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A Monster's Diamond

Sozialstunden mit Folgen
von

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Part 2

>> Part 2 «
 

Ein diabolisches Grinsen stiehlt sich auf die Züge meines Gegenübers. "Wie klein die Welt doch ist..." und im nächsten Moment verschwindet es wieder.

Warum beschleicht mich gerade das Gefühl, dass ich in Teufels Küche geraten bin?

"Ich habe eine ganz einfache Regel, die jeder befolgen sollte, der mir unterstellt ist: Was ich sage, wird gemacht. Ende der Diskussion. Halte dich dran, und du wirst nichts vor mir zu befürchten haben. Tanz mir auf der Nase herum, und du wirst dir wünschen, nie in diese Welt geboren worden zu sein."
 

Ob ich auch einfach zu hause bleiben kann? Das würde diese explosive Spannung gerade definitiv entschärfen. Kid wird büßen! Dieses Mal wird er für die Scheiße büßen, in die er mich geritten hat!
 

"Und jetzt geh dich umziehen. So nehme ich dich nicht mit." reißt seine Stimme mich aus meinen Gedanken, der Tonfall schärfer als jede meiner Klingen.

"Ich zieh diesen hässlichen Müllsack ganz sicher NICHT an!" Zu spät bemerke ich, dass mein Gegenüber genau dieses besagte Kleidungsstück bereits trägt, die Hände vor der Brust verschränkt, den Stiefel im beunruhigenden Takt tippend. Zugegeben, an ihm sieht es ganz passabel aus.
 

Und dann ist da wieder dieses teuflische Grinsen, das mir so gar nicht behagt. "Schön. Wenn du nicht willst. Ich zwinge dich nicht. Aber dann gehst du eben nackt putzen."

"Das ist nicht dein Ernst?!"

"Doch. Du hast die Wahl: Der Overall oder gar nichts. In fünf Minuten bist du am Empfangstresen." damit lässt der Kappenträger mich stehen und schlendert völlig entspannt den Flur entlang zur Treppe.
 

Fünf Minuten? Ich habe ja schon fast sieben Minuten hier hoch gebraucht!

Ich könnte mein Glück herausfordern und, so wie ich jetzt bin, zurück zum Empfangstresen - allerdings befürchte ich, dass das für meine Gesundheit nicht sehr ratsam ist. So schmächtig der junge Mann in dem Overall auch aussehen mag, ich habe ihn in jener Nacht nur in Shorts gesehen - und da waren verdammt gut trainierte Muskeln sichtbar!
 

"Verflucht!" Meine Hand donnert gegen die dünne Gipskartonwand und hinterlässt eine unschöne Delle. Shit. Da höre ich auch schon das zutiefst beunruhigende Gepolter des Chefs, dessen Wand ich gerade fast zertrümmert habe. Schleunigst nehme ich die Beine in die Hand und sprinte zurück zu den Umkleiden.
 

Pünktlich, wie ich nun einmal bin, lehne ich am Tresen, die Hände tief in den Taschen des Ganzkörperkondoms vergraben. Nein, ich bin nicht zufrieden mit meiner Situation!

Plötzlich tippt mir jemand von hinten auf die Schulter. "Herr Kira?" spricht mich eine weibliche Stimme an.

Genervt rolle ich mit den Augen. "Nur Kira, ohne Herr, bitte!"

Noch während ich mich umdrehe, kichert die Frau bereits und dann erkenne ich sie auch wieder: Die blauhaarige Empfangsdame. Das sympathische, tollpatschige Mäuschen, das mich um mein Lieblingsmesser erleichtert hat.
 

"Ich habe eben eine Nachricht für Sie erhalten. Sie werden in der Tiefgarage erwartet." Dann mustert sie mich auf eine eigenartige Art und Weise, rückt ihre Brille zurecht und legt den Kopf schief. "Irgendetwas fehlt..." Ja, meine Männlichkeit! Die hat sich nämlich im Spind versteckt, als ich den Strampleranzug angezogen habe - und verweilt seither dort!

Der liebenswerte Tollpatsch kommt zu mir herum gelaufen, stellt sich vor mir auf die Zehenspitzen und setzt mir etwas auf den Kopf. Was genau tut dieses Weib da?!?

Kritisch beäugt sie mich. "Nein, lieber so." dann friemelt sie mir erneut an der Kopfbedeckung herum und lächelt dann zufrieden. "Besser." Zufrieden mit sich und der Welt hält sie mir einen Spiegel vor die Nase.
 

Das hat sie nicht wirklich getan oder? Resigniert seufzend, zwinge ich mich dann doch zu einem dankbaren Lächeln. Sie hat es getan. Sie hat mir allen Ernstes ein Kappi aufgesetzt. Verkehrt herum. Jetzt seh ich aus wie ein pubertierender Teenager. Andererseits... so erkennt mich auch niemand auf der Straße.

"Bekomm ich dann jetzt mein Messer wieder zurück?" versuche ich es. Höflich. Freundlich.

Doch Trottelinchen grinst mich nur breit an, schüttelt mit dem Kopf und entfernt sich wieder von mir, nicht jedoch, ohne noch ein paar Schritte rückwärts zu stolpern.
 

Mit einem Schmunzeln auf den Lippen bewege ich mich dann endlich Richtung Tiefgarage, wo mein neuer Peiniger mit Sicherheit schon auf mich wartet und mich dafür tadeln wird, dass ich viel zu lange gebraucht habe. Ich kann ja nichts dafür, dass die Empfangsdame lieber mit mir flirtet, als mich zur Arbeit zu schicken.
 

Als ich unten ankomme, sehe ich mich kurz um und entdecke dann, wonach ich gesucht habe: Lässig an einer Säule lehnend, steht mein neuer Vorgesetzter. Meine Schritte hallen viel zu laut an den Wänden wieder, wodurch ich seine Aufmerksamkeit errege. Wie erwartet, kassiere ich einen eiskalten Blick. Wie ich das erkennen kann? Nun, er hat demonstrativ seine Kappe mit dem Zeigefinger etwas höher geschoben und damit eines seiner giftgrünen Augen entblößt.
 

"Hast du dich unterwegs verlaufen, oder was?" pöbelt er mich an, kehrt mir aber gleichzeitig den Rücken zu - anscheinend erwartet er keine Antwort oder er will sie gar nicht hören. Zielsicher steuert er auf einen großen blauen Transporter zu und steigt ein. Wortlos folge ich ihm. Nachdem ich mich auf den Beifahrersitz geschwungen habe, ziehe ich mit etwas zu viel Kraft die Tür zu. Der Knall hallt durch die gesamte Tiefgarage.

"Das ist kein Panzer!" werd ich von der Seite angefaucht.
 

Ganz langsam drehe ich mich zu ihm. "Der Schließmechanismus ist defekt. Das ist mir beim Einsteigen nur aufgefallen. Liebevoll zuziehen geht da nicht, dann rastet das Schloss nicht ein. Ich weiß, wie man eine Autotür schließt." antworte ich ganz gelassen. Und genau jetzt hat der Kerl den gleichen Gesichtsausdruck, wie Kid ihn damals hatte, als wir in einer ähnlichen Situation waren. Allerdings war sein "Schätzchen" bereits mehr Schrottmühle als alles andere. Ich habe selten soviel Rost und defekte Teile an einem Auto gesehen, wie an seinem.
 

Der Kappenträger legt den Kopf schief und mustert mich eingehend. "Was machst du sonst, wenn du nicht gerade bei fremden Menschen einbrichst?" fragt er mich ehrlich interessiert.

Ich kann mir ein Auflachen nicht verkneifen. "Eigentlich sollte es nicht durch ein fremdes Fenster gehen. Eher durch ein bekanntes. Aber es soll Menschen geben, die im Dunkeln nur schlecht sehen können."

Er stützt seinen Ellbogen gegen das Lenkrad und seinen Kopf auf die Hand, den Blick immer noch auf mich gerichtet. "Da hat sich also jemand im Fenster geirrt, ja?"

"Passiert schon mal. Machst du nie Fehler?" Nun bin ich es, der ihn eindringlich mustert. Er muss schmunzeln.
 

Dann startet er den Motor, parkt geschickt das Monstrum eines Transporters aus der engen Parklücke und fährt aus der Tiefgarage. Er lenkt unser Gefährt auf die viel befahrene Straße und fädelt sich in den Berufsverkehr ein.

"Also." beginnt er nach einiger Zeit wieder. "Womit verdienst du sonst deinen Lebensunterhalt?"

Ich schaue aus dem Fenster. Warum sollte ich ihm antworten? Ich werde nur vier Wochen hier sein - kein Grund ihm meine Lebensgeschichte zu erzählen oder gar Freundschaften aufzubauen. Oder?

Überlegend lenke ich meinen Blick doch wieder zu meinem Gesprächspartner zurück und beobachte ihn eine Weile. Er hat bereits in der Tiefgarage ehrliches Interesse an mir bekundet - das habe ich deutlich aus seiner Stimme hören können. Aber will ich mich wirklich darauf einlassen? Immerhin ist er praktisch ein Wildfremder.
 

Etwas verstört sieht er zu mir herüber, wirft schnell einen prüfenden Blick auf den Verkehr und sieht mich wieder an, nachdem wir an einer roten Ampel angehalten haben. "Was? Hab ich was im Gesicht?"

Belustigt schüttel ich den Kopf. "Nein. Naja... wenn man von dieser merkwürdigen Kappe mal absieht." fange ich an zu sticheln. Und tatsächlich springt er darauf an.

"Die ist nicht 'merkwürdig'! Sie war ein Geschenk von meinem besten Freund."

"Freund oder 'Freund'?" setzte ich neugierig nach.

Puterrot fährt er zu mir herum. "Einfach nur ein guter Freund! Was denkst du denn? Als ob ich Zeit und Nerven für eine richtige Beziehung hätte..."

Immer noch grinsend, lehne ich meinen Kopf zurück in das Polster und schließe die Augen. Er ist also Single... Irritiert von meinem eigenen Gedanken, reiße ich die Augen wieder auf und blinzel ein paar Mal. Warum bitteschön interessiert mich das?
 

"Wir sind da." reißt seine Stimme mich aus meinem tranceähnlichen Zustand. Oder bin ich doch kurz eingenickt? "Sag mal, wie heißt du eigentlich? Smoker war ja nur knapp angebunden gewesen."

Ein böses Grinsen umspielt meine Lippen. Ich stelle mich direkt vor ihn, recke meinen Kopf zu seinem Ohr und flüster: "Killer."
 

(Fortsetzung folgt...)



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