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Loveless

von

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The Hound

Als Eren Levis Nachricht erhielt, saß er gerade mit seinen Kommilitonen in der Mensa. Die anderen bemerkten seinen verwirrten Gesichtsausdruck und sahen ihn fragend an. „Stimmt etwas nicht?“, wollte Reiner wissen.

Eren riss seinen Blick vom Handy los. „Ich... ähm.. Ich muss los. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, es gibt Probleme. Könnt ihr mich für die nächsten Vorlesungen entschuldigen?“

„Kein Problem.“, antwortete Armin, „Möchtest du das Auto nehmen?“

Eren nickte seinem Freund zu, schnappte sich seinen Rucksack und verließ den Campus. In Windeseile erreichte er den Parkplatz, setzte sich in seinen Wagen und startete ihn. Er konnte sich keinen Reim aus Levis Nachricht machen, doch der dringliche Ton, den diese vermittelt hatte, ließ keinen Widerspruch zu.

Nach einigen Minuten erreichte Eren sein Wohnhaus, vor dem dieser schon ungeduldig auf ihn wartete.

„Ich muss mal kurz in dein Bad. Hast noch noch eine Zahnbürste für mich übrig?“, fragte Levi und Eren nickte ihm zu.

Beide betraten schweigend die Wohnung. Eren stellte seinen Rucksack in die Ecke und ging zusammen mit Levi ins Badezimmer um diesem den gewünschten Gegenstand zu reichen. Danach schloss er die Tür wieder hinter sich und wartete auf seinen Freund. Als dieser das Bad verließ, nahm er Eren an die Hand und machte sich, ohne weitere Umschweife, auf den Weg zurück zu seinem Wagen.

„Levi, was ist passiert?“, wollte Eren, der nun langsam ungeduldig wurde, wissen.

„Steig in meinen Wagen, wir haben einen Termin.“

„Wa-was? Was ist denn los, um Himmels Willen?“. Erens Stimme bebte. Er betrachtete Levi genau und sprach dann: „Du bist ganz grün im Gesicht. Hast du dich vorhin übergeben? Bist du krank?“

„Dafür würde ich dich wohl kaum aus deiner Vorlesung holen.“, erwiderte Levi im entnervten Ton, „Ich erzähle dir alles auf dem Weg, aber nun steig bitte ins Auto. Ich hab es eilig.“

Eren verstand, dass Levis Ansage keine Widerworte duldete, und so öffnete er die Beifahrertür und ließ sich in den Sitz fallen. Kaum hatte er die Tür geschlossen und sich angeschnallt, preschte Levi auch schon los.

Einen Moment schwieg dieser und Eren sah ihn ratlos an. Dann schien er sich gesammelt zu haben und eröffnete das Gespräch.

„Erwin hat mich in der Firma angegriffen.“ Geschockt schaute Eren zu Levi rüber.

„Was? Aber wieso? Was ist vorgefallen?“

„Eren, ich wollte nicht, dass du es erfährst. Du hättest dir sonst vermutlich zu viele Gedanken gemacht. Und zurecht, wie sich gezeigt hat. Aber damals, während meiner Geburtstagsfeier, hat dir Erwin diese Dinge nicht gesagt, um dich zu ärgern oder zu testen, sondern aus Eifersucht. Er scheint es schon länger auf mich abgesehen zu haben, aber ich hatte es bis dahin nicht bemerkt. An meinem Geburtstag, als du verschwunden warst, habe ich ihn zur Rede gestellt und er hat mir alles gebeichtet. Ich habe ihn danach rausgeschmissen und gesagt, dass er mich in Zukunft in Ruhe lassen soll. Heute habe ich einen Zettel an meiner Wohnungstür von ihm gefunden. Er wollte sich mit mir aussprechen und, der Firma wegen, bin ich darauf eingegangen. Als ich heute Morgen in seinem Büro war, fragte er mich nach dir aus. Natürlich habe ich ihm nichts gesagt und war schon dabei zu gehen, als er mich gepackt, an die Wand gedrängt und geküsst hat.“

Eren wurde bleich. Das war alles zu viel für ihn. Er ballte die Fäuste und spürte, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten, jedoch war er unfähig, auch nur ein Wort zu sagen.

„Eren, hörst du mir noch zu?“, wollte Levi besorgt wissen, und erzählte dann weiter, „Ich habe mich natürlich dagegen gewehrt, falls du dich das fragst. Aber er hat davor eine sehr merkwürdige Andeutung gemacht. Ich glaube, er hat sich Schlüssel für meine Wohnung anfertigen lassen und das schon vor einer ganzen Weile. Ich kann es nicht fassen, dass ich das nie bemerkt habe. Falls meine Vermutung wirklich stimmt, gibt es einen Menschen, eine Kuriosität, wenn man so will, der meinen Verdacht im schlimmsten Fall bestätigen kann. Und zu dieser Person müssen wir jetzt.“

Eren konnte immer noch nicht glauben, was er da gehört hatte. Dass Erwin ihn damals auf der Feier belogen hatte, war ihm nach dem Gespräch mit Hanji bereits klar gewesen. Dass er damit solche Motive verfolgte und Levi womöglich schon lange nachstellte, hätte er von ihm aber nicht vermutet. Er wischte sich die Tränen aus den Augen und fragte dann: „Was war das für eine Andeutung?“

Levi schluckte hart, dann sprach er: „Er hat gesagt, dass er weiß, dass du mich liebst. Ich habe mit ihm aber nie über deine Gefühle für mich gesprochen. Er kannte deinen Namen, ja, und wusste auch, dass wir uns mehrfach getroffen haben, aber er konnte nicht wissen, wie ernst es zwischen uns ist. Zumal wir an meinem Geburtstag, wo ich ihn das letzte Mal gesehen habe, noch nicht zusammen waren. Dass du mich liebst, hast du bisher nur zwei Mal gesagt. Damals, während unseres Kurzurlaubes, und dann in der Silvesternacht.“

Nun wurde auch Eren übel. Er zählte eins und eins zusammen und konnte sich ausmalen, was Levi befürchtete. Erwin hatte sie belauscht, im schlimmsten Fall sogar beobachtet. Die Vorstellung, dass er und Levi während dieses intimen Momentes gesehen wurden, ließ es ihm eiskalt den Rücken hinunter laufen.

Endlich erreichten sie ihren Zielort. Sie waren in einem schäbigen Viertel Hamburgs in Nähe des Bahnhofes angekommen. Gemeinsam stiegen sie aus und Levi führte beide hinein in eine kleine, unscheinbare Detektei.

„Mike, bist du da?“, rief Levi in den Raum hinein. Im Hinterzimmer ertönte ein Rascheln, dann öffnete sich eine Tür und ein dunkelblonder Mann mittleren Alters schritt auf sie zu.

„Levi, wie lange ist es her? Was führt dich zu mir?“, wollte Mike wissen. Dieser ging nun auch auf Eren zu, nahm seine Hand zur Begrüßung und beugte sich beinahe so, als würde er ihn auf die Wange küssen wollen, hielt aber kurz vorher inne und nahm einen tiefen Atemzug durch die Nase. Hatte er gerade an ihm... geschnuppert?

„Du musst mir helfen. Ich benötige deine... besondere Gabe in einer Angelegenheit. Ich muss herausfinden, ob sich jemand bestimmtes in den letzten Tagen in meiner Wohnung aufgehalten hat.“, unterbrach Levi diesen merkwürdigen Moment, der zu Erens Verwunderung, aber nicht weiter von ihm kommentiert wurde. Er schaute die beiden verdutzt an. Zögerlich wendete er sich an Levi: „Kannst du mich bitte mal aufklären, was hier gerade passiert?“

„Eren, das ist Mike Zakarius. Ich habe ihn damals bei den Ermittlungen an Isabels und Farlans Mord kennen gelernt. Er hilft der Polizei bei Fällen, die diese nicht klären kann, mit seinem besonderen Talent. Damit hat er es auch geschafft, die Mordnacht an meinen Freunden zu rekonstruieren und schließlich den Mörder ausfindig zu machen.“

„Okay, das verstehe ich ja, aber was genau ist dieses 'besondere Talent'?“, flüsterte Eren Levi zu.

Mike sprach ihn nun direkt an: „Ich habe einen genetischen Defekt, eine Mutation oder wie auch immer du es nennen möchtest. Ich weiß, es klingt komisch, wenn ich das so sage, und vielleicht musst du mich auch erst bei meiner Arbeit gesehen haben, um mir zu glauben, aber ich habe den Spürsinn eines Bluthundes. Ich kann anhand des Geruchs eines Menschen feststellen, wo sich dieser befindet, was er getan hat und wann er an dem Ort war.“

War das ein Scherz?

Eren wusste nicht, wen der beiden er anschauen sollte.

„Lass es mich dir zeigen.“, sprach Mike weiter, „Dein Freund hier hat sich vor etwa einer Stunde ziemlich heftig übergeben. Oh, oh, und kurz davor hat er jemanden geküsst. Allerdings kann ich nicht feststellen, ob es ihm gefallen hat. In und an seinem Körper mischen sich gerade eine Vielzahl von Hormonen. Zum einen Endorphine, die sind gerade am deutlichsten zu riechen. Aber an seiner Kleidung nehme ich auch noch Reste von Adrenalin war.“

„Ist das ein Trick, den ihr einstudiert habt? Wollt ihr testen, wie leichtgläubig ich bin?“, fragte Eren fassungslos.

„Oho, und du Kleiner. Hast wohl gerade gegessen. Lass mich raten, es gab Fisch mit Pommes und Salat. Keine gute Qualität, wahrscheinlich Mensa-Essen. Du hast am Tisch zusammen mit zwei Frauen und vier Männern gesessen.“ Eren zählte sie im Kopf durch: Armin, Conny, Reiner, Bertholt, Sasha und Annie. Mike hatte Recht. Auch mit dem Essen. Ungläubig schaute er ihn an, nicht in der Lage zu antworten.

„Glaubst du uns jetzt?“, fragte Levi ungeduldig, und redete dann mit Mike weiter, „Es geht um den Mistkerl, der mich geküsst hat. Ich habe die Vermutung, dass er sich seit einiger Zeit heimlich in meine Wohnung schleicht. Kannst du feststellen, ob er sich dort in den letzten Tagen aufgehalten hat?“

„Es ist Erwin, oder?“, wollte Mike wissen, „Ich kenne den Geruch noch.“

Levi nickte und Mike verstand.

„Dann lasst uns sofort aufbrechen.“, antwortete er und nahm eine große Arbeitstasche vom Schreibtisch an sich.

 

Sie betraten Levis Wohnung und sofort nahm Mike einen tiefen Atemzug.

„Wann, sagtest du, war er das letzte Mal offiziell hier?“, fragte er an Levi gerichtet.

„Zu meiner Geburtstagsfeier am 25. Dezember. Und dann gestern Abend, da hat er einen Zettel an meiner Tür angebracht.“

Mike ging durch die Wohnung, betrat jedes Zimmer, roch an Gegenständen, Möbeln und dem Fußboden.

„Oh Mann.“, sprach er entgeistert, als er wieder an Eren und Levi heran trat, „Das wird jetzt hart. Levi, zuerst muss ich dich fragen, ob du und Erwin jemals etwas miteinander hattet?“

„Natürlich nicht!“, zischte dieser fast schon beleidigt Mike an.

„Dann wird es jetzt nicht leichter.“, sprach Mike mit gesenktem Blick weiter, „Du hattest Recht mit deiner Vermutung. Er muss ziemlich oft hier gewesen sein. Das letzte Mal vor zwei bis drei Tagen.“

Eren erstarrte. Das war die Silvesternacht, wie Levi schon befürchtet hatte.

„Das ist aber noch nicht alles. Um meine Frage von eben zu erklären: Ich habe an mehreren Stellen in der Wohnung sein Sperma wahrgenommen. Es wurde weggewischt und auch mit Reinigungsmitteln behandelt, sodass man es nicht mit bloßem Auge hätte sehen können. Aber die Überreste sind noch da. Die frischeste Spur ist übrigens vor deiner Badezimmertür, muss von seinem letzten Besuch sein. Wenn ihr Glück habt, findet ihr da noch brauchbare Beweise, falls du damit zur Polizei gehen willst. Die anderen Spuren könnten schon zu alt für eine gerichtsmedizinische Untersuchung sein.“

Entsetzt sahen Eren und Levi erst sich und dann Mike an.

„Sag mit bitte, dass das nicht wahr ist!“, schoss es aus Levi heraus, „Du willst mir sagen, er ist in meine Wohnung gegangen und hat sich hier, während ich unterwegs war, mit sich selbst amüsiert?!“

„Sieht so aus.“, sagte Mike, „Und nicht nur, während du oder IHR nicht da wart, wenn ich die Spuren im Badezimmer richtig deute. Ihr müsst zur selben Zeit in dem Raum gewesen sein, als er vor der Tür seinen Spaß hatte.“

Eren verlor den Glanz aus den Augen und ging zu Boden. „Das ist krank. Das ist einfach nur krank.“, murmelte er vor sich hin.

„Wie kann es sein, dass wir das nicht mitbekommen haben?“, wollte Levi von Mike wissen.

„Nun ja, zum einen vermute ich, dass ihr beiden ganz schön von euch selber abgelenkt wart. Aber außerdem hat sich Erwin hinter der Tür versteckt, als ihr in das Schlafzimmer gekommen und von dort aus ins Bad gegangen seid. Das ist zumindest meine Erklärung dafür, dass seine Geruchsspur in diese Ecke führt. Wenn ihr möchtet, kann ich die Beweise sichern und der Polizei zukommen lassen. Die würden euch dann natürlich auch noch einen Besuch abstatten.“

Levi überlegte kurz, bevor er Mike seine Antwort gab: „Sicher die Beweise, aber halte sie bei dir unter Verschluss. Ich muss zuerst mit Erwin reden, allerdings dieses Mal nicht alleine. Wenn herauskommt, dass gegen ihn ermittelt wird, schadet das der Firma und eine Menge Menschen könnten ihren Job verlieren. Ich muss ihn dazu bringen, dass er freiwillig aus der Partnerschaft zurücktritt.“

Levi zückte sein Smartphone und tippte schnell darauf herum, bevor es sich ans Ohr hielt.

„Hanji!“, hörte Eren ihn sprechen, „Ist dein Auto inzwischen repariert? … Gut, dann komm sofort zu meiner Wohnung, wie müssen etwas Wichtiges besprechen. … Bis gleich!“

Levi beugte sich zu Eren runter, der immer noch auf dem Boden kauerte, und streichelte ihm beruhigend über die Schulter.

Derweil machte sich Mike ans Werk. Aus seiner Tasche nahm er einige Teststreifen, Pinzetten und Röhrchen, mit denen er in der gesamten Wohnung Abstriche machte und Proben nahm.

Er war gerade fertig damit, als es an der Tür klingelte.

„Das muss Hanji sein.“, sagte Levi an niemand Bestimmten gerichtet. Eren hatte sich mittlerweile wieder gefangen und auf Levis Sofa Platz genommen und auch Mike setzte sich zu ihm. Er hörte, wie sich Levi und Hanji an der Wohnungstür begrüßten, bevor sich auch die beiden auf das Sofa fielen ließen.

„Eren-Schatz, was ist denn mit dir los?“, wollte Hanji von ihm wissen, doch Eren war immer noch nicht in der Lage, an einem Gespräch teilzunehmen.

„Hanji, lass ihn.“, warf Levi mit finsterem Blick ein, „Wir müssen reden. Es geht um Erwin und meine Vermutungen, die Mike bestätigt hat. Erwin hat sich mehrfach Zugang zu meiner Wohnung verschafft und dabei ein paar Spuren hinterlassen.“

„Ein paar Spuren? Du meinst doch nicht etwa...-“

„Doch, genau das. Ekelhaft, ich weiß. Deswegen muss er die Firma verlassen. Ich habe einen Plan, aber ich brauche euch alle als Zeugen. Ich werde ihn mit den Beweisen konfrontieren. Mike, deswegen musst du mitkommen. Erwin ist mit deinem Talent vertraut und ihm wird klar sein, was wir wissen, wenn er dich sieht. Hanji und Eren, euch hätte ich gerne dabei, damit ich den Bastard nicht gleich eigenhändig umbringe.“

Levi führte seinen Plan fort, während die anderen ihm interessiert zuhörten.

„Du pokerst ganz schön hoch, Levi. Und wenn er nicht darauf eingeht, kann das das Ende für die Firma bedeuten.“, warf Hanji ein.

„Ich finde, es ist die beste Lösung.“, tat Mike seine Meinung kund.

Auch Eren fand seine Sprache wieder.

„Und was ist, wenn er uns danach immer noch nicht in Ruhe lässt? Mike, ich finde, dass wir noch nicht genug gegen ihn in der Hand haben. Und wer weiß, ob die Beweise überhaupt standhalten, sollte es zum Äußersten kommen. Wenn Erwin es bisher geschafft hat, uns alle zu täuschen, dann hat er das vielleicht auch bei der Arbeit getan. Ich weiß nicht, ob du noch andere Begabungen, als deinen Geruchssinn hast, aber vielleicht hat er ja noch mehr Dreck am Stecken. Was ist, wenn er Dokumente der Firma verfälscht hat? Das wären handfeste Beweise, gegen die er sich nicht wehren könnte.“

Überrascht schauten die anderen nun auf Eren.

„Der Junge könnte Recht haben.“, sprach Mike bewundernd.

„Oh, ich wusste immer, dass mein kleiner Eren-Schatz Köpfchen hat.“, sagte Hanji heiter.

„Keine schlechte Idee.“, murmelte Levi, „Mike, ich gebe dir Einsicht in alle Dokumente, die Erwin bearbeitet hat, ebenso wie die Finanzen. An meinem Laptop solltest du Zugang dazu haben. Es wird eine ganze Menge Arbeit auf dich zukommen, aber solltest du etwas finden, bin ich bereit, deinen Stundenlohn zu verdoppeln. Bist du dabei?“

„Für dich immer.“, sagte dieser gut gelaunt, „Am besten nehmt ihr euch ein paar Tage frei, solange ich mich durch die Unterlagen kämpfe, damit ihr der Konfrontation mit Erwin aus dem Weg gehen könnt und euch in seiner Gegenwart nicht verplappert.“ Er warf dabei einen düsteren Blick auf Hanji.

„Oh, als ob ich das tun würde!“, protestierte sie, „Aber auf Abstand gehen kann wirklich nicht schaden. Levi, vielleicht solltest du ein paar Tage zu Eren ziehen? Zumindest so lange, bis du die Schlösser ausgetauscht hast.“

„Ist wohl das Beste.“, sagte er gleichgültig.

Da war sie wieder, Levis kalte Fassade, die er aufsetzte, wenn er seine wahren Gefühle von anderen verbergen wollte. Eren konnte sich nur ausmalen, was dem anderen gerade durch den Kopf gehen musste.

 

Drei Tage später trafen sich alle wieder in Levis Wohnung und nahmen gemeinsam am Esstisch Platz.

„Ich hätte nicht gedachte, dass ich so schnell fündig werden würde.“, sagte Mike, während er einen Stapel Papiere vor sich ordnete, „Aber Erwin hat es auch nicht sonderlich schwer gemacht. Ich hab versiegelte Kopien davon verschickt, wie du es gewünscht hast, Levi.“ Schnell drückte er jedem der Beteiligten einige Zettel in die Hand.

„Was ist das?“, wollte Levi wissen.

„Schau es dir an. Die Ausgaben, die Erwin der Firma berechnet hat.“

Eren warf nun selbst einen Blick auf das Papier. Es waren einige Kostenpunkte der letzten Monate aufgelistet.

„Wer brauch denn 30 neue Staubsauger?“, rief er entsetzt aus.

„Das ist es ja.“, sagte Mike, „Niemand hat 30 neue Staubsauger gekauft. Oder 15 Fernseher oder was sonst noch aufgelistet ist. Erwin hat die Kosten dafür aufgeführt und sich die Beträge in die eigene Tasche gesteckt. Ich frage besser nicht, wieso das niemandem aufgefallen ist.“

Eren wusste, dass Levi sich in diesem Moment angesprochen fühlte, und konnte dabei zusehen, wie sich ein Schatten über dessen Augen legte und sein Gesicht sich schmerzlich verzog.

„Ich hatte ihm vertraut. Immer.“ Mehr brachte Levi nicht heraus.

„Was können wir jetzt machen?“, fragte Hanji Mike.

„Nun, die Möglichkeiten, die ihr habt, sind immer noch dieselben. Setzt ihn mit den Anschuldigungen unter Druck, in der Hoffnung, dass er den Schwanz einzieht, oder geht gleich zur Polizei, was allerdings Konsequenzen für die Firma auf sich ziehen könnte.“

„Ich knöpf mir ihn vor. Und ihr kommt besser mit!“, brach es wütend aus Levi heraus.

Niemand traute sich, dem etwas entgegen zu setzen.

Levi sprang auf, nahm die Papiere an sich und schnappte sich seinen Autoschlüssel.

„Worauf wartet ihr noch?“, fragte er in die Runde.

Eren sah die anderen fragend an, bevor diese sich erhoben und Levi folgten. Auch er stand nun langsam auf. Eren war sich nicht sicher, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte. Das letzte Mal, dass er Levi so wütend erlebt hatte, war, als dieser Jean verprügelt hatte. Und so blieb er stumm und tat, wie ihm geheißen.

 

Da es noch vormittags war, hielt sich Erwin in der Firma auf. Eren, Levi, Hanji und Mike versammelten sich an dessen Bürotür und traten, ohne zu klopfen, ein.

„Levi! Oh, und du hast deine Freunde mitgebracht. Was gibt es denn so plötzlich?“, sprach Erwin mit falschem Lächeln.

„Spar dir den Müll, Augenbraue!“, zischte Levi und knallte Erwin den Stapel Papiere vor die Nase,

„Wir wissen es. Alles. Von deinen kleinen, perversen Ausflügen in meine Wohnung und davon, dass du dich am Geld der Firma bedienst.“

Erwins Gesichtszüge erstarrten augenblicklich.

„Verlass dir Firma und am besten gleich das Land. Das ist die letzte Chance, die ich dir gebe, bevor ich die Polizei einschalte. Also überlege es dir gut! Oh, und dass ich dich auszahle, kannst du natürlich vergessen. Du hast dir deinen Anteil ja schon selbst zugeschaufelt.“

„Levi... ich wollte nie...-“

„Genug! Ich will kein weiteres Wort von dir hören. Ich stelle dich frei, bis das USA-Projekt durch ist. Führungswechsel machen sich während eines laufendes Geschäftes nämlich nicht gut. Danach wirst du offiziell verkünden, dass du dich wegen persönlichen Problemen aus der Firma zurückziehst.“ Levis Stimme war eiskalt und als er ausgesprochen hatte, wurde es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.

„Und glaub bloß nicht, dass du uns aus dem Weg räumen kannst. Sollte irgendwem von uns etwas passieren, liegen die Beweise als Kopie bei meinem Anwalt und auch bei der Polizei vor. Komm also bloß nicht auf dumme Gedanken.“

Langsam erhob sich Erwin von seinem Platz und ging mit gesenktem Haupt an den anderen vorbei. Als er den Raum verließ, fiel die Anspannung der Gruppe ab.

„Wir haben es geschafft!“, quietschte Hanji und fiel Levi in die Arme.

„Gut gemacht, Levi!“, sprach Mike und klopfte ihm dabei auf die Schulter.

Auch Eren trat nun schüchtern hervor und flüsterte: „Ich bin so stolz auf dich. Du hast das klasse gelöst.“ Er nahm Levi fest ihn die Arme und küsste ihn sanft auf den Mund. Levi löste sich von Eren und trat dann an Hanji heran.

„Hanji, ich kann diese Firma nicht alleine leiten. Ich würde dich gerne zu meiner neuen Geschäftspartnerin machen, sobald Erwins Ausstieg offiziell ist.“

Hanjis Augen wurden immer größer und aus ihrem Mund kamen beinahe unmenschliche Geräusche, dann zog sie Levi in eine weitere Umarmung und rief freudig: „Ich bin dabei!“



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