Kapitel 10
Mit einem lauten Knallen schlug die Tür gegen die Wand. Keine Sekunde später stürmte eine Frau mit blauen Haaren in den kleinen Raum und ging in Angriffsstellung.
Panisch hatte Kuraiko abwehrend ihre Arme gehoben.
“Wer bist du und was machst du hier!?”, schrie die Frau fast schon. Ihre Stimme kam Kuraiko unglaublich bekannt vor, doch konnte sie sie gerade nicht einordnen. Immer noch überlegte Kuraiko, was sie sagen sollte. Auf einmal wurde das jedoch unwichtig, als sie plötzlich ein heftiger Schmerz durchzuckte. Taumelnd fiel sie auf die Knie und hielt sich ihren Bauch.
“Was ist mit dir? Was ist hier überhaupt los!”, Konan verstand nicht, was das alles sollte. Wer war die Unbekannte? Was machte sie hier?
“Ich…bin…argh…eine Freundin von…Itachi”, brachte Kuraiko unter Schmerzen hervor.
Eine Freundin von Itachi? Was machte sie hier? Schnell war Konan bei der Unbekannten und half ihr auf das Bett. Vorsichtig schob sie das T-shirt hoch, um zu sehen, was ihr fehlte. Dieses T-shirt gehört ganz eindeutig Itachi. Warum sollte sie es tragen, wenn sie ihn nicht kannte? Konan schüttelte den Kopf. Jetzt war es erst einmal wichtig, heraus zu finden, was ihr fehlte. Unter dem T-shirt kam ein frischer Verband mit einem kleinen Blutfleck zum Vorschein. Das Mädchen musste sich am Bauch verletzt haben und die Wunde war wieder aufgegangen. Kein Wunder, wenn man bedachte, wie sie vorhin umher gelaufen war. Vorsichtig löste Konan den Verband, legte ihre Hände auf die Wunde und sofort leuchtete grünliches Chakra auf und sie begann die Verletzung zu heilen. Nach einer Weile hatte sie es endlich geschafft und legte einen neuen Verband an. Auch schien die Fremde wieder ansprechbar.
“Du schuldest mir einige Antworten”, sprach Konan sie an.
“Natürlich, ich erzähl dir alles, was du wissen willst!”
“Wie wäre es erstmal mit deinem Namen? Meiner ist Konan.”
“Ich bin Kuraiko Hyuga.”
“Also Kuraiko, was machst du hier in unserem Versteck und was hat das Ganze mit Itachi zu tun?”
“Naja, wo soll ich da anfangen?…”
In Ruhe berichtete Kuraiko ihr alles, von der Mission am Anfang, bei der sie verletzt wurde, bis zu ihren Gesprächen mit Itachi.
“So ist das also! Aber warum geht er für dich ein solches Risiko ein?”
“Das weiß ich, ehrlich gesagt, auch nicht. Ich bin ihm nur unendlich dankbar dafür! Nur Dank ihm lebe ich überhaupt noch.”
“Dann lass uns dafür sorgen, dass es so bleibt.”
“Wie jetzt?”
“Na, du kannst schlecht einfach hier im Versteck sein! Du kommst mit in mein Zimmer und dort errichte ich eine neue Barriere, damit du unentdeckt bleibst.”
“Vielen Dank! Ich kann nicht glauben, dass du so nett bist.”
“Ich kann schließlich nicht zulassen, dass Itachis erster Damenbesuch getötet wird!”, lachte Konan. Kuraiko dagegen wurde rot im Gesicht. “Aber ob du es glaubst oder nicht, ich bin sehr gut mit Itachi befreundet und nichts liegt mir ferner, als ihm Schaden zu zu fügen. Und du scheinst ihm ja anscheinend sehr wichtig zu sein. Komm jetzt! Kannst du laufen?”
“Naja, eher nicht.” Entschuldigend blickte Kuraiko zu Konan auf.
“Dann eben so!” Schon formte sich eine Art Teppich aus Papier unter Kuraiko und hob sie in die Luft. So gelangte sie in das Zimmer von Konan. Es sah genauso aus, wie das von Itachi, nur war es spiegelverkehrt. Sanft landete Kuraiko auf Konans Bett.
“Jetzt nehme ich schon wieder jemandem das Bett weg.”
“Mach dir mal darum keine Sorgen! Immerhin bist du verletzt und wenn du dir nicht endlich genügend Ruhe gönnst, wird diese Wunde auch nicht heilen.”
“Das weiß ich selber, aber ich möchte so schnell wie möglich zurück zu meiner Familie und meinen Freunden!”
“Ich kann dich verstehen, aber so zögerst du es nur noch weiter hinaus.”
“Du hast ja Recht”, gab Kuraiko nach.
Endlich fiel ihr auch ein, woher sie diese Stimme kannte. Konan war die Frau gewesen, mit der Itachi sich vor seiner Tür unterhalten hatte! Kein Wunder, dass sie sich nun um sie kümmerte. Itachi schien ihr viel zu bedeuten und Kuraiko überkam ein Gefühl der Eifersucht. Schnell verbannte sie den Gedanken jedoch. Itachi gehörte ihr ja schließlich nicht! Was er wohl gerade machte? Er müsste längst bemerkt haben, was mit seinem Doppelgänger geschehen war.
“Wozu die Eile, Uchiha? Du tust ja so als würde uns die Zeit davonlaufen!”, lachte Kisame.
“Je schneller wir hier wegkommen, desto besser, oder? Also sei still und hilf mir lieber.” Schneidend erklang Itachis Stimme und ließ keinen Widerspruch zu.
“Schon gut, schon gut! Kein Grund ausfallend zu werden!”
Beide widmeten sich wieder den Unterlagen im Archiv von Konoha. Zwar waren die Informationen sortiert, doch hatte Tsunade wohl ihr ganz eigenes System entwickelt, was Itachi fast zur Verzweiflung brachte. Er musste so schnell wie möglich zurück zum Versteck. Er hatte zwar seinen Raben ausgesandt, um nach dem Rechten zu sehen, aber sollte er mit einer schlechten Nachricht zurückkehren, wüsste er nicht, was er tun sollte! Ihm blieb nichts weiter, als sich zu beeilen und die Mission so schnell wie möglich abzuschließen.
“Sag mal, Konan, dir muss Itachi ja sehr wichtig sein, wenn du mir hilfst?”
“Ja, das ist er! In meiner Zeit bei Akatsuki ist er, mit Ausnahme von Pain, der einzige, mit dem man sich auch mal unterhalten konnte. Mit den anderen kam nie ein ordentliches Gespräch zustande, und sei es nur Smalltalk. Tja und irgendwann wurden unsere Gespräche immer persönlicher.”
“Du warst dann bestimmt die Frau, mit der er sich neulich vor der Tür unterhalten hat, oder?”
“Ja, dann weißt du also von seiner Krankheit?”
“So viel hab ich mitbekommen. Er selbst hat mir danach noch Genaueres erzählt.”
“Es tut mir so unendlich Leid für ihn! Das hat er eigentlich nicht verdient…”
“Hat er dir auch von seinem Clan erzählt?”
“Natürlich! Ich bin wohl auch die Einzige, der er den wahren Grund für seine Mitgliedschaft hier erzählt hat.”
Eine Weile schwiegen beide, doch dann ergriff Konan erneut das Wort.
“Nichts gegen Itachi und die anderen, aber nach all der Zeit mit ihnen, ist es schön, sich mal wieder mit einer Frau zu unterhalten!”
“Stimmt ja, du bist das einzige weibliche Mitglied von Akatsuki! Du musst dich ja teilweise sehr alleine fühlen.”
“Naja, es geht. Ich habe ja noch Pain und Itachi zum Reden.”
“Sag mal, wer ist dieser Pain eigentlich?”
“Pain ist der Anführer unserer Organisation. Wir bilden auch ein Team zusammen, wie Itachi und Kisame zum Beispiel. Darüber hinaus kenne ich ihn seit meiner Kindheit. Wir haben sehr viel zusammen durchgemacht, bis wir auf unseren Sensei getroffen sind. Er hat Nagato, Yahiko und mich zu Shinobi ausgebildet. Nach Yakihos Tod ist er der einzige, der mir blieb.”
“Wow, euch verbindet ja sehr viel. Dann heißt Pain also Nagato?”
“Das hätte ich dir gar nicht sagen dürfen! Auch wenn du Itachi wichtig bist, bist du immer noch eine Feindin.”
“Okay, keine Details mehr zu den Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder! Aber eines kannst du mir ja noch verraten. Ist da was zwischen dir und Pain?”
“Nicht so, wie du denkst! Yahiko war meine große Liebe. Ich empfinde viel für Pain, aber eher als Bruder. Ich kümmere mich um ihn und er sich um mich, wie Geschwister, die aufeinander Acht geben. Hast du denn Geschwister? Dann wirst du das sicher verstehen!”
“Ich habe sogar zwei, meine Zwillingsschwester Hinata und unsere kleine Schwester Hanabi.” Kuraiko wurde traurig bei dem Gedanken an sie. Was sie wohl gerade machten? Gab Hinata sich noch immer die Schuld dafür? Hatte ihr Brief sie erreicht?
“Auch noch Zwillinge! Ihr zwei müsst ja unzertrennlich sein.”
“Ja, das waren wir zumindest, bis ich hier gelandet bin…”
“Oh, stimmt ja… Weißt du was? Das ganze Gespräch wird mir hier gerade zu depressiv. Im Versteck findet sich bestimmt noch etwas Eis. Wie wär’s mit Vanilleeis mit Erdbeeren?”
“Das klingt echt gut!”
“Dann bin ich gleich wieder da mit zwei Schalen voll Eis!” Und schon war Konan aus dem Zimmer verschwunden.
