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UFO Kid

von

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Die Verlockung

„Dieses Ufo lässt sich nicht so leicht steuern wie ein Dreirad!“, stieß Stewie zwischen seinen zusammengepressten Zähnen hervor. Brian dagegen rieb sich wieder an dem merkwürdigen Verband an seiner linken Pfote und blickte besorgt aus einem der unzähligen runden Fenster hinaus. Als er sah, dass sich ihnen der Boden in einem immer schneller werdendem Tempo näherte, weiteten sich seine Pupillen und er kämpfte gegen das Verlangen, nervös an seiner Wunde herum zu kauen.

„Aber du meintest doch, dass du das Ding fliegen kannst! Du meintest, für ein Genie wie dich ist es ganz einfach!“, sagte er panisch und lief zu Stewie herüber. Dem Jungen fiel auf, dass es Brian schwerfiel, ruhig zu bleiben, doch auch sein eigenes Herz schlug in einem wilden, unregelmäßigem Takt.

„Auch Genies können sich mal irren“, sagte Stewie und zog ruckartig an seinem Steuerpedal, riss das Ufo in einem steilen Winkel nach oben und verhinderte gerade noch, dass sie in ein Farmhaus hineinkrachten. Doch es war sehr, sehr knapp gewesen, eine Sekunde später oder ein zögerliches Ausweichmanöver hätten bereits gereicht, um die Überlebenschancen der beiden drastisch zu verringern.

„Wir werden sterben, dieses Mal sind wir wirklich dran!“, wimmerte Brian, hatte sich auf den Boden gesetzt und verdeckte sich die Augen mit seinen Pfoten. Seine Stimme klang zittrig und ein dezentes Schniefen, welches recht schnell folgte, verriet Stewie, dass sein Hund und bester Freund zu weinen angefangen hatte.

„Oh nein, wir werden hier nicht sterben, Brian!“, sagte er, während er sich nicht sicher war, ob er damit nicht nur Brian versuchen wollte davon zu überzeugen, dass sie auch dieses Abenteuer lebendig überstehen würden. Sie hatten bereits eine Menge verrückter Dinge in ihrem täglichen Leben mitbekommen, sei es nun, weil sie selbst hineingeschlittert waren oder weil sie es ihrer verrückten Familie zu verdanken hatten, ganz besonders wegen Peter und seinen verrückten Ideen. Dabei hatte das Abenteuer aufregend, aber auch harmlos geklungen, wie eine Wochenendaktivität, die jeder mit genügend Freizeit und Lust nachgehen könnte. Es hätte alles so einfach sein können. Doch das Pech klebt oft genug an den Sohlen der beiden und so war es ein Wink des Schicksals, dass aus einer harmlosen Suche ein gefährlicher Fund wurde; dass ihnen etwas passierte, was sie lieber nicht hätten erleben wollen und aus dem nun schwer war, sich wieder herauszuwinden.

 

~ 1 Tag zuvor ~

 

Wie an vielen Nachmittagen verbrachten Stewie und Brian gemeinsam die Zeit auf der Couch und ließen sich von den diversen Programmen des Fernsehers berieseln. Doch so recht wurden sich die beiden nicht einig, welches davon sie ernsthaft verfolgen sollten. Brian hielt nicht viel von den Castingshows, wie es sie immer mehr wie Sand am Meer gab und Stewie wollte sich keine Kriminalserie ansehen. Nicht, weil ihm die Serie nicht gefiel, das Gegenteil war der Fall, er war jedoch die Kommentare des Hundes leid. Ständig kritisierte Brian Story-technische Elemente und beteuerte, wie er es hätte besser schreiben können. Stewie wusste schon lange, dass Brian nicht der großartige Bestsellerautor war, für den der Hund sich stets hielt, was er auch in Stewies Augen mit seinem Roman „Schneller als Liebesgeschwindigkeit“ mehr als bewiesen hatte.

So schaltete der kleine Junge immer wieder durch die Kanäle, bis sie schließlich bei einer Tierdokumentation über afrikanische Elefanten hängenblieben.

„Das sieht doch gut aus“, meinte Stewie und legte die Fernbedienung auf der Couch ab. Brian war sich jedoch nicht sicher, ob Stewie damit ihn oder Rupert, den Teddybär ansprach. Dieser befand sich ebenfalls auf der Couch und hatte wie üblich keine Meinung dazu, zumindest hatte Stewie diese für ihn noch nicht ausgesprochen.

„Ja, das sieht wirklich gut aus. Dann können wir auch was davon lernen. Aber ich bin auch froh, dass Peter das hier nicht sieht“, schob er noch nach und sah sich um, in der Hoffnung, dass Peter sich nicht davon angesprochen fühlte und ins Wohnzimmer kam.

„Das ist allerdings wahr. Das letzte Mal war schon eine Katastrophe, als Lois ihm das Krokodil ausreden musste. Sie haben ganze drei Wochen gebraucht, um es einzufangen und am Ende hat es nur ein Bein von Mr. Swanson gekostet, damit sie es endlich aus dem Haus schaffen konnten“, sagte Stewie und erschauderte dabei. Zu tief saß die Erinnerung an das Haus-Krokodil, welches Peter kurzerhand nach dem Konsum einer Tierdokumentation aus dem Zoo geklaut und ins Haus geschmuggelt hatte. Nicht nur, dass sich das Reptil sehr schnell durchs Haus bewegt hatte, es war auch regelmäßig neben seinem Bett gestanden und hatte ihn mehr als hungrig angesehen. Stewie hatte es am Ende nur seinem Gitterbett, welches für das Krokodil zu komplex zu verstehen war, zu verdanken, dass er die ganze Angelegenheit überleben konnte. Und dem Pfefferspray, dass er von seiner Schwester Meg geschenkt bekommen hatte. Diese hatte es ihrerseits einem Typen abgenommen, welcher an ihr nach einem kurzen, ersten Date nicht mehr interessiert war. Doch dieser Teil interessierte ihn nicht, viel mehr war er über das Abschreckungsmittel mehr als dankbar, vor allem, da er dank dem wendigen Reptil nicht mehr an seinen Waffenschrank herangekommen war. Immer, wenn er versucht hatte, dort etwas zu entnehmen, saß bereits das Krokodil davor und hatte sein Maul weit aufgerissen, bereits, das Baby mit einem Bissen zu verschlingen.

 

Lange konnten sie die interessante Sendung jedoch nicht genießen. Von einer Sekunde auf die andere änderte sich das Bild. Gerade noch war ein kleiner Babyelefant dabei, mit größeren Mitgliedern seiner Herde zu spielen, da zeigte der Bildschirm nun das Gesicht des Nachrichtensprechers Tom Tucker, welcher wie gewohnt den Zuschauer durch die Kamera hindurch ansah.

„Guten Tag, hier ist Tom Tucker von Channel Five mit einer Sondermeldung“, begrüßte er die Zuschauer und rückte seine Blätter zurecht.

„Wie wir soeben erfahren haben, ist im breiten Gebirge in der Nähe von Cactus City eine bahnbrechende Entdeckung gemacht worden. Jahrelang wurde das weitläufige Gebirge für den Bergbau und anderen Abbaumaßnahmen ausgeraubt, bevor das Gebiet schließlich unprofitabel und sich selbst überlassen wurde. Wanderer haben nun, wenige Jahre später, eine besondere Entdeckung gemacht. Unter den vielen Schichten an diversen Gesteinen sind nun Dinosaurier-Knochen gefunden worden; und es tauchen auch immer mehr auf. Schatzjäger aus Rhode Island, macht euch bereit, ein Stück Geschichte zu schreiben. Denn die Vereinigung der Archäologen hat ein Kopfgeld auf weitere Dino-Funde ausgerichtet, laut unseren Informationen bekommt man alleine für ein gutes Foto eines kompletten Dinosaurier-Skeletts über 20 Tausend Dollar ausgezahlt. Wenn Sie also noch ein kleines Taschengeld für den nächsten Urlaub benötigen, toben sie sich im breiten Gebirge von Cactus City aus und machen Sie das Foto ihres Lebens!“, sprach er motivierend in die Kamera, während er selbst einen kleinen Fotoapparat in den Händen hielt. Dann kehrte die Dokumentation auf den Bildschirm zurück, doch weder Brian, noch Stewie hatten noch Interesse daran. Sie hatten nun etwas viel aufregenderes gefunden, mit dem sie sich die Zeit vertreiben konnten.

„Denkst du das Gleiche, was ich denke?“, fragte Stewie und sah aufgeregt in Brians Richtung.

„Scheiße ja, natürlich! Was man alles mit 20 Tausend Dollar anstellen kann“, erwiderte Brian nicht weniger aufgeregt und wedelte stark mit seinem Schwanz.

„Du meinst wohl mit 10 Tausend Dollar, wir teilen Fifty-Fifty, nur damit das klar ist“, sagte Stewie und seine zusammengepressten Augen verrieten dem Hund, dass das Baby es vollkommen ernst meinte.

„Ja, klar, 10 Tausend Dollar, sind auch noch eine Menge Geld“, fügte Brian schnell hinzu, ein einsamer Schweißtropfen lief ihm die Stirn hinab. „Wie auch immer, ab zum Auto und weg, bevor die anderen was davon mitbekommen!“

Stewie nickte eifrig, packte seinen treuen Bären Rupert und folgte Brian zu dessen Prius. Wie üblich waren die beiden auf sich alleine gestellt und da sie oft zusammen Zeit verbrachten, fiel es nicht weiter auf, dass sie alleine irgendwo hinfahren wollten. Zumal weder Peter noch Lois Kandidaten für die Auszeichnung „Eltern des Jahres“ waren. Und die Teenager waren mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Aber das war Brian und Stewie nur recht, so mussten sie wenigstens das Preisgeld nicht noch weiter aufteilen.

 

~ Zwölf Stunden später ~

 

Nach mehreren Stunden Fahrt mit nur zwei kurzen Pausen an „überteuerten Raststätten mit schlechter Menüauswahl“, wie Stewie ihre zwei gewählten Orte für ihre Kurzstopps im Nachhinein kommentierte, hatten sie die kleine Stadt Cactus City erreicht. Das breitläufige Gebirge war bereits deutlich in Sichtweite, doch durch die Fahrt über diverse Schnellstraßen, durch mehrere Baustellen und einer nur mäßigen Auswahl an Radiosendern waren die beiden mehr als ermüdet. Zumal es auch bereits zu spät war, um in die Berge zu fahren und nach einem Dinosaurierskelett zu suchen. Daher beschlossen sie, sich ein gemeinsames Motelzimmer zu buchen. Diesen Part übernahm Stewie, während Brian sich daran machte, für seinen Prius einen besseren Parkplatz zu finden.

„Alle Autos sehen hier aus, als hätte sich hier jemand mit einem Schraubenzieher daran ausgetobt. Oder noch schlimmer“, sagte er und schon war die Sorge um sein teures Auto größer, als das Bedürfnis, direkt vor der Tür zu parken.

Stewie dagegen lief durch die Tür der Rezeption, das Motel machte nicht nur außen einen schäbigen Eindruck, doch für die eine Nacht sollte es reichen.

„Was willst ‘n?“, wurde er zur Begrüßung von einer etwas beleibteren Frau angeraunzt, eine Wolke von billigem Tabakrauch wurde ihm dabei ins Gesicht geblasen.

„Guter Service kostet hier dann wohl auch Geld“, sagte Stewie und blieb vor dem Tresen stehen.

„Ich und mein Freund brauchen ein Zimmer für eine Nacht und wenn es geht, Bettwanzenfrei“, äußerte er seinen Wunsch. Die Frau schnäuzte sich und das Klatschen, welches sofort drauf folgte, ließ Stewie wissen, dass die Frau gerade kein Taschentuch benutzt hatte. Angewidert verzog er sein Gesicht.

„Die Dreizehn ist frei. Ein Bett, kostet 30 Dollar und für eure Sicherheit müsst ihr selber sorgen.“

Stewie zog die Augenbraue nach oben.

„30 Dollar für eine Nacht? Sind Sie sich da sicher?“, sagte er, da wurde er von der ruppigen Frau unterbrochen.

„30 Dollar, entweder du zahlst oder du und dein Freund verpisst euch wieder“, sagte sie und Stewie konnte hören, wie sie versuchte sich eine neue Zigarette anzuzünden.

„Hm, ich bin mir sicher, dass wir da noch was machen können, am Preis“, sagte Stewie, kletterte auf ihren Tisch und sah sich ein wenig um. Viel befand sich nicht darauf, was ihm hätte nützlich werden können. Da kam ihm eine Idee.

„Und wenn ich Ihnen sage, dass ich gerade eine frische, volle Windel habe, die nur darauf wartet, in ihrem Gesicht zu landen? Oder hier im Raum verteilt zu werden, sagen wir, mithilfe dieses netten Deckenventilators?“, sagte er und legte eine nachdenkliche Miene auf. Die Frau schien es nicht zu beeindrucken.

„Wäre nicht das erste und mit Sicherheit auch nicht das letzte Mal, dass das hier in diesem Raum passiert“, sagte sie unbeeindruckt und zog an ihrer Zigarette. Erst jetzt konnte Stewie die Falten und das schlechte aufliegende Make-up in ihrem Gesicht sehen. Er dachte für einen Moment nach, sah dann zur Tür und dann wieder zu der schäbig aussehenden Frau zurück. Dann wagte er einen letzten Versuch.

„Gut, dann sage ich das ihrem prügelndem Freund, der mit Sicherheit irgendwo dahinten hockt, schon seit zehntes Bier intus hat und sich nur ungerne von seinem Sessel bewegen möchte, nur, um sich meine Beschwerden anzuhören“, sagte Stewie dann schließlich und kratzte sich ein wenig Dreck unter seinem Daumennagel hervor. Die Frau kaute ein wenig an ihrer brennenden Zigarette, dann drehte sie sich um und nahm einer der wenigen verbliebenen Schlüssel von der Wand. Diesen reichte sie Stewie.

„Fünfzehn Dollar, aber nicht weniger“, sagte sie und Stewie überreichte ihr die Geldscheine.

„Dann sind wir uns ja doch noch einig geworden“, sagte er, nahm den Schlüssel mit der Zahl Dreizehn darauf und verließ die Rezeption. Er konnte gerade noch ein gelangweiltes Grunzen hinter sich hören, da war er auch schon wieder draußen.

„Stewie, hast du ein Zimmer bekommen? Du warst ja ewig da drin. Hast du etwa mit dem Besitzer geflirtet?“, fragte Brian und grinste ein wenig vor sich hin. Stewie schob dagegen nur die Augenbraue hoch.

„Nein, und es war eine Sie. Aber glaub mir, die würdest du nicht mal wollen, wenn du bereits hackedicht bist und total verzweifelt. Und jetzt lass uns ins Bett gehen, es ist nach meiner Schlafenszeit und ich bin sehr müde. Wie du vielleicht weißt, bin ich ein Baby“, sagte Stewie und streckte sich ein wenig.

„Das weiß ich“, sagte Brian und folgte dem Baby bis zur Tür Dreizehn. Kaum hatten sie das Zimmer betreten, verschloss Brian die Tür mit allen vorhandenen Sicherheitsschlössern. Die eine Hälfte davon wirkte jedoch mehr als zerbrechlich und bei der anderen Hälfte war sich Brian nicht sicher, ob die Sicherheit, die diese garantieren sollten, nicht mehr als ein bloßer Placebo-Effekt war. Doch nach den Stunden hinter dem Steuer war auch er müde und froh, sich für ein paar Stunden ausruhen zu können.

„Oh, wir haben ja nur ein Bett“, stellte er fest und sah sich nach einer Couch um. Doch die gab es nicht. Bis auf einen halb verfallenen Fernsehschrank und einem Stuhl befanden sich keine weiteren Möbelstücke im Raum. Nur der Flachfernseher machte einen teuren und modernen Eindruck. Brian vermutete, dass es sich dabei wohl um gestohlene Ware handeln musste. Es war auch in seinen Augen die einzige Erklärung, warum sie sich immer noch an einem Ort wie diesen befanden. Sie waren zu alt und es lohnte sich nicht, sie ein zweites Mal zu stehlen.

„Ja, das hat die mir an der Rezeption gesagt, ich hoffe, das stört dich nicht“, sagte Stewie betont unschuldig und sah blinzelnd zu Brian hinüber. Doch dieser zuckte nur mit den Schultern.

„Von mir aus, Hauptsache, du hast nicht das Schnarchen von deinem Vater geerbt“, sagte er und legte sich auf das Bett.

„Glaub mir, du willst gar nicht wissen, wie oft Lois schon kurz davorstand, ihm ein Kissen ins Gesicht zu drücken oder ihn mit einer Waffe zu erschießen. Glaub mir, dort unten am Fußende bekommt man mehr mit, als einem lieb ist.“

Erinnerungen streiften sein inneres Auge und Brian begann zu schaudern. Stewie kletterte stattdessen auf das Bett und legte sich neben Brian.

„Gute Nacht, alter Freund“, sagte er und drehte sich zu Brian hin. Dieser tat es ihm nach und sah erst jetzt, dass Stewie mit der einen Hand seinen geliebten Teddybär festhielt, während er am Daumen der anderen Hand nuckelte. Das war eine der wenigen Momente, in denen Brian sich daran erinnerte, dass Stewie auch nur ein normales Baby sein konnte.

„Gute Nacht, kleiner Mann“, sagte er, zog die Decke zu sich beiden hinauf und verschloss die Augen. Die Erschöpfung überflutete ihn wie eine Welle und so bekam er auch nicht mehr mit, wie Stewies freie Hand von seinem Mund zu Brians Ohr wanderte und ihn dort sachte festhielt.



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