jetzt nicht lachen. Zugegeben, die selbstgebaute Maske hatte ihn vielleicht ein kleines bisschen verstört, aber er hatte sich unter Kontrolle. Ein Malfoy hatte sich immer unter Kontrolle. Betont langsam beugte er sich zu ihrem Gegner hinab, ließ die Hand einen Moment lang über dem «Kunstwerk» schweben, dann griff er unter das Pappmaché und zog.

 

Für einen Augenblick starrte er in blaue Augen und blaue Augen starrten wütend zurück.

«Hallo Wiesel!», begrüßte er seinen ehemaligen Mitschüler, die Stimme absichtlich ein paar Nuancen lauter als normal. Sollte Granger ihn ruhig hören. Besser war es, bevor sie am Ende einen ihrer künftigen Schwager in die nächste Woche hexte.

Unter ihm verlegte sich Ron auf böses Starren. Vermutlich hätte er gerne geantwortet oder sich gewehrt, doch Blaise' Ganzkörperklammer schien zu halten und so blieb ihm nicht viel anderes übrig, als sie bitterböse anzufunkeln.

 

Irgendwo hinter ihm knallte es, dann hörte Draco das Geräusch vieler kleiner Flügel in der Luft, gefolgt von einem lauten Schrei.

«George?», kam Hermiones Stimme aus einer der anderen Reihen hervor. «George Weasley! Was glaubst du, was du da machst?! Das kann doch wohl nicht wahr sein! Ihr habt mich angelogen! Ihr habt eine bedrohte Pflanze ausgegraben! Und ihr habt – Was auch immer das für ein Kostüm ist! Ihr hättet euch verletzen können! Ich hätte euch verletzen können!»

«A-Aber Hermione, wir wollten doch nur eine ganz kleine Probe. Für unseren Liebestrank. Das hätte doch keiner -»

«Liebestrank? Ihr stehlt eine seltene Pflanze für einen Liebestrank?!»

Langsam ließ Draco den Blick zu Blaise schweifen, der betont lässig auf Ron herabblickte. «Scheint, als hättest du die aktuellen Quidditchtermine doch richtig im Kopf gehabt», schnarrte er.

«Und du hattest recht mit dem Pausenclown.»

«Was meinst du, sollen wir ihn da rüber levitieren, damit Granger sie zusammen anschreien kann?»

«Das wäre ein wirklich schöner Beginn eurer künftigen Zusammenarbeit.»

«Fängst du jetzt schon wieder damit an?»


Nachwort zu diesem Kapitel:
Aus aktuellem Anlass möchte ich euch auf die folgenden Verbände und Organisationen hinweisen:

- Der LSVD ist die wohl namhafteste NGO für nicht-heterosexuelle Menschen in Deutschland. Auf seiner Homepage bietet der LSVD aktuell viele hilfreiche Links zu Unterstützungsmöglichkeiten. (Auch Bezüglich Nothilfe für die Ukraine)

- Die Schwulenberatung Berlin ist eine der wichtigsten NGOs für die Hilfe und Selbsthilfe von LGBT in Berlin. Ihr Unterstützungsprogramm „Queer Refugees“ bietet Hilfe für queere Geflüchtete, die in Berlin ankommen.

- Die EPOA ist ein Zusammenschluss von CSD-Organisator:innen aus Europa, die auch den Euro Pride ausrichten.

Sie alle freuen sich, wenn ihr mal auf ihren Websites vorbeischaut. Und natürlich auch über Unterstützung und/oder Spenden. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Lost_Time
2022-05-02T20:27:55+00:00 02.05.2022 22:27
Hi~

Die FF ist auch wirklich schön geworden, vor allem sehr lustig durch Blaise. Ich muss gestehen, ich hatte mit ihm bisher noch nicht wirklich viel am Hut. Er kommt zwar in den Büchern vor, aber ist halt doch sehr charakterlos dort. Umso cooler ist deine Darstellung, er erinnert mich an einen RPG Charakter von mir. Wobei du den Charaktereigenschaften wirklich gut schreiben kannst, bei welchen ich noch harder.
Ich war überrascht, als ich endlich schnallte, dass die nicht mehr in der Schule sind. XD Und jetzt frage ich mich, was die da nun wirklich suchen und ich bin überrascht, wie bewandert Draco bei Pflanzen ist, auch ohne Flyer.

Persönlich hab ich ja nichts gegen das Pairing Hermine und Ron, aber ein großer Ron und Harry Fan war ich halt auch nicht. Dementsprechend finde ich die Anspielung mit dem Draco und Hermine Ship ziemlich nice. Vielleicht gibt es da ja noch eine Fortsetzung und es wird vielleicht mehr als nur eine Zweckbeziehung, wie Blaise es vorschlägt. XD

Liebe Grüße
Losti
Antwort von:  _Delacroix_
03.05.2022 14:28
Hi Losti,
danke für den Kommentar. ❤❤❤ Ehrlich gesagt hab ich, bevor ich den OS geschrieben hab, diese HP Doku auf Sky geguckt, anlässlich des Geburtstags der Bücher und Himmel, ich sag dir, da waren so viele Sachen drin, die Hermione x Draco schrien, das konnte selbst ich nicht übersehen. Und da ich das Pairing ja eigentlich auch mag, musste Ron in dieser Story ein bisschen leiden.^^°

Ja, mein Draco geht in die Heilerschiene, darum braucht er ein gewisses, botanisches Grundwissen. Ich fürchte nur, hätte er die Wahl gehabt, wäre er nicht gerade mit Blaise zu dieser Veranstaltung gegangen. Den interessieren Pflanzen nämlich mal so gar nicht. Vermutlich hatte er deshalb auch so viel Spaß am Kuppeln^^
Von:  Kerstin-san
2022-04-16T09:59:44+00:00 16.04.2022 11:59
Hallo,
 
oh mein Gott, ich feier deinen Blaise, der ist echt nicht auf den Mund gefallen xD
*räusper* Mir gefällt der Einstieg sehr gut. Draco, der über verschiedene Blumen referiert, Blaise, der dem ganzen mit so etwas wie achselzuckender Unbeeindrucktheit und spitzer Zunge begegnet und dann Hermine, die natürlich erst einmal ihr Wissen vom Stapel lässt - herrlich!
 
Mir gefällt, dass du Hermines nicht allzu ausgeprägte Begeisterung für Quidditch eingebracht hast und wie die drei da so etwas herumzanken. Das ist so ein netter Schwenk zurück zum ersten HP-Teil, als Hermine sich in theoretischer Lektüre vor den Besenflugstunden vergräbt.
 
Das Duellieren im Gewächshaus fand ich sehr lebendig beschrieben und mit den beiden enttarnten Übeltätern hätte ich nun wirklich nicht gerechnet, aber ich frage mich echt, warum George und Ron auf eine Todesserverkleidung zurückgreifen und vor allem, warum sie ihren Diebstahl am Tag planen - gerade von George als patentiertem Unruhestifter hätte ich da doch etwas besser durchdachtes erwartet.
 
Und ich fands herrlich, wie Blaise sich ausgerechnet in der Situation die Zeit nimmt, Draco Hermine schmackhaft machen zu wollen. Großartige Prioritäten, die er da hat, haha.
Ich fand den OS wirklich sehr unterhaltsam.
 
Liebe Grüße
Kerstin
 
PS: Mein Lieblingszitate:
«Normalerweise konferiere ich nicht mit Wanddekor.» - ich musste echt lachen xD
«Nur weil mich noch kein Klatscher am Kopf getroffen hat, kann ich die Komplexität von Quidditch nicht erfassen?» - Das ist so 1A Hermine xD
Antwort von:  _Delacroix_
16.04.2022 13:56
Hi,
ich freu mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. Und ja, ich fürchte, aus Hermione wird keine Quidditchspielerin mehr, auch wenn ich glaube, dass sie in der Theorie und Entwicklung möglicherweise fitter ist, als so manch ein begeisterter Fan. Aber man muss ja nicht alles toll finden.^^

Frohe Ostern^^
Von: Arcturus
2022-04-15T09:27:51+00:00 15.04.2022 11:27
Blaise ist echt ne Marke. Slytherin durch und durch und was für einer. XD
Der One-Shot ist echt gut gelungen, hat mich sehr unterhalten. :D
Gnihihi~
Antwort von:  _Delacroix_
15.04.2022 11:33
Danke^^


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