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Ich wollte niemals von euch fort

von

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Kapitel 26

Naruto hob müde den Kopf. Noch immer fühlte er sich von seinem emotionalen Anfall erschöpft, obwohl bereits etliche Stunden vergangen waren. Seine Beine zitterten unkontrolliert, sein gesamter Körper bebte unter den Nachwirkungen und doch erregte eine Bewegung am Tor von Tsunade-o-baa-chans Residenz seine Aufmerksamkeit.

Riss ihn aus der tiefen Melancholie, die ihn jedes Mal fest umklammert hielt, sobald er an sein Versagen erinnert wurde. Quälte ihn, verletze ihn, zerstörte ihn schleichend von innen heraus.

Und doch war er noch nicht bereit von seinem ehemaligen Sensei bemerkt zu werden, zu sehr lehnte der Uzumaki im Schatten eines gewaltigen, mehrere hundert Jahre alten Baumes, dessen sanft wiegende Blätter seine vor Wut, Hass und Trauer gezeichneten Gesichtszüge verbargen.

Die Ecke eines Plakats an der Wand neben ihm flatterte träge im Wind, zu seinen Füßen hatte sich eine kleine, unscheinbare Pflanze aus der Mauerritze gequält und blühte nun in scharlachroten Trauben. Eine ruckartige Bewegung von ihm, und sie wäre zerstört. Ausgelöscht für immer.

Kasumi musste blinzeln, als sie schwankend, an Kakashi geklammert, auf wackeligen Beinen ins Freie trat. Erstaunt stellte sie fest, wie spät es bereits war. Die Sonne stand schon tief am Himmel, zauberte goldene Strahlen über den Rand der Dächer. Ein Schmetterling flog flatternd, sich höher schraubend, vor ihrem Gesicht vorbei.

Das Verhör der beiden Jonin hatte länger gedauert, als sie angenommen hatte. Die Zeit war ihr, wie es schien, durch die Finger geronnen. Kein Wunder also, das der silberhaarige Jonin so nervös gewesen war, als sie auf Ibiki-san gestützt, der eine undurchdringliche neutrale Maske präsentierte, Tsunades Büro betrat. Sie musste bei der Erinnerung daran schmunzeln. Seine Haare hatten noch verwuschelter abgestanden als sonst.

Unerwartet knickte sie beim nächsten zittrigen Schritt ein. Mit einem stummen Schrei auf den Lippen und schreckgeweiteten Augen versuchte Kasumi noch, sich an Kakashis Weste festzuhalten, doch selbst ihre Finger waren noch zu steif, um richtig reagieren zu können.

Der Jonin bewegte sich schnell, wie es sich für einen Ninja seines Ranges gehörte, und ehe Kasumi es realisieren konnte, lag sie in seinen schützenden Armen. Ihre Haare flogen fächerartig um ihren Kopf, bevor sie sich sanft über seinen Arm ergossen.

Besorgt musterte er sie. Bemerkte die Blässe in ihrem schmalen Gesicht, die feinen Schatten unter ihren Augen, den leicht fiebrigen Glanz und doch lächelte Kasumi ihn beruhigend an.

„Es geht mir gut“, wisperte sie sacht, berührte zärtlich seine Wange, woraufhin er ihr einen Kuss auf die Handfläche drückte.

Jäh hob der Hatake unerwartet den Kopf.

Mit dem Wort „Naruto.“ begrüßte er den sechzehnjährigen Shinobi vor sich, der überraschend aufgetaucht war. Erstaunt sah Kasumi über die Schulter, wandte aber gleich darauf verlegen den Blick ab. Wie peinlich! Das Kakashis Schüler sie auch in so relativ intimen Umständen sehen musste. Hoffentlich hatte sie ihren Freund jetzt nicht in eine unangenehme Situation gebracht. Peinlich berührt nagte sie an ihrer Lippe.

„Kakashi, Kasumi-san“, erwiderte Naruto die Begrüßung. „Geht es euch gut?“ Unsicher flog sein Blick kurz zu Kasumi, welche erschöpft aussah, eher er Kakashi zwanghaft in die Augen blickte. Übermäßig unbeteiligt vermied er es auf die entstandene Gegebenheit näher einzugehen.

Kakashi verlagerte etwas das Gewicht auf den Beinen, hob Kasumi dabei ein Stückchen höher. Ihn schien es nicht zu stören, das Naruto die Zärtlichkeit mitbekommen hatte.

„Ja, sicher. Kasumi ist durch das Verhör von Ibiki und Inoichi nur entkräftet und benötigt viel Schlaf und Ruhe.“

„Oh? Wirklich?“ Der Uzumaki wirkte enttäuscht. „Das ist ... schade“, murmelte er deprimiert. Die junge Uchiha sah ihn an, bemerkte die gequälten Gesichtszüge und das Zittern seiner Hände, spürte, wie wichtig ihm dieses Gespräch war. Aber auch sie hatte großes Interesse daran mit Naruto, dem besten Freund ihres Bruders, zu sprechen. „Es ist sehr wichtig ... mir sehr wichtig“, stammelte er unmerklich vor sich hin, während er sich abwesend abwandte.

„Lass mich bitte runter, Kakashi“, bat Kasumi gedämpft. Naruto blieb bei ihren Worten stehen, wandte sich um.

„Bist du dir sicher? Du bist viel zu schwach.“ Kritisch beobachtete der Hatake sie, als die junge Frau vor ihm stand und leicht schwankte.

„Natürlich bin ich sicher.“ Belustigung schwang in ihrer Stimme mit. „Und zur Not habe ich noch immer Naruto, der mir helfen wird, nicht wahr?“, wandte Kasumi sich an den jungen Uzumaki.

„Ha ... Hai, Kasumi-san“, stammelte dieser überrumpelt, während sie ihn verschmitzt anlächelte. Trotzdem konnte er ihr die Erschöpfung ansehen, die geradezu danach schrie behandelt zu werden. Warum quälte sie sich also so? Nur seinetwegen? Nur weil sie bemerkt hatte, dass es ihm wichtig war mit ihr zu reden? Warum tat sie das für ihn?

Der junge Nara Shikamaru schlenderte langsam Richtung Tsunades Büro. Gelangweilt bemerkte er Naruto, aber er war viel zu faul ihn zu begrüßen. Genervt schnaufte er. Was wohl die Hokage wieder von ihm wollte? Seit er Chunin geworden war, nervte sie ihn mit immer mehr Aufträgen. Lieber würde er jetzt mit Asuma eine Runde Shogi spielen, oder einfach nur die Wolken mit seinem besten Freund Choji beobachten. Wieder seufzte er auf und stieß die Eingangstür auf.

„Du kannst schon mal nach Hause gehen ... Schatz.“

Kakashi vernahm das kurze Zögern in ihrer Stimme, als sie den Kosenamen aussprach. Heimlich seufzte er. Sie hatten beide noch einen weiten Weg vor sich. Zu sehr hatten sie sich von jeder Gefühlsregung abgeschnitten. Hatten sich verboten überhaupt irgendeine eine Art von Zuneigung zuzulassen.

„In Ordnung“, stimmte der Jonin ihr zu, machte aber keine Anstalten zu gehen. Kurz nickte er Iruka zu, der auf dem Weg zur Akademie war und fast hinter einem schwankenden Stapel Bücher verschwand.

„Du wolltest mit mir reden?“ Kasumi blickte den Blonden aufmerksam an.

„Ja, irgendwo, wo wir ungestört sind.“

Unschlüssig sah sich die junge Frau um, ein wenig Farbe war in ihre blassen Wangen zurückgekehrt.

„Wie wäre es über den Hokage-Köpfen?“, schlug Naruto unvermittelt vor. „Dort gibt es einen kleinen bewaldeten Hang, unterhalb eines Felsvorsprungs und Konoha ist von dort im Abendrot überwältigend.“ Er lächelte ein wenig. „Meint ihr, ihr schafft das, Kasumi-san?“

„Mir liegt sehr viel daran mit dir zu sprechen“, entgegnete sie ihm; liebevoll lächelte sie dabei.

Erstaunt sah der Uzumaki Sasukes Schwester an; stumm nickend nahm er ihre Antwort zur Kenntnis. Selbst wenn er nur mit Kasumi redete, wurde er schmerzhaft an Sasuke erinnert und verspürte einen qualvollen Stich in der Brust.

Er hatte versagt! Hatte Sakura schwer verletzt, konnte sein Versprechen ihr gegenüber nicht halten. Er war ein Versager. Er war zu schwach. Immer noch. Und er würde es immer bleiben, gestand er sich abgekämpft ein.

Bekümmert schloss er die Augen, merkte wie seine Maske zersprang, unterdrückte den Drang zu weinen. Es gehörte sich nicht für einen Shinobi Gefühle zuzulassen.

Unerwartet sanft spürte er eine Hand an seiner Wange.

Erstaunt sah er auf.

„Was ist los, Naruto?“, flüsterte Kasumi, während sie ihn mitfühlend ansah.

Überwältigt von dem Verständnis in ihren Augen schluchzte er trocken auf, bevor ihn seine Gefühle überwältigten und er sich abwandte, damit sie seine Tränen nicht sah. Unerwartet wurde er festgehalten, weiche Arme schlangen sich um seine Schultern und hielten ihn fest. Zogen ihn an eine weibliche Brust.

Naruto versteifte sich, eher er sich umdrehte, seine Arme um die junge Frau schlang und lautlos zu weinen begann. Stumm zuckten seine Schultern. Krampfhaft klammerte er sich an Kasumi, schrie all den Schmerz heraus, den er in den vielen Jahren seit seiner Kindheit stillschweigend in sich hineingefressen hatte.

Es tat so gut, von jemandem gehalten zu werden. So fürsorglich wie es eine Mutter tun würde.

„Sch ... Es wird alles wieder gut, Naruto. Glaub mir.“ Sanft strich Kasumi ihm übers Haar, umarmte ihn fester, gab ihm den Trost und Halt, den er verzweifelt suchte und wiegte sich beruhigend hin und her, wie ihre Mutter es immer getan hatte, wenn sie traurig oder verletzt war. „Alles wird gut“, flüsterte sie. „Alles wird gut.“

Schließlich löste Naruto sich aus ihrer Umarmung, wischte sich verlegen die Tränen weg und bemerkte anschließend verblüfft, dass sie im Schatten einiger Bäume über den Hokage-Köpfen saßen und die Sonne bereits begann im Westen von Konoha unterzugehen.

Er musste wirklich sehr neben sich gestanden haben, wenn er sich nicht daran erinnern konnte hierher gekommen zu sein.

„Es tut ...“, begann er verlegen, doch Kasumi unterbrach ihn.

„Schnickschnack. Es muss dir nichts leid tun.“ Sie blickte in die Ferne. Am Horizont begann langsam blutrot die Sonne zu versinken. „Es tut deiner Seele unglaublich gut, den Schmerz zuzulassen, auch wenn du noch nicht darüber reden kannst, was dich bedrückt.“ Die junge Frau lächelte ihn ermutigend an.

Der Wind fuhr durch die Bäume. Leise raschelte das Gras zu ihren Füßen. Ein Eichhörnchen schraubte sich geschwind einen Baum in der Nähe empor.

Es war ein friedlicher Abend, beide Shinobi schwiegen einträchtig.

„Kasumi-san ...“

„Lass bitte das –san weg. Einfach nur Kasumi.“ Sie zog die Beine an und bettete den Kopf auf ihre Knie.

„Warum? Es ist respektvoll. Du bist älter als ich.“ Naruto runzelte die Stirn.

„Ich mag es nicht“, antwortete Kasumi schlicht. „Ich bin einfach nur Kasumi und werde es immer bleiben.“

Der Uzumaki schwieg überrascht. Wie es schien, hatte sie selbst mit inneren Dämonen zu kämpfen. Konnte er sie mit seinen Gedanken, Problemen belästigen?

Der Himmel wurde violett, ein paar Wolken zogen vorbei und der Wind wurde frischer. Kasumi stupste ihn an.

„Du wolltest reden, Naruto?“

Der junge Shinobi schwieg eine Weile. Schließlich seufzte er leise und blickte auf; sah ihr direkt in die Augen, die denen von Sasuke glichen und doch so anders waren. Wärmer. Es war ein warmes Schwarz, ein freundliches Schwarz. Sie war anders.

„Es geht um Sasuke“, begann Naruto, nun entschlossener. Er wusste, er fühlte, Kasumi würde ihm helfen. „Nachdem Sasuke Konoha verließ, uns, seine Freunde, verließ, gab ich Sakura das Versprechen ihn mit allen Mitteln zurückzuholen. Weil ... weil sie ihn liebte.“ Er blickte auf seine verkrampften Hände. „Aber bisher verliefen alle Begegnungen mit ihm gleich. Ich versagte jedes Mal, wurde von ihm besiegt. Er war mir immer stark überlegen.“ Er brach mit gebrochener Stimme ab.

Naruto wusste nicht genau warum, aber mit Kasumi konnte er leicht über seinen besten Freund und dessen Verlust für ihn reden. Besser, als mit jedem anderen in Konoha. Besser als mit Sakura.

„Sasuke wird zu einem blindwütigen Rachefeldzug getrieben“, sagte Kasumi schließlich leise. Erstaunt sah Naruto sie an. „Kakashi hat mir viel erzählt.“ Sie schwieg einen Moment. „Er ist sehr stolz auf euch“, flüsterte sie.

Naruto schnaubte. „Stolz? Auf was sollte er stolz sein? Sein Team ist zerbrochen, seit Sasuke uns verlassen hat.“

„Gib ihm nicht alleine die Schuld, Naruto“, ermahnte die Uchiha ihn sanft. „Hätte Itachi nicht die Menschen umgebracht, die er liebte, wäre all dies nicht geschehen ... Ich kann ihn verstehen“, fügte sie beinahe unhörbar hinzu.

Von allen Seiten erklang ein Tosen, ein Schwirren und Flattern. Der Ansturm einer riesigen, unzählbaren Anzahl von Flügeln. Ein großer Schwarm Sagi, majestätische Reiher, zog mit dem typisch lauten Rauschen ihrer weißen Flügel gen Westen.

„Bei einem meiner weiteren zahllosen Versuche Sasuke zu retten, Sai und Yamato begleiteten uns damals, scheiterte ich erneut.“ Der Uzumaki stockte einen Moment. „Damals brach ich zusammen, weinte und beklagte, dass ich es wieder nicht geschafft hatte, ihn zurückzubringen. Doch Sakura beteuerte, selbst unter Tränen, dass Weinen ihn auch nicht zurückbringen würde. In diesem Moment zerbrach etwas in mir.

Es war, als fiele ich in ein tiefes Loch, war nicht mehr Herr meiner Sinne ... Und diesen Moment der Schwäche nutzte Kyubi aus, so dass ich die Kontrolle über ihn verlor, er sich materialisieren konnte und es zu einem gewaltigen Kampf mit ihm kam. Yamato konnte zwar das Chakra des Kyubi erneut unterdrücken, doch leider verletzte ich zuvor noch Sakura, die sich nur sehr schwer von den negativen Eigenschaften des Kyubi-Chakras erholte.“

Noch immer schauderte ihn die Erinnerung daran, seit Yamato ihm erzählt hatte, dass er es gewesen war, der seine Teamkameradin so schwer verletzt hatte. Seitdem hatte er das Chakra des Neunschwänzigen nicht mehr zum Schutz seiner Freunde, seiner Heimat benutzt. Doch das zeigte nur wieder, wie schwach er doch war. Wie unnütz. So konnte er niemals seinen besten Freund nach Hause holen.

„Ich habe dadurch erkennen müssen, wie durch und durch bösartig Kyubi in Wirklichkeit doch war“, gab er mit zitternder Stimme zu. „Ich schaffe es noch nicht mal, meine Freunde zu beschützen. Weder vor Gegnern, noch vor mir.“ Er brach mit entsetzten Augen ab.

Kasumi, die bisher schweigend Narutos Worten gelauscht hatte, stieß den angehaltenen Atem leise aus. Ihr fehlten fast die Worte, so erschüttert war sie.

„Du hast eine seltene Gabe. Kakashi hat mir davon erzählt. Mit der einzigartigen Gabe ohne groß Worte zu wechseln und mit jedem sofort Freundschaft zu schließen wirst du noch viel verändern. Du wirst sicher ein beispielloser Hokage werden, wenn die Zeit dafür reif ist.“ Sie lächelte ihn ermutigend an.

„Und Sasuke werden wir zurückholen. Gemeinsam.“

„Danke, Kasumi“, flüsterte Naruto ergriffen. „Danke.“ Er schlang die Arme um die junge Frau.

Lachend drückte sie ihn an sich. „Geht es dir besser, hmm?“

„Ja!“, lachte er, ein wenig glücklicher, nachdem er über seine tief vergrabenen Gefühle reden konnte. „Ich stehe für das ein, was ich verspreche und ich habe Sakura versprochen Sasuke zurückzubringen. Auch wenn es bisher so lange gedauert hat. Und auch wenn sie mich bat, mein Versprechen ihr gegenüber zu vergessen.“ Er streckte euphorisch lachend die Arme in den Himmel.

„Es geht hier schon lange nicht mehr nur um Sakura, denn ich bin bereit, mein Leben in unzähligen Kämpfen für meine Überzeugungen aufs Spiel zu setzen. Mehr denn je. Mein Wort ihr gegenüber ist ein Schwur auf Lebenszeit. Und ich nehme mein Wort nicht zurück. Das ist mein Nindo!“

Kasumi blickte in den indigoblauen Himmel über Konoha. Der Wind spielte mit ihren Haaren; abwesend strich sie sich ein paar verwirrte Strähnen aus dem Gesicht. „Man misst einen Shinobi nicht an dem wie er lebte, sondern daran wie er stirbt. Es geht nicht darum was er tut, während er lebt, sondern darum was er vor dem Sterben getan hat.“

Gedankenverloren spielte sie mit einem Grashalm. Sie versuchte, Naruto begreiflich zu machen, das er alles anders als schwach war. Im Gegenteil! Er war ein sehr starker Ninja.

„Ein Shinobi ist jemand, der beständig bleibt und alles aushält, egal was passiert. Und du bist so ein Ninja. Bestimmt haben dir deswegen die Dorfbewohner den ‚Wille des Feuers' anvertraut.“ Sie sah ihn an. „Weißt du, was das bedeutet?“

Stumm schüttelte er den Kopf. Er meinte zwar, dass er diesen Begriff schon mal vom Hokage der Dritten Generation gehört hatte, als dieser sich mit Iruka unterhielt, allerdings erinnerte er sich nicht mehr genau daran.

„Hi no Ishi, oder eher der ‚Wille des Feuers' wurde als Ideal vom jüngeren Nachkommen des Rikudo Sennin begründet. Er war der Ansicht, dass Liebe und nicht Krieg der Weg zum Frieden sei. Und auch Senju Hashirama vertrat die gleiche Ansicht wie sein Vorfahre, deswegen machte er dies zu seinem Nindo. Seitdem wird der ‚Wille des Feuers' von Generation zu Generation in unserem Dorf weitergegeben. Und er besagt einfach, dass ein echter Konoha-Shinobi sein Dorf lieben und schätzen, an es glauben und für das Dorf kämpfen soll, so wie es Generationen vor ihm getan haben.“ Kasumi blickte ihn bewegt an. „Werden wir ihm gerecht.“
 

~. . . ~
 

Der Tag begann friedlich in Konoha. Nebelig ... Kühl ... Träge. Eingehüllt im duftigen Wohlgeruch vollreifer Pflaumen, im Dunst der aufgehenden Sonne. Nebelbänke hingen in den uralten Bäumen rund um das Dorf.

Wochen waren vergangen seit dem Treffen der Ratsmitglieder. Tage voller Unbehagen und Selbstzweifel, mit denen Kasumi ihre Umgebung schier in den Wahnsinn zu treiben schien. Selbst Daisuke und Kakashi, zwischen denen eine gewisse Antipathie herrschte, hatten sich zusammengerauft, um die junge Frau abzulenken. Der blonde Mann ging sogar so weit, ihr zu drohen, dass er in den nächsten Tagen aus Konoha abreisen würde, wenn sie weiterhin so ihre Nerven strapazierte.

Ihre Antwort bestand aus einer einzigen fürchterlich lächerlichen Grimasse, ehe sie lachend davon rannte.

Das Shubun no Hi, das Herbstfest, lag nun bereits ein paar Tage hinter ihnen, als ein Bote auftauchte.

„Uchiha Kasumi, die Godaime Hokage erwartet dich. Die Entscheidung ist gefallen.“

Die junge Frau wurde blass, ihre Hände begannen vor Aufregung unkontrolliert zu zittern, bis Kakashi diese ergriff und ihr beruhigende Worte ins Ohr flüsterte. Daisuke stand hinter ihnen wie ein Wächter aus uralter Zeit.

Ruhig, gelassen, Furcht einflößend.

Bis er die sanften Zärtlichkeiten bemerkte, die die beiden Menschen vor ihm austauschten. Unerwartet verspürte er einen schmerzhaften Stich. Er mochte Kasumi mehr, als er es sich eingestehen wollte. Doch er hatte seine Entscheidung getroffen. Daisuke würde alles dafür tun, damit Kasumi glücklich wäre ... Was nicht hieß, dass er sich nicht ein wenig mit Kakashi amüsieren könnte.

Ein diebisches Lächeln schlich sich auf seine Gesichtszüge, während sie gemeinsam Tsunades Ruf folgten.
 

~. . . ~
 

Dichter schwerer Nebel hing in den verzweigten Baumkronen, waberte über den feuchten, moosigen Boden, in solch dunklem schiefergrau, dass die beiden vermummten Gestalten nur schwer die schwachen Silhouetten der umgebenden Stämme erkennen konnten.

Wie von fern erklang bei jedem ihrer Schritte das helle Klingen kleiner Glöckchen durch die wabernde Nebelwand, die jedes kleinste Geräusch dämpfte. Selbst die Vögel schwiegen zu dieser Stunde; feine Tröpfchen hafteten an ihren langen, schwarzen Mänteln. Erschwerten ihre sonst leichtfüßigen Bewegungen.

„Der Nebel ist ein Geschenk“, bemerkte einer der Männer. Fast schon vergnügt erscholl seine raue Stimme hinter dem kinnhohen Kragen seines Mantels.

„Hm“, kommentierte der Jüngere dumpf die Aussage seines Partners. Eine Weile später fügte er monoton hinzu: „Ich weiß, wie wir durch die Barriere, die Konoha umgibt, kommen, ohne bemerkt zu werden.“

„Ja“, erwiderte der Andere, als sie am Waldrand standen, der Nebel ein wenig aufriss und den Blick auf den hölzernen Schutzwall und die sich weit darüber spannende Barriere preisgab. Ein kleiner Sonnenstrahl, wie ein Fingerzeig Kamis, tauchte das Dach der Residenz in funkelndes Rot, doch im Osten zogen bereits Gewitterwolken auf.

„Das wird ein leichtes Spiel für dich. Gehen wir.“
 

~. . . ~
 

Die junge Frau strahlte mit der Sonne um die Wette, die immer noch ein wenig schien, als sie in Begleitung von Kakashi und Daisuke das Büro des Feuerschattens der fünften Generation verließ. Ab heute war es also offiziell! Wie einen kostbaren Schatz trug sie dabei das Zeichen ihrer Dorfzugehörigkeit vor sich her.

Kasumi drückte das Stirnband bewegt an sich. Endlich hatte die Ungewissheit ein Ende. Tsunade hatte sich gegen die Ratsmitglieder durchgesetzt und selbst vor dem Daimyo von Hi no Kuni die Hand für die junge Uchiha ins Feuer gelegt. Sie schwor sich, Tsunade niemals zu enttäuschen. Immerhin war sie es gewesen, die es ihr erst ermöglichte, mit Kakashi zusammenzuleben.

Unerwartet blieb sie stehen. Dieser Gedanke! So flüchtig und unscheinbar.

„Wo willst du hin, Kasumi?“ Scharf knallte die Frage durch ihr Bewusstsein, riss sie aus dem Dämmerzustand der Erinnerungen.

„Hu?“ Verwirrt sah die junge Frau zu ihm auf. Kakashi musterte sie mit ernstem Blick. „Was meinst du?“

„Du wirkst so abwesend, als ob du irgendeine Schandtat planen würdest.“

„Wie bitte?“ Entrüstet stemmte sie die Hände in die Hüften und funkelte ihn an. „Was heißt hier Schandtat? Habe ich nicht bewiesen, dass man mir vertrauen kann? Warum unterstellst du mir also so was?“

Etwas hilflos zuckte Kakashi mit den Achseln, konnte aber nicht mehr von seinem bereits eingeschlagenen Weg abweichen. Kasumi hörte so etwas wie „Nur so ein Gefühl.“ und „Dein Gesichtsausdruck.“. Sie schnaubte empört.

„Sagst du trotzdem, was du vorhast?“

Überrascht wandte sie sich an den Kopfgeldjäger. „Stehst du etwa hinter ihm?“ Verletzlichkeit, gepaart mit der typischen Uchiha-Arroganz, lag in ihrer Stimme.

„Nein“, entgegnete der Blonde ruhig. „Ich will lediglich wissen, was in deinem hübschen Köpfchen vorgeht. Denn, so ungern ich es zugebe, Kakashi hat Recht. Irgendetwas heckst du doch aus, oder? Und du solltest vorsichtiger sein. Noch immer stehst du unter Beobachtung.“ Er grinste überlegen.

Die Uchiha seufzte leise. „Ich ... ich wollte ins Uchiha-Viertel. Mein zu Hause sehen.“ Sie lächelte, doch in ihren Augen lag eine große Traurigkeit. „Ich hatte mir gedacht“, flüsterte sie erstickt, „dass Kakashi und ich dort zusammenleben könnten.“ Sie sah zum Himmel auf und versuchte dabei die aufsteigenden Tränen wegzublinzeln.

So wie es aussah, würde es bald Regen geben.

„Kasumi ...“, begann Kakashi, unsicher, wie er sich verhalten sollte, konnte er doch nicht so einfach seine unbedachten Worte zurücknehmen. Befangen streckte er eine Hand aus, ließ sie aber gleich darauf wieder sinken. Daisuke, der neben ihm stand, verdrehte die Augen.

„Du kommst doch wieder?“

Verwirrt riss Kasumi den Blick von den Wolken und sah Kakashi an. Die fein geschwungenen Augenbrauen gerunzelt.

„Was meinst du damit?“

Er blickte verlegen zur Seite. „Verlier dich nicht an diesem Ort, der nur Kummer und Schrecken in sich birgt. Seit jenem schicksalhaften Tag hat niemand mehr die Schwelle zum Viertel überschritten. Ich weiß nicht, was dich dort erwarteten wird, aber ich bin sicher, es wird schmerzhaft sein.“

„Jetzt mach nicht so einen Aufstand, Kakashi“, warf Daisuke ein, der bis dahin schweigend zugehört hatte.

Der Jonin zuckte ein wenig zusammen. Daisuke, diesen ungehobelten Kerl, hatte er vollkommen vergessen.

„Kasumi ist erwachsen und stark. Sie weiß was sie tut“, fügte der blonde Mann hinzu.

„Misch dich nicht ein!“, fauchte der Hatake und machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber dem Kopfgeldjäger. „Das geht dich rein gar nichts an. Außerdem kennst du Kasumi nicht so gut.“

„Aber du?“, höhnte der Blonde. „Du, der sie sechzehn Jahre lang nicht gesehen hat?“ Es machte ihm einfach viel zu viel Spaß den Hatake zu reizen.

Kasumi stöhnte auf. Sie strich sich eine verwirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Glöckchen klangen leise im Wind. Würden sich die beiden Männer jemals vertragen? Sie hatte keine Lust ihren erneuten Streit zu schlichte. Wiedermal.

Zwar hatte Kakashi ein gewisses Unbehagen in ihr hervorgerufen, doch würde sie sich nicht davon abhalten lassen ihr zu Hause aufzusuchen. Den Ort, an dem sie ihre Kindheit verbracht hatte. Der Ort, an dem Itachi als ein fröhlicher, unbeschwerter Junge aufwuchs. Den Ort, an dem er alles zerstört hatte, was ihr wichtig war.
 

~. . . ~
 

Noch wurde Kasumi nicht von den beiden Männern vermisst, die sich angriffslustig gegenüberstanden, doch eine Bewegung lenkte Kakashi vom Streit mit Daisuke ab. Überrascht schaute der Jonin auf.

„He ihr beiden, was sehe ich denn da?“

Verwirrt drehte sich der Kopfgeldjäger um. Im ersten Moment dachte er, es wäre ein Trick von seinem Rivalen, andererseits, der Hatake würde niemals zu solch unlauteren Mitteln greifen.

„Ihr beiden versteht euch ja richtig gut. Habt ihr etwa ein Date?“

Prompt wurde die junge Frau, deren dunkle, lockige Haare in weichen Wellen über ihre schmalen Schultern fielen, verlegen. „Unsinn“, wiegelte sie ab. „Anko hat mich nur gebeten, für sie Reisklöße zu kaufen. Dabei habe ich Asuma getroffen, wie er mit seinem Team Gyutan essen war.“ Sie errötete leicht.

„Viel lieber solltest du uns sagen, was ihr hier macht, Kakashi“, warf der Sarutobi locker ein; eine Zigarette hing ihm lässig im Mundwinkel. „Euren Streit hat man schon zwei Straßen weiter gehört.“

Erbost wandte sich Kakashi an den Blonden. „Das ist alles deine Schuld“, presste er heiser hervor.

„Meine?“ Gespielt verwundert blickte Daisuke ihn an. „Wer führt sich denn hier wie ein liebeskranker Vollidiot auf?“ Ungehemmt plauderte er los.

„Ist das so?“ Erfreut sah die junge Jonin Kakashi an, dabei lächelte sie sanft. „Das freut mich sehr.“ Unbedacht lehnte Kurenai sich an Asumas Schulter, der die Hände locker in seine Taschen gesteckt hatte.

Dieser kurze, friedliche Moment wurde jäh durch einen unbeherrschten Ruf gestört, als laut „Uchiha Itachi und Hoshigaki Kisame sind ins Dorf eingedrungen!“ erklang.

„Kasumi!“, entfuhr es Kakashi entsetzt, zeitgleich stieß Sarutobi fassungslos „Naruto!“ hervor. Sekundenlang starrten sich die Vier an, ehe der Hatake Kurenai und Asuma zunickte, die sich um den Nukenin aus Kirigakure kümmern sollten, während er Daisuke bedeutete ihm zu folgen.

Kakashi spürte einfach, dass Itachi seine Schwester verfolgte. Die Einzige, die neben Sasuke noch am Leben war. Die ihm gefährlich werden konnte.

Als die beiden Männer Richtung Uchiha-Viertel losliefen, sprangen Kurenai und Asuma auf die Dächer der umliegenden Geschäfte, auf der Suche nach dem Hoshigaki.

Wolken zogen in tausend Grautönen über das Hokage-Monument und dazwischen blitzte das Abendrot; unterdessen sprangen Shinobis hastig zwischen unbescholtenen Bürgern umher und über Konohas Dächer.

Ein böiger Wind wirbelte den Staub auf der Straße auf, die nun wie ausgestorben da lag.
 

~. . . ~
 

Kisame verharrte abrupt in seiner Bewegung, als vor ihm zwei Konoha Shinobis am Ufer eines sanft dahin fließenden Flusses auftauchten. Dumpf dümpelte ein Boot in den seichten Wellen; zwischen Seerosenblättern schwammen einige Enten. Über ihm war der Himmel dunkel wie Schiefer.

„Du bist nicht aus unserem Dorf“, stellte Asuma nach einem Blick auf seine Kleidung überflüssigerweise fest. „Was willst du hier?“ Der Sarutobi runzelte die Stirn, die Zigarette hielt er locker in der linken Hand. Wind wirbelte Kurenais lange Haare auf.

„Du bist mit Sicherheit nicht ohne Grund hier. Also, was willst du?“, verlange Asuma wiederholt zu wissen.

„Geht mir lieber aus dem Weg. Ihr seid nicht mein eigentliches Ziel.“ Abfällig erklang die dunkle Stimme des Hoshigaki unter dem Rand seines kegelförmigen Hutes hervor, als er langsam den Kopf hob.

„Akatsuki wird den Neunschwänzigen nicht bekommen. Verschwinde von hier, aber ein bisschen schnell.“

Kisame griff mit einer flinken Bewegung nach Samehada auf seinem Rücken. Die schwarzen Aufschläge seines Mantels flogen flatternd auf, entblößten das rote Innenfutter, als er drohend sein Schwert vor Asuma niedersausen ließ.

„Du nervst ganz schön“, stellte er provozierend fest; dabei entblößte er eine Reihe spitzer Zähne, als er hämisch lachte.

Eine gespannte Ruhe breitete sich zwischen den Shinobis und ihrem Gegner aus. Kurenai beobachtete den Hoshigaki genau. Sie wusste nur zu gut, um seinen gefährlichen Ruf und dessen Taten in seinem Heimatland.

Unerwartet griff der Riese aus Mizu no Kuni an. Sein Schwert sauste auf die ungeschützte Frau nieder, nur mit Mühe gelang es dem Sarutobi den Angriff mit seinen Chakramessern zu blocken. Schützend stand er vor Kurenai, während der Hoshigaki immer mehr den Druck auf Samehada verstärkte.

Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte die Yuhi zum Vorbereiten ihres eigenen Angriffes. Wabernd verschwand sie vor seinen Augen, doch ehe sie ihren Gegner in ihrem Genjutsu gefangen nehmen konnte, durchbrach Kisame Asumas Verteidigung. Dabei verletzte er den Jonin am Oberarm.

Zischend hielt Asuma sich die blutende Wunde. Warm tropfte sein roter Lebenssaft auf die staubige Erde.

„Mein Schwert Samehada schneidet nicht, es sägt!“, lachte Kisame. „Es zersägt Chakra und absorbiert es.“

Immer dunkler wurde es über Konoha. Der Wind wurde kräftiger. Zerrte die Blätter von den Bäumen.

„Beeil dich, Kurenai“, murmelte er.

Kisame schwang sein Schwert herum, dumpf prallten die zerschnittenen Luftmassen zusammen, ehe die Rückseite von Haifischhaut die angreifende Kurenai frontal traf und auf den nahegelegenen Fluss beförderte.

„Kurenai!“ Panik lag in Asumas Stimme.

„Pass lieber auf!“, lachte der Nukenin schadenfroh. „Die Möglichkeiten laufen dir davon, Asuma. Itachi wird sich das holen, weswegen er hier ist.“

Itachi! Verdammt, es stimmte, der Uchiha war nicht hier! Asuma biss sich auf die Lippe. Er war unaufmerksam gewesen. Waren sie in eine Falle von Akatsuki getappt?

Kisame nutzte die Verwirrung des Sarutobi, um erneut anzugreifen, welcher den Angriffen aber geschickt auswich, in dem er Chakra in seine Füße schickte und sich nach hinten fallen ließ.

Samehada sauste knapp über seinen Körper hinweg. Zeitgleich lenkte der Sarutobi einen Teil seines Futon-Chakras in die Messer, griff den nun ungeschützten Hoshigaki frontal an und verletzte ihn an der Wange.

„Was?!“ Der Akatsuki sprang außer Reichweite, kniff wütend die Augen zusammen und begann mit dem Formen der Fingerzeichen für Suikodan-No-Jutsu, seinem Wasser-Haifisch-Geschoss, aber noch ehe er sein Jutsu ausführen konnte griff ihn Gai von hinten mit einer seiner Taijutsu-Technik an, woraufhin der Hoshigaki einige Meter zurückgeschleudert wurde, an Asuma vorbeischoss und hart gegen einen Baum prallte. Einen Moment lang blieb er benommen liegen.

„Wo kommst du denn jetzt auf einmal her, Gai?“ Asuma richtete sich langsam auf.

„Na ja, einer von Kakashis Ninken hat mich informiert, das Akatsuki sich aufgeteilt hat und da wollte ich nur mal vorbeischauen.“ Grinsend warf er sich in Pose.
 

~. . . ~
 

Kasumi stieß das große Eichenportal zum Uchiha-Viertel knarrend auf. Ein feiner Nieselregen hatte bereits eingesetzt und legte sich wie ein grauer Schleier auf ihre Haare, die sich in der feuchten Luft zu kräuseln begannen.

Gespenstige Stille schlug ihr entgegen, obwohl hinter ihr das Leben Konohas pulsierte. Vage erinnerte sie das an einen ihrer unzähligen Träume.

In ihrer Nähe stoben einige Krähen aus einem der düster wirkenden Bäume auf.

„Es scheint so, als ob man diesen Ort vollkommen vergessen hätte“, murmelte sie traurig, dabei strich sie über den morschen Stützpfeiler des Eingangstores, an dem das Uchiha-Wappen prangte.

Langsam ging sie an der Hauptverwaltung der Polizei vorbei. Hier zierten mehrere dunkle Flecken den Boden. Der Wind zog unnatürlich kalt um die Ecken des Gebäudes und als sei dies nicht schon schlimm genug, begann ein Windspiel in der Nähe zu spielen.

Schnell ließ sie von dem Anwesen ab und ging zurück auf die Straße. Sie folgte der Spur aus Blut, die sich quer durch das Viertel zog und selbst die hellen Hauswände zierte. Kasumi fühlte sich schlecht. Tief vergrabene Schuldgefühle drängten an die Oberfläche, ließen sie straucheln. Keuchend stützte sie sich an einer Hauswand ab. Ihre Finger gruben sich in einen Riss, der damals entstanden sein musste.

Sie hätte hier sein sollen. Sie hätte Itachi darin hindern müssen, diesen Massenmord zu begehen. Was hatte es nur ausgelöst, das ihr kleiner, sanfter Bruder, zu solch einem Monster wurde?

Die Uchiha sah auf. Die Zeit schien stillzustehen.

Dieses Tor hätte sie überall wieder erkannt. Sie stand vor dem Anwesen des Clanoberhauptes. Das Hoftor stand einen Spalt weit offen. Gerade weit genug, dass eine schlanke Person, oder ein Kind hindurchgepasst hätte.

Da irgendetwas das Tor blockierte, quetschte sich Kasumi mühsam hindurch.

Sie schob die Eingangstür des Hauses auf. Dunkelheit und abgestandene Luft, die seit Jahren nicht mehr bewegt worden war, schlug ihr entgegen wie eine Wand. Die Dielen unter ihren Füßen knarrten und quietschten bei ihren Schritten. Staubwolken wirbelten auf und doch ging sie weiter.

Vorsichtig schob Kasumi die fast verschlossene Tür zur Küche auf. Es war mühseliger, als sie erwartet hatte und dabei hoffte sie, dass nicht gleich alles über ihren Kopf zusammenbrechen würde.

Staub bedeckte die Möbel und den Boden. Eine halb geschlossene Schublade erweckte ihr Interesse. Vorsichtig öffnete Kasumi sie, ein gesprungener Bilderrahmen lag darin. Behutsam hob sie das Bild heraus, wischte über das rissige Glas. Ihre Kehle verkrampfte, als sie die Tränen zurückdrängte. Erinnerungen an längst vergangene Tage stiegen an die Oberfläche. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie dieses Foto entstanden war. Wie sehr sie doch ihren kleinen Bruder geliebt hatte. Trocken schluchzte sie auf.

„Was hast du nur getan, Itachi?“, klagte sie.

Überraschend hörte sie Kinderfüße über den Flur rennen, helles Lachen schallte von den Wänden. Jäh wandte Kasumi sich um, stürzte kopflos aus der Küche und doch empfing sie nur die Dunkelheit des Flurs.

Schwer atmend lehnte sie an der Wand, die Hand mit dem Bild auf ihr heftig schlagendes Herz gepresst. Es war nur eine Erinnerung gewesen. Nur eine Erinnerung. Schwach meinte sie zu sehen, wie Itachi an ihr vorbei rannte und schlitternd in das Empfangszimmer stürzte.

Sie schluckte mühsam. Wie recht Kakashi doch hatte. Zu viele Erinnerungen, zu viele Geister, die hier ihr Unwesen trieben.

Die kleine Lampe in ihrer Hand warf flackerndes Licht in den abgedunkelten Raum, den sie gerade betrat; durch die hohen Schiebetüren fiel schwach Tageslicht herein, bevor sie diese zur Seite schob und die Fenster des Wohnzimmers weit öffnete.

Entsetzt taumelte sie zur Seite, schnitt sich am Fensterbrett an den Scherben einer umgefallenen Blumenvase, als sie achtlos nach einem Halt tastete.

Blut.

Jede Menge altes, eingetrocknetes Blut zierte die Schiebetüren und den Boden, sodass es wie das Massaker erschien, das es gewesen war. Umgestürzte Möbel, schiefe Bilder an den Wänden, zerfetzte Kissen. Kein Mensch hatte nach dem Geschehen etwas verändert. Alles sah noch wie damals aus, als Itachi seine Familie abgeschlachtet hatte.

Wie mit Blindheit geschlagen starrte Kasumi auf den eingetrockneten Wasserfleck zu ihren Füßen. Die Blumen waren zu Staub zerfallen, als sie darauf getreten war.

Sie spürte das einengende Gefühl in der Brust, welches immer größer zu werden schien, wenn man gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfte, die unausweichlich herausdrängten.

Es war klar gewesen, dass es schwer für sie werden würde, aber das es ihr so zusetzte, hätte sie niemals gedacht. Aufgewühlt taumelte sie ein paar Schritte orientierungslos durch den Raum, bis sie gegen eine Wand stieß. Staub rieselte von der Decke.

Sie blinzelte gegen die Staubflocken an, die ihr in die Augen drangen, wischte sich gerade mit dem Handrücken die Tränen weg, als überraschend eine Diele im Flur knarrte. Hastig hob sie den Kopf, spähte angestrengt in die Dunkelheit des Korridors. Schwarze Schlieren zierten ihre schmutzige Wange.

„Kasumi“, ertönte eine kalte, monotone Stimme aus der Finsternis. Weitere Dielen quietschten bei seinen Schritten. Ein Blitz zeriss in diesem Augenblick das Firmament und blutrote Sharingan hinter einem Vorhang aus schwarzen Haaren funkelten ihr aus den Schatten entgegen. Das Metall seines Stirnschutzes blitzte beim nächsten Blitz auf, offenbarte den horizontalen Kratzer über dem Dorf-Symbol.
 

~. . . ~
 

Asuma presste die Hand auf die Wunde an seinem Arm, versuchte damit die Blutung zu stoppen.

„Ich bin überrascht“, gestand der Akatsuki, während er sich aufrappelte. Flüchtig wischte er sich das Blut vom Mundwinkel. Er warf seinen Hut zur Seite. Jetzt war die Zeit gekommen, ernst zu machen.

Ein Blitz zuckte über den Himmel. Der Wind riss die Blätter von den Bäumen. Dunkle Wolken schoben sich übereinander, türmten sich zu einem gewaltigen Gewittergebirge auf.

„Hoshigaki Kisame, das Monster aus Kirigakure. Abtrünniger Ninja, wegen Ermordung des Fürsten und Landesverrat wirst du in Mizu-No-Kuni steckbrieflich gesucht.“ Gai blitzte ihn an.

„Du kennst meinen Namen ... Welche Ehre.“ Amüsiert lachte der Hoshigaki auf. Sein Griff um Samehada verstärkte sich. Das Leder knirschte leise. Er spannte seinen Körper an, leitete Chakra in die Fußsohlen und stieß sich dann ab. Blitzschnell raste er auf die junge Frau zu.

Mit einem lauten „Konoha Wirbelwind.“ warf sich Gai zwischen die geschockte Kurenai und schmetterte den Akatsuki aus seiner Bahn.

Der Hoshigaki schlitterte geduckt einige Meter über den Fluss, dabei stob das Wasser meterhoch nach allen Seiten auf. Ein Blitz schlug nahe dem Ufer ein. Elektrizität lag knisternd in der Luft. In feinen Tröpfchen prasselte der Fluss auf die Vier Shinobis nieder, während der tobende Wind an ihren Haaren riss.

„Was?! Du Freak hältst dich wohl für besonders stark?“, fauchte Kisame, wütend darüber schon wieder von Gai getroffen worden zu sein. „Ich hätte gerade große Lust dich zu ...“ Überrascht brach er ab und blickte auf.
 

~. . . ~
 

Schwere, dunkle Rauchwolken stiegen über dem Dach des Clanoberhauptes auf, als ein Blitz in der Nähe des Flusses einschlug. Krachend prallten die Luftmassen über den Shinobis zusammen. Vereinzelt begannen große Regentropfen zur Erde zu fallen.

Aus einem gewaltigen, brennenden Loch im Dach des Anwesens stieg der Qualm empor. Ein Schatten sprang mit flatterndem Mantel daraus hervor. Anscheinend hatte das Blutvergießen der Geschwister bereits begonnen.

Häuserzeilen verdeckten den weiteren Blick auf den Kampf, erst das Geräusch aufeinandertreffender Klingen und das Krachen berstender Hauswände zeigte ihnen an, dass sie sich dem Schauplatz des Gefechtes näherten. Daisuke erhaschte beim nächsten Blitz einen Blick auf die beiden kämpfenden Silhouetten hoch über den Dächern, als die Funken der aufeinandertreffenden Schwerter sprühten.

Stumm wies er Kakashi darauf hin. Knapp nickte der Jonin, sprang auf den nächsten Vorsprung und dann weiter nach oben, während Daisuke jäh einem herabfallenden geborstenen Giebel ausweichen musste.

„Kasumi, das, was ich damals getan habe, war sehr wichtig!“, schrie Itachi, als sie die Klingen kreuzten, gegen das Krachen des Donners an. Er schabte mit seinem Schwert an ihrem hinab, ehe Kasumi ihn mit ihrem Katana wegdrückte.

„Kein Wort mehr, Itachi. Ich will nichts von einem Verräter wie dir wissen!“, spie sie ihm hasserfüllt entgegen, die Sharingan Augen wegen dem Regen zusammengekniffen.

Ihre langen Haare flatterten im heulenden Wind, als sie mit einem Hechtsprung einem gewaltigen Feuerball von Itachi auswich. Zischend prasselte der Regen scharf wie Senbons auf die Dächer, machten die Ziegel glatt wie Schmierseife, sodass die junge Frau unkontrolliert über die schiefe Ebene schlitterte. Am Rand des verwüsteten Daches taumelte sie über Unrat. Mit einem überraschten Gesichtsausdruck und dem Entsetzen in ihren Augen, fiel sie lautlos in die Tiefen der Häuserschluchten.

„Kasumi!“, schrie Kakashi panisch auf; hilflos musste er mit ansehen, wie sie über den Rand des Daches in die bodenlose Finsternis stürzte. Er war zu spät gekommen. Ihre fassungslose Miene verschluckte die Dunkelheit mit gierigen Fingern.

„Hatake Kakashi.“ Emotionslos drehte sich Itachi zu ihm um, der Wind riss und zerrte an seinem Mantel, offenbarte das lange, tödliche Katana in seiner Hand. Leidenschaftslos musterte er ihn, seine roten Augen leuchteten im Zucken eines Blitzes wie die einer Bestie auf.

Der Ausdruck in seinen Augen hat sich nicht verändert, schoss es Kakashi jäh durch den Kopf. Genauso kalt und gefühllos, wie vor 16 Jahren. Er hatte sich kein bisschen verändert.

Entschlossen schob er das Stirnband nach oben; offenbarte sein Sharingan. Das Sharingan seines besten Freundes. Nun sollte Obito ihm helfen, Kasumi zu beschützen. Ihren Kampf zu Ende zu bringen.

„Daisuke“, rief er nach unten.

„Ja?“

„Du darfst Itachi auf keinen Fall in die Augen schauen, sonst ist es aus mit dir. Seine Genjutsu sind eine Augenkunst, sein Trick ist also optisch bedingt. Lies nur an seiner Körperbewegung ab, was er vorhat.“

Im nächsten Augenblick zückte Itachi vier Shuriken, verband sein Katon Jutsu mit ihnen und warf die brennenden Wurfgeschosse sichelförmig nach dem Hatake.

Fluchend presste der Jonin eine Hand auf dem Schnitt an seinem Oberschenkel.

Er ist unglaublich schnell, schoss es Daisuke durch den Kopf.

„Ich bin überrascht, dass jemand wie du, der nicht vom Uchiha-Clan stammt, das Sharingan so gut beherrscht“, bemerkte Itachi gelangweilt. „Aber gegen die Macht des echten Sharingan, wirst du keine Chance haben.“

„Das glaubst aber auch nur du“, konterte Kakashi keuchend. Ihr Kampf, Sharingan gegen Sharingan, dauerte bereits ein paar Minuten, und noch immer griff ihn Itachi nicht richtig an. Er spielte die ganze Zeit nur mit ihm.

„Nicht, Daisuke!“, rief Kakashi beunruhigt, als der blonde Kopfgeldjäger neben ihm erschien und Itachi mit seinem Breitschwert angriff. „Er ist zu stark für dich. Ohne Sharingan bist du machtlos gegen ihn.“

„Wie lächerlich“, kommentierte der Nukenin diesen Versuch und löste sich mit einer leichten Handbewegung in wirbelnde Krähen auf, die den Blonden mit spitzen Schnäbeln und roten Augen attackierten. Das Rauschen ihrer Flügel übertönte fast den Regen, der in der Zwischenzeit immer stärker geworden war und nun laut auf die umliegenden Dächer und Gärten prasselte.

„Haltet euch aus meinem Kampf heraus, Kakashi!“

Kasumi war auf einem anderen Dach aufgetaucht und brüllte gegen das Rauschen des Regens und die Flügelschläge der Vögel an. Nun standen sich die zwei Ninjas schweigend gegenüber, während Kakashi sich nach dem zu Boden gegangenen Daisuke bückte. Gesicht und Hände zierten tiefe, blutige Wunden, welche ihm Itachis Krähen zugefügt hatten.

Ächzend stemmte der Kopfgeldjäger sich hoch. Leichte winkte er ab, als der Hatake ihm helfen wollte.

„Sieh nach Kasumi“, beschwor Daisuke ihn flüsternd. In einem weiteren hellen Blitz funkelte ihr Schwert auf, eine schmutzige Schramme prangte auf ihrer linken Gesichtshälfte. Schlammiges Blut tropfte vom Kinn und doch war ihr Blick noch immer starr auf Itachi gerichtet. Gerade band sie sich ihren Stirnschutz um.

„Kasumi ...“, begann der silberhaarige Jonin.

„Es ist mein Kampf. Er hätte bereits vor Wochen stattfinden sollen, was du vereitelt hast“, erinnerte sie ihn kühl. Nichts erinnerte in diesem Moment an die junge, lachende Frau auf dem Shubun no Hi. Jetzt strahlten ihre Augen eine Kälte aus, die der von Sasuke glich.

Keine Sekunde nahm sie den Blick vom Gesicht ihres Bruders. Heute würde sie es beenden. Heute würde sie Itachi zur Rechenschaft ziehen. Koste es, was es wolle. Sie griff ihn mit einer raschen Abfolge von Katon-Jutsus an, denen Itachi elegant auswich. Geschickt trieb sie ihn immer weiter von Kakashi und Daisuke fort, an den Rand des Viertels. Heute würde nur einer sterben, und das war ihr Bruder.

Von Kasumis letztem Angriff, einem Flammenhurrikan, wurde Itachi frontal getroffen. Anstelle seiner verkohlten Leiche fand sie allerdings nur schwarze, in der Luft tanzende Federn, die wie Schneeflocken vom Firmament fielen. Sie blickte in den regnerischen Himmel. Tausende von Krähen kreisten über ihrem Kopf, verdunkelten den Horizont noch mehr, ehe sie begannen, sich in der Luft wieder zusammenzusetzen.

Kühl blickte Itachi auf seine Schwester hinab. „Du bist bereits in meiner Illusion gefangen“, bemerkte er so gelassen, als spräche er über das Natürlichste auf der Welt. „Hier wird uns keiner stören. Und ich sage es noch einmal, ich will nur mit dir reden.“

„Und ich wiederhole, ich will nichts von dir hören!“ Sie rannte mit gezücktem Schwert auf Itachi zu, der unbeirrt Fingerzeichen formte und mehrerer Feuerkugeln auf Kasumi abfeuerte. Die junge Uchiha konnte zwischen den Kugeln ausweichen, anschließend sprang sie hoch in die Luft, leitete ihr Raiton-Chakra in die Klinge und schlug auf Itachi ein. Zerteilte ihn sauber in zwei Hälften.

Wieder löste er sich in Krähen auf. Das laute „flap flap“ ihrer schlagenden Flügel hallte ohrenbetäubend in seiner Illusion wieder. Orientierungslos wirbelte Kasumi herum, fast schon hektisch schlug sie mit dem Katana um sich. Vor ihren Augen flogen unzählige Kreaturen Itachis. Es war ihr beinahe unmöglich etwas anderes außer tausend rot glühenden Sharingan zu erkennen.

Itachi griff sie erbarmungslos von hinten mit Tritten und Schlägen an; sprang anschließend auf ihre Klinge, um ihr in der Luft einen Fußtritt gegen den Kopf zu verpassen. Jedoch konnte Kasumi den Tritt mit ihrem linken Arm blockieren. Itachi nutze diesen Moment, wirbelte um seine Schwester herum und riss sie nach hinten, sodass sie über das rutschige Dach geschleudert wurde.

Schwer atmend blieb sie im Regen liegen. Sie hatte sich mindestens zwei Rippen geprellt, wenn nicht sogar gebrochen, so schwer, wie ihr das Luftholen fiel.

„In der Halle des Naka no Jinja“, erklang Itachis Stimme, auch er keuchte, „dem Nakano-Schrein findest du unter der siebten Tatami-Matte von rechts hinten den geheimen Versammlungsraum des Uchiha-Clans. Er beinhaltet eine Steintafel, die nur mit bestimmten Dojutsu zu lesen ist. Sie enthält ein Geheimnis.“

„Ich will ... keine .... Geheimnisse hören“, keuchte Kasumi; sie spuckte Blut. Langsam richtete sie sich auf, bis sie halbwegs saß. „Ich will wissen, warum du unseren Clan ausgelöscht hast. Das ist das einzige, was ich wissen will.“ Ihre Augen glühten vor Zorn, dabei wischte sie sich das Blut vom Mundwinkel. Im nächsten Moment zog sie ein Kunai aus der Tasche, die kalte Klinge blitze im Regen auf, und fügte sich damit selbst eine Verletzung zu.

Beinahe sofort löste sich Itachis Genjutsu flirrend auf.

Taumelnd stand Kasumi auf, heftig atmend hielt sie sich die Seite. Die Wunde blutete nicht stark; das meiste davon wurde vom Stoff aufgesogen. Trotzdem quoll ein Teil ihres Lebenssaftes zwischen ihren Fingern hervor. Mehr Schmerzen hingegen verursachten ihre Rippen.

Der Wind trieb ihr dazu noch die nassen Strähnen ins Gesicht und erschwerte ihr die Sicht. Wo war Itachi abgeblieben? Seit das Genjutsu gelöst wurde, war er verschwunden. Doch er würde niemals feige davon laufen.

Kasumi sprang vom Dach, strauchelte und knickte ein. Fluchend rappelte sie sich wieder auf und sah sich angestrengt um. Fest presste sie die Hand auf die Rippen. Ärgerlich strich sie die Haare hinters Ohr. Wenn sie sie heute Morgen doch nur zusammengebunden hätte, dann ...

Ein Surren drang an ihre Ohren und im selben Augenblick sausten ein Dutzend Shuriken auf sie zu. Mit einem wirbelnden Satz versuchte sie nach hinten auszuweichen.

Während des Sprungs flatterten schwarze Haare wie seidige Spinnfäden um ihren Kopf. Entgeistert folgte ihr Blick dem sanft wirbelnden Tanz einzelner Fäden, bis die langen Strähnen ihres Haares mit einem dumpfen Schlag zu Boden fielen. In der Hauswand neben ihr steckte ein Wurfstern. Genau neben dem Riss, der vor vielen Jahren dort entstanden war. Welch Ironie.

Ein verblüfftes Wimmern stieg in ihrer Kehle auf, das schnell von einem schmerzlichen Stöhnen abgelöst wurde. Panisch riss Kasumi die Augen auf. Mit bebenden Fingern tastete sie ihren bloßen Nacken ab. Ihre Hand glänzte feucht im hellen Zucken eines Blitzes. Im nächsten Moment krachten donnernd die Luftmassen über ihnen zusammen. Sie befanden sich genau im Zentrum des Unwetters.

Den Blick gesenkt, ballte die junge Frau die blutbefleckte Hand zur Faust. Zorn pochte wie glühend heiße Lava durch ihre Adern, vernebelte ihren Blick, verdrängte ihr rationales Denken. Nur noch Vergeltung trieb jetzt an.

Die Luft schien wie elektrisch aufgeladen, Funken sprühten auf Kasumis Schwert, als sie Raiton-Chakra hineinleitete. Sie biss sich auf die Unterlippe, ignorierte den Schmerz, der über ihren Nacken in die Kopfhaut schoss. Rache!, schrie laut die Bestie in ihr.

„Itachi, du hast dein Schicksal bereits vor vielen Jahren mit Blut geschrieben“, flüsterte sie heiser vor Zorn. „Nun wird es sich erfüllen.“

Sie spürte, wie ihr Lebenssaft warm in den Kragen ihres Oberteils drang, ehe sie mit einem schnellen Satz auf ihren Gegner zu stürmte.

Auf Itachi, welcher regungslos unter dem Torbogen des Clan-Anwesens stand und ihr nüchtern entgegen blickte. Sein Katana, dessen Spitze zu Boden wies, defensiv haltend; mit weit geöffneten Armen.

Die Klinge ihres Schwertes blitzte im Schein des nächsten Blitzes auf, als Kasumi es während des Sprungs mit beiden Händen packte, über ihren Kopf hob und erbarmungslos auf ihren wehrlosen Gegner einstach.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Scorbion1984
2021-07-02T19:26:54+00:00 02.07.2021 21:26
Bringt sie nun wirklich Itachi um.
Sie hätte ihm mal zu hören sollen, immer diese unüberlegt en Rachegelüste der Uchiha .
Ich dachte nicht das sie genauso unüberlegt wie Sasuke handelt .
Antwort von:  OmShantiOm
09.07.2021 20:56
Hallo Scorbion1984,

leider konnte ich dir nicht Antworten, denn dann hätte ich ja was aus dem nächsten Kapitel verraten.
So also nun gleich das neue Kapitel für dich. ^__^


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