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Strange Things Can Happen

von

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Der Hauptmann

Sachte umklammerten Draco's Finger seinen dunklen, glatten Zauberstab, während seine grauen Augen durch die Reihen verschiedener Gesichter streiften. Er scheute sich nicht, ein kleines Grinsen in seinen Mundwinkeln spielen zu lassen, während vor ihm, im dreckigen Sand auf den Knien liegend, eine Reihe von zitternden Muggelstämmigen saßen und alle, teilweise mit dicken Tränen in den Augen, auf den Boden starrten. Ein kleines Kind schluchzte.
 

„So. ihr dachtet also, ihr überspringt die Kontrolle der Grenzen und versucht einfach mal mit etwas Glück zu entkommen. Muss ich euch jetzt noch sagen, wie dumm das von euch war?“, hallte Draco's kräftige Stimme über die bibbernden Gestalten; die Mutter, dessen Kind noch zuvor geschluchzt hatte, drückte das Kleine fest an sich. Sie wich Draco's Augen aus.
 

„Das war wirklich nicht klug von euch. Ihr wisst doch, was mit Flüchtigen wie euch passiert, die wir an der Grenze auffangen.“
 

Er ließ seine Stimme in der kalten Tonlage, wie immer zutiefst befriedigt über die Wirkung, die sie so erzielte. Er schritt die Reihe der Gefangenen ab, während sein dunkler Zauberstab vorsichtig hin- und herschwang. Er setzte jedoch noch keinen Zauber an- er wollte dieses Spiel noch etwas weiter spielen.
 

Er war der jüngste Hauptmann, der jemals über eine Truppe blutrünstiger Todesser befohlen hatte; mit Stolz wurde er damals in die Truppen des Dunklen Lords aufgenommen, nachdem sein ehemaliger Schulkamerade Harry Potter verstorben war. Seine harte Ausbildung hatte Draco mit Bravur bestanden, und der Dunkle Lord persönlich hatte keine Scheu davor gezeigt, ihm direkt einen Posten mit viel Macht und Eigenverantwortung zu übertragen. Nicht nur, dass er gewachsen und ein stattlicher junger Mann geworden war, er konnte die dunklen Ansichten des Lords auch aus vollem Herzen vertreten. Damals hatte er es bewiesen, als er einer jungen Frau einen Sprengfluch ins Gesicht gefeuert hatte, um sie von der Flucht abzuhalten.
 

Er hatte einen Orden dafür bekommen, der auch jetzt an seiner breiten Brust schimmerte, neben den anderen Trophäen, die er sich hart erkämpft hatte.
 

Am Ende der Reihe hielt er kurz inne; er drehte sich auf der Achse um und baute sich in der Mitte mit etwas Abstand vor den Geflüchteten auf. Die Arme verschränkte er vor der Brust, während sein Zauberstab lässig in seinen Fingern lag.
 

Er grinste.
 

„Ich weiß nicht, was ich zu so viel Dummheit noch zu sagen habe. Wollt ihr zusehen, wie ich als erstes eure Kinder töte, oder soll ich euch alle gleichzeitig kalt machen?“, raunte er, und spürte zugleich die steigende Erregung seiner 15 Männer hinter sich, die nur darauf warteten, sie alle zu töten. Es waren zwei ausgewachsene Werwölfe dabei. Draco konnte ihr Schnauben vernehmen, als er seinen Kopf leicht zur Seite neigte.
 

„Herr, wir... wir waren dumm und wir wissen das. Gibt es denn keine Möglichkeit, dass sie uns eventuell... in Gefangenschaft nehmen? Ist es denn nicht so, dass es einen fairen Prozess gibt?“, stotterte ein ältlicher Mann mit einem braunen, sehr zerschlissenen Umhang. Tränenspuren zeichneten seine Wangen, die durch den Schmutz der scheinbar schon länger dauernden Flucht überzogen waren.
 

Draco starrte den Mann lange an; er kannte ihn irgendwo her. Doch es konnte auch sein, dass er sich irrte; sie sahen doch im Endeffekt eh alle gleich aus. Wie kleine Hühner vor der Schlachtung.
 

Draco reckte das Kinn; er lachte leise, bevor er sanft sagte: „Sie haben die Gesetze der neuen Welt gut studiert, und ja, eigentlich ist möglich, dass man vor seinem Tod in Gefangenschaft genommen wird und einem Verfahren unterzogen wird.“
 

Er machte eine bedeutungsvolle Pause; einige der Menschen vor ihm hatten ihre scheuen Blicke gehoben und sahen Draco an; ihre Augen waren groß vor Angst, doch etwas Hoffnung schimmerte darin, vor allem in den kleinen Kinderaugen.
 

Einen Moment lang herrschte noch Stille, so angespannt, dass man sie förmlich spüren konnte; bis Draco diese Stille unterbrach und erneut ansetzte, mit einem leisen, gewinnenden Tonfall:
 

„Aber nicht an meiner Grenze. Tötet sie.“
 

Es dauerte keine halbe Sekunde, da ertönten die Flüche und das Gebrüll seiner Männer hinter ihm, und Draco sah zu, wie fast alle Muggelstämmigen gleichzeitig auf dem sandigen Boden zusammenbrachen und mit leeren, teilweise noch feuchten Augen starben.
 

Draco selbst hatte seinen Zauberstab nicht berührt; er gab lediglich die Befehle, manchmal immer, manchmal tötete er auch selbst. Meistens suchte er sich seine Opfer jedoch genaustens aus. Diese hier waren nur einfache Flüchtige. Er rührte sie nicht an.
 

Als er einen letzten Blick auf die Reihe warf, die nun kreuz und quer am Boden lag, leblos und kalt, ließ er keine Regung seines Gemütes zu, auch nicht, als er sah, wie die Mutter in den Augenblicken des Sterbens noch versucht hatte, ihr Kind zu schützen, das nun genauso tot war wie alle anderen.
 

„Begrabt sie, ihr wisst ja, ein Massengrab genügt. Ich will nicht schon wieder so viele Gräber hier haben. Das schreckt die weiteren ab.“, tönte Draco und ließ seine Truppe aufräumen, während er selbst in Richtung Quartier ging.
 

Ihr Quartier lag unweit versteckt am Waldrand der Grenze, die sie bewachten; ein kleines Haus aus Stein, in dem alle Platz hatten und in dem Draco sogar sein eigenes Zimmer hatte. Nach Hause kam er selten; doch das scherte ihn nicht. Er liebte seinen Job, seine Macht, die Quälereien.
 

In dem Häuschen selbst nahm Draco sich seinen Umhang ab und warf ihn in eine Ecke; er ließ sich auf einen der knarzigen Stühle fallen und legte seine Beine hoch.
 

Seine Finger fuhren durch sein blondes Haar, während er seinen Kopf in den Nacken legte und angespannt ausatmete. Mit geschlossenen Augen vernahm er das Trippeln kleiner Füße, das eindeutig von dem kleinen Hauselfen stammte, den sie hatten; er kochte und putze für die Männer, die selbst die Unordnung eines Kleinkindes in sich trugen.
 

„Möchte Master Malfoy ein kühles Butterbier?“, quiekte die Elfe und verbeugte sich; Draco ließ die Augen geschlossen, murrte aber ein leises „Ja, bitte“, bevor er seine Augen öffnete und noch gerade mitbekam, wie die Elfe in die Küche tapste.
 

„Hatte Master Malfoy einen erfolgreichen Tag?“
 

Die Reihe an nunmehr Verstorbenen schoss ihm durch den Kopf; ein kleines Bild, kleine Kinderfinger umklammerten den Mantelsaum der Mutter. Tränenverschleierte Gesichter im Dreck, so leer. Und kalt.
 

„Ja, hatte ich jemals einen nicht erfolgreichen Tag?“, antwortete er müde, bevor er seine Beine vom Tisch nahm und das Bier empfing, dass der kleine Elf sodann auftrug.
 

„Master Malfoy sieht müde aus.“
 

„Mein Job ist auch nicht gerade einfach.“
 

Der Elf nickte und marschierte erneut in die Küche, um das Essen vorzubereiten. Draco blieb eine Weile am Tisch sitzen und genoß die Ruhe; er wusste genau, dass in einer halben Stunde seine lärmende Truppe wieder da sein würde.
 

Er ließ seinen Kopf etwas in den Nacken zurück und drechte ihn leicht von links nach rechts; seine Verspannung knackte leicht. Schon seit mehreren Wochen hatte er Probleme mit seinem Nacken und Rücken, und diese Schmerzen drückten ihm zwar nicht auf die Stimmung, aber auf das Gemüt.
 

„Ich lege mich noch eine halbe Stunde hin, weck mich, wenn es Essen gibt.“, sagte Draco und stand auf; das leise „Ja“ der Elfe ignorierte er, und trat mit müden Schritten in sein kleines Zimmer.
 

Obwohl er seine Stiefel noch anhatte, legte er sich trotzdem auf das weiche Bett, während seine Gedanken leicht kreiselten. Er unterdrückte sie, indem er sich mit seinen jeweils zwei Zeigefingern die Schläfen links und rechts massierte.



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