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More Than A Feeling

28 Gefühle
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, nach über einer Woche ohne Laptop (ich frage mich immer noch, wie ich das überlebt habe :O) kommen endlich die neuen One-Shots :D Komplett anzeigen

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Wut

Ein Schnauben entwich ihr. Das durfte doch alles nicht wahr sein. War sie nicht eigentlich ein vertrauenswürdiger Mensch? Ein Mensch, dem man Dinge erzählen konnte? Sie schlug auf den Boxsack ein und ihre Miene verfinsterte sich mit jedem Schlag mehr. Irgendwo musste sie ihre Wut raus lassen und bevor sie ihrer angeblich besten Freundin ins Gesicht schlug und vielleicht auch noch Probleme mit dem Gesetz bekam, war das definitiv die bessere Alternative.

Sie hatte keine Ahnung wie viel Zeit verstrichen war, als sie sich mit schlaffen Armen auf den Boden sinken ließ. Ein wütender Schrei entwich ihr, bevor sie die Boxhandschuhe auszog und durch den Raum pfefferte. Sie verstand die Welt nicht mehr. Hatte sie ihr nicht immer das Gefühl gegeben, dass sie ihr alles erzählen konnte? Ihrer Meinung nach schon. Und sie selbst hatte auch jedes Geheimnis mit ihr geteilt - immerhin war sie auch ihre beste Freundin. Gewesen. Sie ließ sich doch nicht auf der Nase herumtanzen.

Mit einem tiefen Seufzen legte sie sich flach auf den Boden und starrte an die Decke. Wie hatte es nur so weit kommen können? Sie wusste es nicht. Es war ihr ein Rätsel. Jahre waren vergangen und sie hatte es nicht bemerkt, dass sie ihr ständig eine Lüge um die andere auftischte. Sie fragte sich was an ihrer Freundschaft überhaupt echt gewesen war. Sie hatten so vieles miteinander durchgestanden und trotzdem … trotzdem war es einfacher sie anzulügen, als ihr die Wahrheit zu erzählen. Sie verstand es einfach nicht.

Es dauerte einige Momente, bis sie sich so weit wieder gefasst hatte um aufstehen und nach oben gehen zu können. Im Keller einen Platz für den Boxsack freizuräumen, war die beste Idee gewesen, die sie je gehabt hatte. Sonst hätte sie vermutlich ihre halbe Einrichtung zerstört. Als sie erfahren hatte, dass ihre Freundin sie wegen jeder Kleinigkeit angelogen hatte, war sie so wütend geworden, dass ihre Hände zitterten und sie nicht einmal ein Glas Wasser halten konnte. Wenn sie daran dachte, spürte sie erneut wie die Wut in ihr hochschwappte. Sie schloss schnell die Augen, atmete ein paar Mal tief durch und beruhigte sich wieder einigermaßen. Sie durfte nicht mehr daran denken, sollte das ganze am besten verdrängen.

Und doch ließ sie das alles nicht ganz los. Sie kannten sich seit ihrer frühesten Kindheit, hatten alles miteinander geteilt und plötzlich wurde sie so hintergangen? Sie verstand es einfach nicht. Dabei war es doch alles, was sie wollte … es verstehen. Verstehen, wieso ihre beste Freundin es nicht schaffte ihr die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Oft hatten sie sich darüber unterhalten und waren immer einer Meinung gewesen: Es war besser mit der Wahrheit sofort herauszurücken, auch wenn sie kurz schmerzte, als zu lügen und irgendwann damit rechnen zu müssen, dass die Andere dahinter kam und der Schaden mehr als doppelt so hoch war. Wie oft sie ihr gesagt hatte, wie verletzt sie wäre, wenn so etwas passieren würde. Und dann … passierte genau das. Sie hatte keine Ahnung was die Zukunft für sie bereit hielt, doch eins wusste sie: Von dieser Person würde sie sich ab sofort fern halten. Sie hatte definitiv nicht das Bedürfnis sich noch mal solchen Wutanfällen auszusetzen. Das war nicht gut für sie, das wusste sie. Auch wenn es schwer zu akzeptieren war, ihr Leben würde auch ohne ihre tolle Freundin weitergehen. Und auch wenn es ihr jetzt vielleicht noch nicht allzu klar war, würde sie an dem Schmerz, der Enttäuschung und der Wut wachsen und eine weitere Lektion fürs Leben lernen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  konohayuki
2017-03-29T17:48:30+00:00 29.03.2017 19:48
So, und weiter geht es mit der Wut.

>Irgendwo musste sie ihre Wut raus lassen und bevor sie ihrer angeblich besten Freundin ins Gesicht schlug und vielleicht auch noch Probleme mit dem Gesetz bekam, war das definitiv die bessere Alternative.
Finde ich noch sehr beherrscht und klar denkend dafür, wie wütend deine Protagonistin mir in der ersten Beschreibung schon erscheint. Ist aber ja auch verständlich, sie will sicherlich nicht noch mehr Stress bekommen, als sie durch was auch immer vorgefallen ist schon hat.

>Hatte sie ihr nicht immer das Gefühl gegeben, dass sie ihr alles erzählen konnte?
Ich glaube, das hat auch jeder schon einmal durch, das Szenario. Ob nun auf der einen oder der anderen Seite. Finde ich sehr, sehr menschlich und von dir gut eingefangen.

>Sie durfte nicht mehr daran denken, sollte das ganze am besten verdrängen.
"Ganze" müsste hier groß geschrieben werden.

>Und doch ließ sie das alles nicht ganz los. Sie kannten sich seit ihrer frühesten Kindheit, hatten alles miteinander geteilt und plötzlich wurde sie so hintergangen?
Das ist halt das Problem. Ob man will oder nicht, mit bestimmten Menschen wächst man einfach irgendwann auseinander. Das ist schmerzhaft, aber nicht zu ändern.

Persönlich hätte ich mir noch gewünscht zu erfahren, was genau jetzt diese Wutattacke ausgelöst hat. Das hätte sie für mich noch ein wenig nachvollziehbarer gemacht.
Alles in allem finde ich das Kapitel aber wieder sehr gut gelungen und die Emotion erneut sehr, ich nenne es jetzt einfach mal "lesernah", eingefangen.

Liebe Grüße,
konohayuki
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