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Sister of Mine

— when words fail
von

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Es war furchteinflössend. Seine Eltern waren der erste Schritt gewesen und Inigo fühlte sich jetzt schon so, als hätte er keine Tränen mehr übrig. Wie er jetzt vor den Türen zu Lucinas Gemächern stand befürchtete er halb, dass ihn sein Mut jetzt schon verlassen würde. Er würde sich wie ein Feigling vor ihr verstecken bis er etwas Söldnerarbeit finden und aus dem Schloss verschwinden konnte–

„Nein, nein, das geht so nicht.“ Inigos Flüstern blieb ihm halb in der Kehle stecken.

Lucina war seine Schwester. Das Mädchen das ihm beigebracht hatte, wie man ein Schwert führte, das Mädchen das ihm abends Geschichten vorgelesen hatte, ihm beigebracht hatte, welche Blume was bedeutete. Das Mädchen das zu einer Frau geworden war, die ihr Land und ihre Leute vor ihr eigenes Leben stellen würde.

 

 

Es war schon so lange her, wäre er überhaupt noch der Inigo den sie kannte?

Das panische Pochen seines Herzens schmerzte. Die Hände zu Fäusten geballt lehnte er sich geschlagen gegen die Wand neben der Tür. Der Stein fühlte sich angenehm kühl (und unangenehm rau) an.

Man konnte schliesslich nicht einfach ins Schlafzimmer der Schwester wandern, nachdem man vier Jahre ohne Piep verschwunden war. „Hallo, Lucie, wie geht es dir? Vorab, ich kann dir nicht sagen, wieso ich jetzt einfach mal weg war, aber ich bin jetzt wieder da.“

… Wenn er so darüber nachdachte, nein, wahrscheinlich hatte sie sich nicht gefragt, wieso er plötzlich weg war. Lucina, Lucina die Ernsthafte, Lucina die Gewissenhafte, Lucina die Thronerbin hatte keine Zeit sich um einen schürzenjagenden kleinen Bruder zu sorgen, der mal einfach so in der Landschaft verschwunden war.

Seine Kindheit fühlte sich unsagbar weit weg an und mit jedem Atemzug tat er einen Schritt näher in die Gegenwart. Eine Gegenwart in der Lucina keine Zeit mehr für ihn hatte und er mehr wie sie sein sollte–
 

„Inigo?“

Die Stimme war weiblich, brüchig. Vertraut. Aufzusehen fühlte sich furchtbar schwierig an. Inigo hatte Angst, dass er womöglich vor Nervosität vergessen würde wie man atmet.

Er kannte diese Schritte, bestimmt, sicher. Die Hände – alles was er von ihr sah, wenn er den Kopf nicht hob – waren die Hände einer Kriegerin, mit Narben übersäht, einem frisch aussehenden Kratzer über dem rechten Daumen. Da war die Narbe am Handgelenk die sie mal kassiert hatte, als sie einen Dolch für ihn abgefangen hatte.

In seinem Kopf waren drei Millionen unterschiedliche Dinge die er sagen könnte, aber nichts fühlte sich richtig an. Nichts konnte erklären, wie er manchmal nachts geweint hatte, weil er seine Heimat, seine Freunde, seine Familie so vermisst hatte, wie er sich anfangs immer daran gedacht hatte, dass er besser als sie zu sein hatte–

 

 

Lucinas Arme waren warm und stark. Sie war kleiner als er; nicht viel aber genug um ihn etwas zu sich herunterziehen zu müssen. Inigos Hände fanden den Stoff ihrer Bluse sofort, krallten sich in ihn als würde sie verschwinden, wenn er nicht aufpasste.

„Wir hatten beinahe die Hoffnung aufgegeben!“

Ihre Stimme war belegt, Tränen sickerten durch sein Hemd. Inigo konnte sich nicht erinnern, wann er Lucina das letzte Mal hatte weinen sehen. Keiner von ihnen weinte vor anderen, keiner hatte diesen Luxus.

Er sollte sie trösten. Sollte sagen, dass er nichts hätte tun können, dass seine Mission geheim gewesen war

Dass er sie vermisst hatte.

Seine Stimme wollte nicht.

 

 

 

 

Aber für den Augenblick war das genug. Lucina hatte immer gewusst, was er sagen wollte.

Auch dann, wenn Inigo selbst es nicht in Worte fassen konnte.



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