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S & M

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Zu viel, zu schnell, zu nah...


 

S & M

eine Diabolik Lovers - FanFiction

vonLady_Shanaee
 

Zweiter Teil:

Zu viel, zu schnell, zu nah...

 

Wenn man nach einer Schicht Abstand wollte und nicht passionierter Buchhalter war, der sich danach glücklich an die Bücher setzte, um seinen Gewinn zu zählen, konnte man in ein Kino gehen und ganz früh am Morgen die allerletzte Vorstellung genießen. Es ist dunkel im Saal und niemand erkennt einen, so dass man mit dem Film und seinen Gedanken ganz allein ist. Mir half es immer, die Musik und die Geschäftigkeit des Clubs aus dem Kopf zu bekommen...

 

Eingehüllt in einen hellen, flauschigen Mantel, ungeschminkt und die Haare schlicht zu einem Pferdeschwanz gebunden, grinste ich breit, als ich Meg Ryan sah, wie sie Billy Crystal in einem amerikanischen Diner einen Orgasmus vorspielte. Seinen fassungslosen Gesichtsausdruck darauf fand ich selbst nach dem dreißigsten Mal immer noch unbezahlbar.

 

Ich will genau das, was sie hatte“, sagte die ältere Dame auf der Leinwand, und ich gönnte mir einen Schluck eiskalte Cola, bevor ich angewidert das Gesicht verzog.

 

„So ein alter Film? Das ist ja schon fast enttäuschend“, hörte ich plötzlich eine Stimme schräg hinter mir.
 

Ich beschloss, sie zu ignorieren. „Nicht im Dienst“ bedeutete auch, dass ich nicht nett sein musste. Die „Herrin“ war nicht da. Nur Jewel.

 

Sleighbells ring, are you listenin...?“

 

Eines meiner Lieblingslieder… und es war gerade Winter. Zwar ohne Schnee, aber kalt. So gab es doch nichts Schöneres, wenn man sein Heim betrat und der Partner dort ein Kaminfeuer entzündet hatte, das die Wohnung wärmte – selbst wenn es nur eine DVD im TV war. Viele Wohnungen hatten heutzutage Zentralheizung... aber es war die Geste, die zählte.

 

Stattdessen wurde mir von der Sitzreihe hinter mir nun der Colabecher aus der Hand genommen und ein schlanker, junger Mann genehmigte sich einen Schluck. Grüne Katzenaugen leuchteten im Halbdunkel, und ich wusste sofort, mit wem ich es zu tun hatte: Stalker Nr. 4.

 

„Uuuh, ist das süß“, konstatierte er, und ich musste ihm leider zustimmen.

 

Coca Cola in Japan schmeckt anders als im Ausland. „Marktanpassung“ nennen sie das. Aber sie ist immer noch besser als die anderen, noch süßeren Nachmachprodukte.

 

„Von allen Orten der Stadt hätte ich dich hier am wenigsten vermutet.“

 

Sicher hätte er das.

 

„Solltest du nicht eigentlich um diese Zeit im Bett sein und schlafen, damit du im Unterricht nicht einschläfst?“, entgegnete ich unbeeindruckt.

 

Der Colabecher fand wieder seinen Platz im Getränkehalter des Kinosessels, und der Junge, der ihn dorthin stellte, blieb vornüber gebeugt, so dass er mir fast ins Ohr flüsterte.

 

„Woher willst du wissen, dass ich in die Schule gehe?“

 

Der Film war ruiniert. Ich gönnte dem Störenfried eine leichte Drehung meines Kopfes in seine Richtung und sah, dass er das weiße Hemd, die schwarze Krawatte und den gleichfarbigen Blazer der Top-Akademie Kaminashis trug. Der cremeweiße Fellbesatz an der Kapuze der weinroten Strickjacke darunter kitzelte meine Nase.

 

„Ich weiß nicht“, erwiderte ich achselzuckend. „Vielleicht, weil du eine Schuluniform trägst?“

 

Dieses aufgesetzte, weibliche Lachen erfüllte den Saal, als der Junge sich aufrichtete.

 

„Ah, du beobachtest gut!“ Doch gleich darauf beugte er sich wieder zu mir und raunte in verschwörerischem Ton, „aber die Ryôtei Gakuen Kôkô ist eine Nightschool...“

 

„Dann hast du jetzt sicher noch Hausaufgaben vor dir. Du solltest nach Hause gehen. Deine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen um dich.“

 

Selbst in der Dunkelheit konnte ich den Schatten sehen, der über sein Gesicht zog. Irgendetwas mit seiner Familie lag also im Argen, vermutlich mit der Mutter, wenn ich seine Aufdringlichkeit mir gegenüber dachte. Erinnerte ich ihn an sie?
 

Während ich noch darüber nachdachte, spürte ich eiskalte Finger, die sich um meinen Hals legten.

 

„Meine Familie...“, kam es gedämpft und so langsam, als suchte er nach Worten, „ist etwas Besonderes. Ich will nicht, dass du auch nur mit einem meiner Brüder etwas zu tun hast, oder mit diesem Mann, der sich Sakamaki Tougo und unser Vater nennt.“

 

Da kam er zu spät.

 

„Wenn ich herausfinde, dass du das tust, wird unsere Bekanntschaft ein womöglich sehr unschönes Ende finden.“
 

Die kalten Finger an meinem Hals drückten leicht aber unnachgiebig zu, doch ich blieb ruhig. Wer in meinem Beruf erfolgreich arbeiten will, muss als erstes lernen, nicht wegen jeder Kleinigkeit auszuflippen.

 

„Die Probleme zwischen dir und deiner Familie gehen mich nichts an“, gab ich zurück. „Ich gehöre nicht zu ihr, außerdem kann ich dir sowieso nicht helfen. Wir kennen uns nicht, und wir sind keine Freunde.“

 

Ich blickte ihm fest in die Augen, so wie er mich vor ein paar Tagen im Club fixiert hatte.

 

„Ich bin Geschäftsfrau. Sollte also einer von ihnen in meinen Club kommen, wird er so behandelt, wie jeder andere Gast auch.“

 

Die Finger um meinen Hals lösten sich vor Überraschung so weit, dass ich sie abstreifen konnte – und der Junge, zu dem sie gehörten, schaute mich mit großen Augen an. Hatte er erwartet, dass ich Angst haben würde? Oder hätte ich Anteilnahme zeigen sollen? Mitleid? Warum erzählte er mir all das?

 

Ich stand auf, schloss meinen Mantel und hängte meine Handtasche über die Schultern, bereit zu gehen.
 

„Was willst du von mir?“, fragte ich geradeheraus, auch wenn so direkte Fragen in Japan als unhöflich galten.
 

Der Junge richtete sich ebenfalls auf, so dass unsere Gesichter fast auf gleicher Höhe waren. Ein Lächeln, das man im Englischen als „lazy“ bezeichnete, breitete Sich auf seinem Gesicht aus.

 

„Ich sagte es dir doch schon. Du bist interessant“, antwortete er und tippte sich in der Imitation einer nachdenklichen Geste ans Kinn. „Ich mag interessante Dinge. Und wenn du dich so unnahbar gibst, will ich wissen, wie nahe...“, er beugte sich wieder vor zu mir, „...ich dir kommen kann.“

 

„Kein Bedarf. Such‘ dir eine Freundin in deinem Alter.“

 

Wieder erfüllte sein Lachen den Saal, aber diesmal klang es echt. Dunkler. Natürlich hätte ich mir Gedanken darüber machen können, warum. Aber wozu? Ich hatte kein Interesse daran, der Schwarm eines pubertierenden Jungen zu sein, wüsste gar nicht, was ich mit einem solchen anfangen sollte. So verließ ich den Kinosaal, doch im Foyer wurde ich bereits von ihm erwartet.

 

Wie ein Gentleman hielt er mir mit einer Hand die Tür auf, in der anderen meine Cola.

 

„Viele Mädchen würden wer weiß was dafür tun, um meine Freundin zu sein“, sagte er und wirkte sehr ernst, als ich an ihm vorbeiging. „Sie sagen, ich bin pervers... und lieben mich dafür. So wie die Männer in deinem Club dich lieben.“
 

Japaner waren schnell dabei, etwas „pervers“ zu nennen, ohne dass es das wirklich war. Der Kult darum machte es erst zu etwas „Schlimmen“ – aber oftmals sind viele dieser Dinge einfach nur natürlich. Eine Frau, die Sex mit ihrem Geliebten genoss, galt zum Beispiel als „pervers“.

 

„Dann lerne eins von diesen Mädchen besser kennen und mach‘ sie glücklich.“

 

„Ich will aber nicht, dass eine von ihnen glücklich ist...“

 

Das nächste, was ich spürte war, wie er mich gegen die Hauswand presste, blitzschnell meinen Mantel öffnete und mich ein entsetzlicher Schmerz im Hals traf. Der Kerl biss mich!

 

Und nicht nur das: Die schmatzenden Geräusche sagten mir, dass er das Blut auch trank! Erst, als ich nahe einer Ohnmacht war, ließ er von mir ab und mich los, mit einem zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht.

 

„So erschrocken, ängstlich...“, flötete er und leckte sich die Lippen. „So siehst du noch begehrenswerter aus als im Club.“ Er atmete schwer. „Das macht mich richtig heiß...“

 

Männer, die nicht wussten, wann Schluss war, waren das Letzte. Was auch immer in der Sakamaki-Familie vorging... wenn so ein Verhalten daraus resultierte, würde ich Gegenmaßnahmen ergreifen müssen.

 

Für den Rest des Heimwegs, der nur ein kurzer Fußmarsch war, ignorierte ich meinen Begleiter völlig. Mein Sicherheitschef, ein Riese von einem Mann, kam mir im Foyer des Clubs entgegen und fing mich auf, als ich stolperte.
 

„Bitte teile den anderen Angestellten mit, dass Laito Sakamaki Hausverbot hat“, erklärte ich bemüht ruhig und presste meinen Mantel auf die blutende Wunde an meinem Schlüsselbein.

 

„Du hast gehört, was die Herrin gesagt hat“, sagte er. „Raus.“

 

Und als der Angesprochene keine Anstalten machte zu gehorchen, schob er den Jungen einfach auf die Straße, bevor er die Tür hinter ihm wieder schloss und verriegelte.



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