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Experiment Mind Reader

von

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POSTLUDE

Das Gefühl der tiefen Erregung in seinen Lenden blieb omnipräsent. Sie mochte Rena gehören und nicht Yoshiki, war sie doch in seinem Hirn erwachsen, aber nun gehörte sie auch ihm, und sie ließ ihn auch nicht los, als Yoshiki allmählich wieder in die Realität zurückkehrte. Das blaue Licht stach ihm in die noch benommenen Augen, doch sein restlicher Körper war nicht müde. Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren. Seine Hände waren schweißnass und seine Hose viel zu eng.

Rena verhielt sich so still, dass er hätte annehmen könnte, er wäre gar nicht da oder selbst eingeschlafen. Doch wäre dem so, hätte er sich nicht durch seine Gedanken bewegen können.

Als Yoshiki träge den Kopf drehte und zu ihm hinsah, erwidert er den Blick unverzüglich. In seinen dunklen Augen schwelte etwas Verletzliches, denn er fürchtete eindeutig das, was Yoshiki gesehen hat. Er wollte nicht erfahren, um was es sich gehandelt hat. Die Beule in seiner Hose sprach ohnehin Bände, und sie war es auch, die ihn rasch wegsehen ließ.

Doch der Wahrheit konnte er sich nicht länger entziehen. Dafür würde Yoshiki Sorge tragen. Vielleicht hätte er es ihm verschwiegen, wenn es nicht derart eindrücklich angemutet hätte. Aber es gab in Anbetracht von Renas intimsten Gedanken viel zu sagen. Sehr viel.

"Danke, dass du mich so vertrauensvoll in deine Seele hast sehen lassen."

Yoshiki nahm sich die Elektrode ab und legte sie beiseite. Rena beäugte ihn dabei argwöhnisch mit gesenktem Kopf und diskret gehobenem Blick. Wahrscheinlich rechnete er damit, dass Yoshiki sich nun seinem PC zuwenden würde, um irgendwelche Daten und Fakten festzuhalten, doch bei diesem Experiment ging es nicht um logische Schlüsse, sondern um rein persönliche Belange, welche sich nur schwer in Worte fassen ließen. Aber dies war natürlich trotzdem vonnöten, allerdings brauchte Yoshiki eine Weile, ehe er wieder so klar war, dass er Rena erzählen konnte, was er erfahren hatte. Doch dann überlegte er es sich anders.

"Du willst nicht, dass ich dir erzähle, was ich gesehen habe, nicht wahr?" Er schaute Rena aus großen Augen an und legte den Kopf dabei urteilend schief. "Du hast Angst davor."

Rena kämpfte gegen das mulmige Gefühl mit aller Macht, aber er schaffte dennoch nicht, es gänzlich vor Yoshiki zu verbergen. Der andere hatte mit seiner Feststellung ins Schwarze getroffen, und seine Augen schimmerten wie jene eines waidwunden Tieres. Wovon Yoshiki sich jedoch nicht beeindrucken ließ. Rena war ein harter Kerl, und es würde ihm eine Freude sein, an seiner rauen Schale zu kratzen.

"Du wirst trotzdem nicht drumherumkommen, zu erfahren, was du mir gezeigt hast", stellte Yoshiki klar und sah ihn fest an. "Denn es ist zu deinem Besten. Unterdrückten Gelüsten und Fantasien muss man irgendwann Raum verleihen, sonst erstickt man daran."

Er wusste, dass er zugleich auch sich selbst belehrte, aber er verdrängte die Gewissheit rasch. Im Moment zählte nur Rena. Rena, der so schön und begehrenswert war und solch ein wildes und äußerst unkonventionelle Sehnsüchte hegendes Herz besaß. Kein Wunder, dass es monatelang im selben Rhythmus geschlagen hatte wie das Yoshikis.

"Dann sags mir." Rena klang wieder so entschlossen wie kurz bevor Yoshiki in seinen Kopf eingedrungen war. Er hielt ihm regelrecht die Wange hin, damit er ihn darauf schlagen konnte. "Ich bin schrecklich verdorben, nicht wahr?"

Yoshiki hätte beinahe aufgelacht, allerdings nicht nur, weil er damit den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, sondern weil ihn seine Furcht vor der Wahrheit fast rührte.

"Sagen wir es so." Yoshiki schmunzelte genüsslich in sich hinein und rieb sich das Kinn, während er das eben Gesehen noch einmal Revue passieren ließ. "Ich komme in fast jedem deiner Träume vor. Und in jedem siehst du eine andere Facette von mir. Und gleichzeitig offenbarst du mir in jenem eine andere Facette von dir."

Rena schnaubte.

"Es war so klar."

"War es das?" Yoshiki zeigte sich reichlich erstaunt. "Suche ich dich etwa so oft in deinen Gedanken heim?"

Rena schwieg. Er kämpfte und kämpfte und würde am Ende doch der Verlierer sein. Und nur deshalb gleichzeitig der Gewinner.

Da er nichts dazu beizutragen hatte, obwohl Yoshiki seine elenden Geheimnisse nun ohnehin allesamt kannte, war es an dem anderen, weiterzusprechen. Er erhob sich und machte ein paar Schritte in Renas Richtung.

"Du hast ein paar äußerst interessante Fantasien", bemerkte er. "Im Nachhinein betrachtet könnte ich fast behaupten, du wärst noch verdorbener als ich." Noch ein Schritt folgte, sodass er nun direkt vor Renas Knien Halt machte. Der Junge wurde zunehmend unruhiger und rückte sich in seinem Stuhl zurecht, hielt aber weiterhin die Klappe. "Du fühlst dich von Ekel stimuliert genauso wie von Angst und Scham. Oh ja, insbesondere, wenn man dich in Verlegenheit bringt, geht dir einer ab."

Rena mimte den Unbeeindruckten, der er jedoch nicht wahr. Er schaute demonstrativ in eine andere Richtung und überließ Yoshiki nach wie vor das Reden, hörte nur widerwillig zu, wie er all die Dinge vor ihm ausbreitete, die er nicht hören wollte. Die Wahrheit in ihrer reinsten Form.

"Aber du kannst auch anders." Yoshiki schmunzelte. "Auch du hast ein Licht in dir, wenn auch eines, das von einer kaputten Lampe stammt." Er streckte die Hand aus und berührte Rena an der Stelle unter seinem Ohr. Der Junge zuckte abrupt zusammen. So empfindlich, wie er in seinen Träumen war, war er auch in der Realität. Yoshiki drehte Renas Kopf ein wenig, um einen Blick auf jene Stelle zu erhaschen, auf der sein Finger ruhte. "Schade, dass du es nicht wirklich trägst. Das kleine Sperma-Ypsilon. Es hat dir gestanden."

Renas Blick klarte sich kurz auf, wurde durchscheinend, doch im nächsten Moment verhärtete er sich schon wieder. Seine Lippen waren fest zusammengepresst, doch sie würden es nicht mehr lange sein.

Yoshiki ging zu seiner Theke und öffnete den obersten Schub, um etwas aus diesem zu entnehmen. Es war etwas Kleines, welches er mühelos in seiner Faust verbergen konnte, damit Rena es noch nicht gleich zu Gesicht bekam. So trat er wieder Rena gegenüber und beäugte ihn abschätzend. Er war noch nicht fertig mit seiner Auswertung der perfiden Träume des Jungen.

"Und es gab noch etwas, das dir gestanden hat." Er hielt das scharfe Metallstück so abrupt vor Renas Gesicht, dass der Junge große Augen machte, ansonsten jedoch nicht mit der Wimper zuckte. Ein Schnitt folgte, der Renas Lippe teilte, direkt in der Mitte. So, wie Yoshiki dies getan hatte, trat er einen Schritt zurück und betrachtete sein Kunstwerk, aus dem allmählich Blut quoll. "Jetzt. Genauso bist du komplett. Eine Symbiose zwischen Traum und Realität." Nein, das stimmte nicht. "Allerdings fehlt noch etwas. Etwas ganz Entscheidendes."

Er zögerte keinen Moment mehr. Rena hatte ihm genügend Signale gesendet, die ihm erlaubten, seinen Instinkten freien Lauf zu lassen. Rena wollte es auch. Und so setzte er sich auf den Schoß des Jungen und küsste heiß dessen Blut von den Lippen, bis er es auf seinen eigenen schmecken konnte. Metallisch. Ein seltsamer Geschmack für etwas, das nicht aus Eisen bestand. Vielleicht waren Menschen und Maschinen sich doch nicht so fern, wie man immer glaubte.

Im ersten Augenblick wirkte Rena wie erstarrt. Doch es brauchte nur einen einzigen Atemzug Yoshikis, um seinen Widerstand zu brechen. Die Träume, durch die Yoshiki gewandelt war, hatten in ihm ein seltsames Gefühl hinterlassen, etwas zwischen Sehnsucht und blanker Gier, was jedoch gegenstandlos in seinem Magen geschwelt hatte. Bis zu jenem Moment, in dem Yoshiki ihn getriggert hatte. Spermatattoo. Blutende Lippen. Er wusste, wie seine Träume aussahen, ohne es zu wissen. Er spürte es. Und er gab sich selbst nach, küsste Yoshiki begehrend gegen und schlang die Arme um seinen Rücken. Wie zwei Raubtiere, die ewig um ihre Beute herumgeschlichen waren, ohne sie erlegen zu dürfen, kosteten sie das Feuer aus, das in ihnen schwelte und das sie zum Ausbrechen gebracht hatten. Es gab nun kein Zurück mehr, für beide nicht. Sie waren eine Symbiose eingegangen, die man nicht mehr trennen konnte. Und all ihre Träume würden aufs Neue Gestalt annehmen, nun, wo sie aus den Tiefen des Unterbewusstseins aufsteigen durften und endlich frei waren.

 



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