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Written In My Own Heart's Blood

von

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Die geliehene Zeit

Nie hatte Chaser es für möglich gehalten, dass sie einmal so glücklich sein könnte. Bevor Fighter aktiv in ihr Leben getreten war, war es zwar nicht schrecklich gewesen oder sie enorm unglücklich, doch der Unterschied zu vorher war doch deutlich spürbar. Nicht nur für die Archivarin, sondern ebenso für ihre Umwelt. In der Bibliothek hatte man sich inzwischen daran gewöhnt, dass Fighter um die Mittagszeit hereinschneite und so praktisch zum Dauergast wurde. Oft verließ das Pärchen die Bibliothek um die schönen Sommertage auszunutzen, die ihnen noch blieben, ehe der Herbst Einzug halten und das gute Wetter sich größtenteils in Richtung nass und kalt entwickeln würde. Es kam allerdings so manches Mal vor, dass Fighter und Chaser im Archiv blieben. Begegnete man an diesen Tagen der Blondine nach ihrer Mittagspause war dem aufmerksamen Beobachter sofort klar, was sich zugetragen haben musste. Die roten Wangen, die geschwollenen Lippen, die funkelnden grauen Augen - sie alle waren verräterisches Indiz genug. Und wenn Bücherregale auch nicht gerade bequem im Rücken waren, musste Chaser doch zugeben, dass es ihr überraschend viel Spaß machte, gegen eines davon gedrückt zu knutschen. Es war ihr sogar recht gleichgültig mit welch wissenden und amüsierten Blicken ihre Kolleginnen sie bedachten, wenn sie und Fighter sich schweren Herzens voneinander hatten trennen müssen. Sollten sie doch glotzen. Chaser genoss jede Sekunde, die sie mit der Schwarzhaarigen gemeinsam verbringen durfte. Ihre freie Zeit, die sie zuvor ohne Gesellschaft verbracht hatte, wurde nun beinahe vollständig von Fighter eingenommen. Noch etwas, das sich drastisch verändert hatte, denn eigentlich hatte Chaser sich immer für jemanden gehalten, der gut allein sein konnte, dem Einsamkeit nichts ausmachte, der keine anderen Menschen um sich herum brauchte, um sich wohl zu fühlen. Jetzt vermisste sie Fighter in jedem Augenblick, den sie nicht mit ihr verbrachte, mit jeder Faser ihres Körpers. Tage, an denen sie sich nicht sehen konnten, bescherten Chasers Kolleginnen eine äußerst missgestimmte Mitarbeiterin, die wortkarg (obwohl sie das ja schon immer gewesen war) und in sich selbst zurückgezogen war. Hingegen wusste Dreamer unter Anderem zu berichten, wie sehr sich Chasers Verhalten wandelte wenn sie mit Fighter zusammen war.

Eine Tatsache, die im Übrigen auch Fighter selbst nicht verborgen geblieben war. Obwohl Chaser zu Beginn ihrer Liebesbeziehung sehr scheu und zurückhaltend gewesen war, wie Fighter es nicht anders von ihr erwartet hatte, nahm das Stück für Stück ab je mehr Zeit sie miteinander verbrachten und je näher sie sich kamen, sowohl emotional als auch körperlich.
 

Ihre ersten Versuche einer Verabredung waren reichlich aus dem Ruder gelaufen, was allerdings nicht nur an Chasers Schüchternheit gelegen hatte, sondern durchaus auch daran, dass Fighter, obwohl bei zwanglosen Affären kein Kind von Traurigkeit, keine Ahnung hatte, wie man so ein Date gestaltete - ohne, dass es gleich ans Eingemachte ging. Sie hatten sich beide linkisch benommen, waren unbeholfen gewesen. Es hatte lange Pausen ziemlich unangenehmen Schweigens zwischen ihnen gegeben, obwohl sie sich bemüht hatten, genau das zu verhindern. Spaziergänge waren in der Regel verkrampft und ohne fesselnde Gespräche verlaufen und zu Anfang hatte Fighter nicht mal gewusst, wie sie eine Verabredung anders gestalten sollte. Dass im königlichen Palast alles über die ungewöhnliche Verbindung tuschelte und die Königin, was allgemein bekannt war, überhaupt nicht amused war, machte die ganze Sache nicht leichter. Am Rande bekam Fighter mit, dass sogar Wetten darauf abgeschlossen wurden, wie lange die Beziehung mit Chaser halten würde. Die meisten gaben ihnen nicht einmal einen Monat, was Fighter zutiefst erzürnte. Doch sie sagte nichts dazu, ignorierte die Gerüchte und das Getuschel so gut sie konnte. Es würde nachlassen wenn man sah, dass es sie nicht interessierte. Zumindest nach außen hin. Ihren Schwestern konnte Fighter jedoch nichts vormachen. Diese sahen genau, dass das Gerede sie deutlich mitnahm. Dass die Verabredungen anfangs nicht gut liefen tat nur sein Übriges. Healer glaubte sowieso nicht daran, dass die Sache mit Fighter und Chaser lange halten würde. Dafür waren die beiden jungen Frauen ihrer Meinung nach zu unterschiedlich. Chaser war introvertiert, gebildet und schätzte es, in Ruhe gelassen zu werden, um sich die Zeit mit Lesen zu vertreiben. Fighter hingegen war praktisch das genaue Gegenteil: extrovertiert, flirtete gern und viel, genoss es im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und sich sportlich zu betätigen. Nein, wenn man Healer fragte, dann war diese "Beziehung" zum Scheitern verurteilt. Aber sie befasste sich ohnehin nur peripher mit Fighters kleinem Projekt. Healer hatte eigene Sorgen und Nöte, die allesamt um Kakyuu kreisten.
 

Irgendwann war bei Fighter und Chaser der Knoten geplatzt. Im Nachhinein konnte keine mehr so genau sagen, wie es dazu gekommen war. Wahrscheinlich lag es an dem heftigen Streit, den sie miteinander gehabt hatten. Ausnahmsweise waren sie nicht spazieren gegangen, sondern hatten sich im Park getroffen. Dort gab es einen Brunnen, der sich bei Pärchen großer Beliebtheit erfreute - außer an diesem Tag. Das musste wohl am Wetter liegen. Obwohl der Himmel strahlend blau war wehte ein kräftiger und kalter Wind. Das Laub an den Bäumen hatte bereits begonnen, sich zu verfärben. Ein eindeutiges Indiz, dass der Herbst kurz bevor stand. Sie waren anderthalb Monate zusammen und hatten mehr verkrampfte Verabredungen hinter sich als man glauben mochte. Es sah ganz danach aus als würde es auch heute wieder zu einer solchen kommen. Eine Aussicht, die sowohl Fighter als auch Chaser grauenhaft fanden. Letztere musste zugeben, dass sie sich aus ihrer Schüchternheit befreien musste, zumindest gegenüber Fighter, wenn sie wollte, dass es funktionierte. Jedes Mal war sie wie gelähmt, wenn die Schwarzhaarige ihre Nähe suchte. Obwohl ihr Herz freudige Hüpfer tat und ihr heiß und kalt zugleich wurde, weil es ja genau das war, wonach sie sich sehnte, ließ sie Fighter nicht so richtig an sich heran. Chaser wusste selbst nicht, wieso sie so reagierte, ärgerte sich maßlos darüber. Vor allem weil sie genau sehen konnte, wie sehr es Fighter frustrierte. Was einem Märchen gleich begonnen hatte drohte sich mehr und mehr in einen Alptraum zu verwandeln. Aber das durfte nicht passieren. Das durfte es einfach nicht! Allein beim Gedanken daran, dass es jemals zu Ende sein könnte schnürte sich Chaser die Kehle zu. Nein. Sie würde es nicht zulassen - hoffentlich.

Wie auch immer, die beiden jungen Frauen saßen auf dem Brunnenrand. Zwischen ihnen mindestens ein Meter Abstand, wenn nicht mehr. Sie berührten einander nicht. Keine von ihnen sagte etwas. Fighters Blick war unbestimmt in die Ferne gerichtet, Chaser betrachtete angelegentlich den staubigen Boden zu ihren Füßen. Nur das Rauschen des Windes und das Plätschern des Wassers im Brunnen waren zu hören. Das Schweigen dehnte sich aus. Je länger es andauerte, desto unangenehmer wurde es. Irgendwann hatte Fighter schlichtweg die Nase voll. Frustriert schnaufte sie, was Chaser dazu veranlasste, sie anzusehen. Gewöhnlich vermied die Archivarin es, andere Menschen direkt anzusehen, da sie das nicht gern tat. Es war ihr schlichtweg zu persönlich. Allerdings hatte sie inzwischen die Fähigkeit, an Anderen vorbeizusehen, ihnen dabei aber das Gefühl zu geben, sie direkt anzuschauen, perfektioniert. Sie hatte es ja auch lange genug trainiert. Fighter war einer der sehr wenigen Menschen bei denen Chaser davon absah. Vielleicht weil sie ihr so unbewusst zeigen konnte, was sie ihr bedeutete. Aber wie es aussah genügte das nicht.

"So kann das nicht weiter gehen.", stellte Fighter fest, die sich um eine ruhige, sachliche Tonlage bemühte, der man den Kloß im Hals aber sehr deutlich anhören konnte.

"Das siehst du doch ein, oder? Reika?"

Jedes Mal, wenn Fighter ihren bürgerlichen Namen gebrauchte, überlief Chaser eine wohlige Gänsehaut. Sie nagte fieberhaft an ihrer Unterlippe, wusste, dass sie irgendwie reagieren musste. Am besten verbal. Doch ihr Hirn war wie leergepustet. Stattdessen machte sich Panik in ihr breit. Ihr schwante, in welche Richtung das Gespräch gehen würde und diese gefiel ihr ganz und gar nicht. Ehe sie sich äußern konnte, ergriff Fighter bereits wieder das Wort.

"Ich habe dich gern, aufrichtig gern. Sogar sehr. Mehr als ich sollte wahrscheinlich. Aber wenn das so weiter geht... Das kann ich einfach nicht. Verstehst du?"

Unwirsch fuhr Fighter sich mit einer Hand durch das schwarze Haar. Ernst und traurig zugleich war der Blick ihrer blauen Augen. Sie konnte einfach nicht still halten, musste sich bewegen. Also stand sie auf, um stattdessen vor Chaser auf und ab zu laufen. Der Archivrain war inzwischen das Herz in die Kniekehlen gesackt, weswegen sie es nicht schaffte, sich zu rühren. Wie gelähmt saß sie da, es rauschte in ihren Ohren. Sie konnte Fighters Worte kaum verstehen.

"Jedes Mal wenn ich versuche, dir auch nur das geringste Bisschen näher zu kommen weichst du vor mir zurück als würde ich dir bei lebendigem Leib die Haut vom Körper abziehen wollen. Bin ich dir wirklich so sehr zu forsch? Hast du Angst vor mir? Ist es das?"

Jetzt wirkte Fighter viel eher hilflos als wütend. Die Frustration war jedoch noch immer deutlich zu spüren.

"Ich verstehe ja, dass du... dass du schüchtern bist. Dass du ... Dinge noch nicht getan hast, die ich schon ... schon öfter getan habe als ich zählen kann. Und ich weiß nicht, ob das wirklich etwas ist, auf das ich stolz sein sollte."

Fighter unterbrach sich kurz, um sich zu räuspern. Ihr wollte die Stimme immer noch fast versagen. Langsam mischte sich jedoch wieder Wut in ihre Hilflosigkeit - und insbesondere eine gehörige Portion Schmerz. Sie hatte nie geahnt, wie weh Zurückweisung tun konnte. Jetzt wusste sie es und wünschte sich nichts sehnlicher als es nicht zu tun. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Maker sich damals so gefühlt hatte, als... Aber das gehörte hier nicht hin. Es ging um Chaser und sie. Niemand sonst war beteiligt an ihrer Misere.

"Aber verdammt, Reika, ich werde dich schon nicht fressen! Oder dir an einem öffentlichen Ort die Klamotten vom Leib reißen. Oder wovor auch immer du sonst Angst haben magst. Alles, was ich will, ist dir nahe zu sein. Ich will dich in meinen Armen halten, deine Wärme spüren, deine Lippen küssen. Mehr will ich doch gar nicht."

'Im Moment jedenfalls.', fügte Fighter gedanklich hinzu, denn sie musste zugeben, dass sie irgendwann durchaus gern intimer mit Chaser werden wollte. Nicht, dass es momentan so aussah als würden sie diesen Punkt je erreichen. Erneut fuhr die Schwarzhaarige sich mit einer Hand durchs Haar, das sie dadurch so sehr zerzauste, dass es wirr von ihrem Kopf abstand. Für einen Moment glich Fighter einem zornigen Igel. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre hätte Chaser vielleicht gelacht.

"Du willst das anscheinend nicht. Warum auch immer. Ich meine... was ist passiert? Als es angefangen mit uns... ich meine... wir haben uns einmal geküsst. Richtig geküsst. Aber seitdem hältst du mich auf Abstand wenn ich versuche... und ich verstehe einfach nicht wieso! Küsse ich so schlecht?"

Jetzt richteten sich Fighters Augen genau auf Chaser. Diese hockte auf dem Brunnenrand wie ein Häufchen Elend. Allerdings machte sie keinerlei Anstalten, etwas zu sagen, sich zu verteidigen oder sonst zu reagieren, was Fighter nur wütender und frustrierter machte. Am liebsten hätte sie Chaser an den Schultern gepackt und fest geschüttelt.
 

Mehrere Minuten verstrichen in denen keine von ihnen etwas sagte. Schließlich seufzte Fighter resigniert.

"In Ordnung, dann ist das wohl so.", bemerkte sie mit fast brechender Stimme während sie sich zum Gehen wandte. Es überraschte sie, wie weh ihr das tat. Na ja, jedenfalls eine Person würde sich über den Bruch freuen. Bestimmt würde Healer eine Menge höhnischer Bemerkungen machen. Darauf war Fighter wirklich nicht erpicht, aber sie wusste genau, dass sie vor ihren Schwestern niemals geheim halten konnte, was hier passiert war.

Fighter war nur wenige Schritte gegangen als sich mit erstaunlicher Kraft Chasers Hand um ihren Oberarm schloss und sie somit zum Stehen bleiben zwang. Obwohl sie absolut nicht in der Stimmung dafür war wandte Fighter sich der Blondine zu. Deren graue Augen schwammen schier in Tränen. Fast schon automatisch zog sich Fighters Herz schmerzhaft zusammen. Verdammt. Ihre harten, aber ehrlichen Worte mussten die Archivarin verletzt haben. Andererseits war sie schließlich nicht aus Stein. Es war logisch, dass sie ihr damit wehgetan hatte.

"Ni-nicht.", wimmerte Chaser, die befürchtete, zusammen zu brechen, bevor sie Fighter davon überzeugen konnte, dem Ganzen noch eine Chance zu geben. Ihr war klar, dass sie dafür etwas tun musste, dass sie guten Willen zeigen musste. Mehr als hohle Phrasen dreschen, sondern sich öffnen und ehrlich sein. Sie hatte solche Angst davor. Doch noch sehr viel mehr Angst hatte Chaser davor, dass Fighter sie verlassen könnte. Das würde sie nicht ertragen.

Fighter hingegen war hin- und hergerissen, wie sie reagieren sollte. Immerhin schien Chaser durchaus etwas an ihr zu liegen. Trotzdem war die Schwarzhaarige nicht bereit, es der Archivarin so leicht zu machen.

"Sag mir warum. Warum sollte ich nicht gehen?" Fest biss Chaser in ihre Unterlippe. Ihr war beinahe schlecht vor Aufregung. Aber ihr war bewusst, dass sie sich offenbaren musste, wenn sie nicht wollte, dass Fighter sie verließ. Es war nur so unendlich schwer. Viel zu schwer für Chasers Geschmack. Einen anderen Ausweg gab es jedoch nicht. Also holte sie tief Luft, versuchte, die Panik in ihrem Inneren zu zügeln und Fighter endlich reinen Wein einzuschenken.

"Es ist nicht, weil du schlecht küsst.", nuschelte die Blondine tödlich verlegen. Zarte Röte überzog nun ihre Wangen. Eigentlich verhielt es sich völlig gegenteilig. Fighter allerdings war erst mal baff aufgrund dieses Gständnisses.

"Was ist denn dann das Problem?", hakte sie verwirrt nach, "Ist es wirklich, weil ich zu ... aufdringlich bin?" Was sie sich eigentlich nicht vorstellen konnte. Sie hatte darauf geachtet, Chaser nicht ungebührlich zu berühren, wenn man von Umarmungen und Händchen halten einmal absah. Bloß, dass man das wohl nicht als unanständig bezeichnen konnte. Zumindest nicht nach Fighters Definition.

Langsam schüttelte Chaser den Kopf. Auch das war es nicht, wo der Hase im Pfeffer lag. Sie seufzte schwer als läge die Last des gesamten Planeten auf ihren schmalen Schultern.

"Spuck es aus, Reika.", verlangte Fighter ungeduldig. Schon machte sie Anstalten sich aus dem Griff der Archivarin befreien zu wollen. Diese aber ruckte an ihrem Arm. Ehe Fighter sich versah hatte Chaser sich auf die Zehenspitzen gestellt und küsste sie, in der Öffentlichkeit wohlgemerkt, mitten auf den Mund. Dabei ging sie ein wenig unbeholfen und grob vor, was jedoch auf ihre Unerfahrenheit zurückzuführen war. Viel Gelegenheit, zu üben hatte sie ja nicht gehabt, da sie sämtliche Avancen seitens Fighter bislang abgelehnt hatte. Es dauerte einen Moment bis Fighter sich wieder gefangen hatte, wenngleich ihre Verwirrung ins Unendliche stieg. Sanft, aber bestimmt schob sie Chaser von sich.

"Das ist kein Argument, das weißt du.", sagte sie sehr leise, aber so vernehmlich, dass sie sicher sein konnte, dass Chaser sie verstanden hatte. Die Blondine nickte, schluchzte dann aber auf, womit sie Fighter augenblicklich weich geklopft hatte. Wenn es eines gab, dass die Schwarzhaarige nicht ertragen konnte, dann waren es Chasers Tränen. Fighter machte sich doch von Chaser los, umarmte sie aber sofort und zog sie dicht an sich heran, während sie beruhigende Laute von sich gab.

Irgendwann bekam Fighter mit, dass Chaser zwischen den Schluchzern versuchte, sich zu erklären. Das ehrte sie zwar, allerdings verstand Kakyuus Leibwächterin kein Wort von dem, was Chaser äußerte. Innerlich seufzend bugsiert sie das Häufchen Elend zurück zum Brunnenrand, wo sie sich mit ihr niederließ. Glücklicherweise versiegten Chasers Tränen kurz darauf. Obwohl es die Archivarin einigen Mut kostete, hob sie den Blick um mit verheulten Augen Fighter anzusehen.

"Es ist weil du zu gut küsst.", quiekte Chaser kaum hörbar. Fighter hingegen wollte beinahe die Kinnlade runterklappen. Hatte sie sich gerade verhört oder hatte Chaser das wirklich gesagt?

"Weil ich... Aber... das verstehe ich nicht.", musste die Schwarzhaarige zugeben, jetzt noch verwirrter als vorher. Chaser lief so rot an wie eine überreife Tomate. Verlegen räusperte sie sich.

"Das macht Dinge mit mir. Wenn du mich küsst, meine ich. Es fühlt sich so gut an, dass ... Ich kann es gar nicht beschreiben. Aber es macht Dinge mit mir, die mir peinlich sind. Außerdem habe ich Angst, dass ich... forsch werde." Am liebsten wäre Chaser vor Scham im Boden versunken. Es kostete sie viel Überwindung, nicht einfach aufzuspringen und davon zu laufen. Nichts hätte sie lieber getan. Andererseits wurde ihr, je mehr sie preisgab, leichter ums Herz. Fighter meinte langsam, zu begreifen, was die Crux war. Ein amüsiertes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.

"Es macht dich also scharf, wenn ich dich küsse?", hakte sie grinsend nach, genau wissend, wie gemein sie gerade war. Aber nachdem sie sich so lange Zeit den Kopf darüber zerbrochen hatte, was sie falsch machte, fand sie es nur gerecht wenn sie Chaser jetzt etwas foppte. Tödlich verlegen nickte die Blondine. Damit traf Fighter wirklich den Nagel auf den Kopf. Langsam beugte sie sich zu ihrem Ohr vor.

"Sag es.", hauchte Fighter hinein, "Ich will, dass du es sagst."

Fast entsetzt sah Chaser sie an. Ihr war der Mund trocken geworden. Dafür verhielt es sich mit anderen Regionen ihres Körpers genau gegenteilig. Unruhig rutschte sie auf der steinernen Bank herum.

"Es... es... m-ma-macht... michscharfwenndumichküsst." Zuerst stockend brachte Chaser den halben Satz praktisch als ein Wort heraus. Sie schämte sich in Grund und Boden und hatte das Gefühl, dass ihr Kopf schier glühte. Fighter hingegen genoss das Ganze sichtlich. Ein leises, aber durchaus liebevolles Lachen war von ihr zu hören.

"Na gut. Ausnahmsweise lasse ich das mal gelten. Aber nur, weil du so süß bist." Verschmitzt zwinkerte Fighter Chaser zu, welche daraufhin nur noch röter wurde - falls das überhaupt im Bereich des Möglichen lag. Anschließend beugte Fighter sich zu ihrer Freundin vor, die diesmal keine Anstalten machte, ihr auszuweichen oder den Versuch des Kusses zu unterbinden. So war das Ende gerade noch einmal abzuwenden gewesen und seit jenem Tag konnte Chaser absolut nicht genug von Fighters Nähe bekommen - oder ihren Küssen. Doch keine von Beiden konnte ahnen, dass ihre gemeinsame Zeit bald durch völlig andere Umstände abgelaufen sein würde. Unaufhörlich verrann die Zeit dem Sand in einem Stundenglas gleich, nur eine Leihgabe, die alsbald zurückgefordert werden würde.



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Von:  fahnm
2016-03-09T22:49:43+00:00 09.03.2016 23:49
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