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The Way to Freedom

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Kapitel - Clara

- Shiganshina 839 -
 

''Das ist beste Qualität, sowas findest du nirgendwo.'', versprach ein Mann im mittleren Alter. Er saß hinter einem Stand und verkaufte Obst und Gemüse. Ein junges Mädchen stand ihm gegenüber und sah sich die Kartoffeln mit ihren dunkelgrünen Augen an. Sie klemmte ihre gold-braunen Haare hinter ihr Ohr. Sie waren nicht lang - die Spitzen berührten gerade mal ihre zarten Schultern, dennoch hatten sie unter der Sonne einen wunderschönen Schimmer. Ihr knielanges, grünes Kleid wurde mit einer dunkelbraunen Schürze beschmückt und betonte ihre helle Haut. Ihr Gesicht war weich, die rosa Lippen schmal und die Wangen besaßen einen zarten Rosaton. Dennoch bleibt die tiefe Narbe an ihrer rechten Wange nicht unbemerkt. ''Dann nehme ich fünf von denen, 5 von den Möhren und 3 Zwiebeln.'', antwortete sie. Ihre Stimme war warm und kaum hörbar. Der Verkäufer packte alles in einen Beutel. Mit einem 'Danke' reichte das Mädchen dem Mann das Geld und verließ den Stand. 'Sollte ich noch ein Brot kaufen?' , ging es ihr durch den Kopf während sie langsam die Straße hoch lief.

''Oh da bist du ja wieder Clara.'', bemerkte eine alte Dame als das Mädchen - welches wohl Clara hieß, mit den Einkaufen durch die Tür kam. ''Stell das doch bitte auf den Tisch'', bat die Frau und das Mädchen ging der Bitte wortlos nach. Dann nahm sie die Kartoffeln raus und fing an sie zu waschen. ''Du hast heute das ganze Haus geputzt. Geh dich hinlegen, du bist bestimmt müde'', sagte die Dame dann ''Ich mach' das schon, keine Sorge''. Ihr Name war Dorell Harris. Sie war 52 Jahre alt und lebte in einem kleinen Haus in Shiganshina. Hier arbeitete sie in ihrem eigenen Teeladen. Ihr schneeweißes Haar war zu einem Dutt zusammen gebunden. Die mehreren Falten im Gesicht beschrieben ihr für damals hohes Alter. Bevor Dorell Clara bei sich aufgenommen hatte, lebte sie allein. Wie lange lebte sie schon mit ihr? Ein Jahr? Ja, sie erinnerte sich. Damals war Clara gerade mal 12. Aber sie erinnerte sich nur ungern daran, was mit dem Mädchen passierte. ''Darf ich?'', fragte Clara unsicher. ''Ja aber natürlich, was für eine Frage:'', lächelte die alte Dame ihr entgegen. Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen verließ das Mädchen sie Küche. Obwohl sie schon ein ganzes Jahr mit Dorell lebte, fragte sie bei allem nach; ob sie schlafen gehen darf, ob sie nach draußen darf, ja, sogar ob sie etwas essen darf. Traurig schüttelte die Frau den Kopf. 'Das arme Ding hat so viel gelitten. Wie lange es wohl dauern wird, bis sie sie wieder fröhlich ist', fragte sie sich in Gedanken.

Vorsichtig holte Clara ein großes Buch unter ihrem Buch heraus. Der Deckel war komplett braun und hatte keinen Titel. Sie setzte sich auf ihr Bett und schlug es auf. Sie fing da an, wo sie aufgehört hatte. ''Die-ses Gewä-s-ser ist en-d-los und ent-hä-lt seh-r vi-el Sal-z'', las sie laut vor. Sie hatte sich eindeutig verbessert, letztes mal konnte sie den Satz noch nicht vollständig lesen. Das Lesen brachte sie sich selbst bei - besser gesagt arbeitet sie daran. Seit einem Jahr lebte sie bei Frau Harris. Vor einem Jahr entkam Clara der Hölle. Sie kann von Glück reden. Was wäre passiert gewesen, hätte Dorell sie nicht befreit? Darüber wollte sie nicht nachdenken, und sie war ihr unendlich dankbar für alles.

''Dieses Gewässer nennt mal also 'Meer'?'', murmelte das Mädchen vor sich hin. Verträumt das sie das Bild über dem gelesenem an. Eine Küste und unendlich viel Wasser. So etwas lag also hinter diesen Steilen Wänden. Ob es wohl wirklich so unendlich war? Dieses Meer bestand aus Salz und Wasser, obwohl Salz doch so ein kostbarer und seltener Rohstoff war. Auch hatte sie von einem Ort gelesen der komplett mit Sand bedeckt war. In diesem Buch stand auch, dass dieser Ort, besonders im Sommer, sehr heiß ist und es dort kaum Wasser gibt. Clara liebte es solche Geschichten zu lesen. Es war das komplette Gegenteil von dem was sie gesehen hat.

Schwarz. Alles schwarz. Sie konnte nichts sehen. Schmutziges Gelächter, überall

Sofort zuckte das Mädchen zusammen. Sie hielt beide Hände an ihre Ohren und vergrub ihr Gesicht zwischen den Knien. Nach einer Weile war es dann auch vorbei. Wann würde es aufhören? Wann würden diese Erinnerungen sie nicht mehr heimsuchen?

''Und sie haben schon wieder so viele Soldaten verloren'', hörte sie jemanden sagen. Das Geräusch kam von draußen. Neugierig eilte Clara zum Fenster. Dann erblickte sie zwei kleine Jungs, die vor einem Haus saßen, beide zwischen 10 und 12. Einer war blond, der andere schwarzhaarig. ''Das passiert wenn man den Schutz der Mauern verlässt'', meinte der Blonde. ''Ha-Hallo'', rief Clara aus dem Fenster. Die Jungs sahen fragend zu ihr hinauf. ''Wer hat den Schutz der Mauern verlassen?'', fragte sie neugierig. ''Na wer denn wohl, die Soldaten aus dem Aufklärungstrupp'', antwortete der Schwarzhaarige und kniff dabei ein Auge zu. ''Auf-klärungs-trupp?'' Nicht verstehend sah das Mädchen die Jungs an ''Was ist das?''. Geschockt sahen die Knaben die Dunkelblonde an. ''Was? Du kennst den Aufklärungstrupp nicht?'', rief der Blonde und stand auf. Clara schüttelte den Kopf. Sie kannte nur die Militärpolizei. Nicht mal mehr die Mauergarnison, denn sie ging nie bis zur Mauer hin.

''Seltsam, jeder kennt diese Nichtsnutze doch.'', meinte der Schwarzhaarige kleinere von den Beiden. 'Nichtsnutzig?', fragte sich das Mädchen in Gedanken. ''Also dann erkläre ich es ihr.'', fing der Blonde an: ''Der Aufklärungstrupp ist eine Gruppe von Soldaten die Außerhalb der Mauern gegen Titanen kämpfen. Sie machen oft Expeditionen und erkunden die Gegend da draußen...also wenn ich das richtig verstanden habe.''

Claras Interesse erwachte. Erkundungen Außerhalb dieser Steinmauern? Die Soldaten sahen die weite, verbotene Welt da draußen. Sie sahen das, was in ihrem Buch beschrieben war. Ganz bestimmt. ''Und wie kann man da mitmachen?'', fragte das Mädchen.

''Bist du lebensmüde? Weißt du eigentlich wie viele da umgekommen sind?'', rief der Jüngere ihr entgegen.

''Nun sag schon!'', kam es ungeduldig von Clara.

''Soviel ich weiß, musst du zuerst eine 3-jährige Ausbildung absolvieren.'', meinte der Blonde.

'' 3 Jahre?''

''Ja. Wenn du wirklich scharf drauf bist zu sterben, meld' dich doch nächstes Jahr da an'', kam es dann leicht sarkastisch von ihm.
 

- Shiganshina 840 -
 

Clara ist nun dreizehn Jahre alt.

''Clara mein Liebes, bist du dir wirklich ganz sicher.'', kam es verzweifelt von Frau Harris, als das Mädchen was sie zwei Jahre bei sich hatte vor der Tür stand, mit leichtem Gepäck auf dem Rücken. ''Frau Harris, ich danke Ihnen für alles. Leider kann ich nicht für immer bleiben.'', erklärte Clara sanft. Egal wie oft Dorell versucht hat ihr es abzureden, es klappte nicht. ''Bitte versprich mir nicht zu sterben.'', weinte die alte Dame und wischte ihre Tränen mit ihrem Ärmel weg. ''Ich verspreche es.'' Mit dieses Worten nahm die dunkelblonde Dorell in eine Umarmung. Dann verließ Clara die Frau, welche sie gerettet und zwei Jahre bei sich wohnen gelassen hat, um ihrem Traum die Welt Außerhalb zu sehen nachzugehen.



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