Die Wahrheit über die Wahrheit...
… war, dass es mehr gab als nur ein Mädchen zu sein, welches zu einer Marionette der Gesellschaft herangezogen wird.
Mehr als nur die Frau eines Mannes zu werden, welcher das Recht besitzt mit ihr tun und lassen zu dürfen, was ihm beliebt.
Mehr als nur Welpen zu gebären, sie abgenommen zu bekommen damit diese von Ammen genährt und erzogen werden.
Mehr als Perfektion auf Banketten und zu Hofe.
Leider wird keinem Weibchen dies gelehrt, denn wer würde es schon zur Frau nehmen, sollte es ihren eigenen Kopf entwickeln – eine eigene Meinung bilden und diese am Besten auch noch vertreten?
Die Eltern eines Weibchens bezahlten schließlich eine hohe Mitgift für einen besseren Stand in der Gesellschaft. Dafür zwingen sie ihren eigenen Nachwuchs zur Selbstaufgabe um alle Anforderungen erfüllen zu können - zumindest war dies unter Dämonen mehr als üblich.
Ebenso die absolute Enthaltsamkeit bis zur Ehe. Eine Frau hatte vor anderen Männern stets voll bekleidet in Erscheinung zu treten und durfte nur auf Aufforderung mit dem anderen Geschlecht reden. Die Strafen für ein Vergehen variierten gerne von Gebrüll bis hin zum Tode, je nachdem welches Gemüt der Mann gerade besaß.
Bei Dämoninnen eines höheren Standes begann die eigentliche Erziehung größtenteils mit dem zwanzigsten Lebensjahr - was in Menschenjahren etwa das achte darstellen würde.
Ein dämonisches Weibchen war vorher nicht in der Lage, sich mehr als nur eine Stunde lang zu konzentrieren. Bis dahin wurden sie Stück für Stück an das Leben an der Seite eines Mannes herangeführt und sollte ab da an über viele Jahrhunderte andauern, bis
Manches Mal gab es jedoch Ausnahmen, die damit begannen, dass Dämonen aus Liebe heirateten und deren Kinder liebesvoll von den eigenen Eltern umsorgt wurden.
Eines dieser Kinder war Chiyoko, ein Wolfjunges mit wunderschönen grünen Irden und schwarzem hüftlangem Haar. Ein Mädchen, welches mit ihrer herzlichen Art so manchen um Finger wickeln konnte, aber was sollte man auch gegen einen Welpen ausrichten, der nicht einmal eine Dekade lang lebte?
Ein junges naives Ding eben, welches die Grausamkeit dieser Welt noch nicht kennen konnte.
Welches ohne nachzudenken auf den Schoß eines Hundejungen kletterte, der ihr rund zwei Jahrhunderte voraus hatte und ihm einfach frech ins Gesicht grinsen konnte, ohne von ihm dafür mahnend angeschaut - gar gerügt zu werden.
Wer hätte zu diesem Zeitpunkt auch nur im entferntesten ahnen können, was die Zukunft für beide bereit halten würde?
