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Arbitrium

von

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Heimkehr

Ein gleißendes Licht, das Gefühl, zu fallen, und dann war Midna zurück. Ungewohnt heftig entließ der Spiegel sie in die Welt, die in Hyrule 'Schattenwelt' genannt wurde, und sie stolperte ein paar Schritte, ehe sie ihr Gleichgewicht wiederfand. Eilig drehte sie sich um. Eine grelle Lichtsäule stieg vom Spiegel in den Himmel auf, durch den Spiegel selbst zogen sich mehrere leuchtende Risse, die sich rasend schnell ausbreiteten, bis er schließlich explodierte. Der Knall, den sie erwartet hatte, blieb aus, lautlos fiehl die Lichtsäule in sich zusammen. Schwarz und schwer hingen die Wolken am Himmel, der in mildem orange glühte. Hinter Midna hob sich die Silhouette eines Schlosses wie ein Scherenschnitt gegen den Himmel ab. Verstohlen wischte Midna sich eine Träne aus dem Gesicht. Der Gedanke, Link, und auch Zelda nie wieder sehen zu können, schmerzte, und einen Moment lang bereute sie ihre Entscheidung, den Spiegel zu zerstören, so heftig, dass es beinahe schmerzte. Aber es musste sein. Zantos Handlungen hatten einmal mehr bewiesen, dass Licht und Schatten nicht in der selben Welt existieren konnten. Sie waren wie zwei Seiten einer Medaille. Dennoch vermisste sie Zelda und vor allem Link bereits jetzt schon.

"Majestät!" Erschrocken fuhr Midna herrum, wieder zum Schloss. Ein großgewachsener Mann mit langen, silbernen Haaren in einer schwarzen Rüstung kam auf sie zugelaufen. "Euer Majestät! Ist alles in Ordnung? Wir haben vom Schloss aus das Licht gesehen." Midna nickte. "Ja... ja, es ist alles in Ordnung." Dem Soldaten schien ihr Zögern aufgefallen zu sein. Besorgt sah er sie an. "Seid Ihr sicher?" Wieder nickte Midna, diesmal ungeduldig. "Ja, natürlich. Und jetzt lass dieses höfliche Gequatsche, Benjen. Du weißt, dass ich das nicht mag." Benjen grinnste schief. "Sicher, Majestät." In seiner Stimme schwang gutmütiger Spott mit, jedoch wurde er schnell wieder ernst. "Ich fürchte, Euch erwartet jede Menge Arbeit. Wir wissen nicht, was das Volk weiß, genau genommen wissen wir selbst nicht genau, was los war. Und einige Eurer Generäle drängen auf eine Erklärung." Midna seufzte leise, aber nicht leise genug, dass es Benjen entgehen würde. Verstohlen griff er nach ihrer Hand und drückte sie kurz. "So schlimm ist der Generalsstab auch nicht. Ihr schafft das." Dankbar lächelte sie ihn an, doch er sah mit unbewegten Gesichtsausdruck in Richtung Schloss. Midna kannte das bereits von ihm. In den Jahren, die für sie arbeitete, hatten sie sich immer besser kennen gelernt und waren vertrauter miteinander geworden. Sie wusste, dass sie sich immer auf Benjen verlassen konnte. "Also dann. Sehen wir zu, dass wir die Generäle zufrieden stellen."
 

Trotz ihrer Worte hätte Midna das Treffen mit den Generälen lieber noch etwas hinaus gezögert, doch Benjen hatte darauf gedrängt, so schnell wie möglich eine Versammlung einzuberufen. "Ich verstehe nicht, warum das nicht warten kann!" beschwerte sie sich, wärend sie mit Benjen durch verlassene Gänge zum Ratssaal eilte. "Sie sind ein Haufen alter Männer, die sich selbst zu wichtig nehmen! Warum können sie nicht bis Morgen warten?" Sacht schüttelte Benjen den Kopf. "Majestät, der... der Rat der Drei hat sich ebenfalls angekündigt." Laut stöhnte Midna auf. "Was wollen die denn hier?" Der Rat der Drei bestand aus drei Männern mit unaussprechlichen Namen, die sich für die auserwählten Vertreter der Göttinnen hielten. Einmal, als sie noch klein war, hatte Midna ihren Vater gefragt, warum die drei Männer so unaussprechliche Namen hatten, und ob das eine Voraussetzung sei, um den Göttinnen zu dienen. Ihr Vater hatte gelacht und erklärt, dass die Männer sich die Namen einfach ausgedacht hatten. Der, der sich Æsťřeğğřjå nannte, und vermutlich selbst nicht wusste, wie dieser Name ausgesprochen wurde, so ihr Vater, hieß eigentlich Tom, doch er hatte wohl befunden, dass dieser Name nicht mysteriös genug klang. Daraufhin hatten die Männer für Midna auch den Rest ihrer Glaubwürdigkeit eingebüßt.

Midna seufzte. "Und wann wollen die überhaupt hier sein? Und wer hat diese Kasper eingeladen?" Unbehaglich hob Benjen die Schultern. "Also, um ehrlich zu sein... sie sind schon hier." Midna schnappte nach Luft. "Irgendwie haben sie mitbekomme, dass Ihr nicht hier seid und niemand wusste, wo Ihr wart. Und die Drei haben sich in den Kopf gesetzt, hier für Euch irgend einen religiösen Schnickschnack zu veranstalten. Ich entschuldige mich, sie hier hinein gelassen zu haben, aber da wir offiziell nicht wussten, wo Ihr wart, konnten wir ihr... Hilfsangebot nicht ablehnen." "Dafür, dass sie mich eigentlich nicht auf dem Thron haben wollten, sind sie aber ziehmlich besorgt." bemerkte Midna spitz. Benjen zuckte mit den Schultern. "Ihr wisst ja, wie sie sind. Rückgratlose alte Männer, die ihr Fänchen nach dem Wind hängen, sich bei allem, was sie tun, auf die Göttinnen berufen und in jeder Teetasse den Weltuntergang sehen." Kurz sah er sie von der Seite an. "Ich habe mir ebenfalls Sorgen um Euch gemacht." Unwillkürlich lächelte Midna. "Das..." wäre nicht nötig gewesen, hatte sie sagen wollen, aber mit einem Mal erschien es ihr unpassend. Benjens Sorge war berechtigt gewesen, und es rührte sie. Denn sie war sich sicher, dass er sich um sie, Midna, nicht nur um seine Königin gesorgt hatte. Benjen überging ihren angefangenen Satz, bevor die Stille zwischen ihnen die Chance hatte, unangenehm zu werden. "Als die Generäle benachrichtigt wurden, lies es sich nicht vermeiden, dass der Rat Wind von der Sache bekam, aber ich hoffe, dass wir sie aus der Versammlung herraus halten können." "Hoffentlich." bemerkte Midna. "Die Genräle sind schon schlimm genug." Dann hielt sie an, als sie am Ende des Ganges ankamen. Zwei bewaffnete Wachen verbeugten sich kurz, dann öffneten sie die große, mit Eisen beschlagene Doppeltür zum Ratssaal. Sacht spürte sie Benjens Hand in ihrem Rücken. "Die Generäle erwarten Euch schon."
 

Kaum das Midna den Raum betreten hatte, bestürmten die Generäle sie mit Fragen. Lautes Stimmengewirr erfüllte die Luft, bis Midna die Hand hob. In der enstandenen Stille hallte der dumpfe Knall durch den Saal, mit dem Benjen die Tür schloss. "Meine Herren!" Hell und klar klang Midnas Stimme in dem großem Raum. "Ich weiß, dass viele von Ihnen erfahren wollen, was in den letzten Monaten geschehen ist, doch zuerst muss ich wissen, was hier wärend meiner Abwesenheit passiert ist." Benjen stand neben der Tür und bewunderte sie, wärend sie zu ihrem Platz am Kopf des langen Tisches ging und Platz nahm. Sie wirkte elegant und gleichzeitig stark und stolz wie eine richtige Königin, auch wenn sie diesen Titel offiziell erst führen durfte, wenn sie verheiratet war. Scheinbar geduldig lauschte sie den Generälen, die sich gegenseitig ins Wort fiehlen, um in möglichst blumigen Umschreibungen zu berichten, dass eigentlich nichts passiert war, dass aber gerade sie großen Anteil daran hatten, ja eigentlich allein dafür verantwortlich waren, dass die einfachen Leute nicht über einander hergefallen waren. Viele der Generäle schielten immer wieder missbilligend in seine Richtung. Zwar stand Benjen noch immer neben der Tür und hatte noch kein Wort gesagt, doch eigentlich stand es ihm nicht zu, bei dieser Versammlung anwesend zu sein. Der Grund, dass er sich darüber hinweg gesetzt hatte, war schlicht der, dass er Midna nicht mit diesen Männern allein lassen wollte, den im wesentlichen hatte sie Recht: Der Generalsstab war ein Haufen alter Männer, davon überzeugt, dass nur sie allein die Welt zusammen hielten, und zänkisch obendrein. Und mit diesem Haufen, der abwechselnd um Midnas Gunst buhlte oder sich selbst einen Vorteil verschaffen wollte, wollte er sie nicht allein lassen. Benjen wollte in der Lage sein, Midna zu unterstützen, sollte sie ihn brauchen.

Die Generäle hatten schon zur Zeit von Midnas Vater ihre Position gehabt, doch mittlerweile hatte das Alter die Männer eingeholt und sie hatten den Blick für das Wesentliche verloren. Doch Midna hatte bis jetzt weder die Entschlossenheit noch die passenden Männer gefunden, um die Generalsposten neu zu besetzen.

"In Ordnung.", unterbrach Midna die Generäle. "Wir sind also glücklicherweise nicht in der Lage, dem Volk etwas erklären zu müssen, wie es scheint, haben sie nichts mitbekommen."

"Was ist mit dem Rat der Drei?" rief einer der Männer vom anderen Ende des Tisches. Benjen meinte sich zu erinnern, dass er Calan hieß, eine dürre, sehnige Gestalt. "Was soll mit ihnen sein?" Midna klang bereits jetzt erschöpft, als ahnte sie, dass nun eine ermüdende Diskussion folgen würde. Ein weiterer mischte sich ein, dick und mit dichtem Backenbart. An seinen Namen konnte Benjen sich nicht erinnern. "Diese Fanatiker schleichen schon seit Tagen hier herrum! Schnüffeln! Wollen alles wissen!" Die dröhnende Stimme des Mannes hallte im Saal wider. "Was sollen wir ihnen sagen?" meldete sich Calan wieder zu Wort. "Was ist überhaupt passiert?" rief jemand, doch niemand achtete auf ihn. Der dicke schlug mit der geballten Faust auf den Tisch. "Ich sage, wir schaffen sie aus dem Weg! Diese drei Geier haben nicht das Recht, hier zu sein, haben das Recht auf gar nichts! Genau wie dieser..." Er beendete den Satz nicht, doch seine Augen funkelten wütend in Benjens Richtung. "Ihr wisst, dass das nicht geht, Olcher." Ein Mann, der an ein Wiesel erinnerte, war aufgestanden. "Die Menschen in den Bergen sind eigen, und die Drei sind unsere einzig zuverlässige Verbindung zu ihnen."

"Pha. Zuverlässig. Dass sagt Ihr doch nur, weil sie Euch mit Gold bestechen." Der Wieselartige schnappte nach Luft, hinderte Olcher aber nicht am weitersprechen. "Ich sage Euch, Prinzessin, wir hätten schon früher engere Kontakte mit den Bergregionen knüpfen müssen, so wie Euer Vater es getan hat." Als einziger bemerkte Benjen den Schmerz, der kurz über Midnas Gesicht huschte. "Dann hätten wir jetzt das Problem mit diesem sogenannten 'Rat' nicht." Midna hob beschwichtigend die Hand, doch unter dem Tisch zuckte ihr Fuß ungeduldig. "Darüber haben wir doch schon oft genug diskutiert, und wir waren uns einig, dass wir nicht mehr auf diese Spinner angewiesen sein dürfen. Und dass wir bei Zeiten etwas unternehmen. Gibt es denn jetzt nichts wichtigeres?" Die Generäle holten zugleich entsetzt Luft, dann fingen sie alle auf einmal an zu reden, hilfesuchend blickte Midna in Benjens Richtung. Langsam löste er sich von seinem Platz und ging gemessen zum Tisch und nahm hinter Midnas Stuhl Aufstellung. Eine Hand ruhte auf ihrer Lehne. "Meine Herren." Er sprach leise, so dass ihn kaum jemand hörte. Einige verstummten dennoch. "Meine Herren!" Dieses mal donnerte seine Stimme durch den Saal, und mit einem Schlag verstummten die Generäle, doch er sah Zorn und Abneigung, bei einigen sogar Hass in den Gesichtern. "Ihre Hoheit ist erschöpft." fuhr er fort, nun wieder leiser. "Die vergangenen Ereignisse und die Reise hierher haben sie angestrengt. Dennoch ist sie sofort hierher gekommen, um mit Euch zu reden. Sicher werdet Ihr verstehen, dass ihre Hoheit sich gerne zurück ziehen würde." Die Männer murrten, aber keiner wagte es, Einspruch zu erheben, als Midna aufstand und mit Benjen den Raum verließ.

"Ich verstehe das nicht." klagte Midna, als sie durch die Gänge zu ihren Räumem gingen. "Die waren doch nicht immer so... so kleinkariert. Ich hab schon das Gefühl, dass ich mich vor ihnen rechtfertigen muss. Ich! Dabei sollte dieser versoffene Haufen eigentlich mich unterstützen." Müde fuhr sie sich mit der Hand durch das Gesicht, dann öffnete sie die Tür zu dem Palastflügel, der nur von ihr bewohnt wurde. "Komm ruhig noch mit." bemerkte sie, als Benjen vor der Tür zögerte. "Ich brauche noch jemanden, der halbwegs normal ist." Also folgte Benjen ihr und setzte sich auf ein Sofa, dass an der Wand stand. Mit einem leisen Seufzer lies Midna sich neben ihn sinken. "Danke, dass du mich da rausgehauen hast. Verrückt, oder? Eigentlich sollten sie mir dienen, aber ich bring nicht den Mum auf, zu sagen,  dass ich keinen Bock auf diese Versamlung hab und gehen will. Dabei ist es ja nicht mal so, als wäre ich jetzt extrem schüchtern." Benjen zögerte, zu antworten. "Vielleicht ist es besser so." sagte er vorsichtig. "Ihr seid in einigen Punkten auf diese Männer angewiesen, Ihr solltet es Euch nicht mit ihnen verscherzen." Midna lies sich gegen ihn sinken und legte den Kopf auf seine Schulter. Überrascht sah er sie an, aber Midna achtete nicht darauf. " Ich glaube, es liegt daran, dass ich eine Frau bin. Die Männlichen Thronerben dürfen sich ja auch sofort König nennen, wenn... ihr Vorgänger gestorben ist. Wenn ich nicht dauernd um die Anerkennung dieser verklemmten Speichellecker kämpfen müsste, wäre alles viel einfacher." Vorsichtig, zögernd legte Benjen einen Arm um sie, bereit, ihn sofort zurück zu ziehen. Doch sie beschwerte sich nicht. "Frauen haben es schwerer, dass mag stimmen. Eure Ahnen waren große Männer. Vielleicht... warten sie darauf, dass Ihr Euch in einer Krise bewährt." Midna schnaupte. "Pha. Man sollte meinen, dass, was ich in Hyrle geleistet hab, sollte reichen, um sie zu überzeugen." "Aber noch weiß niemand, wass dort passiert ist." Auch ich nicht. Aber dass sagte er nicht, es stand ihm nicht zu, Midna zu kritisieren. Sie würde es ihm schon noch sagen, wenn sie wollte. Midna hatte ihm einmal erzählt, dass noch eine weitere Welt neben ihrer exierte, aber mehr wusste er nicht über dieses Hyrule. Midna schien seinen Einwand gar nicht gehört zu haben. "Aber wenn sie mal aufhören, über Kleinigkeiten zu streiten, und sich mal einer Meinung sind, nerfen sie mich, weil sie glauben, ich solle heiraten!" Sie lachte bitter auf. "Weißt du, ich hab mal überlegt, ob ich einfach dich heiraten soll. Dann müssen diese Tattergreise Ruhe geben, ich wäre offiziell Königin und auf niemanden mehr angewiesen." Benjens Herz schien einen Schlag auszusetzen, um dann mit doppelter Geschwindigkeit weiter zu hämmern. Was hatte sie gesagt? Ihn heiraten? Er spürte, wie er rot wurde. "E-Euer... Euer Majestät, i-ich..." Midna kicherte. "Krieg dich wieder ein. Ich werde dich schon nicht zwangsverheiraten." Dann gähnte sie und kuschelte sich dichter an ihn. "Bevor ich irgendwen verheirate, muss ich erstmal schlafen."



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