One & Only
Nervosität war ein Gefühl, mit dem ich überhaupt nicht zurecht kam. Ich kann mich auch überhaupt nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so nervös war wie jetzt gerade. Mein Herz raste unnatürlich schnell, weshalb ich schon befürchtete man konnte es von Weitem hören. Meine Hände schwitzten fürchterlich und selbst das ständige abwischen an meinem Rock half nichts, ganz im Gegenteil ich hatte schon Angst das mein Rock vollkommen durchnässt war. Wieso hatte ich diesen Blödmann noch einmal um ein Date gebeten? Im Moment weiß ich es wirklich nicht. Ich hatte schon mehrere Dateeinladungen bekommen und viele von ihnen ausgeschlagen. Aber das war das erste Mal, dass ich die Initiative übernehmen musste. Dabei ist mir Bewusst geworden wie angsteinflößend es war seine Gefühle vor der anderen Person offen legen zu müssen ohne zu wissen ob diese genauso empfand. Jetzt wusste ich nur zu gut wie sich meine früheren Verehrer gefühlt hatten und all diese Jungs taten mir in diesem Augenblick mehr als leid. Dennoch war es nicht in Ordnung das dieser Blödmann von Naruto immer noch nicht hier war. Wusste er etwa nicht, dass man eine Lady nicht warten ließ?
Genervt warf ich einen Blick auf meine Uhr und musste feststellen, dass dieser Chaot bereits elf Minuten zu spät war. In meinen Augen kam das einer Todsünde gleich, denn ich hatte mir nicht nur die Blöße gegeben ihn um ein Date zu bitten, sondern habe auch noch Stunden damit verbracht mich extra für ihn fertig zu machen! Wenn sogar ich es schaffte rechtzeitig am Treffpunkt anzukommen, sollte er doch wenigstens die Höflichkeit besitzen ebenfalls pünktlich zu sein. Genervt setzte ich mich unten am Fluss auf einen der moosbewachsenen Felsen und verschränkte die Arme. Dabei wurde ich immer ungeduldiger, weshalb ich irgendwann damit anfing kleine Steinchen über das Flussufer zu werfen. Nun ja, ich versuchte es zumindest, jedoch schafften meine Geschosse nicht einmal ihren ersten Hüpfer, was mich noch ungeduldiger werden ließ. Ich schaffte es weder dass der größte Idiot in meiner Klasse mit mir ausging, da er mich allem Anschein nach tatsächlich versetzt hatte und selbst hierfür schien ich zu blöd zu sein, sah es doch bei anderen immer so einfach aus.
Plötzlich bemerkte ich aus dem Augenwinkel, wie etwas an mir vorbeiflog und mit drei Hopsern über die Wasseroberfläche glitt, ehe auch dieser Stein im Fluss versank. „Ich scheine ein bisschen aus der Übung zu sein, das war nicht gerade eine Meisterleistung von mir“, hörte ich diese quirlige, altbekannte Stimme sagen, was mich dazu animierte meinen Kopf zu ihm umzudrehen. Da stand er, mit diesem typischen frechen Grinsen, seine himmelblauen Augen strahlten eine Freundlichkeit aus, die in mir immer wieder ein Gefühl von Geborgenheit weckten, und kratzte sich dabei etwas unbeholfen an seinem Hinterkopf. Ich war hin und her gerissen und wusste nicht ob ich wütend auf ihn sein und es ihm schwer machen sollte oder ob ich mich darüber freuen sollte, dass er mich doch nicht versetzt hatte und wir nun hoffentlich unser Date angehen konnten. „Das scheint nicht das Einzige zu sein, worin du aus der Übung bist“, platzte es auch schon aus mir heraus, bevor ich mich überhaupt entscheiden konnte. Ich war manchmal wirklich zu impulsiv, aber letztendlich hatte er sich das selbst zu verdanken. Bei seinem fragenden Blick entgegnete ich, mit einem erneuten Blick auf die Uhr: „Du bist viel zu spät. Zwanzig Minuten um genau zu sein.“
„Meine Verspätung tut mir leid, echt jetzt! Es ist ja auch nicht so als hätte ich das mit Absicht getan“, rechtfertigte er sich sofort und gestikulierte dabei wild mit den Händen, als könnte er mich dadurch irgendwie besänftigen. Normalerweise war ich stur und nachtragend, weshalb ich es selten bei einer einfachen Entschuldigung beließ, jedoch hatte dieser Idiot irgendetwas an sich, dass ich ihm einfach nicht länger wegen dieser Verspätung böse sein konnte. Seufzend erhob ich mich schließlich von dem kalten Stein und überquerte mit wenigen Schritten den Abstand zu ihm. „Ich verzeihe dir. Eigentlich bin ich sogar sehr froh, dass du überhaupt noch aufgetaucht bist, ich habe nämlich schon damit gerechnet dass du mich versetzt“, gestand ich ihm und kam mir in diesem Moment erneut so verletzlich vor und dieses Gefühl hasste ich mehr als alles andere. „Ich hatte nicht vor dich zu versetzen, sonst hätte ich dem Date von Anfang an gar nicht erst zugestimmt“, sagte er erheitert und grinste mich dabei ganz frech an, was mich ein wenig rot werden ließ. Was war nur an diesem Idioten, dass er mich ständig aus der Fassung brachte und ich nicht wusste wie ich darauf reagieren sollte? Denn wieder einmal wusste ich nicht ob ich ihn für diese Antwort lieben oder hassen sollte.
Als würde ich mich vor seinem Charme - oder was auch immer das war - schützen wollen, verschränkte ich meine Arme vor der Brust. „Hast du.. dir wenigstens irgendwelche Gedanken darüber gemacht wie wir unser Date verbringen können?“, fragte ich neugierig. Natürlich hatte ich mir auch schon einige Szenarien in meinem Kopf zusammengereimt, jedoch war ich nicht ganz so egoistisch wie manche Menschen vielleicht glauben wollten. Außerdem könnte er damit seine Verspätung auf eine gewisse Art und Weise wieder gut machen. „Ich könnte dir beibringen wie man Steine über das Wasser wirft, denn darin scheinst du nicht besonders gut zu sein“, gab er lachend von sich und hob einen weiteren Stein vom Boden auf. Fast schon schockiert beobachtete ich ihn dabei. War das sein ernst? Das war seine Vorstellung von einem Date? Mit erhobenen Augenbrauen beobachtete ich ihn dabei, wie er den Stein über das Wasser springen ließ und gab mich geschlagen. „Mal schauen ob du einen guten Lehrer abgibst..“, murmelte ich und nahm ebenfalls einen Stein.
„Du solltest den Stein auf jeden Fall nicht werfen, als würdest du damit irgendein Insekt erschlagen wollen und ungefähr in diesem Winkel“, erklärte er und zeigte mir noch einmal einen seiner Würfe. Wirklich hilfreich empfand ich seine Erklärung nicht. Dieser Winkel war auch nicht gerade genau, einmal abgesehen davon dass ich kein Stück Mathematik konnte. Aber das hier hatte Gott sei Dank nichts mit meinem Hassfach zu tun. Trotzdem versuchte ich ihn irgendwie in seiner Haltung nachzuahmen und warf den Stein schließlich, allerdings ging auch dieser sofort wieder unter, was ihn zum Lachen brachte. Auch wenn ich wusste, dass er sich hier gerade über mich lustig machte und mich auslachte, konnte ich nicht anders als mitzulachen, denn Narutos Lachen war mehr als ansteckend. Das war nicht das erste Mal, dass mir das aufgefallen war. „Du bist kein besonders guter Lehrer“, stellte ich schließlich fest und konnte ein Grinsen nicht verkneifen. Plötzlich tätschelte er mir den Kopf. „Du stehst ja auch noch ganz am Anfang um diese Wurfkunst zu erlernen, junger Padawan“, sagte er dabei grinsend und zog mich definitiv auf.
Verlegen hob ich einen weiteren Stein auf und versuchte mich erneut an seine Worte zu erinnern, um ihm einfach zu zeigen dass es doch gar nicht so schwierig sein konnte. „Erzähl mir etwas, das ich noch nicht über dich weiß“, verlangte Naruto aus heiterem Himmel, was mich irritierte und dafür sorgte, dass ich an dem kleinen Abhang, auf dem wir standen, ausrutschte und schließlich mit Volldampf hinunterschlitterte bis ich mit einem lauten Platschen im Fluss landete. Oh nein, das war gerade nicht wirklich passiert! Mit einer Mischung aus Schock und Wut sah ich zu Naruto, der sich beeilte ebenfalls den Abhang herunter zu kommen - nur nicht auf dieselbe Art und Weise wie ich es gerade so elegant hinbekommen hatte. Dabei war ich nicht einmal wütend auf Naruto - er konnte schließlich nichts dafür -, sondern einfach auf diese Situation, denn es war mehr als peinlich beim ersten Date durchnässt im Flussbecken zu sitzen.
„Ist alles in Ordnung? Bist du verletzt?“, fragte Naruto besorgt und streckte mir vom Flussrand aus seine Hand entgegen. Spätestens jetzt hätte ich mich wohl oder übel in ihn verliebt. Obwohl er ein absoluter Chaot war und sonst über alles Witze zu reißen schien, war er in dieser Situation mehr als liebenswert und schon fast Gentlemanlike. Ich nahm seine Hand und ließ mich von Naruto aus dem Fluss ziehen, was ihm nicht besonders viel Mühe zu bereiten schien. „Ich bin nicht verletzt, aber mein Stolz ist definitiv angeknackst“, entgegnete ich und beobachtete wie das Wasser an mir heruntertropfte. Sie wollte das Date zwar nicht beenden, weil ich gerade erst der Meinung gewesen war, dass es wirklich gut lief und es definitiv kein Fehler sein konnte Naruto nach einem Date zu fragen.
Aber ich wollte auch nicht den restlichen Tag in nassen Klamotten durch die Straßen Konohas laufen. Er schien auf einen ähnlichen Gedanken zu kommen, denn plötzlich zog Naruto sein schwarzes Shirt aus, was seine gut definierten Bauchmuskeln zum Vorschein brachte und mir eine tiefe Röte auf meinen Wangen beschaffte. Vielleicht war es doch nicht so schlimm gewesen in den Fluss zu fallen. „Zieh das lieber an, bevor du noch krank wirst und dann bringen wir dich erstmal Heim.“ Immer noch verlegen konnte ich nicht anders als zu nicken und ehe ich mich ins Gebüsch begab um meine nassen Klamotten los zu werden, stellte ich mich auf meine Zehenspitzen, um ihm einen sanften Kuss auf die Wange zu drücken. „Du hast es wirklich geschafft, dass ich mich in dich verliebe, Naruto Uzumaki.“
