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Die Liebe in Zeiten des Anpan

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Anpanman ist eine in Japan äußerst erfolgreiche Kinderserie, in welcher der Held, dessen Kopf ein Anpan-Brötchen ist, ständig die Missetaten seines etwas dümmlichen Widersachers Baikinman verhindert. Baikinmans Erkennungssatz ist die japanische Ha-Silbenreihe (Ha Hi Fu He Ho). Befragt ruhig mal die Bildersuche eures Vertrauens nach Bildern zu dieser Serie. Sie wird jetzt nämlich eine kleine, aber feine Rolle spielen. Yamazaki ohne Anpan geht eben nicht. Komplett anzeigen

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Wenn die Liebe irgendwo hinfällt, muss sie auch jemand aufheben

„Worauf warten wir denn noch? Gehen wir rein.“ Gintoki wunderte sich, warum sie vor den Toren des Anpanman-Land-Vergnügungsparks warteten, ohne hineinzugehen. Kagura und Shinpachi beharrten darauf, noch nicht den Park zu betreten, dabei waren sie es doch gewesen, die unbedingt hierher gewollt hatten. Sowieso verhielten die beiden sich seit gestern verdächtig. Jetzt tuschelten sie schon wieder miteinander.

„Kagura-chan“, raunte Shinpachi ihr zu, „bist du dir wirklich sicher, dass Anpanman-Land eine gute Idee ist?“

„Aber ja! Anpanman-Land ist der romantischste Ort Japans, das weiß doch jeder“, flüsterte sie zurück.

„Hey, was soll denn das Geflüstere?“ So langsam riss Gintoki der Geduldsfaden. Erst schleppten sie ihn hierhin und nun standen sie hier dumm rum. Was führten die beiden im Schilde?

„Äh, wir … wir warten noch auf jemanden“, antwortete Shinpachi nervös. „Kagura-chan hat ja schließlich vier Eintrittskarten gewonnen und weil meine Schwester heute leider nicht kann, haben wir jemand anderen eingeladen.“

„Erklär mir das noch mal“, forderte Gintoki das Mädchen auf, „du hast die Karten bei diesem dubiosen Radiosender gewonnen?“

„Ja“, erläuterte sie stolz, „es gab einen Wettbewerb, wer die berührendste Geschichte aus seinem Leben erzählen kann. Ich und ein weiteres Kind haben gemeinsam den ersten Platz belegt und so je vier Eintrittskarten für Anpanman-Land gewonnen.“

„Du hast mir nie gesagt, was du denen eigentlich für eine Geschichte eingereicht hast.“ Shinpachi überkam ein ungutes Gefühl bei seiner Frage.

„Ich habe geschrieben, dass ich bei einem promiskuitiven Taugenichts und einer Brille, die meine Mutter gefressen hat, aufwachse.“

„Was ist denn das für eine schwachsinnige Geschichte??“ Der junge Mann war außer sich. „Und wieso werde ich schon wieder auf meine Brille reduziert??“

„Ich finde es eher interessant, warum Kagura ein Wort wie 'promiskuitiv' kennt“, bemerkte Gintoki skeptisch und störte sich dabei null an der Beschreibung seiner Person.

„Schwesterchen Otae hat mir bei der Formulierung geholfen“, ergänzte das Mädchen arglos.

„Meine eigene Schwester reduziert mich auch auf meine Sehhilfe??“ Der bebrillte Junge schnappte nach Luft. „Nicht zu fassen, dass dieser Sender dir diesen Quatsch geglaubt hat. Was in aller Welt hat denn das andere Kind geschrieben?“

„Seine Geschichte haben sie auch vorgelesen. Er schrieb, dass er von seinem äußerst hässlichen Vater bei einem Gorilla abgegeben wurde, weil der Vater sein Geld lieber für Zigaretten als für seinen Sohn ausgeben wollte.“

„Und da schickt dieser Sender ihm Eintrittskarten und nicht das Jugendamt??“

„Sakata-san?“ Shinpachis fassungsloser Wutausbruch wurde unaufdringlich unterbrochen. Yamazaki stand plötzlich bei ihnen. „Haben Sie mir etwa diesen Brief geschickt?“

„Brief? Welcher Brief?“ Gintoki blinzelte ihn fragend an.

„Der, welcher der Eintrittskarte beilag und in dem stand, jemand müsse mich heute hier unbedingt treffen, um mir etwas Wichtiges zu sagen ….“

„Ich habe keinen Bri-“ Der Lockenkopf hielt abrupt inne. War doch eigentlich egal, warum Yamazaki hier war. Das war doch die Gelegenheit, um auf ihn einzureden und ihm mögliche Liebschaften auszureden.

„Dann sind wir ja jetzt vollzählig!“, rief Shinpachi überschwänglich aus und schon im nächsten Augenblick schoben er und Kagura Gintoki und Yamazaki in den Vergnügungspark.

 

„Also … äh ...“, Verdammt, wie ist denn noch mal sein Name?, überlegte Gintoki fieberhaft, während er neben Yamazaki durch den Park schlenderte und Kagura und Shinpachi mit auffälligem Abstand hinter ihnen liefen, „... ähm, Du-kun, wie läuft es so bei dir? Gibt es irgendwas Neues?“

„Haben Sie schon wieder meinen Namen vergessen?“

„Wie kannst du so was sagen, Du-kun? Ich habe nächtelang wach gelegen, um mir einen schönen Spitznamen für dich auszudenken und dann weißt du das nicht zu würdigen?“

„Oh.“ Yamazaki zuckte verdattert zusammen. „Entschuldigung, das war mir nicht klar. 'Du-kun' klingt nur etwas … seltsam. Aber immer noch besser als 'Jimmy' … denke ich.“

„Schon gut, Du-kun. Du weißt doch, ich bin nicht nachtragend.“

„Ah, haben Sie mich heute hierher eingeladen, um sich dafür zu entschuldigen, dass Sie mir über den Fuß gefahren sind?“

„Das warst du- ich meine, ja! Ja, natürlich. Genau deswegen habe ich dich heute eingeladen.“

„Das ist ausgesprochen aufmerksam von Ihnen, Sakata-san.“

Kann man dem wirklich alles weismachen? Das wird ja ein Kinderspiel.

„Also, Du-kun, wie läuft es so bei dir? Wir haben schon lange nicht mehr ausgiebig miteinander geredet.“

Yamazaki stutzte. „Wir haben noch nie richtig miteinander geredet und meistens vergessen Sie, dass wir uns überhaupt schon mal begegnet sind.“

Argh, machte er es ihm jetzt doch schwerer als erwartet? Man konnte ja fast meinen, Yamazaki wäre in der Tat nachtragend. „Sollte ein Nebencharakter wie du, der in der allerersten Folge des Animes als einziger Charakter überhaupt nicht namentlich vorgestellt wurde, sich nicht freuen, wenn der Held der Serie sich für ihn interessiert?“

„Na ja, schon, aber warum müssen Sie es so formulieren?? So komme ich mir ja wie ein Ausgestoßener vor!!“ Der arme Polizist war auf einen Schlag den Tränen nahe.

„Hey, hey.“ Gintoki klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Ich hatte ja keine Ahnung, wie hart das Los als Nebencharakter ist. Shinpachi hat sich von Anfang an mit seiner Unwichtigkeit abgefunden.“

Wenige Schritte hinter ihnen musste der Erwähnte plötzlich niesen.

„Worüber die wohl reden?“, sagte er und rieb sich die Nase. „Hoffentlich lässt Gin-san nicht wieder den überheblichen Hauptcharakter heraushängen.“

„Nein, nein“, beruhigte Kagura ihn vergnügt. „Es läuft gut zwischen ihnen. Siehst du, sie berühren sich schon.“

„Na, ich weiß nicht. Für ein mageres Schulterklopfen stehen die meisten Boys-Love-Fans noch nicht einmal auf.“

„Doch, die ganz Verzweifelten.“ Kagura war von ihrer Überzeugung nicht abzubringen. „Jetzt kann gar nichts mehr schief gehen!“

 

„Wenn ich es doch sage! Die Karten waren einfach so in der Post gewesen!“

Zur gleichen Zeit im gleichen Vergnügungspark empörte sich Okita über den Vorwurf, er hätte bei einem Schreibwettbewerb für Kinder mitgemacht.

„Lass es, Sogo.“ Hijikata zog an seiner Zigarette. „Die Fakten sprechen gegen dich.“

„Tun sie nicht!“, schmollte der Jüngere.

„Ist doch okay, wenn du in diesen Freizeitpark wolltest, ich verstehe nur nicht, warum Kondo und ich hier sind.“ Der Vizekommandant warf dem Dritten im Bunde einen fragenden Blick zu.

„Das ist doch klar, Toshi!“, antworte Kondo sehr viel energischer als es nötig war. „Wir drei haben schon lange nichts mehr gemeinsam unternommen und da war es doch ein Glücksfall, dass ich den Brief von diesem Radiosender zufällig in die Hände gekriegt habe.“

„Du wolltest unbedingt in diesen Park für Kinder, ja?“ Beim Seufzen fiel dem Schwarzhaarigen fast die Zigarette aus dem Mund.

„Was anderes, Sogo“, antwortete Kondo und ignorierte so den Kommentar des Kameraden. „Der Sender schrieb, sie hätten vier Tickets geschickt. Wo ist das Vierte?“

„Das hab ich auf dem Schwarzmarkt verhökert. Mir war niemand Weiteres eingefallen, den wir hätten mitnehmen können.“

„Wir hätten Otae-san mitnehm-“

„Häh?“, unterbrach Hijikata plötzlich den Vorgesetzten. „Ist das da hinten etwa … Yamazaki? Zusammen mit dem Kerl von der Alles-Agentur?“

Die drei Shinsengumi-Mitglieder blickten in die Richtung, die der Raucher anzeigte. Und tatsächlich! Da schlenderte ihr Yamazaki neben diesem silberhaarigen Nichtsnutz her und unterhielt sich angeregt mit diesem.

„Ahh~“, machte Okita da, als wäre ihm eine Idee gekommen.

„Was?“, hakte Hijikata nach.

„Wir hatten doch letztens gerätselt, wer Yamazakis mysteriöse Affäre sein könnte ...“

„SPINNST DU ETWA??“ Die Zigarette fiel endgültig heraus. „Yamazaki trifft sich doch nicht mit diesem … diesem Kerl da!!“

„Die Fakten sprechen dafür“, entgegnete Okita abgeklärt. „Nach allem, was ich aus dem Radio über die Liebe gelernt habe, sehen die zwei verliebt aus.“

„WAS IST DAS ÜBERHAUPT FÜR EIN SENDER??!!“

„Toshi, Sogo hat vielleicht wirklich Recht“, wandte Kondo ein. „Yamazaki kennt schließlich nicht so viele Leute und die Autorin wollte sich wohl mal an Boys Love probieren.“

„Außerdem treffen sie sich im Anpanman-Land. Das ist der romantischste Ort Japans“, ergänzte der Jüngste der drei. „Oje armer Yamazaki. Der von der Alles-Agentur wird ihm mit Sicherheit das Herz brechen. Schade um ihn.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Moment mal.“ Der Kommandant klang entrüstet. „Ich werde nicht zulassen, dass irgendwem meiner Leute das Herz gebrochen wird. Und dreimal nicht von diesem Tunichtgut.“

„WIESO TUN WIR JETZT SO, ALS WÄREN DIE ZWEI TATSÄCHLICH EIN PAAR??!! UND WIESO SOLL DAS HIER DER ROMANTISCHSTE ORT JAPANS SEIN??!!“

„Wir sollten uns das näher ansehen“, ignorierte Kondo Hijikatas lautstarken Einwand. „Toshi, Sogo, wir schleichen uns in ihre Nähe und finden heraus, was dieser Wuschelkopf von unserem Yamazaki will.“

 

„Weißt du, was ich wirklich an dir mag, Du-kun?“ Gintoki und Yamazaki hatten sich vor einem Fahrgeschäft in die Warteschlange eingereiht. Angesichts dieser geradezu nett formulierten Frage blinzelte Yamazaki erstaunt … und ein wenig ängstlich.

„Sie mögen etwas an mir?“

„Aber ja!“, antwortete Gintoki inbrünstig. „Du bist zwar ein Nebencharakter, aber du gehst in dieser Rolle des Unscheinbaren vollkommen auf. Deine beiden Fans lieben dich dafür! Und sie wären am Boden zerstört, wenn du irgendwas an dir ändern würdest.“

„Ich habe das Gefühl, Sie beleidigen mich nur in einem Stück.“

„Wenn du etwas an deiner Rolle ändern würdest, sagen wir zum Beispiel, du würdest dir eine Freundin oder so anlachen wollen“, Gintoki ignorierte seinen Kommentar mal wieder, „dann würde dir das so viel Aufmerksamkeit bescheren, dass du deine Unauffälligkeit verlieren und somit für die Serie überflüssig würdest. Das würdest du doch nicht wollen, oder? Denk mal an deine armen Fans. Die zwei wüssten doch gar nicht, wen sie sonst anhimmeln sollten. Shinpachi etwa? Das kannst du nicht wollen.“

„Äääh ...“, machte Yamazaki, sichtlich überfordert von diesem Redeschwall. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen folgen kann …“

„Ich habe schon viele Charaktere kommen und gehen sehen, die etwas an ihrer Rolle verändern wollten, weil es sie nach mehr Aufmerksamkeit gelüstet hat“, fuhr Gintoki standhaft fort. „Und es ist noch nie gut gegangen. Du willst doch kein tragischer Charakter werden, der sich seiner Lächerlichkeit gar nicht bewusst ist.“

„Ka Ki Ku Ke Ko!“, ertönte es auf einmal aus Leibeskräften und den silberhaarigen Helden überkam ein ungutes Gefühl. Da war doch etwas falsch an dieser Silbenreihe. Sie sollte doch „Ha Hi Fu He Ho“ heißen ….

„Habt ihr auch plötzlich so ein komisches, unheilvolles Gefühl?“ Shinpachi, der sich mit Kagura hinter die beiden anderen eingereiht hatte, sah sich verunsichert um.

„Als würde etwas Schlimmes auf uns zukommen, oder?“, bestätigte das Mädchen ihm.

„Ja, wie eine aus dem Nichts einsetzende Migräne“, antwortete Gintoki. „Viel schlimmer als Kater-Kopfschmerzen. Und viel lästiger.“

„Ta Chi Tsu Te To!“

„Viel, viel lästiger.“

„Ma Mi Mu Me Mo!“

„Sakata-san, Ihre Augen zucken so stark. Geht es Ihnen nicht gut?“

„Gintoki!“ Ein Baikinman-Maskottchen, dem unter seinem Kostümkopf lange, schwarze Haare hervorlugten, war neben dem Lockenkopf stehen geblieben. Dass Baikinmans Begleiterin Dokin-chan aussah wie eine übergroße Ente und ein Schild hochhielt, auf dem „Lange nicht gesehen!“ geschrieben stand, ließ keinen Zweifel darüber zu, wer unter diesem Kostüm steckte.

„Gintoki, ich bin enttäuscht von dir!“, schimpfte der kostümierte Mann. „Nicht nur, dass du uns nicht hilfst, du lässt dich auch noch mit dem Feind ein!“

Dieser Idiot!!! Wenn Katsura schon bemerkt hatte, dass er mit jemandem von der Shinsengumi hier war, wieso in aller Welt sprach er ihn dann trotzdem so auffällig an??

„Sakata-san, haben Sie Streit mit Baikinman?“, fragte Yamazaki verwundert.

„Nein, nicht Baikinman, sondern Katsu-aua!“

Geistesgegenwärtig warfen Kagura und Shinpachi Anpan-Brötchen, die sie am benachbarten Stand gekauft hatten, auf Katsura.

„Schnell, Gin-san!“, rief Shinpachi ihm zu, „Geh mit Yamazaki rein!!“

Bevor der Polizist näher darüber nachdenken konnte, was hier los war, griff sich Gintoki sein Handgelenk, zerrte ihn auf den nächstbesten Sitz des gerade eingetroffenen Fahrgeschäfts und quetschte sich neben ihn, ehe die kleine, für Kinder gedachte Bahn, losfuhr.

Im Schneckentempo schlich die Bahn durch die riesigen, quietschbunten Kulissen, in denen übergroße Figuren aus der Welt von Anpanman aufgestellt waren. Den Kindern, die hinter ihnen saßen, schien dies zu gefallen, wenn man nach ihrem vergnügten und freudigem Glucksen ging, doch für Erwachsene, dachte Gintoki, war das hier nicht wirklich eine Attrak-

„Ooooh“, machte Yamazaki erfreut an dieser Stelle. „Sehen Sie sich nur die ganzen Details an! Als wäre man wirklich in der Welt von Anpanman!“

Arbeitete bei der Shinsengumi denn tatsächlich niemand, der sie alle beisammen hatte??

Immerhin waren sie Katsura losgeworden. Der hatte ihm schließlich gerade noch gefehl-

„Ya Yu Yo!“

Warum denke ich hier überhaupt noch was, wenn all meine Gedanken gegen mich verwendet werden?? Und überhaupt, das ist nicht einmal eine vollständige Silbenreihe!!

Katsura lief in dem kugeligen Baikinman-Kostüm schwerfällig neben der Bahn her.

„Gintoki!“, keuchte er, als er zu ihm aufgeschlossen hatte. „Kagura und Shinpachi haben mir alles erklärt. Ich kann zwar immer noch nicht gutheißen, dass du dich mit dem Feind einlässt, aber ich bin auch niemand, der der Liebe im Weg steht. Dir muss es sehr ernst mit ihm sein, sonst wärt ihr ja nicht hier.“

„Was?“ Gintoki blickte ihn verwirrt an.

„Schließlich ist Anpanman-Land der romantischste Ort Japans.“

„Was?“

„Viele Paare gründen direkt nach ihrem Besuch hier eine Familie.“

„Was?“

„Ihr seid zwar zwei Männer, aber vielleicht ist das hier eine mpreg-Fanfiction.“

„Was?“

„Ich glaube, ich habe im Notizbuch der Autorin etwas in der Richtung gelesen …“

„WAS?!“ Von nackter Panik ergriffen, brach Gintoki in Schweiß aus. Au-autorin-sama, flehte er innerlich, du bist doch nicht nachtragend, stimmt's? D-du würdest doch nicht … nein, ganz sicher nicht … stimmt's?? D-denk doch mal darüber nach … nicht meinetwegen natürlich, denk an das arme Kind, das auffällige Locken hätte und ansonsten eine völlig unscheinbare Erscheinung. Mit so einer angeborenen Identitätskrise käme doch keiner klar! Das würdest du doch niemandem antun wollen … stimmt's?! Meinetwegen jubel den Kerlen von Naruto ein Kind unter, aber bitte verschone miiiiich!

„Vorsicht!“, rief Yamazaki plötzlich aus, als ein riesiger Kopf einer Anpanman-Figur sich löste, auf sie zuraste und Katsura volle Kanne traf und ausknockte.

„Was ist denn jetzt-“ Gintoki blieb gar keine Zeit, sich zu wundern, denn da kam schon der nächste Kopf geflogen. Er und Yamazaki duckten sich rechtzeitig und die Kinder waren alle zu klein, um von dem Kopf erwischt zu werden, doch einen Moment später erklang der laute Schmerzensschrei eines erwachsenen Mannes.

Außer ihnen waren wirklich noch andere Erwachsene hier? Gintoki drehte sich nicht einmal um, um nachzusehen, wen der herumfliegende Körperteil getroffen hatte. Das konnte ja nur irgendein Loser sein, wenn er auf dieser Kinderbahn mitfuhr.

Endlich am Ausgang angekommen, verließen Yamazaki und Gintoki das Fahrgeschäft. Katsura lag zum Glück ohnmächtig irgendwo in den Kulissen und Shinpachi und Kagura waren auch nirgends zu sehen. Was Gintoki an etwas erinnerte: Die ganze Sache war ihm doch von Anfang an komisch vorgekommen. Kagura hatte darauf bestanden, dass sie herkommen sollten, an den romantischsten Ort Japans, und dann lud sie Yamazaki dazu ein? Sowieso hatten sie und Shinpachi die ganze letzte Zeit miteinander verschwörerisch getuschelt und heute hielten sie diesen auffälligen Abstand zu ihm und Yamazaki und was Katsura da eben geredet hatte … oh nein. Gintoki fasste sich mit einer Hand an die Stirn. Irgendwo hatte es hier ein mächtiges Missverständnis gegeben.

„Sakata-san“, begann Yamazaki und sah dabei merkwürdig verlegen aus, „nachdem Baikinman dies alles gesagt hat … verstehe ich jetzt, warum Sie mich heute hierher eingeladen haben.“

Oh nein.

Der dunkelhaarige Polizist räusperte sich. „Und ich will Ihnen sagen, dass ich mich sehr geehrt fühle von … von Ihrer Zuneigung-“

Oh nein.

„...für mich, doch leider bin ich momentan nicht auf der Suche nach einer Beziehung. Verzeihen Sie bitte.“

Oh nei- … Moment. Gintoki schreckte aus seiner Schockstarre, als ihm etwas auffiel.

„Du bist nicht auf der Suche nach einer Beziehung?“

Yamazaki nickte ernst. „Ich möchte mich momentan voll und ganz auf mein Badminton-Spiel konzentrieren.“

„Und die hübsche Frau, mit der du dich letztens getroffen hast?“, platzte Gintoki mit der Tür ins Haus und ließ den Anderen damit stutzen.

„Hübsche Frau …? Ah, meinen Sie meine frühere Badminton-Partnerin? Sie war für ein paar Tage in der Stadt, weil sie an einem Turnier teilgenommen hat. Ich hatte echt Glück, dass sie Zeit für mich hatte, weil sie ist in der Badminton-Szene ein richtiger Star und ich wollte unser Treffen nicht an die große Glocke- … Moment. Woher wissen Sie davon?“

Anstatt zu antworten packte Gintoki den überrumpelten Yamazaki an den Schultern und grinste dabei über das ganze Gesicht.

„Du-kun, jetzt ist mir wirklich danach, dich zu küssen! Bleib dir ja immer treu, dann wird die Welt auch nicht untergehen!“

Yamazaki war endgültig der festen Überzeugung, dass niemand von der Alles-Agentur sie alle beisammen hatte.

 

„Ich blute!“ Hijikata drückte sich ein Taschentuch auf die Platzwunde an seiner Stirn, als er und Kondo aus dem Anpanman-Fahrgeschäft kamen. „Dafür dass da Köpfe fliegen, werden hier gleich Köpfe rollen!!“

„Beruhige dich, Toshi. Wir haben Yamazaki und seinen Liebhaber aus den Augen verloren.“

„MUSST DU IHN SO NENNEN??“

„Aber er heißt doch Yamazaki.“

„DAS MEINTE ICH OFFENSICHTLICH NICHT!“

„Oh, Hijikata-san, Sie bluten ja.“ Okita kam seelenruhig auf sie zu geschlendert. Der Angesprochene bildete sich ein, ein hinterher geflüstertes „Viel zu wenig“ gehört zu haben.

„Sogo, wo hast du gesteckt?“, fragte Kondo.

„Ich musste aufs Klo.“

Der Argwohn des Vizekommandanten war sofort geweckt. „Ist ja ein seltsamer Zufall, dass ich währenddessen plötzlich mit kiloschweren Köpfen bombardiert werde.“

„Ja, was für ein seltsamer Zufall“, wiederholte Okita unschuldig. „Viel wichtiger ist, dass wir kurz davor stehen, Yamazaki an die Alles-Agentur zu verlieren.“

„Wieso das?“ Kondo gefiel diese Aussage ganz und gar nicht.

„Ich hab sie eben aus der Ferne beobachtet. Der Herr von der Alles-Agentur sprach davon, Yamazaki zu küssen. Und wenn die beiden heiraten, wird Yamazaki sicher bei ihm einziehen und wir sehen ihn nie wieder.“

„Warum sollte Yamazaki gleich den Erstbesten heiraten, der ihn küsst?“ Hijikata winkte unbeeindruckt ab.

„Weil es Yamazaki ist“, entgegnete Okita ebenso unbeeindruckt und Kondo erschrak.

„Das ist ein Totschlagargument. Wir werden Yamazaki an diesen Kerl verlieren.“

„Außer natürlich ...“, der Jüngste der Runde gab sich mit einem Mal sehr nachdenklich und besorgt. „Außer natürlich, wir würden jemand anderen für Yamazaki finden. Jemand, der sicherstellen könnte, dass er in der Shinsengumi bleibt. Jemand, den er sowieso anhimmelt.“

„Sogo“, warf Kondo bitterernst ein, „hast du eine Idee, wer das sein könnte?“

Hijikata bildete sich ein, ein flüchtiges, diabolisches Grinsen über Okitas Gesicht huschen gesehen zu haben.

„Oh ja.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe erstaunlich lange gebraucht, bis mir aufgefallen ist, dass das einzige Anpan, das ich bisher gegessen habe, aus einer Bäckerei mit dem Namen „Yamazaki“ stammte. Wahre Geschichte. Komplett anzeigen

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