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Coffee and Crumbs

7. Türchen
von

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„Und trauen wir uns heute?“, Tachibana Yui blieb vor einem Coffeeshop stehen. Es war jener Laden, den sie und ihre Freundinnen regelmäßig besuchten, wenn sie sich nach der Uni trafen oder wie jetzt, wenn sie von einer Party auf dem Heimweg waren. Ihre braunen Augen huschten zu ihren Freundinnen und ein spöttisches Lächeln zierte ihre Lippen, als sie in die wenig begeisterten Gesichter sah. „Ach kommt schon. Irgendwann müssen wir uns an dem Pumpkin Spice Coffee probieren.“, beschwerte sie sich auch schon und zog einen kleinen Schmollmund.

„Sagt wer?“, wollte Tyla wissen. Die gebürtige US-Amerikanerin trat von einem Bein auf das Andere, während sie ihre Hände rieb. Es war eine der ersten kühlen fast schon frostigen Nächte in Sapparo. „Soweit ich mich erinnere, haben wir das in keiner Bucket - Liste verewigt.“

„Wir haben gemeinsame Bucket - Listen?“ Verwundert und mit überaus weit aufgerissenen grünen Augen sah Hana in die Runde und bekam dafür ein genervtes Seufzen von Tyla. Lee Hyun-Jae, koreanische Austauschstudentin, schüttelte nur leicht ihren Kopf und griff sich an die Stirn, bis jetzt hatte sie nur angestrengt in den Coffeeshop gestarrt.

„Ich weiß gar nicht, ob Himeda-san da ist“, durchbrach sie das Schweigen. „Bis jetzt habe ich ihn nicht entdecken können.“

Yui's Mundwinkel sanken hinab. Sie hatte gehofft ihn zu treffen. Das letzte Mal als sie mit ihm sprechen wollte, war an der Universität. Er hatte sich gerade von einem Freund verabschiedet und es war die perfekte Möglichkeit mit ihm zu sprechen. Alleine, außerhalb des Coffeeshop's. Doch dann war da dieses Mädchen aufgetaucht, welches ihn stürmisch umarmt hatte. Sie hatte nicht sehen können, ob sie Himeda-san auch geküsst hatte. Es wäre auch egal gewesen, so eine heftige Begrüßung gab man sich nicht unter Freunden. Also war sie mit hängenden Schultern gegangen. Ihren Freundinnen hatte sie nichts davon erzählt, auch wenn sie sicherlich versucht hätten, sie aufzubauen.

„Dann steht es ab, jetzt auf der Liste. Wir können uns auch einfach einen Caramell Latte bestellen“, warf sie daher etwas zu gut gelaunt ein. „Los kommt schon. Es ist kalt und die nächste Bahn nach Hause kommt erst in einer halben Stunde.“
 

Yui hatte sich in einen der Stühle sinken lassen und löffelte den Schaum von ihrem Chai Tea Latte herunter. Es war das Beste an jedem Getränk, was man hier kaufen konnte. Ein weiterer Löffel folgte in ihrem Mund sie gab einen genüsslichen Laut von sich, ehe sie zu Hyun-Jae sah, die natürlich kerzengerade und mit Beinen überschlagend auf ihrem Platz saß. Sie war eine absolute Lady und bis jetzt hatte sie, sie nicht einmal ungeschminkt oder mit -gestylten Haaren gesehen, dabei wohnten sie seit über einem Semester zusammen. An die regelmäßige Post von Verehrern oder Blumen vor der Tür war sie gewohnt. Hyun-Jae war aber bis jetzt nicht auf einen eingegangen, mittlerweile ging wohl schon herum, dass sie eine Eisprinzessin wäre. Dabei stimmte dies nicht so ganz. Natürlich war es nicht so einfach in ihr Herz zu gelangen, vor allem nicht als Mann, aber so etwas musste man ja nicht an die große Glocke hängen. Dennoch war die gebürtige Koreanerin niemand, der kaltherzig mit Anderen umging. Sie hatte eben nur ihre Prinzipien und Herangehensweisen, die nicht jeder man verstand.

„Wo ist Hana-chan?“, wollte Yui mit dem Löffel im Mund wissen und fing sich dafür einen sehr abschätzigen Blick von Hyun-Jae ein. Sie räusperte sich verlegen und nahm den Löffel heraus. „Entschuldigung.“

„Sie ist noch vorne am Tresen bei Tyla“, bekam sie dann die Antwort und der Blick wurde wieder sanfter, auch wenn er nun nicht mehr auf Yui lag, sondern den Freundinnen. „Warum hast du dieses Getränk mit auf die Liste gesetzt? Sie ist eh schon viel zu lang, als das wir es wirklich in der knappen Zeit schaffen sollten.“

„Diesen Punkt hätten wir jetzt gleich abarbeiten können, wenn ihr mitgespielt hättet, aber nein“, Yui blies theatralisch ihre Wangen auf, ehe sie die Luft laut entfliehen ließ. Natürlich bekam sie dafür einen weiteren abschätzigen Blick, aber der kümmerte sie dieses Mal nicht. Sie zwinkerte Hyan-Jae sogar noch zu, wodurch diese ihre Augen verdrehte und sich auf etwas Anderes konzentrierte.

„Vielleicht hätten wir dieses scheußliche Getränk sogar bestellt, hätte eine gewisse junge Dame nicht einen Chai Latte bestellt“ Ertappt sah Yui von ihrem Handy auf, in welchem sie die Listen gespeichert hatten.

„Das ist unfair, Jaecchi!“, beschwerte sie sich und hatte ihre Wangen wieder aufgeblasen. „Ihr hättet überhaupt nicht mitgemacht und ich wäre wieder der Depp gewesen, der als Einziger so etwas getrunken hätte.“ Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass von ihren Freundinnen reingelegt worden wäre. „Schieb also nicht die Schuld auf mich!“
 

„Aber es macht so viel Spaß, die Schuld auf dich zu schieben, Yui-chan“, mischte sich Tyla ein, die gerade zurück zum Tisch gekommen war. Ihre Mundwinkel wanderten nach oben und ließen sie schadenfroh grinsen, während sie das Tablett mit den Lebkuchenmuffins abstellte. „Du protestierst sofort und führst dich auf, wie ein kleines Kind. Du machst es uns einfach zu leicht.“

„Ty Ty!“, beschwerte sich Yui lautstark und zuckte dann schuldbewusst zusammen, als sich die wenigen Besucher des Coffeeshops zu ihnen umdrehten. Ihre Wangen glühten heftig. Warum konnte sich nicht ein schwarzes Loch auftun und sie darin verschwinden oder jemand anderes würde sich daneben benehmen? Nicht einmal jemand Neues kam durch die Tür herein. Dafür beschoss Yui Tyla mit finsteren Blicken, welche diese nur zum Lachen brachten.

„Es ist wirklich immer dasselbe mit euch Beiden“, tadelte Hyun-Jae und schnalzte mit ihrer Zunge. „Ihr schafft es nicht fünf Minuten friedlich zu sein.“

Yui senkte den Blick beschämt, während Tyla dies überhaupt nicht zu stören schien. Sie schnaubte und ließ sich auch auf einen der Stühle nieder. In solchen Momenten war sie neidisch auf die gebürtige Amerikanerin, die sich selten belehren ließ, tat was sie wollte und meistens einen Konter parat hatte. Natürlich wusste sie sich auch zu benehmen, wenn es sein musste, aber sie blieb ein kleiner Rüppel, der nicht für jeden leicht zu händeln war. Aber Tyla behauptete auch immer wieder, dass ihr dies reichlich egal wäre. Entweder man nahm sie so wie sie wahr oder man konnte ihr gestohlen bleiben. Yui hatte solche Aussagen schon öfter gehört und dann hatte sich derjenige doch angepasst. Tyla blieb stoisch und hatte damit nicht wenige Leute verschreckt. Yui war an ihr hängen geblieben und somit war auch der Rest irgendwann dazu gekommen.

„Sind die Muffins von dir?“ Hyun-Jae nickte auf das mit Fondant-Tannen verzierten Gebäck.

„Nein, Hana-chan wollte sie haben und damit keiner motzt, hat sie für uns alle einen gekauft“, klärte Tyla sie auf. „Dabei weiß sie genau, dass ich den Süßkram nicht ausstehen kann.“

„Du weißt doch, wie sie ist. Entweder alle oder keiner“, grinste Yui und freute sich, weil es bedeutete, dass sie zwei Muffins essen durfte. Tyla schnaubte und verschränkte ihre Arme vor der Brust, während sie mörderische Blicke zu dem Gebäck warf.

„Das heißt einer bleibt wie immer übrig. Kann ich ihn dieses Mal haben?“ Oder auch nicht. Yui entgleisten die Gesichtszüge und auch Tyla hob ihren Blick, um zu Hyun-Jae zu sehen. Diese lächelte sanft, was die Frage nicht weniger befremdlich machte. Das Klirren von Tassen, lenkte alle Drei ab und sie sahen zu Hana, die versuchte ihr Tablett auszubalancieren.

„Willst du es dem Obdachlosen geben, an dem wir eben vorbeigekommen sind?“, wollte sie mit angestrengten Gesichtsausdruck wissen, während sie versuchte das Tablett auf dem Tisch abzustellen. Tyla war aufgesprungen um ihr zu helfen, bevor es Yui tun konnte und so sah sie nun auf die zusätzlichen Getränke.

„Ja, hatte ich vor“, bestätigte Hyun-Jae die Vermutung und neigte ihren Kopf etwas über ihre zweite Tasse, um daran zu riechen. Sie kräuselte ihre Nase, was bedeutete, dass sie den Geruch gar nicht mochte.

„Ich habe uns allen einen Pumpkin-Spiced Coffee mitgebracht, damit er von einer dieser komischen Listen runter kann“, strahlte Hana bis über beide Ohren, ehe sie ihre Augenbrauen nachdenklich zusammenzog. „Ich dachte, Yui-chan würde das tun, aber wahrscheinlich hat sie es vergessen. Kann ja mal vorkommen, nicht wahr? Auf jedenfall habe ich für jeden von uns einen mitgebracht.“

Es herrschte kurz Schweigen am Tisch, welches Hana aber nicht auf sich bezog, sondern summend zu Yui ging und sich auf ihren Schoss setzte, obwohl noch Stühle frei waren.

„Danke, dass du daran gedacht hast“, durchbrach Hyun-Jae als Erstes die Stille und schaffte es tatsächlich ein höfliches Lächeln zur Schau zu tragen. Langsam nahm sie sich die Tasse und nahm einen Schluck. Auch dieses Mal verzog sie keine Miene. Es folgte sogar noch ein weiterer. War er gar nicht so schlecht?

„Ich weiß!“, freute sie sich.

Bei Tyla sah es anders aus. Sie nahm einen Schluck und spuckte ihn gleich wieder zurück in die Tasse. „Den trinke ich nicht!“

„Hana-chan, warum setzt du dich nicht auf einen der freien Stühle?“ Nicht, dass Yui es als unangenehm empfand, aber sie hatte doch schon genug Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Und nur, weil sie es gewohnt war, dass Hana körperliche Nähe brauchte, hieß es nicht, dass sie diese immer und überall bekommen konnte.

„Die sind kalt und du bist warm und weich.“ So simple war sie gestrickt, Yui seufzte, ehe sie im nächsten Moment aufquiekte, weil Hana's Hand unter ihren Pulloverkragen gewandert war. „Siehst du, viel wärmer.“ Sie hörte Tyla lachen und das Schnalzen von Hyun-Jae's Zunge.

„Aber mir ist nun kalt“, schimpfte Yui halbherzig. Sie konnte Hana nicht böse sein, noch nie. Auch jetzt nicht.

„Das wird gleich wieder, wenn meine Hand wärmer wird“, erklärte sie und Yui lehnte ihren Kopf an die Schulter der Anderen. „Komm trink was, das hilft auch gegen Kälte.“

Hana würde ihr schrecklich fehlen, wenn die Krankheit weiterhin so schnell voranschreiten würde. Sie alle wussten, dass ihre Zeit zu viert nur noch begrenzt war und hatten aus jenem Grund Listen erstellt, was man noch alles zusammen erleben wollte. Sie würden es nicht schaffen, das war allen bewusst, aber solange sie immer weiter Punkt für Punkt abarbeiten würden, wäre es für sie ein Erfolg. Solang es eben gut gehen würde. Yui wollte nicht an den näher rückenden Tod ihrer Freundin denken, aber nun war dieser Gedanke da und sie drückte sich etwas näher an sie. Egal, ob es mal wieder kindisch war oder nicht.

„Noch bin ich da, also sei nicht traurig, ja?“, hörte sie die leise Stimme von Hana und musste lachen, auch wenn es ein sehr trauriges war. Manchmal vergaß sie wie feinfühlig sie sein konnte. „Du hast es versprochen.“

„Ich weiß!“ Sie hob ihren Kopf und grinste, so gut es eben ging. Sie wollte nicht, dass die Stimmung kippte, dazu mochte sie die Abende mit ihren Krümeln viel zu sehr. „Dann gib das scheußliche Getränk mal her.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jeon_Jungkook
2016-12-07T07:15:47+00:00 07.12.2016 08:15
Du weißt , dass du mir das Herz gebrochen hast.
Mit yui und Hana und überhaupt! Auch wenn es auf eine so zuckersüße Weise geschehen ist.
Antwort von:  Kim_Seokjin
07.12.2016 12:48
Ja, ich weiß. Es tut mir auch Leid irgendwie. Ich schiebe alles auf FF Type 0. Das Spiel hat mich so melancholisch gemacht und irgendwie ging die Idee nicht mehr aus meinem Kopf, dabei wollte ich ja Fluff schreiben.


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