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Kurama wartet

Was wäre wenn ...-Wichteln
von

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Kurama wartet

Im Nachhinein, als es zu spät ist, wird es heißen: Es war abzusehen.

Ein Gefäß eines Bijuu ohne Liebe zu lassen ist gefährlich. Ein glückliches Gefäß ist wichtig, denn es ist widerstandsfähiger. Es ist bereit, sich und andere vor der in sich versiegelten Bestie zu schützen. Die anderen großen Nationen sind sich einig, sie haben nicht damit gerechnet, dass es ausgerechnet Konohagakure sein würde, denen die Ignoranz dieses Grundsatzes zum Verhängnis werden würde. Sie wissen, dass sie sich in dieser Hinsicht alle nicht mit Ruhm bekleckert haben, aber es ist immerhin eine Kunoichi aus Konohagakure gewesen, die nicht müde geworden ist, während ihres Lebens auf diesen wichtigen Grundsatz hinzuweisen.

Die Welt ist nicht mehr dieselbe, jetzt, da Konohagakure in Schutt und Asche liegt. Sie muss sich neu ordnen, es hat sich ein Machtvakuum aufgetan, welches es zu füllen gilt. Aber vorher, vorher muss der Gefahr Einhalt geboten werden, die schon ein Dorf ausgelöscht hat und nun sicher nicht Halt machen wird. Wer hätte gedacht, dass ein kleiner Junge eine derartig zerstörerische Macht führen kann?
 

Kurama ist wütend, als er merkt, was passiert ist. Er weiß, dass Minato und Kushina nicht überlebt haben können, und doch haben sie es geschafft, ihn zu versiegeln. In ihrem eigenen Kind, aber dennoch.

Kushinas Monolog klingt in seinen Ohren nach, er weiß, was sie versucht hat zu tun. Und sie ist erfolgreich gewesen, stellt er fest, als er die Stärke des Siegels testet. Zumindest für den Moment.

Aber Kurama weiß, mit der richtigen Herangehensweise kann ein Gefäß brechen. Er braucht nur einen guten Plan, dies zu bewerkstelligen. Und wenn er eines hat, dann ist es Zeit.

Zumal er sicher ist, dass er das Kind nicht beeinflussen können wird, solang es noch so jung ist. Aber im Warten ist er inzwischen geübt. Und was sind ein paar Jahre des Ausharrens, wenn am Ende die Freiheit auf ihn wartet?

Kurama rollt sich zusammen. Wenn der Junge alt genug ist, um ihn zu verstehen, wird er mit ihm Kontakt aufnehmen. Er wird Zweifel säen, ihn nach seinem Willen formen. Die Liebe, mit der seine Mutter ihn gefüllt hat, muss verschwinden und darf nicht erneuert werden. Und wenn es so weit ist, dann wird er zuschlagen. Er wird Rache an dem Dorf nehmen, das es gewagt hat, ihn einzusperren.
 

Die Dorfbewohner spielen Kurama mit ihrem Verhalten in die Karten.

Nachdem er sich früh in Narutos Leben bemerkbar gemacht und sich dem Kind als Zuhörer angeboten hat – etwas, das der Junge erstaunlich schnell als normal akzeptiert hat und regelmäßig in Anspruch nimmt – ist er erstaunt, wie abweisend die Dorfbewohner Naruto gegenüber sind. Dabei ist es nicht einmal die Entscheidung des Jungen gewesen, sein nächstes Gefäß zu werden. Das ist allein auf die Entscheidung seiner Eltern zurückzuführen. Kurama ist nicht sonderlich verwundert, er kennt es schon, dass seinen Gefäßen mit Misstrauen und Angst begegnet wird. Bis jetzt sind seine Gefäße aber auch keine kleinen Kinder gewesen, die fast sich selbst überlassen werden.

Wenn Minato und Kushina sehen könnten, wie mit ihrem Kind umgegangen wird, denkt er, als Naruto ihm wieder einmal sein Herz darüber ausschüttet, dass er nicht versteht, warum die anderen Kinder nicht mit ihm spielen wollen und warum die Erwachsenen ihn mit bösen Blicken betrachten. Sie würden außer sich sein.

Er könnte es den beiden nicht verübeln. Sie haben ihr Leben für das Dorf gegeben, und die Bewohner zahlen es ihnen damit zurück, ihr Kind auszugrenzen und es sich ungewollt fühlen zu lassen. Kurama hat erwartet, dass sie dem Opfer des Yondaime und seiner Frau mehr Tribut zollen. Aber wenn er ehrlich ist, kommt ihm diese Entwicklung sehr gelegen. So hat er fruchtbaren Boden, auf dem er in seinen Gesprächen mit Naruto den Samen säen kann, dessen Früchte er hoffentlich bald ernten kann. Naruto muss glauben, dass ihn das Dorf hasst, muss selbst negative Gefühle entwickeln. Das wird das Siegel schwächen und Kurama schlussendlich erlauben, es zu durchbrechen.

Kurama weiß, er ist auf einem guten Weg. Wäre da nicht dieser eine Störfaktor.

Der Name des Störfaktors ist Umino Iruka und er ist Narutos Lehrer an der Akademie. Kurama weiß nicht, warum er anders handelt als die anderen, sicher hat auch er jemanden verloren oder kennt jemanden, der bei dem Angriff auf das Dorf zu Schaden gekommen ist. Aber er kümmert sich um Naruto, geht mit ihm Ramen essen, hört ihm zu. Das hat er nicht direkt getan, aber etwas hat ihn dazu bewegt, seine Einstellung zu ändern und Naruto doch eine Chance zu geben. Verständlicherweise ist Naruto von dieser Entwicklung begeistert.

Und Iruka hat Naruto Hoffnung gegeben. Hoffnung, dass sich doch etwas ändern kann. Er ist der Strohhalm, an den Naruto sich klammert, der dafür sorgt, dass Narutos Gefühlswelt und damit auch das Siegel stabil bleiben.

Diese Erkenntnis ist ein Rückschlag, Kurama ist sich noch nicht ganz im Klaren darüber, wie sehr sein Plan dadurch verzögert wird. Allerdings hat er auch keine Zweifel daran, dass Iruka verschwinden muss, wenn er zu seinem Ziel gelangen will.

Er kann nicht damit rechnen, dass dies auf einer Mission passiert, ein Akademie-Lehrer wird nicht häufig auf Mission geschickt. Und wenn doch, dann sind es meistens keine Missionen, die direkte Gefahr für Leib und Leben bergen.

Kurama seufzt, er ist auf Hilfe von außen angewiesen – wieder einmal. Aber bis jetzt ist in Bezug auf Naruto noch alles nach seinem Willen gelaufen. Er hat keine Zweifel, dass sich auch dieses Problem lösen wird. Und bis dahin wird er warten.
 

Seine Geduld zahlt sich letztendlich aus.

Einer von Narutos Lehrern hat ihm von einer Schriftrolle erzählt, mit der er die Akademie-Prüfung schaffen wird. Der Junge ist verzweifelt, er will Iruka nicht enttäuschen, und Kurama weiß, dass er diese Möglichkeit ausnutzen wird.

Natürlich ist es Iruka, der Naruto findet, die einzige Person, die Kurama noch im Weg steht. Kurama hört nur halbherzig zu, er wird erst wieder aufmerksamer, als sich ein weiterer Shinobi bemerkbar macht.

Die Worte des neuen Shinobi, er ist auch ein Lehrer, schmerzen Naruto, aber sie bestätigen nur das, was Kurama ihm über Jahre eingeflüstert hat – die Menschen im Dorf hassen ihn, und nichts wird etwas daran ändern. Der Shinobi attackiert sie, Kurama sieht der Attacke jedoch entspannt entgegen. Den Shuriken, der auf sie zufliegt, wird er ohne Probleme abfangen können.

Womit Kurama nicht rechnet, ist die Reaktion von Iruka.

Dass er den Jungen mit seinem Körper schützt, sich auch noch entschuldigt für das Leid und die Einsamkeit, die er erdulden musste, das alles passt so gar nicht zu Kuramas schön genährtem Selbstbild von Naruto.

Doch durch Narutos Augen kann Kurama sehen, als sich plötzlich etwas verändert. Irukas Arme beginnen zu zittern, seine Haut wird fahler.

Blutverlust, denkt Kurama, behält den Gedanken aber für sich. Die Weste muss die Waffe doch schlechter abgehalten haben als Kurama es im ersten Moment vermutet hat.

Irukas Atem wird unregelmäßiger, es ist offensichtlich, dass er mit seinen letzten Kräften versucht, Naruto weiterhin mit seinem Körper gegen weitere Angriffe zu schützen. Kurama kommt nicht umhin, diese Entschlossenheit zu bewundern.

Doch er weiß auch, dass diese nichts bringen wird. Der andere Shinobi attackiert erneut, Kurama beobachtet fasziniert, wie Iruka zur Seite sackt. Er kann den Horror spüren, den Naruto empfindet. Läge ihm Iruka am Herzen, würde Kurama sicher genauso empfinden. Für ihn ist er allerdings nur ein Hindernis, welches aus dem Weg geräumt werden muss. Die Hilfe von außen, auf die er gewartet hat, ist in diesem Moment eingetroffen.

Narutos Bewegungen sind hektisch, als er zu Iruka herüberkrabbelt, um den sich langsam eine rote Blutlache ausbreitet. Da ist noch ein Zucken seiner Hand in Narutos Richtung, dann hören die Bewegungen auf. Kurama fühlt Narutos Panik, die Angst. Als der Junge keinen Puls finden kann, spürt Kurama, dass etwas in Naruto zerbricht.

Tränen rinnen über das Gesicht seines Gefäßes, als er über dem leblosen Körper seines Lehrers kniet.

Kurama grinst, er kann spüren, wie das Siegel schwächer wird. Wie Naruto es aktiv schwächt, durch seine Verzweiflung, seine Trauer, seine Wut. Und – das Grinsen wird breiter – durch seinen Hass. Naruto hat nichts mehr, was ihn an das Dorf bindet. Niemanden, der sich um ihn kümmert. Nur noch Menschen, die ihn verachten, die ihn sogar hassen. Und nun ist auch niemand mehr da, der Naruto davon überzeugen kann, dass dieses Empfinden nicht der Wahrheit entspricht.

Kurama spürt, wie ihn die Vorfreude packt. Wenn er ehrlich ist, hat er nicht so früh damit gerechnet, seinem Gefängnis entfliehen zu können, aber er begrüßt die Entwicklung. Zwölf Jahre ist es her, dass er das letzte Mal wahre Freiheit erlebt hat. Er fletscht die Zähne, beobachtet andächtig, wie sich die Gitterstäbe vor ihm langsam auflösen. Die Zeit des Wartens ist vorbei. Kuramas Blick wandert zurück zu dem anderen Lehrer, der wie erstarrt auf dem Ast steht, von dem aus er sein Todesurteil unterschrieben hat. Mizuki ist der Name, den Narutos Unterbewusstsein ihm zuspielt. Sicher kann er es schon sehen, das Chakra, die Form, die es annimmt. Sicher erinnert er sich noch an das letzte Mal. Kurama weiß, dass dieser Mann sein erstes Opfer sein wird. Das ist er Naruto schuldig dafür, dass der Junge freiwillig die Kontrolle aufgibt, auch, wenn Kurama dem Mann eigentlich danken müsste dafür, dass er das ermöglicht hat, was nun folgen wird. Kurama braucht Naruto noch, und wenn der Junge ihn unterstützt und sich nicht gegen ihn sträubt, kann Kurama Kräfte sparen. Kräfte, die sich in für ihn viel erfreulicheren Arten einsetzen lassen …

Kurama hat vergessen, wie unglaublich berauschend das Gefühl der Freiheit ist. Er ist zwar noch immer mit Naruto verbunden, aber vielleicht ist das auch ein Vorteil. Es ist einfacher, sich in der Welt der Menschen in ihrer Gestalt zu bewegen. Das wird ihm noch nützlich sein.

Kuramas Blick wandert zu dem Dorf, welches er geschworen hat zu zerstören. Es ist nicht nur sein Wille, er spürt, dass es auch Narutos Wille ist. Der Wille des Feuers in ihm ist erloschen. Der Blick von Kurama bleibt am Gesicht von Minato hängen, welches in Stein gemeißelt auf das Dorf herunterblickt.

Dein Opfer hat nichts gebracht, denkt er zufrieden. Es hat das Unvermeidliche nur verzögert.

Es erfüllt ihn mit Genugtuung, dass das Steinabbild des vierten Hokage dabei zusehen wird, wie sein Dorf dem Erdboden gleich gemacht wird.

Sein Blick wandert zurück zu Mizuki. Ein lautes Brüllen lässt die schlimmsten Befürchtungen der Shinobi und Kunoichi in Konohagakure wahr werden.

Das Warten des Fuchses hat ein Ende.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Charly89
2021-09-11T12:40:01+00:00 11.09.2021 14:40
Da bin ich XD

Erstmal nochmal lieben Dank, dass du dich zusätzlich noch als Joker bemüht hast und mir dieses hübsche Geschenk gemacht hast :3

Mit deiner Auswahl hast du wieder voll ins Schwarze getroffen. Hätte ich mir aussuchen dürfen was umgesetzt werden soll, wäre es genau das geworden.

Der kursive Einstieg gefällt mir. Wir wissen ja anhand der Auswahl bereits wo die Reise hingeht, also spoilert es das "Endergebnis" nicht, schafft aber eine gute Grundstimmung für Story.

Kleine Anmerkung hierzu: Machvakuum - da wollte das T wohl nicht so richtig.

Wir lesen aus Kuramas Sicht; gefällt mir :3
Ich mag wie du ihn umsetzt - auch wenn mir seine Wut über das neuerliche Einsperren irgendwie fehlt. Du begründest das aber mit dem Gedanken, dass er ja Zeit hat und plant Naruto nach seinen Vorstellungen zu formen; also ist es okay.
Trotzdem findet er sich für meinen Geschmack etwas zu schnell mit der Situation ab.

Sehr schön finde ich seine Gedankengänge bezüglich Kushina und Minato; und dem Verhalten der Dorfbewohner Naruto gegenüber. Auch wenn ihm das alles in die Hände spielt, sind seine Überlegungen dazu legitim.

Iruka ... Ich war schon gespannt wie du ihn einbringst, denn er ist ja einer der Hauptpfeiler für Naruto. Und damit der indirekte Gegner von Kurama.
Auch an dieser Stelle finde ich allerdings Kuramas Reaktion etwas sehr letargisch.

Das Ende finde ich gut umgesetzt. Wie Kurama Narutos Emotionen spürt und diese für sich nutzt.

Ich mag diesen Sequenzaufbau, wodurch wir uns durch eine größere Zeitspanne arbeiten, eigentlich ganz gern.
Im Ganzen liest sich die Geschichte dadurch aber ein wenig wie ein Prolog; ein Einstieg in eine Story, um den Leser in Zusammenfassung zu erklären was bisher geschah, damit er im Bilde ist.
Dadurch ist Kurama leider etwas flach und irgendwie emotionslos geraten. Es fehlt die Interaktion mit Naruto, oder das grundlegende auseinandersetzen mit der Situation.

Es ist schwierig mit einem Was-wäre-wenn-Szenario zu arbeiten und den richtigen Einstieg in die Situation zu finden; dass weiß ich ja selber ^-^°
Im Großen und Ganzen bin ich trotzdem zufrieden mit der Geschichte und danke dir für deine Mühe :)

LG
Charly ^-^/
Antwort von:  konohayuki
11.09.2021 16:32
Hallöchen :)
Vielen Dank für deine Rückmeldung zur Geschichte.
Ich bin froh, dass sie dir zumindest in Teilen gefallen hat. Deine Kritikpunkte kann ich nachvollziehen, da weiß ich, worauf ich in Zukunft verstärkt achten kann. Ich ärgere mich gerade ein bisschen, weil ich am Anfang überlegt hatte, Kurama und Naruto aktiv miteinander interagieren zu lassen, die Idee dann aber verworfen habe xD

Danke auch für den Hinweis mit dem fehlenden t, das hab ich direkt ausgebessert. :)

Viele Grüße
kono


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