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Eine etwas andere Geschichte - Die Klammer muss weg!

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Kontrolle – Termine bei Dr J am 27.08., 14.09., 17.09.2021

Eine penible Pflege war nun einmal mehr das A und O.

Auch wenn ich schon eine antibakterielle Mundspülung von Dr J verschrieben bekam – um genau zu sein Chlorhexamed mit Fluid, was genauso eklig schmeckt wie es sich anhört – so versucht man doch auch selber etwas beizutragen. Wie bereits erwähnt bin ich Raucher, was eben nicht zu einer einwandfreien Mundhygiene beiträgt. Auch wenn ich das Rauchen auf ein Minimum einschränkte, spülte ich meinen Mund trotzdem nach jeder Zigarette, sowie nach jeder Mahlzeit mit antibakterieller Mundspülung aus. Ich putzte mir im Schnitt vier Mal täglich die Zähne, nahm weiter das Vitamin D. Zudem besorgte ich mir zusätzlich Vitamin B und nahm weiter hochdosiert Arnica. Ich trank nur noch Wasser und Tee, versuchte mich weiter zu schonen, jedoch nicht nur auf der Couch zu hocken, was sich manchmal als ein ziemlicher Spagat herausstellte.

Ich merkte, wie es mir jeden Tag ein bisschen besser ging, das tut nicht nur dem Körper sondern auch der Seele gut. Es erleichterte mich ungemein, nicht mehr nach jeden Auftehen in Schweiß auszubrechen. Auch der Blick in den Spiegel wurde von Tag zu Tag weniger verstörend und ich sah irgendwann nicht mehr aus wie der Glöckner von Notre Dame.
 

Leider kam somit aber das nächste Problem auf: die Aufbeißschiene, die extra für mich angefertigt wurde, passte nicht wirklich. Ich hatte einige Druckstellen und sie sah bei weitem nicht so ästhetisch aus, wie ich es eigentlich von dem Labor von Dr J gewohnt bin. Ich denke das Problem war, dass der Abdruck relativ früh genommen wurde. Dass der obere Eckzahn dann auch noch gezogen und aus dem Abdruck nur „wegradiert“ wurde, kann natürlich auch zu Unstimmigkeiten führen – aber das ist nur eine Vermutung. Aufgrund des Knochenaufbaus konnte man jedenfalls keinen neuen Abdruck machen, zumindest nicht sofort. - Also was tun?

In erster Linie war ich beim ersten Termin froh und glücklich, dass die Fäden gezogen wurden. Auch die Aubeißschiene wurde noch einmal etwas angepasst. Dr J und ich kamen überein, dass das besser ist, als gar keine Zähne zu haben. Jedoch versicherte er mir, dass auf jeden Fall eine neue Aufbeißschiene angefertigt wird, sobald man einen Abdruck nehmen kann. Das war mir auch wirklich angenehmer um Raus oder zur Arbeit zu gehen. Zwei Wochen damit rum laufen, dann bekomme ich einen Abdruck gemacht und anschließend eine neue Aufbeißschiene. Eine Sache, mit der ich mich arrangieren konnte... - mehr oder weniger. Denn durch diese Aufbeißschiene lispelte ich ganz schrecklich. Für das Büro, wo man ans Telefon gehen muss und dich kein Mensch verstehen kann eher kontraproduktiv. Also mussten sich meine Kollegen damit arrangieren, dass ich eben keine Zähne im Mund hatte – für sie kein Problem. Auch zum Essen konnte ich das Teil nicht benutzen. Es drückte sich ins Zahnfleisch und tat weh. Also musste sich auch Jeder, der bei uns grillen kam mit dem Anblick anfreunden.

Entgegen meiner Vorstellung hatte ich kaum Probleme mit meiner Ästhetik. Keiner hatte ein Problem damit, mich ohne Zähne zu sehen. Klar, ich bin zwar kein 6-Jähriges Mädchen mehr, bei dem das süß aussieht eine Zahnlücke zu haben, aber es gibt weitaus schlimmere Anblicke.

Die Sache, vor der ich am Anfang solch eine Angst und Abneigung hatte, machte ich nun freiwillig, obwohl ich hätte Zähne einsetzen können. Ich trug die Aufbeißschiene nur noch, wenn Fremde vorbei kamen, die mich nicht kannten. Bei Familie und Freunde trug ich sie garnicht mehr. Auf der Arbeit hatte ich die Schiene nur noch in einem Döschen dabei, falls ein Kunde auftauchen würde – was im Endeffekt auch nicht der Fall war. Und ich fühlte mich wohl dabei.

Natürlich war ein kleiner Beigeschmack von Scham dabei, wenn gelacht wurde. Entweder ich grinste so beit, dass es wahrscheinlich beinahe gruselig aussah, oder ich hielt mir die Hand vor den Mund. Meine Kolleginnin hielten es für unnötig und das weiß ich natürlich auch... Aber ich tat es für mich und nicht für die Anderen.
 

Am 14.09. kam dann der Termin, an dem ich den neuen Abdruck machen lassen konnte. Nach fast einem Monat Einheilungsprozess konnte ich mich auf neue Zähne im Mund freuen. Auch wenn ich mich ohne Zähne gut arrangierte, freute ich mich dennoch wieder mit lachen zu können, anstatt mit einem grotesken Grinsen nur dabei zu sitzen. Außerdem stand ein Geschäftsessen an, bei dem ich wirklich ungerne ohne Kauleiste auftauchen wollte.
 

Ich fuhr also wieder in meiner Mittagspause zum Termin, der dieses Mal wirklich schnell ging. Nachdem Dr J einen Blick in meinen Mund geworfen hatte, verabschiedete er sich auch schon wieder mit den Worten, dass alles wunderbar heilen würde. Ein Hoch auf meine Mundhygiene! :P

Schließlich ließ er mich mit der netten Zahnarzthelferin alleine, die geübt einen Abdruck nahm.

Rein und raus in 10 Minuten!
 

Die neue Aufbeißschiene wurde innerhalb 3 Tagen fertig gestellt. Da ich an diesen Freitag frei hatte, musste ich dieses Mal nicht meine Mittagspause opfern.

Dass ich mit den Empfangsdamen noch nicht „per du“ bin, wundert mich ehrlich. Immerhin bin ich inzwischen spätestens alle 2-4 Wochen dort. Aber egal... Nachdem ich mich angemeldet hatte, wurde ich diesmal in den 2. Stock in das Zahnlabor geschickt. Auch hier kenne ich mich bestens aus. Denn in meiner Berufsfindungsphase hatte ich hier oben schon ein Praktikum absolviert, natürlich ohne Hintergedanken... hust...

Nein, mal ehrlich: Schon in meinen Jugendjahren, als ich mit der Zahlosigkeit konfrontiert wurde, war der Gedanke, Jedem der in meiner Situation ist, wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ich fand diese Arbeit wirklich spannend und bewundernswert. Jedoch musste ich mich schnell mit der Tatsache abfinden, dass diese Arbeit überhaupt nichts für mich ist. Ich bin zu grobmotorisch und für diese feine Millimeterarbeit hatte ich weder die Geduld noch das Talent.

Soviel zu der kleinen Geschichte wie ich doch nicht Zahntechniker geworden bin...
 

Dennoch kenne ich noch den Ein- oder Anderen dort, unter Anderem J, der Zahntechnikermeister, der mich heute in Empfang nahm und mir meine neue Aufbeißschiene präsentierte.

Um ehrlich zu sein konnte ich mir Monate lang nicht vorstellen, was genau eine Aufbeißschiene ist. Ich habe mir die Finger wund gegoogelt, aber ohne Ergebnis. Am Ende ließ ich mich einfach überraschen:

Ich glaube nicht, dass diese Aufbeißschiene eine gängige Lösung in der Zahntechnik ist. Am ehesten kann man sie wie diese neuen, durchsichtigen Zahnspangen beschreiben. In meinem Fall sind die fehlenden Frontzähne mit eingebaut, die anderen Zähne werden vom durchsichtigen Kunststoff umschlossen. Somit kommt der Druck, der zum Beispiel beim Abbeißen oder Kauen entsteht, nicht auf den Knochenaufbau, sondern wird auf die umschlossenen Zähne aufgeteilt. Man sieht überhaupt nicht, dass dort etwas fehlt und wer genau hinschaut würde schlimmstenfalls denken, dass ich eine Zahnspange trage. Eine wirklich kreative und fantastische Lösung!

Die Schiene saß perfekt, sie musste nicht einmal angepasst werden. Und nachdem auch Dr J zu uns stieß und sich selbst überzeugte, dass alles passt, konnte ich auch schon wieder nach Hause fahren.
 

Zuerst war ich wirklich skeptisch, was diese Aufbeißschiene betraf. Die erste passte wie gesagt nicht richtig, ich hatte Druckstellen und Zahnschmerzen. Als ich sie an hatte, sah ich so aus als wäre mein Gesicht noch angeschwollen und ich war fürchterlich am lispeln. In Tatsache hatte sie also mehr Nachteile als Vorteile. Inzwischen hatte ich mich sogar damit abgefunden, dass ich die Zähne zu Hause garnicht mehr tragen würde, solange der Knochenaufbau einheilen muss.

Doch das tolle Team von Dr J konnte mich mal wieder vom Gegenteil überzeugen. Die jetzige Schiene sitzt perfekt und ich habe ein tolles Lächeln. Ich kann wieder normal sprechen und Niemanden wird auffallen, dass in meinem Mund etwas fehlt.

Ihr Lieben, heute Abend esse ich einen Burger, ohne ihn in alle Einzelteile zu zerlegen!

Es sind die kleinen Dinge, die mir Freude machen. Heute sind es fünf kleine Zähnchen, die meine Lücke schließen.



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