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Schreibaufgabe 2016

Eine kleine Geschichte pro Tag
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
8. Juni

Thema: Wimmern
Serie: Attack on Titan
Charaktere: Levi
Wörter: 591
Anmerkungen: - Komplett anzeigen

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Tag 87: Wimmern (Attack on Titan)

Levi hörte es, lange, bevor er es sah. Eigentlich war Erwins Büro ein ganzes Stück weg vom Krankenflügel und eigentlich sollte er ziemlich bald dort auftauchen, einen Bericht abgeben und an einer Krisensitzung teilnehmen.

Eigentlich.

Aber das Geräusch hatte ihn innehalten lassen und sorgte dafür, dass er beschloss, dass Erwin und seine Krisensitzung es überleben würden, wenn er ein paar Minuten später kam. Ob das gleiche für den Mann galt, den er gerade wimmern hörte, konnte er gerade nicht sagen.

Da er einen Großteil seines Lebens unter den Ärmsten dieser Gesellschaft verbracht hatte, war der Klang eines wimmernden, verzweifelten Menschens, der Schmerzen litt, für Levi nichts Neues. Er war viel zu gewöhnt daran gewesen und hatte mit der Zeit einen richtigen Hass darauf entwickelt.

Nicht, wie einige andere - vor allem von der Militärpoilzei, die sich selten in den Untergrund verirrt hatten und meinten man sollte wenigstens so leiden, dass man andere nicht störte. Ob sie wirklich glaubten, dass die Menschen leiser wurden, wenn sie neben allem, was sie ohnehin quälte angeschrien oder sogar getreten wurden? Levi hoffte nicht, denn sonst stand es schlechter um die angeblichen Ordnungshüter bestellt, als er dachte.

In der verfallenden Stadt ging es niemandem gut, ob es nun Hunger, Krankheit oder Angst war, Menschen wimmerten nicht einfach so. Und es war eine traurige Tatsache, dass er gelernt hatte, dass es Unterschiede gab.

Das war auch in der Aufklärungslegion nicht anders. Als er damals dem Militär gezwungenerweise beitrat, hatte er insgeheim gehofft, dass er es niemals wieder würde hören müssen. Und es war genau bis zu ihrer ersten Mission gut gegangen. Er erinnerte sich noch viel zu gut daran, wie er am Morgen danach zum Frühstück wollte und ihm ein eiskalter Schauder durchfuhr, als er an Stephans Zimmer vorbei kam. Stephan, der eigentlich nur einen gebrochenen Arm und eine leichte Rippenprellung haben sollte. Aber da war es gewesen, das eine, verhasste Geräusch. Das Wimmern eines im Sterben liegenden Menschen.

Er hatte den Arzt holen wollen, doch der war zu beschäftigt mit den anderen Patienten und meinte, dass er Stephan ausreichend versorgt hatte. Drei Stunden später allerdings war dieser an seinen inneren Blutungen gestorben.

Vermutlich hätte ihm auch der Arzt nicht mehr helfen können, aber er hätte ihm wenigstens die Schmerzen ersparen können, die er sicher gehabt hatte.

Auch nun wieder wurde es zwischen den hallenden Schritten seiner Stiefel auf dem kühlen Boden lauter und lauter. Ein wenig graute Levi davor zu sehen, wen es diesmal getroffen hatte. Manchmal fragte er sich, ob ein schneller Tod auf dem Schlachtfeld nicht gnadenvoller war als dieses schleichende, langsame Leiden.

Eine weitere Frage war, wieso er überhaupt hierher kam, aber irgendetwas verhinderte jedes Mal aufs Neue, dass er es ignorieren und einfach weitergehen konnte, selbst in dem Wissen, dass er ziemlich sicher weder helfen noch überhaupt etwas tun konnte.

Vielleicht war es die unsinnige Hoffnung, dass es doch einmal anders sein würde und er jemanden retten könnte oder der Wunsch, wenn es ihm jemals auch so gehen würde, dass er nicht alleine irgendwo liegen würde.

So gut er darin geworden war Titanen oder Menschen zu bekämpfen, wenn sie Leben bedrohten, so hilflos war er im Kampf gegen Verletzungen.

Er schob langsam die Tür auf und sah hinein. Es war augenblicklich klar, woher das Geräusch kam und den Blicken nach, die ihm begegneten, war Levi nicht der einzige, der davon ausging, dass der arme Mann den nächsten Morgen oder eher schon den Abend nicht mehr erleben würde. Er atmete langsam ein und aus und setzte sich an den Rand des blutbefleckten Bettes.



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