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A neverending Dream

von

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Noch immer starre ich in die Kaffeetasse vor mir, die ich mir schon vor Stunden habe geben lassen.

Mir ist durchaus bewusst, dass die schwarze Flüssigkeit darin schon längst erkaltet ist und doch habe ich in diesem Moment nicht mal mehr die Kraft, die Tasse überhaupt zu heben. Noch immer hallen die verzweifelten Worte deiner Mutter durch meine Gedanken, die mir vor einigen Tagen mitteilte, dass du diese Welt verlassen hast. Und mich alleine gelassen hast.

Auf dem Weg zu mir hattest du einen Unfall, der dich von mir weggerissen hat.

Von jetzt auf gleich und ohne Vorwarnung.

Eigentlich sollte ich jetzt mit dir zusammen hier sitzen.

Ich sollte deine Hand halten und mir gemeinsam mit dir Gedanken darüber machen, wann wir unseren Plan von einem gemeinsamen Restaurant in die Tat umsetzen. Stattdessen ist alles anders.

Nie wieder werde ich dein strahlendes Lächeln sehen, wenn du auf mich zukommst.

Nie wieder werde ich dein strahlendes Lächeln sehen, wenn wir gemeinsam bei dir oder mir zusammen gekocht haben.

Ich erinnere mich noch zu gut an unsere erste gemeinsame Küchenschlacht, als wäre es gestern gewesen.
 

„Kai~", hallte es freudestrahlend durch den langen Gang des Schulgebäudes, gefolgt von einem leisen Fiepen, als der Verursacher des Schreis dem Angesprochenen von hinten auf den Rücken sprang.

„Hiro... musst du mich immer so erschrecken!", murrte der Größere leise, grinste aber wenig später dennoch, als Hiroto seine Unterlippe schmollend vorschob.

Lachend wuschelte er ihm durch die Haare und zog ihn in seine Arme, nachdem Hiroto von ihm abgelassen hatte.

Schon seit dem der Kleinere vor etwa einem halben Jahr neu in ihre Klasse gekommen war, hatten sie sich auf Anhieb verstanden, hatten seither fast jede freie Minute miteinander verbracht.

„Kommst du heute mit zu mir? Meine Eltern sind doch über das Wochenende nicht da.", erhob Hiroto wenig später seine Stimme, nachdem sie schweigend nebeneinander her gegangen waren. Sofort nickte der Brünette und sah seinen besten Freund lächelnd an.

„Ja, dann können wir endlich mal unseren Traum in Angriff nehmen und einige Gerichte vorkochen.", lachte er leise. Seit kurzem träumten sie davon, ihr eigenes Restaurant zu eröffnen, und sobald sie beide volljährig waren, wollten sie diesen Traum endlich verwirklichen. Oder sobald sie genug Geld zusammen haben würden.

Erleichtert aufatmend und mit einem „Wochenende~" auf den Lippen, hüpfte der Kleinere nach den letzten zwei Stunden Mathe neben Kai her aus dem Klassenzimmer und auch aus dem Gebäude.  Eher reflexartig ergriff er die Hand des Braunhaarigen und zog ihn förmlich mit sich. Er konnte es kaum erwarten, endlich nach Hause zu kommen und mit Kai die Küche zu erobern.

Schmunzelnd ließ sich dieser mitziehen und zog sich im Flur des geräumigen Hauses wenig später seine Schuhe aus, hängte seine Jacke an einen der Haken an der Wand.

"Gehen wir gleich in die Küche?", fragte Hiroto hinter ihm und entlockte Kai nur ein kurzes Nicken, während er bereits in den genannten Raum schlenderte. Schmunzelnd ließ er sich auf einem der Stühle nieder und wartete auf Hiroto, der bereits Sekunden später vor ihm stehen blieb und ihn ansah.

„Was willst du denn ausprobieren?", fragte Kai an den Jüngeren gerichtet nach und zog eine Augenbraue hoch, als dieser sofort und wie aus der Pistole geschossen „Kekse!", erwiderte.

Einen Moment lang schwieg er und nickte schließlich. Er erhob sich wieder und lief an Hiroto vorbei. Das Kribbeln, welches sich so plötzlich in ihm breit machte, als sich ihre Hände berührten, nahm er im ersten Moment gar nicht richtig war. Langsam lief er zu seiner Schultasche und zog ein kleines Buch aus dieser, in dem er hin und wieder einige Rezepte aufschrieb, wenn sie ihm zufällig einfielen oder er eines im Fernsehen sah.

Lächelnd lief er damit wieder zu Hiroto und schlug das Buch auf, studierte es kurz, ehe er auf eines der Rezepte deutete.  „Wie wäre es mit Glückskeksen? Die können wir dann in unserem Restaurant anbieten.", schlug er vor und musterte Hiroto dabei von der Seite.

„Au ja,  Glückskekse!", erwiderte dieser euphorisch und begann sofort die dazugehörigen Zutaten zusammenzusuchen. Er hatte sogar alles da, was sie für den Teig brauchen würden.

Während der nächsten zwei Stunden probierten sie verschiedene Formen und sogar Farben von Glückskeksen aus, ehe Kai sich erschöpft mit einer Hand über die Stirn wischte und sofort ein Kichern seitens des Kleineren erhielt.

"Was?", fragte er irritiert nach und wischte sich ein weiteres Mal über das Gesicht, woraufhin Hiroto in schallendes Gelächter ausbrach.

"Wenn du dich jetzt sehen könntest...", kicherte der Blonde leise und ergriff Kais Hand. Er zog ihn in den Flur zu einem der Spiegel und deutete auf dessen Stirn, auf welcher sich einige Teigreste und eine kleine Mehlspur befanden. Sofort glitt ein Grinsen über Kais Gesicht, ehe er sich zu Hiroto umwandte und diesem mit der flachen Hand gegen die Stirn patschte. "Nun siehst du wenigstens genauso bescheuert aus wie ich...", grinste er ihn an, ehe er wieder zurück in die Küche lief und sich vor Hiroto in Deckung brachte.

"Boah Kai!", rief der Blonde und lief dem anderen hinterher, schnappte sich etwas Teig aus einer der Schüsseln und stupste Kai damit auf die Nase. Er kicherte erneut leise und ließ ein verschmitztes „Steht dir wirklich gut!", über die Lippen gleiten, ehe er gemeinsam mit Kai eine Küchenschlacht veranstaltete, bei dem kein Auge trocken blieb.

Ebenso erschöpft wie schon vorhin ließ sich der Ältere wenig später zu Boden gleiten, lehnte sich etwas an den Schrank hinter sich. Den Herd hatte er zuvor noch ausgeschaltet, um die Glückskekse noch etwas abkühlen zu lassen. Seufzend ließ sich Hiroto neben ihn sinken und strahlte ihn förmlich an.

„So will ich jetzt immer Kekse backen!", grinste er und strich ihm etwas Mehl von der Wange, ließ seine Hand unbewusst darauf ruhen. Reflexartig schmiegte sich Kai an die streichelnde Hand und wandte seinen Blick ganz zu Hiroto, hatte das Gefühl, in dessen Augen zu versinken.

‚Warum ist mir vorher nie aufgefallen, wie süß er ist?‘ hallte es durch seine eigenen Gedanken, während er aufgrund dieser Erkenntnis kurzzeitig rot anlief. Leicht lächelte der Kleinere, als sich Kai an seine Wange lehnte und konnte sich selbst nicht ganz erklären, woher dieses Kribbeln in seinem Inneren stammte. Zögerlich und ohne, dass er es selbst kontrollieren konnte, näherte er sich dem Gesicht des Älteren, hauchte ihm ein leises "Entschuldige...", gegen dessen Lippen, ehe er diese für einen winzigen Moment mit seinen eigenen bedeckte. Etwas überrascht wusste Kai im ersten Augenblick nicht recht, wie er reagieren sollte, ehe er sich doch dazu entschied, den Kuss zu erwidern. Sanft legte er Hiroto eine Hand in den Nacken, zog ihn so noch etwas weiter zu sich. Er genoss es, die weichen Lippen des Jüngeren auf seinen eigenen zu spüren, die den Beginn einer wunderbaren Beziehung einläuten sollten.
 

Und jetzt?

Jetzt sitze ich hier allein in dem Café, welches wir zu unserem Stammcafé auserkoren haben und habe das Rezept mit den Glückskeksen vor mir liegen. Oder eher eine Kopie davon. Leicht fahre ich mir durch die Haare und schiebe die Kaffeetasse schließlich weg. Ich lege etwas Geld auf den Tisch, ehe ich mich erhebe und das Restaurant verlasse. Zielstrebig lenke ich meine Schritte zu dem kleinen Friedhof, auf welchem wir dich gestern zu Grabe getragen haben, laufe auf dein noch frisches Grab zu.

Langsam lasse ich mich davor in die Hocke gleiten und streiche über einen der Kränze hinweg. An diesem ist ein kleines Band befestigt, auf welchem ein einfaches "Ich liebe dich.", eingestickt ist. Erneut laufen einige Tränen über meine Wangen, ehe ich den Zettel mit dem Rezept für die Glückskekse aus meiner Tasche ziehe.

"„Ich werde unseren Traum wahr machen. Ich werde unser Restaurant in unserem Namen eröffnen", verspreche ich dir leise wispernd, streichele ein weiteres Mal über das Band hinweg. Mit einem leichten Lächeln binde ich ein Ende um den Zettel, ehe ich mich wieder erhebe und den Friedhof verlasse, um unseren Traum so schnell wie möglich wahr werden zu lassen.



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