Zum Inhalt der Seite

The hidden Diary of Draco Malfoy

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aus alt mach neu

Mit einem groben Keuchen schob Hermine den schweren Schrank zur Seite, der den Durchgang zu einem Flur blockiert hatte – mit Magie hatte sich nichts machen lassen. Sie schniefte leise, als sie es geschafft hatte – Schweiß rann ihr die Stirn herunter, und sie wischte ihn sich mit einer leichten Handbewegung weg.
 

Da war er also – der lange zugeschüttete Gang zu den Gemächern der Slytherins, der seit dem Krieg verbombt und verbarrikadiert gewesen war. Sie stieg über einige Trümmer hinweg, vorsichtig und bedacht darauf, nichts zu zerstören.
 

Ein Schauer lief ihr über den Nacken. Der Gang war eiskalt, leer und mit großen Brocken und Staub bedeckt.
 

„Ist alles in Ordnung? Was siehst du?“
 

Die Stimme von Luna war direkt hinter ihr. Zu zweit waren sie unterwegs gewesen, wie so viele andere, um bisher verschlossene Regionen des Schlosses wieder zu öffnen und freizumachen. Und sie natürlich zu renovieren, denn nach dem Krieg war das Schloss in äußerste Mitleidenschaft gezogen worden.
 

„Es ist wie die anderen Korridore – ein komplettes Chaos. Komm, Luna.“, antwortete sie und wartete, bis auch Luna sich den Weg durch die Steine und Brocken gekämpft hatte.
 

„Wow. Das nenn' ich Chaos. Ziemlich unheimlich hier, oder? Es ist so...“, sagte Luna leise, und Hermine nickte, während sie sich eine Strähne aus der Stirn zupfte.
 

„Es ist unheimlich, weil man weiß, wer hier gelebt hat. Es ist, als würde die Kälte ihrer Anwesenheit nicht weggehen.“
 

„Es sind so viele verschwunden... Denkst du, sie konnten wirklich nicht auf unsere Seite wechseln?“
 

„Ich weiß es nicht und will es auch gar nicht wissen. Ich bin froh, dass sie weg sind. Besonders...“
 

„Er.“
 

„Ja.“
 

Sie gingen dicht nebeneinander gedrängt durch den dunklen Korridor, der nur spärlich bis gar nicht beleuchtet war. Hermine machte nur eine schnelle Bewegung, und schon schenkte ihr Zauberstab den beiden etwas Licht.
 

Es war seltsam, die Räume zu durchschreiten, von denen sie wussten, dass sie nur von Slytherins bewohnt worden waren. Das Portrait, das den Eingang zum Gemeinderaum bewacht hatte, war schlichtweg nicht mehr vorhanden; ein großes Loch klaffte stattdessen an der Stelle. Hermine schluckte leicht, trat jedoch mit Luna am Arm hindurch. Ihre Gänsehaut wurde nicht geringer, auch nicht, als sie durch den schmalen Durchgang in den großen und einst eleganten Gemeinschaftsraum traten.
 

Zerrissene Banner hingen von der Decke, silbern und grün, und hier und da prangte das Abbild der berühmten Schlange. Manchmal waren noch Sachen zu finden; Bücher, Decken, Fotos.
 

Hermine schob einige Steine beiseite und befreite so ein altes Zaubertrankbuch, das ganz eingestaubt war; als sie es vorsichtig aufschlug,las sie einen Namen, der ihr ein blankes Schaudern bescherte: Crabbe.
 

Sie wusste, dass er jetzt mittlerweile tot war; sie selbst hatte ihn brennen gesehen. Sie schloss für einen Moment die Augen und atmete leise aus. Die Schrecken des Krieges waren noch zu frisch in ihrem Gedächtnis, zu tief saß der Schmerz noch. Selbst wenn dies nur Feinde waren – so waren sie doch alle einst zusammen zur Schule gegangen. Waren miteinander groß geworden.
 

Sie hob das Buch auf und legte es auf eine leicht ramponierte Kommode; das dunkle Holz knarrte leise.
 

„Geh' du hoch zu den Schlafsälen der Jungs, ich werde mir die Mädchen vornehmen.“, sagte Luna und nickte Hermine zu; nur einige Momente später war sie die Wendeltreppe hoch verschwunden, die so ähnlich zu denen im Gryffindorraum waren.
 

Hermine stand noch eine Weile herum und sah sich um; was war nur passiert? Wozu all der Hass... Sicher, sie hatte überlebt, einige ihrer Liebsten hatten überlebt, es herrschte endlich Frieden – doch zu welchem Preis?
 

Mit einem Seufzer machte sie sich auf den Weg in den Schlafsaal der Jungen. Der Gang war eng, musste jedoch einst wunderschön tapeziert worden sein – einige Fetzen von der edlen Tapete hingen noch an den steinigen Wänden.
 

Als sie den Saal betrat, stockte sie zunächst.
 

Er war bei weitem nicht so zerstört wie die Räume davor, dennoch herrschte pures Chaos. Die Betten sahen dennoch so aus, als wären sie während der Schlacht benutzt worden. Hermine hielt die Luft an, als sie an einem Bett vorbeiging, in dem eine große Lache Blut lag, die immer noch verdächtig schimmerte.
 

Ein Zauber vielleicht?
 

Sie begann damit, nach Anzeichen zu suchen, dass noch jemand nach der Schlacht dagewesen war – doch Irrtum. Auch befand sich niemand in diesem Raum. Die Anweisungen von Professor McGonnagall waren eindeutig gewesen: Sucht nach Überlebenden, sucht nach etwas, was Familien vielleicht vermissen. Was an ihre Kinder erinnert.
 

Eine schwere Aufgabe.
 

Hermine kramte ungefähr eine halbe Stunde herum; sie durchwühlte Schränke, Schubladen, suchte nach Fotos. Es gab einige Sachen, die sie fand, auch wenn es ihr wie in jedem Raum schwer fiel, sie an sich zu nehmen und in ihre Tasche zu stecken. Wenn sie wusste, dass einige der Besitzer tot waren, fühlte sie sich, als würde sie deren Ruhe stören.
 

Sie gab schon fast auf, als sie plötzlich ein schwarzes, ledernes Buch unter einem der Betten liegen sah – unter dem Bett, auf dem nach wie vor die scharlachrote Blutlache lag. Sie rümpfte die Nase; dieses Bett hatte sie gemieden.
 

Doch nun zwang sie sich, die Tatsache des Blutes zu ignorieren und sich leicht unter das Bett zu bücken, um das einst edel aussehende Buch aufzuheben.
 

Es war mit Staub bedeckt und an einigen Stellen etwas eingerissen, doch es war noch erhalten. Sie setzte sich kurz hin, wischte vorsichtig den Staub weg und suchte nach etwas, dass dem Buch einen Titel gab – doch da war nichts. Vielleicht war es eine Art Hausaufgabenheft, dachte sie, und schlug es vorsichtig an der ersten Seite auf.
 

Sie schrie fast auf, konnte sich jedoch noch fangen; das Buch war ihr vor lauter Schreck aus den Händen geglitten. Nein, das konnte nicht wahr sein.
 

Warum musste gerade sie es entdecken? Ihre Hände zitterten, als sie den schwarzen Einband wieder aufhob und die erste Seite erneut aufschlug, aus Angst, sie habe sich nur verlesen. Doch als sie das schwarze Leder umklappte, bestand kein Zweifel.
 


 

Tagebuch von Draco Malfoy.
 


 

Ihr Herz schlug so fest gegen den Brustkorb, dass es weh tat. Nicht er. Nicht sein Tagebuch. Sie schluckte und versuchte, gegen die aufkommende Hitze in ihrem Innern anzukämpfen.
 

Sie hielt es tatsächlich in den Händen – das Tagebuch ihres absoluten Erzfeindes in der Schule. Das Tagebuch des Jungen, den sie mehr gehasst hatte als andere auf der Welt, der sie schikaniert, beschimpft und beleidigt hatte; gequält, jahrelang.
 

Und nun hielt sie etwas in den Händen, was intimer war als alles, was er ihr jemals hätte antun können.
 

Sie brauchte einen Moment, um klar zu werden.
 

Und traute sich nicht, die erste Seite nach dem Titel aufzuschlagen. Was würde darin zu finden sein? Sollte sie es abgeben, ohne es je gelesen zu haben?
 

Obwohl sie wusste, was zu tun war, siegte diesmal die Neugierde.
 

Sie steckte das Buch in ihre Jackentasche, sah sich noch einmal um und machte sich dann auf den Weg, um Luna zu suchen.
 

Erst als sie abends alleine war in einem der Räume, die ihnen zum Schlafen zur Verfügung standen, wagte sie, das Buch wieder hervorzuholen.
 

Es war wie ein verfluchter Schatz, der ihr einen blanken Schauer über den Rücken jagte.
 

Mit klopfendem Herzen öffnete sie das Buch, las noch einmal die Überschrift, und blätterte dann zur ersten Seite.
 

Sie markierte einen Montag im sechsten Schuljahr. Also war es nicht einmal so alt, dachte sie, biss sich auf die Lippe und begann zu lesen.
 


 

***
 


 

Montag, 03. Februar
 

Es ist verdammt kalt hier, überall ist wieder Schnee. Ich habe diese Jahreszeit noch nie gemocht und werde sie auch nie mögen. Es erinnert mich irgendwie an Unschuld, dieses Weiß, und jedes Mal, wenn ich die Leute darin tollen sehe, kriege ich das pure Schaudern. Sie wälzen sich in ihrer eigenen Unschuld, wie es mir scheint.
 

Ich meide den Schnee eigentlich immer, außer, wenn es unbedingt sein muss. Ich hole mir viel zu oft eine Erkältung, und Quidditch ist bei dem Wetter auch nicht einfach.
 

Aber ich werde dieses Jahr nicht mehr spielen können.
 

Wie du weißt, Tagebuch, war es immer mein Wunsch, einmal in Vater's Fußstapfen zu treten – jedoch nicht auf die Art und Weise. Ich wollte immer seinen Ruhm, seine Ehre, sein Ansehen. Dass wir viel mit dem dunklen Lord zu tun haben, konnte ich ja nicht ändern.
 

Ich habe Angst in seiner Gegenwart, weißt du. Ich hasse es, wenn diese kalten, irgendwie toten Augen mich anstarren, mich durchschauen. Meine Tante hat mir beigebracht, mich zu wehren, innerlich... Doch versuche das einmal in Gegenwart von ihm.
 

Er weiß, dass man Angst hat.
 

Und du weißt, dass er diese Angst ausnutzt. Und du nichts dagegen machen kannst.
 

Manchmal habe ich Angst, dass er....
 


 

***
 


 

Hermine schreckte auf; ein Schatten bewegte sich an der Wand. Hastig packte sie das Buch weg und legte sich auf ihre dünne Matratze, schloss die Augen und versuchte, ein ruhiges Atmen zu simulieren.
 

Es war Ron, der im halbdunkel des Raumes umher trampelte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Roter_Panda
2016-04-09T13:15:14+00:00 09.04.2016 15:15
Uuuh, das klingt auf jeden Fall interessant! Bin mal gespannt, was aus der Geschichte wird!! Dein Schreibstil ist echt gut - im mag diesen gruseligen Flair, der über dem Erzählten steht.

Allerdings hätte ich Draco nicht als der Typ Mensch eingeschätzt, der sein Tagebuch tatsächlich in der dritten Person anspricht... Aber das ist wohl Geschmackssache ^^
Antwort von:  Sauron
23.04.2016 15:56
Huhu! Danke für den lieben kommi :) Ja, wer hätte das gedacht, aber Draco ist vielleicht doch gar nicht so böse. ;)
Von:  Majaaaa
2016-04-09T12:30:10+00:00 09.04.2016 14:30
Oh man diese Atmosphäre ist echt ziemlich gruselig. Aber das gefällt mir. Es schön zu lesen, was Draco Malfoy während seiner Schulzeit gedacht hat. Es ist nur ziemlich traurig und grausam, dass so viele gestorben sind. Ich kann Hermine gut verstehen. Sehr schöner Anfang. Mach weiter so


Zurück