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Im Zwiespalt

Gefangen zwischen den Identitäten
von

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Unbehagliche Begegnungen


 

Im Zwiespalt

-Gefangen zwischen den Identitäten-

Unbehagliche Begegnungen
 

Es ist erst wenige Minuten her, seit er den Entschluss gefasst hat, der alles auf den Kopf stellen wird. Er würde sich auf den Deal mit Vermouth einlassen. Um endlich wieder frei zu sein. Die Last, die der kleine Meisterdetektiv auf seinen Schultern trägt, droht ihn zu erdrücken. Doch um sich von Dieser zu befreien, muss er sich zunächst noch mehr aufbürden. Es ist der einzige Weg. Doch ob seine Seele das Gewicht seiner Entscheidung tragen kann bleibt ungewiss.

 

Der Oberschüler im Körper eines Grundschulkindes zerbricht sich den Kopf und malt sich aus, was wohl auf ihn zukommen wird. Wie sollte er als kleines Kind die Organisation infiltrieren? Hatte Vermouth das bedacht? Und selbst wenn er in die Organisation käme, würden sie ihm nicht vertrauen. Müsste er sein Vertrauen erst beweisen? Wenn ja, wie? Seine Gedanken überschlagen sich und gleichen einem Wirbelsturm der völlig außer Kontrolle geraten ist. Alleine bei dem Gedanken daran, was sie ihm für Aufgaben geben könnten, läuft ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Doch auch das bringt ihn nicht mehr davon ab. Der Entschluss steht fest, egal wieviele Fragen und Unklarheiten er aufwirft.

 

Mit dem Kinn in die rechte Hand gestützt und der Anderen in der Hosentasche kommt er noch völlig in sich selbst versunken in der Detektei Mori an. Es ist vollkommen ruhig und der kleine Detektiv geht davon aus, dass noch niemand zu Hause ist. Gut. So kann er weiter seinen Gedanken nachhängen.

 

Denn auf eine weitere wichtige Frage hat er bisher noch keine Antwort gefunden. Wie sollte er mit Vermouth in Kontakt treten? Wahrscheinlich würde sie früher oder später bei ihm auftauchen und seine Antwort einfordern. Doch wann genau das sein würde, weiß er nicht. Sie hatte nicht die geringste Aussage darüber gemacht, bis wann er sich entscheiden soll. Dafür war schließlich auch nicht viel Zeit.

 

Rückblick: Vor einer Woche, Haido-City-Hotel

 

Shinichi Kudo hatte den Fall wieder einmal mit Bravur gelöst. Es sind seine deduktiven Fähigkeiten, die den Täter jedes Mal wieder in die Knie zwingen. Er hatte den Giftmörder überführt und stand mit Ran, ihren Vater, dem Inspektor und den anderen vorherigen Verdächtigen in einem Raum, dessen Luft für ihn gefühlt immer weniger wurde. Es fühlte sich an, als würde ihm jemand die Luft abschnüren und ihm war klar, dass er bald wieder schrumpfen würde.

 

Inspektor Megure war genauso überrascht über sein Gesicht gewesen, wie er selbst, als er sich im Spiegel begutachtet hatte. Wie es zu der Verwandlung kam? Wer weiß. Auf jeden Fall hatte es wieder einmal höllisch weh getan. Er war war sich selbst nicht sicher, ob diese Schmerzen es überhaupt Wert waren. Denn mit seinem plötzlichen Auftreten hatte er es nur wieder geschafft, Ran eine kurze Freude zu machen. Die Betonung liegt auf kurz. Für einen Moment schien sie glücklich, doch spätestens am Abend würde er sie wieder schluchszend im Nebenzimmer hören, während er sich schlaflos auf seinem Kinderfuton hin und her wälzt. Diese Verwandlung würde sowieso nicht lange anhalten. Dessen war er sich allzu schmezhaft bewusst. Schweißgebadet brannten seine Knochen wie Feuer.

 

Mit letzter Kraft gelang es ihm eine kleine Abstellkammer zu erreichen. Ein Ort, an dem hoffentlich niemand seine Verwandlung beobachtet hatte. Denn beobachtet, das fühlte er sich schon die ganze Zeit. Die Blicke hatte er schon vor seiner ersten Verwandlung auf gespürt. Sie waren wie kleine Pfeile, die sich in seinem Rücken versenken sollen. Doch der Schmerz blieb aus. Stattdessen stellten sich die Nackenhaare seines kleinen Körpers auf.

 

Noch immer schweißgebadet saß der verzweifelte Shinichi Kudo, nein, Conan Edogawa, nun auf dem Boden. Heiße Tränen liefen ihm über sein Gesicht und der Boden war so blutverschmiert wie seine kleinen Fäuste. Das traurige Lächeln von Ran Mori nach seinem Abschied so tief in sein Gedächtnis gebrannt, dass er es noch vor sich sehen konnte. Es war, als hätte sie genau gewusst, dass er nicht zurückkehren würde. Dieses Bild würde ihn für immer verfolgen!

 

Die Schritte, die sich ihm plötzlich näherten, erschreckten ihn nicht. Viel zu sehr war er in seinem Selbstmitleid versunken. Erst, als jemand die Tür aufriss, wurde ihm klar, was diese Person hier vorfinden wird. Einen Grundschüler in den Klamotten eines erwachsenen Mannes. Blut. Und Tränen.

 

Doch sein schockierter Blick traf auf die Augen einer Frau, die er an diesem Ort ganz und gar nicht erwartet hatte. Und ihre Reaktion eben so wenig. Ihre Augen wurden urplötzlich weich. Sie ging vor ihm auf die Knie und wischte dem kleinen Detektiven die Tränen aus dem Gesicht. Eine Geste, die er von jemandem wie ihr niemals erwartet hätte. Kaum in der Lage sich zu wehren packte er sie an den Schultern und schob sie mit letzter Kraft von sich.

 

Und vor ihm stand nun wieder die Frau, die er kennt. Der perfekt geschminkte, rote Mund zu einem Grinsen verzogen. Die blauen Augen kühl und kalkulierend. Und das blonde, lange Haare zu einem Zopf gebunden.

 

„Vermouth, was machst du denn hier?", sprach er mit der brüchigen Stimme, die viel zu hoch für seine Innere ist.

 

„Hat dir mein kleines Geschenk denn nicht gefallen, Silverbullet?"

 

Und mit einem Schlag war ihm alles klar. Erneut stellten sich seine Nackenhaare auf.

 

Die Limonade!

 

Die Sekretärin hatte ihm bei seiner Ankunft mit Ran und dem Alten eine Limonade zur Abkühlung gegeben. Und kurz danach hatte er sich verwandelt. Und die messerscharfen Blicke in seinem Rücken! Doch wieso hatte er es nicht schon früher bemerkt woher sie kamen? Das die Organisation hier war! Die ganze verdammte Zeit! Es war dieser eine Augenblick, der dem 17-jährigen Grundschüler zeigte, dass er die Last auf seinen Schultern nicht mehr tragen kann. Sie scheint ihn dermaßen zu erdrücken, dass es ihn um seine Wahrnehmung und Auffassungsgabe bringt. Damit ist nicht nur er in Gefahr, sondern auch jeder Andere, der ihm etwas bedeutet.

 

Und auch Vermouth schien die Erkenntnis in seinen Augen aufblitzen zu sehen.

 

„Richtig, ich habe dir diese Verwandlung geschenkt. Und ich könnte es wieder tun. Ich habe das Gegenmittel. Und ich werde es dir geben, unter einer Bedingung.", sprach sie mit ihrer aufreizenden Stimme, als würde sie über das Wetter reden. Ohne jegliche Emotion.

 

Endlich wieder etwas gefasst antwortete er ihr: „Und die wäre?"

 

„Du infiltrierst die Organisation und zerschlägst sie mit deinen Fähigkeiten von innen. Dann haben wir alle was wir wollen."

 

Verwirrt stellte der Grundschüler die Frage, die sich ihm als erstes aufwarf: „Wieso solltest du das wollen?"

 

„Das wirst du noch früh genug erfahren. Ich erwarte nicht, dass du dich sofort entscheidest. Denk darüber nach!" und mit diesen Worten war sie auch schon wieder verschwunden.

 

Rückblick Ende

 

Wieder im hier und jetzt angekommen bemerkt der kleine Detektiv erst jetzt, dass es draußen schon dämmert. Ran und ihr Vater würden jeden Augenblick zurückkommen. Mit einem Seufzer springt er von dem Sofa, auf das er sich setzte, als er eine Reise in die Vergangenheit unternommen hatte. Er hofft nur, dass sie ihm bald einen Besuch abstatten würde. Denn lange würde er dieses Schauspiel nicht mehr aushalten. Als er die Schritte auf der Treppe vor der Detektei hört, setzt er sich seine Maske auf. Das Kinderlächeln, welches er über die Jahre perfektioniert hatte. Mit einem kindischen Freudenschrei reißt er die Tür auf, doch seine Worte bleiben ihm im Halse stecken.

 

Wieder einmal hatten ihn seine detektivischen Instinke verlassen.

 

„Hallo Siverbullet."

 

Einen Augenblick lang ist es vollkommen Still in der Detektei Mori. Nur die Atmung beider anwesenden Personen ist zu hören. Shinichi Kudo, nein, in diesem Augenblick ein erschrockener kleiner Grundschüler, starrt die ihm gegenüberstehende Frau mit weit aufgerissenen Augen an.

 

„Hat dir mein Anblick die Sprache verschlagen?", durchbricht schließlich Vermouth die Stille und verzieht dabei ihre perfekt geschminkten Lippen zu einem argwöhnischen Lächeln.

 

Der Klang ihrer Stimme bringt den kindlichen Oberschüler wieder auf den Boden zurück. Sein Herzschlag beruhigt sich wieder und er wischt sich die schweißnassen Hände an seiner Hose ab. „Ich habe dich nur nicht so früh erwartet", sagt er, sich sehr um einen ruhigen Ton bemühend.

 

Doch ihr Lächeln verwandelt sich in ein amüsiertes Grinsen. Das leichte Zittern in seiner Stimme konnte er nicht verbergen.

 

„Tze, Tze. Silverbullet. Du lässt wirklich nach. Ich habe dich heute schon eine ganze Weile verfolgt. Scheinbar passt sich dein mentales Alter dem deines kleinen Körpers an", antwortet sie ihm amüsiert und er zieht zischend die Luft ein. Er hatte sie tatsächlich nicht bemerkt. Bei dem Gedanken daran, dass es auch ein anderes Mitglied der Organisation gewesen sein könnte, läuft ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Um Fassung bemüht, schluckt er einmal den Knoten herunter, der sich in seinem Hals gebildet hatte und sagt:

 

„Ich werde mich auf den Deal mit dir einlassen. Dafür bist du schließlich hier, oder nicht?"

 

Mit ihren blauen Augen mustert die Blondine den kleinen Schnüffler vor sich. Nur sie selbst weiß, was hinter ihren unergründlichen Seelenspiegeln vor sich geht. Kurz zucken ihre Mundwinkel, bevor sie sich wieder ihre kühle Maske aufsetzt.

 

„In der Nacht von Freitag auf Samstag ist deine Feuerprobe."

 

Sie streckt ihre Hand aus, um ihm einen Umschlag zu geben, den sie schon die gaze Zeit festhält. Er war ihm gar nicht aufgefallen. Mit zittrigen Händen nimmt er ihn entgegen und richtet seine bebrillten Augen auf diesen, um ihn zu betrachten

 

Eine Frage schießt ihm durch den Kopf und ohne den Blick von dem Umschlag abzuwenden spricht er sie aus: „Und wie soll ein kleiner Grundschüler Teil einer großen Organisation von Verbrechern werden?"

 

Zur Antwort bekommt er bloß Stille. Als er den Blick hebt, stellt er fest, dass sie nicht mehr da ist. Er kann gerade noch sehen, wie die Tür ins Schloss fällt. Das Klappern ihrer Absätze auf den Stufen ist noch für einige Sekunden zu vernehmen. Und dann ist es wieder mucksmäuschenstill.

 

Seufzend reißt er den Umschlag auf und staunt nicht schlecht, als ihm eine kleine blaue Pille auf den Boden fällt. Er hebt sie auf und betrachtet sie für einen Moment. Ob sie wohl das ist, was der kleine, im Moment nicht so meisterhafte, Detektiv denkt?

 

Wieder in den Umschlag schauend, fällt ihm ein kleiner Zettel auf: 6 Stunden. Nicht mehr und nicht weniger.

Darunter in feinsäuberlicher Handschrift eine Adresse.

 

Worauf hat er sich da nur eingelassen? Wie soll er das anstellen? Ist Shinichi Kudo für die Organisation nicht gestorben? Und reichen sechs Stunden überhaupt aus? Vermouth ist der Teufel persönlich, so viel steht fest. Ihm so eine unmögliche Aufgabe zu geben und davon auszugehen, dass er lebend aus der Sache heraus kommt. Wie soll er das bloß anstellen?

 

Erneut zermattert sich der Detektiv den Kopf. Sein Gehirn läuft auf Hochtouren, als sich die Tür zur Detektei öffnet und eine hübsche Braunhaarige den Kopf hereinsteckt.

 

„Conan hier bist du! Wieso bist du nicht oben? Ich fange gleich mit dem Abendessen an!", plappert sie munter drauf los. Den Umschlag, den er schnell hinter seinem Rücken versteckt, scheint sie nicht zu bemerken. Gekonnt setzt er sich seine Kindermaske auf: „Ich bin sofort da, Ran-Neechan!".

 

Diese Maske hatte er mittlerweile am Besten drauf. Traurig, aber wahr. Als sie mit einem zufriedenen Lächeln die Treppen hinaufsteigt, stopft er sich den Umschlag in die Hosentasche und folgt ihr in die Wohnung. Äußerlich gibt er das perfekte Grundschulkind. Doch innerlich tobt der Gedankensturm weiter.
 

To be continued



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