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Strange Things Can Happen

von

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Feuchtigkeit

Tropfen um Tropfen fiel, nässte ihre Kleidung, nässte die Nahrung, nässte alles, was sich in dem Wald befand und nicht unter einer dichten Krone verdeckt worden war.
 

Draco hob den Blick gen Himmel; dunkle Wolken hatten sich zusammengezogen, manche fast schwarz und undurchdringlich. Ein fernes Grummeln war zu hören, noch weit entfernt, jedoch deutlich auf ihre Richtung zurollend.
 

„Es wird ein Unwetter geben“, sagte Draco leise und richtete seinen Blick auf Hermine; sie war ebenso nass wie er und zitterte. Ihr Mantel war nur aus einem dünnen Stoff, und der Nahrungsmangel und die Kälte hatten ihr sichtlich zugesetzt. Die Nässe tat ihr deshalb noch weniger gut als Draco's immense Kraftakte, die er aufwandte, um sie stramm bei sich zu halten.
 

Sie seufzte.
 

„Malfoy, mir ist kalt. Ich bin nass bis auf die Knochen und ich kann nicht mehr laufen. Bitte, lass uns etwas suchen, wo wir rasten können. Ich kann nicht mehr. Bitte.“
 

Draco sah sie erstaunt an; seine Brauen hoben sich leicht an, und er biss sich auf die Unterlippe. Da sie tatsächlich heftig am zittern war, blass und kränklich aussah, beschloss er, nur dieses eine Mal ihrer Bitte nachzukommen.
 

„Meinetwegen. Aber nur, weil ich glaube, dass das Wetter noch schlimmer wird. Du willst gar nicht wissen, welche Wesen sich bei solch einem Wetter im Wald herumtreiben.“
 

Sie nickte nur; als sicher war, dass sie nichts weiter zu sagen hatte, machten die Beiden sich auf die Suche nach einem Unterschlupf.
 

Der Regen wurde immer heftiger und ließ auch nach zwanzig Minuten emsiger Suche nicht nach. Draco begann fast daran zu zweifeln, dass sie einen Unterschlupf finden würden, denn obwohl der Wald dicht war und so einige Stellen bot, die trocken waren, schien nichts windgeschützt zu sein.
 

„Verdammt“, fluchte Draco und sah sich um; dichte Baumkronen, die im kräftiger werdenden Wind hin und herschwangen, waren alles, was er sah.
 

„Da!“, keuchte Hermine auf einmal, und Draco drehte sich in die Richtung, in die sie deutete; ein kleiner Hügel war dort zu sehen, mit Sträuchern versperrt und dicht gestrüppt. Draco ahnte, das dies einmal eine Bärenhöhle gewesen sein musste; der Eingang, zwar verwuchert und struppig, war rund und groß und führte in ein dunkles Loch, das jedoch groß genug für beide schien.
 

Einen Moment lang wägte Draco das Risiko ab, dass ein wilder Bär irgendwann wieder kommen und sie verspeisen würde gegen das Risiko, dass sie hier draußen von einem schlimmeren Wesen getötet werden würden.
 

„Okay“, sagte er und zog Hermine näher zu sich; sie keuchte vor Anstrengung, sagte jedoch nichts, als sich die beiden der Höhle näherten und sich versicherten, das dort noch nichts anderes drin war.
 

Draco kramte in seinem Umhang, bis er fand, was er suchte: ein kleines Messer, das scharf genug war, um sämtliche Zweige durchzuschneiden. Da er wusste, dass Hermine kaum in der Lage sein würde, sich selbst durch die Zweige zu drängen, nahm er ihr diese Aufgabe ab.
 

Er hielt einige der Zweige zur Seite und ließ sie vorlaufen, soweit es die Fesseln zuließen; erst dann drängte er sich hinterher und stellte sicher, dass immer noch genug Zweige den Eingang verdeckten.
 

Drinnen war es kühl, aber trocken und fast gemütlich; der Sand war fest, und trotz des abstoßendes Geruches eines wilden Tieres konnte man es hier während des Unwetters sehr gut aushalten.
 

Hermine ließ sich seufzend gegen eine der sandigen Höhlenwände gleiten. Ihr Gesicht verzog sich, als ihr die Fesseln wieder ins Fleisch schnitten. Draco bemerkte es, tat jedoch, als hätte er es nicht gesehen.
 

Er stellte seine Tasche ab und band Hermine's Fesseln an den austretenden Ausläufer einer dicken Wurzel fest, damit sie nicht weglaufen konnte. Sie zitterte immer noch.
 

„M... mal.. Malfoy...“
 

Er seufzte.
 

„Ja, ich weiß. Ich geb' dir sofort etwas.“
 

Sie musste halb ausgehungert sein, dass sie mittlerweile bibbernd um etwas Wasser und Nahrung bettelte. Draco genoss es, jedoch war er sich bewusst, dass er besser für sie sorgen musste, wenn sie die Tour überleben sollte. Gerade bei diesem Wetter war die Gefahr einer Krankheit oder Infektion nicht auszuschließen.
 

Er kramte in der Tasche nach etwas essbarem; außer Brot und etwas Käse gab es jedoch nicht mehr viel. Er war davon ausgegangen, in diesem Wald weitaus besseres finden zu können, jedoch hatte er sich in dem Sinne wohl vertan.
 

Er schnitt ihr eine dicke Scheibe Brot mit dem Messer ab, gab ein Stück Käse dazu und reichte es ihr; sie stieß ein zittriges „Danke“ hervor und schlang das Essen so schnell in sich hinein, als dachte sie, Draco würde es ihr wieder wegnehmen.
 

Ein kleines Lächeln markierte seine sonst so ernst zusammengepressten Lippen, und er machte sich selbst auch eine Kleinigkeit. Als Hermine alles aufgegessen hatte, reichte er ihr das Wasser.
 

„Hier. Du trocknest nämlich aus.“, sagte er leise und warf einen kurzen Blick auf sie: Sie war immer noch so nass, als wäre sie gerade aus einer frischen Dusche gekommen. Ihr braunes, langes Haar lag in nassen Wellen um ihre Schultern, und ihre Kleider waren so nass, dass sie die Kontur ihres schlanken Körpers umzeichneten. Draco wandte den Blick ab; er wollte nicht, dass sie sah, wie er angesehen hatte. Den Körper, den er eigentlich hasste und am liebsten zerstückeln wollte. Den Körper, der trotz aller Widerstände äußerst attraktiv wirkte.
 

Hermine bemerkte seinen Blick jedoch. Sie sagte nichts, streckte jedoch ihre Beine etwas von sich und stieß ein Seufzen aus, bevor sie mehrere Schlücke Wasser nahm.
 

„Bei dem Regen kann man nicht verdursten.“, stieß sie hervor, als sie die Flasche kurz absetzte und ihr Blick den seinen traf.
 

Draco runzelte die Stirn.
 

„Wenn das so ist, sollte ich dir demnächst etwas mehr Regenwasser zu trinken geben.“
 

Sie stieß etwas aus, das sogar nach einem leisen Lachen klang- doch vielleicht irrte er sich auch. Stille trat erneut ein, und Draco stand auf, um ein paar trockene Zweige zu suchen.
 

Denn ohne Feuer würden sie die Nacht nicht überleben, so durchnässt wie sie waren.
 

Er schaffte es tatsächlich, nach einigem Hin- und Her ein einigermaßen großes Feuer zustande zu bringen; in der Höhle, etwas weiter hinten in der Dunkelheit, hatte er ein paar große Äste gefunden, die zwar sandig, aber trocken gewesen waren. Da er keine Spuren von Zauberei in diesen Wäldern hinterlassen wollte, hatte er mit Hermine's kläglicher Hilfe ein Feuer zustande gebracht. Ihre Finger hatten so heftig gezittert, dass Draco sie nach einer Weile weggeschoben hatte.
 

„Granger, lass – du kannst das in deinem Zustand nicht. Guck mal, du bringst es nicht einmal fertig einen Stock vernünftig zu hal...“
 

Ein durchdringender, markerschütternder Schrei durchbrach die Stille der Nacht.
 

Beide versteiften sich sofort. Draco lauschte.
 

Der Schrei kam ein zweites Mal, dieses Mal viel näher und lauter als vorher. Er begann hektisch zu atmen, während er spürte, dass Hermine sich neben ihm ängstlich an die Wand drückte.
 

„Was war...“, begann sie, doch Draco hielt ihr mit einer schnellen und geschickten, festen Bewegung den Mund zu.
 

„Sh!“, zischte er so leise, wie er wagte; doch er konnte es bereits hören.
 

Schritte, die immer näher zur Höhle kamen, und ein Grollen, dass selbst durch den heftigen Regen nicht zu überhören war. Draco verlor keine Zeit, denn ihm lief es eiskalt den Nacken hinunter. Er wusste, was da in der Dunkelheit auf die Höhle zugelaufen kam.
 

Er wusste, was da nachts hungrig durch den Wald streifte und sich alles nahm, was auch nur ansatzweise einen Herzschlag besaß.
 

Er riss Hermine's Fesseln mit dem kleinen Messer durch und zog sie so leise er konnte tiefer in die Höhle, so tief, dass sie nichts mehr von dem Feuer mitbekamen. Es wurde kalt und so dunkel, dass sie einander nur noch als schattenhafte Schemen wahrnehmen konnten; doch Draco zog sie so lange weiter, bis die Höhle abrupt abbrach.
 

Draco schluckte. Einmal war er in so einer Situation gewesen, und er wusste: offene Wunden lockten an.
 

Er fasste Hermine bei den Schultern und drückte sie fest an die Wand der Höhle. Seinen Körper drückte er ebenfalls dagegen, so nah, dass er spüren konnte, wie ihr Brustkorb sich hastig hob und senkte. Sie stieß jedoch keinen Laut aus. Sie wagte genauso wenig wie er, die Nähe zueinander unterbrechen. Vielleicht spürte sie, dass Draco genau wusste, was er tat.
 

Dass er einen kühnen Kopf behielt, bei was auch immer da dort den Wald schlich.
 

Eine Weile vernahmen sie noch weitere Schreie und Gebrüll, und ein übler Geruch zog sogar bis hinten zu ihnen, in den letzten Winkel der bebenden und dröhnenden Dunkelheit. Doch dieser Geruch verflog nach einer Weile, ebenso die Geräusche.
 

Erst als sie nur noch ihren gegenseitigen, heftigen Herzschlag wahrnahmen und ihr Atmen, da lockerte Draco seinen Griff und löste sich leicht von ihr.
 

„Ich glaube, er ist weg. Wir sollten jedoch noch eine Weile hier verweilen, nur zur Sicherheit.“, flüsterte Draco und atmete leise aus. Er spürte, dass er stark geschwitzt hatte vor Angst, und einige seiner Haare klebten ihm an der Stirn. Hermine musste es nicht anders gehen: selbst nachdem er sich etwas gelöst hatte, zitterte sie immer noch und hielt Draco's Arm eisern umschlossen, um den sich ihre Finger aus purer Panik gewunden hatten. Er hörte sie schlucken.
 

„Was war das...Malfoy?“, wimmerte sie so leise, dass Draco sie fast nicht gehört hätte.
 

Er zögerte einen Moment, dann fuhr er sich mit einer stockenden Bewegung und klammen Fingern durch die nassen Haare.
 

„Etwas, von dem du lieber nichts wissen möchtest. Du findest nichts in Büchern, nichts in den alten Sagen über dieses Geschöpf. Es kommt aus einer uralten Welt und es gibt ihn nicht mehr oft auf dieser Erde. Wir können froh sein, dass er uns nichts gewittert hat.“, zischte er leise, und nach einem Ausatmen fügte er hinzu: „Er ist der grausamste Schatten unserer Welt. Das letzte, was man vor seinem Tod sieht.“
 

Hermine stieß ein leises Keuchen aus; Draco spürte, wie ihre Fingernägel sich in seinen Arm bohrten. Als er seinen Arm wegziehen wollte, zog sie ihn mit einer überraschend starken Bewegung näher.
 

Obwohl Draco nicht viel sah, wusste er, dass seine Nase fast an die ihre stieß; er spürte ihren warmen Atem, fühlte, dass ihr Gesicht nicht nur nass vom Regen war, und sie ihn ansah, so gut sie konnte. Draco schluckte, als er die leisen Worte gegen seine Lippen stoßen spürte: „Du hast mich nicht ausgeliefert.“
 

„Ich brauche dich noch, der Lord...“
 

Ein Finger fand seinen Weg auf seine Lippen und brachten diese sofort zum Schweigen; was sollte das?, schoss es ihm durch den Kopf, und obwohl sein Verstand dagegen arbeitete, so wehrte sein Körper sich aber nicht. Als wäre er gefroren. Geschockt.
 

„Ich glaube nicht, dass du jemals einem Gefangenen so viel Zeit gegeben hast. So wichtig kann ich nicht sein. Ich weiß, was du brauchst.“, hauchte sie.
 

Ihre Worte vernebelten seinen Kopf, vernebelten seine Gedanken. Er schloss die Augen kurz und stieß ein leises Keuchen aus; ihm war schwindelig.
 

„Natürlich brauche ich dich nur für den Lord, du wertloses...“
 

Und da war es dann.
 

Der Moment, den Draco seit ihrer Festnahme fürchtete, an den er nie gedacht, aber von dem er geträumt hatte; für den er sich gehasst und bestraft hatte.
 

Der brennende Kuss war unschuldig, feurig und nass; ihre Lippen zitterten, ebenso wie Draco's, und die Dunkelheit schien jegliche Geräusche in diesem Moment zu absorbieren. Sie hielt ihre Lippen nur für einen Moment auf die seinen gepresst, fest aber willig, und sie ließ nach einigen Sekunden ab; Draco spürte, dass sie sich über die Lippen leckte und leise seufzte.
 

Draco wusste nicht, was über ihn kam, jedoch umfassten seine immer noch klammen Hände ihr Gesicht und zogen es so nahe an sein eigenes heran, dass er den Kuss von eben wiederholen konnte, nur viel hungriger und gieriger als ihrer. Ihre Finger krallten sich in seinen Hinterkopf, doch sie erwiderte, erwiderte jeden festen, fast bissigen, atemlosen Kuss, den Draco ihr gab, und ebenso erwiderte sie den Druck seines Körpers, der sich drängend gegen sie drückte.
 

Draco's Zunge tastete sich zunächst vorsichtig vor, wägte ab, doch ihre sanfte Zunge spielte so selbstverständlich mit der seinen, dass es für ihn kein Halten gab.
 

Sie stieß ein Keuchen aus, als Draco ihr Kinn grob fasste, es nach oben drückte und ihren Hals mit leichten Bissen übersäte, die sich bis zu ihrem Schlüsselbein zogen.
 

Dann ließ er abrupt und so plötzlich ab, dass Hermine gerade ein leises „Hey...“, keuchen wollte, als sie plötzlich und mit einem heftigen Nachdruck eine schallende Ohrfeige auf ihrem Gesicht spürte, die einen feuchten Streifen hinterließ.
 

„Tu' das nie wieder, oder ich lasse dich das nächste Mal wirklich im Wald sitzen. Komm jetzt.“, fauchte Draco und packte sie mit einer so groben Bewegung, dass Hermine erschrocken aufkeuchte.
 

Sie schluckte ihre Worte, ihre Tränen herunter, und zischte nur vor Wut, als Draco sie wieder an die Fesseln band und die Seile fester als nötig spannte.
 

„Du verdammter Bastard!“, kreischte sie, doch ein zweiter, heftiger Schlag ins Gesicht ließ sie schweigen.
 

„Sei still, wenn du das Wesen nicht wieder anlocken willst!“, giftete er sie an, und seine grauen Augen waren so voller Wut und Hass, dass Hermine nichts weiter tat als sich an die Wand zu drücken und schweigend ins Feuer zu starren.
 

Draco setzte sich weit weg von ihr.
 

Innerlich kochte er. Ein Todesser, auch noch ein Hauptmann, liebte nicht. Er begehrte nicht, er sah nicht an, er gab seinen Gelüsten nie nach. Ein Hauptmann tat nur seine Arbeit und ließ sich niemals auf Abschaum ein.
 

Er schnaubte.
 

Abschaum, der ziemlich gut küssen konnte....



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2016-02-09T10:37:40+00:00 09.02.2016 11:37
Mir gefällt die Idee deiner Geschichte. Aber du schreibst so grausame Dinge, dass ich einige Zeilen nicht lesen kann >. <
Trotzdem werde ich weiterlesen, dein Schreibstil ist sehr spannend. Freue mich auf weitere Kapitel ;-)


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