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Moments like this

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Broken

Stille.

Er mochte die Stille.

Er mochte sie bis er realisierte, dass sie bedeutete, dass er alleine war.

Da war auch eine Stille, wenn er mit ihr zusammen war, aber es war anders.

Es war eine warme Stille, aber die Stille, die ihn im Augenblick umgab, war kalt.
 

Es war nur normal, dass sie nicht anwesend war.

Warum sollte sie?

Er arbeitete gerade.

Erfüllte seine Aufgaben als Kaiser.

Sie wollte ihn dabei vermutlich nicht stören.

Oder vielleicht schief sie auch einfach.
 

Vielleicht sollte er nach ihr sehen.

Sie hatte die letzten Wochen nicht sonderlich gesund ausgesehen.

Ja, Wochen.

Er hatte es ignoriert.

Dachte, dass sie nur einen schlechten Tag hatte, wie jeder andere auch von Zeit zu Zeit.

Später war er so in seine Arbeit vertieft gewesen, dass er ein Gespräch mit ihr immer weiter hinaus geschoben hatte. Es wurde langsam Zeit, dieses Gespräch nachzuholen.
 

Mit einem Blick nach draußen, beschloss er, dass es Zeit war ins Bett zugehen.

Sie sollte dort sein.

Hoffentlich.

Manchmal schlief sie nicht im Ehebett, sondern in ihrem Bett und mit „ihrem“ meinte er nicht seine Frau. „Sie“ war die beste Freundin seiner Frau, die sie – seine Frau – als ihre Ehefrau bezeichnete.

Nun, seine Frau war offiziell mit ihm verheiratet. Er war ihr Ehemann, aber inoffiziell hatte sie eine Ehefrau. Es war nur ein Spaß, ein Spiel, aber sie liebte es einfach zu sehr.

Ihn selbst störte es nicht. Dasselbe konnte man über „ihren“ Ehemann sagen. Ja, die Frau seiner Frau war auch verheiratet. „Ihr“ Mann war ein netter und zuvorkommender Mann, der dieses Spielchen schon ein paar Jährchen mitmachte.
 

Langsam legte er seinen Stift zur Seite und stand auf.

Müde, er war so müde und nahm es erst jetzt wahr.

Vielleicht sollte er besser auf sich selbst achtgeben.
 

Mehr schlafend als wach, bahnte er sich seinen Weg durch den Palast ins Schlafzimmer, in dem seine Frau hoffentlich auf ihn wartete.

Und sie wartete in der Tat auf ihn.

Gut, das war nicht ganz korrekt. Sie schlief bereits und bemerkte somit nicht, dass er gekommen war.

Leise entledigte er sich seiner Kleidung und zog sich sein Nachtgewand an.

Sein Versuch, ins Bett zu gehen, ohne sie dabei zu wecken, scheiterte jedoch.

Aber er hatte es zumindest versucht.

Nachdem er sie neben sie gelegt hatte, rückte sie näher an ihn heran, um ihn in den Arm nehmen zu können.

Sie war kalt, ihre Haut war blass und sie so unbeschreiblich müde und traurig aus.

Sein Herz schmerzte bei ihrem bloßen Anblick.

Es war seine Schuld, dass sie in diesem Zustand war! Er hätte sich besser um sie kümmern müssen! Es war seine Schuld!
 

Sachte legte er seine Arme um sie.

Ein sanfter Kuss fand seinen Weg auf ihre Stirn.

Mit gedämpfter Stimme flüsterte er ihr ins Ohr, wie sehr er sie liebte. Hoffte, dass sie ihm glaubte – er könnte es verstehen, wenn sie es nicht täte.
 

Um ehrlich zu sein, mochte er Momente, wie diesen, weil sie ihm das Gefühl gaben, dass sie – seine Frau und er – sich näher kamen, dass sie ihn so sehr liebte, wie er sie inzwischen liebte. Die Kälte in ihm wich für eine kurze Zeit und ließ ihn die Wärmer ihres Körpers und ihrer Liebe spüren.

Momente, wie dieser, fühlten sich am nächsten Tag so surreal an, dass er sich manchmal fragte, ob sie überhaupt wirklich geschehen waren. Er mochte Momente, wie diesen, weil es ihre Momente waren. Nur ihre!
 

Auf der anderen Seite, mochte er sich aber auch nicht, weil diese Momente bedeuteten, dass seine Frau nicht in Ordnung war!

Sie war traurig!

Sie war fertig!

Und er hatte sich nicht um sie gesorgt, bis es zu spät war!

Bis sie in diesem Zustand war!

Er war sein schrecklicher Ehemann!
 

Momente, wie dieser, ließen ihn begreifen, dass er noch so vieles über das Leben, am Leben zu sein, ein Ehemann zu sein, ein Mensch zu sein und Verantwortung für andere zu haben zu lernen hatte.



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