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Addicted

Fegefeuer
von

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„Ey, Vorsicht! Das ist `n Attentat!“, Kate suchte den Ursprung der empörten Männerstimme und entdeckte einen Mann, der vielleicht Mitte dreißig war. Offenbar hatte sie in einem Anflug von Frust die Coladose so fest getreten, dass sie gegen ihn geflogen war, als er gerade aus einer Seitenstraße herauskam.

„Entschuldigung“, murmelte sie nicht sonderlich reumütig, während sie den Blick auch sogleich wieder von ihm abwandte.

„Das ist alles?“, der Mann, den sie offenbar mit der Dose getroffen hatte, stellte sich ihr in den Weg und versperrte diesen somit.

„Diese Entschuldigung klang für mich nicht ehrlich und war keinesfalls befriedigend.“

Sein gespielt erschütterter Tonfall und das leicht schräge Lächeln der seitlich gepiercten Lippen brachten sie dazu, ebenfalls einen Mundwinkel zu heben.

Der Mann vor ihr war groß, schlank und hatte aschbraune Haare, die ihm etwas wild in die Stirn fielen. Sein Gesicht war wohlproportioniert und er hatte hohe, recht eingefallene Wangen, welche es sehr markant wirken ließen. Grüne Augen funkelten sie neckisch an. Sie waren freundlich, dennoch fand Kate, dass er vom Leben gezeichnet aussah. Zudem hatte er eine geheimnisvolle Ausstrahlung, die ihn interessant und irgendwie attraktiv machte.

„Josh“, stellte er sich vor und sie sah, wie er ihr seinen sehnigen Arm entgegen streckte, um ihre Hand zu schütteln. Zögerlich ergriff sie diese. Seine Hände waren kalt und er roch nach verflogenem Rauch.

„Kate.“

„Also Kate, weder ich noch die arme Coladose können etwas für deinen Frust. Aber wir können dir helfen ihn los zu werden.“

Er zog eine Schachtel Zigaretten aus seiner tief sitzenden Hosentasche und bot ihr eine an. Kate schüttelte den Kopf.

Trotzdem zündete er sich eine an.

„Ich bin zwar kein Psychologe, aber ich kann sehen, wenn es einer Frau schlecht geht. Und als Gentleman kann ich das natürlich nicht zulassen“, murmelte er mit der Zigarette im Mundwinkel, die er mit den Händen abschirmte, während er mit dem Feuerzeug kämpfte.

Sie beobachtete interessiert den Schalk in seinen Augen. Anstatt sich abzuwenden und Angst vor einem Fremden aus einer dunklen Gasse zu haben, spürte sie, wie sie sich entspannte. Irgendetwas hatte er an sich, das ihr vermittelte: Vertrau mir. Und Kate wollte das nur zu gerne. Sie wollte ihm vertrauen, weil er im Moment genau die richtige Ablenkung war. Natürlich war ihr klar, dass es naiv und selbstmörderisch war, einem Typen zu vertrauen, der aus einer zwielichtigen Nebenstraße kam. Wenigstens schien er alleine zu sein.

„Wie wäre es, wenn wir uns einen gemütlicheren Ort zum Plaudern suchen?“, schlug er vor und zog Kate bereits in eine Richtung. Sie zögerte und Josh blickte sie verwirrt und ein wenig erwartungsvoll an, als wäre überhaupt nichts dabei, dass sie mit einem Wildfremden mitgehen sollte.

„Man soll nicht mit fremden Männern mitgehen“, murmelte Kate den Satz, der jede Mutter erleichtert hätte. Josh lachte kurz auf und der ehrliche Ton in seiner Stimme ließ sie etwas schmunzeln. Er kniff die Augen leicht zusammen, als er an seiner Zigarette zog und den Rauch seitlich durch die Lippen wieder entweichen ließ. Kate fand, dass er der Inbegriff von Coolness war, wie er so lässig da stand, eine Hand in der Tasche der Jeans, die so tief saß, dass man sich wunderte, wie sie überhaupt noch auf den Hüften hielt. Dazu dann die Piercings und die ungebändigte Frisur, von der man glauben konnte, dass er genau so heute Morgen aus dem Bett gekrochen war. Kate hasste Zigaretten. Es stank, war giftig und schmeckte scheiße; bei Josh allerdings rundete die Kippe im Mundwinkel die Optik erst richtig ab. Er war die Art Mann, die wegen ihrer absolut unperfekten Art einen unwiderstehlichen Charme versprühten.

„Ich hab süße Kaninchen zu Hause, möchtest du sie sehen?“, sagte er grinsend, schüttelte dann aber den Kopf. „Keine Sorge, ich wollte dir jetzt keine Angst einjagen oder dich mit zu mir nach Hause schleppen. Ich dachte eher an einen Club hier in der Nähe. Da könnten wir uns hinsetzen, etwas zusammen trinken und uns kennenlernen.“

Auf Kates weiterhin misstrauischen Blick wurde sein Grinsen etwas verschmitzter.

„Du bist süß, wenn du die Stirn so kraus ziehst und schaust, als wüsstest du noch nicht, ob mir gleich Fangzähne und Klauen wachsen. Nein, mal ehrlich. Ist doch egal, ob wir uns in einem Café getroffen hätten oder ob ich dich eben auf der Straße nach einem Date frage, oder? Die Coladose des Schicksals hat es so gewollt!“, behauptete er, wobei er auf das rote, zerknüllte Metall am Boden verwies. Kate lächelte etwas, versuchte es aber gleich wieder zu unterdrücken und sie schüttelte den Kopf.

„Wirklich nett aber nein, danke. Ich muss jetzt wieder nach Hause.“ Wenn er ihr wirklich nichts anhaben wollte, würde er jetzt einfach gehen. Er würde sich umdrehen und weggehen und wenn er sie gut fand, würde er ihr noch seine Nummer aufschreiben. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Josh blickte sie mit der offensichtlichen Hoffnung, dass sie sich noch anders entscheiden würde, einmal eindringlich an, doch dann drehte sie sich selbst um. Sie schloss kurz die Augen, atmete durch und ging los, lauschend, was hinter ihr geschah. Doch sie hörte ihn nicht auf sich zu rennen oder etwa ein Rascheln von einem Messer oder einer Pistole, die gezogen wurde. Als sie einige Meter gegangen war, konnte sie nur vernehmen, wie sich seine Schritte auch entfernten. Nun konnte Kate nicht anders als ihren Widerstand aufzugeben. Sie drehte sich um und sah, wie er fortging.

„Josh!“, rief sie und der Mann drehte sich um. Er hatte sie ziehen lassen, sie zu nichts gezwungen.

„Nimm mich mit!“

Sie ging auf ihn zu und er grinste breit, während er mit beiden Zeigefingern auf sie zeigte.

„Ich hab‘s gewusst!“, sagte er und legte einen Arm um ihre Schulter, als sie bei ihm angekommen war.
 

Es war ein heruntergekommener Laden in einer ebenso heruntergekommenen Gegend. Die pinken Neonröhren am Leuchtschild außen flackerten und setzten immer wieder für einige Sekunden aus, ehe sie den Schriftzug Purgatory wieder zu erkennen gaben. Der Putz des Gebäudes war der Witterung schon lange zum Opfer gefallen und abgeplatzt, sodass an einigen Stellen das Mauerwerk sichtbar wurde. Es war genau einer dieser Orte, an denen Kate noch nie gewesen war - oder, die einfach nicht in ihrer Erinnerung haften geblieben waren. Es war eben nicht die Art von Club, in der sie für gewöhnlich ihre Partynächte verbrachte.

Josh führte sie in das Innere der Location und schien sich dabei nicht an den beiden Türstehern zu stören, die in etwa die Statur ihres Mannes hatten, und sie schienen sich auch nicht an ihm zu stören. Offenbar war er hier Stammgast. Oder die Security war nur Dekoration.

Innen war es laut, heiß und die Luft so dick, dass man sie fast schneiden konnte. Eine lange Bar erstreckte sich an einer Seite des großen, in Schwarz- und Röttönen eingerichteten Raumes. Leicht, sehr leicht bekleidete Frauen räkelten sich an den Hockern. Einige standen auf dem Tresen und tanzten, andere beglückten die meist männlichen Besucher an privaten Tischen und wieder andere schwangen ihre trainierten Körper in Käfigen umher. Kurzum: es war eine Tabledance Bar und zwar eine der Sorte, in denen es hieß: Nur gucken, nicht anfassen, es sei denn, du hast genügend Geld dabei.
 

Josh zog Kate zu einem freien Tisch und sie setzte sich. Dann ging er zur Bar. Neben ihr saß eine Dame auf dem Schoß eines Herrn, der gerade dabei war ihr die Zunge in den Hals zu schieben. Das schien ihr allerdings zu gefallen, denn er ließ dabei einen dicken Geldschein in den Bund ihres knappen Höschens wandern.

Kate sah sich ein bisschen schüchtern um. So viel nacktes Fleisch auf einmal wirkte auf sie verstörend und sie war froh als Josh mit einem Bier und einem Energy Drink zu ihr zurück kehrte.

„So meine Kleine“, sagte er, als er ihr den Muntermacher zuschob und selbst wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf dem Ledersofa zusammensank.

„Dann erzähl dem guten Josh doch mal, was dein hübsches Köpfchen so bedrückt.“

Kate wusste nicht, ob es gut war mit einem Fremden über ihre Eheprobleme zu reden, aber wen hatte sie schon sonst, dem sie es anvertrauen konnte? Niemandem. Zumindest im Moment. Und der strubbelige Mann vor ihr wirkte wirklich interessiert und hilfsbereit.

Josh hatte offenbar die Gabe einem das Gefühl zu vermitteln, dass man sich schon ewig kannte und alles miteinander teilen konnte, ein Freund zu sein, der schon immer da war, ohne ihn jemals zuvor gesehen zu haben. Ob er vielleicht die Hand war, die sie daran hinderte zu fallen?

„Es geht um meinen Mann“, begann Kate und konnte sehen, wie er die Lippen schürzte.

„Natürlich. Wenn es einer Frau schlecht geht, steckt immer ein Typ dahinter. Männer kennen eben ein Problem für jede Lösung.“ Sie ging auf seinen, wenn auch wahren, Kommentar nicht weiter ein, sondern begann sogleich, ihm ihr Herz auszuschütten.

„Wir hatten die perfekte Beziehung, weißt du? Voller Liebe und Leidenschaft. Als wir uns gesehen haben, war uns sofort klar, dass wir nicht mehr weiter suchen mussten. Wir hatten unser Ziel gefunden. Er ist groß, stark, männlich, alles, was eine Frau will. Damals war er noch ein Soldat.“

Josh pfiff anerkennend durch die Zähne.

„Allerdings fasste er irgendwann den Entschluss sein Hobby zum Beruf zu machen und begann mit seiner Band professionell Musik zu machen. Ein schlechter Plattenvertrag und Auftritte, für die es sich fast nicht lohnte, das Equipment aufzubauen. Sie haben ein paar Fans und das Geld reicht gerade so aus, dass wir uns die Miete teilen können. Deswegen beschwere mich aber auch gar nicht. Geld hat bei uns nie eine Rolle gespielt.

Das eigentliche Problem ist, dass er einfach nicht mehr da ist, verstehst du? Als Frau eines Soldaten bin ich es gewohnt, viel alleine zu sein. Aber wenn er von seinen Einsätzen wiederkam, war er voll und ganz bei mir, mit seinem Herzen und seiner Seele. Es mag merkwürdig klingen doch jetzt habe ich das Gefühl allein zu sein, selbst, wenn er neben mir sitzt. Weil er nicht bei mir ist, sondern irgendwo in irgendwelchen Liedtexten oder im Nirwana, weil er vollkommen übermüdet und überarbeitet ist. Es ist einfach nichts mehr von ihm für mich übrig.“

Kate sah, wie Josh sich etwas zu ihr neigte, und spürte dann seine Hand, wie sie ihre umfasste. Sie war sanft und beistehend und wurde sofort von ihrer umklammert.

„Ich vermisse ihn, ich sehne mich so nach ihm. Nach seiner Wärme und seiner Aufmerksamkeit. Es kommt mir so vor, als wären wir uns fremd geworden und als hätte er kein Interesse mehr an mir. Alles ist wichtiger als ich. Sogar diese Janine. Sie ist ein Fan von ihm. Er trifft sich öfters mit ihr zum Plaudern“, Kates Stimme wurde erst wütend, brach dann aber verletzt. , „wie gerne würde ich mit ihm reden oder seine Hand halten ohne, dass ich das Gefühl haben muss, dass es eine Last für ihn ist. Ich platze vor Eifersucht, Josh. Dieses pubertäre Mädchen schnappt mir meinen Mann weg und er fährt mich noch dafür an, dass ich versuche uns zu retten. Alle meine Bemühungen unsere Beziehung wieder in Gang zu bringen, enden in einem Streit. So langsam habe ich das Gefühl, dass es keinen Zweck mehr hat, dass ich nicht mehr kann. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann wir zuletzt miteinander geschlafen haben. Ich bin eine Frau, ich habe Bedürfnisse!“ Josh nickte verständnisvoll und lächelte sein schiefes Lächeln.

„Die befriedigt werden müssen.“

„Ja! Du verstehst mich.“ Kate stieß die Luft aus, als würde sie den Ärger, die Frustration und die Angst aus sich heraus schnaufen können. Jason war ein ignoranter Idiot. Aber Josh war nett, charmant, witzig, verständnisvoll, alles, was sie in dem Moment brauchte. Und dazu hatte er noch dieses gewisse Etwas, das ihn verdammt attraktiv machte.

„Komm, setz dich mal zu mir“, Josh klopfte sich auf die Oberschenkel und Kate wusste nicht, wo ihre Hemmungen hin waren, aber sie rutschte zu ihm herüber und landete auf seinem Schoß. Vielleicht war es einfach nur ihr Wunsch nach Nähe und Wärme, auch wenn sie von einem anderen als ihrem Ehemann kamen. Zu lange war sie jetzt schon alleine und es war schön, den Körper eines anderen zu spüren. Für einen kurzen Moment wurde ihr schwindelig und sie fragte sich, ob sie das Koffein in dem Energy Drink nicht mehr vertrug. Josh legte eine Hand um ihre Hüfte. Mit der anderen strich er ihr eine der langen, schwarzen Strähnen zurück, die ihr in das Gesicht fielen. Es war ihr gutes Recht. Sie hatte jahrelang darauf gewartet, dass Jason sie einmal auf ihren Schoß zog oder ihre Wange streichelte, doch wenn er es nicht wollte: Josh tat es offenbar.

„Deine Situation ist echt beschissen“, begann er dann, „und ich glaube das Beste, was du machen kannst, ist erst mal abschalten und neue Kraft tanken“, sprach er weise. Er lehnte seinen Kopf nach vorne und berührte mit seiner Nasenspitze und den Lippen ihren Hals.

„Es bringt nichts, wenn du an der Beziehung zerbrichst. Und so eine schöne Frau wie du hat es eigentlich gar nicht nötig auf die Nähe eines Einzelnen zu warten.“

Er blickte sie wieder an und kaute überlegend auf seinem Piercing herum.

„Man soll Probleme zwar eigentlich lösen, aber in deinem Fall ist es dringend nötig, dass du für den Moment zumindest, einfach mal vergisst.“

Dieses Wort klang traumhaft. Vergessen. Was würde sie dafür geben, dass all ihre Sorgen einfach fort waren?

„Ich hab hier etwas, das dir dabei helfen kann.“ Zwischen den Fingern hielt er nun eine kleine, weiße Pille.

Drogen! Er wollte ihr Drogen geben.

Kate weitete die Augen.
 

Sie hielt nichts von Rauschmitteln. Selbst Alkohol nutzte sie nur zum Feiern, aber niemals dazu sich abzuschießen. Kate hatte Angst vor dem Verlust der Kontrolle und Angst in etwas hinein zu geraten, aus dem sie nicht mehr herauskam. Wie oft hatte sie über die Junkies am Straßenrand die Nase gerümpft und sich gefragt, wie tief man eigentlich sinken konnte.

Zu ihrem eigenen Entsetzen aber war diese kleine, weiße Tablette so verführerisch wie ein nackter, verschwitzter Jason Statham direkt in ihrem Bett.

„Keine Sorge, es ist ganz harmlos. Du wirst dich nur etwas entspannen. Es ist nicht verboten mal abzuschalten und keiner kann es dir übelnehmen. Das kleine Zuckerstück hier wird dafür sorgen, dass es dir gut geht. Willst du nicht ein paar Stunden Frieden haben?“

„Doch“, gab sie zu, betrachtete die Pille aber immer noch mit Argwohn. Dann bemerkte sie Josh’s Lächeln. Er fasste an ihr Kinn und drehte ihren Kopf so, dass sie ihn ansehen musste. Was für schöne, grüne Augen er hatte. Besonders mochte sie die kleinen Fältchen, die sich nun um sie bildeten. Aber das Lächeln war nicht mehr so unschuldig wie eben noch. Es hatte nun etwas Anzügliches. Sie spürte, wie er mit dem Daumen über ihre Unterlippe fuhr, und sah, wie sein Blick ihr Gesicht musterte. Dann wanderte seine Hand an ihren Hinterkopf und er zog sie näher an sich heran. Sein Atem war warm und roch, wie alles an ihm, nach Rauch. Kate konnte spüren, wie ihr Herz schneller schlug und Angst in ihr aufstieg, doch sie war wie gebannt von ihm, und dem Wunsch endlich zu vergessen.

„Wie wäre es, wenn du die Pille von meiner Zunge lutschst?“, hauchte er ihr leise entgegen. Dann öffnete er seinen Mund und legte sich die Pille auf die ebenfalls gepiercte Zunge. Kate konnte nicht fassen was sie tat, als sie sich nach vorne lehnte und seine warme Zunge mit ihren Lippen umschloss.

Einen Moment lang ließ er sie wirklich an seiner Zunge lutschen und zwang sie so die Pille herunter zu schlucken. Dann küsste er sie mit der Leidenschaft und Hingabe, die sie bei ihrem Mann vermisste. Ein Kuss, bei dem sie gar keinen Einfluss mehr darauf hatte, dass sich ihr Körper gegen seinen drückte.

Dieser Kuss war in mehrfacher Hinsicht eine neue Erfahrung für sie. Zum einen die Gefahr, die sie jetzt einging, als sie die kleine, schon leicht angeraute Tablette ihren Hals hinunter gleiten ließ, und zum anderen, diese beinahe perverse Intensität, mit der er sie küsste.

Sie hatte noch nie einen Mann mit Zungenpiercing geküsst. Zu ihrer Freude hatte dieser sogar zwei direkt hintereinander.

Auch sein spiralförmiges Piercing links an seiner Unterlippe war interessant zu spüren und zu schmecken.

Sie wollte mehr von den zwei Stäben in seiner Zunge ertasten und ließ sich so nur allzu gern am Hinterkopf fest gegen ihn drücken.

Kate stellte fest, dass sie richtigen Spaß daran hatte das Metall in seinem Mund zu erforschen und drückte sich mit zusammengekniffenen Augen immer fester gegen ihn.

Es war aufregend. Sie kannte diesen Mann nicht einmal eine halbe Stunde und jetzt saß sie schon auf ihm und presste ihren Unterleib beinahe verlangend gegen seinen Schoß, lutschte Drogen von seiner Zunge, wie er es so nett formuliert hatte, und dachte keinen Moment lang an ihren Mann, der sie im Zorn weggeschickt hatte.

Josh’s zweite Hand wanderte nun über ihre Taille herab zu ihrem Po. Diesen schob er erst ein Stück von sich weg, um ihn dann etwas fester wieder an sich heranzuziehen. So bewirkte er, dass sie sich nicht einfach nur an ihn presste, sondern sich förmlich an ihm rieb.

Es gefiel ihr, wie er auf ihr verlangendes Verhalten einging und ihr so zeigte, dass er das ebenso wollte.

Der Kuss, so rauchig er auch eigentlich war, hätte noch Stunden so weiter gehen können. Er löste ihn aber leider mit, im Vergleich zu vorher, zwei sanften, kleinen Küsschen.

Ihr Blick fiel, als sie ihre Augen wieder öffnete, als Erstes auf seine noch leicht feucht glänzenden Lippen. Diese öffneten sich einen Spalt, da er mit seiner Zunge das etwas verdrehte Lippenpiercing wieder gerade rückte.

„Jetzt heißt es nur noch zurücklehnen und genießen, Kate“, hauchte er mit seinem schiefen Lächeln, „amüsier dich.“

Er gab ihr den Anstoß wieder von seinem Schoß zu klettern und nickte bedeutsam zu der Tanzfläche.
 

Schweißtropfen glitten seitlich ihre Stirn hinab, ihre langen, dunklen Haare klebten an ihrer nassen Haut.

Die Damen um sie herum trugen wenig, aber wenn, dann aufreizende Stoffe wie Samt, Spitze und Lack. Dagegen sahen ihre schwarze Jogginghose und ihr weißes, eng anliegendes Top eher bieder aus. Zumindest konnte man das glauben, aber der Schweiß, der sich im Rausch des Tanzens auf ihrer Haut gebildet hatte, ließ das Top langsam durchsichtig werden und ihren schwarzen BH durchschimmern. Ihre eigentlich schon relativ ausgeleierte Jogginghose war weit unter ihre Hüftknochen gerutscht und offenbarte ihren schwarzen, dazu passenden Slip.

Sie hatte ein Aufkichern unterdrücken müssen als zwei Finger eines Mannes über ihren Bauch glitten und einen Geldschein unter ihren Stoff schob.

Lächelnd warf sie ihm einen Handkuss zu und gab sogleich wieder dem vibrierenden Bass hin.

Kate fühlte sich wie in Trance und ihre Gedanken waren durchweg positiv. Ihr Blick fiel oft auf Josh, welcher viel die Tische wechselte, um bei anderen Männern mit ihren Frauen zu sitzen. Selbst, wenn er sich gerade unterhielt, hatte er immer einen Moment Zeit zu ihr zu blicken. Auch, wenn alle anderen männlichen Besucher dieses Etablissements ihre lüsternen Blicke über sie gleiten ließen, so freute sie sich doch am meisten über Josh’s. Seine wurden oft mit einem schelmischen Lächeln oder einem zugeworfenen Kuss begleitet.

Normal wäre ihr diese ganze Aufmerksamkeit unangenehm und peinlich gewesen, doch dank der weißen Tablette, die sie von Josh bekommen hatte, gefiel es ihr. Es gefiel ihr, dass sie diese Männer auf Touren brachte.

Selbst wenn ab und an ein Mann seine Hände nicht bei sich behalten konnte und sie einen Klaps auf ihren Hintern spürte, gefolgt von einem anerkennenden Nicken über ihre gute Show, freute sie sich.

Man würde sie nicht wiedererkennen, wenn man sie hier so sah. Sie erkannte sich ja selbst nicht wieder. So anzüglich die Blicke ihrer Bewunderer waren, von denen einige gar nicht mal schlecht aussahen, so anzüglich waren auch ihre Gedanken.

Ab und an erwischte sie sich sogar dabei, wie sie daran dachte, mit Josh in den Raum mit der Aufschrift Privat zu gehen, in dem ihr Retter ab und an verschwand.

Das „Zuckerstück“ hatte gehalten, was Josh ihr versprochen hatte und seit ihrem Kuss war ihr kein Gedanke mehr an Jason in den Sinn gekommen. Keine Sorgen mehr, keine Ängste mehr. Nur sie und diese Musik, der Bass und die nahezu ungeteilte Aufmerksamkeit ihres neuen Freundes.

Der Abend war lang, aufregend und auf mehrere Arten sehr heiß gewesen, als gen Ende der Nacht der Club leerer und die Beats hart und stumpfsinnig geworden waren. Letzteres schien ihrem Retter an diesem Abend wohl sehr zu gefallen, denn er saß ziemlich eingesunken und in offenbar völliger Entspannung auf einem der Ledersofas und blies rauchige Kringel in die Luft denen er fasziniert hinterher sah.

Es war tief in der Nacht - oder eher früh am Morgen als ihr Körper ihr schweißnass und zittrig signalisierte, dass ihre Grenzen erreicht waren - oder eher seit einigen Stunden bereits überschritten waren. Kate taumelte auf Josh zu, welcher sich offenbar in anderen Sphären befand, und neigte sich zu ihm herab, um ihm einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. Sie lächelte ihn dankbar an und er hielt sie kurz am Handgelenk fest.

„Du bist meine kleine Blume, Kate. Du bist so ... so ...“, er formte mit den Händen irgendwelche merkwürdigen Dinge in der Luft, die vermutlich nur er verstehen konnte. Dann sah er sie verzweifelt aus seinen Hundeaugen an und lächelte benebelt.

Sie lächelte ebenfalls.

„Gute Nacht, Josh.“



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