Zum Inhalt der Seite

Necromance

Von Tod und Liebe
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Happy Birthday, Parry

Herzmassage. Beatmung! Herzmassage!

Je länger, sie diese Prozedur vollzog, desto bewusster wurde ihr, wie aussichtslos das alles war. Es war vorbei. Er war tot und auch ihre verzweifelten Wiederbelebungsmaßnahmen würden daran nichts mehr ändern. Herzmassage...

Verzweifelt schlug sie noch ein, zwei mal auf die Brust des jungen Mannes, ehe sie die Kräfte verließen und sie still in sich zusammen sank.

„Es tut mir so leid...“

Sie mochte keine Menschen, ja. Aber sie hasste sie auch nicht. Ein so junger Mann sollte nicht einfach so aus dieser Welt scheiden!

Vorsichtig hob sie ihren Blick und musterte die Leiche. Er hatte braune, zottelige Haare, geschwungene Lippen und ein markantes Muttermal befand sich über ihnen. Sein Gesicht war nun entspannt, friedlich...

Sie kannte nicht einmal seinen Namen.

Lyrika lehnte sich über ihn. Vermutlich war sein Geldbeutel in seiner Hosentasche. Bevor der Krankenwagen und die Polizei kommen würden und sie niemals wissen würde, wer er war, wollte sie wenigstens das herausfinden.
 

„Was tust du da?“ eine Stimme ließ sie zurückschrecken.
 

Hektisch drehte sie ihren Kopf nach rechts und links. Ein Mann starrte die Leiche erschrocken an. Lyrika folgte seinem Blick und blickte plötzlich in die geöffneten, blauen Augen des Toten.

„Wer bist du?“

Seine totenbleichen Lippen bewegten sich.

Lyrikas Puls beschleunigte sich. Ihr Brustkorb begann sich heftig zu heben und zu senken.

„Er lebt“, stellte sie fest, „oh mein Gott er lebt!!“

Der Braunhaarige setzte sich mühselig auf. Sie hatte es doch geschafft! Sie hatte ihn gerettet!

„Du warst tot, erinnerst du dich? Du hattest einen Anfall und bist umgefallen“. Hektisch strich sie sich abermals durch die schwarzen Haare vor Aufregung.

„Wie geht es dir?? Wie fühlst du dich! Bleib liegen!“

Sie legte ihre Hände auf seine Brust, die bald sicherlich blau anlaufen würde von ihrer verzweifelten Herzmassage, und drückte ihn daran wieder nieder.

„Es geht mir...“, er überlegte kurz und fühlte in sich hinein, „...gut.“ Um sich zu bestätigen, nickte er.

„Der Notarzt wird bald kommen, sie werden dich durchchecken und dir helfen, dann wird alles gut“, versicherte sie ihm.

„Wer bist du?“, fragte er und blickte ihr verwundert in die Augen.

„Lyrika Lilienthal“, stellte sie sich vor. Mit ihrem Nachnamen hatten viele Engländer Probleme, sie verschandelten ihn fürchterlich. „Wie heißt du?“

Diese Frage schien ihn zu verdutzen. Er legte die Stirn in Falten, zog die Brauen kraus und schien sich nicht zu erinnern.

„Ist schon gut“, winkte Lyrika ab „ich will dich nicht überfordern. Die Ärzte werden deinen Namen sicher in deinem Ausweis finden.“

„Nein...“, sagte er, „nein...“ und griff sich an die Stirn. „Mein Name ist Perish...Perish Ferryman.“ daraufhin umspielte ein schiefes Grinsen seine Mundwinkel. „Du kannst mich Perry nennen.“

Inzwischen waren Sirenen zu hören. Der Notarzt oder die Polizei waren gleich da.

Perry griff plötzlich nach ihrer Hand, als habe er Angst.

„Alles gut, sie werden sich um dich kümmern und bald bist du wieder fit.“ beruhigte sie ihn und schenkte ihm eines ihrer seltenen Lächeln. Es schien ihn zu beruhigen und er entspannte sich wieder ein wenig.

Es dauerte nur noch wenige Sekunden bis ein Polizeiwagen, ein Notarzt und ein Krankenwagen direkt neben dem Ort des Geschehens hielten und die Sanitäter sie bei Seite drängten und auf Perish einredeten.
 

Lyrika ging ein paar Schritte zurück und beobachtete wie sie ihn versorgten, auf eine Trage luden und dann in den Krankenwagen verfrachteten. Sie blieb stehen, bis von dem Blaulicht nichts mehr zu sehen war, dann stöpselte sie sich wie in Trance wieder ihre Earpods in die Ohren und ließ sich abermals von Chester Bennington anbrüllen.

Das Adrenalin war aus ihrem Körper gewichen und zurück blieben zitternde Beine und Schwindel. Die Bilder, wie er um sein Leben gekämpft hatte und das Gefühl, wie seine Glieder erschlafft waren, wollten nicht mehr aus ihrem Gedächtnis verschwinden.
 

Sie kam bei ihrer kleinen Wohnung an, schloss wie mechanisch die Haustüre auf und stapfte die knarzenden, hölzernen Treppen des alten Hauses hinauf. Sie wohnte im dritten Geschoss. Die Wohnung war klein, bestand nur aus einem Zimmer, der Küche und einem kleinen Bad, das ein winziges spinnennetzverhangenes Fenster zur Seitengasse hatte.

Lyrika ließ sich auf ihr Bett fallen, streifte mit den Füßen ihre Schuhe ab und starrte unter die Decke.
 

„Happy Birthday, Perry“, murmelte sie.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück